Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 14 - Schach ------------------------------- Kapitel 14 – Schach   -Zorro- „Also in diesem Zimmer wirst du von jetzt an wohnen. Es ist deutlich angemessener als das Dienstbotenzimmer, außerdem ist mein Schlafraum nur den Flur hinunter.“ Zorro lugte am Schwertmeister vorbei in einen riesigen, kargen Saal der wohl einst prunkvoll gewesen war, doch nun war er beinahe leer bis auf ein riesiges, mit schweren Vorhängen bestücktes Bett und einen uralten Schrank dessen Verzierungen bereits verblasst waren. „Was soll ich mit so einem Raum? Der oben ist absolut in Ordnung.“ „Ist er nicht“, murrte der Samurai und trug das Gepäck hinein, „du verstehst es nicht Lorenor. Das hier ist kein Übergangszimmer, kein Gästezimmer. Dieser Raum gehört nun dir mit allem was hier drin ist. Es ist dein Zimmer.“ Zorro sah dem Samurai zu, wie dieser Klamotten aus einer Kisten holte und in den großen, dunklen Schrank räumte. Er verstand, was der andere ihm sagen wollte. Er war kein Gast mehr. „Was ist mit Perona?“ „Sie ist mir egal. Soll sie doch über der Küche schlafen.“ Der Ältere drehte sich zu ihm um. „Nun gut. Zieh dir etwas anderes an und komm dann nach oben. Ich werde währenddessen mit Kanan telefonieren, damit wir dein Klamottenproblem lösen und unsere Versorgung sicherstellen können.“ „Ich soll mich nicht verwandeln?“, fragte er zweifelnd nach. „Nein, ich werde dich zunächst weiterhin in dieser Gestalt trainieren.“ „Was? Warum?“ Der Schwarzhaarige seufzte, als wäre es etwas ganz offensichtliches. „Haben wir nicht erst vergangene Nacht darüber gesprochen? Ich werde dir die Anwendung von Haki beibringen und herausfinden ob du vielleicht sogar die Veranlagung des Königs in dir trägst, aber nachdem was du mir erzählt hast sollten wir nicht unvorsichtig handeln.“ Zorro zögerte. „Hast du von so etwas schon mal gehört? Von jemandem wie mir?“ „Nein.“ Er sah weg. „In all meinen Jahren habe ich noch nie von jemandem gehört, der durch die Anwendung von Haki zu einem unkontrollierten Monster wurde und sich noch nicht einmal daran erinnern konnte.“ Zorro biss sich auf die Unterlippe. „Allerdings freue ich mich bereits auf diese Herausforderung.“ Sie sahen einander an. Der andere grinste breit. Zorro konnte sich nicht erinnern, wann er den anderen je so gefährlich hatte grinsen sehen. „Überlass das Grübeln mir, Lorenor. Ich werde auf dich aufpassen und aus dir einen hervorragenden Schwertmeister machen.“ Dann ging der Ältere an ihm vorbei. „In zehn Minuten oben in der Vorhalle. Verspäte dich nicht.“   -Mihawk- „Hatte ich nicht gesagt zehn Minuten?“, murrte er als sein Schüler endlich herein getrottet kam, das Geistermädchen im Schlepptau, mindestens zehn Minuten verspätet. „Unpünktlichkeit ist keine Tugend, weißt du?“ „Dieses Schloss ist der reinste Irrgarten“, antwortete der Jungspund grob, „wie kannst du hier nur leben?“ „Ich hab dir drei Mal gesagt, dass du die Treppe nach oben nehmen sollst, aber du bist ja jedes Mal dran vorbeigelaufen“, beschwerte sich das Mädchen mit den rosa Haaren. „Wie dem auch sei“, beendete der Samurai die Quengelei und wandte sich zur Tür, „lass uns gehen, Lorenor. Wir haben heute noch viel vor.“ „Und was ist mit mir?“ Dieses Balg ging ihm bereits jetzt auf die Nerven. „Was du machst ist mir herzlich gleichgültig. Versuche nicht erneut die Küche in Brand zu setzen, wenn du das Abendessen vorbereitest.“ „Ich bin nicht deine Magd!