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looking for inner peace

von

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relaxation

Kapitel 10 - relaxation
 

– Entspann dich und denk nicht so viel darüber nach. –
 

Mit einem Murren fuhr Uruha sich über den Nacken, während er den Kopf leicht senkte.

Sofort spürte er ein schmerzhaftes Ziehen, was ihn ein wenig wehleidig und resigniert die Augen zusammenkneifen ließ.

Das konnte ja heiter werden.

Sobald er seinen Kopf auch nur minimal bewegte, taten ihm Genick und Schultern weh. So würde es heute nichts mit Headbangen werden, geschweige denn, dass er die Musik heute bei ihrem Auftaktkonzert überhaupt richtig mit seinem Körper genießen könnte, wie er es sonst gern tat. Eine Katastrophe! Jetzt wollte jede Bewegung genau überdacht werden. Er fühlte sich wie ein alter Mann und dabei war er noch nicht einmal Mitte Dreißig und selbst das war kein Alter. Es war zum Verzweifeln. Im besten Fall würde er nachher auf der Bühne einer Taube ähneln, die mühsam durch die Gegend spazierte und dabei den Kopf ruckartig vor- und zurückbewegte. Viel mehr war einfach mit diesen Schmerzen nicht drin.

Das hatte er jetzt davon, dass er seine Gedanken nicht in den Griff bekam.

Nachdem Ruki am Samstag gegangen war, hatte er entgegen seiner Vorsätze die halbe Nacht wach in seinem Bett gelegen und sich schlaflos von einer auf die andere Seite gewälzt. Sein Kopf hatte keine Ruhe geben wollen und hatte einfach ungefragt, fast das gesamte Gespräch noch einmal Revue passieren lassen und bis ins kleinste Detail analysiert, was natürlich nicht sonderlich hilfreich war, wenn man theoretisch schlafen sollte.

Seufzend rieb Uruha sich stärker über den Nacken – das war nun das Endergebnis aus zu viel Kopfarbeit und ein wenig Zugluft. Eigentlich hatte er es ja nicht anders verdient, wenn er seine Gedanken nicht in den Griff bekam. Seit zwei Tagen konnte er den Kopf kaum drehen, weil seine Muskeln derart verspannt waren und schmerzten. Die Versuche mit warmen Umschlägen und Selbstmassage hatten leider bislang kaum Wirkung gezeigt.
 

Mit einem Mal spürte er, wie sich warme Hände über seine schoben und sie behutsam von seinem Hals dirigierten, um anschließend selbst darüber zu streichen. Uruha erstarrte, saß stocksteif auf dem Sofa des Backstagebereiches und versuchte das Atmen nicht zu vergessen.

Auch wenn er nicht sehen konnte, wer da hinter ihm stand und über seine Haut fuhr – dieses unverkennbare Parfüm eilte Aoi voraus und verstärkte damit nur noch mehr Uruhas Gänsehaut, die sich durch diese überraschende Berührung gebildet hatte.
 

Was tat -?
 

Uruhas Hirn brachte keinen vernünftigen Gedanken zusammen. Sein Herz hämmerte mit einem Mal in seiner Brust, während die leicht rauen Fingerkuppen des anderen Gitarristen mal sanft, mal stärker über seine Haut glitten und versuchten die sich darunter befindliche Muskulatur zu lockern. Doch mit jedem verstreichenden Augenblick, in dem Uruha sich mehr an dieses unerwartete Gefühl gewöhnte, nahmen schließlich sowohl sein Geist als auch seine Stimme ihre Arbeit langsam wieder auf.

„Aoi?“, kam es leise von seinen Lippen.

„Hm?“

Die warmen Hände wanderten unbeirrt an seinen Hals hinab, zu seinen Schultern und wieder zurück. Uruha biss sich auf die Lippen, als Aoi eine besonders schmerzende Stelle fand.

„Warum -?“

Er brach ab, als die Finger erneut der Verspannung kräftig zu Leibe rückten, was ihn scharf die Luft einziehen ließ. Doch Aoi hatte seine unausgesprochene Frage auch so verstanden.

Während Uruha mittlerweile mit zusammengekniffenen Augen, immer noch angespannt auf dem Sofa saß und vergeblich versuchte jedes Geräusch zu unterdrücken, drang Aois leicht heiser klingende Stimme leise an sein Ohr.

