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Angelo

von

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Die Stunde der Wahrheit

Instinktiv hob Marcus die Hand, um sich gegen die auf ihn einströmende Helligkeit abzuschirmen. Er schloss für einen Moment die Augen, bevor er sie vorsichtig blinzelnd wieder öffnete und zu dem Engel blickte, der jetzt in einer strahlenden Lichtkorona vor ihm stand. Und ihn aus riesigen Augen anglotzte. Sein Mund stand offen und er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen.

„D-du … du bist ein …“

„Ja und?“, fauchte Marcus, bevor er es aussprechen konnte. „Soll ich ’ne etwa Anzeige in der Zeitung aufgeben oder es mir am besten gleich auf die Stirn tätowieren lassen?“

In seinem Zorn war er unbeabsichtigt einen Schritt auf den Engel zugegangen und jetzt traf ihn dessen Geruch wie ein Faustschlag. In seinem Kopf drehte sich immer noch alles von Crystals Betäubungszauber und die Tatsache, dass er bereits mehr Stunden wach war, als selbst für einen nur halbmenschlichen Körper gut war, forderte so langsam seinen Tribut. Er fühlte Übelkeit in sich aufwallen. Die pure Präsenz der rohen, göttlichen Kraft, die der Engel ausstrahlte, war einfach zu viel.

„Wenn du nicht willst, dass ich dir vor die Füße kotze, machst du das endlich aus.“

„Angelo, was ist los? Wovon spricht er?“

Dieser Thompson starrte den Jungen an und schien doch nichts zu sehen. Was sollte das denn für ein Spiel sein? Ärgerlich wandte Marcus sich ab.

„Macht doch, was ihr wollt. Ich gehe.“

„Halt, warte.“

Der Engel hatte den Arm erhoben und sah ihn bittend an. Er kam noch ein Stück näher, seine Hand bewegte sich auf Marcus zu, fast so, als wolle er ihn anfassen. Verdammt, er war doch kein Streichelzoo.

„Flossen weg! Ich schwöre, ich brech dir …“

Der Engel reagierte nicht. Unglaube, Faszination und Neugier standen auf seinem Gesicht.

„Du … du bist wie ich“, hauchte er.

„Das reicht!“ Plötzlich kam Bewegung in Thompson. Er drängte sich zwischen Marcus und den leuchtenden Engel.

„Angelo! Ich hatte es dir verboten. Hör sofort auf damit.“

Der Engel riss seinen Blick mit sichtbarer Mühe von Marcus los. „Aber ich musste es wissen. Ich musste wissen, ob er es sehen kann.“

„Den Beweis hast du ja jetzt“, fauchte Thompson. „Und jetzt hörst du sofort auf damit. Ich will nicht, dass du wieder umkippst.“

„Michael, ich …“

„Schluss jetzt!“, donnerte der Mann.

Der Engel starrte ihn noch einen Augenblick lang an, dann begann die Lichthülle zu flackern und erlosch schließlich ganz. Marcus atmete auf. Die Ausstrahlung des Engels war binnen Sekunden in sich zusammengefallen und er spürte lediglich die Nachwirkungen, die wie ein stumpfes Echo durch seinen Körper hallten. Ansonsten war dem Jungen nichts mehr von seiner göttlichen Macht anzumerken.

Der Engel schwankte plötzlich. Seine Hand glitt zu seiner Stirn. Sofort war Thompson bei ihm und stützte ihn.

„Siehst du, es geht schon los“, wetterte er.

Der Engel verzog das Gesicht. „Es ist nichts. Ich kann es kontrollieren?“

„So wie das letzte Mal? Angelo, du wärst fast gestorben. Ich werde das nicht nochmal mitmachen.“

„Ich kann das, Michael! Hör auf, mich zu behandeln wie ein Baby. Du kannst nicht mit mir schlafen und dich gleichzeitig so aufführen, als wäre ich vier Jahre alt.“

„Das tue ich nicht.“

„Tust du sehr wohl und das weißt du auch.“

„Weil ich mir Sorgen mache.“

„Kann mir mal einer erzählen, was hier los ist?“

Im Hintergrund war eine dunkelhaarige Frau erschienen. Sie trug nur ein großes T-Shirt und sah verschlafen aus. Als sie die Szene vor sich erfasste, klärte sich ihre Miene plötzlich.

„Michael? Angelo? Ist alles in Ordnung? Und wer ist das?“

„Das ist der Cop, von dem ich dir erzählt habe. Der, den du suchen solltest.“

Die Frau musterte Marcus einen Moment lang, bevor sie sich wieder an ihren Mann wandte. Marcus war sich inzwischen sicher, dass es sich um Thompsons Ehefrau handeln musste.

„Und warum schreit ihr euch dann hier draußen an?“

„Weil Angelo sich absolut unvernünftig verhält.“

„Weil ich endlich wissen will, was mit mir nicht stimmt“, begehrte der Engel auf. „Und er kann mir diese Frage beantworten.“

Mit ausgestrecktem Arm wies er auf Marcus. Drei Augenpaare richteten sich auf ihn.
 

