Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 38: Die Schlacht um Bosworth ------------------------------------ Die Szene hatte sich plötzlich gewandelt. Mahad und ich befanden uns auf einer weiten, grasbewachsenen Ebene. Das Gebiet wurde von zwei Seiten her von schneebedeckten Bergen umrandet. Auf der einen Seite hatte sich das Heer von Elias du Lac versammelt. Demgegenüber stand König Richard III. mit seiner Armee. Mein Vorfahre war zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Seine Mannen machten zwar einen entschlossenen und robusten Eindruck, der aber das Kräfteungleichgewicht niemals wettmachen konnte. Elias saß auf einem pechschwarzen Hengst. Der Schädel des Tieres war mit einem braunen Lederschutz versehen worden. Der junge du Lac hatte die Zügel um seine rechte Hand gewickelt. Elias trug dieses Mal einen schwarzen Umhang, dessen Innenseite rot gefüttert war. Sein Helm hatte die Form eines Rotaugenschädels, welcher sein Maul spreizte. König Richard trug eine silberne Plattenrüstung unter seinem Wappenrock, den eine weiße Rose zierte. Sein Ross war schneeweiß und mit einem schwarzen Lederschutz an der Stirn versehen. Insgesamt nahmen sich beide Anführer nichts an Imposanz und Ehrfurcht. Der Kampf in dieser Ebene würde das Schicksal Englands entscheiden. Beide lösten sich von ihren Heeren. Keiner schien es eilig zu haben, die Konfrontation mit dem Anderen zu suchen. Ich konnte aus den Augenwinkeln Mahads ein freudiges Lächeln erkennen. Er schien sich auf das Kommende zu freuen. „Was führt Euch in die Ebenen von Bosworth, Elias?“ fragte der König und zügelte sein Ross. Dessen schwarzer Kontrahent tat es ihm gleich und nahm den Helm ab. In den Augen meines Vorfahren war Bedauern aber auch Entschlossenheit zu erkennen. „Ihr, mein König.“ Richard lächelte amüsiert. „Ihr habt Euch also endlich dazu entschieden, Partei zu beziehen?“ Der junge Lord nickte auf die Frage bejahend. „Ja, Eure Majestät. Ich werde mich einer Seite zuwenden.“ Richards Lächeln wurde noch breiter. Dessen weißer Umhang flatterte im aufkeimenden Wind. „Es ehrt Euch, dass Ihr die Wahrheit erkennt, Elias. Ihr werdet reich belohnt werden, wenn das alles vorbei ist.“ Mein Vorfahre senkte den Blick ein wenig: „Ich handle nicht aus materialistischen Gründen, Mylord, das wisst Ihr.“ Verwirrung machte sich in den Zügen des Königs breit: „Wie meint Ihr das?“ Elias´ Stimme war leise, und sie klang demütig, fast flehend: „Ich biete Euch hiermit die Möglichkeit der Kapitulation an, Richard of Gloucester. Ergebt Euch, und Euch und Euren Mannen wird nichts geschehen. Ihr habt mein Wort.“ Der König lachte schallend und legte dabei seinen Kopf in den Nacken: „Ist das Euer Ernst, Elias? Ihr? Ihr stellt Euch auf die Seite von Heinrich? Nachdem, was man Euch angetan hat? Euer Haus, Eure Ländereien – alles nur mehr ein Schatten seiner selbst.“ Richard deutete mit der flachen Hand nach hinten, zu seinen Soldaten: „Wie gedenkt Ihr diese Armee aufzuhalten?“ „Verzeiht mir mein König“ waren Elias´ letzte Worte, bevor er sein Ross an den Zügeln herumdrehte und wieder zu seinen Männer zurückpreschte. Er ließ einen sichtlich verwirrten König hinter sich. „Männer!“ rief der schwarzgepanzerte Ritter seinen Soldaten zu, während er auf sie zuritt. „Ihr habt mir treu gedient. Ich zweifle an keinem von Euch. Eure Motive sind edel, eure Hingabe zu mir ungebrochen und ihr alle kämpft mit einem Feuer im Herzen, von dem die Mannen des Königs nicht einmal zu träumen vermögen. Werdet ihr mir auch in diese Schlacht folgen?