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Liebe, Lüge, Wahrheit

von

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Der Umstand

Der Arzt kam in die Gaststube und spürte sofort zwei Augenpaare auf sich gerichtet. Sicher machten sie sich Sorgen um Mademoiselle Oscar und warteten ungeduldig auf das Ergebnis der Untersuchung. Den Diener an der Theke beachtete der Arzt nicht weiter und ging auf den Grafen zu, der sich gleich vom Tisch erhob und ihm entgegen eilte. Die Sorge stand ihm wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. „Geht es Lady Oscar besser? Wie schlimm hat sie die Seekrankheit getroffen?“

 

Bei dem Gedanken, dass die junge Frau von ihrer Schwangerschaft selbst nichts wusste, dachte der Arzt, dass auch der Graf ahnungslos war. Also musste er es ihm beibringen. Womöglich war er der Vater des Kindes und die Nachricht würde ihn sicherlich erfreuen. Wenn nicht der Graf der Vater war, dann müsste er es trotzdem erfahren, denn Lady Oscar würde auf ihrer Weiterreise vieles beachten müssen und würde auch Unterstützung gebrauchen. Der Graf schien ihm ein guter Freund von ihr zu sein. „Ihr könnt beruhigt sein, Monsieur.“, erzählte der Arzt und lächelte dabei immer mehr. „Mademoiselle Oscar ist von der Seekrankheit verschont geblieben. Sie erwartet nur ein Kind und das auch im vierten oder fünften Monat. Ich empfehle ihr für ein paar Tage sich auszuruhen und wenn sie die Reise fortsetzt, dann soll sie nicht so schnell reiten und auch oft eine Rast einlegen. Ich werde später noch einmal vorbeikommen und weitere Sachen erklären, die sie beachten muss.“

 

„Danke, Doktor.“ Victor zeigte ein Lächeln, aber innerlich glaubte er zu sterben. Seine geliebte Lady Oscar trug ein Kind von André? Also war das zwischen ihnen keine oberflächliche Liebesaffäre? Seine Träume, Oscar zu heiraten, waren mit einem Mal vernichtet. Er konnte sie doch nicht ehelichen, wenn sie von jemand anderen schwanger war! Das war unter seiner Würde und er fühlte sich niedergeschlagen, am Boden zerstört und als würde ihm das Herz in tausende Stücke gerissen. Die Affäre mit André konnte er noch halbwegs ertragen und war bereit, sie trotzdem zu seiner Frau zu nehmen, aber nicht mit Kind. Wie sollte es nun weitergehen? Der Arzt sprach über den Wechsel auf Umstandskleider und betonte das vorsichtige Reiten auf dem Pferd, aber Victor hörte ihm mit halbem Ohr zu. Aus dem Augenwinkel merkte er, wie André eilends die Theke verließ und in den Gang mit den Zimmern der Gäste verschwand. Das würde er auch gleich machen, aber erst wenn der Arzt gegangen war. Denn er hatte Fragen, die nur Lady Oscar ihm beantworten konnte.

 

André stürmte in Oscars Zimmer ohne anzuklopfen. Sein Herz raste und drohte ihm aus dem Brustkorb zu springen. Die Worte des Arztes sausten wie grelle Blitze in seinem Kopf und brachten in ihm alles durcheinander. Seine Oscar war schwanger? Seit wann? Und wie ging es nun weiter? André sah seine Geliebte im Bett liegen, wie sie ihre Knie an sich gezogen hielt und mit einer Faust gegen das Kissen schlug. Offensichtlich hatte sie selbst vom Arzt über ihren Umstand erfahren, begriff er und schluckte hart. „Ist das wahr, Oscar?“, fragte er vorsichtig und kam langsam zu ihr ans Bett.

 

„Was?“ Oscar saß erschrocken auf und schaute ihn mit tränennassen Augen an. Eine dunkle Vorahnung stieg in ihr auf, dass André über ihren Umstand Bescheid wissen konnte und das machte es ihr nicht gerade leichter. Was sollte sie ihm darauf sagen?

