Persona: Timeless Key von ShinoYuta ================================================================================ Kapitel 6 - Familienverhältnisse --------------------------------   Donnerstag, 09. April 2015   Als Rin am Morgen in die Küche getorkelt kam, saß bereits ihr Bruder Saito am Tisch und frühstückte. Er hatte für die Blauhaarige ebenfalls etwas angerichtet und es gegenüber bereitgestellt. „Morgen“, rieb sie sich ein Auge und gähnte nochmal herzhaft. „Guten Morgen“, kam es vom Blonden, welcher soeben an seinem Kaffee nippte. Verschlafen nahm das Mädchen platz und begann den Reis mit den Beilagen zu futtern. Gerade als sie dazu ansetzen wollte von ihrem Stipendium zu berichten, hörten sie plötzlich ein lautes Knallen, als zeitgleich das ganze Haus wackelte. „Oh Gott, was hat er angestellt?“, sprang der Blonde vom Stuhl auf. Im selben Moment zuckte Rin heftig zusammen, verschluckte sich an ihrem Essen und hustete wie wild. Außerdem kippte zeitgleich plötzlich der Kaffee des jungen Mannes einfach so um, verteilte sich über dem ganzen Tisch und tropfte an der Kante herunter. „Ist mir ehrlichgesagt egal“, fand die Blauhaarige endlich ihre Worte wieder, „Aber deine Tasse ist umgekippt.“ „Wie ist das denn passiert?“, begutachtete Saito die Lache und holte schnell einen Lappen. Plötzlich hörte man ein Klacken und ein Türknallen und wenige Sekunden später stand auf einmal ein älterer dürrer Mann in der Küchentür. Er hatte schwarze lange verzottelte Haare, welche etwas bläulich schimmerten und zu einem Zopf gebunden waren. Sich am Türrahmen abstützend schnappte er heftig nach Luft. Der ältere Herr sah im gesamten sehr fertig aus. Seine Augenringe hatten schon Augenringe und sein weißer Kittel war völlig verdreckt. Außerdem wollte Rin gar nicht wissen wann er zuletzt ein Bad genommen hatte, denn er roch furchtbar nach Chemikalien und Schweiß. Desinteressiert wischte das Mädchen mit Saitos mitgebrachtem Lappen den Kaffee auf, ehe sie einfach weiter aß und das Geschehen ignorierte. „Ist alles in Ordnung, Papa?“, stützte der junge Mann seinen Vater sofort und half ihm, auf einem der Stühle am Tisch Platz zu nehmen. „Ja, ja. Ist nur was explodiert. Der Rauch ist hochgiftig, deswegen muss ich eine kleine Pause einschieben“, schnaufte er schwer. Saito setzte sich wieder: „Du solltest dich lieber beim Arzt mal abchecken lassen.“ „Blödsinn“, winkte er ab und entdeckte plötzlich seine Tochter, „Rin? Was machst du denn hier? Du bist doch in Amerika.“ „Offensichtlich nicht“, meinte sie schnippisch und stopft die Reste ihres Frühstücks schnell in sich hinein. „Ist sie sauer?“, fragte der Schwarzhaarige verwirrt den jungen Mann. „Mensch, ich habe dir doch gesagt, dass sie wiederkommt. Sogar das Datum und den Grund. Hörst du denn gar nicht zu?“, meckerte nun auch Saito, „Außerdem hat sie dir das doch sicherlich auch am Telefon gesagt.“ Man merkte, dass es der Blonde keineswegs böse mit seinem Vater meinte. Im Gegensatz zu Rin, welche sich nur noch ihr Bento schnappte und so schnell es ging die Haustür hinter sich zuknallte. Sie war sowieso schon enttäuscht darüber, dass er ihr nicht mal „hallo“ gesagt hatte, als sie wieder da war. Aber dass er komplett vergessen hatte, dass sie wiederkommt machte sie unendlich wütend. So wütend, dass ihr einige Tränen in die Augen stiegen: „Ich hasse ihn!“   „Ach so, und das Jahr ist schon vorbei?“, hakte der ältere Mann nochmal nach, „Seit wann ist Rin denn wieder da? Welcher Monat ist eigentlich?