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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

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[27.05.2011 – X05 – Arena]

Warum hatte sie sich darauf eingelassen? Es musste andere Möglichkeiten geben, mit Max oder Crash zu reden.

Schlechtgelaunt stand sie in der Umkleide, umgeben fast ausschließlich von Männern, von denen die meisten dunkelhäutig waren. „Crash“ sah sie nirgends. Natürlich nicht. Er war ganz offenbar der Star der ganzen Veranstaltung.

Sie hatte sich mehr als eine Anmerkung anhören dürfen, seit sie hier war. „Hey, sollte ein Krüppel nicht besser zuhause bleiben?“ und „Wo hast du den deinen Arm verloren, Schätzchen?“. Wenn Murphy ihre Prothese verlor, würde sie ihn den Rest seines Lebens  … Sie wusste es noch nicht. Aber es würde keine gute Konsequenz für ihn haben.

„Bist du dir sicher, dass du hier richtig bist, Lady?“, knurrte ein Mann, der dem Aussehen nach persischer Abstammung war.

„Ja, ich bin mir sehr sicher“, erwiderte sie. „Ich bin mir ebenso sicher, dass du hier nicht richtig bist. Dein Platz ist eher“ – sie blickte sich im Raum um und zeigte dann auf die am weitesten entfernte Ecke – „da drüben.“

„Fick dich doch, Lady“, schnauzte er und erntete damit ein Messer an der Kehle.

Er zuckte zurück. Aus seiner Sicht war das Messer wahrscheinlich aus dem Nichts erschienen.

Sie schenkte ihm einen langen Blick, anstatt weiterer Worte und nickte auf die hinterste Ecke, in die er sich verzog.

Ach, verdammt. Sie hasste es, nur einen Arm zu haben. Die Prothese war nicht so schnell, nicht so geschickt und nicht so gut zum Kämpfen geeignet, wie ihr normaler, rechter Arm, ersparte ihr aber zumindest einen Teil der Anmerkungen.

Murphy hatte allerdings recht: Sie war zwar kräftig gebaut, jedoch eher im athletischen Sinn. Sie war kein Muskelprotz, wie zwei der anderen Frauen, die sie hier gesehen hatte und die meisten der Männer. Ein nicht unerheblicher Teil ihrer Kraft kam aus ihrer Fähigkeit, Magie in ihren Körper aufnehmen zu können, und aus ihrer Technik. Mit nur einem Arm würden fraglos die meisten gegen sie wetten. Und hey, wenn sie die Möglichkeit hatte, hier ein wenig Geld rauszuholen, würde sie es nutzen.

Dennoch ihr eine Sache nicht: Sie hatte ihre Messer behalten. Auch andere hier trugen Äxte, Messer, Schwerter, Stäbe. Und das bedeutete eindeutig, dass sie in der tödlichen Klasse gelandet war, wenn sie Miks Worten von vorher glauben schenken durfte. Eine Sache war sicher: Sie würde nicht zur Unterhaltung irgendwelcher anderer Leute morden.

Aus der Halle hörte sie Rufe, Brüllen. Wahrscheinlich waren die Vorkämpfe die nicht tödlichen, waffenlosen.

Großartig.

Zeit verging. Es gab eine Uhr, aber diese war wahrscheinlich bereits vor Jahren stehen geblieben.

Dann wurden die ersten von hier rausgerufen. Immer zwei auf einmal. Viele schenkten sich obzöne Gesten, Beleidigungen, knurrten einander wie wilde Tiere an, ehe sie in zwei unterschiedliche Gänge geführt wurden.

Es stand zu vermuten, dass man unter den Tribünen Gänge gebaut hatte, so dass die Kontrahenten von zwei verschiedenen Seiten in die Arena kamen. So war es dort gewesen, wo sie das letzte Mal gekämpft hatte.

