Ein Austausch mit Folgen von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 2: Besuch bei reichen Leuten ------------------------------------ Mittwochs um drei verließ ich das Krankenhaus. Meine angeknackste Rippe war einigermaßen gut geheilt, und die Schrammen im Gesicht, von denen meine Freunde berichtet hatten, waren auch abgeklungen. Yugi, Joey und Co besuchten mich auch noch die nächsten Tage und lernten mit mir. Von meinem Besuch hatte ich ihnen nichts erzählt. Es war mir einerseits ein wenig unangenehm, vor allem Joey gegenüber, andererseits war ich aber auch neugierig, was mich denn erwarten würde. Die Stationsschwester händigte mir den Entlassungsschein aus, und wünschte mir noch einen schönen Tag, meine Heimreise sei bereits organisiert. Mir lag auf der Zunge zu fragen, woher sie denn das wissen wolle, entschied mich dann aber doch anders. Kaiba hatte wohl wirklich nicht gelogen. Meine Sachen waren auch schon aus meinem Zimmer verschwunden. So verließ ich also das Krankenhaus und tatsächlich, in der Auffahrt zum Gebäude stand eine schwarze Limousine. Vor der hinteren Tür wartete ein Mann mittleren Alters, mit Schnauzbart, Sonnenbrille und klassischer Fahrerkluft. Als ich langsam auf das Auto zuging, öffnete er mir die Türe und bedeutete mir einzusteigen. „Sie sind mein, ähm, Fahrer?“ Es war zwar ein wenig lächerlich zu fragen, ob der Kerl vor mir wirklich zu Kaiba gehörte, wer sonst sollte mir eine Limo vorbeischicken? Dennoch, ich war neu, und nach wie vor vorsichtig. „Ja, Mister Kaiba wünscht, dass ich Sie zum Anwesen bringe.“ Ich nickte leicht und setzte mich in den Wagen. Die Tür wurde von meinem namenlosen Fahrer geschlossen. Der Innenraum war edel, ganz so, wie ich es für Kaiba angemessen hielt. Weiße Lederbezüge schmiegten sich an die dunkle Innenverkleidung aus Mahagoni und Kirschbaum. Im Getränkehalter befand sich ein großer Pappbecher, in dem eine helle, klare Flüssigkeit vor sich hin prickelte. Daneben, auf einem der Sitze, stand eine dunkelbraune Papiertüte, aus der ein vertrauter Duft stieg. Eindeutig Fast Food. Ich blickte nach vorne, und die getönten Scheiben fuhren langsam nach unten. „Mister Kaiba hat mich angewiesen, Ihnen auf dem Hinweg etwas zu Essen zu besorgen. Schnallen Sie sich bitte an.“ Damit fuhr die Scheibe auch schon wieder nach oben, und ich tat, wie mir geheißen. Neugierig schnappte ich mir die Papiertüte und lugte hinein. Genau mein Geschmack: Hühner Nuggets, Chicken Wings, Pommes und Himbeertaschen. Vorsichtig steckte ich den griffbereiten Strohhalm, welcher neben den Becher geklemmt worden war, in den vorgesehen Schlitz und zog ordentlich. Zitronenlimonade. Ich bestellte eigentlich immer so wenn ich Heißhunger hatte. Woher wusste der Fahrer das? Zufall? Wohl kaum. Fürs Erste begnügte ich mich damit, dass mein Hunger gestillt werden konnte, und begann, vorsichtig, das Essen zu verputzen. Eigentlich war das nicht meine Art, aber ich hatte den Krankenhausfraß, nach dem Reis waren einige Gerichte gekommen, welche ich weniger mochte, genug, und außerdem hat mich der Chauffeur ja zum Essen aufgefordert. Nachdenklich starrte ich nach draußen, den Verkehr beobachtend. Ich war gespannt, wie Kaiba wohl leben würde; sicher in einem imposanten Anwesen. Ich sollte mit meiner Vermutung Recht behalten. Gut eine halbe Stunde später durchquerte die Limousine ein gusseisernes Tor, welches sich gleich hinter uns schloss. Eine riesige Grünfläche, wurde nur durch den asphaltierten Weg unterbrochen, welcher zum Anwesen der Kaibas führte. Die Straße war links und rechts von Kirschbäumen flankiert, die im Sommer eine herrliche Pracht entfalten mussten. Das Gelände glich mehr einem Park, welcher von einem Labyrinth an Hecken und Sträuchern durchzogen war. Alleine für das Mähen des Rasens musste eine ganze Legion an Gärtnern herangeschafft werden, davon war ich überzeugt. Die Türe wurde geöffnet und ermöglichte mir, die Kaibavilla aus der Nähe zu begutachten. Schwere Marmorsäulen stützten ein Vordach aus dem gleichen Material. Das Gebäude war riesig. Glatt geschliffene Stufen aus Granit führten zu einer riesigen, doppelflügeligen Tür. Zwei silberne Türklopfer, beide in Form eines Drachenkopfes, ragten aus dem massiven Holz hervor, waren aber wohl mehr zur Zierde, denn für den richtigen Gebrauch gedacht. Die Klingel neben der Tür, welche topmodern wirkte, nebst Kameras, welche auf den Eingang gerichtet waren, ließen mich zumindest annehmen, dass Kaiba mit der Zeit ging. Langsam stieg ich aus der Limousine aus und nahm dabei meinen Müll mit mir. Der Chauffeur bedeutete mir kopfschüttelnd, die Papiertüte und den Becher im Auto zu lassen. „Sicher? Ich meine, ähm, also, ich will keine Umstände machen.