“, keifte sie ihn an, schrumpfte jedoch sofort zusammen als er sie ansah. „Wenn du hier wohnen möchtest, musst du es dir verdienen. Das Handelsschiff sollte in knapp zwei Wochen hier sein. Dann kannst du abreisen, aber bis dahin erwarte ich, dass du dich nützlich machst.“ Er wandte sich um und ging. „Komm Lorenor, der Abend steht schon vor der Tür.“ „Warum gehen wir nach draußen?“, fragte der Jüngling direkt hinter ihm. „So angenehm diese Insel auch ist, es gibt keinen richtigen Trainingsort und da ich mein Heim nur ungern in Mitleidenschaft ziehen möchte, werden wir draußen trainieren.“ Der andere murmelte etwas Zustimmendes und folgte ihm. „Was ist denn jetzt dein Plan?“, meinte sein Wildfang schließlich als sie das Grabmal erreicht hatten. Obwohl die Humandrill mehr als zwei Tage Zeit gehabt hatten sich zu erholen, war nicht einer von ihnen zu sehen, nicht dass es ihn überraschte. „Wo sind denn die Affen?“ „Sie werden nicht kommen solange ich es nicht erlaube.“ Er wandte sich zu seinem Schüler um. Lorenor hatte wie immer seine Haare zusammengebunden und trug lange, enganliegende Klamotten, die ihm möglichst viel Bewegungsfreiheit ermöglichten. Aber sein Blick hatte etwas unsicheres, Lorenor hatte Angst vor dem was kommen würde. „Beruhige dich, Lorenor. Wir werden heute nicht mit dem Rüstungshaki anfangen.“ „Nicht?“ „Nein, ich halte es für sinnvoller, dass du zunächst die Anwendung des Observationshaki lernst.“ „Warum?“ Nun wirkte sein Wildfang bereits deutlich entspannter. „Sag du es mir. Es ist an der Zeit, dass ich dir nicht mehr alles vorkaue. Warum wenden wir uns zunächst dieser Technik zu?“ Für einen Moment schwieg der andere und dachte nach. „Du wolltest, dass ich es zunächst als Loreen lerne“, murmelte er, „als Loreen muss ich so kämpfen lernen, dass ich erst gar keinen Angriff blocken muss, daher ist es wichtiger, dass ich einem Angriff ausweichen kann anstatt meine Schwerter nur zu schützen.“ Der verzauberte Pirat sah ihn ernst an. „Als Loreen bin ich auf das Observationshaki angewiesen, deswegen hast du bereits angefangen es mir beizubringen und darum sollten wir da auch weiter trainieren.“ Dulacre nickte zufrieden, beinahe erstaunt wie viel der andere offenbar über das Haki bereits wusste. „Genau, du beherrschst bereits die Grundzüge und es ist dabei nichts geschehen. Ich gehe davon aus, dass es entweder an der Technik oder an deiner Gestalt liegt, daher wirst du erst das Observationshaki in dieser Gestalt anwenden lernen, dann als Mann und dann erst werden wir uns auf das Rüstungshaki konzentrieren. Für den Fall, dass das Unvorstellbare eintreten sollte und das Monster in dir unkontrollierbar ist, weißt du zumindest, dass du das Observationshaki problemlos anwenden kannst.“ Er konnte sehen, wie der Jüngere ernst wurde. „Also schließt du diese Möglichkeit nicht aus?“ „Natürlich nicht. Ich halte es für sehr gering, aber wie gesagt, mir ist so etwas noch nie unter die Augen gekommen und ich bin schon sehr gespannt, es selbst zu sehen.“ „Tze…“ „Allerdings gibt es noch einen weiteren Grund“, meinte Dulacre dann und zog seine Weste aus. „So talentiert du in der Anwendung des Rüstungshaki zu sein scheinst, so unbegabt bist du wenn es zum Observationshaki kommt.“ „Was?“ Der Jüngere schien erbost. „Ja, tatsächlich hast du in Anbetracht deines Talentes relativ lange gebraucht um auch nur die Grundzüge zu erlernen.“ Er legte seine Weste über eine zerbrochene Säule und richtete seinen Hemdkragen. „Aber ich war doch schneller, als du es erwartet hattest“, murrte der Pirat. „Du hast es angewandt, in der Tat, aber selbst bis jetzt hast du noch nicht geschafft es bewusst zu steuern. Es ist ein Glücksspiel ob du es benutzt oder nicht. Außerdem mangelt es dir an Konzentration.