Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 72: Ein unmögliches Pairing ----------------------------------- Mein erster Schultag nach dem teilweise weihnachtlichen Wahnsinn sollte deutlich anders verlaufen, als ich es mir ausgemalt hatte. Es war ungewohnt, mit der Limo in die Schule gefahren zu werden. Mittlerweile war es mir gelungen, mich mit einem der Chauffeure, Ito Saki, einigermaßen anzufreunden. Er arbeitete schon seit mehreren Jahren für Kaiba und war es dementsprechend gewohnt, angeschnauzt zu werden. Umso erfreuter schien er zu sein, als er langsam aber sicher bemerken durfte, dass ich grundsätzlich dankbar für jeden Handgriff war, den man mir machte, und ich es nicht als selbstverständlich ansah, überhaupt in die Schule chauffiert zu werden. „Wissen Sie, Ito, ich frage mich manchmal, ob ich lachen oder weinen soll“, sagte ich, als wir uns in Richtung Schule bewegten. Der Fahrer legte lachend seinen Kopf in den Nacken. „Jetzt wohne ich wahrscheinlich bei einem der reichsten Menschen überhaupt, könnte theoretisch sogar Leute herbeiklingeln, die mir den Hintern abwischen, und dennoch, irgendetwas gefällt mir nicht.“ Ito sah in den Rückspiegel und grinste mir zu: „Das nennt sich wohl goldener Käfig, hm?“ Ja, so konnte man es in der Tat nennen. Mokuba und der feine Herr wurden, warum auch immer, separat kutschiert. Kaiba hatte wahrscheinlich wieder irgendeinen Termin, und es wäre wohl ein Umweg gewesen, mich zur Schule zu bringen. Seltsamerweise meckerte der CEO aber nicht. Wahrscheinlich hatte Mokuba ihm die Flügel ein wenig gestutzt, oder, und das hielt ich für äußerst unwahrscheinlich, Seto Kaiba war einmal nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden. Jedenfalls bestritten Ito und ich unsere Reise zu zweit. „Wann soll ich Sie denn wieder abholen?“, fragte er mich, als der Wagen vor dem Schultor zum Stehen kam. „Ich habe um vier Uhr Unterrichtsende, wenn Sie so gut wären, um etwa viertel nach vier hier zu sein? Ich melde mich sonst bei Ihnen, wenn ich darf.“ Ito nickte nur lächelnd und wünschte mir einen schönen Tag. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugeschlagen, wurde ich auch schon von allen Seiten belagert. Dutzende Personen bedrängten mich, und ich hatte das Gefühl, als wolle man mir mit aller Gewalt Kopfschmerzen verpassen. Jeder quasselte irgendwas, manche hielten Stift und Papier hin, andere tatschten an mir herum. Es fehlte nur noch das Blitzlichtgewitter. „Na, wie wäre es, wenn sich die Fangirls mal verpfeifen, genauso wie die anderen Groupies. Der Unterricht beginnt gleich.“ Teas harsche Stimme übertonte irgendwie das Sammelsurium an Stimmen. Ein warnender Blick und nach und nach verzog sich die Meute, manche nur widerwillig. Ich atmete erleichtert aus und schenkte meiner Freundin ein dankbares Grinsen. „Ist ja widerlich. Wie sich alle an dich ranmachen wollen“, schnaubte die Braunhaarige und setzte sich in Bewegung. „Vorher begaffen dich alle, weil du der neue Austauschschüler bist, jetzt, weil du Pegasus besiegt hast.“ Ich rollte mit den Augen. Da verstand wer meinen Unmut, und die Definition von „Ich hasse es im Mittepunkt zu stehen.“ „Ich habe Kaiba gesagt, dass es eine blöde Idee ist, aber keine Ahnung, geilt er sich an sowas auf?“ Tea kicherte amüsiert. „Wohl kaum. Kaiba ist nicht dafür bekannt, etwas zu tun, ohne einen Nutzen daraus ziehen zu können. Die Zeitungen haben dich ja als seinen Protegé oder sowas in der Art betitelt. Du bist ein Senkrechtstarter, wie Yugi, mit dem Unterschied, dass du vom CEO persönlich gefördert wirst.“ „Auf die Förderung könnte ich dankend verzichten, Tea. Du kommst dir vor wie in einem Puppenhaus, dessen Besitzer an der Militärakademie gewesen sein muss. Manchmal habe ich das Gefühl, sämtliches Personal fürchtet Kaiba.