 

André setzte sich neben ihr und hätte sie am liebsten in seine Arme gezogen, aber nicht bevor diese eine Frage geklärt war. Er versuchte Ruhe zu bewahren und seine durcheinandergeratenen Gefühle zu dämpfen. Denn seine Oscar hatte es anscheinend härter getroffen, sonst würde sie nicht so verloren und verzweifelt auszusehen. Ihr aufgelöster Anblick schmerzte ihm sehr, er musste es ihr sagen, was er erfahren hatte. „Der Arzt hat gerade in der Gaststube dem Graf de Girodel erzählt, dass du ein Kind erwartest.“

 

„Wie bitte?“ Oscar glaubte sich verhört zu haben. Warum ausgerechnet Girodel? Wenn es nur André wäre, dann wäre sie vielleicht dem Arzt sogar dankbar, dass er ihr die Entscheidung abgenommen und ihm über ihre Schwangerschaft erzählt hatte. Aber nicht doch Girodel! Oder glaubte der Arzt, dass es sein Kind war? Oscar schlug sich die Hand gegen die Stirn und ihr Körper zitterte leicht. Das konnte alles doch nicht wahr sein! Jetzt passierte auch noch das, was sie die ganze Zeit zu vermeiden versucht hatte – nämlich Girodel als Mitwisser zu haben! Sie hätte dem Arzt lieber sagen sollen, über ihren Umstand ihren Begleitern nicht zu erzählen. Jetzt war es jedoch zu spät, etwas daran ändern zu können und wohl oder übel musste sie nun überlegen, wie es mit Girodel weiterging. Auf jeden Fall würde sie ihn zum Schweigen ermahnen müssen und wenn er wirklich ihr so treu ergeben war, dann würde er es tun. Oscar zuckte leicht zusammen, als sie eine sachte Berührung auf ihrem Arm spürte und entfernte ihre Hand von der Stirn. In den grünen Augen ihres Geliebten las sie so viel Sorgen und Zärtlichkeit, dass es ihr noch mehr an der Seele schmerzte.

 

„Oscar, Liebste, sag doch etwas.“, bat er sie sanft und verzweifelt zugleich.

 

Oscar hielt es nicht mehr aus und warf sich ihm an die Brust. „Ich habe das alles nicht gewollt...“ Seine Berührung hatte in ihr allerlei Emotionen ausgelöst, sie schwach gemacht und sie klammerte sich an ihn wie an einem Strohhalm. „André, Geliebter, was machen wir jetzt? Wir können Girodel nicht mehr unsere Liebe verschweigen, da er jetzt über meinen Umstand weiß und genauso kann ich nicht mehr in meinem Zustand nach Hause kommen ...“

 

André umarmte sie, spürte wie ihr Körper leicht zitterte und litt mit ihr mit. Seine arme Oscar – so verzweifelt und hilflos hatte er sie noch nie erlebt. Wieso musste ihr das ausgerechnet jetzt passieren? Er hätte nichts gegen ein Kind mit ihr, aber doch nicht gerade jetzt! Vielleicht irgendwann einmal später und wenn sie das gewollt hätte. Aber nun war es geschehen, sie trug ein Kind von ihm unter ihrem Herzen und sie mussten unbedingt eine Lösung finden, wie es weiter gehen sollte. „Oscar, Geliebte, egal was passiert, ich werde dich und nun auch unser Kind nie im Leben verlassen.“ André vergrub seine Nase in ihrem weichen Haar und in dem Moment flog die Tür auf. Die zwei rissen sich von einander, als wären sie verbrannt.

 

Girodel hätte beinahe gelacht, wenn die Situation nicht so gravierend ernst wäre. Wie oft hatte er gelauert, um sie in ihrer Zweisamkeit zu ertappen, aber erfolglos. Jetzt hatte er sie bei einer Umarmung gestört und anstelle von düsterer Eifersucht, verspürte er Enttäuschung und Leid. „Lady Oscar, ich weiß alles. Von Eurer Liebesaffäre mit André und jetzt auch, dass Ihr ein Kind von ihm erwartet!“ Er atmete pausenlos, als wäre er gerade gerannt und in seinem Gesicht stand noch immer die Fassungslosigkeit geschrieben. „Liebt Ihr ihn?“, fragte er in einem Ton in einer Mischung aus Verzweiflung und Aufforderung.

 

„Girodel, was soll das?!“ Oscar sprang vom Bett auf, zusammen mit ihrem Geliebten. André hielt sie bei den Schultern und deutete ihr damit an, sie sollte sich in ihrem Zustand nicht aufregen. Aber wie sollte sie ruhig bleiben, wenn heute die Welt untergehen zu schien? Zuerst erfuhr sie, dass sie schwanger war, dann setzte der Arzt ihren André und Graf de Girodel darüber in Kenntnis und jetzt auch noch das?! War ihr Untergebener etwa verrückt geworden? Was fiel ihm ein, mit ihr in diesem Ton zu sprechen!

