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Mein zweites Leben

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :)

Vielen lieben Dank, für eure herzlichen Worte und die neuen Favoriteneinträge.
Dieses Kapitel wird nicht ganz so ernst wie die Vorherigen. Ich wünsche euch viel Spaß am Lesen.

Ganz liebe Grüße habt eine schöne Woche. :) Komplett anzeigen

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Selbstzweifel und Frust

Sora und ich gingen zum Ausgang des Schulgebäudes. Wir mussten an dem Sportplatz vorbei gehen, auf dem gerade die Fußballmannschaft unserer Schule trainierte. Einer der Fußballer schoss den Ball Richtung Tor, doch der flog seitlich daran vorbei und landetet vor meinen Füßen.

„Hey, könnt ihr nicht aufpassen. Ich hätte den Ball fast am Kopf abbekommen“, schimpfte ich schon los. Immerhin hatten Sora und ich uns gerade über einen süßen Jungen unterhalten. Wobei Sora meinte, ich solle die Finger von dem Kerl lassen. Sie faselte irgendetwas von ‚der hat eine dunkle Ausstrahlung‘. Das ich nicht lache. Seine Ausstrahlung ist alles andere als dunkel.

„Prinzessin, könntest du mir bitte den Ball wiedergeben, damit wir weiterspielen können. Außerdem ist der Ball gar nicht in der Nähe deines hübschen Köpfchens gewesen.“

„Boah, wenn du deinen dämlichen Ball haben möchtest, komm den doch selber holen. Außerdem heiße ich Mimi, du Idiot.“

Er kam lässig auf uns zu geschlendert und hob den Ball auf. „Du verhältst dich aber wie eine verwöhnte Prinzessin, Prinzessin“, grinste er mich schief an.

Ich merkte wie der Kerl mich auf die Palme brachte. Wütend schleuderte ich ihn entgegen: „Ich bin nicht verwöhnt, du Idiot. So blöd, dass ich einen Ball hinterher renne um den sich elf Leute streiten bin ich nicht, aber du.“

Er lachte kurz auf, „Erstens: ich heiße Taichi und nicht Idiot. Zweitens: es sind nicht elf Leute, sondern zweiundzwanzig. Immerhin kann eine Mannschaft nicht gegen sich selbst spielen. Drittens: ein bisschen Sport könnte dir auch guttun, Prinzessin.“

Ich zog scharf die Luft ein. „Du hast echt zu viele Bälle auf den Kopf bekommen, du Idiot. Du willst mir jetzt nicht sagen, dass ich zu dick bin, oder? Mein Bodyma-“

Er seufzte, „So habe ich es nicht gemeint. Ich meinte, dass jeder Mensch ein wenig Sport betreiben sollte, Prinzessin.“
 

„Da hast du gerade noch so die Kurve bekommen, Tai“, kam es von Sora. Sie musste wie immer lachen, wenn Taichi und ich uns auf unsere übliche Weise unterhielten.

„Du nimmst ihn in Schutz Sora?“ Fassungslos sah ich meine beste Freundin an.

Sie druckste ein wenig rum, bevor sie antwortete: „Ich möchte euch nur nicht im Krankenhaus besuchen. Ihr seht nämlich beide aus, als wolltet ihr euch eure Köpfe einschlagen.“
 

Erstaunt sahen Taichi und ich Sora an. „Wie kommst du auf den Blödsinn? Wir unterhalten uns doch ganz normal miteinander“, kam es gleichzeitig von ihn und mir.

„Normal ist etwas anderes. Wir sollten gehen, Mimi. Shimizu steht am Tor und wartet auf dich.“
 

Ich sah zum besagten Schultor und bemerkte sofort die Schmetterlinge, die in meinem Bauch einen Wiener Walzer tanzten. Seine braungrünen Augen zogen mich immer in ihren Bann. Die schwarzen Haare waren meistens streng nach hinten gekämmt. Selbst in seiner Schuluniform konnte man seinen durchtrainierten Körper erahnen. Mit seinen fast 1.80 Meter war er für japanische Verhältnisse groß. Wie konnte ein Kerl nur so unverschämt gut aussehen?

