Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 37: Kapitel 35 - Konflikt --------------------------------- Kapitel 35 – Konflikt   -Zorro- „Lorenor Zorro!“ Verdammte Scheiße! Noch bevor Zorro diesen Gedanken auch nur zu Ende denken konnte prallte Stahl auf Stahl. Der Windstoß des Aufpralls schnitt seine Wange auf. Wie von feinsten Klingen berührt rissen an Schulter und Oberarm mehrere dünne Linien Stoff und Haut auf. Kaum einen Zentimeter vor Zorro stand Dulacre, ein einfaches Schwert gezogen und ummantelt. Seine Klinge war gekreuzt mit dem üblichen Schwert, welches ein jeder Marinesoldat mit sich herumtrug. „Geh mir aus dem Weg, Dulacre!“ Dem Samurai gegenüber stand niemand anderes als Cho Jiroushin, Vizeadmiral der Marine und Dulacres engster Vertrauter. Über die hochgewachsene Schulter des Älteren konnte Zorro kaum etwas erkennen, aber der pure Hasse, der aus der Silbe des Blondschopfes tropfte, erreichte ihn auch so. „Tut mir leid, Jiroushin, das kann ich nicht tun.“ Der Samurai klang gelassen wie eh und je. Erst jetzt realisierte Zorro, dass Mihawk eines der Schwerter genommen hatte, die zur Dekoration über dem Kamin hingen. Wie schnell musste er gewesen sein, um rechtzeitig den Angriff seines Kindheitsfreundes hatte parieren zu können? „Ich wiederhole mich nur äußerst ungern, Samurai Falkenauge.“ Zorro konnte sich nicht erinnern, den meist gutgelaunten Jiroushin je so ernst reden gehört zu haben. „Tritt zur Seite!“ Zorro war unaufmerksam gewesen, er hatte nur wenig geschlafen und sich mental auf das heutige Training vorbereitet. Die letzten Monate waren er und der Samurai nie auf Kuraigana von ungebetenen Gästen gestört worden, noch nicht einmal mehr von Eizen; ganz offensichtlich hatte Zorro sich daran etwas zu sehr gewöhnt. „Nein.“ Dulacre hörte sich immer noch alles andere als angespannt an und das obwohl er den Angriff seines besten Freundes abgehalten hatte. Sowohl Zorro als auch Mihawk hatten damit gerechnet, dass der Tag irgendwann kommen würde; der Tag, an dem Jiroushin herausfinden würde, wer Lady Loreen wirklich war. Dass es so geschehen würde, damit hatte Zorro allerdings nicht gerechnet. Er hatte den Schwerthieb des Soldaten kaum vorhersehen können, hatte kaum die Zeit gehabt auszuweichen. Hätte der Samurai sich nicht dazwischen gestellt, wäre Zorro jetzt höchstwahrscheinlich tot oder zumindest ziemlich blutig. Und da behauptete Mihawk tatsächlich, dass Zorro dem Blondschopf bald ebenbürtig sein sollte? Von wegen. „Dulacre“, brachte Zorro sich ein. Er wollte nicht, dass die beiden sich seinetwegen einander entgegenstellten. „Geh zur …“ „Halt dich da raus, Lorenor!“ Was fiel dem anderen ein ihm einfach den Mund zu verbieten? Hier ging es schließlich um ihn! „Jiroushin“, ergriff der Samurai nun wieder das Wort, „ich habe dich damals darum gebeten, dass meine Worte dich erreichen mögen, wenn der Tag gekommen ist.“ Wovon redete der andere bitte? „Also bitte, stecke dein Schwert ein und lass uns reden.“ „Was soll das?“, entgegnete der Soldat, deutlich kühler als Zorro von ihm gewohnt war. „Damals ging es um Loreen, Dulacre. Du wirst mich nicht davon abhalten den Zerstörer der G6 zur Rechenschaft zu ziehen.“ Leise lachte der Samurai auf und schüttelte leicht den Kopf. „Oh nein, das kann ich nicht zulassen, Jiroushin.“ Zorro spürte wie das Blut seine Wange hinab glitt und auf sein Hemd tropfte, doch viel mehr beeindruckte ihn das Prickeln auf seiner Haut, dass durch die Männer vor ihm ausgelöst wurde, so stark waren sie also wirklich. „Lass deine Spielchen!