Es war die Frau, die schließlich die unangenehme Stille brach.

„Vielleicht … vielleicht sollten wir uns alle mal ein wenig beruhigen und hineingehen. Ich kann mir vorstellen, dass Sie auch nicht unbedingt möchten, dass man Sie hier sieht, Mister …?“

Die letzte Frage war an Marcus gerichtet. Er zögerte. Eigentlich hatte er sich geschworen, sich so weit wie möglich von diesen Typen fernzuhalten. Diese Angelegenheit ging ihn nichts an. Wenn man sich mit Engeln einließ, konnte nichts Gutes dabei herauskommen.

„Marcus“, gab er schließlich widerwillig bekannt. „Marcus Reed.“

Die Frau schenkte ihm ein warmes Lächeln.

„Freut mich. Ich bin Gabriella und das hier ist mein Mann Michael, den Sie ja schon kennengelernt haben. Und natürlich Angelo.“

Der Engel beobachtete ihn immer noch mit unverhohlener Neugier.

Marcus schüttelte den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir helfen soll. Warum fragst du nicht einen der anderen Engel? Der wird dir sicher …“

„Moment mal. Hast du gerade Engel gesagt?“ Dieser Thompson … Michael sah ihn ungläubig an. Sein Blick huschte zu dem Engel und dann wieder zu Marcus zurück.

„Soll das heißen, dass Angelo …“

„Ein Engel ist? Ja. Aber das … das habt ihr gewusst, oder?“

Die Mienen der Anwesenden inklusive des Engels zeigten ihm deutlich, dass das nicht so war. Marcus hätte beinahe gelacht. Das war wirklich zu absurd.

„Ich glaube, wir haben nichts mehr weiter zu besprechen“, sagte er und wandte sich zum Gehen. Er kam ungefähr drei Schritte weit, bevor sich eine Hand auf seinen Arm legte. Als er sich herumdrehte, stand wieder der Engel vor ihm und sah ihn aus großen, blauen Augen an.
 

Für einige Augenblicke betrachteten sie sich schweigend. Marcus bemerkte, dass sie ungefähr gleich groß waren, eine ähnliche Statur hatten, wenngleich er auch etwas muskulöser war. Der Engel war feingliedrig, fast zart, ohne jedoch gebrechlich zu wirken. Marcus merkte, wie die Faszination an seiner Überzeugung, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen, entlangstrich und sie fast beiläufig ins Wanken brachte. Dies war der erste Engel, den er neben seinem Vater je zu Gesicht bekommen hatte. Zumindest von so Nahem. Sicherlich hatte er eine Menge über sie gelesen, aber das hier war anders. Es war echt.

„Bitte, Marcus“, sagte der Engel und seine Stimme war sanft. „Bitte, geh nicht. Ich habe noch so viele Fragen.“

„Fragen?“, knurrte Marcus und machte seinen Arm los. „Welche Fragen könnte ich dir schon beantworten. Ein simpler Sterblicher. Euereins lacht doch über uns. Hält uns für Herdenvieh, das zu dumm ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Solange wir in der Spur laufen, lasst ihr uns in Ruhe, und wenn nicht, werden wir mit Stockschlägen wieder zurückgetrieben, damit auch ja nichts die Ordnung stört, die sich der allmächtige, himmlische Vater ausgedacht hat. Warum denn eigentlich erst diese Farce mit dem freien Willen? Warum nicht gleich ein ganzes Heer von Robotern erschaffen, die den ganzen Tag Loblieder auf seine Herrlichkeit singen. Hat doch mit euch Engeln auch wunderbar geklappt.“

„Du bist aber kein normaler Sterblicher.“

Wieder dieser sanfte Ton, in dem Nachsichtigkeit mitschwang. Eine Nachsichtigkeit, die Marcus weder brauchte noch wollte. Er lachte bitter auf.

„Nein, das bin ich wohl nicht. Ich bin ein Bastard, ein ungewolltes Kind, ein Fehltritt, eine Missgeburt. Ich bin das, was passiert, wenn ein Engel vergisst, dass er dummerweise keine Kinder mit einer Sterblichen haben darf. Das bin ich.“

Der Engel reagierte nicht. Er sah Marcus nur weiter an. Schließlich sagte er leise:

„Du bist wütend auf ihn, oder? Deinen Vater meine ich.“

„Ob ich …?“ Marcus schüttelte fassungslos den Kopf. „Natürlich bin ich wütend. Oder halt, nein, ich war wütend. Inzwischen ist es mir egal. Er hat mein Leben verschont, na prima. Aber irgendwann wird mich ja doch einer von euch finden und zu Ende bringen, wozu er nicht in der Lage war. Vielleicht möchtest du es ja sein, der die Lorbeeren dafür einstreicht.“

Er schob den Unterkiefer vor, hob das Kinn und präsentierte sich dem Engel auf eine Weise, die ihm gleich mehrere Angriffspunkte offenlegte. Marcus wusste, dass es ihm ein Leichtes gewesen wäre, ihn mit der bloßen Hand zu töten.

