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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntagabend,

ich hoffe ihr wurdet alle nicht von Sabine weggeweht und hattet eine schöne Woche. Mein Wochenende war leider etwas stressig, aber ich hab es ja zum Glück doch noch geschafft das Kapitel rechtzeitig hochzuladen^^

Das nächste Kapitel sollte auch wieder Sonntag kommen, also bis dahin ;-)

LG
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 53 - Zuhause

Kapitel 53 – Zuhause

 

-Mihawk-

Ein wehleidiges Klagen hallte durchs kalte Schloss.

„Schließe bitte die Tür“, murrte er als das Geistermädchen hineinkam.

Schnell folgte sie seiner Bitte. Sie sah furchtbar aus; die geschwollenen Augen zeugten von den Tränen, die sie geweint hatte.

„Kannst du nicht etwas tun?“, flüsterte sie. „Ich halte das nicht mehr aus.“

„Er hat Schmerzen“, entgegnete er kühl. „Ich bin kein Arzt, es gibt nichts, was ich tun könnte.“

„Aber… aber was ist, wenn er stirbt?“

„Dann war er nicht bereit.“

Das Gespräch war beendet. Er öffnete seine Zeitung und senkte seine Konzentration auf die bedruckten Seiten während Perona das Feuer im Kamin schürte.

In der vergangenen Nacht waren sie zurückgekommen. Einen Monat hatte Lorenor mit ihm auf den alten Bergen im Norden der Insel ausgehalten, nun hatte Dulacre ihn zurückgebracht, denn die Wunden hatten einer vernünftigen Versorgung bedurft und Lorenors Körper eine Pause.

Sein ultimatives Training – wie Lorenor es doch so treffend benannt hatte - war noch lange nicht vorbei, aber wenn Dulacre nicht unterbrochen hätte, würde Lorenor wohl wirklich sterben und das konnte er nicht zulassen.

Natürlich hatte er erwartet, dass es schwierig für den Jungspund werden würde, aber was sie wohl beide unterschätzt hatten, war Lady Loreens Einfluss. Lorenor mochte in seiner Gestalt Dulacres Herausforderungen gerade so gewachsen sein, als Lady Loreen war dies aber bei weitem nicht der Fall und da Lorenor seine wahre Gestalt kaum 40 Stunden aufrechterhalten konnte, musste er sich über kurz oder lang immer verwandeln.

Als Loreen konnte Lorenor kaum mit seinem normalen Training mithalten, es war zu erwarten gewesen, dass er diese außergewöhnlichen Anforderungen in diesem Zustand nicht aushalten würde. Dennoch hatte er nicht aufhören wollen und sein eiserner Ehrgeiz hatte ihn nun in diese Situation gebracht. Dulacre war bereit gewesen auf Lorenors Fluch Rücksicht zu nehmen, aber Lorenor hatte dies selbst natürlich nicht getan und so hatte er sich selbst überfordert.

Zum ersten Mal schien Lorenor wirklich an seine geistigen und körperlichen Grenzen gekommen zu sein – nicht, dass es Dulacre überraschte – und wie nicht anders zu erwarten, hatte dies ihn direkt beinahe umgebracht.

Schlimmer war jedoch, dass Lorenor ihn fortgeschickt hatte. Obwohl Dulacre es bevorzugt hätte auf ihn aufzupassen, hatte Lorenor ihm mit schmerzerfüllter Stimme fast schon befohlen dessen Zimmer zu verlassen. Deshalb saß er nun hier und tat so, als würde ihn das Wimmern und Stöhnen nicht mehr als stören.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen Lorenor bereits so früh diesen Schritt gehen zu lassen. Auf der anderen Seite war er bereit gewesen, mehr als das. Es war wie Lorenor sagte, er hatte all die Voraussetzungen gemeistert und war, gerade in Anbetracht seiner jungen Jahre, ein herausragender Schwertkämpfer.

Bereits jetzt gab es nur noch wenige Menschen auf der Welt – ob Schwertkämpfer oder nicht – vor denen Lorenor sich in Acht nehmen musste. Aber in Anbetracht dessen, welcher Crew er angehörte, wohl immer noch genug.

Aus diesem Grund war es notwendig, dass Lorenor zu der Handvoll Menschen gehörte, die ihre menschlichen Grenzen hinter sich ließen, nur so konnte er wirklich ganz oben mitspielen und schließlich auch Dulacre besiegen.

Seit dem großen Krieg war sich Dulacre sicher, dass auch der Strohhutjunge diese Grenzen überschreiten würde, insbesondere da der schwarze König ihn unterweisen wollte, wenn Lorenor ihn weiterhin beschützen wollte, musste er also ebenso stark werden.

Aber er fragte sich immer noch, was Rayleigh sich dabei gedacht hatte; zwei Jahre waren sowohl für Lorenor als auch für den Strohhut äußerst wenig Zeit, um nicht nur die Grundlagen wie Haki zu lernen, sondern auch noch über sich hinauszuwachsen.

Lorenor hatte sich in dem vergangenen Jahr hervorragend entwickelt, deutlich besser als Dulacre es erwartet hatte, aber trotzdem war das eine Jahr was ihnen blieb kaum genug Zeit, selbst für jemanden wie Lorenor.

Wie konnte der alte Mann erwarten, dass der Strohhut – der nicht ansatzweise so diszipliniert und zielorientiert wie Dulacres Schützling wirkte – in zwei Jahren stark genug werden würde sich jemandem wie Sakazuki entgegenstellen zu können?

