Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 40: Der Milleniumsring ------------------------------ In der Ferne war ein Klatschen zu hören, gepaart mit Schritten, die näher kamen. Allesumfassende Schwärze umgab mich, während ich das Gefühl hatte, zu fallen. Panisch versuchte ich mich in der Leere an irgendetwas zu klammern. „Mahad!“ rief ich verzweifelt, doch mein Begleiter war verschwunden. Hatte ihn die Schwärze verschluckt? Die Schritte wurden lauter. Sie schienen von überall zu kommen. Ein Fuß wurde exakt vor den anderen gesetzt, während das Klatschen zunahm. Ein amüsiertes, kaltes Kichern gesellte sich zu dem Chor an Geräuschen. Ich kannte diese Stimme, und doch war sie mir fremd. Was war hier wieder passiert? Ich war mit einem Mal wütend. Warum konnte ich mir nicht erklären. Auch nicht, auf wen. Mahad, diesen Fremden? Ich hatte von diesem ganzen Mist genug. Eine Erinnerung jagte die Nächste. Ich wurde aus einem einigermaßen geregelten Leben herausgerissen, um mich mit irgendwelchem Wahnsinn zu befassen. Jeder Penner meinte, er könne mich in die Schranken weisen, oder mir erklären, was zu tun war. Aus dem Schatten trat eine mir vertraute Gestalt. „Bakura“ fragte ich ungläubig. Mein Freund wirkte irgendwie seltsam, böse, fast schon verrückt. Der Milleniumsring klebte förmlich an seinem beigen Pullover. Die zylinderartigen Spitzen an den Seiten zeigten alle auf mich, während das Auge in der Mitte glühte. „Hat der kleine Mahad seine Liaison mit Joeys früherem Dasein also endlich wiedergefunden?“ Bakuras Stimme war verzerrt, fremd, fast schon unheimlich. „Bakura? Alles okay?“ fragte ich erneut nach, wobei ich unbewusst einige Schritte in der allumfassenden Schwärze zurückwich. „Ich bin nicht Bakura, ich bin ein Teil von ihm. Ein böser Geist, eingesperrt in den Milleniumsring.“ Innerlich seufzte ich, während sich die Wut in mir steigerte. „Okay, Geist – was willst du von mir?“ erkundigte ich mich. Zorn und Angst hielten sich die Waage. Irgendetwas an dem Typen gefiel mir nicht, er war auf keinen Fall Bakura. „Der Milleniumsring erinnert sich an dich, deine Zeit als sein Träger. Mittlerweile funktioniert er nicht mehr vollständig – mit deiner Seele als Opfer wird er das sicher wieder.“ Meiner Seele? „Hey, ich glaube, wir könnten das anders klären, oder? Ich meine, wie wäre es, wenn ich dem Ring sage, dass ich ihn nicht mehr will?“ Mein Angebost wurde mit einem spöttischen Lachen abgetan. „Nein, ich denke nicht, dass das funktionieren wird“ schmunzelte mein Gegenüber kalt. Mit jedem Schritt, den dieser Bakura-Geist auf mich zukam, wich ich gleichzeitig einen zurück. „Du kannst ihn schlagen, vertraue mir“ meldete sich Mahad in meinem Kopf. Das unablässige Pochen meines Herzens beruhigte sich ein wenig. Ich war also nicht völlig alleine. „Flüstert dir Mahad gerade etwas ein? Dass du dich wehren sollst?“ Bakura grinste höhnisch. „Du hast mich vor 3.000 Jahren nicht aufhalten können, und da warst du deutlich erfahrener als heute.“ Mit jeder Sekunde, die der Typ sprach, fiel es mir schwerer, mich zu konzentrieren. „Ah, die Schatten zerren bereits an deiner Seele. Nicht mehr lange, und du wirst dich vollständig auflösen und im Nichts vergehen.“ Dieser sadistische Unterton – das war nicht Bakura. Wahrscheinlich war er überhaupt kein menschliches Wesen. Ich blinzelte angestrengt. Mir wurde schwindelig. Meine Lider wurden schwer. „Los, kämpfe! Glaube an dich!