looking for inner peace von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 11: advance ------------------- Kapitel 11 - advance – Genieß doch einfach was passiert. – Dieser… dieser verdammte...! Uruha fiel einfach kein passendes Wort ein, das auch nur ansatzweise das wiedergeben konnte, was er gerade über Aoi dachte. Das machte der doch definitiv mit purer Absicht! Uruha schnaubte und wandte sich genervt ab. Er nahm die Flasche von einem der Staffs entgegen und trank einen kräftigen Schluck daraus – allerdings weniger, weil er Durst hatte. Die Pause bis zum Encore und nun die erste Hälfte von „Ride with the Rockers“ hatten ihm mehr als genug Zeit zum Trinken gegeben und um seinen Wasserhaushalt wieder aufzufüllen. Nein, jetzt wollte er sich einfach nur ablenken. Und auch irgendwie Aoi entkommen, der es sich heute anscheinend zur Aufgabe gemacht hatte, ihm besonders nah sein zu wollen. Gut, nicht nur heute, sondern schon seit Tagen. An sich war ihr erstes Konzert nach der zwei monatigen Pause sehr gut verlaufen – das war vor einer Woche gewesen. Selbst Uruhas Angst, sich überhaupt ordentlich zur Musik bewegen zu können, hatte sich dank Aois Massage in Nichts aufgelöst. Ab und zu hatte es zwar noch hier und da gezwickt, aber prinzipiell fühlte er sich seither besser – jedenfalls was seinen Nacken anging. Seinem Kopf wurde dafür keine Besserung zu teil, denn Aois offene Avancen hielten sich hartnäckig in seinen Gedanken. Egal, wie oft er sie von einer in die andere Ecke seines Kopfes schob oder versuchte sie anders zu interpretieren oder ihnen eine andere Bedeutung anzudichten, er kam immer wieder zu demselben Schluss: Aoi war anscheinend in den Angriffsmodus übergegangen. Und das nun schon tagelang – eben seit besagter Massage-Aktion. Denn wie sollte er sonst die ständigen Berührungen auffassen, die Aoi ihm inzwischen zukommen ließ? Mal strich er ihm kaum spürbar über den Rücken oder sogar tiefer, mal fuhr er ihm durchs Haar, mit der Begründung eine Strähne hinge nicht da, wo sie hingehörte. Und wäre das nicht Grund genug, um Uruha eine kräftige Gesichtsfarbe zu verpassen, brachten ihn Aois Lächeln, welches der Schwarzhaarige scheinbar nur ihm schenkte, und seine intensive Blicke, teils völlig aus dem Konzept und ließen sein Herz rasen. Das war doch nicht normal! Warum tat ihm sein Freund das überhaupt an? Er wusste doch inzwischen, wie Uruha auf so etwas reagierte. Das hieß, Aoi machte das mit voller Absicht und Uruha hatte nicht mal mehr die Möglichkeit, so zu tun, als würde er nichts merken. Trotz dass Aois Aufmerksamkeit ihm gegenüber im Vergleich zu den ganzen letzten Wochen und Monaten kein bisschen nachgelassen hatte, und er scheinbar seine Anstrengungen verstärkt hatte, blieben die Zweifel. War sein Interesse wirklich echt? Er war doch ein Mann. Wusste Aoi was er sich damit aufbürdete? Und immer wieder die Frage: warum ausgerechnet er und jetzt? Auch wenn Ruki meinte, Vorlieben könnten sich ändern – Uruha wollte der aufkeimenden Hoffnung einfach noch nicht nachgeben. Das Misstrauen blieb. Zu groß war seine Angst, sich lächerlich zu machen, wenn sich das Ganze doch nur als Scherz herausstellen sollte. Was wäre, wenn Aoi später mit Reita und den anderen über ihn lachen würde, weil Uruha seinem dummen Herzen und seinen Gefühlen zu viel Freiraum gegeben hatte? Nichts wäre demütigender und verletzender als das. Uruha schüttelte kurz den Kopf, um das Bild eines ihn auslachenden Aois aus seinen Gedanken zu verscheuchen, während die euphorischen Rufe der Fans, die Reitas Part folgten, immer lauter wurden, als sicheres Zeichen, dass sich der Drum- und Bass-Teil kontinuierlich dem Ende zuneigte. Seufzend griff Uruha nach seiner Gitarre, die ihm gereicht wurde, und hing sie sich um. Jetzt war eindeutig der völlig falsche Zeitpunkt, um sich über die Motivation seines Freundes Gedanken zu machen, aber es ließ ihn einfach nicht los. Die Zweifel legten sich mittlerweile sogar auf seinen Magen. Er bekam kaum noch etwas runter und hatte keinen Appetit mehr. Sein Körper rebellierte gegen seinen Kopf. Egal wie sehr er sich einredete, irgendwann wieder zu seiner früheren Form und zur Einfachheit ihrer Freundschaft zurückzukönnen, sein Körper ließ sich nicht mal mehr ansatzweise davon überzeugen. Sein Herz raste auch im Moment und eine andere Art der Nervosität ergriff ihn, als er Aois Blick begegnete, von dem er wusste, dass dieser schon eine Weile auf ihm gelegen hatte. Der Schwarzhaarige trat näher an ihn heran. „Uruha, wir müssen gleich raus.“ Eine Hand legte sich warm auf seinen Rücken und strich leicht darüber, während das liebe Lächeln Uruha kurz blinzeln ließ. Vielleicht sollte ihn diese nett gemeinte Geste beruhigen, aber leider wirkte sie eher gegenteilig. Sein Herz setzte für einen Schlag aus, ein Kloß im Hals machte ihm das Atmen schwer. Auch half es herzlich wenig, dass sich der Schwarzhaarige noch etwas weiter zu ihm beugte. Dennoch versuchte Uruha sich mit aller Gewalt auf die Worte zu konzentrieren, die Aoi ihm ins Ohr raunte. „Du denkst schon wieder zu viel. Genieß doch einfach, was passiert. Alles wird gut.