“ Genervt klatschte sich Saito die Hand ins Gesicht: „Komm doch endlich mal auf dein Leben klar. Seit fast einer Woche ist sie wieder da. Wir haben Anfang April 2015.“ „Das geht ja noch. Dachte schon sie wäre seit Längerem wieder da“, winkte der Schwarzhaarige ab und sein Sohn gab es so langsam auf und erhob sich vom Tisch, um das Geschirr wegzuräumen. „Mir ist das ja egal, ob du Zeit für mich hast, aber vielleicht wäre es sinnvoll, wenn du deiner Tochter mal etwas Aufmerksamkeit schenkst. Sie war wahnsinnig enttäuscht darüber, dass du sie nicht mal in Empfang genommen hast. Immer bist du im Keller verschollen“, murrte Saito herum, „Rin wächst hier auf, als wäre sie eine Vollwaise. Ich kümmere mich ja gerne um sie, aber ich bin kein vernünftiger Vaterersatz. Denk mal drüber nach!“ Der ältere Mann hatte mittlerweile seinen Kopf in die Arme gelegt und hing mit dem Oberkörper halb über dem Tisch. Es schien, als würde er schlafen und den Blonden völlig ignorieren. Laut schnaubend verließ Saito daraufhin die Küche und wenige Minuten später auch das Haus. Er war sich nicht sicher, ob sein Vater ihm gegen Ende überhaupt noch zugehört hatte, denn wie er ihn kannte war er wieder ohne Schlaf oder Essen tagelang wach gewesen. Der junge Mann hoffte nur, dass sich die Situation zwischen den beiden Familienmitgliedern wieder einrenken würde.   Etwas zu früh kam das Mädchen in der Schule an und setzte sich an ihren Platz im Klassenzimmer. Noch immer musste sie an ihren blöden Vater denken. Es fühlte sich für sie so an, als würde der Schwarzhaarige einen Dreck auf sie geben. Als würde es ihn überhaupt nicht interessieren, dass sie da war. Oder dass sie lebte. Eine Träne kullerte ihr über die Wange und schnell wischte sie diese mit dem Ärmel wieder weg. Betrübt blickte sie noch eine ganze Weile gedankenversunken aus dem Fenster, als sie plötzlich aus ihrer Welt gezogen wurde: „Aikawa-chan? Ist alles okay?“ Schlagartig zuckte die Blauhaarige zusammen, fuhr herum und blickte in zwei blaue Augen: „J-Ja. Alles gut.“ „Hast du geweint? Deine Augen sind ganz rot“, hakte Akira nach. Gespielt grinste sie: „Ach Unsinn. Im Moment fliegen viele Pollen. Das ist bestimmt nur eine allergische Reaktion oder so.“ „Willst du reden?“, ging der Rothaarige null auf ihre Ausreden ein. Ein kurzes Schweigen brach aus und das Mädchen lies bedrückt den Kopf hängen. Sie wollte nicht, dass jemand erfuhr wie es bei ihr zu Hause aussah. Es war ihr peinlich vor den Anderen zuzugeben, dass ihr Vater ein Freak war. „Ist gestern irgendwas mit Kuro passiert?“, ballte er die Faust, „Wenn ja, dann muss ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden. Der kann nicht immer seinen Frust an anderen auslassen.“ Während der junge Mann in Rage geriet, schüttelte die Blauhaarige nur den Kopf, um zu symbolisieren, dass mit Kuro alles in Ordnung sei. Na ja, jedenfalls halbwegs. „Was denn dann? Hattest du zu Hause Streit?“, setzte er sich an die andere Seite ihres Tisches und sah sie mit ernstem und zugleich besorgtem Blick an. Ertappt vernahm der Rotschopf ein winziges Zucken und Rin hob ihren Kopf ein wenig an: „Ja, ich habe mich mit meinem Vater gestritten.“ Leicht tätschelte er den Kopf des Mädchens und lächelte lieb: „Mach dir keine Gedanken. Ich weiß zwar nicht um was es ging, aber ich bin mir sicher, dass es sich wieder einrenken wird. Was auch immer passiert ist, Eltern meinen es in der Regel nicht böse mit ihren Kindern. Sie wollen doch immer nur das Beste.