„Du solltest die Finger von dem Typ lassen, Mimi. Er hat nicht gerade einen guten Ruf“, kam es besorgt von Taichi.
 

Na hör mal, mich erst blöd anquatschen. Dann einen auf großen Bruder machen? Der spinnt wohl. Ich sah ihn mir genauer an. Seinen Blick konnte ich nicht so richtig deuten, aber irgendwie sah er besorgt aus. Seine gesamten Muskeln waren angespannt. Die Hände hatte er zu den Fäusten geballt. Warum machte er sich Sorgen um mich?
 

Irgendwie war mir meine Beobachtung zu viel. „Was geht es dich an“, zickte ich ihn an. Ich drehte ihm den Rücken zu und ging Richtung Schultor.

„Komme dich bloß nicht bei mir ausheulen, wenn du merkst, was für ein Arsch Shimizu ist“, rief er mir aufgebracht hinterher.
 

Ich drehte mich wieder zu ihm um. Wütend schaute ich ihn in die Augen. Am Liebesten würde ich meine gute Erziehung vergessen und dem nervenden Typen eine scheuern.

„Also ob ich das je machen würde. Du bist und bleibst ein Idiot.“

„Sag ich ja, du bist eine verwöhnte Prinzessin, die ihr Leben durch eine rosarote Brille sieht. Ich wette mit dir, dass ich irgendwann zu dir sagen kann: ‚Das habe ich dir gesagt, dass der Typ ein Wichser ist‘.“

„Leck mich!“ Mit diesen Worten drehte ich mich von Taichi weg.

„Geht nicht, da du mit dem größten Arschloch des Universums zusammen bist. Sonst gerne.“

Ich schnappte nach Luft. „Scheißkerl!“

„Verwöhnte Zicke!“
 

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Seit dem Tag sind wir uns aus dem Weg gegangen.
 

Nach dieser Erinnerung sank ich in mein Kissen zurück und zog mir die Bettdecke bis zum Hals. Mal wieder konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten.
 

„Na los, sag es einfach.“ Ich wischte mir die Tränen aus den Augen.

Verständnislos sah Taichi mich an. „Was soll ich sagen?“ Seine Hand strich vorsichtig über meine Wange. Mit den Daumen entfernte er meine Tränen. Was ein aussichtsloses Unterfangen war.

„Das du wusstest, dass-“

„Warum sollte ich das sagen? Du bist fertig mit der Welt. Da werde ich dir keine Vorwürfe machen. Außerdem hast du erkannt, dass ich recht hatte.“
 

Okay, diese Spitze musste ich wohl einstecken. Diese war aber nicht so schlimm, wie der Satz - ‚Ich habe es dir ja gesagt‘.
 

„Ich hätte damals auf dich hören sollen. Nicht nur auf dich, sondern auf alle. Jetzt habe ich nichts mehr“, schniefte ich in das Kissen.

„Es ist nie zu spät neu anzufangen, Prinzessin.“ Seine Stimme hörte sich sanft an. „Ich glaube nicht, dass du alles verloren hast-“

Jetzt setzte ich mich doch wieder auf. „Wie kommst du darauf? Ich habe heute meinen Ehemann verlassen. Einen Beruf habe ich nie gelernt. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Familie oder meine damaligen Freunde noch etwas mit mir zu tun haben wollen“, rief ich ihm verzweifelt entgegen. „Ich habe es noch nicht einmal geschafft, meine Sachen mitzunehmen. Das heißt, dass ich nur noch die Klamotten habe, die ich am Leib getragen habe.“
 

Er sah mir in die Augen. Sein Blick war traurig, als er mir antwortete: „Weißt du was ich glaube? Das der Vollpfosten ganze Arbeit geleistet hat. Wo ist dein Selbstvertrauen hin? Wie kannst du glauben, dass du deiner Familie oder deinen Freunden egal bist? Glaubst du wirklich, dass du deinen Eltern nichts bedeutest? Bist du nicht der Meinung, dass sie sich Sorgen um dich machen?“