“ Er verschränkte die Arme. „Lass uns anfangen. Wir haben heute viel vor.“   -Zorro- Ein leiser Nieselregen hatte eingesetzt, die Dunkelheit der Nacht war schon vor Stunden über sie hinein gebrochen und von den Affen fehlte immer noch jede Spur. Seit drei Tagen trainierten sie nun beinahe ohne Punkt und Komma und Zorro hatte das Gefühl, dass alles was er im letzten Monat gelernt hatte, nichts im Vergleich zu seinem jetzigen Training war. Mihawk war noch strenger, noch fordernder, noch erbarmungsloser. Erst jetzt trainierte der Samurai ihn richtig, erst jetzt schien er das Training ernst zu nehmen. Im letzten Monat hatte er ihn trainiert damit er überleben konnte, nun wollte er ihn formen, nun wollte er aus ihm einen Schwertmeister machen. Erst jetzt war er sein wahrer Lehrmeister. „Ich denke es reicht für heute.“ Zorros Kopf dröhnte bereits. „Du hast heute viel geschafft. Du kannst zufrieden sein.“ „Ach ja?“, murmelte er und vergrub erschöpft das Gesicht in den Händen, „Ich hab das Gefühl seit drei Tagen nichts zu fabrizieren außer Kopfschmerzen.“ Er konnte den anderen lachen hören als dieser zu ihm kam und ihm leicht auf die Schulter klopfte, was beinahe genug war um ihn in die Knie zu bringen. „Oh, verlange ich etwa doch zu viel?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, wir hatten es ja so abgemacht.“ „Absolut.“ Er konnte das Grinsen in der Stimme des anderen hören. Aufstöhnend legte er den Kopf in den Nacken und streckte sich. Der sanfte Regen kühlte sein Gesicht. Er hatte wirklich nicht erwartet, dass es so anstrengend sein würde. Schließlich war es kein Training im eigentlichen Sinne, es war viel mehr eine Kopfsache. „Dann komm, Lorenor. Lass uns zurückgehen. Du solltest was essen und mal duschen gehen, du riechst katastrophal.“ „Ach, du kannst mich mal“, knurrte er und ließ seine Schultern kreisen. „So schlecht gelaunt.“ „Ja ich bin ja nicht der, der die ganze Zeit nur herumsitzt und Zeitung liest. Anders als du trainiere ich den ganzen Tag.“ „Das mag daran liegen, dass ich im Gegensatz zu dir Haki beherrsche. Außerdem bin ich bereits der beste Schwertkämpfer der Welt.“ „Oh, böser Konter.“ Perona kam vom Grabmal zu ihnen herunter und schwebte zwischen den beiden Schwertkämpfern. Da sie die meiste Zeit alleine war, hatte sie heute entschieden Mihawk und ihn zu begleiten. „Halt dich zurück, Geistermädchen“, warnte der Samurai, „nur weil ich deine Anwesenheit toleriere, heißt das noch lange nicht, dass ich auf deine Meinung Wert lege.“ „Bah!“ Sie streckte dem Samurai die Zunge raus, flog dann aber schnell weg. Der Ältere würdigte sie noch nicht einmal mit einer Reaktion, sondern sah Zorro an. „Wenn wir zurück im Schloss sind solltest du dich sofort verwandeln, damit du einen möglichst langen Zeitraum hast.“ Zorro nickte nur und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Mihawk hatte Zorros Trainingskonzept komplett umgedreht. Nun verbrachte er den ganzen Tag als Loreen und verwandelte sich nur zum Schlafen gehen in seinen richtigen Körper. Bisher hatte er sich jede Nacht von alleine wieder in zurückverwandelt. Aber auch das musste er trainieren. Also verwandelte er sich, duschte und zog sich etwas Bequemes an. Die Verwandlungen waren immer noch schmerzvoll, brachten ihn an den Rand seiner Kräfte, aber er glaubte besser zu werden. Die Dusche