“ Die Soldaten reckten ihre Waffen in die Höhen. Piken, Hellebarden, Schwerter und Morgensterne wurden gen Himmel gestreckt. „Für Lord Elias, für das Haus du Lac!“ riefen die Männer einstimmig. Zeitgleich begannen sie, synchron, mit den Stiefeln im Takt auf den Boden zu stampfen. Wie ein Mantra wurde der Lobgesang auf Elias unermüdlich wiederholt. Der junge Lord zerrte sein Pferd wieder herum und starrte, hoch zu Ross, auf Richard und dessen Soldaten hinab. „Für König Heinrich!“ schrie der Erbe des Hauses du Lac und reckte dabei sein Schwert in die Höhe. Die grüne Klinge schimmerte im Antlitz der Sonne. Er setzte sich den Helm auf und trat seinem Pferd in die Flanken. Geordnet folgten ihm die Männer in die Schlacht. König Richard verharrte in der Mitte der Ebene, während seine Soldaten schreiend nach vorne stürmten, um ihren Herren zu beschützen. In den hinteren Reihen brachten sich die Bogenschützen der Yorks in Stellung. Sie legten synchron an, spannten und ließen einen Pfeilhagel los, der die die Sonne verdunkelte. Die Soldaten des Schwanenritters rückten eng zusammen und hielten die Schilde über die Köpfe. Elias trieb inzwischen sein Ross an, direkt auf den König zu. Einige der Bogenschützen visierten den jungen Lord an, doch dieser schlug ihre Pfeile mit dem Schwert beiseite. Sein Umhang wehte im Wind, den Pfeilhagel hinter sich lassend. Schreie waren zu hören, genauso wie Jubelrufe und das Absplittern von Metall. Die erste Pfeilsalve hatte weit weniger Schaden angerichtet, als ich vermutet hatte. Einige der Soldaten waren zu Boden gegangen, der Großteil von ihnen hielt aber noch stand. Es war mir nach wie vor ein Rätsel, wie mein Vorfahre diese Schlacht gewinnen wollte. Richard unterdessen rührte sich noch immer nicht. Die Bogenschützen legten wieder an, wieder ein Pfeilhagel, während die Männer des Königs immer näher in Richtung Elias kamen. Er konnte unmöglich alleine die gesamte gegnerische Streitmacht aufhalten, genauso wenig wie den König zu Fall bringen. Dessen Soldaten waren zu nah. Neben dem König tauchten plötzlich zwei schimmernde Steinmonolithen auf. Diese leuchteten immer greller und verformten sich. Mein Vorfahre hielt weiterhin unbeirrt auf den König zu. Langsam schälten sich aus den Findlingen Wesen, die mit Fleisch und Haut überspannt wurden. „Das, das sind ja Duel Monsters“ rief ich verblüfft aus und deutete auf die beiden Wächter des Königs. Links von ihm stand die Kaiserliche Richterin, rechts von ihm der Kampfstier, mit einem Spieß in den monströsen Pranken. „Ja, auch in England war das Spiel der Schatten bekannt. Neben Elias schälten sich der Beauftragte der Dämonen und der Pantherkrieger aus dem Nichts. Beide hielten mühelos mit dem Pferd ihres Herren mit. Nach und nach wurde mir klar, was hier gespielt wurde. Männer in beiden Reihen sanken zu Boden. „Sie opfern ihre Männer um die Monster zu beschwören!“ entfuhr es mir entsetzt. Der Beauftragte der Dämonen packte im Flug die Kaiserliche Richterin und pflügte sich mit ihr als Rammbock durch die Reihen des Königs. Der Pantherkrieger nutzte den Spieß des Kampfstieres als Sprungbrett, nur um einen Kettenbumerang vom Gürtel zu ziehen. Wieder gingen einige Männer von Elias zu Boden, während sich die Waffe um den knurrenden Kampfstier schlang. Dieser wurde mit voller Wucht in die Soldaten des Königs geschleudert. Panik brach unter den Männern Richards aus. Die Monster bekämpften sich nun nicht mehr nur gegenseitig – auch die ersten Soldaten fielen unter den Angriffen des Pantherkriegers und des Beauftragten der Dämonen. „Ihr habt versagt, Majestät“ waren Elias´ letzte Worte, bevor er das Schwert mit der rechten Hand in die Höhe hielt. