Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 14: 14. In Gefahr ------------------------- Po war enttäuscht zu hören, dass Shen ihn unter keinen Umständen mehr sehen wollte. Doch ihm blieb wohl keine andere Wahl als sich vorerst vom Haus fern zu halten. Ein – zwei Tage verstrichen. Während dieser Zeit redete die Wahrsagerin nicht viel. Von Zeit zu Zeit fragte Po sie wie es Shen ging oder was er gerade machte und sie wiederum antwortete ihm nur kurz und knapp, aber das war dann auch schon alles. Auch auf Fragen, wenn Po etwas über Shens Vergangenheit wissen wollte, gab sie keine Auskunft. „Die Zeit wird es zeigen“, pflegte sie stets zu sagen, woraufhin Po es unterließ weitere Fragen zu stellen. Doch am dritten Tag konnte Po es nicht mehr länger aushalten und wagte sich trotz allem ins Haus zu gehen, während die Wahrsagerin gerade etwas im Wald besorgte. Auf leisen Sohlen ging er durch die Räume. Als er Shens Zimmer erreicht hatte, lehnte er den Kopf gegen die Tür und lauschte. Drinnen vernahm er ein sanftes Stöhnen. Vorsichtig und sehr, sehr langsam schob Po die Tür auf. Shen lag im Bett und rollte sich von einer Seite auf die andere, seine Augen dabei immer noch geschlossen. Plötzlich machte der Lord eine ruckartige, unbewusste Bewegung und die Decke rutschte zur Seite. Beschämt sah Po weg. Es fühlte sich für den Verlust seiner Federn großenteils immer noch mitverantwortlich. Das weiße Gefieder war Shens ganzer Stolz, wenn nicht sogar das Einzige, was er noch hatte. Und jetzt wurde ihm vielleicht sogar kalt… Auf Zehenspitzen schlich Po zu ihm rüber und nahm die Decke, um sie ihm wieder über zu legen. Doch noch während er die Decke in den Tatzen hielt, riss Shen plötzlich die Augen auf. Der Pfau schrie erschrocken auf. Aus dem Reflex heraus schlug er den Panda, doch das war ein großer Fehler. Der kurz darauffolgende Schmerz, der durch seinen Flügel schoss, erschlug ihn wie ein Hammer. Po stolperte zurück. „Tut mir leid, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Shen saß immer noch im Bett und starrte den Panda keuchend und zitternd an. Die Decke hatte er sich eng um seinen Körper geschlungen. „Lieg ich nicht schon genug am Boden?“, keuchte der Pfau in einem unheilvollen Flüsterton. „Was veranlasst dich mich noch mehr niederzumachen?“ Po hob die Tatzen. „Oh, das… nein, nein, nein, nein. Ich wollte nicht… Ich meine… Wie… Ich würde niemals… Hast du wirklich gedacht, dass…“ Shens Augen schielten zur Seite auf den kleinen Tisch neben ihm, wo noch die restlichen Äste und Stöcke von seiner Schiene lagen. Eine von ihnen hatte eine scharfe Spitze. Anschließend wanderte sein Blick zurück auf Po, der immer noch verzweifelt drauflosplapperte. Der Lord holte tief Luft und schnappte sich das scharfe Stück Holz, trotz aller Schmerzen. Po hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Wie ein Blitz warf der Pfau es auf den Panda. Doch noch bevor es den Brustkorb des Pandas durchbohren konnte, wurde die pfeilartige Waffe aus der Bahn geschleudert. Der Ast krachte gegen die Zimmerwand. Mit großen Augen starrte Shen keuchend drauf, dann sah er zur Seite, wo die Ziege stand, die etwas geworfen hatte, um das tödliche Geschoss abzuwenden und dadurch das Schlimmste verhinderte. Po stand da wie versteinert mit offenem Mund. Zum einem wegen Shens unerwarteten Angriff und zum anderem über der Wahrsagerins atemberaubenden Reaktion. Der Panda wusste nicht über was er zuerst einen Kommentar abgeben sollte. Shen mittlerweile sah sie nur an. Er sagte nichts, er sah sie nur an mit Hass und die Ziege senkte den Blick. Nach einer Weile keifte der Pfau nur ein einziges Wort. „Verräterin.“ Plötzlich rollte er die Augen zurück und sank geschwächt zurück aufs Bett. Er hatte für diesen sinnlosen Angriff seine letzten Kräfte verbraucht. Einen Moment lang beobachten die beiden den Herrscher, der jetzt wie tot da lag. Doch dann fasste sich die Wahrsagerin ein Herz und ging zu ihm rüber ans Bett. Po beobachtete sie aus sicherer Entfernung und sah wie sie ihn wieder richtig ins Bett legte und ihn wieder mit der Decke zudeckte. Danach verließ sie das Zimmer still und leise. Tief in Gedanken versunken starrte Po in die Flammen des kleinen Lagerfeuers. Es war früh am Abend und Shen schlief immer noch wie die Wahrsagerin feststellte, als sie nochmal nach ihm gesehen hatte. Unsicher sah Po sie an. „Ähm…“ „Ja, Panda?