Der Engel wirkte mit einem Mal traurig.

„Hältst du es denn für richtig, die Söhne für die Sünden ihrer Väter zu strafen? Oder umgekehrt?“

Marcus wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Plötzlich ertrug er den Blick dieser blauen Augen nicht mehr. Er sah, wie im Hintergrund Gabriella ihren Mann zurückhielt und leise auf ihn einredete. Wahrscheinlich hätte er Marcus’ Angebot, ihm eine reinzuhauen, nur zu gerne angenommen. Schließlich kehrte sein Blick wieder zurück zu dem Engel.

„Es tut mir leid“, sagte dieser und in seinen Augen stand tatsächlich Anteilnahme. „Es tut mir leid, dass dir ein solches Unrecht zuteil geworden ist. Du solltest dich nicht verstecken müssen. Du solltest geliebt werden.“

„Geliebt werden?“ Marcus spuckte die Worte aus wie einen alten Kaugummi. „Sag mal, hörst du dir manchmal selber zu? So ein hohles Geschwafel habe ich lange nicht mehr gehört. Wie überheblich bist du eigentlich?“

Marcus sah, wie der Engel zusammenzuckte.

„Geh“, sagte er. „Geht zurück in deinen Himmel und lass uns hier unten in Frieden.“
 

Er wandte sich wieder um und ging auf den Parkplatz zurück. Er wollte diesem Engel nicht mehr zuhören, wollte sein verdammtes Mitleid nicht und erst recht keine klugen Ratschläge.

„Das kann ich nicht.“

Die Worte, so leise sie waren, ließen Marcus langsamer werden. Er blieb stehen und ballte die Hand zur Faust. Warum nicht?, hallte die Frage durch seinen Kopf und er musste erstaunt feststellen, dass er sie wohl laut ausgesprochen haben musste, denn er hörte jetzt leise Schritte hinter sich.

„Weil ich … einen Auftrag habe. Aber ich … ich weiß nicht, worin er besteht. Ich erinnere mich nicht. Es ist, als wäre in meinem Kopf alles voller Nebel.“

Die Formulierung ließ unangenehme Erinnerungen in Marcus aufsteigen. Er meinte, Crystals Lippen wieder auf seinen zu spüren.

„Aber du bist ein Engel“, entgegnete er und versuchte so an seiner Wut festzuhalten. „Du bist mit überirdischen Kräften ausgestattet. Du wirst das schon hinkriegen.“

Der Engel antwortete nicht. Marcus wehrte sich gegen den Wunsch sich umzudrehen und zu sehen, was hinter ihm passierte. Als er es doch tat, stand der Kerl einfach nur mit hängendem Kopf da. Es machte Marcus rasend, ihn so zu sehen.

„Na los, steh da nicht so dumm rum. Tu etwas! Rette die Welt oder was auch immer. Aber heul mir nicht die Ohren voll davon, wie schwer du es hast. Ein mächtiges Wesen wie du …“

„Aber das bin ich nicht.“ Der Engel hob jetzt wieder den Kopf. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck echter Verzweiflung. „Ich bin eben nicht mächtig. Ich … ich weiß nicht, wie das alles funktioniert. Mein Körper macht, was er will. Manchmal erhasche ich eine Ahnung von dem, was ich kann oder können müsste, aber meistens passiert es einfach nur zufällig. Als wir noch bei Michael und Gabriella zu Hause waren, habe ich mich einfach so in einen Kampf gegen einen Dämon gestürzt. Ich wusste nicht einmal, mit was ich es zu tun hatte. Erst, als ich die Rüstung erschaffen hatte und das Schwert in Händen hielt, war es auf einmal da. Eine Flut an Wissen und Informationen, die mein Geist so schnell gar nicht fassen konnte. Und kaum war die Rüstung verschwunden, war es auch schon wieder fort und ich … ich war vollkommen ausgelaugt. Wenn Michael und Gabriella nicht gewesen wären …“

Er sprach nicht weiter, aber Marcus verstand auch so. Deswegen war Michael so wütend geworden. Weil der Engel sich, sobald er seine Fähigkeiten benutzte, derart überanstrengte, das er früher oder später zusammenbrach. Fähigkeiten, die er nicht einmal wirklich kontrollieren konnte.