“, knurrte der Vizeadmiral bitterböse. „Hier geht es nicht um deine verqueren Vorlieben. Mag sein, dass er dein Protegé ist, aber ich kann ihn nicht ungestraft davonkommen lassen. Ein letztes Mal: tritt zur Seite!“ „Ein letztes Mal“, entgegnete der Samurai nun ebenso ernst, „wenn du Lorenor willst, muss du erst an mir vorbei und glaube mir, diesen Kampf wirst du verlieren.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen veränderte Mihawk den Griff um sein Schwert leicht, sodass nun der Rücken der Klinge seiner Waffe Jiroushins Schneide standhielt. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der beste Schwertkämpfer der Welt bereit war zu kämpfen. „Wenn du mir keine Wahl lässt werde ich dieser Forderung nachgeben.“ „Das reicht jetzt!“ Zorro entschied nun endlich dazwischen zu gehen, bevor es wirklich handgreiflich werden würde. „Lorenor, tritt zurück, das hier hat nichts mit...“ „Hör doch auf“, unterbrach er den Samurai, „hier geht es nur um mich und ich habe dir schon mal gesagt, dass ich nicht zulasse, dass ihr eure Freundschaft wegen mir gefährdet.“ „Warte was?“ Schnell sah Zorro zum Blondschopf hinüber, der ihn misstrauisch beäugte. „Das waren genau die Worte, die Loreen einst zu mir gesagt hat“, murmelte dieser. „Wie schwer von Begriff bist du eigentlich, Jiroushin?“, murrte Mihawk und senkte seine Waffe. „Noch offensichtlicher können wir es dir doch nicht machen.“ Für einen Moment sah der Soldat zwischen Zorro und Dulacre hin und her und dann konnte Zorro sehen, wie Jiroushin auf seine Brust starrte, wo halb verdeckt von seinem Hemd die kleine Goldkette hing, die der Samurai ihm geschenkt hatte. Die grünen Augen des Vizeadmirals wurden groß. „Unmöglich“, flüsterte er, „das ist doch unmöglich.“ Jetzt waren sie alle still. Zorro wusste, dass Jiroushin ihn jederzeit erneut angreifen konnte und er zweifelte immer noch daran, dass er selbst vorbereitet schnell genug reagieren konnte, aber er würde sich nicht noch einmal vom Samurai beschützen lassen. „Das meinst du nicht ernst.“ Mit einem halben Lachen schüttelte Jiroushin den Kopf und sah Dulacre anklagend über Zorro hinweg an. „Du willst mich doch für blöd verkaufen.“ „Nicht nötig, du stellst dich schon von allein dumm genug an.“ Der Jüngste von den Anwesenden rollte mit den Augen. Der Samurai wusste wirklich nicht wie man einen Konflikt entschärfte.  „Du willst mir also weiß machen, dass dieser… dieses Monster...“ Der Soldat nickte zu Zorro hinüber, ohne ihn jedoch anzusehen. „und Lady Loreen ein und dieselbe Person sein sollen?“ „Ist das so viel unwahrscheinlicher, als dass Lorenor Zorro den Untergang der G6 unverletzt überlebt hat?“ Nun blitzten die ernsten Augen wieder zu Zorro hinüber. Erneut sagte keiner ein einziges Wort. Plötzlich ging die Tür hinter Zorro auf und Perona steckte den Kopf rein. Alle Schwertkämpfer sahen zu ihr hinüber, ihre Augen wuchsen auf doppelte Größe an und schnell schloss sie die Tür wieder und verschwand. „Unmöglich“, murrte der Samurai genervt. „So unhöflich.“ „Du bist nicht viel besser“, brummte der Soldat ebenso verdrießlich und steckte sein Schwert weg. Ganz offensichtlich war die Spannung gebrochen. „Ach, ich bitte dich, ich weiß wenigstens wie man sich benimmt“, entgegnete Mihawk und brachte seine Waffe zurück zu ihrer Halterung. „Dann mach von diesem Wissen doch wenigstens mal ab und an Gebrauch.“ Zorro beobachtete die anderen beiden, anscheinend war er der Einzige, für den der Kampf noch nicht vorbei war und der Samurai bemerkte es, denn er nickte zu ihm hinüber und verschränkte die Arme. „Alles in Ordnung Lorenor. Du kannst dich entspannen.