“ Die Braunhaarige hob die Schultern ein wenig an: „Das wird auch so sein. Kaiba kann furchtbar ekelhaft mit seinen Mitmenschen umgehen. Schau dir doch nur mal sein Verhältnis zu Joey an. Das mag zwar nicht das Aushängeschild für seine soziale Inkompetenz sein, zumal Joey selbst auch ein ziemlicher Dickkopf sein kann, aber im Großen geht Kaiba mit allen Menschen so um, Yugi, Mokuba und dich einmal ausgenommen.“ Ein interessanter Punkt, den ich so noch nicht wirklich genauer durchdacht hatte. Kaiba war mir gegenüber zwar genauso kühl und unfreundlich wie dem Rest der Menschheit, aber ab und an blitzte doch ein wenig von seiner fröhlichen Seite, sofern man sie so bezeichnen durfte, durch. Außerdem lebte ich noch, sowohl körperlich, als auch wirtschaftlich, was, in Anbetracht einiger Situationen in der Vergangenheit, in denen wir aneinandergeraten waren, mehr als nur als eine glücklicher Fügung anzusehen war. In der Klasse ging der Trubel dann um meine Person weiter. Mit Tea und Tristan hatte ich aber zwei exzellente Beschützer, die den Haufen von mir fernhielten. Auf die Dauer konnte das natürlich nicht gut gehen, aber für den Anfang verschafften mir meine Freunde ein wenig Luft. Was sollte ich denn sagen? Dass es reines Glück war? „Nenne es eher einen Lernprozess“, meldete sich Mahad in meinem Kopf zu Wort. Mir brummte jetzt schon der Schädel. Kaiba konnte den Haufen mühelos abfertigen. Er kam, gelangweilt wie immer wirkend, herein, sagte ein paar Worte, gab einige Autogramme und setzte sich dann auf seinen Platz. Niemand wagte es, ihn nach einem seiner eiskalten Blicke noch weiter zu bedrängen. Vielleicht sollte ich mir auch so etwas zulegen? Joey kam, wie üblich, gut zehn Minuten zu spät. Wir hatten bereits mit dem Englischunterricht begonnen, und wurden gerade paarweise für einen kurzen Dialog eingeteilt. Mein Partner war Yugi, der von Tea Tristan, Bakura hatte Duke erwischt, und so weiter. Als mein Freund hastig auf seinen Platz huschte, schluckten wir alle schwer, als unsere Lehrerin ihn und Kaiba zusammensteckte. Das würde in einer einzigen Katastrophe enden. „Ich glaube nämlich, dass Sie sich sehr gut ergänzen könnten. Ihre Arbeit war ausgezeichnet, zumal Mister Kaiba etwas Ähnliches geschrieben habt.“ Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können, so ruhig war es. Unsere Lehrerin lächelte nur und schien nicht ganz zu kapieren, was sie da gerade heraufbeschwor. Selbst Kaiba konnte für eine Millisekunde seine Verwunderung nicht verbergen. „Wheeler soll in Englisch etwas zustande gebracht haben, das lesbar sein soll? Der beherrscht doch noch nicht einmal seine eigene Muttersprache. Dann außerdem etwas Ähnliches wie ich?“ Joey stieg die Zornesröte bereits beim ersten Wort von Kaiba ins Gesicht. „Was soll denn das heißen? Willst du damit sagen, dass ich dumm bin?“ Kaiba stand auf und ging an Joey vorbei zum Lehrertisch: „Das muss man nicht aussprechen, Wheeler, das wissen alle im Raum hier.“ Höflich bat der CEO darum, seine und Joeys Arbeit sehen zu dürfen, während wir alle Hände voll damit zu tun hatten, Joey unterschwellig von einer Dummheit abzuhalten. Wäre nicht das leise Gemaule meines Freundes gewesen, man hätte glauben können, die Klasse wäre ausgestorben. „Hast du den Text aus dem Internet?“ Diese Frage wurde, bevor Joey auch nur ansetzen konnte, von unserer Lehrerin beantwortet: „Nein, es scheint eine Eigenkreation zu sein. Ich war genauso überrascht wie Sie.“ Nun ging ein Raunen durch den Raum. Joey, unser Joey, sollte echt selbst eine überdurchschnittlich gute Arbeit, nein, eine Arbeit, die sich mit der von Kaiba messen konnte, zustande gebracht haben? „Es ist meine Idee, und jetzt halt den Mund!