Die Farben Schneewittchens von DieLadi ================================================================================ Kapitel 9: Grübler ------------------ Felix und Frodo hatten beschlossen, dass sie beide mal ein wenig den Kopf frei brauchten. Daher war Frodo jetzt in seinem Zimmer und klimperte ein wenig auf der Gitarre herum, während Felix in der Küche stand und kochte. Mac'n'Cheese und nen knackigen Salat. Schließlich braucht ein Kopf zum denken Nervenfutter. Während er den Salatkopf zerteilte, dachte er über das nach, was Frodo ihm vorhin gesagt hatte. Jakob stand also nicht auf Frauen. Er seufzte. Nun, das traf auf ihn auch zu, und um es jetzt mal ehrlich vor sich selbst zuzugeben ... er stand einfach auf Jakob. Er hatte sich in diesen wunderschönen und sensiblen Mann verliebt. Die Tatsache, dass der sich als Vampir herausgestellt hatte, änderte nichts daran. Erstaunlicherweise hatte er keinerlei Angst oder so. Ob er wohl eine Chance hatte, dass Jakob ähnlich empfand? Nun, bisher hatte es keine Anzeichen gegeben, sie hatte eine tiefe, ungewöhnliche Freundschaft verbunden, aber mehr nicht. Andererseits hatte auch er selber ja alle darüber hinausgehenden Gefühle geschickt vor Jakob verborgen. Die Tatsache, dass er Jakob vielleicht bald für immer verlieren würde, ohne ihn für sich gewonnen zu haben, zerriss ihm das Herz. Nein, sie mussten unbedingt des Rätsels Lösung finden. Und außerdem, beschloss er für sich, würde er Jakob seine Gefühle gestehen. Ganz egal, was daraus werden würde. Mit diesem Beschluss im Herzen ging es ihm besser und er widmete sich mit neuem Elan dem Salatkopf. Frodo indessen zupfte ein paar Melodien auf der Gitarre, ohne sich wirklich auf die Töne zu konzentrieren. Seine Finger taten das von ganz alleine, und sein Kopf ließ die Gedanken wandern. Er war fest überzeugt, dass ein Kuss von dem Menschen, den Jakob liebte und der ihn liebte, der richtige Weg war. Aber gab es diesen Menschen? Jakob hatte ihm anvertraut, dass er für Frauen nichts empfand und hatte ihm auch gesagt, dass er verliebt war. Er hatte nur nicht sagen wollen, in wen. Das ließ den Schluss zu, dass Frodo denjenigen kannte. Und Jakob sich wohl wenig Chancen ausrechnete. Jemand also, den sie beide kannten, und der sich bisher nicht nicht dahingehend geäußert hatte, an Männern Interesse zu haben. Möglicherweise jemand, der Jakob nahe stand, und dessen Freundschaft jener nicht riskieren wollte ... Und plötzlich fiel es Frodo wie Schuppen von den Augen: Felix! Das wäre ein Erklärung. Und Frodo beschloss, abzuwarten, bis Jakob und André zurück wären, und wenn Jakob dann nicht den Mut aufbrachte, sich zu äußern, würde er das tun. Normalerweise war eine solche Einmischung nicht sein Ding, aber das hier war immerhin eine besondere Situation, eigentlich sogar ein Notfall, und da fand er solche Maßnahmen durchaus gerechtfertigt. Mit sich selbst zufrieden klimperte er weiter. Dann fiel ihm diese Sachen wieder ein, die ihm vorhin schon Kopfzerbrechen verursacht hatte. „Er liebte sie, dann küsste er sie, dann liebte er sie.“ Auch wenn Felix gesagt hatte, dass es sich dabei vielleicht nur um eine altertümliche seltsame Formulierung handelte, stieß ihm diese Sache auf. Er glaubte, dass irgendetwas dahintersteckte, das ihm im Moment noch nicht klar war. Was konnte das bedeuten? Aus der Küche drangen inzwischen schon leckere Gerüche. Frodo schnupperte. Ja, wenn Felix kochte war einfach etwas köstliches zu erwarten. Kochen gehörte zu den Dingen, die der so richtig gut konnte. Frodo lief das Wasser im Mund zusammen. Felix Kopf schob sich durch die Tür. „In zehn Minuten ist das Essen fertig. Kommst du dann?“ Frodo nickte und Felix verschwand wieder Richtung Küche. Zehn Minuten noch, Zeit, sich diese Sache noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Also. Schneewittchen liegt da in ihrem Sarg. Sieht hübsch aus und sexy und bleibt so. Verfällt nicht. Okay. Dann kommt da dieser junge Mann. Sieht sie. Verliebt sich. Er fragt ihre … Freunde, die sie offenbar behüten, ob er sie küssen darf. Die gestatten es ihm. Soweit so gut. Und dann? Sie wacht auf. Sieht ihn, freut sich, verliebt sich auch. Ist das vielleicht gemeint? Dass er sich verliebt, sie küsst und dann sie sich auch in ihn verliebt? Aber na ja, da stand ja … „Und dann liebte ER sie.“ Also kann es das eigentlich nicht sein. Frodo spielte ein Liebeslied. „Und dann liebte er sie...“ Er spielte weiter. Felix hatte den Salat fertiggestellt. Er hatte ein Dressing gerührt, das schüttete er jetzt darüber. Dann mischte er den Salat noch einmal durch und kostete. Ja, war gut geworden. Der Backofen piepste. Er schnappte sich die Ofenhandschuhe aus Silikon, nahm die Auflaufform mit den herrlich duftenden überbackenen Käsemakkaroni heraus und platzierte sie auf dem Untersetzer mitten auf dem Tisch. Dann deckte er rasch den Tisch mit Teller, Besteck und Salatschälchen. Ja, das Essen war ihm wohl wieder mal gut gelungen. Er kochte gerne, und zugegebenermaßen auch ziemlich gut. Nicht umsonst erfreute sich auch der Kochkanal auf YouTube, bei dem er mitwirkte, großer Beliebtheit. Frodo würde gleich kommen. Felix gönnte sich noch ein paar Minuten der Ruhe. Er stand an den Küchentisch gelehnt, und spürte, dass er Sehnsucht hatte. Sehnsucht nach Jakob. Jakob, dem Vampir. Was für eine irre Geschichte. Manchmal fragte er sich, ob in seinem Leben überhaupt irgendwann mal irgendetwas ganz normal ablaufen könne. Er grinste und schüttelte den Kopf. Die Küchentür wurde aufgerissen, und ein aufgeregter Frodo kam hereingestürmt. „Felix, ich glaube, ich habe herausgefunden, was es mit dem 'und dann liebte er sie' auf sich hat!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)