Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 22: 22. Auf Messers Klinge ---------------------------------- Shen keuchte schwer. Es war eine regelrechte Qual für ihn Stufe für Stufe mit seinem fast geheilten Bein zu nehmen. Doch er wollte nicht aufgeben. „Du wirst für deine Sünden bezahlen“, murmelte er immer wieder und wieder vor sich hin. Dieser Panda hatte sein Feuerwerk missbraucht. Nur dieser Gedanke umkreisten seinen Kopf. Er konnte seine Wut einfach nicht drosseln. Der Pfau schnappte nach Luft, als er die letzte Stufe erklommen hatte. Er wunderte sich selber über sein Schnauben. Er hatte viel zu lange das Bett gehütet. Schließlich richtete er sich auf und schaute geradeaus. Vor ihm erhoben sich die großen Flügeltüren des Tores. Sie waren verschlossen. Er sah sich um. Entlang der weißen Mauer könnte er hochklettern. Es wäre nicht das erste Mal in seinem Leben über eine bewachte Mauer zu klettern. Mit ein paar geschickten Sprüngen stand er auf der anderen Seite. Dort angekommen duckte er sich hinter einem Gebüsch und beobachtete die Umgebung. Dann zog er sich die Kaputze von seiner dunkelgrauen Robe über den Kopf und schlich im Palastgarten umher. „Mann, war das anstrengend“, jammerte Monkey. Po und die anderen marschierten gerade zu den kleineren Nebenhäusern, wo sie etwas essen wollten. Hinter ihnen lag ein harter Morgen. Gong hatte sie so viele Dinge gelehrt, darüber unterrichtet, was sie tun, sagen oder lassen sollten, wenn die Besucher eintrafen, dass sich alles um sie herumdrehte. „Stimmt etwas nicht, Po?“ „Mmm?“ Po sah Tigress überrascht und erschrocken an. „Äh… nein, ich hab gerade nur über etwas nachgedacht, ob ich auch alles richtig machen werde. Ich meine… das ist immerhin mein erster wichtiger Staatsbesuch.“ „Nur nicht nervös werden“, meinte Mantis. „Immerhin bist du der Drachenkrieger.“ „Genau, du wirst es schon schafften“, sprach Viper ihm Mut zu. „Na ja, vielleicht habt ihr recht“, seufzte Po und zusammen setzten sie ihren Weg fort. Po hinkte den anderen ein wenig hinterher. Ihm schwirrten noch andere Dinge durch den Kopf. Der Lord fühlte das Messer in seinem Flügel. Es würde für ihn kein Problem sein es dem Panda direkt ins Herz zu schleudern. Nicht weit entfernt spazierte der Panda hinter seinen Freunden den Hügel rauf. Der Pfau hatte sich hinter ein paar Steinen versteckt und beobachtete sie aufmerksam. Der Panda war schutzlos. Das war seine Chance. Nur ein bisschen näher. „Hey! Wer bist du?“ Der Pfau schrak zusammen. Riesige Wächter von Nashörnern und Gorillas stürmten auf ihn zu. Shen wollte die letzte Chance nutzen und das Messer werfen, doch plötzlich rammte ihn ein gewaltiges Nashorn von der Seite. Das Messer fiel klirrend zu Boden und verschwand zwischen ein paar großen Steinen. Shen schlug wild um sich, doch nach einer Weile und mehreren versuchten Schlägen, musste er den Angriff abbrechen. Das war zu viel für seine kaum verheilten Knochen. Obwohl es gegen seinen Stolz war so zwangen ihn die Umstände zur Flucht. Die Wachen folgten ihm mit lautem Gebrüll. Die Mauer kam in Sicht. Nur noch ein paar Sprünge und er würde… Shen schrie auf, als ihn zwei große Hände am Hals packten und ihn zu Boden warfen. Ein Gewicht wie Tonnen zerdrückte seinen zierlichen Körper. Der Lord versuchte alles, um wieder aufzustehen und wehrte sich wie verrückt. Doch das Nashorn, das auf ihm lag, war bei weitem viel schwerer als ein Fels. Mehrere weitere Schatten tauchten auf. Das Nashorn verringerte sein Gewicht auf ihm. Doch bevor Shen einen erneuen Fluchtversuch starten konnte, packten ihn zwei Griffe an den Flügeln und pressen sie ihm brutal auf den Rücken. Schwerter wurden gezogen und umkreisten seinen langen Hals wie spitze Zangen. Shen versuchte noch ein paar heftige Bewegungen, dann gab er auf. Er zitterte bei jedem Atemzug. Einer der Wachen nahm einen Dolch und hob sein Kinn an. „Wer bist du?!