“, schnaubte der Blondschopf und ging nach vorne. Fauchend krallte er sich seine Arbeit und marschierte auf seinen Platz zurück. Ich seufzte leise und hob meine Hand. Frau Fujisa nickte mir zu, zum Zeichen, dass ich sprechen durfte. „Frau Fujisa, wäre es vielleicht möglich, dass ich mit Joey den Partner tausche?“ Zu meiner Verwunderung wurde ich mit einem kurzen „Nein“ abgewimmelt. Das war sehr ungewöhnlich, da ich unsere Englischlehrerin als kompromissbereite und aufgeschlossene, aber vor allem freundliche Frau kennengelernt hatte. „Ich denke, dass Mister Kaiba von Mister Wheelers Fähigkeiten profitieren kann.“ In diesem Moment hoffte ich inständig, dass Frau Fujisa bereits ihr Testament gemacht hatte. Kaiba sollte etwas von Joey lernen können? Sie hätte genauso gut behaupten können, einen Präsidenten erschossen zu haben, und das vor der jeweiligen Spezialeinheit des dementsprechenden Landes. Entgegen meiner Erwartungen rührte sich Kaiba nicht, im Gegenteil: Der CEO saß gelassen auf seinem Stuhl und wartete. Ich stieß Yugi mit dem Ellenbogen an, der ein genauso ratloses Gesicht machte wie ich. Waren heute denn alle verrückt geworden? Ich konnte mich gar nicht auf meinen Partnerdialog konzentrieren. Immer wieder glitt mein Blick zum ungleichen Duo hinüber, das sich erstaunlicherweise recht gut zu verstehen schien. Kaiba sparte sich die meisten seiner Sticheleien, während Joeys Betonung, wie auch Wortwahl erstaunlich waren. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte Joey für jemanden kurz vor seinem Abschluss gehalten. Locker und leicht gingen ihm die fremden Worte über die Lippen. An einigen Stellen stockte er zwar, doch das waren Kleinigkeiten. Was hatte er da bloß fabriziert? Als die Stunde endlich vorbei war, gingen wir gemeinsam zu Joey und Kaiba. Letzterer schenkte unserer Gruppe einen abfälligen Blick: „Na? Hat der Kindergarten Zeit gefunden, seinen entlaufenen Köter einzufangen?“ Der Blondschopf warf dem CEO einen vernichtenden Blick zu und drängte sich dann an uns vorbei, um aus dem Klassenraum zu rennen. „Ich schaue mal nach Joey“, murmelte Tristan, der seinem besten Freund sogleich folgte. „Was gibt es dir eigentlich, auf Joey so herumzuhacken?“, fragte ich bemüht höflich mein Gegenüber. Kaiba räumte lässig seine Sachen in die braune Aktentasche und würdigte mich keines Blickes. „Hallo?“, setzte ich erneut an. Tatsächlich ließ sich der CEO dazu herab, mir in die Augen zu sehen. „Was glaubst du? Wheeler ist furchtbar leicht zu verletzen, und noch leichter zu durchschauen. Ein mittelmäßiger Duellant und ein schlechter Schüler. Wenn ihn niemand auf seinen Platz verweist, dann –“ Was dann passieren würde, erfuhr keiner von uns, denn Tea gab einen wütenden Laut von sich. „Du hast doch wohl eine Meise, Kaiba. Kein Wunder, dass Mokuba sich so sehr an jemand anderen hängen muss. Empathie ist für dich ein Fremdwort, oder?“ Wären ihr in diesem Moment noch Hörner gewachsen, man hätte sie glatt für einen Dämon der Rachsucht halten können. Zornig funkelte sie Kaiba an, der sich nicht die Mühe machte, ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Sein Blick wanderte stattdessen von mir zu Yugi und wieder zurück. „Wheeler hat ziemliches Glück, dass er euch beide als Freunde hat, sonst wäre er schon längst von der Schule geflogen.“ Mein Geduldsfaden war zum Zerreißen dünn. Wenn ich jetzt explodierte, konnte ich unter einer Brücke schlafen. Glücklicherweise war das auch gar nicht nötig. „Manchmal, Kaiba, da frage ich mich, ob du nur von deiner Unsicherheit ablenken musst, wenn du auf Joey herumhackst.