Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 23: 23. Was der Panda am meisten liebt – werde ich töten ---------------------------------------------------------------- Sein Körper schmerzte. Der Lord kniff die Augen zusammen. Es war kalt. Er hasste Kälte. Um ihn herum nur kalte Wände und ein Gitter von Metallstäben umgaben ihn. Der Käfig war nicht besonders groß, aber auch nicht sonderlich klein. Er bewegte seine Muskeln. Die Wachen hatten nicht wenig Fantasie besessen einen Gefangenen zu binden, dass musste er zugeben. Er lag auf einer Bank oder etwas Ähnlichem, gefesselt mit Seilen und zusätzlich Ketten, die ihn daran festhielten. Die Bänder waren so eng, dass er Mühe hatte tief Luft zu holen. Seine Füße waren ebenfalls gefesselt, doch auseinander mit Ketten und einer Stange, sodass er nicht die Möglichkeit hatte jeweils den anderen Fuß mit seinen Krallen zu erreichen, um sie irgendwie frei zu bekommen. Wieder bewegte er sich, um einen Schwachpunkt in den Fesseln zu finden, doch er konnte einfach keinen finden, so sehr war seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Wenigstens waren sein gebrochener Flügel und sein Bein fast wieder verheilt, sodass es nicht zu sehr weh tat. Dafür drückten die Fesseln jetzt schmerzhaft auf seiner weniger befiederten Haut und eine Kette war um seinen langen Hals gewickelt. Er konnte nur noch seinen Kopf nach rechts und nach links drehen. Er horchte auf, als er Schritte hörte. Türen wurden geöffnet. Er sah nicht zur Seite, aber er bemerkte zwei Schatten im Augenwinkel. Ein Räuspern veranlasste ihn sie anzusehen. Seine hasserfüllten Augen sahen zuerst auf Shifu, doch sein meist hasserfüllter Blick war auf den Panda gerichtet. Shifu verschränkte die Arme hinter dem Rücken, seine Augen nur auf den Lord gerichtet, der kein Wort von sich gab. „Wir haben entschieden, dass du hierbleibst, bis die Kung-Fu-Meister aus Gongmen kommen, um dich wegzubringen. Und sei sicher, dass sie dir keine Milderung gewähren werden.“ Der Lord schnaubte und ein fieses böses Lächeln überzog seinen Schnabel. „Milderung wäre eine Beleidigung für meine Würde.“ Meister Shifu verengte ärgerlich die Augen. Der Stolz des Lords nervte ihn. „Sie werden morgen Abend eintreffen.“ Er drehte sich um. Nur Po bewegte sich nicht von der Stelle. Offensichtlich hatte Shifu ihm eine ordentliche Standpauke erteilt. „Po, du kommst mit!“ Der Panda seufzte, doch er gehorchte. „Ja, Meister. Ich komme mit Ihnen.“ Viele Stunden vergingen. Shen hatte seine Augen geschlossen und hörte aufmerksam auf jedes Geräusch. Doch da war nur Stille, und leichte Luftzüge und andere sehr leise Nebengeräusche, von denen er nicht wissen wollte, woher sie kamen. Plötzlich übertönten andere Geräusche die Stille und nicht lange und die Tür wurde geöffnet. Shen schauten nicht hin. Er kannte diese Schritte. Die Schritte hielten neben seinem Käfig an und Stille trat wieder ein. Po seufzte tief und kratzte sich nervös am Kopf. „Mmm… ich…“ Po suchte nach Worten. „Es tut mir…“ „Nein, Panda”, schnitt Shen ihm das Wort ab, allerdings mit einer sehr tiefen Gelassenheit. „Vielleicht ist es mein Schicksal. Es war ein Fehler von mir mich zu verstecken zu versuchen.“ Po senkte den Blick. „Ich wollte nur helfen. Ich wollte es nie schlimmer machen.“ „Ich weiß, Panda.“ Po war ein bisschen überrascht über die Ruhe des Lords, doch er wollte ihn nicht nach dem Grund fragen. Schweigen erfüllte die Atmosphäre und unterdrückte den Drang zum Sprechen, bis Shen es wie ein Schwert in Pos Ohren durchbrach. „Aber, würdest du mir einen Gefallen tun?“ „Natürlich würde ich!“, schoss es aus Po heraus. Der Lord hob ein wenig den Kopf und versuchte sich zu bewegen. „Die Stricke sind sehr stramm. Könntest du sie wenigstens ein bisschen lockern?“ Das Lächeln des Pandas verschwand. „Stimmt etwas nicht?“ „Nein, es ist nur… Meister Shifu hat mir verboten den Käfig zu öffnen, egal aus welchem Grund.“ Shen seufzte und ließ den Kopf wieder sinken. „Mein Flügel tut schrecklich weh“, wimmerte er. „Willst du mir wirklich meinen letzten Willen verwehren?“ Po presste die Lippen zusammen und war den Tränen nahe. „Nun… nun… ich meine… wenn es dich glücklich macht…“ „Das würde es.“ Po kämpfte mit sich selber. Er verfluchte sich für seine Wortkargheit. Doch im Moment fiel ihm kein guter Vorwand ein das Thema zu wechseln. Vielleicht die Frage warum er in den Palast gekommen war. Doch im Moment hatte das für ihn keine Bedeutung. Der Lord von Gongmen und der Mörder seiner Eltern war dem Tode so nah und er konnte nichts tun, um seinen Weg zu ändern. Nicht für ihn, nicht irgendwie. Vielleicht könnte er die Wahrsagerin um etwas bitten. „Was ist jetzt?