Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 46: Erster Kontakt -------------------------- „Wheeler, du störst, merkst du das nicht?“, blaffte Kaiba meinen Freund an. Dieser starrte uns nur ausdruckslos an. Wir alle, mit Ausnahme des CEO, hielten unsere Luft an. Was würde Joey jetzt machen? Wie würde er reagieren? Zäh zog sich jede weitere Sekunde dahin, die wir schweigend auf eine Reaktion warteten. Joeys glockenhelles Lachen durchbrach die Stille. Er grinste über beide Ohren. „Da ist dein Drache flöten gegangen, Kaiba. Wie fühlt es sich an, wenn einem das stärkste Monster vor den Augen wegstirbt? Wie mein Rotauge damals?“ Kaiba verzog keine Miene auf Joeys Sticheleien hin: „Eine Lösung, Wheeler, der man mit Monsterreanimation und der Schild- und Schwertkarte zweifelsohne bekommen hätte können. Im Gegensatz zu dir, beherrsche ich dieses Spiel auch.“ Damit nahm Kaiba die Duel Disk vom Arm, und bedeutete mir, es ihm gleichzutun. „Kleiner, entgegen der Admiration deines Freundes, und deines Fanclubs, war ich von dem Duell positiv überrascht. Für mich war es natürlich keine Herausforderung, aber mit etwas Training solltest du mir gegen Pegasus zumindest nicht zur Last fallen.“ Kaiba verstaute unsere Duel Disks, und zog dann die Metallkoffer unter dem Tisch hervor. Nach dem Aufschnappen wurde mir beinahe schwindelig. Ich hatte noch nie so viele Duel Monsters Karten auf einem Haufen gesehen. „Bediene dich, und bau dein Deck.“ Der CEO nickte mir zu, und ließ uns dann mit seinen Kostbarkeiten alleine. Sekunden später fiel mir Joey um den Hals. Ich wurde mit einem Kuss auf die Wange belohnt, bevor er sich den Koffer genauer ansah. Seine leuchtenden Augen wurden von Tristan ergänzt, der sich mit ihm prügelte, um Einblick in das Sammelsurium zu erhalten. Einzig Yugi und Tea gesellten sich zu mir, und schüttelten schmunzelnd die Köpfe über unsere Streithähne. „Hast du schon eine Idee, welche Karten du dir aussuchen wirst? Mal abgesehen von einem Weißen Drachen, einer Götterkarte und einigen Limitierungen, wird Kaiba alles haben, was man sich nur wünschen kann“, lächelte Yugi und nickte nach vorne. Ich hatte wirklich die freie Auswahl. Joey und Tristan zogen nämlich eine Karte nach der anderen hervor, nur um noch größere Augen zu bekommen. Bestimmt drängte ich mich zwischen die beiden und schob sie beiseite. Ich durchsuchte Kartenpack für Kartenpack. „Hey, du lässt ja die ganzen guten Karten liegen!“, maulte Joey, und sammelte ein, was mir eher nebensächlich erschien. „Wonach suchst du eigentlich?“, fragte mich Mahad, der nach unserem Duell wieder in sein eigenes Reich zurückgekehrt war. Achtlos schob ich mächtige Monsterkarten beiseite, genauso wie Fallen- und Zauberkarten. Ich wollte etwas ganz Bestimmtes. Nach einer Weile des Suchens wurde ich fündig. Sorgsam legte ich fünf Karten aus dem Pack beiseite und bildete einen Stapel. Neugierig umschwärmten mich meine Freunde. „Ist das dein Ernst? Weißt du, wie hoch die Chancen sind, dass du alle fünf ins Spiel bringst?“, seufzte Joey und schüttelte den Kopf. Er lenkte seine Aufmerksamkeit gemeinsam mit Tristan auf andere Dinge. „Du fühlst dich mit der Karte verbunden, hm?“, fragte Yugi und griff nach den Karten, um sie aufzufächern. „Ja, das tue ich“, war meine Antwort, während ich nun auch energischer die Karten durchstöberte. Zuhause wären alle vor Neid erblasst. Es war unmöglich all diese Karten zu sammeln, und ich durfte daraus auswählen. Ich zögerte kurz, bevor ich mich räusperte und Yugi lächelnd ansah: „Könntest nicht du mir, vielleicht…“, begann ich, was aber nur mit einem nickenden Lächeln quittiert wurde. Gemeinsam suchten Yugi und ich uns in Ruhe Karten aus, die wir jeweils mit denen aus meinem Deck abglichen und daraufhin wieder