 

Victor schaute direkt in ihr wunderschönes Antlitz. Auf ihren Wangen glänzten die Spuren von Tränen, aber in ihren Augen sah er Zorn aufleuchten. Hatte er sie etwa wütend gemacht? Das tat ihm leid, aber er wollte es so gerne wissen. „Bitte, Lady Oscar, sagt es mir!“

 

Wieso interessierte ihn das? Ihr Magen knurrte vor Hunger und das machte sie noch wütender. Aber was soll´s! Offensichtlich wusste er noch mehr, als sie angenommen hatte und da er bereits über ihren Umstand in Kenntnis gesetzt wurde, konnte sie ihm den Rest offenbaren. „Wenn Ihr das so wollt, ja, ich liebe André, so wie er mich! Zufrieden?“, schleuderte sie ihm aufgebracht entgegen und nicht einmal die Hände von André auf ihren Schultern konnten sie beruhigen. „Jetzt sagt was Ihr von mir wollt, Graf de Girodel?! Warum stellt Ihr mir diese Frage? Seht Ihr nicht, dass ich nicht in der Verfassung bin, mich mit Euch zu unterhalten und dass ich mit André jetzt einiges zu besprechen habe?“

 

Doch das sah er. „Ich...“ Victor fehlten die Worte. Jetzt hatte er aus ihrem Mund gehört, was André für sie bedeutete und das schmerzte ihn. Er musste sie aufgeben. Sie liebte nicht ihn und würde höchstwahrscheinlich das auch niemals tun, das verstand er und schluckte hart, um seine Stimme wieder zu finden. „Ich will Euch helfen, Lady Oscar.“, brachte er in einem etwas versöhnlichen Ton.

 

„Mir helfen?“ Oscar war ein wenig irritiert, aber blieb auf der Hut und die Hände von André auf ihren Schultern gaben ihr auch eine gewisse Stütze und Kraft. „Wie wollt Ihr mir helfen?“ Mit anderen Worten: Konnte sie ihm trauen? Sie schätzte ihn als ihren Untergebenen, aber bei der Erinnerung, wie er immer André abfällig angesehen hatte, bekam sie Zweifel. Aber vielleicht hatte er ihn deshalb so angesehen, weil er über sie beide Bescheid wusste? Und er hatte geschwiegen? „Erzählt lieber, was Ihr über mich und André wusstet und woher!“

 

„Ich habe Euch oft mit André im Garten von Versailles gesehen und wie ihr euch geküsst habt.“, begann Victor und als er merkte, wie der Gesichtsausdruck sowohl bei André so auch bei Oscar sich verfinsterte, versicherte er aufrichtig: „Aber glaubt mir, ich habe niemanden etwas davon erzählt, weil ich Euch sehr schätze, Lady Oscar. Deshalb biete ich Euch meine Hilfe und meine Freundschaft an.“

 

Die Gesichtsausdrücke der beiden milderten sich. Oscar schaute etwas unsicher zu André und dieser zu ihr. Wir werden seine Unterstützung brauchen, besagte sein Blick und Oscar gab ihm recht. Girodel hätte sie schon früher verraten können, aber hatte es nicht getan. Das hieß, dass er den Kapitän der königlichen Garde wirklich schätzte und würde aus diesem Grund weiterhin schweigen. Oscar atmete tief ein und aus. „Also gut, Graf de Girodel, wir sind einverstanden. Aber wehe, wenn Ihr Euch verplappert...“

 

„Ich schwöre Euch bei meinem Leben, dass es nicht dazu kommen wird.“ Girodel legte sich sogar eine Hand aufs Herz, um seine Worte damit zu unterstreichen.

 

„Dann ist es geregelt.“ Zugegeben, Oscar war jetzt ein wenig beeindruckt von ihrem Untergebenen und ihr wurde ein wenig leichter ums Herz. „Jetzt lasst mich bitte mit André alleine, Graf. Wir treffen uns in einer viertel Stunde zum Frühstück in der Gaststube.“, ordnete sie an und Victor verneigte sich, bevor er ging. „Jawohl, Lady Oscar.“ Auch ihm fiel ein Stein vom Herzen, musste er zugeben. Obwohl die Tatsache, dass André der Liebhaber von Lady Oscar war und sie ein Kind von ihm erwartete, war er dennoch erleichtert, dass sie seine Unterstützung angenommen hatte.

