Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 38: Kapitel 36 - Waagschale ----------------------------------- Kapitel 36 - Waagschale   -Zorro- Wenn er ehrlich war überraschte es ihn nicht wirklich, dass er neben dem Samurai auch noch dessen ehemaligen Vizekapitän in der Eingangshalle antraf. Doch irgendetwas an den beiden war seltsam. Mihawk grinste süffisant als hätte er gerade ein äußerst gewitztes Wortduell gewonnen. Jiroushin auf der anderen Seite wirkte so ungewohnt ernst und starrte Zorro sowohl misstrauisch als auch verachtend an. Es war beinahe so als hätten die beiden ihre Körper getauscht, so untypisch und gegensätzlich sahen sie gerade drein. „Bist du bereit, Lorenor? Heute wird uns Jiroushin bei deinem Training helfen.“ Zorro nickte nur und folgte seinem Lehrmeister. Er traute dem Braten mal so gar nicht. Irgendwas war hier faul. Aber er hatte noch ein ganz anderes Problem. Dies sollte seine erste Trainingseinheit mit dem Samurai werden seitdem dieser ihn vor die Wahl gestellt hatte. Zorro wusste, dass er das Rüstungshaki nur meistern konnte, wenn er es trainierte und das bedeutete, dass er früher oder später auch wieder die Kontrolle verlieren würde. So wie der Samurai sich benahm vermutete Zorro eher früher als später und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Erst recht nicht, wenn jetzt auch noch Jiroushin dabei war. Doch Zorro sagte nichts, sondern folgte Mihawk stumm bis zu den Ruinen, bei denen sie zu trainieren pflegten. Der Marinesoldat an Mihawks Seite hatte die Arme verschränkt und sah alles andere als glücklich aus, Zorro entschied erst mal auch das zu ignorieren. Es war ihm egal was die beiden untereinander besprochen hatten, aber er hätte wirklich gerne vermieden Jiroushin mit in die Sache reinzuziehen. Ganz im Gegensatz zum Samurai, der über die jüngsten Entwicklungen hocherfreut schien. „Nun gut“, sprach ebendieser und lehnte sich gegen eine umgestürzte Säule, „wie wir alle wissen lernt Lorenor am schnellsten durch die direkte Konfrontation, daher denke ich ist es am Sinnvollsten, wenn wir genau da weiter machen wo wir letztes Mal aufgehört haben. Nur dieses Mal ist Jiroushin dein Gegner.“ Zorro nickte nur während der Blondschopf sich umsah. „Und wo sind wir dran?“, murmelte Jiroushin unzufrieden und bückte sich nach einem zerbrochenen Bambusstab. „Verhärtung?“ Der Samurai nickte: „Ganz recht.  Lorenor ist noch nicht bereit Waffen zu verhärten. Aber seine Hülle wird immer gleichmäßiger. Es wird dir Spaß machen, Jirou.“ Der Angesprochene murrte etwas Zustimmendes und schnallte sein Schwert ab. „Das alles nur weil du nicht selbst gegen diesen Mistkerl kämpfen willst.“ Zorro wusste ganz genau, dass er dieser Mistkerl war, aber damit konnte er leben. Also griff er nach einem der Bambusstäbe von dem einfach nicht schrumpfen wollenden Berg und ging in Kampfposition. Kopfschüttelnd tat Jiroushin es ihm gleich. „Ich kann es immer noch nicht glauben“, murrte er als er Zorro gegenüberstand. „Deswegen hast du dich also so oft so komisch benommen… deswegen warst du so gut.“ Grinsend zuckte Zorro mit den Achseln und verhärtete seine Waffe. „Ich hab keine Ahnung was du meinst“, entgegnete er und umfasste den Bambus härter, „aber denk ja nicht, dass ich in dieser Gestalt auch so schwach bin wie Loreen.“ Irgendwie war es befreiend es endlich laut vor dem Blondschopf auszusprechen. „Einen Moment noch.