war natürlich ein reiner Segen und er kam nicht drum herum die Unterschiede seiner beiden Gestalten wieder einmal festzustellen. Er war wirklich dankbar seinen Körper wiederzuhaben. Nachdem er sich angezogen hatte ging er in das altbackende Kaminzimmer. Der Samurai und die Geisterprinzessin waren bereits dort, zu Zorros Überraschung saßen sie sich gegenüber und spielten Schach. Dulacre hatte sich zurückgelehnt und die Arme verschränkt während das Mädchen grübelnd das Schachfeld betrachtete. „Auf dem Tisch liegt die Zeitung, Lorenor. Du solltest sie lesen“, begrüßte ihn der Ältere und begutachtete ihn. „Schachmatt in drei Zügen“, sprach er dann, ohne das Spiel vor sich auch nur anzusehen. „Was?!“ Perona war aufgesprungen. „Aber…“ „Deine Züge sind vorhersehbar und schlicht, beinahe von kindlicher Naivität. Selbst Lorenor könnte dich schlagen und er ist wirklich kein Genie.“ „Gibt’s eigentlich irgendwas zu essen?“, murrte Zorro und ignorierte das Geplänkel der anderen. „Neben der Zeitung findest du was du suchst, Lorenor.“ Der Ältere klang sowohl gelangweilt als auch genervt. „Es wäre wünschenswert, wenn du erst einmal deine eigenen Augen bemühst, ehe du dich beschwerst.“ „Was bist du denn so gereizt?“, entgegnete er und setzte sich hin. Auf dem Tisch stand ein Teller mit einfachem Essen, bereits abgekühlter Reis mit etwas Fleisch, es reichte ihm. Sein Blick war jedoch bereits auf die Zeitung gefallen. „Was soll das?“, flüsterte er. „Überrascht es dich wirklich?“ Der Samurai seufzte. „Rayleigh hat es dir doch erklärt. Dein Kapitän muss doch irgendwie seiner Crew Bescheid geben. Auch wenn es nun bedeutet, dass die ganze Welt weiß, dass er noch lebt.“ Zorro sah zum Samurai hinüber, der gerade eine Schachfigur versetzte. Schnell las er den Artikel durch. „Du meinst diese 16. Glockenschläge sind eine geheime Botschaft an uns?“ „Aber nein!“ Der Ältere stöhnte laut auf. „Oh, Lorenor. Bitte, denk doch einmal nach.“ „Was willst du?!“, herrschte Zorro den anderen an, der tief seufzte und zu ihm herüber kam. „Guck dir den Artikel noch mal genau an“, riet der Samurai und setzte sich auf die Tischplatte vor ihm. „Lass dir Zeit und denke nach. Das hier ist nicht der Plan des Strohhutes, sondern von Rayleigh. Berücksichtige das.“ Zorro starrte die Zeitung an. Was meinte der andere? Nach mehreren Minuten stand der Samurai wieder auf und beendete das Spiel mit dem Geistermädchen. „Lorenor, du kennst das Ergebnis doch bereits, du weißt was der Plan ist, also was ist das Medium, durch das deine Freunde von dem Plan erfahren sollen?“ Und dann sah er es. Wie ein Tattoo auf dem Arm seines Käpt’n. „Ach so. Nicht drei Tage sondern zwei Jahre.“ „Genau. Viel offensichtlicher konnte der Strohhut es gar nicht machen ohne dass es auffallen würde. Wirklich ein guter Plan“, bemerkte der Samurai. Langsam legte Zorro die Zeitung ab und begann zu essen. „Aber werden es die anderen herausfinden? Wir wussten es ja schließlich nur weil Rayleigh es uns vorher gesagt hat.“ „Sprich bitte nur von dir, Lorenor“, entgegnete der Ältere, „alleine mit den Hintergrundinformationen die uns Rayleigh gegeben hat, hätte es dir sofort auffallen müssen.“ „Willst du sagen ich wäre dumm?“, knurrte er und leerte seinen Teller. „Dass du das wirklich noch fragst…“ Perona sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wer im Glashaus sitzt…“, bemerkte Mihawk. „Hey!“ Doch wieder ignorierte der Samurai das Mädchen. „Komm her, Lorenor“, forderte er kühl. „Was? Warum?