ausschlossen. Nach einer Weile war mein Deck fertig und ich lächelte stolz. Tatsächlich, es fühlte sich richtig an, diese Karten mit mir zu tragen. Es steckte Herzblut darin, genauso wie das Wissen, dass es meine Karten waren, die, gemeinsam mit Kaibas und Yugis Unterstützung, ein gutes Blatt bildeten. „Damit ergänzt ihr euch sehr gut, und du kannst selbst auch zeigen, was du kannst“, meinte Yugi, und legte seine Hände auf die meinen. Er bog meine Finger sanft auf die Karten und nickte. „Wir haben die Karten ausgesucht, unser Herz steckt darin. Damit kannst du gar nicht verlieren.“ Ich lächelte. Es war irgendwie beruhigend, diese Worte zu hören, auch wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen mochten. „Na, hast du dich beruhigt?“, fragte ich Joey, und schob mein Deck vorsichtig in meine Hosentasche. Langsam räumten Yugi, Tea und ich die Karten wieder ein, während Joey und Tristan sich angeregt unterhielten. „Er scheint dich nicht wahrzunehmen“, kicherte Tea. „Duel Monsters ist ihm wohl wichtiger als sein Freu…“ Die Braunhaarige brach mitten im Satz ab. „Du kannst es ruhig beim Namen nennen, Tea“, warf Joey ein, und legte mir von hinten die Hände auf die Brust. „Auch wenn ich es an der Schule nicht an die große Glocke hängen möchte, hier können wir es aber tun“, grinste der Blondschopf und versenkte seine Nase in meinen Haaren. „Dass du mal sowas wie Zärtlichkeit zeigen würdest“, stichelte Tea und räumte das letzte Kartenpack in einen der Koffer. „Was soll das heißen?“, fauchte Joey gespielt wütend. Wir alle lachten herzhaft und verbrachten den restlichen Tag im Swimming-Pool der Kaiba Villa. Mokuba leistete uns später auch noch Gesellschaft. Nach dem Abendessen lernten wir noch ein wenig, bevor wir uns in unsere Zimmer zurückzogen. Ich gähnte ausgiebig und warf meine Sachen aufs Bett. Mir fiel es schwer, die Augen offenzuhalten. Es war wirklich ein langer Tag gewesen, mit Höhen und Tiefen. „Du bist müde, Champ, hm?“, schmunzelte Joey und legte mir die Arme um den Bauch. Zärtlich strichen seine Lippen über meinen Nacken und hinterließen eine Gänsehaut. „Mhm“, brummte ich, und genoss das Gefühl der Zweisamkeit. „Du wirkst wie jemand ganz anderer, wenn du dich duellierst“, hauchte Joey in mein Ohr und wanderte mit seinen Händen langsam nach oben, um meine Brust zu streicheln. „Du warst so ernst, so überzeugt, so selbstsicher.“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und sah zu ihm auf: „Ich will es dir gar nicht erklären – ich habe es einfach aus Liebe getan. Für dich.“ Der Blondschopf beugte sich zu mir herab und legte seine Lippen auf die meinen. Ich bettete meine Hände auf seinen und lehnte mich in den Kuss hinein. „Ich liebe dich“, flüsterte Joey, als er sich von mir löste. „Genauso wie meine Schwester. Du und Serenity, ihr seid das Wichtigste für mich auf dieser Welt.“ Ich errötete leicht. Natürlich war es wunderschön solche Worte zu hören, dennoch, es war ungewohnt. Außerdem, Serenity musste ich auch noch kontaktieren. Wie sie wohl reagieren würde? „Joey? Ich weiß, es ist sehr, sehr kurzfristig, aber…“, begann ich, und biss mir verlegen auf die Lippen. Ein leises „Hm?“, gepaart mit einem weichen Blick, ließ mich beinahe dahinschmelzen. „Könntest du in die Küche runtergehen, und fragen, ob sie Heidelbeermuffins haben?“ Joey starrte mich einige Momente lang entgeistert an, bevor er lächelte und nickte. „Mal sehen, ob der Koch so gnädig ist“, meinte er und huschte aus dem Zimmer. „Du weißt, dass er jetzt den Koch bedrängen wird?