“ Der Samurai kam zu Zorro hinüber, nun wieder einen kühlen, rationalen Ausdruck in den Augen. Mihawk beugte sich zu ihm hinab und sprach so leise, dass Jiroushin es anscheinend nicht hören sollte. „Da du noch nicht gut kontrollieren kannst, wann du fremdes Haki aufsaugst und wann nicht, ist mir das zunächst einmal nicht so wichtig. Achte erst einmal nur darauf, dass du den Stab gleichmäßig ummantelst, verstanden?“ Zorro nickte, immer noch den Marinesoldaten im Blick haltend, der ihn wiederum kühl betrachtete. „Außerdem brauchst du dir keine Sorgen zu machen, solange du sein Haki absorbierst, sollten deine eigenen Reserven nicht in einen gefährlichen Bereich sinken.“ Wieder nickte er, doch dann sah er den anderen an als Mihawk ihn an der Schulter berührte. „Jiroushin wird nicht versuchen dich umzubringen, aber er wird nicht so zurückhaltend sein wie auf Sasaki. Konzentriere dich.“ „Schon klar.“ „Können wir denn dann mal so langsam?“, brachte sich der Vizeadmiral ein. „Wie lange wollt ihr noch Flüsterpost spielen?“ Entschuldigend beide Hände hebend begab sich der Samurai zurück auf seine Säule und Zorro stand dem Soldaten gegenüber. Ein Prickeln glitt über seine Haut, was nichts mit Haki zu tun hatte. Mit Mihawk konnte er nicht wirklich kämpfen, dieser gab immer sein Bestes, um es zu vermeiden und daher lag Zorros letzter richtiger Kampf schon echt lange zurück. Es war egal, dass er gerade nur einen Bambusstab in den Händen hielt, dass der andere ihm überlegen war, dass Dulacre eine blutige Auseinandersetzung verhindern würde. Alles was gerade zählte war sein Gegner vor ihm und Zorro konnte ganz genau sehen wie Jiroushin ihn beobachtete. Sein erster richtiger Kampf gegen den friedvollen Krieger, fünftbester Schwertkämpfer der Welt. Für eine Sekunde schloss er die Augen und atmete tief ein, spürte diese vertraute Ruhe in sich, und dann griff Zorro an.   Der Samurai sollte Recht behalten; Jiroushin versuchte ihn vielleicht nicht direkt zu töten, aber gegen eine mittelschwere Gehirnerschütterung hatte er wohl nichts einzuwenden. Ziemlich zügig stellte Zorro drei Dinge fest. Zum ersten konnte er sein geschwollenes linkes Handgelenk nicht so bewegen wie er wollte ohne, dass es an seiner Konzentration nagte, weswegen er den Stab mittlerweile rechts führte. Als zweites bemerkte er die scharfen Augen seines Lehrmeisters und Zorro war sich langsam nicht mehr sicher, wen von ihnen der Samurai mehr beobachtete. Vertraute Mihawk am Ende doch nicht darauf, dass Jiroushin sich zurückhalten würde? Doch beides war unwichtig. Denn was Zorro am schnellsten bemerkt hatte war, dass er gut war. Nicht Jiroushin, davon war er von Anfang an ausgegangen. Nein, Zorros letzter echter Kampf auf Leben und Tod, Sieg oder Niederlage, lag nun schon Monate zurück und seine eigene Leistung immer im Verhältnis zum besten Schwertkämpfer der Welt zu sehen, hatte anscheinend seine Selbsteinschätzung getrübt. Nein, Zorro bemerkte wie gut er geworden war. Natürlich konnte er die heutige Auseinandersetzung nicht mit der letzten vergleichen. Damals war er Loreen gewesen und Jiroushin hatte nicht mal halbernst gemacht, aber vor allem lag es sechs Monate zurück und Zorro war einfach nicht mehr derselbe wie vorher. Nun wusste er was der Samurai gemeint hatte. Trotzdem hieß das noch lange nicht, dass das Spiel hier einfach