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass sich die gesamte Klasse unseren Disput gab. Yugi sah auf Kaiba herab, wie ich es noch nie gesehen hatte. Dieser stechende Blick, so selbstsicher, so frei von Zweifel und Unentschlossenheit. „Yugi“, formten meine Lippen lautlos. Tatsächlich konnte ich fühlen, wie Kaiba innerlich nachgab. Wenn man ihn nicht kannte, hätte man die Zeichen nicht deuten können. Seine Haltung veränderte sich um eine einzige, hauchzarte Nuance, doch das reichte aus, um zu sehen, wie sein Widerstand brach. Er respektierte den anderen Yugi. Niemand sonst hätte so mit ihm reden dürfen; wahrscheinlich hätte er Tea angeschnauzt oder sie sonst subtil fertig gemacht, genauso wie den Rest, nur nicht den Pharao. „Wie schön, dass er in diesem Alter noch einen Babysitter braucht“, war Kaibas letzter Kommentar, bevor er ebenfalls den Klassenraum verließ. Innerlich musste ich Yugi applaudieren. Wenn er sich in seinen Duellen auch so verhielt, war mir klar, warum er noch nie verloren hatte. „Vielleicht hat der Kotzbrocken endlich etwas dazugelernt“, beendete Tea die ungemütliche Stille, die im Klassenraum herrschte. Unser Blick wanderte geschlossen zur Tür, als Tristan mit Joey zurückkehrte. Dieser wirkte, als wäre nichts gewesen, fröhlich wie eh und je. Als sein Blick auf Kaibas leeren Stuhl wanderte, grinste er wie ein Honigkuchenpferd. „Hat da wer Kaiba die Leviten gelesen?“ Der restliche Unterrichtstag verlief einigermaßen ruhig. Kaiba hatte sich mit gut fünf Minuten Verspätung wieder in die Klasse bequemt und tat so, als wäre nichts gewesen. Joey hielt sich auch bedeckt, obwohl man ihm ansehen konnte, dass es ihn in den Fingern juckte, zu stänkern. Seltsamerweise ließen beide Kontrahenten von ihren üblichen Handlungen in solchen Situationen, die meist damit endeten, dass Joey wütend davonrannte, ab. Ich packte meine Sachen zusammen und sah zu Kaiba, der zu warten schien. Joey und der Rest waren bereits nach draußen, auf den Schulhof gegangen. „Ist etwas?“, fragte ich, und räumte meine letzte Mappe in den Rucksack. Der CEO schulterte seine Aktentasche: „Wir fahren gemeinsam nach Hause.“ Na Gratulation, Ito würde seine helle Freude haben. Ich nickte kurz angebunden und folgte dem Firmenchef der KC. Wie Kaiba es schaffte, einen Keil in die Schulmeute zu treiben, ist mir bis heute ein Rätsel. Jedenfalls rempelte ihn niemand an, im Gegenteil: Es schien so, als würden alle Platz machen. Ich hielt nach meinen Freunden Ausschau und winkte Yugi zu, der gerade bei Joey, Tea und Tristan stand. „Ich melde mich später!“, rief ich ihnen noch zu, und beeilte mich, meinem Gönner zu folgen, der sicher nicht auf mich gewartet hätte. Wortlos stiegen wir in den Wagen ein. Die Scheibe zum Fahrersitz war ausgefahren, und so konnte ich gar nicht sagen, wer uns nach Hause chauffierte. Kaiba zog seinen Laptop aus der Tasche und begann damit zu arbeiten, während ich mich damit begnügen durfte, aus dem Fenster zu starren. „Hat er von dir abgeschrieben?“ Ich sah zu Kaiba, der noch immer auf den Bildschirm starrte. „Wie meinst du das?“, fragte ich nach. „Ich habe seinen Text kurz überflogen. Wheeler bewegt sich normalerweise zwischen vier und fünf, nicht eins und zwei. Er kann ihn unmöglich selbst geschrieben haben.“ Hätte ich es nicht besser gewusst, man hätte meinen können, Kaiba wäre entweder beeindruckt oder eifersüchtig. „Ich weiß nicht einmal, worüber er geschrieben hat.“ Der CEO hielt mit dem Tippen inne und sah auf. Seine eisblauen Augen musterten mich, und ich hatte das unangenehme Gefühl, als würde er in das Innerste meiner Seele blicken, um zu prüfen, ob ich log, oder nicht. „Über dich“, war seine knappe Antwort. Ich blinzelte perplex. „Über mich? Das hieße ja, du hättest das Gleiche getan.“ Kaiba klappte seinen Laptop zu und legte ihn beiseite, um die Finger ineinanderzuschieben und die Beine zu überschlagen. „Unsere Geschichten gleichen sich, bis auf einen markanten Unterschied.