Angelo von Maginisha ================================================================================ Kapitel 10: Verstecktes Verlangen --------------------------------- „Ich brauche jetzt dringend einen Kaffee.“ Michael schreckte hoch. In der Stille des fehlenden Motorgeräuschs, das sie seit Stunden begleitete, war Gabriellas Stimme ungewohnt laut gewesen. Er blinzelte aus dem Fenster und sah eine winzige, verschlafene Stadt, die sich unauffällig in die Ausläufer einer Hügelkette einfügte. Eine Flut von Schildern versuchte, die Vorbeireisenden zum Anhalten und Bleiben zu animieren, bevor sie nach etwa fünf Minuten Fahrt die Stadt schon wieder verließen. „Wo sind wir?“ „In Austin.“ „Wir sind in Texas?“ So lange konnte er unmöglich geschlafen haben. Er hörte Gabriella lächeln. „Nein, in Nevada. Möchtest du nun auch einen Kaffee?“ Er nickte nur und nahm die neue Umgebung ein wenig mehr in Augenschein, während seine Frau ausstieg und auf ein kleines Café zulief. Die Stadt wirkte wie einer dieser typischen Wildweststädte, in denen sich das Leben rund um eine zentrale Straße abspielte, während dahinter nur weites, ödes Land lag. Es gab eine ganze Menge solcher Orte in dieser Gegend. Einige davon waren seit Jahrzehnten verlassen. Vielleicht sollten sie sich in einer dieser Geisterstädte einnisten, bis niemand mehr nach ihnen suchte. Sein Blick glitt auf den Sitz neben ihm, wo Angelo immer noch zusammengerollt schlief. Er sah inzwischen wieder besser aus und einige der blonden Locken waren ihm ins Gesicht gerutscht. Michaels Hand zuckte, um sie zurückzustreichen. Allein die Tatsache, dass er nicht wusste, wo sie jetzt standen, hielt ihn davon ab. Diese Nacht war … unglaublich gewesen. Was immer ihn dort angegriffen hatte, war definitiv nicht menschlich gewesen, und Angelo … was hatte es mit diesem Licht und dem Schwert auf sich? Was verbarg dieser Junge noch vor ihnen? Als hätte er Michaels Gedanken gehört, begann Angelo sich in diesem Moment zu regen. Er öffnete die Augen und ein verschlafener Blick traf Michael. Gleich darauf fuhr Angelo hoch. „Wo sind wir?“ „Austin, Nevada“, antwortete Michael mit einem vorsichtigen Lächeln. Angelo sah ihn an, als wäre er ein Gespenst. Michael erwiderte seinen Blick einige Augenblicke lang, bevor er in die Tasche griff, die zwischen den Sitzen stand. Er zog einen Schokoriegel heraus und reichte ihn Angelo. „Hier. Iss. Du wirst hungrig sein.“ Zögernd griff der Junge nach der angebotenen Schokolade. Er senkte den Blick und konzentrierte sich scheinbar vollkommen darauf, das gelbe Papier zu entfernen. Als er es geschafft hatte, biss er vorsichtig ein Stück ab und kaute langsam. Ganz kurz huschten seine Augen zu Michael, bevor er wieder nach unten sah. Michael räusperte sich. „War ’ne verrückte Nacht“, bot er als Gesprächseinstieg an. „Mhm“, machte Angelo und biss noch ein Stückchen Schokolade ab. „Möchtest du darüber reden?“ „Möchtest du denn?“ Es dauerte einen Augenblick, bis Michael endlich verstand, was los war. Er seufzte. „Hör mal, es tut mir leid, was ich gesagt habe. Dieser Agent Hawthorne hat … er hat ein paar sehr unschöne Erinnerungen geweckt. Erinnerungen an Dinge, die ich lieber vergessen würde. Ich war … ich hatte Angst. Um Gabriella und auch um dich. Aber ich … ich hätte dich nicht so wegstoßen sollen. Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du gehst.“ Jetzt endlich sah Angelo auf und in seinem Gesicht stand so etwas wie Hoffnung. „Dann bist du nicht mehr sauer?“ Michael musste lächeln. „Nein, natürlich nicht. Wie könnte ich? Du hast mir das Leben gerettet.“ Er streckte die Hand aus und Angelo zögerte nur kurz, bevor er zu ihm herüberrutschte und sich an ihn lehnte. Der schmale Körper fühlte sich angenehm warm an und Michael legte den Arm um ihn und hielt ihn fest. Für eine Weile sagten sie gar nichts. „Die Cegua hätte dich nicht getötet“, erklärte Angelo schließlich, nachdem er den Schokoriegel vollständig verzehrt hatte. „Nur verrückt gemacht.“ „Ce... was?“ „Cegua“, wiederholte Angelo. „Ein Dämon, der seine Opfer zunächst anlockt und verwirrt, um sie dann entweder zu Tode zu erschrecken oder eben in Schwachsinnige verwandelt. Sie leben in der Nähe von Gewässern.“ Ein Dämon? Michael hörte die Worte, aber sein Verstand weigerte sich immer noch, die Tatsache zu akzeptieren, dass es offensichtlich doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gab, als er sich bisher hatte träumen lassen. „Und warum hatte das Vieh es auf mich abgesehen?“ Angelo warf ihm einen eigenartigen Blick zu, bevor er sagte: „Die bevorzugten Opfer von Ceguas sind kleine Kinder und … untreue Ehemänner.“ „Oh“, antwortete Michael trocken. „Das erklärt einiges.“ Er dachte daran, wie sich Angelo diesem Ding in den Weg gestellt hatte. Er hatte keinen Augenblick gezögert. „Und was ist mit dem Schwert?“ „Es ist meins.“ Michael glaubte, sich verhört zu haben. „Deins? Warum hast du ein Schwert?“ Angelo sah ihn von unten herauf an. „Zum Kämpfen?“, schlug er vor. Michael lachte. „Ach wirklich? Ich hatte gedacht, du nimmst es, um dir die Nägel zu schneiden.“ Er strich Angelo durch die Haare, bevor er ihn wieder ernster ansah. „Nun mal ehrlich, warum hast du ein Schwert? Und dieses Licht … was war das?“ „Eine Rüstung. Sie schützt mich im Kampf, aber sie … kostet ziemlich viel Energie.“ „Das erklärt dann wohl, warum du zusammengebrochen bist.“ Michael atmete tief durch. „Hat das alles mit diesem mysteriösen Auftraggeber zu tun?“ Angelo versteifte sich in seinem Arm. Michael machte ein beruhigendes Geräusch. „Hey, keine Angst. Ich reiße dir nicht den Kopf ab deswegen. Gabriella hat es mir nur erzählt, als wir losgefahren sind. Obwohl ich wirklich zu gerne wüsste, was derjenige sich dabei gedacht hat. Ich meine, ich soll dich beschützen? Das war wohl eher andersrum gemeint.“ „Aber ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“ Angelos Stimme war leise, fast so als fürchte er sich vor dem, was er aussprechen würde. „Ich … ich habe gesehen, wie die Cegua dich angegriffen hat. Und ich konnte nur noch daran denken, dass ich dich retten muss. Der Rest kam ganz von allein. Ich … ich wusste einfach, was ich tun muss. Die Rüstung, das Schwert …. es war alles auf einmal da.