Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 56: Ein unwiderstehliches Angebot ----------------------------------------- Um Punkt acht Uhr klingelte der Wecker. Ich drehte mich im Halbschlaf herum, und griff murrend nach meinem schrillenden Smartphone. Das Duell zwischen Pegasus und uns sollte erst am Mittag stattfinden. Wir hatten also noch genügend Zeit, uns frisch zu machen, zu frühstücken und die erwartete Taktik, sofern Kaiba so etwas überhaupt kannte, noch einmal durchzugehen. Mokuba hatte sich an meinem Shirt festgekrallt, was die Aktion „Wecker ausschalten“, nicht gerade erleichterte. „Leg dir mal einen sanfteren Weckton zu“, murrte der Kleine und rieb sich die Augen, während ich uns endlich von dem Gebimmel befreite. „Das ist der Sinn dahinter, dass Schlafmützen wie du auch aufstehen“, grinste ich, und stupste ihm gegen die Nase. Sofort wurde ich mit einem Kissen konfrontiert, welches man mir um die Rübe zog. Lachend versuchte ich, mich mit den Händen vor der nächsten Attacke zu schützen. So ein Verhalten passte zum dem Mokuba vom Essen von gestern überhaupt nicht. Kein Geschäftsmann, keine Höflichkeitsfloskeln, Manieren oder sonst etwas: Er war ein ganz normaler Teenager, der sich an den einfachen Dingen des Lebens erfreute. Nachdem ich nach allen Regeln der Kunst vermöbelt worden bin, huschte ich ins Bad und machte mich, nach einer ausgiebigen Dusche, frisch. Für das Duell gegen Pegasus wollte ich das Kostüm nicht unbedingt tragen, auch nicht einen Smoking: Ich wollte einfach nur ich sein, David, mit dem weißen Kapuzenpulli, der schwarzen Hose und den Sneakers. Mokuba ging gleich nach mir ins Bad. Ich überprüfte inzwischen meine Nachrichten, wobei mir jeder noch einmal alles Gute für heute wünschte; Joey ließ kein Wort über sein Geschenk fallen. Ich starrte gedankenverloren aufs Handy, als es an der Tür klopfte. Schlagartig wanderte mein Blick zu dieser. Kaiba hatte sonst nie angeklopft. Den konnte ich also schon einmal ausschließen. Als ich die Tür öffnete, verneigte sich Croquet vor mir. „Guten Morgen, ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?“ Argwöhnisch betrachtete ich den Mann mit Schnauzer; deswegen war er sicher nicht gekommen. „Ja?“, antwortete ich vorsichtig, was Pegasus´ rechter Hand ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Höchst erfreulich. Pegasus möchte Sie und Seto Kaiba alsbald sprechen. Es geht um das Duell von heute.“ Wollte er das? Mir drehte sich der Magen um. „Warum?“ Croquet schüttelte den Kopf: „Das weiß ich nicht.“ Ich nickte leicht: „Sagen Sie ihm, ich komme in zehn Minuten.“ Der Mann verneigte sich wieder und verschwand dann im Flur. Seufzend knallte ich die Türe hinter mir zu. „Was ist los?“, fragte mich Mokuba, der mit nassen Haaren und einem Handtuch um die Hüften aus dem Badezimmer lugte. „Pegasus will mit deinem Bruder und mir wegen dem Duell sprechen.“ Die Miene des Schwarzhaarigen verfinsterte sich augenblicklich: „Ist gut, ich bin gleich fertig.“ Auch wenn er ein freundliches Äußeres besitzen mochte: Maximilien Pegasus war ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse. Nachdem Mokuba fertig war, holte man uns ab: Vom großen Kaiba keine Spur. Wir wurden von einem von Pegasus´ zahlreichen Angestellten in den großen Raum gebracht, in dem wir das letzte Mal bereits gefrühstückt hatten. Unser Gastgeber saß bereits an der üppig gedeckten Tafel: Von anderen Leuten keine Spur. „Ah ja, David und Mokuba. Wie schön euch zu sehen“, lächelte der Grauhaarige und bedeutete uns, neben ihm Platz zu nehmen. „Wo ist mein Bruder?