“ Mir war die ganze Situation insgesamt sehr unangenehm, zumal ich mir vorstellen konnte, dass Kaiba mit seinem Personal ähnlich freundlich umging, wie mit seinen Mitschülern. „Nein, dafür gibt es Reinigungskräfte. Gehen Sie hinein, man erwartet Sie bereits.“ Ich nickte kurz, bedankte mich, und stieg dann die Treppe empor. Extrem nervös drückte ich auf die Klingel. Die Kameras fixierten mich einige Momente lang, dann, endlich, ertönte ein leises Surren und die Türe sprang, wie von Geisterhand, nach innen auf. Just in dem Moment, in dem ich die riesige Eingangshalle betreten hatte, schloss sich die Türe hinter mir auch schon wieder. Riesige Glasfenster, welche das Licht der Sonne in ein aberwitziges Sammelsurium an Farben brachen, prangten links und rechts in den Wänden. Zwei Topfpalmen standen jeweils auf einer Seite der Treppe, die sich schlussendlich in zwei Richtungen gabelte. Der Boden bestand ebenfalls aus geschliffenem Granit, welcher so dermaßen poliert war, dass ich mein eigenes Spiegelbild erkennen konnte. Einige Türen im Erdgeschoss mochten wer weiß wohin führen. Gerade als ich die Schnitzereien in den Treppengeländern aus schwarzem Holz begutachten wollte, machte jemand mittels Räuspern auf sich aufmerksam. „Mister Kaiba erwartet Sie bereits. Wenn Sie mir folgen mögen?“ Die Frau vor mir war maximal zwei Jahre älter als ich, hatte langes, dunkelblondes Haar, hellblaue Augen und trug einen Dienstbotenaufzug. Sie wirkte ganz süß auf mich, und war wohl auch nicht aus Japan. „Ähm, natürlich.“ Wortlos folgte ich ihr durch ein Wirrwarr an Korridoren und Räumen. Wir kamen dabei auch an der Küche vorbei, in der sich mindestens drei Personen gegenseitig anschrien, bezüglich des Abendessens. Vor einer schmucklosen Tür machten wir halt. „Treten Sie ein. Ich wünsche noch einen schönen Abend.“ Einen angedeuteten Knicks später, und mit einem freundlichen Lächeln meinerseits begleitet, war das Dienstmädchen auch schon verschwunden. Zögernd öffnete ich die Tür und betrat das Zimmer. Entgegen meiner Erwartungen, bot mir der Raum Einblick in die Welt eines jungen Teenagers. Poster von Sportwagen, Duel Monsters und einigen Superhelden sprangen mir sofort ins Auge. Ein riesiges Himmelbett, bezogen mit einer schwarzen Bettdecke, stand links, in einer Ecke des Raumes. Ein geöffneter Kleiderschrank bot mir Blick auf eine Kollektion aus Markenkleidung, bei deren grober Preiseinschätzung mir schwindlig wurde. Ein gigantischer Flachbildfernseher, mit einer Diagonale, welche sicher das Doppelte meiner Körpergröße ausmachte, war zwischen zwei großen Glasfenstern montiert worden. Mittig im Raum befand sich eine Couch, auf welcher ein etwa dreizehnjähriger Junge hockte. Die rabenschwarze Haarmähne fiel ihm ungebändigt über den Rücken. Ich konnte an seinem Seitenprofil eine kurze, gerade Nase, einen etwas dunkleren Teint und eine Halskette erkennen, welche wie die Rückseite einer Duel Monsters Karte aussah. Der Teenager unterhielt sich gerade angeregt mit jemandem, das Smartphone am Ohr, als sein Blick auf mich fiel. „Ich muss Schluss machen, wir sehen uns morgen!“ Der Kleine sprang über die Couch und ging auf mich zu. Er trug einen schwarzen Kapuzenpulli, Jeans und blaue Sneakers. „Hallo! Du musst David sein.“ Lächelnd streckte er mir die Hand entgegen. „Ähm, ja, das bin ich.“ Ich ergriff seine Hand und schüttelte sie. „Ich bin Mokuba, freut mich, dich kennenzulernen.“ Meine Augenbrauen wanderten ein wenig in die Höhe. Das also war Seto Kaibas kleiner Bruder. Interessant. Ich hatte mir Mokuba anders vorgestellt. „Freut mich, Mokuba.“ Ich war ein wenig unschlüssig. Was wollte der Kleine von mir? „Setz dich auf die Couch, ich hole uns inzwischen etwas zu trinken.