“ Michael lachte noch einmal und schüttelte den Kopf. „Fehlt nur noch ein Schild, dann wärst du der perfekte weiße Ritter“, witzelte er. Angelo wurde daraufhin merkwürdig still. Misstrauisch sah Michael ihn an. „Was?“, fragte er ein wenig schärfer als beabsichtigt. Angelo wandte den Blick ab. „Erinnerst du dich an das erste Mal, als ich … ohnmächtig geworden bin?“ Michael runzelte die Stirn. Jetzt, wo Angelo es sagte, fiel es ihm wieder ein. Das war in dem Hotel, als dieser Polizist auf sie geschossen hatte. „Willst du damit sagen …?“ „Ja, ich habe einen Schild beschworen, um dich vor der Kugel zu schützen. Ich war mir plötzlich sicher, dass sie dich treffen würde und habe einfach reagiert. Ich … ich wusste es nicht bis zu dem Moment, in dem ich es getan habe. Es ist … verwirrend.“ „Verwirrend ist gar kein Ausdruck.“ Michael fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er wünschte, Gabriella käme endlich mit dem Kaffee zurück. „Und jetzt?“, fragte Angelo noch leiser als zuvor. „Was machen wir jetzt?“ „Ich habe keine Ahnung. Zunächst einmal müssen wir uns wohl eine Weile verstecken. Immerhin will das FBI uns verhaften. Und dann … dann sollten wir wohl herausfinden, warum du zu uns geschickt worden bist. Ich meine, viel schlimmer als tote Pferde im Pool wird es schon nicht mehr werden.“ Ernst sah er Angelo an. „Aber versprich mir, dass du mir in Zukunft die Wahrheit sagst. Die ganze Wahrheit, okay? Und keine Ohnmachtsanfälle mehr. Diese … Zauberei bringt dich irgendwann nochmal um.“ Angelo nickte leicht. „Ich versuch's. Obwohl ich glaube, dass ich es jetzt besser unter Kontrolle habe. Ich könnte …“ „Keine Magie!“ „Okay!“ Für einen Augenblick schien Angelo aufbegehren zu wollen, aber dann legte er nur seinen Kopf gegen Michaels Arm. „Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst.“ Michael überlegte, ob er noch etwas dazu sagen sollte, aber in diesem Augenblick öffnete sich die Autotür und Gabriella stand mit zwei großen Styroporbechern davor. „Ah, ich sehe, wir sind alle wieder wach“, sagte sie in bemüht heiterem Ton. Michael bemerkte, dass sie müde aussah. Natürlich. Sie war ja auch die ganze Strecke allein gefahren. Er lächelte entschuldigend und nahm ihr den Kaffee ab. „Ich glaube, ich sollte jetzt besser übernehmen, damit du dich ausruhen kannst.“ Sie musterte ihn einen Augenblick, dann trat sie von der Tür zurück und ließ Michael aussteigen. Er setzte sich jedoch nicht gleich ans Steuer, sondern legte zunächst seinen freien Arm um sie und drückte sie an sich. „Danke“, sagte er schlicht und wusste, dass sie ihn verstand. Sie lehnte sich in die Umarmung und atmete hörbar aus, bevor sie sich wieder von ihm löste und ihn mit einer ungeduldigen Geste in Richtung Steuer beorderte. „Wir sollten weiter. Das hier ist zwar nicht gerade eine viel befahrene Strecke, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sie auch hier nach uns suchen. Besser, wir bleiben in Bewegung.“ Er nickte und stieg ein. Im Rückspiegel beobachtete er, wie Gabriella sich anschnallte. Einem kurzen Blick zu Angelo entnahm er, dass der vermutlich nach ihrer Hand gegriffen hatte. Ein schmales Lächeln trat auf ihr Gesicht. „Schön, dass du wieder da bist“, sagte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Michael zu. „Also, wohin fahren wir? Ich hatte gedacht, dass wir vielleicht zu deinen Eltern ...“ „Auf gar keinen Fall!“ Gabriella schickte ihm einen amüsierten Blick. „Nein, das wäre vermutlich keine gute Idee. Allein deswegen, weil sie uns dort wohl zuerst suchen würden.“ „Wenn dieser Hawthorne gründlich war, wird er dort nicht seine Zeit verschwenden“, knurrte Michael. „Was trotzdem kein Grund ist, dorthin zu fahren. Allein die Vorstellung, mit Angelo bei ihnen vor der Tür zu stehen, ist einfach lächerlich. Also, wohin sonst?“ Gabriella nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. „Ich weiß nicht. Wenn wir ganz untertauchen wollten, wäre es wohl am besten, uns einfach ohne jede weitere Verbindung zur Außenwelt in irgendeiner menschenleeren Gegend zu verstecken. Wir bräuchten neue Pässe, eine neue Identität, vielleicht eine Möglichkeit, das Land zu verlassen.“ Michael blinzelte überrascht. „Du bist ja ziemlich gut informiert. Hast du so etwas etwa schon einmal in Erwägung gezogen?“ Gabriella lachte auf. „Nein, aber mein Vater ist Sizilianer, wie du weißt. Da bekommt man einiges mit.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Pirata“, murmelte Angelo und erntete ein neues Lachen. „Ja so in etwa. Aber ehrlich gesagt denke ich nicht, dass wir uns in irgendeiner Erdhöhle verstecken sollten. Wir haben schließlich ein Leben, Jobs, ein Zuhause. Ich habe nicht vor, mir das einfach so wegnehmen zu lassen. Zumal die Polizei ja nur die eine Seite ist. Dieses Vieh, das uns heute Nacht angegriffen hat, kam mit Sicherheit nicht vom FBI und irgendetwas sagt mir, dass wir vor dieser Art von Bedrohung auch in einer Hütte im Urwald von Borneo nicht sicher wären.“ Michael musste zugeben, dass ihm dieser Gedanke auch schon gekommen war. Sich mit den Gesetzeshütern anzulegen, war eine Sache. Es erschien ihm immer noch riskant, aber mittlerweile war der Funken des Widerstands, der durch den Schlagabtausch mit diesem Agent Hawthorne kurzzeitig erloschen war, wieder neu entfacht worden. Er hatte verdammt nochmal nichts falsch gemacht und er würde nicht einfach so klein beigeben. Außerdem hatte Angelo mehr als deutlich gemacht, dass er bei ihnen bleiben wollte. Es war vollkommener Humbug, ihnen deswegen eine Entführung anhängen zu wollen. Viel dringlicher war jedoch die Frage, was es mit den Geschehnissen der Nacht auf sich hatte. Da sie auf Unterstützung der Polizei aus offensichtlichen Gründen nicht zählen konnten, würden sie die Sache wohl selbst in die Hand nehmen müssen. Die Frage war nur, wo sie anfangen sollten zu suchen. Ob es im Telefonbuch wohl Einträge für Dämonenjäger gab? Er warf einen Blick zu Angelo, dem irgendwas im Kopf herumzugehen schien. „Was denkst du, was wir tun sollten?“, fragte er und erwartete fast nicht, eine Antwort zu bekommen. Er wurde überrascht. „Ich … ich glaube, wir sollten noch einmal nach Las Vegas fahren“, sagte Angelo nach einigem Zögern. Er biss sich auf die Lippen und sah Michael an. „Erinnerst du dich an diesen Polizisten? Der, der uns verfolgt hat?“ „Ja natürlich. Was ist mit ihm?