“ Das war zur Abwechslung nicht Mahad, das war… „Joey?“ hauchte ich ungläubig seinen Namen. „Der wird dir auch nicht helfen können, nur noch ein paar Augenblicke.“ Meine Konzentration schwand immer mehr. Es war so, als ob man hundemüde wäre, und sich das Gefühl immer mehr intensivierte. „Ich will nicht ohne dich sein, dich noch einmal verlieren. Bitte!“ Feine Finger streichelten über meine Schultern, nur um diese dann schlagartig zu rütteln. Eine angenehme Wärme ging von den berührten Stellen aus, und bekämpfte die Müdigkeit. Das war Joey, da war ich mir ganz sicher. Ich musste unwillkürlich lächeln. Die Schwärze wich allmählich. „Wie ist das möglich? Du bist schwach, ein Mensch. Dich beschützt auch kein Milleniumsgegenstand!“ kreischte der Bakura-Geist bestürzt und sah sich um. Ich schüttelte erneut den Kopf. War ich vollkommen durchgedreht? Ich stand neben meinem Körper, der geisterhaft wirkte, fast durchsichtig. Meine Züge wirkten hart, streng, und fremd. „Mir gehört, was du über dem Herzen trägst, Bakura. Du hast es mir vor 3.000 Jahren geraubt. Du warst damals nichts anderes als ein Grabschänder, der das alte Ägypten beinahe in ein Meer der Dunkelheit getaucht hätte.“ Meine Stimme war erwachsener, älter, mit einem strengen Unterton. „Du kannst nicht mit dem Jungen die Plätze tauschen, das ist unmöglich. Ohne den Ring bist du machtlos, Mahad“ stammelte mein Gesprächspartner und wich nun seinerseits zurück. Der Milleniumsring an seiner Brust vibrierte, während sich mein Körper in Bewegung setzte. Ich kam dem goldenen Kleinod immer näher, was Bakura dazu veranlasste, die Augen aufzureißen. Um uns herum bildete sich ein Gemäuer aus geschliffenem Stein. Dieser war fein säuberlich aufeinandergeschichtet worden. Fremdartige Zeichen hatte man eingraviert, die von Fackeln beleuchtet wurden. Mehrere Säulen stützten die Decke ab, während sich der böse Geist mit dem Rücken langsam auf eine schmale, geländerlose Brücke zubewegte. „Erinnerst du dich an diesen Ort, Bakura? Fühlst die Verzweiflung im Herzen, die ich einst fühlte?“ Meine Lippen bewegten sich von selbst. Ich war wie ein Zuschauer, der nicht eingreifen konnte. „Bist du so furchtlos, das ultimative Opfer zu erbringen?“ Knapp vor Bakura hielt ich an, der sich weigerte, weiter zurückzuweichen. Ich konnte die Panik in seinem Gesicht deutlich erkennen. „Wenn sich Ba und Ka vermischen, entsteht, gepaart mit Hingabe…“ Bakura unterbrach mich und schrie verzweifelt auf. Er griff sich in die Haare und zog daran, während er auf die Knie fiel. „Nein, das ist unmöglich! Der Ring, er gehorcht mir nicht mehr!“ Panisch zerrte er an dem Lederband um seinen Hals. Was zum Geier war hier los? Mein Körper streckte seine rechte Hand aus und beugte sich langsam zu Bakura hinab. Mit einem Ruck zog er am Band und befreite dessen Inhaber von der schweren Last. Schwach lächelnd hängte ich mir den Ring über, der sich augenblicklich beruhigte. Das Milleniumsauge hörte auf zu glühen, und die Anhänger hingen schlaff herab. „Dieses Mal“ begann meine fleischliche Hülle zu sprechen, wobei eine große Steintafel hinter mir erschien. „Dieses Mal wirst du nicht fliehen.“ Die Steintafel glühte auf. Man hatte etwas hineingemeißelt und mit einigen Zeichen versehen, die ich nicht lesen konnte. Das Glühen sprang auf meinen Körper über und tauchte mich in ein helles Licht, welches Bakura schreiend zwang, sein Gesicht mit der Hand abzuschirmen. „Es ist Zeit, in das Nicht zurückzukehren, aus dem du gekommen bist, Yami Bakura!