“ Damit war er auch schon in ein Nebenzimmer verschwunden, und ich konnte das Klirren von Gläsern hören. Ich beschloss, Mokubas Wunsch Folge zu leisten, pflanzte mich auf die Couch und legte meine Hände im Schoß zusammen. Nach kurzer Zeit, in der ich nebst einer brandneuen Spielkonsole mit Topgames, ein Bücherregal und einen Schreibtisch entdecken konnte, kam der junge Kaiba wieder ins Zimmer und hielt mir ein Glas Cola entgegen. Dankend nippte ich an der Cola und beobachtete Mokuba neugierig, wie er das Gleiche tat. „Du hast dich also mit meinem großen Bruder duelliert? Gleich an deinem ersten Tag?“ Ich nickte leicht. „Ja, mehr oder weniger. Sagen wir, es war nicht ganz freiwillig.“ Grinsend stellte der Teenager sein Glas auf einem Tisch vor dem Sofa ab. „Ja, Joey hat mir schon alles davon erzählt. Du scheinst ziemlich gut zu sein. Seto meinte, aus dir könnte etwas werden.“ Beim letzten Satz verschluckte ich mich an der Cola und begann zu husten. „Was?“ Ungläubig starrte ich Mokuba an, welcher nur amüsiert grinste und mir ein Taschentuch aus einer Box auf dem Tisch anbot. Ich schnäuzte mich kräftig und wiederholte meine Frage erneut. „Kaiba hat was gesagt?“ Das war wohl ein Scherz. Ich traute es aber Mokuba aus irgendeinem Grund nicht zu, dass er mich verarschen wollte. „Dass aus dir etwas werden könnte. Nach seinem Besuch im Krankenhaus hat er eine Stunde lang in seinem Arbeitszimmer herumtelefoniert. Unsere Artworkabteilung ist mittlerweile komplett ausgelastet.“ Mokuba nippte wieder an seiner Cola und bot mir eine Schüssel mit Chips an, aus der ich mich freizügig bediente. „Aha? Mit was? Einem fast achtzehnjährigen Europäer, der im Krankenhausbett angegafft wird?“ Mein Gesprächspartner schüttelte nur lachend den Kopf: „Deine Idee mit dem Schwarzen Rotaugendrachen und dem Weißen Drachen mit eiskaltem Blick, du Nase!“ Meine was? Überfordert kratzte ich mich an der Stirn und griff erneut nach ein paar Chips. „Das nächste Kaibaland wird ganz im Zeichen der geschwisterlichen Bande gestaltet werden. Wir haben schon einige Attraktionen vorbereitet und in Auftrag gegeben. Den Großteil werden wohl der Schwarze Rotaugendrache und der Weiße Drache ausmachen, aber es gibt noch einige Überraschungen.“ Ich verstand nur Bahnhof, nickte aber so, als wäre ich mitgekommen. „Hey, sag mal, zockst du gerne?“ Ein eiskalter Themenwechsel. „Ja, ab und an?“ Mokuba grinste begeistert, packte mich an der Hand, und zog mich aus seinem Zimmer. „Dann komm mal mit. Außer Joey spielt keiner mit mir.“ Jetzt konnte es nur mehr gefährlich werden. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Wir durchquerten wieder einige Korridore, begegneten Dienstmädchen, Butlern, Kellnern, Köchen und wahrscheinlich sogar Briefmarkenanleckern. Schlussendlich wurde ich in einen schmucklosen, leeren Raum gezogen, welcher, außer einem Holztisch und zwei außerirdisch wirkenden Brillen, nichts enthielt. Mokuba schloss die Türe hinter uns und schob mich dann in Richtung der Brillen. „Bis zum Essen haben wir noch gut eine Stunde. Probieren wir mal Setos neueste Erfindung aus!“ Ich konnte seine Euphorie nicht ganz teilen, wenn ich an das Hologramm des Weißen Drachen dachte. „Hier, schau mal. Du schiebst die Monsterkarte, die du verkörpern möchtest, in den Schlitz da und setzt dann die Brille auf.“ Mokuba zeigte mit seinem Finger auf eine kleine Ausbuchtung am Rand der Brille, welche genau den Maßen einer Duel Monsters Karte entsprach. „Jede Karte?“ Der Kleinere schüttelte den Kopf: „Nein, noch muss sie humanoid sein. Drachen, reine Tiere und abnorme Viecher fallen aus.“ Mokuba zog inzwischen einen Metallkoffer unter dem Tisch hervor, welcher mir im ersten Moment entgangen sein musste, und öffnete ihn. Ich hatte noch nie so viele Karten auf einem einzigen Haufen gesehen. „Kann ich meine eigenen auch benutzen?“ Instinktiv griff ich in meine Hosentasche und zog mein Deck hervor. „Klar. Die Regeln erkläre ich dir gleich. Schieb einfach deine Karte in den Schlitz und setz die Brille auf.“ Mokuba griff gezielt nach einer Karte, schob sie in den Schlitz und setzte sich die Brille auf. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch tat ich das Gleiche, verstaute mein Deck wieder in meiner Hosentasche, und setzte mir die Brille auf. Einige Momente lang war es schwarz, aber dann… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)