“ „Ich … ich glaube, er könnte uns helfen.“ „Was?“ Michaels Augenbrauen schossen in die Höhe. „Ausgerechnet der? Wie kommst du denn auf die Idee? Ich denke, der würde uns höchstens verhaften.“ „Vielleicht“, gab Angelo langsam zurück. „Aber ich glaube, dass er den Schild gesehen hat, den ich beschworen habe.“ „Woher weißt du das?“ „Ich … ich weiß es nicht. Es ist mehr so ein Gefühl. Die Art, wie er reagiert hat. Ich kann es nicht wirklich beschreiben. Es ging alles so schnell. Aber ich glaube, er könnte uns vielleicht einige unserer Fragen beantworten.“ Michael schwieg. Sein Kopf sagte ihm, dass das keine gute Idee war. Andererseits war es wenigstens ein Ansatzpunkt und wenn er noch so klein war. „Also schön“, sagte er schließlich. „Fahren wir nach Vegas. Aber was tun wir, damit uns niemand erwischt?“ „Das lass mal meine Sorge sein“, erwiderte Gabriella. „Ich habe da schon ein paar Ideen. Aber zunächst einmal sollten wir zusehen, dass uns die Highway Patrol nicht erwischt. Also runter von den großen Straßen. Ich habe überlegt, den Wagen zu wechseln, aber hier in der Umgebung gibt es keine Mietwagenfirmen. Also werden wir einfach vorsichtig sein müssen und uns in Vegas einen neuen Wagen besorgen.“ „Und wie bezahlen wir den?“ „Ich habe noch eine Kreditkarte, die auf meinen Mädchennamen läuft. Den werden sie hoffentlich nicht so schnell überprüfen.“ Michael wusste nicht, ob er weinen, lachen oder seine Frau küssen sollte. Er entschied sich, nichts von alldem zu tun und startete stattdessen den Wagen. Er verließ die breite Hauptstraße und folgte einer kleineren Route, die schließlich in eine Sandpiste überging und immer weiter in Richtung Süden trug. Als Marcus das Revier betrat, trafen ihn die Blicke seiner Kollegen. Sie standen zusammen und wenn Marcus es nicht besser gewusst hätte, hätte er gesagt, dass sie über ihn geredet hatten. Als er näherkam, setzte Ted Carter sich in Bewegung. „Hallo, Junge … du siehst … äh …“ Scheiße aus hätte jetzt wohl kommen müssen. Marcus hatte die Nacht über quasi nicht geschlafen und sich nach einem kleinen Ausflug in die Wüste in seinen Büchern vergraben. Mit dem Ergebnis, dass er nichts gefunden hatte. Er hatte zwar einig Einträge über Formwandler-Dämonen entdecken können, aber einen Cadejo, der sich in einen Menschen verwandeln konnte, gab es nicht. Oder anscheinend schon, aber es hätte ihn nicht geben dürfen. Irgendetwas stimmte da nicht. „Carter“, sagte er mit einiger Verspätung. „Was gibt’s?“ Er deutete mit dem Kopf auf die restlichen zwei, die es plötzlich sehr eilig hatten, zu verschwinden und beschäftigt zu tun. Marcus ahnte, dass etwas im Busch war. „Nun …“, sein älterer Kollege drehte ein wenig unbehaglich seine Kaffeetasse in der Hand. „Weißt du, wir haben da jemanden, der eine Aussage machen möchte und wir hatten gedacht, dass du das übernehmen könntest.“ „Klar, warum nicht.“ Marcus setzte seinen Weg in Richtung Umkleideraum fort und begann dort, seine Uniform anzuziehen. „Worum geht’s?“, fragte er seinen Kollegen, der jetzt in der Tür stand und immer noch unbehaglich aussah. „Vergewaltigung.“ Marcus stockte ganz kurz in der Bewegung, bevor er sich die Schuhe zuband. „Das übernimmt doch normalerweise Clevenger. Ist die krank?“ Carter nuschelte irgendetwas Unverständliches in seinen Kaffee. Marcus stellte seinen Fuß auf den Boden und richtete sich auf. Misstrauisch sah er seinen Kollegen an. „Was hast du gesagt?“ „Ist 'n Mann. Deswegen dachten wir, du könntest vielleicht ...“ Marcus Augenbrauen wanderten nach oben. „Ein Mann wurde vergewaltigt?“ Gut, das konnte vorkommen. „Aber warum soll ausgerechnet ich seine Aussage aufnehmen?“ „Na ja, ich und die Jungs haben uns gedacht, dass du dich da vielleicht besser auskennst. Bei dir fühlt er sich vielleicht nicht so … was?“ Marcus Augen waren zunächst groß und dann schmal geworden. „Was meinst du damit, dass ich mich da auskenne?“ Carter hielt seine Tasse wie eine Waffe vor sich. „Na weil du doch … also nicht, dass mich das stören wurde. Kann jeder in seiner Freizeit machen, was er will. Aber wissen will ich's nicht so genau.“ In Marcus’ Kopf hatte es angefangen zu arbeiten. Wollte Carter damit etwa andeuten …? „Ich bin nicht schwul, falls du das meinst.“ Jetzt war es an seinem Kollegen, große Augen zu machen. „Bist du nicht? Aber wir dachten, weil du doch keine Freundin …“ „Meine Güte, deswegen muss man doch nicht gleich schwul sein. Dafür kann's doch viele Gründe geben.“ Dass man total verkorkst war und außerdem eine etwas komplizierte Familiengeschichte hatte, dass man sich vollkommen auf seine Arbeit konzentrierte und dass sowieso einfach noch nie die Richtige vorbeigekommen war, weil solche Frauen selten bei einem zu Hause an der Tür klingelten. Momentan würde er noch Flecken von Dämonenblut auf seinem Fußboden mit auf die Liste setzen, aber immerhin lag keine Leiche mehr neben dem Sofa. Die hatte er heute Nacht erfolgreich entsorgt. „Tja … äh … ja … gut“, stammelte Carter und Marcus seufzte innerlich. Viel schlimmer konnte es ja schon nicht mehr werden. „Ich übernehme das trotzdem. Und du sorgst bitte dafür, dass dieses Gerücht aus der Welt geschafft wird. Ich hab keine Lust auf irgendwelche dummen Sprüche und anzüglichen Witze.“ „Natürlich, klar, mache ich.“ Sein Kollege beeilte sich, zu den anderen zurückzukommen, die ihn schon mit nur mühsam zurückgehaltener Neugierde erwarteten, während Marcus selbst sich zum Verhörraum begab. Mal sehen, was der Kerl zu berichten hatte. Als er den kleinen Raum betrat, der außer einem Tisch und vier Stühlen nicht viel enthielt, erwartete ihn die nächste Überraschung. Der Zeuge, ein dunkelblonder Mann etwa in Marcus’ Alter, war nicht allein. Ein zweiter Mann, etwas größer und mit dunklen Haaren, hielt ihn im Arm und redete beruhigend auf ihn ein. „Du schaffst das schon. Ich bin ja bei dir. Wir gehen nicht einfach nach Hause.“ Als er Marcus bemerkte, wurde seine Miene kälter. „Wird ja auch Zeit, dass mal jemand kommt. Wir warten hier schon seit Stunden.“ „Tut mir leid“, antwortete Marcus in geschäftsmäßigem Ton. „Wir sind unterbesetzt.