“ Ich starrte ungläubig auf die Stelle, wo ich mich eben noch selbst bewundern konnte. Da stand noch immer ich, aber… „Der Schwarze Magier?“ platzte es aus mir heraus. Das war exakt der schwarze Magier, den Yugi sein Eigen nannte. Nur die Haare waren braun und der Teint dunkler. Fast schon erhaben stand das fleischgewordene Duel Monster da, die Arme verschränkt, wie auf der Spielkarte. Sein Blick war kalt und hart geworden. „Fahr in die Hölle nieder, die dich und deinen Meister erwartet“ rief der Magier grimmig aus. Seine linke Hand, die den Stab hielt, löste sich aus der Verschränkung. „Nein! Ich werde nicht verlieren! Diabound!“ Hinter Bakura erschien ein muskelbepacktes, silbernes Wesen mit Flügelhelm und Flügeln, die ihm aus den Schultern wuchsen. Der Unterleib setzte sich rudimentär fort und mündete in eine Schlange, deren Kopf zischte und fauchte. Die Giftzähne glitzerten gefährlich im Schein der Fackeln. Das Wesen legte die Arme aneinander und ein weißer Blitzball formte sich dazwischen. „Ich habe 3.000 Jahre auf diesen Moment gewartet. Mein Opfer im Tempel, mein Opfer für den Pharao…“ Unbarmherzig richtete der Schwarze Magier den Stab auf Bakura, der nach hinten kroch. Diabound feuerte kreischend seinen Angriff auf seinen Kontrahenten ab. Eine Wolke aus Blitz und Rauch umgab den Schwarzen Magier. War er tot? War ich tot? „Los, erneut!“ schrie Bakura, dessen angsterfüllte Stimme widerhallte. Das Monster folgte seinem Meister und setzte Angriff für Angriff fort. Das konnte der Magier unmöglich überstehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit stoppte Diabound es kehrte Stille ein. Es war mittlerweile gar nichts mehr zu erkennen, und nur das wahnwitzige, irre Lachen des Geistes durchbrach nach einiger Zeit die Ruhe. Langsam verzog sich der Qualm. Inmitten der Rauchsäule schwebte der Dunkle Paladin, an dessen Brust der Milleniumsring glühte. Sein Blick war geringschätzig und auf Bakura gerichtet. Dieser starrte mit großen Augen auf das Duel Monster. Blitze umspielten den Dunklen Paladin. „Hast du wirklich geglaubt, ich hätte nichts dazugelernt?“ fragte er den Geist, was dieser nur mit einem angsterfüllten Schweigen quittierte. „Denkst du, ich weiß nicht, warum ich damals in England gestorben bin? Mich nicht erholen konnte? Dein Verrat? Du warst es, der alles mit Christopher eingefädelt hat. Du hast ihn gedrängt, mich zu bestehlen, mir das Herz zu brechen.“ Die Züge des Dunklen Paladins verhärteten sich. „Ich hätte des Pharaos treuster Diener sein können. Doch du hast mir alles genommen, Land, Freunde und Liebe.“ Der ehemalige Schwarze Magier schrägte seinen Kopf ein wenig und fuhr fort: „Ich besaß einmal die Macht, die Welt zu formen, sie zu verändern, für den Pharao, für Joey…“ Joey? Ich schrägte den Kopf. Das Ding da, war das etwa...? „Nun wird es Zeit, dass ich mir das alles wieder zurückhole.“ Der Dunkle Paladin wirbelte die Stangenwaffe in seiner linken Hand herum. Die Schneide wurde von schwarzen Blitzen durchzogen. Mit einem Ruck führte er einen sauberen Schnitt aus, der Diabound in zwei Teile spaltete. Stumm zersprang das Wesen in tausend Teile. Yami Bakura schrie schmerzerfüllt auf und verging, gemeinsam mit allem anderen, im gleißenden Licht, welches der Milleniumsring aussandte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)