war. Konnte sein, dass Zorro dem Marinesoldaten gar nicht so unterlegen war wie er gedacht hatte, aber zum einen kämpften sie gerade mit verdammten Bambusstöcken – und davon auch nur jeweils einen – und zum anderen hatte Jiroushin ihm Jahre der Hakianwendung voraus. Aber all das war ihm eigentlich egal. Zorro hatte Spaß. Dulacre hatte Recht, solange er bei jedem Aufprall etwas Haki des anderen absorbierte, solange würde er nicht Gefahr laufen durchzudrehen, solange konnte er sich einfach nur dem Kampf hingeben und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit konnte er genießen was er tat. Stunden vergingen wie im Flug und Zorro wurde einfach nicht müde und das obwohl er einem mächtigen Gegner entgegenstand. Jedes Mal, wenn ihre Stäbe gegeneinanderprallten konnte er spüren wie etwas Kälte durch seine Fingerspitzen glitt; er bildete sich ein, dass es sich anders anfühlte als beim Samurai, aber da konnte er sich genauso irren. Mit der Zeit wurde er immer sicherer, nachdem er am Anfang mehrere Rohre hintereinander zerbrochen hatte, hielt der jetzige nun endlich. Zorro konnte die scharfen Augen seines Lehrmeisters auf sich spüren, genauso wie die nicht minder harten Augen seines Gegners. Doch anders als sonst redete Jiroushin kaum. Damals auf Sasaki hatte der Soldat unablässig im Kampf mit ihm gesprochen, hatte ihm erklärt wie oder warum er etwas machte, hatte ihm Tipps und Tricks erläutert oder sich einfach mit ihm unterhalten. Nun war er ruhig, hochkonzentriert und todernst, nutzte jeden Fehler Zorros gnadenlos aus und gab ihm kaum Zeit einen Angriff zu parieren, vom Boden aufzuspringen, gab ihm kaum Zeit zu atmen. Aber ganz langsam konnte Zorro es sehen, konnte sehen, dass diese Auseinandersetzung nicht nur für ihn anstrengend war und das beruhigte ihn doch ein bisschen. „Du hast gute Reserven“, urteilte der Vizeadmiral als die Dämmerung begann einzusetzen. Von all den Dingen, die er loben konnte, entschied er das eine zu nehmen bei dem Zorro ganz offensichtlich schummelte. „Wenn du meinst“, entgegnete er grimmig und blockte den kommenden Angriff. Dann bemerkte er wie der Samurai leicht den Kopf neigte und ihm zunickte. Zorro verstand und nickte zurück; er hatte auch vermutet, dass die Aussage seines Gegners dahergekommen war, dass Jiroushins Hakireserven langsam zur Neige gingen, nun sollte Zorro also voll aufdrehen. Das konnte er, mal sehen wie lange er also brauchen würde, um dem Vizeadmiral all sein Haki zu entziehen. Aber es war schwieriger als gedacht. Es war eine Sache den Arm des Samurais zu packen und in Ruhe Energie zu ziehen, hier schlugen zwei ummantelte Gegenstände teilweise nur eine Millisekunde aneinander und er sollte diesen Moment nutzen, um dem anderen auszusaugen und das so schnell er konnte, ohne das es auffiel und sich dabei noch auf den Kampf konzentrieren. Ja, gar nicht so einfach. „Was soll das werden, wenn es fertig ist?!“ Beide Schwertkämpfer unterbrachen ihren jeweiligen Angriff und sahen zum Herrn der Insel herüber, der bis dahin nicht ein Wort gesagt hatte und sie nur mit verschränkten Armen beobachtet hatte. Nun sah er jedoch überaus erbost zu Zorro hinüber. „Was?“ Der Jüngste im Bunde hatte keine Ahnung warum Mihawk ihn so anstarrte als hätte er gerade Yoru von seiner Kommode heruntergestoßen. Erneut gab der Ältere ihm diesen Blick und nickte leicht. „Was denn, ich mach doch!