Marcus fühlte, wie sich Erinnerungen an ihn heranschlichen und seinen Zorn beiseite drängten. Er wusste, wie sich das anfühlte, wenn der eigene Verstand anfing, einem Streiche zu spielen. Es war, gelinde gesagt, verwirrend, wenn auf einmal tausend fremde Sinneseindrücke auf einen einprasselten, während man eigentlich gerade in einer Mathematikstunde saß und Geometrie eingetrichtert bekommen sollte. Wie oft hatte er zu dieser Zeit im Bad vor dem Spiegel gestanden und hatte versucht zu begreifen, wer die Person war, die ihm da gegenüberstand. Hatte versucht, nicht dem Wunsch nachzugehen, solange mit der Faust gegen die Wand zu schlagen, bis sie entweder ein Loch hatte oder er nur noch einen blutigen Klumpen sein eigen nannte. Etwas, das normal gewesen wäre. Manchmal hatte er es trotzdem getan, nur um seinen Wunden beim Verheilen zuzusehen. Er hatte sich gehasst, seinen Vater, ja sogar seine Mutter, die sich mit einem Engel eingelassen hatte, statt vernünftigerweise schleunigst das Weite zu suchen.

Inzwischen hatte er seine Wahrnehmung so weit unter Kontrolle, dass sie ihn nicht mehr behinderte. Er hatte sich an ihre Anwesenheit gewöhnt und sie begleitete ihn wie eine zweite Haut. Sie war immer da und … Er stutzte plötzlich und fasste den Engel scharf ins Auge. Doch egal, wie genau er hinsah, es war nichts zu entdecken. Wenn Marcus nicht gewusst hätte, was er wirklich war, er hätte ihn für einen Menschen halten können. Einen ganz normalen Menschen.

Was für ein Blödsinn, dachte er. Es gab doch keine On/Off-Engel, die sich aussuchen konnten, was sie gerade waren. Was für einen Sinn sollte das haben? Damit sie sich noch besser unter den Menschen verstecken konnten? Sie noch besser ausspionieren? Das war absolut lächerlich.

Marcus seufzte. „Was willst du von mir, Engel?“

„Angelo.“

„Was?“

Der Engel sah auf. „Mein Name ist Angelo.“

Marcus gab ein spöttisches Schnauben von sich. „Als ob es nicht egal ist, in welcher Sprache ich dich das nenne, was du bist.“

Der Engel zog ein wenig verlegen die Schultern hoch. „Du hast Recht. Der Name ist nicht gerade originell. Aber einen anderen habe ich nicht.“ Er legte den Kopf schief. „Würdest du dir noch etwas ansehen, bevor du gehst?“

Marcus presste die Lippen aufeinander. Er sollte jetzt einfach gehen, das Handy nehmen und Erik anrufen, damit der sich darum kümmerte. Stattdessen seufzte er.

„Du hast zwei Minuten.“

„Gib mir fünf. Ich muss erst noch was holen.“

Als er zögernd nickte, huschte ein Lächeln über das Gesicht des Engels und Marcus erwischte sich dabei, wie er es fast erwidert hätte. Er biss sich auf die Zunge, um den Impuls zu unterdrücken. Das fehlte gerade noch. Dass er diesem … Angelo irgendwelche Zugeständnisse machte.

Der lief jetzt eilig zurück zu seinen beiden … ja was eigentlich? Freunden? Liebhabern? Was hatten die drei da am Laufen?

Komische Leute, dachte Marcus und fragte sich zum wiederholten Male, warum er eigentlich immer noch hier war.

Aus dem gleichen Grund, aus dem du dich nach Vegas hast versetzen lassen, antwortete eine kleine, gehässige Stimme in seinem Kopf. Weil du die Gefahr suchst. Weil du darauf brennst, etwas Sinnvolles mit deinen Fähigkeiten anzustellen, statt immer nur davonzulaufen. Weil du immer noch hoffst, dass es doch irgendwo eine große, ultimative Antwort auf alles gibt.

Er befahl der Stimme, die Klappe zu halten, und beobachtete, wie Angelo sich mit Gabriella unterhielt, die daraufhin zurück in ihr Motelzimmer ging. Michael machte Anstalten, auf Angelo einzureden, aber der wies ihn sichtbar ab. Er sah zu Marcus zurück und irgendwie konnte der sich nicht ganz gegen eine gewisse Schadenfreude wehren, die dabei in ihm aufstieg.

Kurz darauf kehrte Angelo mit einem Autoschlüssel zu ihm zurück. Seine Augen leuchteten.

„Komm, ich will dir was zeigen.“

Sie gingen zu einem Mietwagen, dessen Kennzeichen sich Marcus ganz nebenbei einprägte. Später, so sagte er sich, würde er das Kennzeichen zur Fahndung weitergeben.

„Hier, schau mal.“ Angelo öffnete den Kofferraum und nahm einen länglichen Gegenstand heraus, der in eine Wolldecke gewickelt war. Er entfernte die Decke und …

„Ein Schwert?“ Marcus konnte seine Verblüffung nicht ganz verbergen.