“, sagte sie. „Äh… danke.“ Doch die Ziege zeigte sich niedergeschlagen. „Nein, ich muss mich entschuldigen. Vielleicht war es auch meine Schuld, dass ich dich mit ihm alleine gelassen habe.“ Po rieb sich das Kinn. „Aber warum? Warum verhält er sich so? Ich würde ihm doch niemals weh tun.“ Ein bitteres Lächeln umspielte ihren Mund. „Sein Vertrauen zu anderen wurde schon vor Jahren zerstört.“ „Gibt es denn keine Möglichkeit es ihm wieder zurückzubringen?“ Die Ziege seufzte erneut. „Die Zeit wird es zeigen. Die Zeit wird es zeigen.“ Sie drehte sich um. Po wollte ihr folgen. „Hey! Könntest du mir nicht einen kleinen Tipp geben?“ „Die Zeit wird es zeigen.“ Po seufzte frustriert. Warum musste sie immer in Rätseln sprechen? Enttäuscht gab er es auf sie weiter auszufragen. Der Mond schien friedlich auf die Erde herab. Das Feuer vor dem Haus war bereits erloschen. Dich daneben lag Po und schlief tief und fest. Die Ziege saß nicht weit entfernt an einem Baum gelehnt und schlummerte ebenfalls. Auch im Haus war Shen seit dem Vorfall noch immer nicht aufgewacht. Er lag im Bett und seine Atmung verlief ruhig und gleichmäßig. Manchmal war er ein wenig unruhig, doch er war immer noch am Leben. Plötzlich tauchte ein Schatten am Fenster auf und lugte ins Zimmer rein. Normwalerweise wäre Shen aufgewacht. Seine Sinne waren gut ausgebildet, doch diesmal war er viel zu ausgepowert als dass er was hätten hören können. Auch nicht als auf einmal jemand neben seinem Bett stand. Dunkle Hände strecken sich nach ihm aus und peilten seinen Kopf an. Plötzlich packte ihn eine Pfote und hielt ihn fest. Shen wollte empört aufschreien, doch jemand hielt ihm den Schnabel zu und schnürte ihm fast die Luft ab. Der Pfau versuchte sich aus den Griffen herauszuwinden, doch immer mehr Pfoten tauchten aus der Dunkelheit auf und hielten seine Flügel und Beine ausgestreckt. Shen riss die Augen weit auf und schrie mit dumpfen Schreien, als dabei seine gebrochenen Knochen höllisch weh taten, trotz der Schienung. Fesseln wurde um ihn gewickelt, um seinen Hals, seinen Flügeln und seinen Füßen. So eng, dass er kaum mehr atmen konnte. Als sie damit fertig waren, wurde zusätzlich noch eine Schnur um seinen Schnabel gewickelt, dass es nur so schmerzte. Die Pfote verließ seinen Schnabel und ein Sack wurde über seinen Kopf gestülpt. Gefesselt und geknebelt schleppten die Unbekannten ihn weg. Draußen nahm ihn einer über die Schulter. Shen Schrie aus Protest und vor Schmerz. Seine Wunden waren immer noch zu frisch um solch einer Behandlung standzuhalten. Die Entführungsreise dauerte nicht lange. Vielleicht 10 Minuten. Sie marschierten durch den Wald ohne Zwischenhalt. Dann wurde er ohne Vorwarnung auf den Boden geworfen. Trotz allem, dass er nichts sehen konnte, fühlte er, dass er auf Waldboden im Gras und Dreck lag. Seine Bemühungen aufzustehen waren sinnlos. Wieder packten ihn mehrere Pfoten und drückten ihn auf den Boden. Jemand entfernte den Beutel über seinem Kopf. Brennende Katzenaugen sahen auf ihn herab. Ein kurzes scharfes Schwert blitzte im Mondlicht auf. Der Lord schrie und wehrte sich wie verrückt. Er wollte nicht auf diese Art und Weise vor den Augen von Bastarten sterben. Doch seine Kidnapper zeigten kein Erbarmen und hielten ihn eisern auf dem Rücken. Shen fühlte die scharfe Waffe, die bereit war seine Luftröhre und Lunge zu durchtrennen. Shen sah zum sternenbesetzten Himmel auf. Dann kniff er verkrampft die Augen zusammen. Tränen rollten ihm über die Wangen. Es war eine totale Demütigung. Er war wütend vor Feinden zu Grunde zu gehen, die sich an seinem Tod erfreuten. „Mmmmmmpf!“, schrie er, als er die Klinge an seiner Kehle fühlte. Nicht mehr lange und sie würde seine Haut zerschneiden. „Hey! Wenn ihr schon einen fairen Kampf haben wollt, dann fragt doch zuerst mal mich!“ Der Druck auf seinem Hals ließ nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)