“ „Da wäre ich mir aber nicht so sicher“, widersprach Jiroushin und ließ sich entgegen seiner Worte auf einen Stuhl am Esstisch fallen. Missmutig zog er eine halbgeleerte Kaffeetasse zu sich rüber. Dabei waren seine sonst so fröhlichen Augen fest auf Zorro gerichtet, sein sonst immer grinsender Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst. „Ach bitte“, meinte Mihawk nun und ging am Soldaten vorbei. Am Tisch angekommen zog er die übliche Tageszeitung vom Frühstückstablett, ehe er zu seinem Lieblingssessel hinüber schlenderte und sich hineinfallen ließ. Mit überschlagenen Beinen öffnete er die Zeitung als wäre der Konflikt bereits vorbei. „Jetzt bist du noch wütend und wahrscheinlich auch verärgert, aber sobald alles geklärt ist wirst du schon bald wieder so dämlich aus der Wäsche grinsen wie sonst.“ Der Vizeadmiral schnaubte verächtlich auf. „Du bist ganz schön gelassen für diese Situation hier, Dulacre.“ „Oh nein, das missverstehst du, Jiroushin, ich bin über alle Maße erzürnt. Es ist eine Sache, wenn Lorenor unbedachte, leichtsinnige Fehler begeht...“ „Hey“, murrte Zorro doch der andere ignorierte ihn vollkommen. „... aber, dass ich nicht wahrnehme, wenn ein Vizeadmiral an Land kommt, tze. Dafür kann es keine Entschuldigung geben.“ Der genannte Vizeadmiral wollte etwas erwidern, plötzlich jedoch schaute der Samurai über die Zeitung hinweg und sah Zorro ziemlich entrüstet an. „Und trotzdem Lorenor, das rechtfertigt noch lange nicht, dass du so unbedacht hereinspaziert kamst. Du hättest Jiroushin bemerken müssen und nicht einfach so hereinplatzen sollen.“ „Sagt der, der tief und fest geschlafen hat als ich hereinkam“, murmelte Jiroushin. Dem Jüngsten im Bunde gefiel das ganze überhaupt nicht. Vor wenigen Sekunden hatten beide Männer sich noch kampfbereit gegenübergestanden und nun benahmen sie sich beinahe so, als hätte dieser Moment vor wenigen Sekunden nie stattgefunden. Doch dann erkannte Zorro es, erkannte es so plötzlich und klar, dass er die Welle der Wehmut kaum aufhalten konnte ehe sie über ihn hereinschwappte. Diese beiden Idioten waren genau wie Ruffy und er. Ein halbes Jahr war er mit seinem Kapitän unterwegs gewesen, nur ein halbes Jahr, doch Zorro hatte ziemlich schnell gewusst, innerhalb weniger Tage, wenn er ehrlich war - auch wenn er es damals nicht hatte wahrhaben wollen - wie viel er bereit war für seine Kapitän zu geben. Vor über einem halben Jahr hatte er sich für seine Crew letztendlich geopfert und kurz darauf war seine Crew zerstört worden. Heute auf den Tag war ein Viertel der Zeit um, die sie alle hatten, um stärker zu werden. Erst ein Viertel und doch hatte Zorro nun auf Kuraigana genau so viel Zeit verbracht wie an Ruffys Seite. „Lorenor, hörst du mir überhaupt zu?!“ Überrascht sah Zorro auf. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er sich in dieser gefährlichen Situation hatte ablenken lassen. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“, schollt sein Lehrmeister dann auch sogleich. Doch Zorro wandte sich dem Vizeadmiral zu, der immer noch am Küchentisch saß, die leere Kaffeetasse in den Händen. „Du scheinst das alles sehr gelassen zu nehmen, Cho Jiroushin.“ Lange sahen ihn diese sonst so freudestrahlenden Augen ernst an. Vom Kamin her konnte Zorro Papierrascheln hören, der Samurai hatte wohl entschieden, diese Unterhaltung nur aus der Ferne zu beobachten oder ihm war seine Zeitung einfach wichtiger. Jiroushin lachte halbherzig auf und schüttelte den Kopf. „Eher im Gegenteil“, murmelte er dann und sah wieder zu Zorro hinüber. „Weißt du, dass du einer der ersten Menschen warst, die ich gerne selbst getötet hätte?