„Ja, es ist meins.“ Angelo reichte ihm die Waffe mit dem Griff voran. „Willst du mal ausprobieren?“

Marcus hob abwehrend die Hände. „Nein, danke Ich bin da eher für Schusswaffen. Aber warum zeigst du mir das?“

„Na weil …“ Angelo druckste ein bisschen herum. „Weil ich gehofft hatte, dass du … irgendwie … ein bisschen beeindruckt wärst.“

Marcus blinzelte ein paar Mal, bevor er seine Sprache wiederfand. „Beeindruckt? Davon, dass du hier ein nachgemachtes Ritterschwert aus dem Hut ziehst?“

„Es ist nicht nachgemacht. Es ist ein echtes … Engelsschwert.“

Angelo schob einen Mundwinkel nach oben mit dem Ergebnis, dass jetzt ein ziemlich schiefes und etwas klägliches Grinsen in seinem Gesicht saß. Marcus spürte, wie seine Mundwinkel ebenfalls zuckten.

„Beeindruckt wäre ich höchstens, wenn du damit umgehen könntest. Das Ding ist doch viel zu groß für dich.“

„Ach ja?“

Angelo trat ein paar Schritte zurück und hob die Waffe. Im nächsten Augenblick ließ er die blitzende Klinge herumwirbeln, als wäre sie vollkommen ohne Gewicht. Er führte einige wuchtige, mit beiden Händen geführte Schläge aus, von denen jeder ihn ein Stück weiter an Marcus heranführte, bis die Schwertspitze zitternd vor dessen Brust zur Ruhe kam. Blaue Augen fixierten ihn über den glänzenden Stahl hinweg.

„Jetzt beeindruckt?“

Für einen Augenblick war Marcus das wirklich. Das lag jedoch nicht an der Vorführung, sondern an der Verwandlung, die mit Angelo vonstatten gegangen war, als dieser angefangen hatte zu kämpfen. Was Marcus dort auf der anderen Seite der Klinge sah, war nicht mehr der fast schon schüchtern anmutende Junge mit dem leicht verträumten Blick, sondern tatsächlich ein Krieger. Jemand, der es gewohnt war, Befehle zu geben. Entscheidungen zu treffen. Jemand, dem man folgte. Jemand, dem er folgen würde.

Marcus schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben.

„Nett“, urteilte er und trat von der scharfen Spitze zurück, die sich für seinen Geschmack zu nahe an seinem Herzen befand. „Wirst sicherlich ein paar Dämonen damit das Fürchten lernen.“

„Meinst du?“ Die Rückverwandlung ging ebenso schnell vonstatten wie zuvor ihr Gegenstück. Angelo senkte das Schwert und sah ihn jetzt wieder ein wenig unsicher an. „Sie sind hinter mir her, nicht wahr?“

Marcus hatte keine Ahnung, woher er das wusste, aber er nickte zustimmend.

„Als ihr … euch aus dem Staub gemacht habt, kam ein Dämon und hat nach dir gesucht. Er … er hat von mir erfahren, wo ihr wohnt.“ Als er Angelos entsetztes Gesicht sah, fügte er schnell hinzu: „Unabsichtlich. Ich … ich hatte Michaels Koffer in meiner Wohnung und da war ein Adressanhänger dran.“

Warum erzählte er Angelo das? Und woher kam der Drang, ihm auch noch den Rest der Geschichte zu erzählen? Wo sollte das enden? Wollte er etwa zusammen mit diesen lächerlichen Gestalten und einem Engel auf Dämonenjagd gehen? Der Gedanke war einfach grotesk.

Angelo sah ihn prüfend an.

„Der Mann vom FBI. Kam der auch von dir? Er hat gesagt, sein Name wäre Erik Hawthorne.“

Marcus zog es vor, darauf nicht zu antworten. Leider deutete Angelo sein Schweigen vollkommen richtig.

„Er ist dein Vater, nicht wahr? Du hast ihm von mir erzählt.“

„Das musste ich. Dieser Dämon, er … mit ihm stimmt was nicht. Ich wollte nicht, dass er dich erwischt.“

„Also wolltest du uns helfen?“

„Nein! Ich wollte nur nicht, dass er dich in die Finger kriegt. Das ist alles.“

Angelo musterte ihn noch einen Augenblick lang.

„Ich verstehe“, sagte er dann langsam. „Ich danke dir trotzdem.“

Marcus nickte knapp und wollte schon gehen, als Angelo doch noch einmal anhob zu sprechen.

„Sag deinem Vater nichts hiervon“, bat er. „Ich … was immer dieser Auftrag beinhaltet, ich muss das alleine machen.“

Marcus atmete tief durch. „Ich kann es nicht vollkommen verschweigen. Zumindest auf meiner Dienststelle muss ich melden, dass ich Euch gesehen habe, sonst kann ich große Schwierigkeiten bekommen. Es wird dann vermutlich nicht mehr lange dauern, bis sie nach euch fahnden. Aber … zum Dienst muss ich erst wieder Morgen Mittag. Das ist in etwa acht Stunden. Von hier aus sind es etwa sechs Stunden bis zur mexikanischen Grenze. Wenn ihr also gleich losfahrt …“

Er ließ den Rest des Satzes offen und nickte Angelo nur noch einmal zu, bevor er sich umdrehte und nun endlich mit langen Schritten dem Ausgang des Parkplatzes zustrebte. Er wusste nicht, ob das hier wirklich das Richtige war, aber er wusste auch, dass er viel zu müde war, um noch irgendwelche sinnvollen Entscheidungen zu treffen. Und, so ungern er das zugab, Angelo kam ihm ehrlich vor. Nicht so unnahbar, wie er sich Engel immer vorgestellt hatte. Nicht so, wie sich sein Vater immer gegeben hatte.