“ „Ich weiß ja nicht“, nuschelte sie. „Doch, ganz bestimmt“, wurden Akiras Augen etwas traurig und er blickte zum Fenster hinaus. Ein kurzes Schweigen brach zwischen den beiden aus, welches schnell wieder von Rin unterbrochen wurde. Sie fuchtelte an ihrem Gürtel herum und versuchte den großen Ring mit den Schlüsseln abzubekommen. Als sie besagten Bund auf ihrem Tisch präsentierte, erklärte sie: „Ich war gestern endlich bei Ami. Sie kommt momentan nicht zur Schule, weil sie nicht mehr aufwacht. Gestern Abend müsste sie sogar noch ins Krankenhaus verlegt worden sein.“ Ein verwirrter Blick traf das Mädchen: „Wie sie wacht nicht mehr auf?“ „Ich weiß auch nicht, sie schläft und rein gar nichts kann sie aufwecken. Es gibt nicht mal einen gesundheitlichen Grund dafür. Ihr geht’s blendend“, erläuterte die Blauhaarige, „Aber mir ist etwas sehr Eigenartiges passiert.“ Gespannt hörte der Rotschopf zu, als das Mädchen mit dem linken Zeigefinger auf den dazugewonnenen silbernen Schlüssel deutete: „Das Ding hier. Ich hab das Freundschaftsbändchen, welches ich Ami in der Grundschule geknüpft hatte, auf ihrem Nachttisch gefunden. Als ich es berührte, formte sich daraus dieser silber-rote Schlüssel.“ „Was? Das ist ja eigenartig“, hob Akira den Bund hoch und musterte ihn genauer. „Das sind ja drei Schlüssel. Wozu sind die denn alle gut? Und dazu noch ein blauer Edelstein“, legte der junge Mann den Kopf schief, „Das klingt jetzt zwar merkwürdig, aber hast du den Silbernen mal irgendwo ausprobiert?“ Schief wurde er von seinem Gegenüber angegrinst: „So blöd es auch klingen mag, aber ja, ich habe das Ding getestet. An Amis Zimmertür und an der Tür zum Schülerrat an der Suzuki Akademie. Er passt nirgends. Und der Blaue ist uninteressant. Damit kommt man nur in eine Art Folterkammer.“ Mit kritischem Blick wurde die Blauhaarige gemustert: „Folterkammer? Aber der Silberne Schlüssel muss dann doch auch irgendwo passen. Wir müssen dann wahrscheinlich eine bestimmte Tür finden und nicht nur irgendeine. Und ich wette mit dir, dass dieses Teil hier irgendwas mit Shiori-chans Schlaf zu tun hat.“ „Meinst du? Das klingt alles so seltsam“, wusste Rin nicht recht was sie glauben sollte. Noch kurz überlegte der Rothaarige, bis er unwissend mit den Schultern zuckte und vom Thema ablenkte: „Sag mal, dieser Edelstein hier. Woher hast du den denn?“ „Warum fragst du?“, war Angesprochene neugierig, „Ich weiß auch nicht so genau wo der nun eigentlich herkommt. Ein kleines Mädchen gab ihn mir. Im Traum, glaube ich. Eines Morgens war er auf merkwürdige Art und Weise in meiner Hosentasche.“ Mit dem Klingeln und ihrer Klassenlehrerin, Frau Yamamoto, wurden die beiden schließlich unterbrochen. „In der Mittagspause gehen wir aufs Dach, okay?“, flüsterte Akira, „Ich will was ausprobieren.“ Ein irritiertes Nicken bekam er daraufhin als Antwort, bevor die beiden Schüler sich schlussendlich auf den Unterricht konzentrierten. Auch, wenn sie nicht wirklich Lust dazu hatten.   Zwischendurch versuchte Rin noch einige Male das Vorhaben des jungen Mannes herauszufinden, jedoch blieb er verschwiegen. Stattdessen saß sie nun allein und verlassen auf dem Schuldach und aß ihr Bento. Der Rothaarige wollte nachkommen, da er noch etwas organisieren würde. Genervt schnaubte das Mädchen und überblickte die Umgebung: „Ich frag mich was er vorhat. Wenn er nicht gleich hier aufschlägt, dann gehe ich wieder.