“ „Das sah mir nicht so aus“, giftete der Typ feindselig, ließ sich aber trotzdem auf einem der Stühle nieder, während sein Freund auf dem zweiten zusammensank. Marcus sah, dass er ein bauchfreies T-Shirt trug. Ein schneller Check über die Garderobe des zweiten Mannes bestätigte ihm, was er vermutete. Die beiden hatten sich eindeutig zum Ausgehen herausgeputzt. Der Dunkelhaarige trug sogar Augen-Makeup. Die Tatsache, dass es bereits früher Nachmittag war, ließ darauf schließen, dass auch die beiden eine ziemlich lange Nacht gehabt hatten. Marcus schlug die Aktenmappe auf und sah, dass immerhin schon die Daten aufgenommen worden waren. Wenigstens das blieb ihm erspart. „Also, Mr. …Wagner. Sie wurden heute sexuell belästigt?“ „Vergewaltigt“, korrigierte der geschminkte Typ ihn sofort und fing sich dafür einen bösen Blick seines Freundes. „Lass es, Tom. Ich hab dir gesagt, mir geht es gut.“ „Das behauptest du jetzt“, fauchte der aufgebrachte Freund. „Aber übermorgen geht es dann los und du wirst jedes Mal zu einem heulenden Wrack, wenn ich dich anfassen will. Wir zeigen das jetzt an.“ Der Blonde murmelte etwas und sah Marcus entschuldigend an. „Sie hören es ja, Officer. Wir zeigen das jetzt an.“ Marcus klickte die Mine seines Kugelschreibers heraus. „Na dann erzählen Sie mal, was vorgefallen ist.“ „Wir waren heute Nacht im Rainbow unterwegs, aber auf dem Heimweg …“, ratterte der Dunkelhaarige los, bevor Marcus ihn unterbrach. „Ich würde das gerne von Mr. Wagner persönlich hören.“ Der Blonde warf noch einen unsicheren Blick auf seinen Freund, bevor er anfing zu erzählen. „Wir waren, wie gesagt, feiern. Es war lustig und wir hatten einiges getrunken. Auf dem Heimweg musste ich dann … na Sie wissen schon. Ich hab Tom gebeten zu warten und bin in einen Hinterhof gegangen, um mich zu erleichtern. Als ich fertig war, wollte ich wieder zur Straße gehen und da stand sie auf einmal.“ „Moment mal … sie?“ Marcus sah irritiert von seinem Bericht auf. „Siehst du, ich habe dir gesagt, dass das total lächerlich ist“, zischte das Opfer jetzt seinen Freund an. Der war offensichtlich anderer Meinung. „Du bist von dieser Frau zum Sex gezwungen worden. Das ist eine Vergewaltigung.“ „Aber …“ Marcus räusperte sich. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Mr. Wagner, aber Ihr Freund hat recht. Sie sollten diese Dame anzeigen.“ Der Blonde verzog das Gesicht. „Ich glaube, Dame ist nicht ganz die richtige Bezeichnung. Sie sah mehr aus wie eine … eine …“ „Ja?“ „Eine Prostituierte.“ „Cam! Ich hab dir gesagt, dass du das nicht sagen sollst. Am Ende bekommst du noch die Anzeige.“ Das Opfer sank noch mehr unter den Tisch. „Aber wenn es doch stimmt. Sie hatte diese knappen Sachen an und sie hat mich eindeutig angemacht. Ich hab ihr gesagt, dass ich nicht interessiert bin, aber sie hat mich … sie hat mich einfach gegen die Wand gedrängt und geküsst. 'Du willst es doch auch' hat sie gesagt und dann … dann weiß ich nichts mehr. Das nächste, an das ich mich erinnere, ist, wie sie von mir runtersteigt, das Kondom abzieht und mir noch einen schönen Abend wünscht.“ „Moment …“, wieder unterbrach Marcus seine Notizen. „Das heißt, sie hat in dem Hinterhof mit ihnen Sex gehabt, während ihr Freund brav an der Straße gewartet hat?“ „Nein, natürlich nicht“, widersprach besagter Freund. „Als Cameron nach ein paar Minuten nicht wiederkam, bin ich ihn suchen gegangen. Ich hab gedacht, ihm ist vielleicht schlecht geworden. Aber er war nicht da. Verschwunden. Er ging auch nicht an sein Handy. Ich hab ihn überall gesucht und war schon kurz davor, zur Polizei zu gehen, als er auf einmal anrief. Er befand sich in einer leerstehenden Wohnung drei Straßen weiter. Hab ihn gefunden, wie er völlig fertig auf dieser dreckigen Matratze hockte und mir die ganze Zeit beteuerte, dass er das nicht gewollt hat. Ich hab ihm dann gesagt, dass wir diese Schlampe anzeigen müssen. Die kann sich doch nicht einfach irgendwelche Kerle schnappen und mit ihnen Sex haben.“ Marcus’ Augen wanderten von einem zum anderen, bis sein Blick schließlich auf dem Opfer hängen blieb. „Und eine freiwillige Zusammenkunft ist vollkommen ausgeschlossen?“ „Ja!“, warf der Freund ein, aber Marcus beachtete ihn gar nicht. Sein Augenmerk galt nur dem blonden Mann, der jetzt anfing, unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. „Mister Wagner“, sagte Marcus eindringlich. „Wenn Sie sich diese Geschichte nur ausgedacht haben, damit ihr Partner nicht eifersüchtig wird, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um es zu sagen. Noch können wir das Ganze als Missverständnis durchgehen lassen.“ Der Mann senkte den Blick und sah auf seine verschränkten Hände. „Ich habe mir das nicht ausgedacht. Aber … Ich meine, es ist doch … Das Ding ist, ich steh nun mal nicht auf Frauen. Ich habe keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte. Normal hätte ich angenommen, dass ich dazu gar nicht in der Lage wäre. Aber wenn wir Sex hatten … Das heißt doch wohl, dass es mir irgendwie gefallen haben muss, oder nicht?“ „So ein Quatsch“, begehrte jetzt der Freund wieder auf. „Wolltest du Sex mit ihr haben?“ „Nein!“ „Also ist es eine Vergewaltigung. Nur weil man erregt ist, heißt das ja nicht, dass man auch Sex mit demjenigen haben will. Stell dir mal vor, einer fasst dich an oder schiebt dir einfach seinen Schwanz hinten rein, nur weil du einen Ständer hast. Das wäre doch auch ganz klar eine Vergewaltigung.“ „Ich gebe ihrem Freund da recht“, fühlte sich Marcus genötigt einzuwerfen, obwohl ihm das ganze Thema nicht wirklich behagte. Vor allem aber leuchteten in seinem Kopf bereits eine ganze Menge Alarmzeichen auf. An dieser Vergewaltigung war noch einiges andere mehr als ungewöhnlich. Als Erklärung dafür fielen ihm zwei Varianten ein und keine davon war besonders angenehm. „Es ist richtig, dass Sie hergekommen sind, Mr. Wagner. Wir werden der Sache auf jeden Fall nachgehen. Wenn Sie mir jetzt vielleicht noch eine Beschreibung der Täterin geben könnten und die Adressen, an denen es passierte?“ „Sicher.“ Der Mann überlegte kurz. „Sie war blond, vielleicht 1,70 groß, hatte einen schwarzen Minirock an und schwarze Stiefel. Das Top war rot, ziemlich weit ausgeschnitten. Wo genau ich sie getroffen habe, weiß ich nicht. Das war irgendwo in der Nähe vom Strip. Aufgewacht bin ich Parkway Road 37 im dritten Stock.“ Marcus notierte sich alles. Als er fertig war, sah er den Mann noch einmal durchdringend an. „Ich habe nur noch eine Frage Mr. Wagner. Hat die Verdächtige Ihnen Geld oder irgendwelche Wertgegenstände abgenommen?