Seufzend schloss Dulacre seine Zeitung. Solche Fragen würden ihn nicht weiterbringen und das Können des Strohhuts beschäftigte ihn nur insoweit, wie es Lorenor betraf. Er hoffte, dass Rayleigh diesen Bengel gut genug trainierte, sodass dieser ausnahmsweise auch mal in der Lage sein würde Lorenor beschützen zu können und nicht nur umgekehrt.

Shanks hatte Dulacre prophezeit, dass dieser vom Strohhut übertroffen werden würde, so wie Dulacre wusste, dass Lorenor ihn übertreffen würde. Also blieb ihm nichts anderes übrig als daran zu glauben, dass sein einstiger Lieblingsrivale Recht behalten würde. Nicht weil Dulacre sich um den nervigen Gummijungen sorgte, aber er wollte verhindern, dass Lorenor immer den Kopf hinhalten musste, sobald der Strohhut sich wieder einen Gegner gesucht hatte, dem er nicht gewachsen war.

Doch die Zweifel blieben, ob sich Shanks Prophezeiung innerhalb von nur zwei Jahren verwirklichen konnte. Er gestand dem Strohhutjungen zu, dass er nicht schlecht war – zumindest nicht ganz unfähig von dem, was er während der großen Schlacht gesehen hatte – aber übermenschlich war an ihm wohl nur sein Talent gewesen, selbst in einer solchen Situation Verbündete und Freunde finden zu können. Seine Kraft war alles andere als außergewöhnlich gewesen und Dulacre wollte sich nicht darauf verlassen, dass dieser Junge in zwei Jahren der Kapitän werden würde, den Shanks in ihm sah und den Dulacre für seinen Schützling brauchte.

Aber das lag wohl außerhalb seiner Kontrolle, ob Rayleigh diesen Zeitraum bewusst gewählt hatte oder nicht, ging ihn nichts an. Er hatte versprochen aus Lorenor einen Schwertmeister zu machen und das war ihm mittlerweile wohl auch gelungen. Jetzt würde er Lorenor dabei helfen außergewöhnlich zu werden.

Doch dafür musste Lorenor erst einmal genug genesen, um wieder auf eigenen Beinen stehen zu können.

Als er aufstand, bemerkte er, dass Perona noch auf ihrem Sessel nahe dem Feuer saß, ein Buch über Blumenanbau in ihrem Schoß. Überrascht sah sie auf als sie seinen Blick bemerkte.

„Uhm, ich denke es ist noch zu früh fürs Frühstück, oder?“

Warum dachte sie, dass es ihm darum ging?

„Ich bin nicht hungrig und Lorenor wird wohl nichts zu sich nehmen können, also brauchst du dich heute nicht nach uns zu richten.“

„Aber… aber warte mal.“ Sie war ihm zur Tür gefolgt. „Zorro kann vielleicht nichts essen, aber du musst doch zumindest etwas zu dir nehmen. Seit über einem Monat verschanzt ihr euch da oben auf dem Berg, esst ihr überhaupt irgendetwas?“

Verwundert sah er zu ihr hinab. Sie machte sich tatsächlich Sorgen, was für ein naives Gör.

„Perona, Lorenor und ich sind Piraten. Es stimmt zwar, dass ich noch nie auf der Straße gehaust habe, aber bitte unterschätze meine Qualitäten nicht, auch in widrigen Umständen zu überleben. Ein paar Monate fernab von der Zivilisation werden mich schon nicht umbringen.“

Sobald er die Tür öffnete bestätigte sich seine Vermutung, das Klagen war mittlerweile verstummt. Ruhige Schritte führten ihn in Lorenors Zimmer. Wohl wissend, dass der Jüngere ihn nicht dahaben wollte, trat er ein.

Schmunzelnd stellte er fest, dass sein Wildfang sich tatsächlich wieder in seine männliche Gestalt zurückverwandelt hatte. Dulacre wusste nicht, ob es ihn beeindrucken sollte. Natürlich war es klug von Lorenor, sich in diese Gestalt zu verwandeln, sobald es ihm möglich war, da seine Selbstheilungskräfte und Schmerzgrenze in diesem Körper deutlich besser waren als in seiner anderen Gestalt. Gleichwohl wusste Dulacre von vielzähligen Beobachtungen, dass die Verwandlung von Lady Loreen zu Lorenor Zorro für seinen Wildfang sehr unangenehm bis hin zu schmerzhaft sein konnte.

In einer Situation, in der Lorenor vor Schmerzen kaum klar denken konnte, sich noch weiteren Schmerzen auszusetzen grenzte fast schon an Wahnsinn. Zufrieden ließ Dulacre sich auf seinem Stuhl nieder. Lorenor war also wirklich dabei seine physischen Grenzen hinter sich zurückzulassen.

Lange betrachtete er das Kind vor sich im Bett. Wobei es wohl wirklich falsch war Lorenor noch als Kind zu bezeichnen. Er hatte sich tatsächlich sehr verändert seit ihrem ersten Aufeinandertreffen, nicht nur äußerlich, nicht nur körperlich. Lorenor war schon lange kein Kind mehr, vermutlich schon länger als Dulacre ihn kannte, aber solange Dulacre sich selbst vormachte, dass Lorenor noch ein Kind war, solange war es einfacher für ihn.

Denn auch er hatte sich verändert, er war weich geworden, emotional, aber das schien nur ein nerviger Beigeschmack zu sein und nicht das, was ihn wirklich beschäftigte. Die Welt hatte ihn gelangweilt, das Leben ermüdet, nichts mehr hatte ihn wirklich interessiert und erst recht hatte nichts mehr für ihn Bedeutung gehabt.

Nun jedoch war er nicht mehr dieser überdrüssige, angeödete Samurai. In nur einem Jahr hatte Dulacre sich komplett verändert, Lorenor hatte ihn komplett verändert.