“, knurrte Zorro. „Ganz offensichtlich nicht!“ „Was geht denn hier vor?“ Jiroushin schaute missbilligend zwischen ihnen hin und her. „Du treibst mich in den Wahnsinn, Lorenor.“ Schwer seufzend erhob sich der Samurai und schritt zu Zorro hinüber. „Ich habe dir doch das Zeichen gegeben“, murrte er entnervt. „Ja, ich weiß“, entgegnete Zorro nicht weniger genervt. „Warum saugst du ihm dann weiter Haki aus?“ Erneut konnte nur Zorro den Samurai hören, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er verstand was der andere von ihm wissen wollte. „Das hast du mir doch gesagt“, meinte er und zog eine Augenbraue nach oben. „Was? Wann soll ich dir das gesagt haben?“ „Ja gerade eben, als du mir so komisch zugenickt hast.“ Zorro musste gestehen, dass es ihm schwer fiel bei so viel Blödheit ruhig zu bleiben. „Wovon redest du?“ Kopfschüttelnd sah Dulacre ihn beinahe entrüstet an. „Ich habe dir gesagt, dass du genug von Jirou‘s Haki aufgesaugt hast und deshalb nun aufhören sollst. Damit auch deine Speicher leer werden.“ „Was? Wann hast du das denn gesagt?“ „Gerade doch als ich dir zugenickt habe.“ „Du hast mir zugenickt!“ Sie waren beide nicht mehr so leise wie sie wollten. „Woher soll ich wissen was du damit meintest? Ich dachte du meintest gib ihm den Gnadenstoß und nicht nimm dich zurück.“ „Welchen Sinn würde es denn ergeben so weiter zu machen wie bisher, Lorenor? Es war doch ganz offensichtlich was ich wollte.“ „Ganz offensichtlich nicht, sonst hätte ich dich ja nicht falsch verstanden!“ „Hey, hey!“ Jiroushin hatte sich dazugesellt und zog sie nun mehr oder weniger auseinander.  „Könnte mir bitte auch mal einer erklären was hier vor sich geht?“ „Lorenor ist zu dumm meine Anweisungen zu befolgen!“ „Woher soll ich wissen was ein verdammtes Zunicken bedeuten soll? Ein Nicken ist keine eindeutige Anweisung, es ist noch nicht mal irgendeine Anweisung, du hättest genauso gut einfach einen Schlaganfall haben können.“ „Hör auf mein Alter als Argumentationsgrundlage zu nutzen.“ „Hör auf einfach Dinge vorauszusetzen. Wenn du willst, dass ich etwas mache dann erkläre es mir mit Worten wie jeder normale Mensch auch und nicke mir nicht einfach mitten in einem Kampf zu.“ „Ich habe vorher mit dir besprochen, dass du dich zunächst an den Kampf gewöhnen sollst und danach...“ „Und danach was? Du hast nichts von und danach gesagt!“ „Jetzt beruhigt euch doch mal!“ Zorro und Mihawk drehten sich simultan zum Vizeadmiral um, der gerade augenscheinlich bereute ihrer beider zornigen Blicke auf sich zu ziehen. „Okay“, murmelte Jiroushin und hatte beide Arme beruhigend erhoben, „jetzt ist alles geklärt, oder? Du weißt jetzt was du zu tun hast?“ Er sah Zorro direkt an. „Ja, jetzt schon“, murrte der Jüngste im Bunde bissig. „Sehr gut“, unterbrach Jiroushin den aufkommenden Kommentar des Samurais. „Dann können wir ja jetzt weitermachen. Der Tag neigt sich dem Ende zu, ihr habt nicht mehr viel Zeit.“ „Viel Zeit wofür?“, hakte Zorro misstrauisch nach. Doch der Blondschopf gab ihm nur ein halbes Grinsen und winkte ab, auch Mihawk schwieg, aber Zorro wusste sofort, dass die Gefahr vom Morgen noch nicht verflogen war. Wieder ging er in seine Ausgangsposition. „Eine Sekunde noch.