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, es hat nichts gefehlt. Das Einzige, was sie mitgenommen hat, war das Kondom.“ Marcus notierte sich diesen Umstand noch und schloss dann den Aktendeckel. Mit dieser Information wurde eine der möglichen Erklärungen wahrscheinlicher, auch wenn er die zweite nicht vollkommen ausschließen wollte. Vielleicht war es auch eine Kombination von beidem. Er würde das überprüfen müssen. Wobei natürlich auch noch die Möglichkeit bestand, dass es sich einfach um eine durchgeknallte Verrückte handelte, die Männer aus dunklen Hinterhöfen verschleppte, um einfach nur so Sex mit ihnen zu haben. Allerdings ließ irgelndetwas Marcus an dieser Variante sehr zweifeln. Mit ernstem Gesicht wandte er sich noch einmal an das Opfer. „Mr. Wagner, ich danke Ihnen für Ihren Mut, diese Sache zur Anzeige zu bringen. Sie sollten sich noch zu einem Arzt begeben und auf eventuelle Spuren untersuchen lassen. Wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen eine Adresse.“ Dem Mann schien das unangenehm zu sein. Trotzdem versprach er, sich darum zu kümmern und wurde daraufhin von seinem Freund zur Tür begleitet. Marcus wollte sie schon hinauslassen, als ihm noch etwas einfiel. Er räusperte sich. „Und wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf, Mr. Wagner? Gehen Sie zu einem Psychologen. Das, was Sie erlebt haben, sollte man keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Es aus Scham zu verschweigen, wäre grundlegend falsch. Sie sind hier das Opfer und Ihnen sollte geholfen werden.“ Der dunkelhaarige Typ sah Marcus an und nickte ihm leicht zu. „Danke, Officer. Ich … ich bin froh, dass Sie die Sache so ernst nehmen.“ „Keine Ursache“, murmelte Marcus und war seinerseits froh, dass der Mann nicht ahnen konnte, wie ernst er die Sache wirklich nahm. Heute Nacht würde er vermutlich mal wieder nicht mit Schlafen verbringen. Michael hatte nicht viel erwartet, als sie auf den Parkplatz des schon ziemlich heruntergekommenen Motels gefahren waren. Auf dem Dach der Rezeption prangte die Werbetafel eines Anwalts, der sich auf Scheidungen und Unfälle spezialisiert hatte. Für Michael sagte das eigentlich schon alles. Da Motel befand sich an einer riesigen, stark befahrenen Straße und schien die Art von Gästen anzuziehen, die sich nicht viel in ihren Zimmern aufzuhalten gedachten. Allerdings war es billig und lag relativ zentral, weswegen es fast schon an ein Wunder grenzte, dass sie tatsächlich noch einen Schlüssel hatten ergattern können. Als er das Zimmer sah, war er sich jedoch nicht mehr so sicher, ob das wirklich ein Vorteil gewesen war. „Bist du dir sicher, dass wir in so einer Absteige hausen müssen?“, fragte er Gabriella, die bereits dabei war, in einer Tasche herumzukramen, die er auf einem der breiten Betten mit dem bunten Überwurf abgestellt hatte. Sie sah ihn an und seufzte. „Nein, bin ich nicht. Aber wir hatten ja besprochen, dass ein Hotel mit aufmerksamem Personal vielleicht nicht unbedingt das Richtige wäre. Zumal es in den meisten Hotels Kameras gibt. Hier gibt es nur eine einzige am Eingang und ich bin mir nicht mal sicher, ob das nicht nur eine Attrappe ist.“ Michael sah sich in dem Zimmer um. Auf den Fußboden lag ein Teppich in undefinierbarer Nicht-Farbe und an den Wänden hing nicht ein einziges Bild. Außer den zwei breiten Betten gab es noch einen altersschwachen Sessel und ein kleines Sideboard, auf dem ein winziger Flachbildfernseher stand, bei dem ein Einbrecher vermutlich aus Mitleid ein paar Scheine dagelassen hätte, anstatt das zerkratzte Ding zu klauen. Er seufzte innerlich. „So, ich werde mich jetzt auf den Weg machen, um noch ein paar Sachen zu besorgen“, verkündete Gabriella. „Wir sollten euch beide so gut wie möglich unkenntlich machen. Mützen, Sonnenbrillen und so weiter. Vielleicht sollten wir Angelo die Haare färben, damit er nicht so schnell wiedererkannt wird. Wenn wir unentdeckt bleiben wollen, müssen wir uns gut vorbereiten. Ich überlege noch, ob ich mir die Haare abschneiden sollte. Was meinst du dazu?“ Michael trat zu ihr und fuhr ihr durch die seidigen, dunklen Strähnen. „Ich glaube nicht, dass das notwendig ist, Baby. Dich kennt doch hier keiner. Und notfalls bindest du sie einfach hoch oder trägst eine Perücke. Ich würde dich ungern so verschandelt sehen.“ Gabriella seufzte. „Wahrscheinlich hast du Recht, aber eine Überlegung war es trotzdem wert.“ Sie griff nach ihrer Handtasche und wandte sich zum Gehen. „Na dann, ihr zwei, macht es euch ein bisschen gemütlich. Wie es aussieht, werdet ihr eine Weile hierbleiben müssen. Morgen werde ich zunächst einmal die Polizeireviere abklappern, um diesen Officer zu finden. Hoffen wir mal, dass er uns weiterhelfen kann.“ Sie küsste Michael noch kurz auf den Mund und schenkte Angelo ein aufmunterndes Lächeln. „Keine Angst, wir schaffen das schon.“ Als die Tür hinter ihr zuklappte, hörte Michael Angelo aufatmen. Er warf ihm einen fragenden Blick zu. „Was ist los? Stimmt was nicht?“ Angelo antwortete nicht. Stattdessen setzte er sich neben die Tasche auf das Bett und vergrub den Kopf in den Händen. Ein wenig unschlüssig trat Michael neben ihn. Als Angelo nicht reagierte, ließ er sich auf die Knie sinken und zog sanft an seinen Handgelenken. „Hey, rede mit mir. Du hast mir versprochen, mir ab jetzt immer die Wahrheit zu sagen.“ Angelos Mund verzog sich zu einer missmutigen Grimasse. „Ja, habe ich“, gab er zu und versuchte, sich Michaels Griff zu entwinden. „Mir geht einfach eine Menge im Kopf herum und ich … ich möchte nicht darüber sprechen.“ Michael ließ Angelo los. Der machte zwar keine Anstalten, sich weiter von ihm zu entfernen, wich jedoch seinem Blick aus und konzentrierte sich stattdessen auf die wackelige Stehlampe, die auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett lag. Was genau war passiert zwischen dem hoffnungsvollen Zusammensein in Austin und dem Einchecken in diesen abgewrackten Motel, das Angelo so zugesetzt hatte? Auf der Fahrt hierher hatte er eigentlich noch ganz normal gewirkt, aber jetzt? Michael atmete tief durch. „Ich … ich glaube, ich werde erst mal duschen gehen. Ich habe das Gefühl, dass ich immer noch Fetzen von dieser Cegua unter den Nägeln habe.