 

Oscar setzte sich aufs Bett, kaum dass die Tür sich hinter Girodel schloss und vergrub ihren Kopf in den Händen. Es war alles zu viel für sie. André war sofort bei ihr und zog sie zärtlich in seine Arme. „Wir werden schon eine Lösung finden.“

 

„Du hast recht, Geliebter.“ Oscar schaute zu ihm auf. Es war ein schönes und tröstendes Gefühl, ihn an ihrer Seite zu wissen. „Wir haben noch eine lange Reise vor uns und es wird uns bestimmt etwas einfallen. Aber eins verspreche ich dir: Ich werde weder dich, noch unser Kind kampflos aufgeben. Denn du bist mein Leben, André. Ich liebe dich aus tiefstem Herzen.“

 

André streichelte ihr an der Wange mit einer Hand und die andere legte er auf ihren Bauch. Durch den dünnen Stoff des Hemdes spürte er die kleine Bauchwölbung und das war ein seltsames Gefühl von Unglaube, Freude und nach noch mehr Liebe zu Oscar. „Das gleiche verspreche ich auch dir, meine Liebste. Ich werde weder dich noch unser Kind jemals verlassen und für euch beide kämpfen, wenn es dazu kommen sollte. Denn du bist mein Ein und Alles. Ich liebe dich bis in die Ewigkeit.“ André küsste sie innig und Oscar erwiderte den Kuss als wäre sie ausgehungert.

 

 

 

- - -

 

 

 

Weitere sechs Tage waren vergeudet, bis sie ihre Reise fortsetzen konnten. Der Arzt war zwei Mal am Tag gekommen, hatte Oscar untersucht und ihr viele Ratschläge bezüglich der Schwangerschaft gegeben. Aber er hatte nie erfahren, von wem das Kind war und er hatte auch nie danach gefragt. Ihm ging es mehr um das Wohl der werdenden Mutter und der Rest gehörte nicht zu seinem Aufgabengebiet.

 

Oscar beruhigte sich langsam, fand sich mit ihrem Umstand ab und begann zu überlegen, wie es nun weiter gehen sollte. Das Kind war höchstwahrscheinlich im April entstanden und würde nach Berechnung des Arztes entweder Ende Dezember oder Anfang Januar zur Welt kommen. Das hieß auch, sie würden die Weiterreise noch langsamer fortsetzen, damit das Kind weder in Paris, noch in Versailles oder gar auf dem elterlichen Anwesen zur Welt kam. Wie es jedoch nach der Geburt des Kindes aussehen sollte, wusste Oscar zwar noch nicht, aber sie blieb zuversichtlich, denn ihr geliebter André war ja bei ihr. Auch Girodel hatte ihr seine Hilfe versichert und das müsste ja etwas Gutes bedeuten.

 

André wich nicht mehr von der Seite seiner Geliebten und nachts kam er sogar zu ihr ins Zimmer. Sie sprachen nicht viel und genossen hauptsächlich die vertraute Zweisamkeit mit all der Liebe und Zärtlichkeit wie schon seit langem nicht mehr. Noch immer konnte auch er nicht glauben, dass er Vater werden würde, aber mit der Zeit gewöhnte er sich daran wie seine Oscar und je größer der Bauch von ihr wurde, desto mehr war er auf das Ergebnis seiner Zeugung gespannt.

 

Auch Girodel, obwohl nicht er der Vater des Kindes war und ihm das gebrochene Herz noch schmerzte, gewöhnte sich an den Anblick der schwangeren Oscar und ließ sie nicht im Stich.

 

 

 

Der September brach an und die ersten Blätter an den Bäumen bei der Durchreise bekamen immer mehr gelbe und rötliche Farbe. Oscar fühlte sich noch nicht ganz erholt, aber setzte ihre Reiste trotzdem fort. Die Kleider wurden ihr langsam enger, besonders im Bauchbereich, wo das kleine Wesen unter ihrem Herzen wuchs und sich entwickelte.

 

Nach dem Aufbruch aus der Grafschaft Nizza besuchten sie weitere zwei Provinzen: Grenoble in der Dauphiné und Chambéry in Savoyen. Abgesehen von dem langen Weg blieben sie in den großen Städten wieder ein paar Tage länger als geplant, um die Reise ein wenig hinauszuzögern. Der eigentliche Auftrag des Königs rückte mehr in den Hintergrund, denn Oscar und ihr wachsender Bauch waren nun wichtiger geworden.

 

Oscar wurde immer launischer und als sie in Lyon in dem Lyonnais ankamen, ging sie gleich am nächsten Tag zu einem Schneider und nach neuen Maßen ließ sie sich eine neue Hose anfertigen – kein Umstandskleid, wie es der Arzt in Nizza empfohlen hatte. Ein Kleid würde sie noch mehr bei der Weiterreise hindern und Oscar hasste die Kleider ohnehin. In Lyon verloren sie weitere zehn Tage, was Oscars Launen verschlimmerte. Der Arzt in Nizza hatte sie davor gewarnt, dass ihre Gemütsverfassung sich Aufgrund der Schwangerschaft ändern würde und nun trat das auch ein. André trug das mit Fassung und verzieh ihr die schlechte Laune. Er wusste, dass Oscar es nicht mit Absicht machte und sie entschuldigte sich dann auch dafür, wenn sie nachts in sein Zimmer kam und bei ihm nach Zärtlichkeit suchte.