„Sechs Jahre! Sechs verdammte Jahre habe ich mich von allen abgewandt. Warum sollte mich auch nur einer von euch, geschweige denn meine Eltern, mit offenen Armen empfangen? Ich bin ein Nichts!“
 

Ich sah, wie Taichi die Luft scharf einzog. Früher war das ein Zeichen, dass er kurz davor war die Beherrschung zu verlieren. Wie sah das Heute aus? Ich stelle mich auf seine üblichen Beleidigungen ein. Deshalb traute ich meinen Ohren nicht, als er sprach:

„Mimi, dein Vater - beziehungsweise einer seiner Anwälte und sein Team - sind dabei deinen Ehemann hinter Gitter zu bringen. Er wollte, dass du nicht mehr in seiner Nähe bist.“ Seine Stimme klang aufgebracht. Taichi holte tief Luft, bevor er weitersprach: „Dein Vater wollte dich in Sicherheit wissen. Das müsste dir doch zeigen, dass er sich Sorgen um dich macht. Das er seine Tochter liebt. Was deine Freunde betrifft, alle haben sich an seine Ansage gehalten, damit dir nichts passiert. Trotzdem haben sie dich nicht vergessen. Das du ein Nichts bist möchte ich nie wieder hören. Sonst erlebst du mich richtig sauer. Unsere Gespräche aus unserer Jugend sind harmlos dagegen.“
 

Er machte eine kurze Pause. Wahrscheinlich wollte er schauen, wie ich auf seine Ansage reagiere. Früher wäre ein blöder Spruch gekommen.

Früher!

Nach dem heutigen Tag traute ich mich nicht ihn weiter zu wiedersprechen. Ich schaute ihn wahrscheinlich wie ein verschrecktes Reh an, das im Kegel eines Autoscheinwerfers stand.
 

Taichi betrachtet mein Gesicht. Ergeben seufzte er auf. „Mimi, so etwas würde ich dir nie antun und auch keiner anderen Frau. Du bist ein wunderbarer Mensch, der seinen – in seinen Augen richtigen - Weg gegangen ist. Jetzt hast du erkannt, dass es ein Fehler war. Fehler gehören zum Leben dazu.“
 

Mit großen Augen sah ich Taichi an. So habe ich ihn noch nie sprechen gehört. Er ist richtig erwachsen geworden. Ich betrachtete ihn mir genauer an.

Sein Wuschelkopf war einem frechen Kurzhaarschnitt gewichen. Einige Strähnen fielen ihm locker ins Gesicht. Sein Gesicht zierte einen leichten gepflegten Drei-Tage-Bart.

Statt seinen lässigen Klamotten trug er einen schwarzen Business-Anzug. Die weinrote Krawatte die er trug passte super zu ihm. Zu ihm passte diese Farbe, im Gegensatz du meinem Ehemann. Trotz des Anzuges sah man seine athletische Figur.
 

„Du musst nur den Mut haben diese wieder grade zu biegen, Mimi.“ Mit diesem Satz riss Taichi mich aus meinen Gedanken. „Es wird sicher kein leichter Weg werden, aber am Ende wird es sich gelohnt haben. Du musst es nur wollen.“
 

Seid wann ist er unter die Philosophen gegangen? Mir reichte sein Geschwafel. Das verschreckte Reh hatte sich von dem Scheinwerferlicht abgewandt.
 

„Sag mal hast du mich nicht verstanden, du Idiot? Ich habe nichts mehr. Keine Wohnung, kein Geld, keinen Beruf. Ich habe noch nicht einmal Klamotten zum Anziehen. Also spar dir deine altklugen Ratschläge. Wie soll ich mich darum kümmern, dass ich wieder Kontakt zu meinen Eltern und Freude bekomme, wenn ich noch nicht einmal weiß, wie ich den Tag überstehen soll?“

Meine Stimme wurde immer lauter, bis ich ihn zum Schluss angeschrien hatte.