“ Er überlegte kurz. „Möchtest du mitkommen?“, fragte er betont unschuldig. Angelo antwortete nicht, aber Michael konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Schließlich sah er auf. „Du meinst, ob ich mit dir duschen komme?“ Michael zuckte die Schultern. „Vielleicht? Ein Versuch war’s wert, oder nicht?“ Ein schmales Lächeln stahl sich auf Angelos Lippen. „Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Was ist, wenn Gabriella zurückkommt?“ „Dann können wir ausprobieren, ob auch drei Leute in die Duschkabine passen“, erwiderte Michael augenzwinkernd. Er stand auf und zog Angelo in die Höhe. Willig ließ sich der Junge von ihm ins Bad führen. Dort angekommen entfuhr Michael ein überraschter Laut. Das Bad war winzig und die Duschkabine nicht viel mehr als ein besseres Loch in der Wand. „Okay, das mit dem zusammen duschen können wir wohl vergessen. Da muss ich ja froh sein, wenn ich überhaupt allein reinpasse.“ Er drehte sich zu Angelo herum. „Tut mir leid. Ich … ich wollte dich nur ein bisschen aufmuntern. War vielleicht nicht die beste Idee.“ „Schon okay“, erwiderte Angelo und lehnte sich leicht gegen ihn. Michael wartete ab. Nach einigen Augenblicken hörte er ihn leise sagen: „Es ist nur … ich weiß noch nicht mal, wer ich eigentlich bin. In meinem Kopf ist nur ein Wirrwarr aus eigenartigen Fähigkeiten und merkwürdigen Erinnerungen. Und jetzt … jetzt soll ich auf einmal zu jemand anderem werden, damit mich niemand mehr wiedererkennt? Ich weiß nicht, ob ich das will.“ „Zu jemand anderem werden? Himmel, Angelo, wir wollen dich nur ein bisschen verkleiden.“ „Du meinst verschandeln“, grollte der Junge leise. Er sah Michael dabei nicht ins Gesicht. Der spürte, wie seine Mundwinkel zu zucken begannen. Ach darum ging es also. „Kann es sein, dass du was dagegen hast, wenn wir deine Haare färben.“ „Mhmpf“, machte Angelo gegen seine Brust. „Bist du etwa ein ganz kleines bisschen eitel?“ „Nein.“ „Ganz sicher?“ Ein verstohlener Blick aus großen, blauen Augen traf ihn. „Und wenn ich dann furchtbar aussehe? Wirst du mich dann noch … ich meine, magst du mich dann noch?“ Michael lächelte gutmütig. „Warum sollte ich dich dann nicht mehr mögen?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht, weil ich komisch bin. Weil ich vielleicht ebenso ein Monster bin wie die Cegua. Eins, dass dich mit seinem hübschen Aussehen anlockt, um dann … ach ich weiß auch nicht. Entschuldige, dass ich davon angefangen habe. Ich habe heute so komische Gedanken im Kopf.“ Angelo wollte sich wegdrehen, aber Michael ließ das nicht zu. Er schlang seine Arme um ihn und hielt ihn fest. „Du bist kein Monster“, sagte er und drückte Angelo einen Kuss auf die Stirn. „Ich denke, das hätte ich inzwischen gemerkt.“ „Aber du weißt nichts über mich.“ „Oh, ich weiß eine Menge. Ich weiß zum Beispiel, dass du unglaublich verrückt nach Süßigkeiten bist. Dass du nicht dumm bist und über zehn verschiedene Sprachen sprichst. Dass du dich zu benehmen weißt und dass du höflich und zuvorkommend bist bis zu einem Grad, wo es manchmal schon fast albern wirkt. Dass du aber auch witzig sein kannst und dass dein Lachen mit das Schönste ist, was ich bisher gehört habe. Dass du mutig bist und tapfer, sonst hättest du dich wohl kaum diesem Vieh entgegengestellt und das für jemanden, den du eigentlich kaum kennst. Dass große Leidenschaft in dir steckt. Und dass du eine Abneigung gegen Schuhe hast. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du die schon wieder ausgezogen hast?“ Angelo sah nach unten, wo seine bloßen Füße unter dem Saum der Jeans hervorsahen. „Nein, nicht wirklich. War irgendwie ein Reflex.“ „Tja“, sagte Michael und legte den Kopf ein bisschen schief. „Jetzt habe ich dir eine Dusche versprochen und du hast schon angefangen, dich auszuziehen. Vielleicht sollten wir das einfach fortsetzen und mal sehen, was daraus wird, mhm?“ „Und Gabriella?“ „Ich hab dir doch schon gesagt, dass sie es verstehen wird. Oder hattest du den Eindruck, dass sie etwas dagegen hat?“ „Nein, das nicht, aber …“ Angelo sah zur Seite. „Wenn sie wiederkommt, wirst du dann wieder mit ihr …?“ Michael runzelte die Stirn. „Was? Mit ihr schlafen? Keine Ahnung. Ich mache für so was normalerweise keine Termine.“ Das war bisher noch nie notwendig. „Das war eine dumme Frage. Bitte entschuldige. Ich habe kein Recht …“ Angelo atmete tief durch. „Es war nur so wunderbar, als ihr miteinander … geschlafen habt. Ich habe gespürt, wie sich eure Seelen dabei umarmt haben. Es war wunderschön und ich … ich hätte das auch gern.“ Michael unterdrückte ein Schmunzeln. Sich umarmende Seelen? Das klang ziemlich hochtrabend für ein bisschen Sex, selbst wenn er gut war. Aber vielleicht war es das Vorrecht der Jugend, Gefühle auf Hauswände zu schreiben statt auf Post-its. War er damals genauso gewesen? Er versuchte, Angelo in die Augen zu sehen, was gar nicht so einfach war, weil dieser hartnäckig versuchte, seinem Blick auszuweichen. Schließlich griff er ihm kurzerhand unter das Kinn und hob es an, damit er ihm wenigstens ins Gesicht sehen konnte. Er lächelte. „Soll das heißen, dass du gerne möchtest, dass wir beide … miteinander schlafen?“ Irrte er sich oder war Angelo gerade ein bisschen rot geworden? Jetzt schlug er die Augen nieder. „Das ist ein dummer Wunsch, oder? Wir haben so viel Wichtigeres zu tun und trotzdem denke ich an so etwas. Ich weiß auch nicht. Manchmal … manchmal wenn du mich ansiehst, dann möchte ich … ich möchte einfach nur in deinen Armen liegen und mich sicher fühlen so wie beim ersten Mal. Alles vergessen, wenigstens für eine Weile, denn wenn du und ich … dann ist es alles irgendwie leichter. Es fühlt sich gut an und ich mich nicht so … ungenügend.“ Michael beugte sich vor und platzierte einen kleinen Kuss auf seinen Lippen. „Nein, es ist kein dummer Wunsch. Auch wenn du bestimmt nicht ungenügend bist. Woher hast du nur solche Ideen? Aber vielleicht … vielleicht sollten wir noch ein bisschen damit warten. Wir sind beide gerade nicht besonders gut in Form und außerdem werden wir da etwas Equipment brauchen. So einfach wie bei Gabriella und mir ist das mit uns beiden nämlich nicht.“ „Warum nicht?“ Michael lachte leise. „Nun, es gibt da so gewisse, anatomische Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Um die müssen wir uns angemessen kümmern, wenn es Spaß machen soll.