Er hatte seine Gefühle für den Jüngeren und ihre Auswirkungen auf ihn selbst schon vor langer Zwei akzeptiert. Er wusste, dass er nicht mehr der Mann war, der genügsam die Weltgeschehnisse beobachten konnte und unbedarft einschlief. Denn mittlerweile hatte er etwas – jemanden – um den er sich sorgte.

Natürlich würde Lorenor von diesen Gefühlen nie erfahren dürfen. Rein aus egoistischen Gründen natürlich. Denn selbst bezüglich Lorenor handelte Dulacre nicht selbstlos, selbstredend nicht.

Dulacre hatte mittlerweile eingesehen, dass sein Glück und seine Zufriedenheit von Lorenor abhängig waren. Auch war ihm bewusst, dass diese Abhängigkeit nicht unbedingt für ihn sprach, aber das war ihm gleich. Dank Lorenor hatte Dulacre wieder einen Sinn im Leben gefunden, die Welt hatte ihre Eintönigkeit verloren, und Dulacre wollte, dass dies so blieb.

Für Jahrzehnte hatte Dulacre nicht gewusst, wie erfüllend das Leben sein konnte, aber nun, da er dies kennen gelernt hatte, diese kraftvollen Gefühle kennen gelernt hatte, nun wollte er diese nicht mehr aus seinem Leben verlieren, und da seine Gefühle, sein Glück, von Lorenor abhängig waren, wollte er schlichtweg ihn nicht verlieren.

Es war reiner Egoismus, er wollte, dass Lorenor glücklich war, damit auch er selbst glücklich sein konnte, ganz gleich was dieses Glück kosten würde.

Aber wenn Lorenor seine egoistischen Gefühle kennen würde, würde er sich wohl von Dulacre abwenden oder noch schlimmer, ihn bemitleiden, und das wollte Dulacre nicht. Er wollte nicht, dass Lorenor um ihn herumtanzte wie auf Eierschalen.

Du bist der einzige, der mich nicht anders behandelt.

Dulacre vergrub sein Gesicht in einer Hand.

Selbst diese Unterhaltung hier, ich glaube kaum, dass jemand anderes so mit mir reden würde.

Es war Lorenor, der einfach nicht verstand. Der trotz all der Monate immer noch nicht verstand, dass es nicht an Dulacre lag, nicht an Lorenors Crew oder an sonst jemandem.

Hast du denn überhaupt eine Entscheidung gefällt? Hast du dich denn hier für mich und gegen deine Crew entschieden? Warum bist du dann mit mir gegangen, wenn nicht, um ein Mann zu werden?

Dulacre wusste nun, warum ihm diese Fragen damals so wichtig gewesen waren, weil er Gefühle für Lorenor entwickelt hatte und sich keine Hoffnungen hatte machen wollen. Weil er gewusst hatte, dass Lorenor ihn über kurz oder lang verletzten würde.

Aber Lorenor verstand nicht.

Weil du Recht hattest. Weil ich es jetzt endlich auch verstehe und weil du mich siehst.

Nein, es war nicht so, dass Dulacre der eine Mensch auf dieser Erde war, der in der Lage wahr Lorenor als die Person zu sehen, die er wahrhaftig war, nicht mal im Entferntesten.

Es war genau andersherum. Aus welchem gottverlassenen Grunde auch immer hatte Lorenor unter all den Menschen in seinem Leben Dulacre auserwählt, um ihm sein wahres Ich zu zeigen. Dulacre konnte Lorenor sehen, weil dieser nur vor ihm seine Maske ablegte und dieses Wissen erfüllte Dulacre mit einem irrationalen Stolz, mit einem verschwiegenen Glück.

Aber zeitgleich bedeutete dies auch, dass sobald Lorenor wusste, wie Dulacre wirklich fühlte, würde er seine Maske wohl nicht mehr abnehmen. Denn Lorenor nahm auf alle Menschen in seinem Leben Rücksicht, entweder weil er sie beschützen wollte oder aber um sich selbst zu schützen, nur Dulacre gegenüber war er ehrlich.

Vielleicht weil Dulacre selbst stark war, weil Lorenor ihn nicht beschützen musste, vielleicht auch weil Dulacre sich gegenüber Lorenor nicht gut kontrollieren konnte und ehrlicher mit ihm umging als mit den meisten. Vielleicht auch weil Dulacre Lorenors Vertrauen eingefordert hatte.

Schlussendlich wusste er es nicht; aber aus welchem Grund auch immer, er wollte diese scheinbar einzigartige Beziehung, die nur er zu Lorenor pflegen durfte, nicht gefährden, erst recht nicht durch so etwas lächerliches wie seine eigenen Gefühle.

Ein Husten ließ Dulacre aufhorchen. Tief war er in seinem Stuhl heruntergerutscht, musste offensichtlich eingeschlafen sein, dabei war er nicht sonderlich müde gewesen.

„Hey...“

Er schlug die Augen auf und sah zu Lorenor hinüber, der schwer atmend und mit nur halb geöffnetem Auge gegen das Kopfende seines Bettes lehnte und ihn ansah.

„Lorenor, du bist wach?“

„Mhm… Blitzmerker…“ Seine Lider flatterten, er schien deutliche Schmerzen zu haben – dazu kam, dass Dulacre ihm entgegen seiner Befehle ein entzündungshemmendes Schlafmittel gegeben hatte, was einen wachen Zustand mit Sicherheit nicht erleichterte – und doch schien er sich dem Schlaf nicht mehr hingeben zu wollen.

„Du solltest dich ausruhen. Du bist schwer verwundet. Wie lange bist du schon wach?“

Ein schwaches Grinsen glitt über die fahlen Züge seines Wildfangs und er nickte sachte Richtung Fenster.