“ Überrascht nahm Zorro einen zweiten Bambusstab vom Samurai entgegen. „Für dein Haki“, murmelte der Ältere ruhig und Zorro war sich ziemlich sicher, dass er es diesmal richtig verstand. Er musste seinen Hakiverbrauch erhöhen. Bis zu diesem Punkt war Zorro schon oft gekommen, aber an dieser Stelle hatte der Samurai ihr letztes Training unterbrochen. Zorro musste ihm beweisen, dass er es ernst meinte, dass er bereit war, seinem Monster gegenüberzustehen. Der Bambus brach.   -Mihawk- „Konzentriere dich!“, schollt er seinen Schüler und reichte ihm zwei neue Rohre. Er konnte ganz genau sehen, dass Lorenor nervös war, für einen Moment hatte er seinen Hakifluss nicht unter Kontrolle gehabt. Es war halt offensichtlich. Lorenor lernte schnell und dank seines Talents und seiner Kraft konnte er schon jetzt mit den ganz Großen mithalten, aber er war dennoch ein Anfänger in der Verwendung von Haki und machte dementsprechend auch noch Anfängerfehler. Auf diesem Niveau fielen sie halt einfach noch deutlicher auf. Dann ging der Kampf weiter. Jetzt wo Lorenor nicht mehr Jirous Haki anzapfte konnte auch Mihawk sich auch auf andere Dinge konzentrieren. Auch wenn Dulacre es nicht zugeben würde, war es höchst anstrengend für ihn Lorenors Hakifluss zu folgen. Es erforderte schon besonderes Können den Hakifluss eines anderen wahrnehmen zu können, etwas was Dulacre perfektioniert hatte. Aber dann auch noch wahrzunehmen, wenn winzige Tropfen Energie zwischen verschiedenen Rüstungen ausgetauscht wurden war selbst für ihn nicht einfach. Wenn er es fühlen könnte, wäre es machbarer, aber aus mehreren Metern Entfernung, inmitten eines ernsten Kampfes, ja das forderte wirklich auch ihn. Nun jedoch war das vorbei, nun konnte er sich ganz normal dem Kampf widmen und Lorenors Fortschritt beurteilen. Es brauchte keinen Meister, um zu erkennen, dass sein Wildfang nicht mehr der Selbe war wie vor sechs Monaten. Obwohl das Training sich nur um Haki gedreht hatte, sie kaum einen echten Kampf nachgestellt hatten, hatte Lorenor sich gut entwickelt. Immer noch haperte es an seinem Observationshaki, viel zu oft brauchte er zu lange und konnte Angriffe nur im letzten Moment parieren, noch seltener ausweichen. Nun als Mann und mit einer beachtlichen rohen Kraft ausgestattet konnte er diese Patzer ausgleichen, aber als Loreen wäre er schon längst besiegt. Doch dafür hielt Dulacre dem Jüngeren zugute, dass er sich noch nicht einmal anmerken ließ, dass sein Handgelenk schmerzte. Ein Fremder hätte nicht bemerkt, dass dies derzeit eine Schwachstelle war. Es war wirklich beachtlich. Im Vergleich zu Jirou war Lorenor grobschlächtig und unausgereift, immer noch versuchte er mit bloßer Muskelkraft auszugleichen was ihm an Geschick und Geschwindigkeit fehlte. Sein Rüstungshaki war schon ganz gut, nicht perfekt und noch viel zu unstet, um eine Verlassbasis in einem echten Kampf zu sein, aber es wirkte fast schon ausgereifter als sein Observationshaki – was aber einfach nicht für letzteres sprach. Unter diesen Voraussetzungen sollte man meinen, dass Lorenor noch einen langen Weg vor sich hätte bis er überhaupt Jirou einholen würde, geschweige denn Dulacre. Sollte man meinen, denn je länger der Kampf anhielt, desto besser wurde Lorenor. Hier zeigte sich seine wahre Stärke, sein wahres Talent, etwas was dem Samurai schon früh aufgefallen war. Am Anfang hatte Jirou sich noch sehr zurückgehalten, Lorenor hatte es vielleicht nicht bemerkt, aber der Soldat war nahezu perfekt darin zu erkennen, wie weit er gehen konnte, ohne