„Ich konnte es nicht mehr mit ansehen, wie sehr du dich hier quälst. Wir wollen doch nachher zusammen rocken und Spaß haben und da macht sich eine Uruha-Statue nicht unbedingt gut.“

Diese beinahe amüsierten Worte ließen Uruha langsam die Augen aufschlagen und auf den Boden vor sich schauen, während Aoi ungerührt hinter ihm weiter seinen Hals bearbeitete.
 

Okay, diese Antwort hatte er nicht unbedingt erwartet. Doch was hatte er überhaupt hören wollen?
 

Er wusste es selbst nicht. Irgendetwas anderes, was jedenfalls nicht so klang, als würde sich Aoi über ihn lustig machen. Eigentlich waren diese Worte alles andere als schlimm, aber Uruha wusste, dass er gerade auf alles, was mit Aoi zu tun hatte, sehr überempfindlich reagierte. Er war sich darüber im Klaren, dass sich sein Kopf momentan ständig irgendwelche Wunschvorstellungen zurecht spann und sollten diese nicht haargenau auf diese Weise eintreffen, reagierte sein Herz jedes verdammte Mal mit einem kleinen Stich.
 

Oh Mann! Was wollte er überhaupt?
 

Aois Antwort war einfach normal und realistisch gewesen und hatte Uruha nicht Normalität gewollt? Scheinbar nicht…

Er kniff über sich selbst genervt die Augen zusammen und versuchte das Gefühl, das sich in seinem Inneren ausbreitete, in eine Ecke zu drängen. Es war das erste Mal seit besagter Nacht, dass sie beide sich wieder so nahe waren und sein Körper und Geist reagierten prompt: mit Gänsehaut, wirren Gedanken und eigentlich nicht von ihm gewünschten Wohlgefallen. Soweit es möglich war, verkrampfte sich Uruha unter der Berührung noch weiter, während er versuchte dem Kampf in sich Herr zu werden.

Diese Veränderung blieb Aoi natürlich nicht verbogen. Die sanften, in sein Ohr geraunten Worte ließen Uruhas Herz einen Moment lang aussetzen.

„Hey, Ruha. Entspann dich mal. So wird es nicht besser.“

Leichter gesagt als getan, besonders wenn das der Mann sagte, der gerade fast schon zärtlich über seine Haut strich und ihn mit dieser Nähe verwirrte.

„Ich will dir nichts Böses.“

Der Kloß, der sich in Uruha Hals gebildet hatte, wog schwer und schnürte ihm die Luft ab. Eine leichte Panik überkam ihn.
 

War er wirklich derart einfach zu durchschauen? Er wollte das doch nicht.
 

Seine Augen brannten. Natürlich wusste er, dass Aoi ihm nichts Böses wollte, doch er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Die Fürsorge, die in diesen wenigen Wörtern mitklang, ließen seine Augen feucht werden.
 

Nein, Aoi wollte ihm nichts Böses, hatte es nie gewollt.
 

Der Kloß in seinem Hals wurde kleiner und verschwand nach und nach. Vielleicht – vielleicht sollte er langsam wirklich seinen Kopf ausschalten.

Wie um seine Gedanken zu unterstreichen, drang Aois Stimme in sein Bewusstsein.

„Denk nicht so viel nach.“

Anscheinend konnte Uruha wirklich seine Gefühle schlecht verstecken, selbst wenn er mit dem Rücken zu Aoi saß. Uruha seufzte lautlos und versuchte seinen Körper etwas zu entkrampfen, was sogar besser gelang, als er erwartet hätte. Aber das Konzentrieren auf diese angenehmen Berührungen half, der Sturm in seinem Inneren legte sich allmählich. Und wie hatte Ruki beim Abschied ihres Zocker-Abends so schön gesagt?
 

‚Lass dich darauf ein und schau einfach was passiert. Dein Körper wird es dir schon sagen.‘
 

Na, wenn das jetzt schon beide meinten. Uruha atmete tief ein. Mit seinem sich langsam beruhigenden Puls wurde auch sein Kopf leerer. Seine gesamte Aufmerksamkeit und Empfindungen schienen nur noch diesen Fingern zu folgen, die gerade von seinen Schultern abwärts, zum Rand seines weit ausgeschnittenen Shirts wanderten und darunter glitten, um mit etwas mehr Druck über seine verkrampften Schulterblätter zu fahren. Es tat unglaublich gut zu spüren, wie seine Muskeln unter dieser Behandlung nachgaben. Als würde dadurch sämtliche Anspannung aus seinem Körper weichen.

