"Daisuki, Darling!" von Harulein (Ryozuku-OS-Collection) ================================================================================ Kapitel 5: [ryg] Albträume und Umarmungen ----------------------------------------- Ich wachte auf, mitten in der Nacht. Was mich geweckt hatte, wusste ich erst nicht, vielleicht der etwas ungewohnte Gästefuton, auf dem ich lag, oder ein Geräusch von draußen …? Mich im Raum umschauend, dachte ich an den Abend zuvor. Ich war für ein, zwei Tage bei meinem besten Freund eingezogen, weil in der Wohnung über meinem Zuhause Handwerker zugange waren und mich der Lärm genervt hatte. Tsuzuku hatte es von sich aus angeboten, dass ich bei ihm übernachtete, und ich hatte so das Gefühl, dass dahinter mehr steckte als nur freundschaftliche Hilfsbereitschaft. Er lebte allein, doch ich wusste, er war es nicht gern, alleine, er fühlte sich sehr oft wahnsinnig einsam. Und so hatten wir beide etwas davon. Ich hatte eine Bleibe ohne Baustellenlärm und Tsuzuku hatte ein wenig Gesellschaft. Ein heiserer Aufschrei riss mich aus meinen Gedanken. Ich fuhr hoch, und war mir plötzlich sicher, dass es so ein Laut gewesen war, der mich geweckt hatte. Ich erhob mich und ging zum Fenster, weil ich erst vermutete, dass der Schrei von der Straße kam. Aber dort unten war niemand. Da, wieder! Viel zu nah. Tsuzukus Schlafzimmer. Und seine Stimme, wenn auch fast unkenntlich vor Schmerz. Ich sprang auf und lief zur Tür des Schlafzimmers. „Tsuzuku?!“ Keine Antwort. Ich öffnete vorsichtig die Tür, es war dunkel im Raum, im Licht von draußen sah ich meinen besten Freund im Bett liegen. Er lag ganz still, doch mit einem Mal warf er sich herum, ruckartig, heftig. Ich trat an sein Bett, beugte mich über ihn, sah, er hatte die Augen geschlossen. ‚Er träumt‘, schoss es mir durch den Kopf. Offenbar hatte er einen dieser ganz fürchterlichen Albträume, die er hin und wieder erwähnte. „Geh … nicht … nicht weggehen …!“ Er sprach im Schlaf, seine Stimme klang völlig verängstigt. „Bitte, nicht gehen … lass mich … nicht allein …!“ Sollte ich ihn wecken? Er litt offensichtlich heftige Qualen, und ich wollte ihn gern davon erlösen. Aber so heftig, wie er sich von einer Seite auf die andere warf, und so, wie er immer wieder aufschrie, wusste ich nicht recht, wie ich an ihn herankommen sollte. Schließlich fasste ich mir ein Herz, streckte die Hand aus und berührte Tsuzukus zitternde Schulter. „Tsu, hey … Wach auf, du träumst …“ Er reagierte nicht. Ich rüttelte ihn leicht. „Nein … nein …! Wenn du gehst, bring ich mich um!“ Er sprach so deutlich, dass ich einen Moment lang nicht sicher war, ob er schlief oder in einer Art von Trance war. „Tsuzuku! Wach auf, du träumst!“, wiederholte ich laut. Und als er auch davon nicht aufwachte, stieg ich kurz entschlossen zu ihm ins Bett, nahm ihn in meine Arme und hielt ihn fest, so fest wie ich nur konnte! „Nicht … mich verlassen … nicht …!“, aber da klang seine Stimme schon leiser, ein ganz klein wenig ruhiger. Ich hielt ihn weiter fest, aber mit einem Mal fuhr er hoch, was ihn aus meiner Umarmung löste. Er atmete schnell und flach, und es dauerte eine Weile, bis er ganz realisiert zu haben schien, dass er wach war. Er drehte sich um, sah mich an, mit Angst und Verwirrung im Blick. „Ryoga?“ „Du hattest nen Albtraum, Tsu. Ich hab mir Sorgen gemacht“, erklärte ich den Umstand, dass ich hier in seinem Bett lag. Tsuzuku sah mich an, und vielleicht erinnerte er sich noch viel zu lebhaft an den schlimmen Albtraum, denn seine Augen füllten sich mit Tränen und ein wimmernder, herzzerreißender Laut entrang sich seiner immer noch zitternden Kehle. Ich war sofort bei ihm, nahm ihn in meine Arme und hielt ihn, während er weinte. „Bist ganz schön alleine, ne?“, fragte ich leise, mitfühlend. „Ich … ich mag nicht mehr … Alle gehen, alle lassen mich allein! Wie soll ich so denn leben?“ Ich streichelte seinen Rücken, küsste ihn aufs Haar. „Shhh, ich bin doch bei dir, du bist nicht ganz allein …“ „Ich hab so Angst …!“ „Musst du nicht haben, ist alles gut.“ Was zur Folge hatte, dass er sich zitternd an mich klammerte und noch mehr weinte. Ich streichelte ihn weiter, hielt ihn fest und wartete, redete beruhigend auf ihn ein, war wieder, wie so oft, der starke beste Freund zum Festhalten, den er so sehr brauchte. Irgendwann wurde er langsam ruhiger, weinte nicht mehr, hing nur noch erschöpft in meiner Umarmung und flüsterte nur ein leises „Ryo … danke …“, das ich mit einem „Gern geschehen“ beantwortete. „Darf ich … ein bisschen bei dir im Arm schlafen?“, fragte er dann, ganz leise und zart. „Klar. Ruh dich schön aus, ich bin bei dir.“ Ich ließ mich auf den Rücken sinken und Tsuzuku legte sich neben mich, ein Stückchen weiter runter, so, dass er seinen Kopf auf meiner Brust ablegen konnte. „Ist das schön so?“, fragte ich. Tsu nickte. „Ich kann dein Herz hören …“ „Und das beruhigt dich?“ „Ja …“ „Dann darfst du so liegen bleiben. Ich pass auf dich auf.“ „Danke, Ryoga-rin …“ Und dann: „Ich hab dich lieb.“ „Ich hab dich auch lieb, Tsuzuku.“ Ich schlief nicht mehr in dieser Nacht. Lag stattdessen wach und bewachte Tsuzukus Schlaf, achtete auf ihn, bereit, ihn aus erneuten Albträumen wiederum zu wecken. Er schlief wieder ein und vielleicht beruhigte ihn meine Nähe, er spürte mich, und das schien ihn vor einem erneuten Albtraum in dieser Nacht zu schützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)