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Die Farben Schneewittchens

von

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Liebende

Sie liebten sich.

Felix war zärtlich und sanft, und Jakobs erstes Mal wurde wunderschön.

Und es blieb nicht dabei.

Wie André es ausgedrückt hätte:

Sie vögelten die halbe Nacht hindurch.

André und Frodo hatten aus dem gemeinsamen Biertrinken einen ganzen freundschaftlichen Nachmittag und eine anschließende Partynacht gemacht. Als sie in den frühen Morgenstunden ziemlich angeheitert nach Hause kamen, hörten sie aus Jakobs Zimmer noch immer – oder schon wieder?- ein Stöhnen, dass ab und zu von kleinen spitzen Lustschreien abgelöst wurde.

Sie grinsten sich an.
 

„Dit scheint ja ssu klappen...“, lallte Frodo durch den Alkoholnebel in seinem Hirn hindurch.

„Allessss klaaar, lass ma penn'“, stammelte André und die beiden fielen jeder in sein eigenes Bett.

So kam es, dass am nächsten Tag alle vier erst gegen Mittag nach und nach in der Küche eintrudelten. Felix und Jakob allerdings Hand in Hand.

Wenig später saßen sie mit Kaffee sowie Toast und Marmelade am Tisch. Mehr bekamen sie noch nicht runter.
 

„Und“, fragte André, „Jakob lebt und hat eine richtig rosige Gesichtsfarbe, wie er sie nie vorher hatte, also scheint ja alles geklappt zu haben, oder?“

Felix nickte und strahlte.

„Ich glaube allerdings“, sagte er mit verliebtem Blick auf Jakob, „wir sollten das ganze öfter mal wiederholen. Nur zur Sicherheit.“

Jakob grinste. „Klar, Felix. Nur deswegen.“

Sie lachten alle vier.
 

Plötzlich sprang Jakob auf.

„Ich muss noch ...“

Und er rannte aus dem Zimmer. Die anderen sahen ihm erstaunt hinterher.

Kurze Zeit später war er wieder da, den Mantel in der Hand.

DEN Mantel.

Er zitterte ein wenig, als er ihn sich umlegte. Doch nichts geschah. Er legte sich den Saum über die Schulter und wickelte sich darin ein, er schloss konzentriert die Augen ... nichts geschah.
 

Jakob holte tief Luft, als er den Mantel wieder auszog und über einen Stuhl legte.

Er war völlig überwältigt.

„Ich bin ... Felix ... ich bin jetzt wirklich ein Mensch!“

Und in seinen Augen schimmerten Tränen. Tränen des Glücks.

„Oh Felix, ich bin ein Mensch! Ich darf ein Menschenleben an deiner Seite führen! Ein ganzes Menschenleben! Ich muss nie wieder auf die Jagd gehen, muss nie wieder vor dem Neumond Angst haben! Oh Felix!“
 

Er war so glücklich, dass ihm die Knie weich wurden, und er zu Boden sank.

Felix war sofort an seiner Seite.

„Ja, Jakob. Jetzt ist alles überstanden. Und wir beide gehören zusammen. Bis ans Ende unserer Tage. Und bis dahin werden wir gemeinsam noch ganz viel schönes Erleben, wir zwei und unsere Freunde.“

Jakob sprang auf und drückte erst Frodo, dann André.

„Danke, ihre beiden. Danke für alles.“

„Gern geschehen“, brummte André. „Immerhin hab ich durch dich das Erlebnis gehabt, als Fledermaus durch die Welt zu fliegen. Wer kann das schon von sich behaupten?“

„Und ich kann ne Zweitkarriere als Märchenvorleser starten“, sagte Frodo, „damit kenn ich mich jetzt aus.“

„Für ne Zweitkarriere müsstest du aber erst mal ne Erstkarriere haben...“, feixte André.

„Alter!“, motzte Frodo vergnügt, und schon kabbelten sich die beiden wie zwei junge Hunde.
 

Felix lächelte und zog Jakob an sich.

„Ich liebe dich, Schönheit. Ich will mein ganzes Leben an deiner Seite sein. Nur das mit dem Heiraten, das überlege ich mir noch mal.“

Jakob schnappte nach Luft.

„Aber warum?!“

Dann sah er Felix' Grinsen.

„Na ja“, sagte der, „Ich hätte doch zu gerne einen Prinzen geheiratet, und das bist du ja nun nicht mehr oder?“

„Blödmann. Nein, ich bin kein Vampir mehr, und daher nun auch kein Prinz mehr. Aber ich bin immer noch ein Königssohn, das kann mir keiner nehmen.“

„Na wenn das so ist, dann ...“

Felix griff in seine Hosentasche und holte zwei Haargummis heraus.

„Jakob Joiko, ob Königssohn oder nicht, willst du mich heiraten?“

Jakob strahlte.

„Ja, Felix Denzer, ich will.“

Felix streifte lachend jedem von ihnen ein Gummi über den Ringfinger - und sie küssten sich lange und leidenschaftlich.
 

* * *
 

Weit entfernt, in den Wäldern Transsylvaniens, saß der König, Jakobs Vater, vor einem Buch.

Dieses Buch zeigte ihm Dinge. Dinge, die er sehen wollte und die sich fern von ihm abspielten.

Sie zeigten ihm den Kuss zwischen Jakob und seinem Liebsten.

Der König war erleichtert.

Seinem ältesten Sohn ging es gut. Er hatte es geschafft.

Er hatte schweres durchgemacht, aber er hatte sich seines ihm verliehenen Namens würdig erwiesen.
 

JOIKO. Jener Obere, Innere Kraft Offenbarende.

Ja, er hatte die innere Kraft bewiesen, die in ihm wohnte.

Er hatte es geschafft, Freunde zu finden, und den einen der ihn liebte.

Er hatte es mit ihrer Hilfe geschafft, all die Schwierigkeiten zu besiegen.

Und das zeugte von großer Kraft.
 

Der Vater lächelte.

Es war gut, wie es war. Er würde seinen Sohn nie wieder sehen, aber er würde wissen, dass es ihm gut geht.
 

Er hatte Liebe und Freundschaft gefunden.

Und die Liebe und die Freundschaft hatten allen Kummer besiegt.
 

Zufrieden schlug er Vater das Buch zu.



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