“ Dieses Geständnis überraschte Zorro vielleicht nicht so sehr wie es sollte. „Für uns Marinesoldaten ist es selbstverständlich unser Leben tagtäglich aufs Spiel zu setzen und jeder Kampf, gewiss jeder Krieg kann Verluste herbeiführen.“ Nun beugte Jiroushin sich über den Tisch hinweg und griff nach der Kaffeekanne. „Aber das was du gemacht hast, das war kein Kampf, keine faire Auseinandersetzung. Wie Ungeziefer hast du meine Kameraden in ihrer Burg ausgeräuchert. Die fähigen Krieger, die naiven Anfänger, die zur Ruhe kommenden Veteranen zugleich. Doch auf diesem Stützpunkt lebten ja nicht nur die Soldaten, die ihr Leben der Gerechtigkeit geschworen hatten, sondern auch Ärzte, Reinigungs- und Küchenpersonal, Werftmitarbeiter und Techniker. Nicht nur für einen Soldaten ist die Basis eine zweite Heimat, für manche sogar die einzige und du hast das alles zerstört, all diese Leben und die Leben der Familienmitglieder, der Freunde.“ Der Blondschopf schnaubte auf. „Und wofür? Für eine Handvoll Verbrecher und Piraten.“ Kopfschüttelnd sah Jiroushin zum Samurai hinüber. „Vergib mir, dass ich deinen ach so verehrten Wunderknaben nicht so herzlich empfange, wie du es offenbar kannst.“ Der Soldat klang so erschöpft, dass in seiner Stimme noch nicht einmal Sarkasmus mitschwang. Zorro nahm diese Worte hin. Es war nicht das erste Mal, dass er die Anklage hörte und es würde nicht das letzte Mal sein. Er wusste was er getan hatte, war sich dem Ausmaß wirklich bewusst gewesen. Zorro hatte keine Entschuldigung, wollte und konnte sich nicht rechtfertigen. Ja, er hatte unzählige unschuldige Menschen getötet nur um seine Freunde zu retten und von all diesen Menschen hatte ausgerechnet er eine zweite Chance bekommen, war durch nicht mehr als einen seltsamen Zufall doch am Leben. Diese Ungerechtigkeit stimmte selbst ihn des Öfteren nachdenklich und er würde nie vergessen was er getan hatte und immer noch bereit war zu tun. Aber die Welt war nun mal kein gerechter Ort und Zorro würde tun was er tun musste, um seine Freunde vor dieser Ungerechtigkeit zu bewahren. „Jetzt stehst du hier, wie durch ein Wunder am Leben, und mein bester Freund bittet mich nicht nur darum dich am Leben zu lassen, sondern dich gleich ganz zu verschonen. Hochverrat zu begehen indem ich dein Überleben meinen Vorgesetzten verschweige und als wäre das noch nicht genug, behauptet ihr doch glatt, dass du und Lady Loreen - die liebenswerte, unschuldige Loreen - ein und dieselbe Person sein wollt.“ Nun lehnte Jiroushin sich kopfschüttelnd zurück, Hände immer noch an seiner bereits wieder halbleeren Tasse. „Wusstest du es, Dulacre? Als du mich um Informationen über die Strohhüte batst? Als du mich darum batst Loreen zu trainieren? Als ich mit ihr gekämpft habe? Auf dem Ball getanzt habe?“ „Ja, Jiroushin, ich habe dich von Anfang an belogen.“ Der Vizeadmiral entgegnete nichts, sondern nahm einen tiefen Schluck. Jiroushin sah älter aus als sonst. Sein Gesicht so ungewohnt ernst, so ungewohnt hart und voller Trauer. Sein Blick auf die Tasse zwischen seinen Fingern gerichtet lachte er leise auf. „Wie oft habe ich mit Lirin darüber gesprochen, dass ich mir Sorgen um dich mache, Dulacre, da du wie ein Wahnsinniger irgendeinen Bengel aus dem East Blue verfolgst und als ich damals von der G6 und Lorenor Zorros Tod erfahren hatte, war mein erster Gedanke nicht wie schrecklich das alles war, wie viele Kameraden und Freunde ich verloren hatte, was das für eine furchtbare Tat gewesen war. Nein, meine erste Sorge war, dass du vielleicht etwas wirklich Dummes anstellen würdest.