“ Nachdem sie wenige Minuten herumjammerte, kam Akira endlich außer Atem auf dem Dach an. Im Mund hatte er ein Schnitzelsandwich von der Mensa und in den Händen schleppte er zwei schwere Blecheimer. Diese stellte er unmittelbar vor Rin auf den Boden und grinste sie frech an. Die Blauhaarige war nun völlig verwirrt, als sie auf die beiden Eimer voll Wasser starrte: „Was willst du denn damit? Blumengießen?“ „Schwachsinn“, biss er von seinem Sandwich ab, „Versuch mal das Wasser zu bewegen.“ „Hä?! Geht’s dir gut?“, stoppte die Blauhaarige mit dem Essen und blickte den selbstsicheren Rotschopf an. „Mach einfach mal“, stemmte er seine linke Hand in die Hüfte und kaute fröhlich weiter. Gezwungenermaßen stellte Rin ihr Bento beiseite und stand nun auf. Kurz starrte sie angewidert die Eimer an, da sie absolut keine Lust hatte mit Wasser zu hantieren. Sie hasste es. Langsam schritt sie nun auf einen der Behälter zu, nahm ihn am Henkel und stellte ihn einige Zentimeter weiter wieder ab. „Zufrieden?“, rieb sie ihre Hände aneinander, um das Feuchte daran wieder loszuwerden. „Nein? Du bist irgendwie schwer von Begriff“, stellte der junge Mann verwundert fest, „Du sollt das Zeug bewegen, ohne etwas davon zu berühren.“ „Willst du mich veräppeln? Wie soll das bitte gehen?“, kapierte die Blauhaarige nun gar nichts mehr. „Ich glaube, dass dieser blaue Edelstein dir magische Kräfte verleiht“, deutete er auf den Schlüsselbund am Gürtel des Mädchens, „Das würde jedenfalls den krassen Geysir am Springbrunnen der Suzuki Akademie erklären.“ „Du glaubst da doch selbst nicht dran, oder?“, verschränkte sie die Arme. Es würde zwar wirklich das Phänomen am Springbrunnen erklären, aber dennoch empfand das Mädchen es als vollkommen schwachsinnig. Der Brunnen hatte sicher nur einen Defekt an der Pumpe. Aber wenn sie genauer darüber nachdachte, dann fielen ihr noch weitere kleine Geschehnisse ein, an denen etwas faul sein könnte. Die Kaffeetasse am Morgen zum Beispiel war einfach umgekippt. Auch wenn das Haus wirklich heftig gewackelt hatte, so war es nicht unbedingt leicht einfach so einen vollen Becher umzuwerfen. Und wie sollte sie sich ihre Wasserflasche vor einigen Tagen erklären? Sie war von jetzt auf gleich fontänenartig leer gewesen. Je mehr die Blauhaarige darüber nachdachte, umso wahrscheinlicher war ihr Akiras absurde Idee geworden. Misstrauisch nahm sie beide Arme leicht nach vorne und konzentrierte sich auf einen der Eimer. Verkrampft starrte sie ihn an und knirschte mit den Zähnen. In diesem Moment ging ein schwaches blaues Leuchten von ihrem Edelstein aus und der Behälter begann tatsächlich zu wackeln, was sie leicht zusammenzucken lies. Ruckartig nahm sie ihre Arme wieder zurück und wich einen Schritt nach hinten, als der Wassereimer einfach wie aus dem Nichts umkippte. Panik machte sich in ihr breit und sie begann plötzlich zu kreischen und wisch noch ein paar wenige Schritte zurück. Ihre Panikreaktion versetzte den übrigen Wassereimer nun auch in ein leichtes Beben und plötzlich spitzte dessen Inhalt zu allen Seiten nach oben heraus. „Oh mein Gott! Was ist das?!“, rannte das Mädchen noch einige Meter vor dem gruseligen Geschehen davon. Der Rothaarige hingegen starrte wie angewurzelt zu den Behältern und konnte kaum fassen, was er da zu sehen bekam. Scheinbar wollte er selbst nicht wirklich glauben, dass Rin irgendwelche Fähigkeiten besaß. Durch seine Starre jedoch, bekam er eine ordentliche Ladung der Flüssigkeit ab und schreckte nun auch auf: „Ah! Kalt!