„Wie wäre es, wenn du um Hilfe bittest? Keiner hat gesagt, dass du alleine bist.“ Man merkte ihm an, dass er versuchte sich zu beherrschen. Trotzdem konnte ich die Wut in seiner Stimme hören. Seine Augen sprachen aber eine andere Sprache. Irgendwie blickten diese verletzt oder traurig?
 

Ich wollte meinen Kummer noch weiter von der Seele brüllen, als sich unverhofft die Tür öffnete. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und versuchte mich hinter Taichi, der immer noch auf meiner Bettkante saß, zu verstecken. Schließlich konnte es mein Ehemann sein.

Doch was machte dieser Vollidiot? Er musste unbedingt von meinem Bett aufspringen.

Was er dann tat Verwunderte mich. Er stellte sich schützend vor mich. So wie er stand ließ er keinen Blick auf mein Gesicht zu. Seine Körperhaltung war sofort auf Konfrontation eingestellt. Das sah ich an seinen angespannten Muskeln und das er seine Hände zu Fäusten geballt hatte.

Würde er mich im Notfall wirklich verteidigen?

Wenn ja – Wieso?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ariana
2020-02-05T22:04:41+00:00 05.02.2020 23:04
Hallo liebes 😊

Ach Tai... er ist so verständnisvoll 😍 und eben erwachsen geworden 😊
Fehler gehören im Leben dazu, das stimmt. Jeder Mensch hat eine Chance verdient, seine Fehler wieder gut zu machen. Wobei Mimi ja keinen so großen Fehler begannen hatte. Sie hat sich einfach nur in den falschen Mann verliebt. Das kann jeder passieren und leider passiert das so ziemlich vielen Menschen.
Mimi ist sich der Tragweite ihres "Verlust" bewusst. Sie hatte sich von ihren Mann abhängig gemacht bzw. machen lassen und nun muss sie erst mal mit den Konsequenzen klar kommen.
Als Eltern muss man für sein Kind da sein. Egal welche Entscheidungen es in seinen Leben getroffen hatte. Man hat eben die Verantwortung sein Leben lang, selbst wenn die Kinder schon lange aus dem Haus sind. Es geht eben nicht immer alles gut. Ganz besonders, wenn man jung und naiv ist. Das Mimi so gar kein Vertrauen in ihre Eltern hat, zeigt daher noch einmal sehr, wie viel schaden die Ehe in der Beziehung zu ihren Eltern angerichtete hatte.
Sie hatte vergessen, dass es noch andere Menschen in ihren Leben gibt, die sie lieben.
Sowas gibt es leider auch ganz oft. Diese Menschen isolieren schritt für schritt einen anderen Menschen von ihrer sozialen Umgebung, bis diese einfach nichts mehr haben und sich an den letzten Menschen Klammern, den sie noch haben.
Ich hoffe, Mimi findet schnell wieder zu sich selbst und versteht, dass es mehr in Leben gibt, als das was sie bisher kannte.
Das sie auch Träume verwirklichen kann, selbst wenn sie denkt, es sei zu so ät.

Schreib weiter so toll, liebes.
Ich liebe das Thema ☺️
Bis bald 🤎
Antwort von: abgemeldet
10.02.2020 22:09
Und noch einmal mal:
Hallo Sonnenschein :)

Tai ist wirklich erwachsen geworden, was wohl auch seinem Leben zu 'verdanken' ist. Auch er trägt ein schwerzen Los mit sich rum. Es wird Kapitel geben, die aus seiner Sicht geschreiben sind. Mal sehen, was du dazu sagt.

Du hast Mimis 'Fehler' auf den Punkt gebracht. Mal sehen, wie sie ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen möchte.

Auch mit den Eltern hast du Recht. Sie sollten immer für ihre Kinder da sein, leider sieht es auch hier in der Realiät oft anders aus. Aber ich glaube, bei ihrem Vater brauchst du dir keine Sorgen machen. ;)

Ich danke dir vom Herzen, für diene lieben und aufmuternden Worte
Ganz liebe Grüße und eine schöne Woche :)


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