“ Überrascht über diese Aussage senkte Zorro den Blick, spürte wie seine Wangen warm wurden. Er hatte schon oft gehört, dass Mihawks Interesse an ihm nach ihrem Aufeinandertreffen im East Blue größer gewesen war als er je vermutet und der andere je zugegeben hätte. „Jetzt übertreib mal nicht“, murrte der Samurai von seinem Sessel herüber. „Ich war aufgebracht, aber...“ „Aufgebracht ist gar kein Ausdruck, du warst regelrecht außer dir. Doch dann tauchte aus dem Nichts diese zierliche, zerbrechliche Lady Loreen auf und du warst wie ausgewechselt. Ich habe dich selten so glücklich gesehen und obwohl ich meine Zweifel hatte, meine Fragen hatte, habe ich doch entschieden das alles zu ignorieren, um deinem Glück nicht im Weg zu stehen. Jetzt im Nachhinein kommt mir das alles wirklich sehr gutgläubig vor. Ich hätte von Anfang an sehen müssen, dass an der ganzen Situation doch was faul war.“ Mihawk schnalzte leicht mit der Zunge und erhob sich. „Es ist nicht dein Vergehen, Jiroushin. Die Leute tendieren dazu das Unmögliche nicht in Betracht zu ziehen und ich wollte sichergehen, dass du Lorenor nicht in seiner weiblichen Gestalt angreifen würdest. Er war so zerbrechlich. Selbst jetzt...“ Er beendete den Satz nicht und deutete einfach nur auf Zorro. „Könntest du mal damit aufhören?“, murrte Zorro ziemlich wütend und rieb sich das Blut von der Wange. „Von wegen zerbrechlich. Außerdem wer hat mich gestern noch durch den Raum geworfen?“ Zorro konnte sehen, dass allein die Erinnerung an den vergangenen Abend ausreichte, um den Samurai in seine Schranken zu weisen. Dann bemerkte er wieder die Augen des Vizeadmirals auf sich. „Und du willst Lady Loreen sein? Das will ich einfach nicht glauben. Ihr seid wie Tag und Nacht.“ Zorro zuckte mit den Achseln. „Das brauchst du mir nicht sagen, glaub mir ich…“ „Ich habe euch meinen Segen gegeben!“ Plötzlich sprang der Blondschopf auf und eilte drei Schritte in Mihawks Richtung, klappernd fiel sein Stuhl zu Boden. „Was?“ Zorro hatte keine Ahnung was der Soldat damit meinte, aber anhand der rosigen Wangen des Samurais ahnte er, dass es nichts Gutes bedeuten konnte, während der Soldat weiter stammelte. „Warte mal, warte mal! Er, Hawky? Er?! Ich meine, bei dem Altersunterschied mit Loreen wollte ich ja nichts sagen, weil du glücklich warst und du weißt, dass ich mich in solche Dinge nicht einmische, aber...“ „Jiroushin!“, kühl unterbrach Dulacre den Blondschopf. „Lorenor und ich sind kein Liebespaar.“ „Was?! Woher kommt denn plötzlich der Scheiß?!“ Fassungslos starrte Zorro die anderen beiden Männer vor ihm an. „Wer kommt denn auf die hirnrissige Idee, dass ...“ Er konnte den Gedanken kaum weitersprechen. Dulacre war sein Lehrmeister, sein größter Rivale, vielleicht auch ein Freund, nun gut sie waren Freunde und vielleicht hatten sie durch ihre Ansichten im Schwertkampf eine Ebene miteinander die nicht viele hatten, aber...so etwas? Der Samurai sah ihn herablassend an. „Natürlich ist diese Idee von außen gesehen nicht so abwegig, Lorenor. Die Presse hat die innige Beziehung zwischen Falkenauge und Lady Loreen sehr schnell verbreitet und ausgeschmückt; wir selbst haben uns bemüht die Kluft zwischen Sein und Schein möglichst groß zu halten.“ „Ja aber Liebe? Wer glaubt denn an so einen Schwachsinn?“ Zu seiner Verwunderung wurde Zorro nun von beiden Männern angesehen. Mihawks Ausdruck schwer lesbar, zwischen belustigt, genervt und kühl. Der Vizeadmiral eher verwirrt und auch leicht beleidigt. „Du weißt schon, dass ich mit der Liebe meines Lebens gerade ein Kind erwarte?“ Entschuldigend hob Zorro beide Hände in die Höhe. „Tschuldigung, aber in welcher Sekunde habe ich dir bitte irgendwie zu verstehen gegeben, dass da irgendwas mit diesem hochnäsigen alten Mistkerl von wegen Lehrmeister laufen würde?