“ Doch er war bereits aufgestanden. Es missfiel ihm, wenn der andere diesen befehligenden Ton aufsetzte, auf der anderen Seite war Mihawk nun mal sein Lehrmeister. „Ich denke es ist an der Zeit nicht nur deinen Körper zu trainieren. Deine Gedanken sind noch stumpf und grob, aber ein Meister der Schwertkunst braucht einen scharfen Verstand, ebenso scharf wie sein Schwert. Setz dich.“ Zorro setze sich Dulacre gegenüber ans Schachbrett. „Geistermädchen, räume den Tisch bitte ab.“ „Hör auf mich herumzukommandieren. Außerdem heiße ich Perona!“ Er konnte den berechnenden Blick des Älteren auf sich spüren. „Komm Lorenor. Lass uns eine Runde Schach spielen.“ Er beäugte den anderen misstrauisch. „Warum? Letztes Mal hast du mich vernichtend geschlagen und dich über mich lustig gemacht. Ich bin seitdem nicht besser geworden.“ „Das habe ich auch nicht erwartet.“ „Ach, du kannst mich mal!“ Er wollte bereits wieder aufstehen. „Lorenor, bitte.“ Der Ältere sah ihn ernst an. „Versuche doch deine Wortwahl ein bisschen zu überdenken und nicht immer so unkontrolliert zu reagieren.“ „Würde ich ja, wenn du aufhören würdest immer so zu tun als wärest du was Besseres als der Rest der Welt!“ Der Andere sah ihn mit großen Augen an. „Wie bitte? Das tue ich doch…“ „Ach, vergiss es einfach!“ „Lorenor?“ „Lass uns einfach spielen“, murrte er und pinnte seine Augen aufs Schachbrett anstatt den anderen ansehen zu müssen. „Natürlich, wie du willst“, antwortete Mihawk dann und tat es Zorro gleich die Figuren aufs Feld zu stellen. Keiner von beiden sagte etwas. „Es tut mir leid.“ Überrascht sah Zorro auf als der andere den Turm in seiner Hand begutachtete. „Mir war nicht bewusst, wie mein Benehmen wirken kann. Ich bin wohl so daran gewöhnt mich unter Feinden behaupten zu müssen, dass ich manchmal vergesse, wenn es nicht nötig ist.“ Nun sah Zorro weg, konnte spüren, wie seine Wangen warm wurden. „Darum geht es nicht“, gestand er leise ein und bemerkte, wie der andere ihn betrachtete. „Es liegt an mir“, murmelte er dann, „ich kann mich doch nicht immer darauf verlassen, dass mir ein Rayleigh seinen Plan vorher erklärt oder dass du hinter mir stehst und mich mit der Nase aufs Offensichtliche stößt. Ich muss selber auf so etwas achten.“ Langsam sah er zu dem Älteren auf, der ihn ebenso ruhig betrachtete. Er wusste nicht wie er in Worte fassen sollte, was er dachte. Wie sollte er dem anderen sagen, dass er sich neben ihm manchmal strohdumm vorkam? Wie sollte er ihm sagen, dass er daran zweifelte einfach die nötige Intelligenz zu haben? Natürlich war er nicht so einfältig wie Ruffy, so naiv wie Lysop. Er war ein Überlebensstratege, kannte das Wissen von der Straße, aber er war nicht so wie Robin, nicht so wie Chopper, ganz gewiss nicht wie Dulacre und bisher war ihm das auch nie wichtig gewesen, aber jetzt… „Ich will nicht nur der Typ mit den Muskeln in der Crew sein“, meinte er dann ehrlich. „Ich weiß, dass ich nicht so schlau bin wie Nami oder wie der verdammte Koch, aber...“ Nun sah er wieder weg. „Aber wie soll ich dich je besiegen, wenn du jede meiner Strategien schneller durchschaust als ich sie mir ausdenken kann. Du sagtest der Verstand muss genauso scharf sein wie das Schwert und langsam frage ich mich, ob ich nicht einfach nur ein Beil bin.