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Die letzte Chance

von

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12. Auf ein Wort

Ungläubig blieb Po der Mund offenstehen.

„Du?“ Er war mehr als überrascht.

Die alte Ziege nickte. „Ja, ich bin‘s, starker Krieger.“

„Aber wie…?“ Po sah die Wahrsagerin mit großen Augen an. „Woher wusstest du, wo wir sind?“

„Ich fühlte, dass du Hilfe brauchst“, antwortete sie.

Nervös strich sich Po über den Kopf. „Ja! Es ist so… verrückt! Er wollte sich umbringen! Und jetzt hat er mich rausgeschmissen. Er ist völlig übergeschnappt.“

Die Wahrsagerin seufzte. „Das hab ich mir gedacht.“

Damit ging sie auf das Haus zu. Po sah ihr unsicher nach. „Äh… ich glaube, ich gehe da besser jetzt nicht mehr rein.“

Die Wahrsagerin nickte im verständnisvoll zu. „Ich werde sehen was ich tun kann.“

Mit langsamen Schritten ging sie rein, während Po alleine draußen zurückblieb.
 

Shen hob den Kopf, als er Schritte hörte. Kurz danach entstand ein zaghaftes Klopfen an der Tür.

„Ich hab doch gesagt, du sollst mich alleine lassen!“

„Shen, ich bin’s.“

Er erkannte die Stimme der Wahrsagerin sofort.

„Bleib weg! Ich will dich nicht sehen!“

„Aber Shen. Niemand will dir was tun.“

„Du hast es schon bereits getan.“

„Komm bitte. Hab keine Angst.“

„Ich habe keine Angst!“

„Dann lass mich bitte reinkommen. Wenn du mich nicht sehen willst, dann schließ einfach die Augen oder schau weg.“

„Den Teufel werde ich tun“, murmelte Shen.

Ein trauriges Seufzen war zu hören. „Shen, ich komm jetzt rein.“

Shen knurrte. „Mach doch was du willst.“

Sie öffnete die Tür, während Shens Blick zur gegenüberliegenden Wand schwenkte.

Die Ziege ließ ihren Blick auf den Lord ruhen, der dort wie vergessen und verloren vor ihr zugedeckt im Bett lag. Langsam kam sie Schritt für Schritt näher.

„Wie fühlst du dich?“

Er schnaubte angewidert. „Ich fühle gar nichts.“

„Das sehe ich.“ Für einen Moment entstand eine Stille.

„Ich habe gehört was passiert ist“, fuhr sie fort.

Ein bitteres Lächeln huschte über Shens Gesicht. „So, amüsiert es dich?“

Die Ziege seufzte und suchte nach Augenkontakt.

„Shen. Sieh mich bitte an.“

Knurrend bewegte er seinen Kopf in ihre Richtung. Seine unsicheren Augen trafen auf ihre. Für eine Weile hielten sie den Kontakt, dann schaute er weg. Das letzte Mal als er sie gesehen hatte, hatte sie ihm alles Gute gewünscht, während er selbstbewusst und zuversichtlich mit seinen Plänen in die Zukunft geblickt hatte.

„Hau ab! Willst du mich etwa mit deinen „weisen“ Worten belehren, oder mein Ende endgültig damit besiegeln?“

„Du meinst den Panda?“

„Wen sonst.“ Er warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. „Tu dir keinen Zwang an. Ich bin bereit für mein Ende.“

Sie streckte ihren Huf nach ihm aus und berührte seinen Flügel. Er haute ihr auf die Huf-Finger. Schnell zog sie ihren Huf wieder zurück.

„Shen“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Jetzt sei kein dummer Junge.“

„Red nicht mit mir wie als wäre ich ein Kind.“

„Aber du benimmst dich wie ein Kind.“

Knurrend drehte er sich im Bett um. Er zuckte zusammen, als dabei sein gepeinigtes, gebrochenes Bein und sein Flügel bewegt wurden.

Die Ziege sah es. Sein Körper war erfüllt von starken Schmerzen.

„Lass mich sehen.“ Sie zog die Decke etwas beiseite, doch Shen zog sie sofort wieder zu.

„Fass mich nicht an!“, zischte er mahnend.

„Aber Shen. Jemand muss deine Wunden versorgen.“

„Warum sollte dich das kümmern?“

„Ich sehe Schmerzen, die du zu unterdrücken versuchst.“

„Spar dir deine Worte!“

Die Ziege ging nicht auf seine harsche Reaktion ein.

„Mach dich frei.“

Shen seufzte erschöpft. „Gibt es denn keinen Moment, wo man mich nicht demütigen will?“, fragte er mit schwacher Stimme.

Sie legte ihren Huf auf die Decke. „Komm schon. Es sei denn du möchtest, dass der Panda es statt meiner erledigt.“

Shen krampfte die Flügel zusammen. Plötzlich warf er die Decke zur Seite, sodass sein fast federloser Körper sichtbar wurde.

„Bist du jetzt zufrieden?!“, schrie er.

Sie trat näher an ihn heran. Ihr Gesicht gefüllt mit tiefen Sorgen. Langsam streckte sie ihren Huf aus und berührte sachte seinen gebrochenen, blauangelaufenen Flügel. Shen stieß ein scharfes Zischen aus und biss die Schnabellippen zusammen.

„Schhhhh“, raunte sie ihm zu. „Es ist okay, Shen.“

„Nichts ist okay!“

Die Wahrsagerin wich erschrocken zurück. Shen sah sie so böse an, dass sie befürchtete, er könnte ihr etwas antun. Doch Shen starrte sie nur an und kam mit jedem Wort, das er aussprach ihr mit seinem Gesicht ein bisschen näher heran.

„Ich hab meine Armee verloren, meine Waffen, meine Würde, und… meinen Stolz.“

„Und deine Eltern“, fügte sie hinzu.

Shen zuckte merklich zusammen, doch seine Wut im Gesicht blieb, während die Ziege fortfuhr: „Alles nur wegen deiner Gier, um die Herrschaft über China zu erlangen.“

Shens Schnabel begann wieder zu zittern. „Es war nicht meine Schuld“, stieß er mühsam hervor.

„Es wäre nie so weit gekommen, wenn du auf mich gehört hättest.“

„Hör auf damit!“, schrie Shen. „Du verdammte Närrin!”

Die Wahrsagerin bemühte sich nicht ihm eine Beleidigung an den Kopf zu werfen. „Das ist genug Shen! Du bleibst jetzt hier und ich werde sehen, was ich für dich tun kann.“

Damit verließ sie ihn und Shen blieb mit seiner Wut alleine zurück.



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