Irgendwann – mindestens eine Stunde war vergangen – wurde auch sie rausgerufen. „The Iron Bitch“, oh, sie würde sich etwas ausdenken, um Murphy für diesen Namen zu bestrafen.

Ihr Kontrahent war ein kräftiger, aber allgemein dünner Typ mit einem Schwert. Einem Katana natürlich – weil alle coolen Kinder meinten, dass sie Katana brauchten.

„Sicher, dass du nicht nach Hause gehen willst, Bitch“, zischelte er.

Sie schenkte ihm bloß einen kühlen Blick, ehe sie in den linken Gang ging, der – ganz wie erwartet – unter der Tribüne hindurch führte.

Es stank hier. Gott, die Veranstalter schienen wenig auf Hygiene zu geben. Großartig. Das bedeutete, dass selbst, wer schwerverletzt überlebte, am Ende gute Chancen hatte, an einer Blutvergiftung zu krepieren.

Sie trat vor ein Tor, durch das Licht schimmerte und wartete, dass der Typ, der hier offenbar der Wächter war, es öffnete. Aus der Halle hörte sie die Stimme eines Ansagers. Er sprach Afrikaans.

Ihr Kontrahent nannte sich offenbar „Kuzimi“. Wie auch immer.

Gelaber. Einarmig. Erstes Mal in der Arena. Der Ansager hoffte, dass man sie schnell töten würde. Es wäre doch unfair.

Sicher. Sie hatte Mr Kuzimi gesehen und er sah nicht sonderlich intelligent aus. Sie war sich sicher, schneller zu sein als er. Und am Ende zählte Geschwindigkeit mehr, als alles andere.

Schließlich wurde das Tor geöffnet und sie trat hinaus. Im ersten Moment blendete das Licht sie. Die Dumpfbacken hatten Baustellenbeleuchtung als Scheinwerfer installiert. Wundervoll.

In Momenten wie diesen, war sie dankbar für das magische Glasauge, das es ihr schnell erlaubte, wieder eine Übersicht über ihre Umgebung zu bekommen.

Sie blieb stehen, das erste ihrer Messer in der Hand und wartete.

„Damit gebe ich den Ring frei“, sagte der Ansager in Afrikaans.

So viel zum Thema warten.

Kuzimi kam auf die zugelaufen, dass Katana erhoben. Viel zu weit, wie sie feststellte. Er hatte keinerlei Deckung. War es zu viel verlangt, jemanden zu haben, der zumindest ein wenig formales Training genossen hatte?

Sie duckte sich leicht, spannte ihre Beine an und wartete, bis er sie fast erreicht hatte. Dann sprang sie an seiner rechten Seite vorbei, schnitt ihn mit dem Messer in die Seite. Es war kein tiefer Schnitt, doch war er genau unter seiner Schultersehne, würde ihn behindern.

Er fuhr zu ihr herum. „Bitch.“

Sie konnte sich einen Kommentar nicht gänzlich verkneifen: „Ja, das ist hier offenbar mein Name.“

Er schlug mit dem Schwert zu, doch ein einfacher Schritt nach links reichte ihr, um auszuweichen. Den nächsten Schlag wich sie durch einen kurzen Sprung aus. Der hatte absolut keine Ahnung, wie man mit einem Katana umging. Er hieb wieder und wieder zu, stolperte dabei vorwärts, machte viel zu viele Schritte, wann auch immer sie leicht zur Seite trat. Beinarbeit hatte er nie gelernt.

Sie hörte Rufe aus dem Publikum. „Jetzt mach schon!“ – „Worauf wartest du?“ – „Das ist doch nur ein Krüppel!“ – „Zieh für die Bitch keine Samthandschuhe an.“

Amüsant.

Sie brachte sich in Position, dass er sie direkt von vorn attackieren konnte. Natürlich versuchte er es. Er wollte einen Hieb in ihre Schulter setzen. Pakhet wartete den Schlag ab und fing sein Schwert mit ihrem Messer, das einen knappen Parierschutz hatte. Genug für ein Katana.