“ „Lorenor!“ „Wann nicht?!“, entgegnete der Vizeadmiral, der ebenfalls den Samurai außen vorließ. „Also als wir uns das erste Mal trafen trugst du eines von Hawkys Hemden…“ „Das war mein Hemd. Außerdem haben wir uns nicht da zum ersten Mal getroffen.“ Für einen Moment sah Jiroushin ihn verdutzt an. „Nicht?“ „Nein. Shelltown, Marinebasis, vor etwas mehr als einem Jahr“, murrte Zorro, bemüht das Thema in eine andere Richtung zu lenken. „Oh, ich erinnere mich. Kapitän Morgan; da war dieser junge Mann an ein Holzkreuz gefesselt. Er hatte wohl den Sohn von Morgan angegriffen und sollte deshalb hingerichtet werden. Das warst du?“ Zorro konnte ein leises Grinsen nicht verhindern, die Geschichte damals hatte sich doch etwas anders abgespielt, aber es wunderte ihn nicht im mindesten, dass dieser Axtheini von Anfang an nicht vorgehabt hatte ihn nach den 30 Tagen laufen zu lassen. Glücklicherweise war ja dann Ruffy aufgetaucht. „Und schon damals bist du nicht gestorben, nicht wahr?“ Nun schmunzelte Zorro leicht über diese fast anklagenden Worte. „Der Tod und ich sind halt keine Freunde.“ „Nun gut, könnten wir dieses leidige Thema dann abschließen?“, brachte sich nun der Samurai wieder ein, offensichtlich beleidigt, dass sie ihn ignoriert hatten. „Also es ist jetzt alles geklärt, oder? Lorenor ist Lady Loreen, niemand darf davon erfahren. Ihr habt euch ausgesprochen und alle sind zufrieden. Jirou, könnten wir dann zum eigentlichen Punkt kommen? Was Lorenors Training angeht habe ich mir überlegt, dass wir...“ „Halt mal!“ Der andere unterbrach Mihawk mit der flachen Hand ins Gesicht gedrückt. „Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?“ Sich keiner Schuld bewusst neigte der Schwarzhaarige den Kopf und löste sich von der Hand des anderen. „Du lässt mich unter Verschluss gestellte Akten stehlen, lügst mich monatelang an, benutzt mich ohne mein Wissen um einen Verbrecher zu trainieren, verlangst nun von mir, dass ich ihn nicht an die Marine ausliefere und denkst du kannst mich jetzt einfach wieder ins Training einspannen?“ Für einen Atemzug war es ruhig. „Nun, ja.“ Dulacre nickte. „Bist du denn wahnsinnig?! Warum sollte ich so etwas tun?!“ „Weil ich dich darum bitte und du mir eine große Hilfe wärest. Mit dir zusammen wären einige Punkte in Lorenors Trainingsplan viel einfacher anzugehen.“ „Neihein!“ Schnaubend wandte sich der Blondschopf um und stakste durch den Raum, die Arme verschränkt. „Ich werde dir nicht helfen damit das Training für einen meiner Feinde und einen Feind der Marine einfacher wird! Wie kannst du nur glauben, dass ich so etwas tun würde?!“ „Ich bin wirklich überrascht wie aufbrausend du heute bist, Jiroushin. Das bin ich nicht von dir gewöhnt.“ „Könntest du eine Sekunde ernst bleiben, Hawky? Wieso trainierst du ihn überhaupt?“ Nun zeigte der Marinesoldat mit ausgestrecktem Arm auf Zorro. „Dieser Kerl ist auch dein Feind. Schließlich will er dich doch besiegen, dir deinen Titel rauben, oder nicht? Also...“ „Lorenor, bitte gib Jiroushin und mir ein paar Minuten.“ Es wirkte noch nicht einmal so, als ob der Samurai den anderen unterbrechen würde. Er hatte bereits entschieden. „Du solltest etwas frühstücken und dann treffen wir uns – sagen wir – in 15 Minuten in der Eingangshalle, in Ordnung?“ „Hawky! Ignorier mich nicht einfach!“ Zorro erkannte die Art wie der andere mit ihm sprach. Hier gab es keine Diskussion, keine Widerrede.  Ob wohl er die Situation alles andere als für geklärt hielt nickte er knapp und wandte sich zum Gehen. „Noch eine Frage Lorenor.