“ Mit diesen Worten trat Aoi einen Schritt von ihm zurück und schenkte ihm einen aufmunternden Blick, ehe er sich zum Bühnenausgang wandte und mit zielstrebigen Schritten nach draußen trat, wo er von den Fans mit begeisterten Applaus begrüßt wurde. Mühsam schluckte Uruha den Kloß in seinem Hals hinunter, während er seinem Freund hinterhersah. Unabhängig worauf Aoi das Gesagte jetzt genau bezogen hatte – ob auf ihre Situation oder den Auftritt – er hatte ja recht. Es brachte nichts, sich den Kopf zu zermartern. Ungewollt schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, als er sah, wie Aoi Reita begrüßte, Kai zunickte und anschließend die Menge noch mehr anstachelte. Nein, Aoi würde ihn niemals so demütigen. Niemals. Auch wenn sie einander in der Vergangenheit schon den ein oder anderen Streich gespielt hatten, das hier war etwas anderes. Und Aoi wusste das sicherlich auch. Uruhas Lächeln wurde breiter, als er mit zielstrebigen Schritten aus dem Dunkel heraustrat und die Saiten seiner Gitarre zum Schwingen brachte. Er klopfte sowohl Reita, als auch Aoi auf die Schulter, ehe er sich neben sie positionierte und mit in den Song einstieg. Dabei warf er, das Flattern seines Magens ignorierend, Aoi einen kurzen Blick zu, den dieser sogleich auffing. Er hatte lange gebracht, doch jetzt war er langsam bereit, ihm in diesem Punkt restlos zu vertrauen. Wie hatte ihm der Schwarzhaarige bereits mehrfach versichert? Er wollte ihm nichts Böses. Warum sollte er ihm nicht endlich Glauben schenken? ~*~ Die Euphorie und das sichere Gefühl, angekommen zu sein, ließen Uruha die restlichen Songs des Konzerts noch einmal richtig aufleben. Die Hitze der Scheinwerfer brachte ihn ins Schwitzen, während die glücklichen Gesichter ihrer Fans und die gute Laune seiner Kollegen ihn zu Höchstleistungen anstachelten. Ein großartiges Gefühl. Uruhas Blick schweifte über die begeisterte Menge und seine Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln. Unabhängig davon, wie aufgewühlt er war oder unsicher er sich fühlte, dieser Augenblick hier auf der Bühne, in dem sie als Band gefeiert wurden und sie alle zusammen ihren Spaß hatten, war einfach unheimlich belebend und etwas, das ihn immer wieder aufs Neue erdete. Eine leichte Berührung an der Schulter riss Uruha aus seiner Betrachtung. Aoi stand neben ihm und lächelte ihn sanft an, während er Uruha mit einer Kopfbewegung bedeutete, ihm aufs Podest in der Mitte zu folgen. Stimmt, ihr gemeinsamer Gitarrenpart war gleich dran. Bereitwillig stellte er sich neben Aoi und ließ sich in die Melodie des Songs fallen. Mit Leichtigkeit fanden seine Finger die passenden Saiten und Akkorde, auf die ihm Aoi mit seiner Gitarre zu antworten schien. Als würden sie sich über die Musik hinweg miteinander sprechen und gleichzeitig zu einer Einheit verschmelzen. Uruha lehnte sich gegen Aois Rücken und während der Jubel der Fans zunahm, konnte er nur ihrer musikalischen Unterhaltung folgen. In diesem Moment, in dem ihre Gitarren eins zu werden schienen, standen sie sich näher als zuvor und alles fühlte sich weniger kompliziert an. Auf musikalischer Ebene waren sie einfach unzertrennlich, egal was passiert war oder noch kommen würde. Ein zarter Hauch auf seiner Wange ließ Uruha überrascht blinzelnd aufsehen. Was -? Seine aufgerissenen Augen fanden die von Aoi, der ihm mit einem verwegenen Lächeln im Mundwinkel ansah. Und ehe Uruha überhaupt reagieren konnte, spürte er die weichen Lippen auf seiner anderen Wange. Hatte er behauptet, dass das Publikum vorher schon am Toben war, musste er seine Meinung revidieren, denn jetzt kannten die Fans kein Halten mehr. Doch der Lärmpegel erreichte sein Bewusstsein kaum. Wie paralysiert starrte er Aoi an, dessen Grinsen gerade eine Spur selbstzufriedener wurde. Hatte er ihm wirklich einen Kuss aufgedrückt? In aller Öffentlichkeit? Ja, hatte er und das zweimal. Uruha konnte nur ungläubig den Kopf schütteln, während sein Herz durch diese Erkenntnis wieder einmal stolperte. Oh Mann… Diese Art von Fanservice hatten sie schon seit Jahren nicht mehr gemacht und jetzt mit dem gefühlsmäßigen Durcheinander der letzten Monate, bezweifelte er stark, dass Aoi hiermit nur die Fans erfreuen wollte. Das Funkeln in den dunklen Augen seines Freundes wirkte dafür selbst auf ihn eine Spur zu intensiv. Was hatte Aoi gesagt? „Genieß doch einfach, was passiert.“ Uruhas Mund verzog sich zu seinem typisch katzenhaften Lächeln, ehe er vom Podest sprang und auf seine Seite zurückkehrte, doch nicht ohne Aoi noch ein Blick über die Schulter zugeworfen zu haben. Na dann würde er es eben endlich genießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)