“ Der andere vergrub sein Kinn zwischen den langgliedrigen Fingern ohne zu antworten. Zorro betrachtete das Schachspiel. Früher hatte er nie über solche Dinge nachgedacht, hatte sich auch nicht für dumm oder so gehalten, war immer der Meinung gewesen, schon ganz gut zu Recht zu kommen. Natürlich hatte er bei manchem Gespräch mit Robin darüber nachgedacht, wie jemand so viele Dinge gleichzeitig beachten und beurteilen konnte, aber es hatte ihn nie eingeschüchtert. Aber seitdem er bei dem Samurai war hatte er ständig das Gefühl langsam zu sein, stumpf zu sein. Als würde der Ältere für ihn immer extra langsam und deutlich sprechen. Wenn sie sich über etwas anderes als die Schwertkunst unterhielten bemerkte er immer öfters, dass er so vieles nicht wirklich verstand. Meistens war der Ältere geduldig, erklärte es ihm in Ruhe. Aber manchmal war auch Dulacre gereizt oder müde, manchmal schien er das Gefühl zu haben, dass es so logisch war, dass er es Zorro nicht erklären musste. Ja, in der Gegenwart von Dulacre fühlte Zorro sich oft dumm und nun schien es so, als ob er das noch nicht einmal ändern konnte. „Deine Worte überraschen mich Lorenor“, gestand der Samurai ein und sah zu ihm hinüber. „Mir war nicht bewusst, wie viel du bereits über dieses Thema nachgedacht hast.“ Der Jüngere sah weiterhin aufs Schachbrett. Der Ältere seufzte leise. „Vielleicht hast du Recht, vielleicht ist dein Verstand kein Schwert sondern eher eine Streitaxt.“ Zorro hob zustimmend nur eine Hand und rollte mit den Augen. „Aber auch eine Streitaxt kann im Kampf tödlich sein, erst recht wenn sie scharf ist.“ Aus dem Augenwinkel konnte er ganz deutlich sehen, dass der andere grinste. „Wenn du möchtest, kann ich dir auch dabei helfen deinen Verstand zu schärfen und dann werden wir sehen, ob du wirklich so dumm bist, wie du glaubst.“ Nun sah er den Älteren an, der es schaffte ihm Hilfe anzubieten während er ihn dabei auch noch beleidigte. „Lass uns spielen, Lorenor. Ich hatte schon seit Jahren keine gute Partie mehr und wer weiß, vielleicht schaffst du es ja mich innerhalb der nächsten zwei Jahre zu schlagen.“ Das Grinsen des Älteren wuchs. „Schach ist ein Strategiespiel, wenn du mich besiegst, konntest du meine herausfinden bevor ich deine entdecken konnte und glaube mir, du magst dich für dumm halten, ich jedoch halte mich für sehr klug.“ Nun lehnte der Ältere sich vor. „Und ich wurde schon seit Jahren nicht mehr im Schach geschlagen.“ Es war eine Einladung, eine Forderung, eine Herausforderung. Wie damals im East Blue. Mihawk wollte, dass Zorro ihn übertreffen würde, wohl wissend, dass er es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mal ansatzweise mit ihm aufnehmen konnte. Ein flüchtiges Lächeln schlich sich auf Zorros Lippen. „Aber bevor wir anfangen, habe ich eine kleine Aufgabe für dich.“ Der andere stand auf und ging zu dem Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers. Aus einer Schublade zauberte er eine Karaffe mit klarer Flüssigkeit. „Ich hoffe du magst Gin“, meinte er gelassen und kam zurück. In diesem Moment tauchte auch Perona wieder auf. „Und die wäre?“ fragte Zorro misstrauisch. „Erkläre mir, wie das Spiel funktioniert.“ „Was? Du kennst es doch.“ „Natürlich. Aber erst wenn man etwas frei und einfach erklären kann bedeutet das auch, dass man es selbst verstanden hat. Erkläre es und verstehe es. Denke nach und hinterfrage. Akzeptiere Wissen nicht einfach so sondern versuche die Hintergründe zu begreifen. Nur so wirst du das erreichen, was du dir vorgenommen hast.“ Langsam nickte Zorro. Der andere hatte ihn nicht aufgegeben. Wieder einmal hatte der andere etwas in ihm geweckt, was er bereit gewesen war zu begraben. „Okay, gut. Dann fang ich mal an.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)