„Ein paar… Stunden schon…“

Dulacre folgte seinem Blick und realisierte, dass rötliche Nebelschwaden das Ende eines langen Tages ankündigten. Wissend, dass er sich während der frühen Morgenstunden an Lorenors Bett gestohlen hatte, musste er den ganzen Tag wohl durchgeschlafen haben.

„Wirktest ziemlich müde“, bemerkte Lorenor mit flüchtiger Stimme als hätte er Dulacres Gedanken erraten.

„Es tut mir leid“, murmelte der Samurai und fuhr sich durchs Gesicht, verwarf die Gedanken, mit denen er sich bis gerade beschäftigt hatte. „Es spricht nicht für mich, dass ich während meiner Wache einfach einnicke.“

Lorenor schüttelte leicht den Kopf. „Nein… war vielleicht besser so… war ziemlich wütend, als ich dich gesehen habe…“

„Weil ich entgegen deiner Worte hier war?“

Der Jüngere nickte.

„Hab versucht dich… zu wecken… aber…“ Er zuckte nur schwach mit den Schultern. Offensichtlich war seine Stimme kaum laut genug, um mit einem Flüstern verwechselt zu werden und bewegen konnte er sich natürlich auch nicht viel.

„Und jetzt bist du nicht mehr wütend?“

Erneut ahmte Lorenor ein Schulterzucken nach.

„Is‘ schon okay.“

„Du solltest schlafen, Lorenor. Je eher es dir besser geht, desto eher können wir weitertrainieren.“

„Kann nicht“, erklärte Lorenor mit erhobener Augenbraue. „Verwandel mich bald.“

„Ein Grund mehr vorher so viel Kraft zu sammeln wie möglich. Wenn du möchtest, hole ich dir noch etwas Medizin und vielleicht sollten wir noch…“

„Dula… warte.“

Er war bereits aufgestanden, um zum kleinen Koffer mit Verbandsmaterial und ähnlichem herüberzueilen, doch Lorenors schwacher Einwand ließ ihn direkt innehalten, als dieser bemühte sich aufrecht hinzusetzen.

„Beweg dich nicht, Lorenor.“ Er eilte zum Bett zurück.

Der Jüngere war vor knapp einem Tag in seiner weiblichen Gestalt auf dem Berg ohnmächtig geworden, seinen Verletzungen erlegen, und aufgrund des hohen Blutverlustes war Dulacre besorgt gewesen, dass er es schaffen würde. Er hatte mehr Blut verloren, als ein Mensch sollte und doch schien es ihm schon deutlich besser zu gehen – schließlich war er überhaupt am Leben und darüber hinaus auch noch wach und am Reden.

„Ich… Ich muss dir was sagen“, flüsterte Lorenor.

„Was auch immer es ist, du kannst es mir sagen, wenn es dir besser geht. Du bist fiebrig.“

Er griff nach dem kleinen Schälchen mit Wasser und Tuch, welches zweifelsohne von Perona stammte, und wich dem Jüngeren den Schweiß von Stirn, Wangen und Nacken.

„Nein… hör zu.“ Lorenor lehnte sich tatsächlich vor und keuchte vor Schmerzen auf.

Dulacre ließ das Tuch los und hielt Lorenor an der Schulter aufrecht, wissend, dass er diesen Sturkopf wohl nur unter Gewalt zum Hinlegen bewegen konnte.

„Ich weiß was du sagen willst, Lorenor“, meinte er ruhig und sah den anderen ernst an. „Es ärgert dich, dass du nun wieder im Bett liegst, anstatt zu trainieren. Du magst es nicht, dass ich an deinem Bett wache wie bei einem Kranken oder gar Todgeweihten. Du hasst es so hilflos zu sein, ich weiß.“

Für eine Sekunde reagierte der Jüngere gar nicht, sondern begegnete einfach seinem Blick, als wäre er höchst konzentriert darauf nicht einfach in sich zusammenzufallen. Dann rang sich ein leises, kehliges Lachen aus dem Rachen des Jüngeren, das ihm offensichtlich Schmerzen bereitete, denn direkt zog er scharf Luft ein.

„Stimmt schon“, flüsterte er und schloss einen Moment zu lange sein Auge, „aber das meinte ich nicht… Ich will sagen…“

„Lorenor, schlaf dich gesund. Morgen früh…“

„Nein!“

Dulacre erschrak, als Lorenor ihn mit weitaufgerissenen Augen am Arm packte.

 „Nein…“ Schwer atmend durch diese Anstrengung ließ Lorenor sich zurücksinken und schloss sein vernarbtes Auge wieder, während das andere schwerfällig auf ihn gerichtet blieb. „Morgen… werde ich es dir nicht… mehr sagen…“

Was für eine seltsame Aussage, aber noch mehr schockierte Dulacre, dass Lorenor sich immer noch bewegen konnte, seine Kräfte immer noch nicht am Ende waren, zumindest in dieser Gestalt. Vor einigen Monaten hatte er sich geweigert mit Lorenor zu trainieren, wegen der Verletzung in seinem Gesicht, nun war er bereits…

„Warum? Warum würdest du es mir morgen nicht mehr sagen?“, fragte Dulacre, anstatt darüber zu grübeln, ob er Lorenor im Vergangenen nur aus Schuldgefühlen zu einer Zwangspause gedrängt hatte, oder ob Lorenor sich einfach nur unfassbar schnell weiterentwickelt hatte.