Er verdient eine Chance. Mit diesem Gedanken versuchte sich Marcus selbst zu beruhigen, obwohl er gerade so ziemlich alle Prinzipien über Bord warf, an die er sich bisher gehalten hatte. Aber vielleicht … vielleicht würde ja doch etwas Gutes dabei rauskommen.
 


 

Als Angelo zurückkam, hielt er sein Schwert in der Hand. Es schleifte zwar nicht auf dem Boden, aber viel fehlte nicht dazu. Michael seufzte innerlich.

„Er ist weg, oder?“

„Jep.“

„Und er wollte uns nicht helfen?“

Angelo atmete tief durch. „Er hat gesagt, er wird damit warten, uns zu melden. Ansonsten hat er uns geraten, das Land zu verlassen. Das mindert die Gefahr, dass sein Vater uns findet.“

„Sein Vater?“

„Der FBI-Agent. Er … er ist auch ein Engel.“

Michael schwieg und sah Angelo nur an. Die Eröffnung darüber, was er wirklich war, hatte ihn ziemlich überrascht. Allerdings nicht so sehr, wie er gedacht hatte. Auch Gabriella war erstaunlich ruhig geblieben. Vielleicht hatten sie es beide tief im Inneren schon gespürt. Dass Angelo einfach zu gut war, um wahr zu sein. Dass da mehr sein musste. Vielleicht hatten sie beide die Augen verschlossen aus Angst vor dem, was aus der Wahrheit erwachsen würde.

„Und jetzt?“, fragte Michael und merkte, dass seine Stimme dabei brüchig klang. „Wirst du jetzt gehen?“

„Willst du, dass ich gehe?“

„Nein. Natürlich nicht. Aber … willst du denn bleiben?“

Angelo hob den Kopf und Michael sah, dass seine Augen feucht schimmerten. Im nächsten Moment klirrte das Schwert auf den Boden und er lag Michael in den Armen.

„Es tut mir so leid“, flüsterte Angelo, während er sich an seinen Hals klammerte. „Ich … was ich vorhin gesagt habe und alles. Ich will nicht, dass euch etwas passiert. Aber ich weiß nicht, wie ich das alleine schaffen soll. Ich brauche euch.“

Michael strich ihm über den Rücken. In seinem Hals saß ein unangenehmes Engegefühl.

„Ich weiß“, sagte er leise. „Ich weiß, wie sich das anfühlt. Was meinst du denn, warum ich immer so wütend werde, wenn du dich in Gefahr bringst. Weil ich dich beschützen will. Aber ich weiß nicht, wie mir das gelingen soll, wenn du nicht auf mich hörst. Du bist schlimmer als ein ungezogenes Hundebaby, das ständig am Kabel des Fernsehers kaut.“

Angelo lachte und schniefte gleichzeitig. „Du musst trotzdem aufhören, mich so in Watte zu packen.“

„Du bist aber nun mal zum in Watte packen“, ereiferte sich Michael und drückte ihn fester an sich. „Am liebsten würde ich dich zu Hause im Schlafzimmer einsperren und nur zum Essen wieder herauslassen.“

„Nur zum Essen?“, gluckste Angelo. „Und was soll ich in der Zwischenzeit machen?“

„Dich von mir lieben lassen?“

Michael spürte, wie sein Herz bei diesem Satz bis zum Hals klopfte. Angelo rückte ein Stück von ihm ab. Große, blaue Augen sahen ihn forschend an.

„Sag das nochmal.“

„Was?“

„Das, was du gerade gesagt hast.“

Michael kam sich vor, als hätten sich gerade sämtliche Scheinwerfer auf ihn gerichtet und er hatte keinen Schimmer, wie sein Text lautete. Das hieß, er wusste es schon, aber er traute sich nicht, ihn auszusprechen. Zögernd begann er in Worte zu fassen, was ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.

„Ich … ich mag dich unheimlich gern, Angelo. Egal ob du nun ein Engel bist oder nicht. Und die Vorstellung, dass du auf einmal nicht mehr in meinem Leben sein sollst, reißt mir fast das Herz aus der Brust. Weil ...“, er schluckte, „weil ich mich in dich verliebt habe.“

Angelo sah ihn lange an, bevor er sich vorbeugte und einen kleinen Kuss auf seinen Lippen platzierte.

