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Eine erbarmungslose Entscheidung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Sonntag-Abend,
also an diese kurzen Intervalle muss ich mich noch etwas gewöhnen, wie seht ihr das? ^^'
Aber dafür geht es halt heute auch schon weiter mit einem neuen Kapitel. ;-)

Ich wünsche euch viel Spaß
LG
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 11 - Schlaf

Kapitel 11 – Schlaf

 

-Zorro-

Einen Moment betrachtete er sein Spiegelbild.

Obwohl er vom vergangenen Tag noch total ausgelaugt war, sah man es ihm nicht an und das war gut so, das letzte was er wollte war, dass der andere ihn für schwach hielt.

Die Verwandlungen waren kräftezehrend, aber auch das brauchte der andere nicht zu wissen.

Tief atmete er ein und verließ das Zimmer, die Gedanken bei seiner Crew und seinem Kapitän.

Auf dem Weg nach unten begegnete er niemandem. Auch die Küche war verlassen. Erst im großen Saal, wo er am Vorabend mit dem Samurai gesprochen hatte, traf er diesen auch an.

Mihawk saß an der großen Tafel, las Zeitung und aß ganz offensichtlich das vergessene Abendessen vom vergangenen Tag.

„Guten Morgen, Lorenor“, grüßte er ihn ohne auch nur aufzusehen. „Schön, dass deine Wunden in dieser Gestalt so gut verheilen.“

„Morgen“, murmelte er und ließ sich auf dem Stuhl neben dem Älteren fallen ohne darauf einzugehen.

„Du solltest etwas essen, damit wir dann aufbrechen können“, riet Mihawk, weiterhin am lesen. „Schließlich möchtest du ja so schnell wie möglich zu deinen geliebten Freunden.“

„Schon klar“, murrte er und griff unter der Zeitung hinweg nach einem kleinen Stück Brot neben dem Teller des anderen. Die gelben Augen beobachteten ihn, mehr jedoch auch nicht.

„Du wirkst erschöpft“, meinte der Schwarzhaarige dann, „oder liegt das nur daran, dass du immer noch die gleichen verdreckten Klamotten trägst, die du in Mary Joa von mir ausgeliehen hast?“

Zorro rollte mit den Augen und kaute auf dem trockenen Brot herum. So viel dazu.

„Du solltest dich auf jeden Fall noch umziehen ehe wir fahren. So möchtest du sicherlich nicht gesehen werden.“

„Ja ja, Nerv mich nicht. Ich dachte wir hätten geklärt, dass du nicht mein verdammter Vater bist.“

Nun sah der andere ihn wieder an.

„Selbstredend, wenn ich dein Vater wäre würdest du dich nicht so ausdrücken. Nein, du verheimlichst mir etwas und das missfällt mir.“

„Und wieso glaubst du das?“ Wie der andere ihn gerade aufregte mit seiner verdammten Allwissenheit.

„Du bist erschöpft, trotz einer langen Nacht Schlaf, und du hast dich gestern sehr schnell zu Bett verabschiedet. Sehr untypisch für dich. Außerdem…“ Dulacre begann wieder zu lesen. „Hat dieses Mädchen mit den Geisterkräften ein paar interessante Bemerkungen über dich fallen lassen.“

Zorro fragte gar nicht nach, woher der andere Peronas Teufelskräfte kannte.

„Du hast dich gestern Abend noch mit ihr unterhalten?“

Der Ältere nickte.

„Sie hatte nach Gecko Moria gefragt, der laut den Berichten der Zeitung im Kampf gefallen ist. Ich habe daran jedoch meine Zweifel. Schließlich lebte er noch als ich das Schlachtfeld verließ und da war der Krieg bereits beendet.“

Zorro kaute immer noch auf seinem Brot herum. Der Samurai hatte ihm erzählt was geschehen war, sehr genau erzählt was auf dem Schlachtfeld alles geschehen war.

„Wo ist sie überhaupt? Sie wollte doch mit zum Sabaody Archipel kommen.“

„Wird sie nicht“, entgegnete der Samurai kühl.

„Was? Wieso?“

Der Ältere sah ihn wieder an.

„Das Sargboot ist für eine Person ausgerichtet, wir sind bereits zu zweit. Sie wird hierbleiben.“

Für Zorro hörte sich das nach einer Ausrede an, aber ihm sollte das nur Recht sein.