„Wegen… des Fiebers…“ Ein schiefes Grinsen schlich dem Jüngeren über die Züge. „Morgen… werde ich keines mehr haben…“

„Lorenor, egal was es ist. Wenn du es mir mit einem klaren Kopf nicht sagen würdest, solltest du es mir erst recht nicht im Fieberwahn und unter dem Einfluss von Schlafmittel sagen.“

„Doch… sonst werde ich es… nie sagen.“

Obwohl Dulacre wusste, dass es nicht das Thema betreffen konnte – durfte – worüber er sich bis vor wenigen Minuten noch Gedanken gemacht hatte, konnte er nicht verhindern, dass sein Herz schneller schlug. Es war unmöglich und doch wartete er so angespannt auf Lorenors nächste Worte, als hoffte er darauf, dass es genau das war, was es nicht sein durfte.

„Danke.“

Erleichterung machte sich in ihm breit, Erleichterung und ein tiefer Schmerz.

„Weißt du… ich hab in den letzten… Tagen viel nachgedacht und… mir ist bewusst geworden, dass es für dich… keinen Grund gab mir zu helfen und… und trotzdem hast du’s getan.“ Tief holte Lorenor Luft und schloss sein unversehrtes Auge. „Als du damals gesagt hattest…, dass dieser Raum hier meiner wäre…“ Leise lachte er, offensichtlich schwer erschöpft. „Hatte keine Ahnung, was du meintest… dachte es wäre nur ein blöder Spruch. Ich… ich hatte nie… eine Heimat… ein Zuhause…“

Dulacre beobachtete den Jüngeren, wie er langsam hinabrutschte, kaum noch bei Bewusstsein.

„Hab mich immer…immer gefragt, wie es wohl für… die anderen ist. Nami, Lysop, sogar … blöder Koch… aber hatte keine Ahnung… Tze… aber jetzt…  tut schon weh… zu gehen… irgendwann… kindisch? Aber… bin ganz gerne hier… ist wie… wie mein Zuhause…“

Er entgegnete nichts, als Lorenor in einen Fieberschlaf hineinglitt und auf seinem Kissen unverständliche Worte vor sich hinmurmelte.

Er war glücklich, unfassbar glücklich, doch es tat auch weh, unsagbar weh.

Nie hätte er sich träumen lassen, dass Lorenor je so etwas sagen würde – wie Lorenor gesagt hatte, war wohl das Fieber dafür verantwortlich – aber es machte ihn glücklich.

Zuhause – der Ort, an den man immer zurückehren konnte – war ein Versprechen. Lorenor würde wiederkehren, zumindest zu dieser Insel, zumindest nach Kuraigana, irgendwann.

Langsam erhob Dulacre sich und fing an durch das Zimmer zu gehen, welches er Lorenor vor einem Jahr als das seine dargeboten hatte, eine Hand über die bebenden Lippen gepresst.

Tut schon weh… zu gehen…

Er wollte nichts Falsches hineininterpretieren, aber vielleicht – nur ganz vielleicht – meinte Lorenor damit nicht nur die Insel, vielleicht meinte er damit auch ein ganz bisschen Dulacre. Vielleicht dachte auch Lorenor mit Wehmut an den unausweichlichen Abschied.

Dulacre war wahrlich kein guter Mensch, denn dieser Gedanke gab ihm eine Hoffnung, die er nicht haben sollte.

Zugleich gaben ihm diese Worte auch die Gewissheit, dass er seine Gefühle nie offen zugeben durfte, denn dies hier war das Heim, zu dem Lorenor zurückkehren konnte. Dulacre war der Mensch, bei dem Lorenor sich öffnen konnte und all das würde zerbrechen, wenn Dulacre ihm seine Gefühle offenbaren würde.

„Du bist so erbärmlich, Dulacre. Wann bist du nur ein solcher Feigling geworden“, flüsterte er zu sich selbst und sah vom Ende des Zimmers zum übergroßen Bett. „Bald wird er dich nicht mehr brauchen und was dann? Du wirst ihn verlieren obwohl er nie der deine war.“

 

 

„Und Stopp!“

„Ach Jirou, nur noch ein kleines…“

Nein habe ich gesagt.“

„Jiroushin, er hat Recht. Das waren kaum zwei Minuten…“

„Und ich habe Stopp gesagt. Also um das klarzustellen, ich bin hier der Schiedsrichter, mein Wort ist Gesetz, ansonsten gehe ich, aber kommt dann nicht später heulend zu mir.“

„Ach, Jirou, komm von deinem hohen Ross herunter und…“

„Geh in die Ecke und kühl dein Gemüt, Hawky. Ansonsten geht es heute gar nicht mehr weiter.“

Unwirsch rollte Dulacre mit den Augen und wandte sich mit einer herablassenden Handbewegung ab, während er zur Säule hinüberging, auf der er sein Hemd und seine Weste abgelegt hatte.

Daneben stand ein kleiner Bottich mit Wasser.

Jiroushin war äußerst nervig und Dulacre fragte sich, was ihn geritten hatte diesen unbrauchbaren Pazifisten auf die Insel zu lassen. Er wusste doch, dass der Feigling ihn nie richtig lange kämpfen lasse würde, ein Schwächling wie er konnte natürlich nicht verstehen, was ein wahrer Kampf war.

Lorenor war nicht mehr so gebrechlich wie bei seiner Ankunft auf Kuraigana und was wäre schon dabei, wenn Dulacre aus Versehen mal fester zuschlug? Ein oder zwei gebrochene Rippen würde der Jungspund schon verkraften. Außerdem wollte dieser unerzogene Pirat doch immer, dass Dulacre gegen ihn kämpfte und mal ernst machte, dann würde er auch die Konsequenzen tragen können.