„Mir geht es genauso, Michael.“ Er lächelte. „Und ich werde nicht weggehen.“

„Das hat mir schon einmal jemand versprochen.“ Michael wusste nicht, woher die Erinnerung plötzlich kam, aber sie war auf einmal da und drängte sich zwischen ihn und Angelo. „Und ich habe ihm geglaubt, aber es war eine Lüge. Er ist einfach gegangen und ich … ich konnte nichts dagegen tun.“

Er spürte, wie etwas seine Wange hinunterlief. Als ihm bewusst wurde, dass er weinte, drehte er den Kopf weg.

„Aber das ist lange her. Ich … ich sollte inzwischen darüber hinweg sein.“

Er spürte Angelos Fingerspitzen, die über seinen Nacken strichen.

„Willst du es mir trotzdem erzählen?“

„Warum sollte ich? Es hat nichts mit dir zu tun.“

„Weil ich ziemlich gut zuhören kann.“
 

Angelo lehnte sich an ihn und wartete einfach nur ab, während Michael versuchte, die richtigen Worte zu finden für das, was damals passiert war. Was wirklich passiert war.

„Ich … es gab da mal jemanden“, begann er irgendwann. „Sein Name war Jeff. Er war mein bester Freund, seit wir uns in der Highschool kennengelernt hatten. Es war … fast so was wie Liebe auf den ersten Blick. Wir hingen quasi ständig zusammen ab, haben alles miteinander geteilt. Mit uns hat einfach alles gepasst. Sogar … sogar auf körperlicher Ebene. Da sind ein paar Sachen gelaufen, die nicht nur freundschaftlicher Natur waren. Aber ich glaube, keiner von uns wollte das so wirklich wahrhaben. Wir hatten zu viel Schiss davor, was die anderen sagen würden. Ich zumindest. Ich weiß nicht, ob es ihm auch so ging, aber …“

Michael unterbrach sich. So, wie er von Jeff erzählte, hörte es sich fast an, als würde er von einer alten Flamme reden. Er warf einen Blick auf Angelo, der ihn aber nur kurz ansah, bevor er sich wieder an seine Brust schmiegte.

„Was ist geschehen?“, fragte er und Michael nahm seinen Mut zusammen, um weiter zu erzählen.

„Wir haben unseren Abschluss gemacht, sind aufs gleiche College gegangen. Jeff hatte Spitzennoten. Er war echt intelligent. Unsere gemeinsame Leidenschaft war zwar Football, aber während ich eine Karriere als Profi anstrebte, wollte er später mal was anderes machen. Medizintechnologie oder so was. Wir hatten dadurch natürlich nicht mehr so viele Kurse zusammen, aber ansonsten haben wir jede freie Minute miteinander verbracht. Das war … vor dem Unfall.“

„Was für ein Unfall?“

„Eines Abends habe ich Jeff überredet, auf eine Party zu gehen. Er wollte eigentlich nicht, aber wir hatten die letzten Wochen durch mein Training und seine Kurse so wenig Zeit zusammen, dass ich einfach mal wieder mit ihm Spaß haben wollte. Er war an dem Abend … nicht gut drauf. Irgendetwas beschäftigte ihn. Er hatte vorher schon so ein paar komische Andeutungen gemacht. Dass mit einer seiner Professorinnen was nicht stimmte. Dass sie seiner Meinung nach in irgendwelche illegalen Machenschaften verwickelt war. Ich habe ihm gesagt, dass das Schwachsinn sei, aber er hat nicht auf mich gehört, hat ihr nachspioniert. Einmal hat er mir sogar einige Zeichnungen gezeigt, die angeblich von ihr waren. Da waren Apparaturen, Maschinen, wirklich fieses Zeug. Es sah aus wie aus einer mittelalterlichen Folterkammer. Er hat gemeint, dass er denkt, dass sie diese Maschinen irgendwo im Keller der Uni tatsächlich baut, aber das klang alles so weit hergeholt, dass ich … dass ich ihm nicht geglaubt habe.“

Michael unterbrach sich, als die Bilder wieder hochkamen. Wie Jeff ihn angesehen hatte, voller Vertrauen, und dass er … dass er einfach nur gewollt hatte, dass es wieder wie früher war.

„Also schön“, hatte er gesagt. „Ich geh morgen mit dir nach diesem Kram suchen. Aber heute Abend feiern wir.“

Jeff hatte genickt und sie waren zu dieser Party gefahren. Die Party, die seinen besten Freund das Leben gekostet hatte.

„Es war laut in dem Haus. Laut und voller Menschen. Musik, tanzende, halbnackte Mädchen, irgendwelche Idioten, die sich zu einem Trinkspiel nach dem anderen herausforderten, Leute die besoffen im Pool landeten, das volle Programm. Ich … ich hab an dem Abend gemerkt, dass ich gerne mehr von Jeff gewollt hätte, als nur mit ihm einen zu trinken. Wobei er nicht getrunken hat. Seine Mum hatte ein ziemliches Problem damit, sodass er sich beim Alkohol immer zurückgehalten hat. Also hab ich allein getrunken. Viel getrunken. Ein Bier in den Händen zu halten erschien mir als guter Weg, mich davon abzuhalten, meine Hände an Jeff zu legen. Ich war mir sicher, dass er das nicht gewollt hätte. Als ich gemerkt habe, dass das auch nicht klappt, hab ich mich abgeseilt und mich mit irgendeinem Mädchen in eine Ecke verzogen. Er kam irgendwann und war ziemlich wütend. Ich hab mich dann von ihm davon überzeugen lassen, mit ihm heimzufahren. Wir haben kein Wort im Auto geredet. Ich glaube, er war ziemlich enttäuscht von mir. Und dann …“

Michael schloss kurz die Augen, bevor er weitersprach.