 

 

 

Der Oktober stand vor der Tür und nach Besuchen und weiteren Aufenthalten in Clermont-Ferrand im Herzogtum Auvergne, Limoges in dem Limousin, Guéret in der Marche, Bourges in dem Berry, erreichten sie in zwanzig Tagen Moulins in dem Bourbonnais, wo sie wieder eine Woche verbracht hatten. Die neue Hose von Oscar wurde wieder enger und auch ihre Weste und Ausgehjacke ließen sich schwer zuknöpfen, weil die Bauchwölbung größer geworden war. Wieder musste sie zum Schneider und nicht nur sie. André und Girodel brauchten wärmere Kleidung, denn es war bereits Ende Oktober und nach der Berechnung des Arztes in Nizza bleiben noch etwa drei Monate, bis es mit dem Kind soweit sein würde.

 

 

 

Erste Schneeflocken fielen bereits im November vom Himmel, als sie nach Nevers in dem Nivernais, Dijon in dem Burgund, Besancon in der Franche-Comté, Montbéliard in der Grafschaft Mömpelgard, Mülhausen im Elsass (Teil der Schweiz, der alten Eidgenossenschaft), Straßburg in Elsass erreichten und in ein Gasthof einkehrten. Der Bauch von Oscar war noch etwas größer geworden, aber sie brauchte nicht mehr einen Schneider aufzusuchen. Sie hatte beim letzten Mal etwas größere Maße bestellt und das müsste bis zur Entbindung ausreichen. In Straßburg verbrachten sie knapp zwei Wochen, denn ein Schneesturm kam auf und hinderte sie bei der weiteren Reise. Aber das störte sie nicht sonderlich, denn Oscar konnte sich etwas erholen und entspannen. Natürlich hatte Girodel einen Arzt in Straßburg ausfindig gemacht und dieser kümmerte sich um Oscar bis zu ihrem Aufbruch. An jedem Ort, wo sie sich mehrere Tage aufhielten, hatte es sich Victor zur Aufgabe gemacht, einen Arzt für Lady Oscar zu holen. Auf diese Weise unterstütze er sie und sein gebrochenes Herz heilte mit der Zeit.

 

Nachdem sich die ersten Schneestürme gelegt hatten, besuchten sie auf der Weiterreise Nancy im Lothringen und Troyes in der Champagne, wo sie wieder zwei Wochen verbringen mussten. Nicht nur wegen der Schneefälle. Oscars Bauch war noch größer geworden und neben ihren schlechten Launen wurde sie auch noch schwerfälliger. André und Giordel betrachteten sie mit noch größerer Sorge und mussten ihr das eine oder andere Mal sogar beim Aufsteigen des Pferdes helfen.

 

Etwa Mitte Dezember ging es weiter und mit Aufenthalten in Lille in Flandern und Arras in dem Artois erreichten sie in zwölf Tagen Amiens in Picardie. Nur noch zwei Tage und dann würden sie in Paris sein. Jedoch auch da verzögerte sich der Aufbruch wegen eines Schneesturms, was ein Fluch und Segen zu gleich war. Oscars Kind konnte jeden Tag kommen und alle waren angespannt.

 

Anfang Januar setzten sie, entgegen der Empfehlung des örtlichen Arztes, ihre letzte Etappe der Reise fort und es verblieben nur noch zwei Stunden vor dem Ziel, als Oscar heftige Schmerzen erschütterten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  selina-rose
2019-04-28T21:05:21+00:00 28.04.2019 23:05
Hallo,
mit großer Freude hab ich das neue Kapitel gelesen. Die Geschichte entwickelt sich ja sehr schnell, was die Beziehung und die Schwangerschaft betrifft. Ich bin sehr gespannt, wie es sich alles weiter geht. Für mich, hoffe ich das es wieder eine lange Geschichte wird :)
LG Selina
Antwort von:  Saph_ira
01.05.2019 17:42
Hallo liebe Selina und danke dir sehr für deinen Kommentar, der mich ermutigt hat weiter zu schreiben und weiter zu veröffentlichen. Ich freue mich, dass dir dir die Geschichte gefällt und keine Sorge, diese Geschichte wird sehr lang (etwa 85 Kapiteln, wenn nicht mehr). :-)
Liebe Grüße
Ira


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