„Weiß sie das schon? Wird nicht begeistert sein.“

Mihawk zuckte mit den Achseln.

„Ich habe es gestern mit ihr besprochen. Sie war relativ schnell einsichtig.“

„Ja sicher“, entgegnete er ironisch.

„Allerdings habe ich ihr zugesagt, dass ich dafür sorgen werde, dass eines der Versorgungsschiffe sie mitnehmen wird.“

„Ach wirklich? Dafür, dass sie dir egal ist scheinst du dir ja echt Mühe zu geben.“

Der Ältere faltete seine Zeitung.

„Ich begleiche nur meine Schuld.“

„Ach?“

„Sie hat auf dich aufgepasst und ich weiß aus eigener leidiger Erfahrung, dass dies wahrlich keine leichte Aufgabe ist.“

„Ach, halt die Klappe.“

Wenig später brachen sie auf. Perona hatte sich bis dahin nicht blicken lassen, vermutlich schmollte sie in ihrem Zimmer oder aber sie hatte einfach zu viel Angst vor dem Samurai.

Zorro trug mittlerweile saubere Klamotten und hatte auch seine Schwerter dabei. Der Samurai hatte währenddessen neben seinem Schwert noch Josei und einen kleinen Beutel mit Zorros Habseligkeiten geschultert. Zumindest vermutete Zorro, dass es sich um seine Besitztümer handelte, denn er selbst hatte das nicht gepackt.

„Wie lange werden wir denn unterwegs sein?“, murmelte er als sie dem Meer immer näher kamen.

„Wir sollten morgen früh ankommen. Mit dem Sargboot sind wir deutlich schneller als mit größeren Schiffen.“

Sie würden also einen ganzen Tag brauchen. Das war nicht gerade gut.

„Du solltest dich überdies nicht als Lorenor Zorro auf dem Sabaody Archipel zeigen.“

„Was? Warum?“

„Ach Lorenor, wirklich? Die Welt hält dich für tot, die Welt hält deinen Kapitän für tot und deine Crew für besiegt. Wenn dich nun wenige Tage später jemand dort sieht, verliert ihr das einzige was euch zurzeit Schutz bietet.“

Der andere mochte damit absolut im Recht liegen, aber Zorro gefiel das ganze überhaupt nicht. Wie sollte er nach Spuren von seiner Crew suchen, herausfinden wo die Sunny war, wenn er als Loreen durch die Gegend watschelte?

Auf der anderen Seite bot ihm das natürlich die perfekte Ausrede um sich wieder in Loreen zu verwandeln, wenn er es nicht mehr verhindern konnte.

Am Meer angekommen kletterte er wie immer direkt an Bord während der Ältere noch das Tau löste, doch diesmal hockte er sich einfach auf den Boden und nicht auf den einzigen Sitzplatz wie sonst. Es wäre ihm falsch vorgekommen.

Als Mihawk an Bord kam betrachtete dieser ihn einen Augenblick mit unleserlicher Miene, ehe er sein Schwert hinter seinen Thron platzierte und sich dann niederließ.

„Du benimmst dich wirklich ganz anders als sonst“, stellte der Samurai fest nachdem das kleine Schiff endlich losfuhr. Seine Miene war kühl doch er kniff die Lippen etwas fester zusammen als sonst.

Zorro sah aufs Meer hinaus. „Vielleicht benehme ich mich aber auch wie immer und du hast nur ein Problem damit weil ich nicht mehr Loreen bin.“

„Oder aber du versuchst - jetzt da du wieder ein Mann bist - die Distanz zu mir zu waren und zwar mehr als je zuvor.“

Kurz sahen sie einander an ehe Zorro den Blickkontakt brach. Er hasste es, wenn der andere so nervig war.

„Sag mal“, murmelte er dann und schnitt ein anderes Thema an, „warum machst du das hier eigentlich mit? Normalerweise würdest ewig vorhalten, dass es viel zu leichtsinnig wäre jetzt zum Sabaody Archipel zu reisen. Außerdem bin ich noch nicht stark genug, wir hatten uns auf einen Monat weiteres Training geeignet und jetzt kritisierst du meine Entscheidung noch nicht mal?“

Dulacre sah ihn mit leicht zur Seite geneigten Kopf an, seine goldgelben Augen stachen unter dem Schatten seines Hutes hervor und seine schmalen Lippen waren nun zu einem leichten Grinsen gekräuselt.

