Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [06.06.2011 – C03 – Nahkampf] ----------------------------- Wieder entwich die Luft ihrer Lunge, als sie bäuchlings auf den Matten landete. Sie spürte das breite Knie des Riesen in ihrem Nacken, als er ihren rechten Arm hinter den Rücken zog. „Fuck.“ Mit der flachen Hand der Prothese schlug sie auf die Matte und er ließ sie los. Crash richtete sich auf und ihr damit aufzustehen. Er machte keine Anstalten ihr aufzuhelfen, nachdem sie ihm beim ersten Mal einen wütenden Blick geschenkt hatte. Er grinste. „Ich schaffe es noch“, knurrte sie und streckte sich. Fakt war: Im reinen, waffenlosen Nahkampf und ohne einander zu verletzen, war er ihr allein durch die Masse weit überlegen. Sie hasste es. Und sie würde einen Weg finden, auch ihn auf den Boden zu bringen. Man sagte, dass gute Martial Artists fähig waren auch weit größere Gegner zu Boden zu befördern. Das mochte wahr sein, doch galt es nur, wenn der Gegner generell unerfahren im Nahkampf war, keine Techniken kannte, Würfe zu kontern. Crash hatte fraglos nicht in einer asiatischen Schule gelernt. Sie konnte seinen Stil nicht genau einordnen, schätzte aber, dass er eine Mischung aus Dambe und irgendeinem asiatischen Stil war. Dennoch war seine Art sich zu bewegen die eines ausgebildeten Kämpfers, nicht die eines einfachen Schlägers. „Nimm's dir nicht zu Herzen, Lady“, meinte er und wandte sich Murphy, Spider und Mik zu. Er brummte und sie wusste, was er meinte. Die anderen saßen seit einer halben Stunde daneben. Murphy beobachtete sie mit verschränkten Armen, Spider hatte ab und an geklatscht. Mik schien nicht ganz wieder bei Sinnen zu sein. Er lehnte mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Wahrscheinlich gehörte er ins Bett. Pakhet verkniff sich ein Seufzen. „Murphy.“ Sie schenkte ihm ein fieses Lächeln. Er hob abwehrend die Hände. „Ich habe genug gesehen.“ „Murphy.“ Ihre Stimme wurde warnend, doch noch immer wehrte er ab. „Ich lerne durch's zusehen!“, versicherte er. „Ja, sicher. Murphy, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du trainierst mit mir oder mit ihm.“ Sie nickte in Richtung Crashs, der sich neben ihr aufbaute. Murphy sah Crash an. Dann sie. „Option C?“ „Dann trainierst du mit Spider.“ Sie schaute zu Spider, der sofort bereitwillig aufsprang. „Komm, Murph!“ Murphy seufzte und stand auf. Missmutig lief er zur Matte hinüber und ging auf Abstand. Wieder hatte er die Gestalt des jungen, dunkelhaarigen Mannes. Er beobachtete Spider, der sich bereit machte, was bei ihm mit einigem Herumhampeln einherging. Dann sah Murphy zu Pakhet. „Muss ich?“ Sie brummte eine Bestätigung und lehnte sich gegen das Fenster, während Crash sich auf der gegenüberliegenden Seite gegen die Wand lehnte. Murphy grummelte etwas Unverständliches und nahm halbherzig Haltung an. Wie die anderen auch, trug er einfache Trainingssachen. Spider kam auf ihn zu und versuchte Murphy am Hosenbund zu fassen zu bekommen, doch Murphy wich zurück. Spider machte einen Seitenschritt. Murphy folgte. Er zeigte keine Anstalten, selbst anzugreifen, wich immer nur zurück. Knapp eine Minute ging es hin und her. Murphy war darauf bedacht, mindestens eineinhalb Meter zwischen sich und Spider zu halten, der dennoch neue Angriffe versuchte. Schließlich war es eine Finte, die es ihm erlaubte, Murphy zu packen zu bekommen. Während die Bewegungen der beiden immer schneller wurde – zwei Schritte rechts, drei Schritte links – deutete Spider einen Angriff von rechts an, brachte Murphy damit dazu nach links zu gehen, doch Spider machte einen gewagten Sprung nach links, schaffte es dabei Murphys Kragen zu fassen zu bekommen und fegte ihm dann die Füße unter den Beinen weg. Murphy landete rücklings auf der Matte und keuchte auf. „Autsch. Das macht keinen Spaß!“ Crash lachte leise und erntete damit einen beleidigten Blick. „Das ist nicht lustig“, protestierte Murphy. Crash lachte weiter. Ein leises, tief rollendes Glucksen. „Schon. Du hast es dir selbst eingehandelt. Hörst nicht auf die Lady.