“ Er überlegte kurz. „Wenn du möchtest, kann ich dir aber schon mal einen kleinen Vorgeschmack geben. Würde dir das gefallen?“ Angelo sah ihn einen Augenblick lang an, bevor er sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste. Michael legte seine Hände auf Angelos Hüften und zog ihn an sich. Die Nähe fühlte sich gut an und als er eine Zunge über seine Lippen streichen fühlte, öffnete er bereitwillig den Mund und begrüßte das leidenschaftliche Spiel, das sich daraus ergab. Langsam rutschten seine Hände tiefer und bevor er wusste, was er tat, hatte er Angelo gegen den nächsten Türrahmen gedrückt. Dessen Reaktion bestand aus einem gedämpften Keuchen, das ansatzlos in den nächsten Kuss überging. Noch während seine Hände über Angelos Seiten strichen, gingen Michaels Gedanken bereits auf Wanderschaft. Das im Raum stehendeAngebot erregte ihn mehr, als er zugeben wollte. Erinnerungen an einen glühendheißen, sich windenden Körper, der sich verführerisch gegen ihn drückte, wurden in ihm wach und ließen ihn den Kuss weiter vertiefen, während er begann, Angelos Hose zu öffnen. Als er über die harte Erhebung darin strich, stöhnte der Junge offen auf. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sofort wanderten Michaels Lippen tiefer und als sich Angelos Hände mit sanftem Druck auf seine Schultern legten, verstand er plötzlich. Er lächelte gegen das Schlüsselbein, auf dem er gerade noch kleine Küsse verteilt hatte. Langsam ließ er seine Lippen den Hals mit der bebenden Schlagader nach oben wandern, bevor er ihm ins Ohr raunte: „Willst du etwas bestimmtes von mir?“ Er spürte, wie Angelo unter ihm erschauerte. Fühlte, wie er schluckte. „Ich … du hast … ich möchte …“ „Was?“, wisperte Michael und biss zart in Angelos Ohrläppchen, während seine Fingerkuppen erneut über die verlockende Härte strichen. „Möchtest du, dass ich dich hier mit meinem Mund berühre? Dass ich dich dort küsse und mit meiner Zunge all die Punkte erkunde, die dir Vergnügen bereiten?“ Ein schwaches Nicken antwortete ihm. Er lächelte leicht. „Gut. Dann lass uns ins Bett gehen.“ Er löste sich von Angelo, dessen hungrige Augen über seinen Körper glitten. Ein Schauer rieselte über Michaels Nacken und seinen Rücken hinunter, bis er sich zu einem anhaltendem Ziehen in seiner Lendengegend sammelte. Eiliger als noch vor einigen Augenblicken zog er den Bettüberwurf zur Seite und entdeckte zu seiner Erleichterung, dass die Laken in einem besseren Zustand waren, als der Rest des Zimmers vermuten ließ. Der Geruch von billiger Wäschestärke stieg ihm in die Nase, als er sich vorbeugte, um auch noch die Bettdecke zurückzuschlagen. Nicht perfekt, aber gut genug, um sich dieses Mal ein wenig mehr Zeit zu lassen. „Komm“, sagte er zu Angelo und als der zu ihm trat, griff er nach seinem T-Shirt und zog es ihm über den Kopf. Der schmale Oberkörper mit den langen Narben hob und senkte sich unter schnellen Atemzügen. Eine leichte Gänsehaut zog sich über seine Brust, als Michael die weißen Linien mit den Fingern nachfuhr. Ob sie wohl von einem Kampf stammten? Eigentlich war das nicht möglich. Diese Narben waren schon sehr alt und Angelo hätte noch ein Kind sein müssen, als er sie sich zugezogen hatte. Vielleicht doch nur ein Unfall. Er schob den Gedanken beiseite. „Die Hose auch“, erklärte er und begann, die restlichen Knöpfe zu öffnen. Angelo ließ es geschehen, während er Michael nur mit großen Augen ansah. In seinem Blick schwelte mühsam zurückgehaltenes Verlangen. Als Michael jedoch Schwierigkeiten hatte, ihn aus dem engen Kleidungsstück zu befreien, kam plötzlich Leben in ihn. Er übernahm die Aufgabe selbst und konnte den störrischen Stoff gar nicht schnell genug von den Beinen zerren. Ohne sich noch weiter damit aufzuhalten, zog er auch noch den Rest seiner Kleidung aus und stand im nächsten Augenblick vollkommen nackt vor Michael. Er hätte bloß und verletzlich wirken sollen, aber da war irgendetwas an ihm, das neu war. Michael konnte nicht wirklich den Finger darauf legen, aber er unterschied sich auf subtile Weise von dem Jungen, den er noch vor wenigen Tagen auf der Straße aufgelesen hatte. Kaum hatte er das gedacht, flackerte auf einmal Unsicherheit in Angelos Blick. „W-was ist los? War das unangemessen? Ich dachte …“ „Nein, alles in Ordnung“, beeilte Michael sich zu versichern. „Ich musste dich nur einen Augenblick ansehen.“ Er trat näher und legte seine Hand an Angelos Hüfte. „Es hat mir gefallen, was ich gesehen habe. Deswegen.“ Ein Lächeln antwortete ihm, bevor sich Angelos Lippen wieder auf seine legten. Auch Michaels Kleidung fand ihren Weg auf den Boden und kurz darauf lagen sie beide auf dem Bett. Der glatte, kühle Stoff unter ihm bildete einen bemerkenswerten Kontrast zu Angelos Körper, der sich warm und fordernd gegen ihn drängte. Michael spürte seine Erregung zwischen ihnen, die glatte Haut, unter der sich feste Muskeln bei jeder Bewegung verschoben. Er hörte das schneller werdende Atmen, als er seine Lippen von Angelos Mund löste und begann, sich langsam einen Weg in tiefere Regionen zu küssen. Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht einfach den Weg abzukürzen, aber er wollte sich Zeit lassen. Wollte, dass Angelo die Aufmerksamkeit bekam, die ihm zustand, auch wenn ihm offensichtlich etwas anderes lieber gewesen wäre, wenn Michael die aufreizende Bewegung richtig verstand, mit der er den Unterleib in seine Richtung hob. „So ungeduldig“, lachte er leise und hielt sich für einen Augenblick lang damit auf, an Angelos rechter Brustwarze zu lecken, bevor er sehr sanft hineinbiss. Ein scharfes Einatmen war das Ergebnis, gefolgt von einem leisen Wimmern und einer Hand, die sich zielstrebig auf Angelos Erektion zu bewegte. Gerade noch rechtzeitig fing Michael sie ab und hielt sie fest. Er hob sie an seinen Mund und begann, die Fingerspitzen zu küssen. „Michael …“ Angelos Stimme bebte. „Was denn?