Doch er antwortete nicht, sondern schüttelte nur leicht den Kopf und wandte den Blick ab.

Zorro entschied nicht weiter nachzuhaken, zuckte nur mit den Schultern und ließ sich mit geschlossenen Augen auf den Rücken fallen, die Arme hinterm Kopf verschränkt. Der andere war ihm keine Antwort schuldig.

„Ich habe mich immer gefragt wieso du dem Strohhutjungen folgst“, sprach der Samurai aus dem nichts. „Du bist ein beeindruckender junger Mann, du könntest selbst Anhänger um dich scharen wenn du wollen würdest. Ich meine mich sogar an zwei Jungen erinnern zu können, die dich Bruder nannten, damals im East Blue.“ Der Ältere lachte leise. „Ich habe viel von mir in dir gesehen und mich gefragt warum jemand wie du, der zum Anführer nahezu geboren ist, einem nicht ernstzunehmenden Bengel aus Gummi mit Strohhut folgt.“

Zorro sah wieder zu dem anderen hinauf, der nun die Beine übereinander geschlagen hatte.

„Ich habe ihn auf dem Schlachtfeld ganz genau beobachtet und ich glaube ich verstehe dich jetzt besser. Ich verstehe warum du zum Sabaody Archipel möchtest. Ich halte es ganz gewiss nicht für klug, aber ich verstehe es. Auch wenn du nicht der Kapitän bist, so sind wir uns doch sehr ähnlich. Auch ich habe nicht immer nur kluge Entscheidungen getroffen und war mir dessen bewusst.“

Einen Moment nahm der Pirat sich Zeit zu verstehen, was der andere ihm gerade gesagt hatte, doch dann schüttelte er schnaubend den Kopf.

„Du hast absolut keine Ahnung“, meinte er böse grinsend.

Die Miene des anderen wurde steinern. „Ach nein?“

Dann wurde Zorro ernst. „ Du schätzt mich völlig falsch ein. Ich bin niemand, der Anhänger um sich schart. Ich brauche so etwas nicht und ich will es auch nicht. Ich will kein Anführer sein, da sind du und ich grundverschieden.“

Der Ältere schwieg.

„Aber du hast Recht. Ruffy ist der Käpt’n und ich folge ihm und ja“, Zorro lachte leise, „er ist ein nicht ernstzunehmender Bengel aus Gummi. Aber er ist auch der Mann, der eines Tages der König der Piraten sein wird.“

Immer noch war der Ältere still.

Nach einer Weile schmunzelte er kopfschüttelnd.

„Du hast Recht, Lorenor. Ich verstehe wirklich überhaupt nichts von dem was du sagst. Deine Beweggründe sind mir wie immer ein Rätsel.“

Zufrieden schloss Zorro wieder die Augen.

„Da bin ich ja beruhigt.“

Und dann schlief er ein.

 

-Mihawk-

Aus dem Schatten seines Hutes heraus beobachtete er den schlafenden Lorenor Zorro.

Natürlich hatte er gewusst, dass Lorenor geschafft hatte sich zurück zu verwandeln. Er hatte es in jenem Moment gewusst als er gesehen hatte, dass die drei Schwerter gefehlt hatten.

Hätte der andere sich nicht verwandelt, hätte er entweder nur eines seiner Schwerter oder aber Josei genommen. Allerdings hatte es Dulacre tatsächlich überrascht, dass der Jungspund trotz seiner überstürzten Handlung besonnen genug gewesen war, Josei eben nicht mitzunehmen. Gemeinsam mit dem Kitetsu der dritten Generation wäre dieses Schwert der sichere Untergang für jeden Träger.

Der unordentliche Schrankkoffer zusammen mit dem zerfetzten Kleid waren dann nicht mehr als selbsterklärende Beweise gewesen.

Jedoch hatte er sich nicht erklären können, wohin und auf welche Weise der junge Pirat hatte verschwinden können. Sein Gesicht war weltbekannt und wenn er frei durch die Gänge der Weltregierung gerannt wäre, hätte man ihn entdeckt und gefangen genommen.