Es war ja auch nicht so als würde Dulacre ihn direkt umbringen, er würde halt nur ein wenig mehr Kraft in seine Schläge legen, sich nur ein bisschen weniger zurückhalten. Schließlich kämpften sie noch nicht mal mit Schwertern, wie schlimm konnten die Verletzungen, die er Lorenor zufügen würde, dann schon sein?

„Findest du nicht, dass du übertreibst?“, hörte er den Jüngsten im Bunde hinter sich murmeln. „Auf mich wirkte er nicht anders als sonst auch.“

Stillschweigend stimmte Dulacre seinem Schützling zu. Natürlich übertrieb Jiroushin maßlos in seiner Sorge, als würde Dulacre einfach so Lorenor umbringen, als wäre seine mentale Verfassung so schwach, dass er noch nicht mal seine Angriffe kontrollieren könnte.

„Glaub mir, Zorro, das war es bereits. Wobei ich gestehe, dass er bei dir wirklich schnell die Fassung verliert. Echt beängstigend.“

Dulacre war drauf und dran sich umzudrehen, als sein bester Freund ihn direkt ankeifte: „Der Eimer ist keine Deko! Tauch unter, Samurai!“

„Du bist ganz schön herrisch, weißt du das?“, knurrte Dulacre, tat jedoch was Jiroushin befahl und stieß seinen Kopf zügig ins kalte Wasser.

Tief atmete er unter Wasser aus während er die Augen öffnete. Es half kaum und doch klärte sich sein Kopf etwas.

Es war wahrlich nicht elegant sich auf diese Art abzukühlen, aber Jiroushin hatte Recht, Dulacre war gerade im Begriff gewesen seine Kontrolle zu verlieren und Lorenor ernsthaft anzugreifen. Einen Angriff konnte der Jungspund mittlerweile wahrscheinlich sogar überleben, aber darauf ankommen lassen wollte Dulacre es nicht und aus genau diesem Grund war Jiroushin hier.

Vor drei Wochen hatten Dulacre und Lorenor ihr ultimatives Training abgeschlossen und waren zum Schloss zurückgekehrt, danach hatten sie ganze acht Tage lang überhaupt nichts gemacht und zum ersten Mal hatte Lorenor sich darüber nicht beschwert. Es war sehr angenehm gewesen und sie hatten in die freie Zeit genutzt, um noch mal gehörig auszuschlafen und zu faulenzen, etwas was sie anscheinend beide sehr gut konnten.

Auf Peronas Bitte hin hatten sie auch mehrere Bäume eingepflanzt, was Dulacre tatsächlich viel Spaß bereitet hatte – auch wenn er dies natürlich nicht offen zugeben würde – und für ein paar Tage hatten sie in einvernehmlichen Frieden gelebt.

Danach war Eizens Brief gekommen und der Friede war dahin. Als hätte der Brief Lorenor daran erinnert, dass er bald gehen würde, hatte er wieder darauf bestanden, dass sie weitertrainierten und als hätte der Brief Dulacre daran erinnert, dass Lorenor bald gehen würde, war seine Laune abrupt in sich zusammengebrochen.

Eizen hatte Lady Loreen zu einem wichtigen Treffen in Mary Joa übernächste Woche eingeladen, genau eine Woche bevor Lorenor so oder so zum Sabaody Archipel hatte reisen wollen, denn die zwei Jahre waren so gut wie vorbei.

Lorenor hatte also wieder trainieren wollen – wurde dieser Junge dem eigentlich nie müde? – aber was Lorenor nur noch lernen musste, konnte Dulacre ihm nicht beibringen. Es war das eine, was Lorenor nun sich selber beibringen musste.

Aber da Lorenor nun mal schneller in einem direkten Kampf lernte, hatte diese Diskussion nicht lange auf sich warten lassen. Seine Argumente waren auch gut begründet. Innerhalb von zwei Jahren war Lorenor ein ernstzunehmender Gegner geworden, Dulacre war ihm selbstredend noch immer überlegen, aber die Kluft zwischen ihnen war mittlerweile überschaubar – endlich überschaubar.

In den vergangenen Monaten hatte Lorenor jede Herausforderung gemeistert, die Dulacre ihm gestellt hatte. Wochen in kompletter Dunkelheit; Schlafentzug, der schon fast einer Folter glich; Schmerzen, die selbst Lorenor noch nicht erfahren hatte. Dulacre hatte Lorenor in den Wahnsinn getrieben und Lorenor hatte es überstanden, war nun wahrlich ein Meister der Schwertkunst und darüber hinaus wahrer Krieger.

Nach einigem hin und her hatte Dulacre eingesehen, dass sie die wenige verbleibende Zeit wirklich am sinnvollsten durch eine direkte Konfrontation nutzen konnten, aber da er Lorenor nach wie vor nicht gefährden wollte, hatte er sich einen Trick überlegt, der ihn davor bewahren sollte seine Kontrolle zu verlieren und Lorenor davor bewahren sollte drei Wochen vor seiner schicksalhaften Wiedervereinigung mit seiner Crew schwer verletzt oder gar verstümmelt zu werden.

Dieser Trick war Jiroushin. Niemand kannte Dulacre so gut wie sein bester Freund, und niemand hatte ihn so oft die Kontrolle verlieren sehen, wie Jiroushin. Sein ehemaliger Vize wusste, wann Dulacre wahrhaft anfing zu kämpfen meist bevor Dulacre es überhaupt bemerkte und er war einer der wenigen, vielleicht sogar der einzige, auf den Dulacre in einer solchen Situation noch hören würde. Denn egal wie entschieden und herrisch Jiroushin klingen konnte, so zeigte weder seine Stimme noch seine Körperhaltung Aggression oder Kampfeslust.