“ Ich war versucht einen ungeduldigen Laut von mir zu geben; diese Kunstpause hatte er mit Absicht eingelegt. „In meiner Version stirbt der Magier, in seiner besiegt er den Weißen Drachen.“ Ich schrägte den Kopf. „Kaiba, ihr beide habt über Duel Monsters geschrieben, nicht über mich. Das hört sich nach einem Duell zwischen dir und Yugi an.“ Der CEO schüttelte sein Haupt. „Nein, denn unsere beiden Magier gleichen sich.“ Damit griff er wieder nach dem Laptop, klappte ihn auf, und hielt ihn mir hin. „Wie“, sagte ich und unterdrückte den Drang, über den Bildschirm zu streichen. Da war eine Steintafel, oder eher ein Abzug davon, der uralt sein musste. Sinnlose Zeichen, die ich nicht hätte lesen dürfen können, denn es waren Hieroglyphen, umspielten eine filigrane Zeichnung. „Unmöglich“, murmelte ich. Der Magier entstieg einem Schwall aus purem Licht. In der Hand hielt er einen Stab, und sein Haupt zierte ein kunstvoller Kopfschmuck. Der gesamte Körper war in eine goldene Rüstung gehüllt, die nur ab und an von einer weißen Robe unterbrochen wurde. Arm- und Beinschutz waren pechschwarz, und fügten sich perfekt in das Muster ein. Das Metall war an manchen Stellen in Ringe gearbeitet worden, was dem Ganzen einen ägyptischen Touch verlieh. Das alles wäre nicht erschreckend gewesen, hätte ich nicht in ein mir wohlbekanntes Gesicht gestarrt, das zwischen dem kronenähnlichen Schmuck und dem weißen Tuch, das sein Haupt bedeckte, hervorlugte. „Wenn man diesem Unfug von früheren Leben glaubt, dann müsstest das du sein“, führte Kaiba meinen Gedankengang zu Ende. „Ba und Ka sind eins.“ Diese fremden Worte waren mir unweigerlich über die Lippen gehuscht, als ich die Inschrift entzifferte. „Das ist doch alles Wahnsinn; außerdem, woher habt ihr zwei einen Zugang zu sowas?“ „Bei Wheeler weiß ich es nicht.“ Kaiba ließ meine Frage unbeantwortet. Wenn nicht er Mittel und Wege zur Verfügung hatte, wer dann? „Jedenfalls ist es sehr überraschend, zumal sich seine Englischkenntnisse stark verbessert haben. Aus irgendeinem Grund scheint er an sich arbeiten zu wollen.“ Der Blick des CEO durchbohrte mich förmlich. „Du“, beantwortete er seine getarnte Frage selbst. „Das ist normal, wenn man in einer Beziehung ist.“ Kaiba schüttelte verneinend den Kopf: „Nein, nicht so. Er lernt sich zu beherrschen, und hat nun nicht mehr nur Yugi, der auf ihn aufpasst. Ich wäre fast geneigt, ihn beim Turnier beobachten zu wollen.“ Der Braunhaarige klappte den Laptop wieder zu und schob ihn in die Tasche zurück. „Ich brauche dich übrigens am Donnerstag um siebzehn Uhr in meinem Büro.“ „Wozu?“, fragte ich. „Das wirst du schon sehen.“ Der Wagen hielt an und die Tür wurde geöffnet. Kaiba stieg aus und ließ mich alleine. Ich machte mir gar nicht die Mühe ihm zu folgen oder nachzufragen – er wollte es mir nicht sagen, also würde ich wohl oder übel auf den Donnerstag warten müssen. Ich verbrachte den Abend mit Hausaufgaben, dem Abendessen, bestehend aus gegrilltem Lachs mit Folienkartoffeln und Kräuterbutter, und einem aufgedrehten Mokuba, der mir auf die Pelle rückte. Sogar Kaiba ließ sich zum Abendessen blicken, das er aber vorwiegend schweigend zu sich nahm. Ab und an wechselte er ein paar Worte mit seinem kleinen Bruder. Im Bett starrte ich an die Decke. War das wirklich ich gewesen? Mahad hatte mich mit meiner Frage auch im Dunkeln gelassen. Irgendwie gefiel mir das Bild aber ganz gut, sogar das kleine Spitzbärtchen, welches angedeutet mein Kinn zierte. Der Teint stimmte nicht ganz, und ich besaß auch nicht einen solchen stechenden Blick, aber ansonsten war das eindeutig ich gewesen. „Ba und Ka sind eins“, murmelte ich. Was hatte das zu bedeuten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)