seinen Gegner direkt schwer zu verletzen. Je länger der Kampf jedoch angehalten hatte, desto weniger hielt Jirou sich zurück. Als er Lorenor wegen dessen Reserven angesprochen hatte, hatte er nicht dessen Haki gemeint - denn es würde schon einen längeren, härteren Kampf bedürfen, um diese Energiequelle versiegen zu lassen – sondern seine ganz simplen Kraftreserven. Jirou war davon ausgegangen, dass Lorenor von Anfang an mit voller Kraft gekämpft hatte und wunderte sich zurecht, warum der Jüngere mit der Zeit nicht nachließ, sondern nur noch stärker und besser wurde. Aber das war genau der Fehler. Mit jedem Angriff, jeder Parade, jedem Block und jedem Atemzug wurde Lorenor besser, schneller, stärker. Doch nicht, weil er sich am Anfang so sehr zurückgehalten hatte, nein, sondern einfach, weil er die Fähigkeit besaß und perfektioniert hatte seinen Gegner zu lesen. So wie er es mit Jiroushin tat. Mittlerweile war der Kampf auf einem Level angekommen, das Dulacres Behauptung bestätigte. Lorenor konnte es mit dem Vizeadmiral aufnehmen. Nicht von Anfang an, nicht in jedem Bereich, aber je länger der Kampf andauerte, desto stärker wurde Lorenor. Wenn sein Gegner den Fehler machte ihm Zeit zu geben, entweder weil man ihn nicht ernst nahm oder um mit ihm zu spielen, dann würde Lorenor das für sich nutzen, genau wie er es jetzt bei Jiroushin tat. Am Anfang war Jiroushin der klare Gewinner gewesen, doch Lorenor holte auf und er war verdammt schnell darin. Wie Dulacre das alles nervte! Dieses verdammte, unnatürliche, unfaire Talent! Als die Sonne den Horizont streifte merkte er einen schnellen Seitenblick seines besten Freundes. Das überraschte ihn. Zum einen bedeutete es, dass Lorenors Hakiabsorbtion so subtil verlaufen war, dass der Schwertmeister der Marine noch nicht einmal bemerkt hatte wie der Jüngling sich an seinen Reserven bedient hatte. Zum anderen war es höchst ungewöhnlich für Jiroushin seine Aufmerksamkeit nicht vollständig auf den Kampf vor sich zu lenken. Doch dann schmunzelte Dulacre. Der Blick des Blondschopfes hatte ihm ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass der andere ihn an die Wette erinnern wollte, dass seine Zeit ablief und der Soldat noch immer nicht von Lorenor überzeugt war. Aber dass Jiroushin sich die Zeit genommen hatte, um ihn überhaupt anzusehen bedeutete eigentlich schon komplett das Gegenteil, Jiroushin brauchte nicht mehr an Informationen, um sein Urteil zu fällen, auch wenn es ihm selbst vielleicht noch nicht bewusst war. Dieser Blick gerade bedeutete in Wahrheit, dass der Mann der Marine aufhören wollte, bevor Lorenor ihn überzeugen konnte, denn so langsam kippte die Waagschale. Dieser kleine Seitenblick bedeutete, dass Dulacre seine Wette gewonnen hatte, obwohl Jiroushin dachte, dass er der Sieger sein würde. Und sie waren noch nicht fertig. Er konnte es Lorenor ansehen, die Anstrengung, die über sein Gesicht glitt und das obwohl sein Körper immer noch so leichtfüßig war wie zu Beginn. Seitdem sein Wildfang mit zwei Stäben kämpfte zeigte sich deutlich, dass er sich sicherer fühlte, dass er mehr in seinem Element war. Aber zwei Rohre bedeuteten auch doppelt so schnellen Hakiverbrauch und das schien der Jüngere nicht einberechnet zu haben. Lange würde dieser Kampf nicht mehr andauern und eine erwartungsvolle Spannung erfüllte Dulacre. Dieses Mal würde er ganz genau hinsehen, wollte ganz genau sehen was passierte. Seine Schulter kribbelte leicht, er wollte das Monster sehen, Lorenors wahres Ich. Plötzlich wurde es deutlich dunkler, die Sonne war wohl soeben untergegangen und Jiroushin nahm das wohl als Zeichen, den Kampf zu beenden. „Es reicht!