Auch wenn Dulacre es nicht mochte, Jiroushin war derzeit seine einzige Möglichkeit gegen Lorenor zu kämpfen, selbst ohne Schwerter. Auf der anderen Seite war Jiroushin mittlerweile der Schwächste in ihrer kleinen Runde und Dulacre wollte auf keinen Fall riskieren, dass ihm aus Versehen etwas passierte, nur weil er einem Schlagabtausch zwischen Dulacre und Lorenor beiwohnte.

Außerdem gestand er leise ein, dass er es mochte, seinen besten Freund wieder so regelmäßig zu sehen wie in den letzten zwei Jahren.

Seitdem Dulacre die Crew aufgelöst hatte und Jiroushin ein respektabler Mann der Marine geworden war, hatten sie sich vielleicht alle halbe Jahre mal getroffen, wenn Dulacre Sasaki vierteljährlich besucht hatte und Jiroushin zufällig auch anwesend gewesen war, doch selbst dann hatten sie meist kaum mehr Zeit als für einen kurzen Plausch gehabt.

Seitdem Lorenor in Dulacres Leben getreten war und Jiroushin dabei geholfen hatte den Jungspund zu unterrichten, hatten sie sich fast öfters gesehen als damals, als sie noch gemeinsam bei der Marine angestellt gewesen waren. Dulacre und Lorenor hatten sogar vor einigen Monaten ihr Training unterbrochen, um Jiroushins Taufe beizuwohnen, nun ja nicht seiner Taufe natürlich, sondern der seines Balges, und Dulacre war nun offiziell Patenonkel, noch ein Titel, auf den er laut Gesellschaft stolz sein sollte.

Zu seiner Überraschung schien Jiroushin auch fast auf seinen Anruf gewartet zu haben. Nur wenige Tage später war der Vizeadmiral schon eingetroffen und nun überwachte er ihre kleinen Kämpfe und hielt Dulacre davon ab aus Versehen seinen Wildfang umzubringen.

Seufzend hob er seinen Kopf aus dem Bottich.

„Ach, und ich dachte schon er säuft uns noch ab.“

„Hawky kann die Luft sehr lange anhalten. Super, wenn ein Teufelsfruchtnutzer am Ertrinken ist. Total nervig, wenn das Schiff untergeht und du denkst, du hast den Käpt’n verloren, weil er auf die Idee kommt das gegnerische Schiff vom Kiel her anzugreifen.“

„Regst du dich immer noch darüber auf?“ Dulacre fuhr sich mit einem Handtuch über Gesicht und Haare, legte es zur Seite und gesellte sich zurück zu den beiden anderen. „Das ist doch schon Jahre her. Außerdem hast du doch nicht wirklich gedacht, dass ich damals so schnell abdanken würde.“

Er strich die feuchten Haarsträhnen zurück, die ihm nun ins Gesicht hingen. Lorenors scharfen Blick konnte er direkt auf sich fühlen. Der Jungspund hatte die Arme verschränkt und tippte mit dem Zeigefinger seiner linken Hand einen steten Rhythmus gegen seinen Oberarm. Doch es war sein Gesichtsausdruck, der Dulacre beinahe erröten ließ; er dachte, er kannte Lorenors böses Grinsen, aber so wie gerade hatte der Jüngere ihn noch nie angesehen.

„Was soll dieser Blick, Lorenor?“, fragte er und fuhr sich erneut durchs Haar, welches einfach nicht richtig liegen wollte.

„Ach nichts.“ Doch dieses dreckige Grinsen blieb. „Es passt nur nicht zum ach so mächtigen Falkenauge, sich den Hitzkopf in einem verdammten Eimer Wasser abzukühlen. Irgendwie erbärmlich.“

„Hey“, knurrte Jiroushin und erhob einen tadelnden Zeigefinger, „so einen Ton dulde ich hier nicht. Warum bist du plötzlich so respektlos gegenüber Dulacre?“

Dulacre winkte ab.

„Keine Sorge, Jirou, er ist immer so respektlos.“

„Nur wenn ich Recht habe“, entgegnete der Jüngste im Bunde. „Aber mal ganz ehrlich. Das hier könnt ihr doch kein Kämpfen nennen, wenn Jiroushin uns alle zwei Minuten unterbricht.“

„Dir ist schon bewusst, dass wir das nur deinetwegen tun, weil Hawky dich sonst umbringen würde?“

„Ach, komm schon!“ Lorenor warf beide Hände in die Luft und trat direkt auf Dulacre zu. „Dulacre, komm schon, das hier macht doch keinen Spaß. Du weißt wie stark ich mittlerweile bin. In ein paar Monaten werde ich dich so oder so herausfordern, also wozu dieser Eiertanz?“

Nun war es Dulacre der die Arme verschränkte und zu seinem Wildfang hinablächelte.

„Lorenor, sei nicht übermütig. Jiroushin hat Recht. Du bist mittlerweile wirklich gut, das gestehe ich ein, aber du hast mich noch nicht erlebt, wenn ich…“

„Und deshalb sollten wir es tun!“

Missbilligend schnalzte Dulacre mit der Zunge, als Lorenor ihn unterbrach und ihm leicht gegen die Schulter schlug.