“, brachten ihn Shens Worte zurück. „Oh, ja, ja…“ Po nahm die Schlüssel, die neben der Tür der Zelle hingen. Er würde ihm den Gefallen tun und danach über einen Plan nachdenken. Nachdem er den Käfig geöffnet hatte, schloss er die Käfigtür hinter sich wieder. „Hast du so wenig Vertrauen zu mir?“, fragte Shen vorwurfsvoll. „Äh… nein… tut mir leid, es ist nur… ach egal.“ Er öffnete die Käfigtür wieder und ließ sie halboffen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Lord zu. „Okay…“ Po hatte keine Ahnung, wo er die Fesseln zuerst lockern sollte. „Vielleicht könntest du mit dem Stab an meinen Füßen anfangen“, sagte Shen, als er Pos Fragen gefülltes Gesicht bemerkte. „Mein Bein ist immer noch nicht so gut verheilt wie ich dachte.“ „Oh, natürlich.” Po ging ans Ende des Lords und öffnete die Stange mit einer der Schlüssel. „Und die Ketten um meinen Körper. Die schmerzen am meisten.“ Po zögerte. Aber Shen war immer noch genug mit anderen Fesseln angebunden. Es würde wohl nichts dagegensprechen. Er legte den Schlüssel in das Schloss, das die Ketten zusammenhielt, und öffnete es. „Ist es besser so?“, fragte Po. „Jaaaaa…“ Shen zischte lange und plötzlich schlüpfte er aus den Fesseln wie durch heiße Butter. Po war so überrascht, dass er ihm nur sprachlos zusah. Ein harter Schlag traf das Gesicht des Pandas. „Viel besser!“, schrie Shen. Noch bevor Po eine Bewegung machen konnte, sprang der Pfau ihn an und drückte seine Kralle auf dessen Kehle. „Autsch! Hey, was tust du da?“, rief Po, und versuchte ihn wegzustoßen, doch Shen grub seine Krallen nur noch tiefer in das dichte Fell. Dann beugte er sich runter und sah den Panda mit Wut gefüllten Augen an. „Du wirst für deine Sünde bezahlen!“ Po verstand überhaupt nichts. „Wovon redest du…?“ Plötzlich ertönte ein alarmierender Schrei durch die Gänge. Anscheinend hatte einer der Wachen den Lärm gehört. Es dauerte nicht lange und zwei Nashörner erschienen auf der Bildfläche. Shen lächelte dunkel. Zwei Wachen waren kein Problem für ihn. Seine neu gesammelten Kräfte stachelten ihn zur Top-Form an. Eines der Nashörner wollte ihn greifen, doch Shen wich seinem Griff aus. Er flitzte an ihm vorbei und rannte aus dem Käfig. „Haltet ihn auf!“ Ein Gorilla und ein anderes Nashorn erschienen im Korridor. Doch Shen wich ihnen aus wie ein Blitz. Obwohl er immer noch Schmerzen in den Gliedern verspürte, sein Wille zur Flucht tötete alles Leiden in ihm ab. Mit schnellen Bewegungen passierte er die Wachen und erreichte die Treppe, die nach oben führte. Mehr Wachen rannten in den Keller. Aber der Pfau überflügelte sie wie ein leichtes weißes starkes Handtuch. Und nicht mehr lange da atmete seine Lunge auch schon frische Nachtluft. Die ganze Zeit schrien die Wachen nach Verstärkung. Doch die Giganten hatten gegen die flinke schnelle Geschicklichkeit des weißen Vogels keine Chance. Plötzlich hielt Shen an. Vor ihm erstreckte sich ein Abgrund. Senkrechte Felswände präsentierten die Tiefe des Tals. Und von der rechten und linken Seite kamen die Wachen angestürmt. Shen dachte nicht lange nach. Er nahm seine dunkelbraune Robe, überzog damit seinen Körper in einer bestimmten Position und ging ein paar Schritte zurück. „Er will springen!“, brüllte ein Wächter nicht weit entfernt. Shen nahm Anlauf und sprang in die schwarze Tiefe. In letzter Sekunde bevor die Hände ihn erreichen konnten. In rasanter Geschwindigkeit segelte der weiße Lord auf das Dorf nieder. Po konnte nur noch sehen, wie er in der Nacht verschwand. „Po!“ rief die Stimme von Tigress. „Was hast du getan?“ „Äh… nichts…“ Po stand noch immer unter Schock. Ohne eine Antwort rannte er die Stufen des Berges runter. Auf keinen Fall wollte er von Shifu geschnappt werden. Er musste das Tal erreichen, bevor noch Schlimmeres passierte. Der Boden kam näher und näher. Eine Wiese tauchte vor ihm auf. Mit schneller Bewegung spreizte Shen seine Robe und Flügel. Mit hartem Schlittern kam er zum Stillstand. Er stolperte nach vorne und landete mit dem Gesicht im nassen Gras. Schnell rappelte er sich wieder auf. Sein Körper war über und über mit Gras und Dreck bedeckt und ein paar Abschürfungen, aber nicht schlimm. Er schaute zurück, wo er den Berg des Jade-Palastes sehen konnte. Das Dorf war nicht weit von ihm entfernt. Der Lord schnaubte. Er hatte den Panda verloren. Doch da war immer noch eine andere Möglichkeit ihn tief zu treffen. Shen keuchte erschöpft. Er musste schnell sein. Es musste schnell gehen. Nur noch über die Brücke des Flusses und ein paar Straßen weiter. Die Straßen waren leer. Keine Seele spazierte draußen in der Nacht. Der Pfau hielt an. Sein Blick richtete sich auf das Nudel-Restaurant. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich werde das töten, was du am meisten liebst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)