“, hörte ich Mahad schmunzeln. Zugegeben, es war nicht meine beste Idee, aber ich wollte das noch hinter mich bringen. Eilig griff ich nach meinem Smartphone und durchsuchte die Kontaktliste. „Serenity“, hatte ich eingespeichert. Sollte ich da wirklich anrufen? Wie spät war es in Amerika überhaupt? Wie würde sie reagieren? Andererseits, ich wollte Joey eine Freude machen – zumal sie als Schwester meines Freundes durchaus ein Anrecht darauf hatte, mich kennenzulernen. Mit klopfendem Herzen drückte ich auf Anrufen. Es klingelte. War sie überhaupt zuhause? Was, wenn sie in der Schule war? Hatte sie vielleicht die Nummer geändert? Sekunden später nahm jemand das Gespräch an. „Hallo? Wer ist da?“, erkundigte sich eine weibliche Stimme auf Englisch mit einem typisch amerikanischen Akzent. Das musste sie also sein. Serenity Wheeler. Joeys kleine Schwester. „Hallooo? Wenn das ein Scherz sein soll, ich finde das nicht lustig“, meldete sich die Stimme erneut. Ich räusperte mich rasch: „Ähm, ja, hallo. B-Bist du Serenity Wheeler?“ Kurze Zeit herrschte Stille, und ich fürchtete schon, sie hätte aufgelegt, als sich die Stimme erneut regte: „Ja, bin ich. Wer will das überhaupt wissen?“ Sie klang nicht unfreundlich, aber durchaus bestimmend. „Ähm, ja, das, also…“ begann ich. Was sollte ich überhaupt sagen? Wer war ich? Joeys Freund? Liebhaber? Partner? Ich biss mir auf die Lippen und holte tief Luft. Zeit, ins kalte Wasser zu springen. „Ähm, hallo Serenity. Ich bin David. Ich weiß nicht, ob du schon von mir gehört hast, aber…“ Mein Satz wurde von einem lauten Kreischen unterbrochen. Ich hielt das Smartphone vorsichtshalber einige Zentimeter von meinem Ohr weg. „Du bist David? Der David? Joeys Freund?“, konnte man überdeutlich aus dem Handy heraus hören. „Der bin ich?“ Ich war wirklich ein wenig überrascht. Ich hatte eher mit einer nüchterneren Reaktion gerechnet. „Endlich! Joey hat schon so viel von dir erzählt, aber meinen Vorschlag, über Skype oder Discord einmal mit dir zu sprechen, immer abgeblockt!“ So, das hatte er? „Ja, also, Serenity, ich rufe eigentlich nicht wegen eines Kennenlernens unsererseits an, sondern eher, weil ich etwas von dir brauche, oder besser gesagt, dich, brauche.“ Ich rollte mit den Augen. Heute hatte ich es aber auch mit den dämlichen Formulierungen. „Klar, schieß los“, antwortete mir Joeys Schwester aufgeregt. „Gut, ich möchte Joey nämlich zu Weihnachten ein besonderes Geschenk machen. Denkst du, du könntest in den Weihnachtsferien nach Japan kommen? Für den Flug, sowie Unterkunft ist gesorgt.“ Ein lautes „Was?“, bewog mich dazu, das Handy wieder von mir weg zu halten. Sie hatte jedenfalls ein lautes Organ und war aufgedreht. „Natürlich!“, fuhr sie in der gleichen Tonlage fort. „Ähm, gut, ich werde dann dieser Tage die Reise organisieren. Versprichst du mir, dass du Joey nichts erzählst?“ Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie am anderen Ende eifrig nickte. „Klar, versprochen. Ich freue mich schon!“ Das war mir spätestens nach ihrem zweiten Anfall bewusst gewesen. „Ich melde mich dann dieser Tage noch einmal bei dir, ja?“ Wir verabschiedeten uns keine Sekunde zu früh. Joey öffnete die Tür und hatte tatsächlich Heidelbeermuffins auf den Armen. Damit konnte man eher eine fünfköpfige Familie beglücken. Hastig legte ich auf und schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Zwei oder drei hätten gereicht, du Depp“, lachte ich. „Wer war das?“, wollte Joey wissen, und stellte mir einige der Backwaren auf den Nachttisch. „Niemand Wichtiges, Joey“, log ich und biss herzhaft in den ersten Muffin. Er war köstlich, noch warm und schmeckte herrlich nach Heidelbeeren. „Ich bin versucht nachzubohren, lasse es aber“, seufzte mein Freund und schnappte sich auch einen Muffin. Wir verspeisten noch den ganzen Bestand, ehe wir uns ins Bett legten. Ich kuschelte mich eng an Joey und schlief mit einem Lächeln ein. Meine Überraschung würde also glücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)