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Richard traute seinen Augen nicht. Seine Männer hielten knapp vor ihrem König inne, während der junge du Lac zum finalen Schlag ausholte. Es war plötzlich so still. Ich konnte das Schnauben des Pferdes hören, wie die Erde von seinen Hufen aufgewirbelt wurde. Den Wind, der Elias um die Ohren pfiff, durch Mark und Bein ging. Wie sich seine Finger um den Schwertgriff krampften, sich der ganze Körper versteifte, bereit, das Leben des Königs zu beenden. Der innere Konflikt, welcher in meinem Vorfahren tobte. Er war hin und hergerissen zwischen Pflicht und etwas anderem. Vor meinem geistigen Auge erschien Joey. Wie in Zeitlupe drehte Elias das Handgelenk ein wenig. Sein Schwertarm wanderte im Reiten nach hinten. Er hielt die Luft an. Knapp vor Richard drehte er die Waffe urplötzlich erneut. Die flache Seite der grünen Klinge traf auf das Gesicht des Königs. Knochen brachen, und Blut schoss aus dessen Nase. Das Fell des Schimmels färbte sich rot und dieser stieg verängstigt auf die Hinterbeine. Mit einem dumpfen Laut schlug der silberne Ritter am Boden auf. Er hielt sich die Hände an die Nase, was den aufkeimenden Blutfluss nicht zu stoppen vermochte. Elias seinerseits hob die flache linke Hand, und sowohl der Pantherkrieger, als auch der Beauftragte der Dämonen, stoppten ihr grausiges Werk. Der Kampfstier und die Kaiserliche Richterin waren inzwischen zu Stein erstarrt. Überall lagen tote oder verwundete Soldaten. Manche würden für den Rest ihres Lebens verkrüppelt bleiben. Ein schauriger Chor hallte über die Ebenen von Bosworth. Schmerzensschreie und das Flehen nach Erlösung mischten sich unter Wimmern und Weinen. Elias zügelte sein Ross und lenkte es in einem großen Bogen um Richard herum. Seine beiden Monster eilten herbei, den Rücken ihres Meisters abdeckend. das war aber nicht nötig: Die Soldaten des Königs leisteten keinen Wiederstand. Ihr Herr war mit einem einzigen Schlag gefällt worden, während seine herbeigerufenen Monster komplett vernichtet worden waren. Der junge du Lac hielt mit seinem Pferd neben dem König. „Gebt Ihr auf, Richard of Gloucester? Ich habe diesen Kampf gewonnen, genauso wie den Krieg. Dankt ab, und ich gebe Euch mein Wort, dass Ihr Eure letzten Tage friedlich auf einer abgelegenen Insel verbringen dürft.“ Der König schnaubte verächtlich und nahm die Plattenhandschuhe vom Gesicht. Das Metall war schmierig und rot. Blutbrocken hatten die Rüstung besudelt, und auch vor dem Wappenrock nicht halt gemacht. Die einst strahlend weiße Rose färbte sich allmählich blutrot. „Ihr habt gar nichts gewonnen, Elias. Seht selbst!“ lachte der König und deutete hinter seinen Kontrahenten, bevor er den Kopf ins Gras sinken ließ. Elias folgte dem Fingerzeig und ihm stockte der Atem. Der Horizont hatte sich dunkelrot gefärbt. Am Himmel konnte man Monster erkennen. Der Schwarze Magier, der Schwarze Rotaugendrache, der Karbonala-Krieger, die Magierin des Glaubens, der Milleniumgolem, der Festungswal, der Uralte Baum der Weisheit und die Harpyien-Schwestern versuchten gemeinsam den Blauäugigen Ultradrachen in Schach zu halten. Elias riss an den Zügeln und trat seinem Pferd erneut in die Flanken. „Zieht Euch zurück, Männer. Das ist ein Befehl!“ rief er ihnen noch zu, bevor er in Richtung der kämpfenden Monster verschwand. Seine eigenen Kreaturen wurden von einem Pentagramm verschlungen und waren verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)