„Wir beide wissen, dass ich dich noch nie habe wirklich kämpfen sehen und früher wäre es auch egal gewesen, weil ich eh nicht bemerkt hätte, wie gut du wirklich bist. Aber die Dinge haben sich geändert, ich bin gut, nicht nur gut, wirklich wirklich gut. Ich will sehen wie stark du bist, ich will nur ein einziges Mal sehen wie stark du bist, also…“

„Lorenor.“ Beschwichtigend hob er beide Hände. „Wie immer begrüße ich deine Begeisterung, aber…“

„Hawky hat Recht, Zorro. Wenn er dich aus Versehen umbringt, werde ich mir das bis an sein Lebensende anhören müssen.“

Mein Lebensende? Du gehst davon aus, dass ich vor dir sterbe?“

„Du ernährst dich von Rührei und Wein; Whiskey, wenn der Tag hart war. Du schläfst entweder tagelang gar nicht oder 20 Stunden am Stück. Außerdem fährst du auf einem Rettungsboot übers offene Meer und legst dich mit jedem an, der dir über den Weg läuft. Du bist ein wandelndes Lebensrisiko, Hawky, sieh es ein.“

„Könnten wir bitte zurück zum Thema kommen?“ Lorenor stand immer noch direkt vor ihm und sah ernst zu ihm auf. „Du willst doch auch wissen, wie viel wirklich noch zwischen uns ist, oder? Ich verspreche dir, ich werde nicht drauf gehen.“

Leicht schüttelte er den Kopf.

„Selbst wenn, ich könnte dich schwer verletzten, Lorenor. Es ist ein Risiko…“

„Das ich bereit bin einzugehen… Bitte.“

Hilflos sah Dulacre zu seinem Wildfang hinab. Selten kam es vor, dass Lorenor ihn tatsächlich um etwas bat und Dulacre merkte, dass es ihm schwer wurde abzulehnen, was ihn natürlich nicht verwunderte, schließlich wollte er diesen Kampf auch und Lorenor hatte ihn schon vor langer Zeit um den Finger gewickelt.

„Was denkst du, Jirou?“, murmelte er, ohne den Blickkontakt mit Lorenor zu unterbrechen. „Denkst du, du könntest schnell genug eingreifen, bevor ich ihn schwer verwunde?“

Der Blonde seufzte laut auf.

„Ach, ernsthaft? Wir beide wissen, dass ich nie im Leben schnell genug wäre, um eine deiner Angriffe zu unterbinden. Die Frage ist doch, ob du auf mich hören wirst, wenn ich dir sage, dass du aufhören sollst.“

„Und?“ Nun sah Dulacre doch auf. „Denkst du ich würde auf dich hören?“

Es war eine Frage, die er selbst nicht beantworten konnte. Beziehungsweise er konnte nur vermuten, und seine Vermutung würde wohl ‚Nein‘ lauten.

Tief atmete sein bester Freund auf und begann einige Schritte auf und ab zu wandern.

„Ihr beide seid doch absolut wahnsinnig! Verrückt! Einer wie der andere.“ Er rieb sich durchs Gesicht. „Wenn das hier schiefgeht ist das meine Schuld, weil ich euch beiden Süchtigen nicht Einhalt geboten habe.“

„Ich fordere ihn heraus, Jiroushin, also ist es meine Schuld, falls ich drauf gehe“, widersprach Lorenor direkt, „es ist meine Entscheidung.“

„Ja, schon klar. Aber wir wissen alle, dass ich Dulacre im Zweifel nicht aufhalten kann. Zur Hölle, was passiert, wenn die Insel drauf geht? Zorro, du hast keine Ahnung, was du hier verlangst! Es ist eine Sache ihn zur Vernunft zu bringen, bevor er durchdreht, aber wenn er die Grenze überschritten hat, so etwas hast du noch nicht gesehen.“

Ein kleines bisschen fühlte Dulacre sich schon bevormundet, als Jiroushin so von ihm sprach, aber seine Eitelkeit hatte er spätestens seit dem Bottich aufgegeben.

„Ich weiß“, murmelte Lorenor und wandte sich nun erst Jiroushin zu, „ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, wenn Dulacre ernst macht. Aber…“ Plötzlich sah der Jüngere ihn wieder an. „… wenn ich dich bezwingen will, muss ich wissen wie weit ich dafür noch gehen muss, oder?“

Und dieser Blick reichte für Dulacre aus. Er spürte es in seinen Gliedern, in seinem Blut, spürte wie das Feuer jeden einzelnen Nerv in seinem Körper elektrisierte.

„Hawky?“

„Lasst uns zum Berg gehen“, entschied er und schritt lost. „Jiroushin, halt deinen Degen bereit, um mich im Ernstfall auszuschalten. Lorenor, kämpfe von der ersten Sekunde an mit allem was du hast und noch mehr. Setzt all dein angesammeltes Haki frei, ansonsten waren die letzten zwei Jahre nicht mehr als vergeudete Zeit.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maggy_24
2020-02-10T17:21:40+00:00 10.02.2020 18:21
Endlich *_*
Das Warten hat ein Ende. Bin gespannt wie es abläuft bei den beiden.
Antwort von:  Sharry
16.02.2020 20:09
Hey Maggy_24

Ich danke dir für deinen Kommentar und hoffe dir wird auch das nächste Kapitel gefallen^^'

LG
Sharry
Von: RuffysKreationen
2020-02-10T16:01:52+00:00 10.02.2020 17:01
Yes, yes, yes! *___*
Jetzt geht's ja richtig los! (auch wenn es ja schon fast wieder vorbei ist Q___Q)
Zorro musste ja wirklich einige Folter über sich ergehen lassen O.o
Und Jirou ist auch wieder da! Da hast du echt nen super sympathischen Chara geschaffen, echt jetzt XD und diese wunderschöne Beschreibung von Mihawk XD
Kann es kaum erwarten, dass Mihawk ernst macht o.o
Antwort von:  Sharry
16.02.2020 20:07
Hi!
Freut mich, dass du so gespannt bist und vielen Dank für dein Lob, ich mag Jirou auch echt gerne, der Typ muss echt viel mitmachen^^

Ich hoffe, dass das nächste Kapitel dir auch gefallen wird o.o'

Ganz liebe Grüße

Sharry


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