“ An der Tür blieb Zorro seufzend stehen, sein Lehrmeister konnte schon wirklich nervig sein. „In welcher Gestalt warst du heute Morgen laufen?“ Überrascht sah er Mihawl kurz an, ehe er kopfschüttelnd ging. „Wir hatten das doch abgesprochen, nicht in dieser.“     -Mihawk- Schmunzelnd beobachtete er wie Lorenor ging, erst dann wandte Dulacre sich seinem Kindheitsfreund zu, der ihn nun deutlich zu ruhig ansah. „Du meinst es ernst, nicht wahr? Du willst mich wirklich dazu überreden dir dabei zu helfen aus diesem Monster einen unbesiegbaren Feind zu machen?“ Nun konnte Dulacre kaum ein böses Grinsen verhindern. „Genau.“ Kopfschüttelnd lehnte Jiroushin sich gegen den Tisch. „Warum? Reichen dir die Feinde die sowohl du als auch die Marine hat noch nicht? War der Krieg nicht schlimm genug?“ „Beruhige dich Jirou. Es ist...“ „Ich werde mich nicht beruhigen“, entgegnete der Blondschopf, ohne auch nur laut zu werden. Es war diese stille Wut, die Dulacre deutlich signalisierte, dass sein Freund es wahrlich ernst meinte. „Wie kannst du diesen Bengel nach allem was er getan hat immer noch schützen wollen? Er ist ein Monster.“ „So wie ich?“, fragte Dulacre nüchtern nach und konnte sehen wie sich die Augen seines Freundes weiteten. „Was, aber nein, bei dir ist das doch etwas ganz...“ „Weißt du wie viele Menschen ich getötet habe, Jiroushin?“ Für einen Moment glaubte sein Freund wohl, dass er eine rhetorische Frage stellte, aber da Dulacre nicht weitersprach zuckte Jiroushin dann doch mit den Achseln. „Weißt du wie viele Menschen in diesem Krieg gefallen sind? Für das Leben eines Verbrechers?“ „Worauf willst du hinaus, Hawky?“ Der Vizeadmiral hatte die Stirn in ernste Falten gelegt. „Wenn du Lorenor wegen seiner Taten verurteilst, frage ich mich wie du der Marine noch so treu dienen kannst, das ist alles.“ „Bist du noch bei Trost? Du vergleichst einen unvermeidbaren Krieg von Soldaten gegen einen Zusammenschluss unzähliger Piraten mit einem Attentat eines Einzelnen mit zivilen Opfern? Hast du sie noch alle?!“ „Du hast wohl recht. Es ist wahrlich nicht gerecht eine sinnlose Machtdemonstration der Weltregierung, die ihre Fürsorgepflichten gegenüber ihren Angestellten aufgegeben hat nur um einen einzigen Piraten komme was wolle hinrichten zu können, mit einem einzelnen Mann zu vergleichen, der bereit war das Leben seiner Kameraden über alles andere zu stellen.“ Jiroushin schnaubte auf. „Du warst schon immer begabt darin Tatsachen so ausdrücken zu können wie sie dir passen. Willst du mir etwas sagen, dass du gutheißt was dieser Pirat getan hat?“ Nun schmunzelte Dulacre wieder. „Ich will damit sagen, dass ich sowohl Lorenors als auch den Willen seines Kapitäns beneide.“ „Was? Wovon redest du?“ Der Samurai wandte sich ab und betrachtete die dunkle Feuerstelle. „Findest du es nicht beinahe wahnwitzig; der eine zerstört eine komplette Marinebasis nur um seine Freunde zu retten, der andere bricht in das sicherste Gefängnis der Weltregierung ein, nur um einen Freund zu retten, bricht erfolgreich wieder aus und nimmt dann auch noch an einem Krieg teil, dem er so einfach hätte zum Opfer fallen können?“ „Wahnsinnig ist wohl eher der passende Begriff für diese Monster.“ Erneut sah Dulacre seinen Kindheitsfreund an und lächelte schwach. „Ich wünschte ich wäre mehr wie diesen beiden Wahnsinnigen.“ „Was?“ „Dann hätte ich damals vielleicht einen anderen Weg gewählt.“ Überrascht öffnete Jiroushin den Mund, ohne jedoch etwas zu sagen. „Wäre mein Wille damals etwas stärker gewesen; wenn ich damals bereit gewesen wäre so viel zu opfern wie Lorenor oder sein Kapitän, dann wären die Dinge wohl ganz anders verlaufen.