“, fauchte Mokuba und verschränkte die Arme vor der Brust, was Pegasus nur zu einem hellen Lachen bewegte. „Er braucht noch ein paar Minuten, das ist alles. Kommt, setzt euch und esst. Ich hoffe, ihr habt einen Bärenhunger“, schmunzelte er und bestrich sich ein Stück Weißbrot mit etwas, das ich als Kaviar identifizierte. Ich setzte mich neben Pegasus, wobei Mokuba nicht den Platz links von ihm, sondern den neben mir, belegte. Allmählich ging mir diese ganze Scharade gehörig auf den Senkel. Es lag eine unangenehme Spannung in der Luft, und keiner wollte mir irgendwie erklären, woher dieses angespannte Verhältnis zwischen Pegasus und den Kaibabrüdern herrührte. Ich griff nach einer Scheibe Vollkorntoast und bestrich sie mit Butter, während Mokuba schweigend auf die Tischplatte starrte. „Nun, David, wie hast du geschlafen?“, fragte mich der CEO von Industrial Illusions und nippte an seinem Tee. „Danke, Ihre Vorkehrungen waren exquisit“, entgegnete ich, und biss von meinem Toast ab. Mein Gesprächspartner lächelte nur und stellte seine Tasse ab. „Mokuba, du solltest vielleicht auch etwas essen“, schmunzelte Pegasus amüsiert. „Es ist nicht vergiftet“, fügte er lachend an. Ich fand Pegasus´ Humor ein wenig makaber. Der kleinere Kaiba hatte jedenfalls auf stur geschaltet, und wirkte dabei wie ein kleines, schmollendes Kind, das seinen Willen nicht bekam. „Dürfte ich erfahren, was hier los ist?“, fragte ich dezent gereizt in Richtung von Pegasus. „Er will wieder eines seiner Spielchen spielen“, kam es von einer der unzähligen Türen des Raumes. Kaiba stand, erhaben wie eh und je, in seinem weißen Mantel, im Raum, die Arme vor der Brust verschränkt. Mokubas Gesicht hellte sich auf, als er seinen Bruder erblickte. „Spielchen? Aber nein Kaiba, eher ein Angebot“, entgegnete Pegasus vergnügt. Er schob seine Finger ineinander und stützte seine Ellenbogen an den Lehnen seines Stuhls ab. „Ich nehme an, du wirst dich nicht setzen?“, fragte er nach und grinste amüsiert. „Wozu?“, entgegnete Kaiba missmutig. „Wir reisen ab, du hältst dich nicht an Vereinbarungen.“ Tat er das nicht? Mein Blick wanderte zwischen Pegasus und Kaiba hin und her, die sich ein stummes Duell lieferten. Der Braunhaarige starrte seinem vergnügten Kontrahenten kalt entgegen. „Natürlich halte ich mich an Vereinbarungen. Ich möchte nur den Gewinn ein wenig attraktiver gestalten.“ Pegasus nippte erneut an seinem Tee und überschlug die Beine dabei. „Du hast nichts, was mich interessieren könnte“, antwortete der CEO der Kaiba Corp. Sein Gesprächspartner bewegte nur mahnend den Zeigefinger hin und her: „Nicht einmal einen weiteren deiner heißgeliebten Drachen?“ Schlagartig veränderte sich Kaibas Haltung ein wenig. Man konnte ihm die Anspannung direkt ansehen: „Du bluffst.“ Pegasus lachte und warf dabei den Kopf in den Nacken: „Du solltest mich besser kennen, Kaibaboy.“ Um seine Worte zu unterstreichen, klopfte unser Gastgeber an seine rechte Brust: „Gut verwahrt, in meiner Obhut. Karten kann man auch nacharbeiten lassen, Kaiba, weißt du?“ Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Pegasus in diesem Moment wohl tot umgefallen. Ich hatte Kaiba noch nie so gesehen. Er mochte zwar ein Snob sein, der einen spüren ließ, wie sehr man ihm unterlegen war, aber er geriet normalerweise nie aus der Fassung. Hier schien er mit sich selbst zu ringen. „Und was willst du dafür?“, fragte er ruhig nach. sein Blick strafte ihn aber Lügen. „Zwei Bedingungen“, entgegnete Pegasus, und hob seine rechte Hand, mit der er Zeige- und Mittelfinger ausstreckte. „Erstens, werden wir um etwas mit Gegenwert spielen, ohne Paparazzi natürlich.“ Ein inoffizielles Duell? Wozu? „Und zweitens, wird sich nur David mit mir duellieren.