“ Sofort wich er ein ganzes Stück zurück, allerdings war es da schon zu spät, denn er war bereits klitschnass geworden. „Na super“, sah Akira genervt an sich herunter, „Jetzt bin ich durchgenässt. Woher hätte ich ahnen sollen, dass du so ausartest?“ „Das ist schwarze Magie!“, schrie die Blauhaarige panisch von Weitem, „Oder das Zeug ist verflucht!“ Ihre Beine zitterten fürchterlich und sie konnte sich kaum noch auf ihnen halten. Akira merkte das natürlich und ging sofort auf sie zu: „Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn du dich genug konzentrierst, dann kannst du sicher die Kontrolle darüber erlangen.“ Vorsichtig legte er ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen. Allerdings sorgte das nur dafür, dass ihre Beine nachgaben und sie zusammenkrachte. „Was ist da grade abgegangen? Und wieso? Woher wusstest du, dass was passiert? Ich war das nicht!“, stammelte sie angsterfüllt. Akira hockte sich zu ihr herunter: „Beruhige dich. Es ist alles in Ordnung. Dein blauer Edelstein verleiht dir die Kraft einer Naturgewalt, das ist schon alles. Keine Flüche oder sonst was. Kuro und ich haben ähnliche Kräfte.“ Nun horchte Rin neugierig auf und blickte ihrem Gegenüber ins Gesicht: „Ehrlich?“ „Ja doch“, grinste er das Mädchen lieb an, „Kuro kann zum Beispiel Pflanzen schneller wachsen lassen. Auch, wenn das eine lustige Nebenwirkung hat. Seine Elementarkraft ist die Erde. Er hat einen Smaragd. Ich weiß auch nicht warum das passiert, aber das ist doch eigentlich supercool, oder?“ „Nebenwirkung?“, wurde das Gesicht der Blauhaarigen wieder bleich, „Was soll daran cool sein? Und was hast du für eine Kraft?“ Belustigt winkte der junge Mann ab: „Die Nebenwirkung ist lustig. Schau einfach mal genau hin, was passiert, wenn er seine Kraft einsetzt. Aber das ist ja alles halb so wild, denn es ist nicht garantiert, dass jedes Element am Ende einen witzigen Effekt erzielt.“ Aufmerksam und neugierig lauschte Rin den Erzählungen des Rotschopfes und die Farbe in ihrem Gesicht schien langsam aber sicher wieder zurückzukehren. „Ich selbst habe allerdings noch nicht herausgefunden, welche Elementarkraft meine ist“, kratzte sich Akira grinsend am Hinterkopf, „Aber egal welche es ist, das wird sowas von cool werden.“ „Woher willst du denn wissen, dass du auch so eine Fähigkeit besitzen wirst?“, hakte das Mädchen nach. Freudig deutete er auf seinen goldgelben Edelstein, welcher ihm um den Hals baumelte: „Na ja, wie es scheint braucht jedes Element einen Stein und den habe ich ja bereits. Einen Topas um genau zu sein.“ „Du kannst gerne meinen haben. Ich will das alles nicht“, sah sie ihn leicht verzweifelt an, „Außerdem kannst du dir trotzdem nicht sicher sein, dass dieses Ding wirklich so ein Stein ist, der dir zu einem Element verhilft.“ „Da hast du wohl recht. Aber ich spüre es einfach, es muss so ein Edelstein sein. Er war nämlich genau wie deiner und Kuros auch schon mal aufgeleuchtet. Ich habe nur absolut keinen Plan was daraufhin passiert sein sollte. Deswegen brauche ich deinen auch nicht, denn ich werde meinen zu kontrollieren lernen“, strahlte er das verdutzte Mädchen fröhlich an. Dieser jedoch entglitten nur die Gesichtszüge und sie schaute ihn ziemlich blöd an. „Findest du das normal? Das ist doch vollkommen bescheuert. Wie kannst du dich darauf freuen?