“, fragte er mit barschem Ton. „Was suchst du hier?!“ Darauf gab Shen keine Antwort. „Führt ihn ab!“ Shifu war der Lärm nicht verborgen geblieben. Schnell rannte er in den Hof des Palastes, wo sich die meisten Wachen versammelt hatten. „Was ist hier los?“, rief er. „Ist er von euch?“ Shifus Augen weiteten sich, als er den Lord in den Griffen der Wachen erkannte. Beschämt hielt sich der Meister die Hand über die Augen. „PO!“ Po und seine Freunde waren ebenfalls auf den Tumult aufmerksam geworden und waren nicht weit entfernt. Po stand da wie betäubt in einem toten Körper. Er wurde bleicher, als er Shifus wütendes Gesicht ansah. „Was habe ich dir gesagt?“, fuhr der kleine Meister ihn an. Po legte die Fingerspitzen zusammen. „Äh… mh… muss ich mich daran erinnern?“ „Du hast ihn verschont!“ „Nein, ich… ich meine…“ „Sei still! Wir reden später darüber.“ Mit einer harten Handbewegung winkte Shifu über den Platz. „Wachen! Schafft ihn raus und richtet ihn hin!“ „Nein!“ Po rannte zu Shifu und sah flehentlich auf ihn runter mit aneinandergepressten Tatzen. „Tut es nicht!“ „Po, wir können ihn nicht am Leben lassen. Wir sind berechtig ihn zu exekutieren.“ Shifu winkte mit der Hand. „Fort mit ihm!“ Damit zerrten die Wachen den Lord zum Ausgang. Shen kämpfte wie verrückt, immer noch in der Hoffnung sich befreien zu können. Traurig wandte sich Po zu seinen Freunden. „Es tut mir leid.“ Plötzlich sprang der Panda vor und landete mit einem harten Aufschlag in der Mitte des Platzes. Alle Wachen drehten sich zu ihm um. Doch noch bevor einer was sagen konnte, verteilte Po Kung-Fu-Schläge. Zuerst waren die Wachen überrascht, dann begannen sie zurückzuschlagen. Doch Po wirbelte sie durch die Luft wie ein Meister. Die anderen sahen ihm mit offenem Mund zu, bis Shifu wieder seine Lippen bewegte. „Haltet ihn auf!“ Alle Fünf schauten sich irritiert an. „Aber… aber ich kann doch nicht… gegen Po kämpfen“, stotterte Monkey. Mittlerweile hatte Po Shen fast erreicht. Doch bevor er ihn freikämpfen konnte, gab Shifu ein Signal und einer der Wachen, der direkt neben Shen stand, zog seinen Speer und hielt ihn bedrohlich nahe über Shens Kehle. Ein Stoß und es würde sein letzter Atemzug sein. Po hielt inne. Auch die Bewegung der anderen erstarrten. „Po! Gib den Widerstand auf“, rief Shifu über den Platz. „Es ist zwecklos.“ „Mister Shifu! Was ist das hier für ein Lärm?“ Gong erschien und beschaute sich das Szenario mit gehobener Stirn. „Nichts worüber Sie sich Sorgen machen müssen“, wimmelte Shifu ihn ab. „Wir haben nur eine Hinrichtung auszuführen.“ „Eine Hinrichtung? Kurz vor dem Tag des Friedens?“ Gong war schockiert wie noch nie zuvor. „Was für eine Art von Tradition ist das denn? Das wäre ein Bruch aller Traditionen! Das ist eine Schande für unser Abkommen!“ Verärgert legte Shifu die Ohren zurück. „Aber wir können nicht…“ „Mister Shifu!“, schnitt Gong ihm das Wort ab. „Entweder Sie können mit diesem unzivilisierten Verhalten abwarten, oder ich muss mich zurückziehen zu meinen Oberbefehlshabern und ihnen mitteilen, dass die Festlichkeiten abgesagt sind.“ Für einen Moment wusste Shifu nichts darauf zu sagen. Und vielleicht wollte er keinen Vertrauensbruch riskieren. Zumindest nicht in diesem Moment. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Plötzlich schnippte Shifu mit den Fingern. Der Speer ließ vom Pfau ab. Shen atmete heftiger, als ob ihm jemand eine Last von den Lungen genommen hätte. „Werft ihn in den Kerker und sperrt ihn weg!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)