“ „Nein!“, brüllte Mokuba und sprang so heftig auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte. „Unter keinen Umständen!“ Pegasus amüsierte sich köstlich über seine Reaktion: „Hast du dich an noch jemanden gebunden? Jemanden, der nicht so kaltherzig ist, wie dein Bruder?" Der Schwarzhaarige funkelte Pegasus zornig an. „Glaubst du mir nicht?“, hakte dieser nach und deutete lächelnd zum großen Kaiba. „Was ist der Gegenwert?“, wollte der Braunhaarige wissen, während sich Mokubas Augen vor Schreck weiteten. „Du erwägst doch nicht ernsthaft, darauf einzugehen?“, fragte er mit einem entsetzen Unterton. „Der Milleniumsring“, antwortete Pegasus ruhig. Woher wusste er von meinem Milleniumsring? Warum war Mokuba so erbost über die Forderungen? Mir reichte es jedenfalls. „Könnte nun endlich jemand die Güte besitzen, mich aufzuklären? Mal abgesehen davon, dass ohne meine Zustimmung sowieso kein Duell zustande kommt.“ Das wäre ja noch schöner gewesen, mein Eigentum aufs Spiel zu setzen, nur, weil Kaiba meinte, er könne über mich verfügen, wie über seine Angestellten. „Wir nehmen an“, war Kaibas Antwort. Sowohl Mokuba, als auch ich, starrten den CEO an, als hätte er komplett den Verstand verloren. „Wir nehmen überhaupt nichts an“, schnaubte ich wutentbrannt, während mir die Zornesröte ins Gesicht stieg. Wütend warf ich den angebissenen Toast auf den Teller. „Ich bin weder eine deiner Angestellten, die du herumkommandieren kannst, noch sonst irgendeiner deiner Speichellecker, die unbedingt einen Vertrag mit dir abschließen wollen“, brauste ich auf. Mich störte einfach Kaibas Verhalten, und nicht einmal, weil er meinte, über mich bestimmen zu können: Etwas versetzte Mokuba in fast schon panische Angst, was sein Bruder geflissentlich zu ignorieren schien. „Kriegst du eigentlich noch was mit, Kaiba?“, fuhr ich zeternd fort, was den CEO nicht einmal dazu bewegte, irgendeine Form von Reaktion zu zeigen. „Das ist genau so eine Aktion, wie damals. Erinnerst du dich noch an unser Gespräch vor der Schule?“ Wieder keine Antwort. Ich blendete alles aus, Mokuba, Pegasus, die Tatsache, dass wir nicht in einer vertrauten Umgebung waren. „Was ist nur in deinem Leben schiefgelaufen, dass du nicht einmal mitbekommst, wenn dein kleiner Bruder sich gegen irgendetwas sträubt. Kapierst du nicht, dass er vor irgendetwas Angst hat?“ „Ich denke, wir kürzen das Gespräch ein wenig ab“, mischte sich Pegasus ein und biss von seinem Weißbrot ab, nur um sich danach mit einer Seidenserviette den Mund abzutupfen. „Ich bin, wie es der Zufall so will, Förderer einiger Mediziner, die ein neuartiges Verfahren zur Bekämpfung der Folgen von Schlaganfällen entwickelt haben. Die Heilungschancen sind dementsprechend hoch.“ Meine Finger krallten sich in die Tischdecke. „Woher wissen Sie davon?“, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich hatte immer mehr das Gefühl, eine Figur in einem Schachspiel zu sein. Gerade wusste ich nur nicht, zu welchem Spieler ich gehörte. „Nennen wir es Verbindungen“, entgegnete Pegasus amüsiert. Mokuba zog an meinem Arm und schüttelte den Kopf: „Das können wir auch. Die Kaiba Corp hat genügend finanzielle Mittel, um so etwas zu bewerkstelligen.“ Ein verächtlicher Laut seitens Pegasus ließ den kleinen Mann verstummen. „So viel Zeit hat Davids Großvater aber nicht. Er ist schon alt, und sein Gesundheitszustand könnte sich verschlechtert haben.“ Schlagartig fixierte ich Pegasus: „Wie meinen Sie das?“ Der Grauhaarige schob wieder die Finger ineinander und lehnte sich im Stuhl zurück: „Nur, dass man in diesem Alter jeden Tag damit rechnen kann, dass etwas passiert. Außerdem wird Kaiba sicher nicht finanzielle Mittel aufbringen, um den Nebenbuhler um die Gunst seines Bruders zu unterstützen.