“, protestierte Rin noch immer dagegen. Der junge Mann grinste auch weiterhin: „Das ist doch so als wäre man in einem Anime. Als wären wir auserkorene Helden, die die Welt retten. Und die Gegner sind diese Dinger auf der anderen Seite des Portals.“ Sprachlos starrte die Blauhaarige ihn an und konnte keine Worte fassen. Und dann sollte nochmal einer sagen, dass sie zu viele Mangas lesen würde. Der Typ war viel bescheuerter. Sie hatte sowas von gar keine Lust darauf sich nun noch intensiver mit Wasser auseinanderzusetzen.     Freitag, 10. April 2015   Am Morgen ließ Rin provokativ ihren Edelstein auf dem Nachttisch liegen, als sie die Treppe herunterstieg. Wenn das Ding dafür verantwortlich war, dass überall um sie herum Wasser verrücktspielte, dann wollte sie den Stein so weit weg haben wie nur möglich. Noch einmal gähnte sie herzhaft, da vernahm sie im Augenwinkel plötzlich ein blaues Leuchten aus ihrem Zimmer. Schlagartig stoppte ihr Gähnen und sie blieb mitten auf den Stufen stehen und sah sich blitzartig um. „Es wird doch nicht irgendwo wieder Wasser explodieren“, nuschelte sie mit weit aufgerissenen Augen. Doch bevor sie weiterdenken konnte wurde sie plötzlich unsanft von einem blauen Speedstreifen erwischt, welcher geradewegs in sekundenschnelle aus ihrem Zimmer geschossen kam. Die Blauhaarige geriet heftig ins Wanken und unter Schreien purzelte sie die letzte Hälfte der Treppe herunter. Mit dem Bauch landete sie auf den untersten Stufen, während sie ihren Kopf gerade noch so mit den Händen vom Flurboden abfedern konnte. Durch ihren ganzen Schwung hätte sie anschließend beinahe noch eine Rückwärtsrolle gemacht, diese konnte sie allerdings verhindern und lag nun ziemlich verheddert halb auf dem Flurboden und halb auf der Treppe. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, stand Saito direkt neben seiner Schwester in der Küchentür und begutachtete den menschlichen Knoten. „Aua~“, jammerte Rin ihn nur an. Krampfhaft versuchte sie wieder auf die Beine zu kommen, was ihr nach Kurzem endlich gelang. „Ist alles in Ordnung?“, sah er sie besorgt an und griff sich an den Kopf, „Wieso hab nur ich so eine talentlose Schwester?“ „Du nervst“, streckte ihm das Mädchen die Zunge heraus, während sie sich den Staub von der Uniform klopfte. Dabei fiel ihr auf, dass der zurückgelassene Edelstein wieder an ihrem Schlüsselbund am Gürtel hing. Erstaunt darüber, zweifelte das Mädchen an sich selbst, denn sie war sich ziemlich sicher, dass er auf ihrem Nachttisch liegen sollte. Allerdings fuhr ihr dann ein Geistesblitz durch den Kopf und sie zählte Eins und Eins zusammen. Dieser blöde Lichtstrahl, der sie die Treppe herunterwarf, war sicherlich der Stein gewesen, welcher seinen Besitzer vermisste. Glücklicherweise hatte sie sich nicht verletzt. Vermutlich würden nur ein paar blaue Flecken entstehen, aber das war halb so wild. Entnervt darüber drückte sie sich an ihrem Bruder vorbei in die Küche, um schnell zu frühstücken und ihr Bento zu holen. Wie es aussah, hatte ihr Bruder ihr wieder etwas zubereitet und sie musste nicht auf einen Marmeladentoast zurückgreifen. Freudig setze sie sich auf ihren Platz und ihr Bruder tat es ihr gegenüber gleich, wo er seinen angefangenen Kaffee weiterschlürfte. Scheinbar hatte er schon fertiggegessen. „In letzter Zeit schaffst du es ziemlich häufig vor der Uni noch schnell ein Frühstück zuzubereiten“, nahm Rin erstaunt ihre Stäbchen zur Hand. Normalerweise gab es irgendwelche Reste vom Vortag oder eben einfach nur einen schnellen Toast oder dergleichen. Doch noch bevor der Blonde irgendetwas erwidern konnte, hatte das Mädchen schon ihren Teller genauer inspiziert und verzog das Gesicht: „Ew… Was soll das denn?