“ Der Junge rappelte sich auf und streckte die Schultern. „Och, ich höre schon.“ „Du hast die Lady in der Arena zum Kampf angemeldet“, stellte Crash fest. „Ohne ihr Einverständnis.“ „Das  …“ Er schaute zu Pakhet. „Hast du ihm das erzählt?“ Crash trat auf den Jungen zu. „Ich kann meinen Teil denken.“ Er grinste ihn an. „Was soll das heißen?“, fragte Murphy und sah ihn an. Wieder wirkte er deutlich wie ein trotziger Teenager, der die Kritik eines Lehrers abschmettern wollte. „Die Lady verdient eine Entschuldigung.“ Woher kam das denn? Zugegebenermaßen war auch Pakhet überrascht, dass Crash sich das ganze zusammengereimt hatte. Doch sie wusste, dass sein Körperbau und seine oft knappen Sätze dazu einluden, ihn als dumm zu stereotypisieren, was nicht der Wahrheit entsprechen musste. Er hatte fraglos genug gehört, um sich das zusammenzureimen. Murphy erwiderte seinen Blick trotzig. „Warum darfst du sie Lady nennen?“ Crash erwiderte nichts, sah auf ihn hinab und brummte. Für einige Sekunden trafen sich die Blicke der beiden, ehe Murphy sich abwandte. Er wollte an Crash vorbei zur Tür gehen. Doch soweit kam er nicht. Schneller, als dass Murphy reagieren, ja, schneller, als dass der Junge schauen konnte, hatte Crash ihn umgeworfen. Keine Sekunde später presste der Hühne den vermeintlichen jungen Mann bäuchlings gegen die Matten. „Du wolltest nicht etwa gehen, oder?“ Wieder grinste er. Murphy zögerte. „Ähm. Nein?“ Er versuchte den Kopf weit genug zur Seite zu drehen, um ihm ein unschuldiges Lächeln zu schenken. Crash brummte zufrieden und wartete, während Murphy mit den Armen zappelte, um dem einfachen Haltegriff – wenn man es so nennen wollte, da Crash ihn eigentlich nur mit einer Hand auf den Boden drückte – zu entkommen. Es dauerte fünf oder sechs Sekunden, bis Murphy aufgab. Er seufzte schwer und ergeben. Beinahe schon glaubte Pakhet, dass er sich ergeben und tun würde, was Crash verlangte. Doch natürlich nicht. Stattdessen schrumpfte der Junge auf einmal zusammen, ehe eine Dohle wütend krächzend unter Crash hervorflog, der nur noch Murphys Kleidung hielt. Beeindruckend. Sicher, sie hatte von Smith gehört, dass der Junge magischen Gestaltwandel beherrschte, hatte es aber bisher nie gesehen. Crash allerdings zeigte keiner Überraschung. Seine Hand schnellte in die Luft und bekam den Vogel an den Füßen zu greifen. Die Dohle flatterte, krächzte noch wütender, hackte nach der großen Hand, die sie hielt, doch sie schaffte es nicht, sich zu befreien. Egal wie sehr sich Murphy wand, egal wie sehr er sich wehrte, er konnte nicht entkommen. Schließlich ergab sich auch die Dohle ihrem Schicksal. Der Hüne brummte zufrieden. „Du weißt, was ich will.“ Ein gekränktes Krächzen war die Antwort. Dann wuchs die Krähe und ein nackter Murphy, wieder in derselben Gestalt wie zuvor, landete auf dem Boden. Er stöhnte auf, als er auf der Matte aufschlug und fluchte leise. Nach ein paar Sekunden Verschnaufspause seufzte er genervt und sah zu Pakhet auf. Er verzog das Gesicht und holte tief Luft. „Das mit der Arena tut mir Leid.“ Crash brummte drängend, woraufhin der Junge die Augen verdrehte. „Ich dachte halt, du kommst klar, weißt du? Konnte nicht wissen, dass der Große  …“ Crash unterbrach ihn: „Ich habe einen Namen.“ Noch ein Augenverdrehen folgte. „Konnte ja nicht wissen, dass Crash“ – er betonte den Namen extra – „wirklich so stark ist. Ich wollte dich nicht umbringen oder so.“ Er kämpfte sich hoch, setzte sich in den Schneidersitz und verschränkte die Arme. Dass sein Schritt gerade entblößt war, störte ihn nicht. Pakhet sah ihm betont in die Augen. „So etwas kommt nicht noch einmal vor.“ Murphy seufzte. „Ja. Sorry, echt.“ Für einige Sekunden fixierte sie ihn fest, nickte schließlich jedoch. „Schon okay.“ Wieder brummte Crash. Er schien zufrieden und schenkte ihr ein amüsiertes Grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)