Er konnte das genießerisches Seufzen, das ihm entflog, nicht unterdrücken. Aois leicht belustigtes Schnauben ignorierte er dabei gekonnt. Er wollte sich jetzt keinen Kopf darum machen, was Aoi von ihm dachte. Offensichtlich genug waren seine Reaktionen heute ohnehin schon gewesen, also war weiteres Verstecken sowieso sinnlos.

Während die geschickten Hände irgendwann ihre Arbeit weiter oben am Hals fortsetzten, versank Uruha in einer sanften Wolke aus angenehmen Empfindungen, die ihn langsam einlullte. Ja, so konnte es gern noch eine Weile bleiben. Seine Haut kribbelte leicht an den Stellen, wo Aois Hände darüberfuhren, und die Ruhe, die sich in seinem Inneren ausbreitete, war einfach wohltuend. Sein Atem wurde ruhiger, während seine Gedanken schwiegen.
 

Umso mehr erschrak er, als eine zarte Berührung sein Bein streifte. Er riss die Augen auf und hob erschrocken den Kopf. Sein Blick traf auf Aois dunkle Augen und ließen ihn erstarren.

Wann -?

Der andere Gitarrist hockte vor ihm und strich ihm gerade vorsichtig über seinen bloßen Oberschenkel – genauer gesagt über den langsam verblassten, blauen Fleck darauf. Irritiert blinzelte Uruha und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er musste wohl eingenickt sein, denn er hatte nicht einmal gemerkt, wie Aoi die Massage beendet und seine Position hinter ihm verlassen hatte.

Beschämt biss sich er auf die Unterlippe und versuchte die Röte, die sich unweigerlich auf seinen Wangen ausbreitete, zu unterdrücken, während Aoi ihn immer noch leicht schmunzelnd betrachtete. Seine Hand lag weiterhin warm auf Uruhas Haut.
 

Mist, warum musste sein Outfit ausgerechnet heute für die Show so kurz geschnitten sein?
 

Das Relikt seines peinlichen Schrankunfalls, den er fast schon wieder vergessen beziehungsweise vielmehr verdrängt hatte, konnte man damit definitiv nicht verstecken. Und natürlich, wie sollte es anders sein, war eben dieses Relikt Aois aufmerksamem Blick nicht entgangen.

Eine Gänsehaut folgte den warmen Fingern seines Freundes. Das machte der doch mit Absicht!

„Tut’s noch weh?“

Uruha schluckte und versuchte sich auf das Gesagte zu konzentrieren, was allerdings recht schwerfiel, da es ihm der andere alles andere als leicht machte, so verwegen grinsend, wie er Uruha gerade ansah. Seine Hand tänzelte zart über dessen Haut.

„Nein“, murmelte Uruha mit etwas Verzögerung. „Ist ja auch schon fast weg.“

Das Grinsen wurde breiter.

„Gut. Kannst ihn ja trotzdem etwas überschminken. Wäre schade, wenn der Fleck mehr Aufmerksamkeit vom Publikum bekommen würde als deine schönen Beine.“

Und da war sie wieder: Aois manchmal sehr unverblümte Art. Augenblicklich stieg Uruha die Hitze in die Wangen und er konnte ihn nur aus großen Augen anstarren. Aois Miene wirkte in diesem Moment sehr selbstzufrieden, als er sich elegant aus der Hocke erhob und einen Moment nach unten gebeugt vor ihm stehen blieb. Und um seine überaus gesunde Gesichtsfarbe scheinbar weiter auf die Spitze zu treiben, beugte sich der Schwarzhaarige noch ein wenig dichter zu ihm und raunte ihm etwas zu, während er ihm sanft über den Schenkel strich, ehe er sich abwandte und verschmitzt grinsend zur Tür ging und aus dem Raum verschwand.
 

„Wobei ich bestimmt nichts dagegen hätte, wenn ich der Einzige wäre, der dich überhaupt in dieser Aufmachung sehen könnte.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ich schon wieder ^^
Da ich das Kapitel irgendwie ganz gerne mag, musste ich es einfach gleich mit hochladen.
ich hoffe es gefällt. ^^
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Janine3878
2020-02-08T12:27:26+00:00 08.02.2020 13:27
Süß das Kapitel! Da hat es den armen Uruha aber ganz schön erwischt. Zu so ner schönen Massage von Aoi würde ich auch nicht nein sagen ;-)
Antwort von:  QueenLuna
08.02.2020 18:34
Vielen lieben Dank. Ja wer wehrt sich schon gegen eine Aoi Massage ^^;


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