“ Angewidert hob sie eine angebrannte Garnele hoch. Sie kannte es von ihrem Bruder nicht, dass er Essen anbrennen lies. Aber am Meisten verwunderte sie die Garnele im Allgemeinen. „Ja… Das wollte ich dir gerade erklären…“, setzte ihr Bruder an. Allerdings wurde er von einer weiteren männlichen Stimme unterbrochen: „Das hab ich extra für dich gekocht, Rin. Dein Lieblingsessen. Okay, zugegeben, es ist ein kleines bisschen angebrannt, aber das bekomme ich schon noch auf die Reihe. Ich habe schon so lange nichts mehr gekocht.“ Selbstsicher stemmte der Vater seine Hände in die Hüfte und grinste seine Tochter an. Verdutzt darüber, dass sie ihn jetzt erst hinter der Anrichte stehen sah, starrte sie ihn erstmal an. Vor Schreck und Verwirrung purzelte die Garnele aus ihren Stäbchen wieder zurück zum gebratenen Gemüsereis, während Saito sich stöhnend die Hand ins Gesicht klatschte. „Ryuichi…“, knurrte sie und stand ruckartig auf, schlug die Hände auf die Tischplatte und sah ihn wütend an, „Willst du mich verarschen?!“ „Ryuichi?“, kam es verdutzt vom Vater, „Seit wann bin ich nicht mehr ‚Papa‘?“ Ihn ignorierend, stapfte Rin in den Hausflur und zog sich Jacke und Schuhe an, um zu gehen. „Warte doch, Rin! Dein Bento!“, hielt er der Blauhaarigen ihre Lunchbox hin. Rin allerdings ignorierte den Schwarzhaarigen und knallte Sekunden später die Haustür so fest hinter sich zu, dass das ganze Haus wackelte. Als der ältere Mann wieder in der Küche stand, hörte man nur Saito meckern: „Ich hab’s dir doch gesagt. Wie schwer von Begriff kann man eigentlich sein?“ Ebenfalls genervt von der Unfähigkeit seines Vaters, machte sich der junge Mann fertig, um zur Uni zu gehen. „Was habe ich denn falsch gemacht?“, verstand der Schwarzhaarige rein gar nichts mehr. „Du willst gar nicht ernsthaft versuchen dein Verhältnis zu Rin wieder zu verbessern, oder?“, unterstellte ihm der Blonde. „Doch. Sonst hätte ich doch nicht extra gekocht und eingekauft“, legte Ryuichi den Kopf schief, „Außerdem kann ich noch immer nicht in den Keller zurück.“ Ein genervter Blick traf den älteren Mann und Saito zog die Haustür zum Gehen auf: „Garnelen und Meeresfrüchte sind Mamas Lieblingsessen. Rin mag am Liebsten Reisomelette, Okonomiyaki und so ziemlich alles was Süß ist.“ „Oh, das hatte ich vergessen“, kratzte sich der Schwarzhaarige am Kinn und überlegte, „Aber das ist doch trotzdem kein Grund gleich so sauer zu werden. Die Garnelen waren doch nur leicht angebrannt.“ Nochmal musste der Blonde schnauben: „Vorhin habe ich dir doch extra nochmal gesagt, dass Rin gegen Krustentiere allergisch ist, oder?“ Ohne die Antwort seines Vaters abzuwarten, zog er die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg zur Uni. Er konnte es nicht fassen, dass der Mann es nicht mal ansatzweise versuchte sich dem Mädchen ordentlich anzunähern. Zwar fand er die Reaktion seiner Schwester auch ziemlich übertrieben, aber er konnte es ihr nicht wirklich verübeln. Außerdem kannte er sie. Es war normal, dass sie so leicht überkochte. Grübelnd blieb der Schwarzhaarige im Hausgang zurück und schien noch immer nicht so ganz zu verstehen was er nun falschgemacht hatte: „Was sind denn Krustentiere?“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)