“ Kopfschüttelnd winkte er ab, als der andere immer noch nicht antwortete. „Du hast Recht seinen Taten zu verurteilen, ethisch gesehen ist es wohl wirklich kritisch, doch wir beide wissen, dass ich mich um so etwas nie geschert habe. Aber Lorenor hat seine Prinzipien und Prioritäten und allein danach handelt er, ungeachtet etwaiger Konsequenzen und das ist tatsächlich eine Stärke, die ich sehr beneide.“ Dulacre zuckte seine Achseln. „Ob man einen Menschen tötet oder hunderte, ein Mörder ist ein Mörder, die wahre Frage ist doch, ob man dabei seinem eigenen Ehrgefühl treu bleibt.“ Für einige Sekunden schwiegen sie beide, ehe Jiroushin schließlich antwortete: „Wie immer hast du eine eigene Logik, mit der du die Welt betrachtest, Dulacre. Ich stimme mit deinen Worten nicht überein und ich verstehe auch nicht wieso du diesem Bengel helfen willst? Was fasziniert dich an ihm so sehr, dass du die Wahrheit so verdrehst?“ Langsam drehte Dulacre sich zu seinem ehemaligen Vizen um. „Oh Jiroushin, bin wirklich ich es, der die Wahrheit verdreht oder die Weltregierung? Glaub mir, ob wir wollen oder nicht, bald wird ein neues Zeitalter anbrechen und ich habe das sichere Gefühl, dass der Strohhut und seine Crew nicht unbeachtlich daran beteiligt sein werden. Allerdings hat das nichts, aber auch gar nichts mit meinem Interesse an Lorenor zu tun.“ „Nicht?“, fragte Jiroushin und verschränkte die Arme, offensichtlich alles andere als zufrieden mit dem Verlauf des Gespräches. „Ich mache dir einen Vorschlag Jiroushin, hilf mir bei Lorenors Training heute und falls du...“, unterbrach Dulacre direkt den aufkeimenden Einwand seines Freundes,“...am Ende des Tages nicht ebenso überrascht und fasziniert von Lorenors Talent bist wie ich, werde ich mich dir nicht in den Weg stellen.“ „Was?“ Dulacre nickte: „Ganz recht, du kannst Lorenor zur Rechenschaft ziehen wie auch immer es dir beliebt und ich werde mich nicht einmischen.“ Ungläubig begutachtete der Vizeadmiral ihn eindringlich. „Du bist niemand der so leichtsinnig Wetten mit einem solch hohen Einsatz eingehen würde, das hier ist doch ein abgekartetes Spiel“, mutmaßte Jiroushin leise schnaubend. „Ich biete nur eine Möglichkeit an diesen Konflikt fair zu lösen. Du musst ja nicht drauf eingehen.“ „Und was wäre mein Einsatz, falls du mich überzeugen solltest?“, fragte der Soldat äußerst misstrauisch nach. „Du wirst Lorenor nicht verraten, nicht an die Marine, die Weltregierung, an niemanden, noch nicht einmal an Lirin, außerdem wirst du mir im Rahmen deiner Möglichkeiten bei Lorenors Training zur Seite stehen. Deine Erfahrung und Fertigkeiten kämen mir sehr gelegen.“ Laut lachte der andere auf. „Du bist ja wahnsinnig!“ „Mag sein, aber glaube mir, nach dem heutigen Tage möchtest du wissen wie viel besser Lorenor noch werden kann.“ Sie sahen einander an. „Du bist dir ziemlich sicher, dass du gewinnen wirst. Er mag zwar ein Wunderknabe sein, aber letzten Endes ist auch er nur ein einfacher Mensch, Hawky. Ich habe schon Hunderte im Schwertkampf unterrichtet, glaubst du wirklich, dass er der eine ist der mich noch überraschen kann?“ Dulacre schmunzelte. „Wenn du es so siehst, kannst du diese Wette ja beruhigt eingehen oder scheust du dich etwa?“ „Natürlich nicht.“ Sie schlugen ein und der Samurai konnte ein leises Lachen nicht verhindern. „Du hast bereits jetzt verloren, Jiroushin.“ Mit diesen Worten wandte er sich zur Tür. „Was macht dich da so sicher, Hawky?“ Über die Schulter hinweg grinste er den anderen an. „Glaube mir, mein Freund, so etwas wie Lorenor habe ich noch nie gesehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)