“, brüllte er in einem direkten Angriff. Bambus brach und Lorenor rutschte auf allen Vieren über den Boden. Die Luft war voller Elektrizität, wie bei einem Gewitter. Sich dessen augenscheinlich nicht bewusst sah Jiroushin zu Dulacre herüber. „Es tut mir leid, Hawky. Es ist vorbei, dein Schützling konnte mich...“ „Shh...“ Dulacre hob eine Hand und unterbrach seinen Freund während er ein paar Schritte auf ihn zumachte. Sein Blick war auf Lorenor geheftet, der immer noch auf dem Boden hockte, die Hände wie Krallen in die Erde gebohrt. Da war er wieder, der Dämon des East Blues war erwacht. „Hawky, was soll…?“ Langsam erhob Lorenor sich, den Kopf halb zur Seite gekippt, ein beinahe wahnsinniges Grinsen auf den schmalen Lippen, die dreckigen Finger schlossen und öffneten sich wie von vor Anspannung verzerrte Klauen und immer noch waren es diese Augen die Dulacre mehr faszinierten als alles andere. Ein leises, kehliges Lachen hallte durch die aufkeimende Dunkelheit und der Samurai spürte die eigene Blutgier aufsteigen. Er wollte kämpfen. „Was zur…?“ „Darf ich vorstellen, Jiroushin? Der Dämon des East Blue: Lorenor Zorro.“ Es war genau wie beim letzten Mal, doch jetzt wusste Dulacre es mit Sicherheit. Nun verstand er zumindest den Auslöser dieses Monsters. Lorenors eigene Reserven waren noch nicht erschöpft gewesen, sein Haki war noch gar nicht auf ein lebensbedrohliches Level hinabgesunken. Aber das stimmte nur auf den ersten Blick. Tatsächlich waren Lorenors Speicher noch gut gefüllt, aber nicht mit seinem eigenen Haki – das konnte Dulacre wenn überhaupt nur noch schemenhaft wahrnehmen – sondern mit dem Haki, welches Lorenor Jiroushin abgesaugt hatte. Aber das Problem war, dass dieses fremde Haki die Reste von Lorenors eigenem komplett überlagert hatte. Deswegen verbrauchte das Monster so viel Haki. Es verhinderte, dass das fremde Haki das eigene zerstören würde. Zumindest war das Dulacres Vermutung. Viel mehr als Vermutungen aufgrund seiner Beobachtungen aufstellen konnte Dulacre so oder so nicht machen und er war sich auch schon fast sicher warum. Wenn zwei verschiedene Rüstungshaki sich überlappten würde das stärkere immer das schwächere zerstören. Das mächtigere Königshaki durchbrach das unterlegene. Er konnte sich gut vorstellen, dass zu viel fremdes Haki für Lorenor tödlich sein könnte, wenn sein eigenes so gefährlich niedrig wurde. Doch dann kam ihm eine neue Idee, etwas, die erklären würde warum Lorenor so lange zum Regenerieren brauchte. Vielleicht zerstörte ein so drastisches Missverhältnis zwischen eigenem und fremden Haki Lorenors Fähigkeit neues Haki zu produzieren, zumindest zeitweise. „Interessant...“ „Hawky, was geht hier vor sich?“ Noch immer starrte Lorenor beinahe durch sie hindurch während sein kratziges, hallendes Lachen durch die aufsteigende Dunkelheit waberte. Dulacres Blut pulsierte, erinnerte sich an das letzte Mal als der andere in dieser Gestalt gewesen war. „Siehst du es, Jirou?“, flüsterte er beinahe ehrfürchtig. „Der Beginn eines neuen Zeitalters!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)