“ Er begann, seine Zunge um die Spitze des Zeigefingers kreisen zu lassen und schob sie schließlich in seinen Mund. Als er begann daran zu saugen, stöhnte Angelo auf. Die Bewegung, die Michael aus den Augenwinkeln wahrnahm verriet ihm, dass die Botschaft offensichtlich an der richtigen Stelle angekommen war. Er nahm sich noch einmal Zeit, Angelos Finger ganz tief in seinen Mund gleiten zu lassen, bevor er ihn wieder herauszog und seine Hand begleitet von einem letzten Kuss zurück auf das Bett drückte. „Und da bleibt sie jetzt“, warnte er den Jungen noch, bevor er sich ein wenig tiefer schob um sich Angelos Bauch zu widmen, den er mit flatternden Küssen bedeckte. Die weiche Bauchdecke zuckte vor seiner Berührung zurück, als er mit der Zunge darüber fuhr. Er wiederholte das Spiel ein paar Mal, bevor er eine Spur nach unten zog. Seine Wange streifte Angelos Erektion und er spürte, wie sie einen feuchten Fleck hinterließ. So weit war er also schon. Dann wurde es vielleicht Zeit, sich so langsam dem Wesentlichen zu widmen. Er griff nach der samtigen Härte und ließ seine Finger ein paar Mal über den Schaft wandern, bevor er fester zupackte und die Vorhaut nach unten zog. Mit der Zunge fuhr er langsam über die empfindliche Spitze, nur um sie im nächsten Moment in seinen Mund aufzunehmen. Angelo gab einen erstickten Laut von sich und wollte sich schon aufbäumen, aber Michael hielt ihn mit der anderen Hand fest, während er den Kopf ein paar Mal auf und ab bewegte. Es schmeckte ein wenig salzig und der Geruch, der von Angelo ausging, war intensiver als beim letzten Mal. Nicht unangenehm, aber unmissverständlich männlich. Michael musste sich zusammennehmen, um nicht automatisch in eine gröbere Gangart zu verfallen. Dieses intensive Vorspiel war auch für ihn neu und für einen winzigen Augenblick bedauerte er, dass er jetzt nicht weiter gehen konnte. Ein Blick auf Angelo genügte jedoch, um ihm zu zeigen, dass sich das hier absolut lohnte. Er fuhr mit seinem Tun fort, bis Angelo sich in die Kissen zurücklehnte und sich zunehmend entspannte. Als er sich sicher sein konnte, dass Angelo sich wirklich wieder gefangen hatte, ließ er die Erektion wieder zwischen seinen Lippen hervorgleiten. Er setzte noch einen Kuss darauf, bevor er von ihm abließ und sich ein wenig aufrichtete. Leichte Enttäuschung huschte über Angelos Züge. „Keine Bange, es geht gleich weiter“, erklärte Michael mit einem Lächeln. Er ließ seine Hand tiefer wandern und begann, Angelos Hoden zu liebkosen. Dabei beobachtete er dessen Reaktion genau. Es schien ihm zu gefallen, auch wenn er anscheinend ein wenig unsicher war, wo das hinführen sollte. Trotzdem ließ er zu, dass Michael seine Beine etwas weiter spreizte und sein linkes Knie anwinkelte. Als Michaels Finger dann jedoch tiefer wanderten, weiteten sich seine Augen ein wenig. Michael stoppte seine Bewegung. „Ist dir das unangenehm? Soll ich aufhören?“ Ein Kopfschütteln antwortete ihm. „Gut. Du sagst mir einfach, wenn es dir nicht mehr gefällt, okay? Wir gehen nur so weit, wie du es möchtest.“ Dieses Mal nickte Angelo. Michael fuhr fort, das Perineum mit sanftem Druck zu massieren, während er seine Lippen und Zunge ab und an über den samtigen Schaft gleiten ließ. Wieder begann sich Angelo nach einer Weile zu entspannen. Michael unterbrach seine Administration kurz, sammelte ein wenig Speichel in seinem Mund und benetzte zwei Finger damit. Als er sie dieses Mal noch weiter nach hinten schob, hörte er Angelo scharf einatmen. Er ging jedoch nicht darauf ein, sondern erhöhte noch einmal die Speichelmenge, bevor er jetzt mit festeren Strichen die Region um den Anus zu massieren begann. Gleichzeitig lehnte er sich ein wenig vor und ließ Angelos Erektion in seinen Mund gleiten. Der harte Schaft zuckte in seinem Mund und er spürte, dass dies nicht das einzige Zucken war, das durch seine Berührungen ausgelöst wurde. Er nutzte die Gelegenheit, um den festen Muskelring mit einem Finger zu durchbrechen und in die sengende Hitze im Inneren vorzudringen. Angelos Hand krallte sich in seinen Rücken, während er ein Keuchen von sich gab. Michael wartete einen Augenblick ab, bevor er begann, den Finger in sanfte, kreisende Bewegungen zu versetzen. Er zog ihn wieder heraus, gab noch ein wenig mehr Speichel darauf und ließ ihn wieder hineingleiten. Obwohl er Angelo dabei nicht sehen konnte, verriet ihm dessen schneller werdender Atem, dass seine Bemühungen anscheinend ihren Zweck erfüllten. Er schob den Finger noch ein wenig tiefer und ertastete die Stelle, die er gesucht hatte. Als er darüber strich, gab Angelo einen kehligen Laut von sich und drängte sich ihm noch ein wenig mehr entgegen. Michael lächelte leicht, während er fortfuhr und schließlich sogar noch einen zweiten Finger hinzunahm, mit dem er in zunehmend schneller werdendem Rhythmus in Angelo eindrang. Als er dann schließlich seine Lippen erneut um den festen Schaft legte und daran auf und ab glitt, während er tief in die glühende Enge stieß, war es schließlich um Angelo geschehen. Michael schaffte es gerade noch, sich von ihm zurückzuziehen, bevor sich sein Orgasmus in langen Schüben auf seinen Bauch entlud. Vorsichtig zog Michael jetzt auch seine Finger aus dem zitternden Körper und ließ sich neben Angelo auf die Matratze gleiten. Im nächsten Moment wurde ihm ein stürmischer Kuss aufgedrückt, der jedoch nicht lange anhielt, da sich Angelo um Atem ringend wieder zurücklehnte und ihn mit aufgewühltem Blick ansah, nur um ihn dann gleich noch einmal zu küssen. Erst dann ließ er sich wieder auf das Bett fallen und schnaufte erschöpft. Michael konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht ganz verkneifen. „Das heißt dann wohl, dass es dir gefallen hat?“ Statt zu antworten, schloss Angelo die Augen und lächelte. Michael beugte sich über ihn und küsste ihn sanft auf die verschwitzte Stirn. „Und das ist erst der Anfang“, raunte er und musste schon wieder lachen, als Angelo daraufhin ein Geräusch von sich gab, das wohl irgendwo zwischen „Oh ja bitte“ und „Das halt ich nicht aus“ lag. Im nächsten Moment rollte sich Angelo zu ihm herum und küsste ihn, während seine Hand zwischen ihre Körper wanderte und sich dort um Michaels Erektion schloss. Als er begann, sie zu bewegen, legte Michael den Arm um ihn und hielt und küsste ihn, bis auch er sich schließlich über Angelos Finger ergoss. Müde und befriedigt ließ er sich in die Kissen zurücksinken und zog Angelo mit sich. Er fühlte den schmalen Körper in seinem Arm, der sich an ihn schmiegte und für einen Augenblick war die Welt tatsächlich wieder in Ordnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)