“ Kaiba reagierte auf diesen Vorwurf nicht. „Das ist nicht wahr!“, rief Mokuba und schüttelte heftig den Kopf. „Oh doch, ist es, Mokuba. Dein großer Bruder hat, außer an dir, und seinem Rivalen Yugi, kein Interesse an der restlichen Menschheit. David ist ihm genauso egal, wie es Joey ist, und alle deine anderen Freunde. Eigentlich ist er ihm sogar ein Dorn im Auge.“ Mein Blick wanderte zu Kaiba, der nur den Kopf schüttelte: „Bist du endlich fertig?“ Pegasus richtete sich in seinem Stuhl ein wenig auf: „Ah ja, da ist sie wieder, die rasende Eifersucht. Du musst dich beherrschen, weil du Mokuba sonst verlieren könntest, aber insgeheim hoffst du doch, dass David verliert, dass dein Bruder mit seinen Problemen zu dir kommt. Du verstehst nicht, was er an einem bestenfalls durchschnittlichen Schüler findet. Warum alle ihn sofort ins Herz geschlossen haben. Was er hat, was du nicht hast. Am Geld kann es nicht liegen.“ Mir wurde schwindelig. Ich hatte Mühe, nicht vornüberzukippen. Der ganze Raum drehte sich. Das alles war zu viel, viel zu viel für den Moment. Pegasus wusste über alles Bescheid. Die Tatsache, dass Kaiba nichts entgegnete, war ein Zeichen dafür, dass er Recht hatte. Ich konnte noch gedämpft Mokubas wütendes Schimpfen hören, während ich die drohende Schwärze mit aller Macht zu bekämpfen versuchte. „Ich übernehme jetzt“, sagte eine sanfte Stimme in meinem Kopf. „Lass dich fallen, David, vertrau mir.“ Ich wurde müde, entsetzlich müde. Langsam fielen mir die Augen zu, und an meiner Brust konnte ich ein heißes Glühen spüren. Es durfte jemand anderer übernehmen, jemand, dem ich ebenso blind vertrauen konnte wie Joey. Als ich die Augen wieder öffnete, konnte ich mich selbst sehen, fast wie ein Geist. Eine transzendentale Erfahrung, wie ich sie schon einmal erlebt hatte. Meine Züge wirkten irgendwie kantiger, strenger. Das vormals dunkelblonde Haar hatte einen starken Braunton angenommen, und ich hätte schwören können, dass mein Teint dunkler geworden ist. Meine Haltung strahlte Selbstsicherheit und Stolz aus, und stand dabei der von Kaiba in Nichts nach. „Sie möchten sich also um meinen Milleniumsgegenstand duellieren?“, fragte ich und sah Pegasus dabei fest entgegen. „Der Gegenwert besteht in einem Weißen Drachen und der Behandlung für meinen Großvater?“, fuhr ich fort. „Nun, du darfst dir eine Karte deiner Wahl aussuchen, unter anderem den Weißen Drachen“, antwortete Pegasus und nickte leicht. „Ich will, dass sie, selbst wenn ich verliere, versprechen, dass wir abreisen können, ohne behindert zu werden.“ Der Grauhaarige schmunzelte amüsiert: „Natürlich. Ich fasse das einmal als ein Ja auf.“ Damit stand Pegasus auf, und bedeutete mir zu folgen. „Geh nicht!“, schrie Mokuba, und hielt mich an der Hand zurück, als ich Pegasus folgen wollte. „Lass ihn“, sagte sein Bruder ruhig. Ich drehte mich um und zerstrubbelte dem Zwerg die Haare: „Keine Angst, ich schaffe das schon.“ Damit löste ich mich aus dem Griff des Kleinen und folgte Pegasus, der an der Tür bereits auf mich wartete. Ich konnte noch Mokuba wüten hören, der seinem Bruder die wüstesten Dinge an den Kopf warf, ehe wir mit einer Art Förderband zur Arena transportiert wurden. Schweigend betrat ich meine Seite des Spielfelds, während Pegasus mit einer Art Kran auf die entgegenliegende Seite gehoben wurde. Wir mischten beide unser Deck, zogen unsere ersten Karten und sahen uns ernst entgegen: „Duell!“, riefen wir zeitgleich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)