„Mitten auf offener Strecke hat Jeff auf einmal die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Ich weiß nicht mehr genau, wie es passiert ist. Ich glaube, er war ziemlich schnell. Wollte mich wohl loswerden oder so. Auf einmal gab es einen Schlag, der Wagen kam von der Straße ab und fuhr gegen einen Baum. Hat ihn ohne zu bremsen gerammt. Jeff war sofort tot, während ich schwer verletzt festklemmte und von der Feuerwehr rausgeschnitten werden musste. Ich wurde operiert, war lange im Krankenhaus. Noch während ich da lag, kam die Polizei, um meine Aussage aufzunehmen. Ich habe denen gesagt, was ich noch wusste, aber ich habe die ganze Zeit gedacht, dass es meine Schuld war. Dass Jeff sich wegen mir nicht konzentriert hat und deswegen der Unfall passierte.

Irgendwann bekam ich spitz, dass Jeff unterstellt wurde, Drogen genommen zu haben. Meine Eltern hatten Jeffs Vater auf Schadensersatz verklagt. Ich wusste davon gar nichts, bis es irgendwann hieß, dass ein Gerichtstermin anstände. Im Gerichtssaal bekam ich dann die offizielle Version des Falls zu hören. Dass Jeff vollkommen breit gewesen sein sollte und deswegen gegen den Baum gefahren sei. Ich bin auf die Barrikaden gegangen, hab rumgebrüllt, dass das gelogen wäre. Jeff hätte niemals was genommen. Aber die hatten Bluttests, Laborergebnisse, Fakten. Und ich war nur ein Junge, der zum Zeitpunkt des Unfalls betrunken gewesen war. Man glaubte mir nicht. Selbst meine Eltern nicht und sogar Jeffs Vater, der seinen Sohn doch eigentlich hätte kennen müssen, war von seiner Schuld überzeugt. Ich weiß noch, wie er gesagt hat, dass der Apfel eben nicht weit vom Stamm fällt.

Wir bekamen eine Menge Geld von der Versicherung, aber ich habe keinen Penny davon genommen. Habe meine Eltern gesagt, dass ich ihr Blutgeld nicht wolle. Wir haben uns deswegen zerstritten und es krachte jeden Tag zu Hause. Als sie schließlich wegziehen wollten, lernte ich Gabriella kennen und habe die Gelegenheit genutzt, mich endgültig von meinen Eltern zu trennen. Ich habe meine Sachen genommen und bin bei ihr eingezogen und … na ja. Hier bin ich nun.“

Michael sah Angelo an, der ihm bis jetzt schweigend zugehört hatte.

„Es ist vielleicht albern, dass ich immer noch so an der Geschichte festhänge, aber ich … ich frage mich halt, was damals passiert ist. Woher diese Laborbefunde kamen, die doch anscheinend unwiderlegbar beweisen, dass ich Unrecht und alle anderen Recht hatten. Und ich frage mich, ob es was geändert hätte, wenn ich einfach mit Jeff gesprochen hätte, statt mich sinnlos zu betrinken. In einem Anflug von Paranoia habe ich sogar eine Zeit lang daran geglaubt, dass Jeffs Professorin etwas mit dem Unfall zu tun hatte. Aber wie hätte sie das anstellen sollen? Es war an dem Abend ja niemand dort. Und diese ganzen Dinge, die sie angeblich erfunden hatte … Es gab nicht den geringsten Beweis dafür, dass das nicht nur Hirngespinste waren. Ausgedacht von einem jungen Mann, der allen Anschein nach ein Drogenproblem hatte. Selbst Gabriella hat gesagt, dass ich mich da in etwas verrenne.“

Michael stutzte plötzlich, als ihm etwas einfiel. Etwas, das die Sachen betraf, die Jeff ihm gezeigt hatte.

Angelo musterte ihn mit gerunzelter Stirn.

„Was ist los?“

Michael schüttelte den Kopf. Das alles war schon so lange her. Er schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern.

„Da war eine Maschine. Auf diesen Zeichnungen, von denen ich dir erzählt habe. Sie sah wirklich gruselig aus. Wie etwas, das man in einem Horrorfilm findet. Von dieser Maschine hatte sie mehrere Skizzen angefertigt und das Ding hatte sogar einen Namen. Es hieß … Engelssbrecher.“



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