Hätte sie nicht ihre Fähigkeiten gehabt, wäre sie im Nachteil gewesen. Er hatte den längeren Hebel. Doch die Magie in ihren Muskeln erlaubte es ihr, entgegen zu halten. Sie machte einen Schritt nach vorne, ließ mit Schwung ihr Messer an am Katana entlanggleiten. Die japanische Waffe hatte keinen wirklichen Parierschutz.

Sie hatte volle Kontrolle über sein Schwert, obwohl sie nicht mehr als den Bruchteil einer Sekunde brauchte, um bei seinen Händen anzukommen. Sie nutze das Messer als Hebel, überspannte seine Hände, sich dessen bewusst, ihm das Schwert so nicht entwinden zu können. Sie brachte ihn aber aus dem Gleichgewicht.

Er sah sie wütend an, konnte sie aber nicht aufhalten. Sie nahm ihr Messer, stach in seine Hand und trat im Moment, als er aufschrie zu. Ihr Tritt war in seine Hüftgegend gerichtet und erreichte, was er sollte: Mit dem Messer noch in seiner Hand steckend, fiel er nach hinten. Er wollte sich zur Seite rollen, aber war bereits auf ihm, trat auf seine Schulter und ließ ihn aufschreien.

Das Messer steckte in seiner rechten, doch noch immer hielt er mit der Linken das Katana umklammert. Er hob es. Nichts, was sie nicht erwartet hätte.

Sie hob ihr Bein und rammte ihre Ferse in seine Armbeuge.

Kuzimi schrie auf. Seine Hand öffnete sich und das Schwert viel in den Sand, wo es liegen blieb.

Ihre Ferse hatte einen blutigen Abdruck in seinem Arm hinterlassen.

Es blieb noch eine Sache. Sie ging in die Knie und setzte einen Fingerschlag knapp unterhalb seiner Kehle. Eine andere Möglichkeit hatte sie ohne Gifte nicht.

Doch es reichte. Sein Schrei verstummte und damit auch das Publikum.

Sie sah sich um, hob ihr Messer auf, wischte es ab und steckte es wieder ein, stand auf.

Einer der Wächter, die am Rand der Arena Wache gehalten hatte, kam hinüber und fühlte den Puls. Er wandte sich zur Tribüne, wo der Kommentartor auf einer Art kleinem Podium stand.

„Er lebt noch!“

„Und das bleibt auch so“, erwiderte Pakhet und marschierte zum Tor zurück. „Wenn ihr ihn sterben sehen wollt, bringt ihn selber um.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel kommt leider erst nächsten Montag. Habe diese Woche Abends wenig Zeit zum Posten. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Caliburn
2019-05-07T10:25:50+00:00 07.05.2019 12:25
Okay, als aller erstes bin ich positiv überrascht, dass die Szene nicht geskipt wurde.
"The Iron Bitch"... Nun, jeder schimpft sie eine Bitch, also... Uff, Murphy, lauf lieber. xD"
Im Kampf selber konnte Pakhet uns endlich zeigen was für ein Badass sie im Nahkampf ist und ich bin nicht enttäuscht. ;)
Von:  Taroru
2019-03-05T18:28:49+00:00 05.03.2019 19:28
also sie wird mir immer sympatischer XD
ich konnte diesen kampf jedenfalls direkt vor meinem inneren auge sehen, und mag eigentlich nicht bis montag warten.... also wieder in geduld üben.... ^^°

Antwort von:  Alaiya
05.03.2019 19:34
Ja, Geduld ist manchmal notwendig ;)
Antwort von:  Taroru
05.03.2019 19:35
ich weiß ^^°
wird aber nie eines meiner stärken sein ^^°
und ich weiß ja, das sich das warten lohnt, so ist es ja nun nicht :-p


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