Im Endeffekt war es beinahe schon ein kleines Wunder - ein fast schon zu perfekter Zufall - gewesen, dass Lorenor ausgerechnet Bär direkt vor die Füße gelaufen war. So unwahrscheinlich, dass Dulacre es noch als Möglichkeit sofort verworfen hatte. Und dass der andere Samurai dann auch noch Stillschweigen über diese unerwartete Zusammenkunft bewahrt hatte, war schon mehr als ein kleines Wunder gewesen.

Es war beinahe so ein schicksalhafter Zufall wie der, dass Lorenor ausgerechnet auf Kuraigana gelandet war, ausgerechnet auf der Insel, die er selbst sich als Heimat auserwählt hatte. Wie wahrscheinlich war so etwas?

Doch das alles war zweitrangig gewesen, denn immerhin war Lorenor in Sicherheit gewesen, zwar weit entfernt, aber in Sicherheit und im Nachhinein betrachtet war es vielleicht sogar besser so gewesen, dass Lorenor den Krieg nicht aus der ersten Reihe hatte mitverfolgen können.

Es überraschte Dulacre, dass schon wieder die Strohhüte, nein, der Strohhut da drin verwickelt war. Schon wieder, Crocodile, G5, Enies Lobby, Moria, G6, Sabaody Archipel, jedes Mal war der Strohhut involviert gewesen und nun war er auch noch in Impel Down eingebrochen, wieder ausgebrochen und hatte an dem Ereignis der jüngsten Geschichte teilgenommen.

Nein, es war besser, dass Lorenor nicht dagewesen war, nicht hatte mitansehen müssen, wie sein Freund und Kapitän wie ein Spielball zwischen den Mächtigen hin und her geflogen war. Es war besser, dass Lorenor nicht erneut hatte hilflos zusehen müssen wie sein Freund und Kapitän vernichtet wurde.

Trotzdem war es erstaunlich gewesen, dieses Kind auf dem Schlachtfeld zu beobachten. Dieser Junge, der eindeutig unterlegen war und trotzdem erfolgreich seinen Bruder befreien konnte, auch wenn jener schlussendlich trotzdem gefallen war. Dieser Junge, der aus Feinden Freunde machte und der es sogar geschafft hatte, dass er, Falkenauge, für einen Augenblick irrational gehandelt hatte, dem Schicksal eine Chance gegeben hatte, dieser Junge war wirklich außergewöhnlich und mit Sicherheit sehr gefährlich.

Aber wenn das nicht der Grund war, warum Lorenor diesem Jungen folgte, warum dann?

Egal, das war nichts von wirklichem Belang.

Der Krieg war vorbei, Whitebeard, Puma D. Ace und so viele andere waren tot und nun würden die Dinge ihren Lauf nehmen. Das erste Mal seit Jahren, dass etwas halbwegs Interessantes passieren würde.

Er selbst hatte einen Grund gesucht das Schlachtfeld zügig verlassen zu können, hatte diesen innerlichen Drang zur Eile verspürt. Er hatte es sich selbst nicht erklären können. Hatte dieses unterschwellige Gefühl zunächst gar nicht wahrgenommen, geschweige denn verstanden und selbst jetzt verwirrte es ihn noch.

Das Auftauchen vom roten Shanks war dementsprechend erneut eine fast zu perfekte Gelegenheit gewesen, die er direkt genutzt hatte um zu gehen.

Er hatte sich gefragt, wie er es am besten seinem Wildfang erklären sollte, ohne dass dieser direkt wieder überstürzt losstürmen würde, war zu dem Schluss gekommen, dass er es so oder so nicht verhindern konnte. Mit keinem Wort der Welt hätte er Lorenor davon abhalten können zum Sabaody Archipel aufbrechen zu wollen. Natürlich hätte er die Kraft und die Fähigkeit gehabt Lorenor auf Kuraigana festzuhalten, aber das wäre wohl nicht zielführend gewesen.

Also hatte er entschieden dem Jungspund die ungeschönte Wahrheit zu sagen, nichts auszulassen, jede noch so kleine Information weiterzugeben, damit der Jüngere anhand derer entscheiden konnte.

Es war ein guter Plan gewesen, ein angebrachter Plan.

Doch als er auf Kuraigana angekommen war, hatte er diesen Plan vergessen. Früh war ihm aufgefallen, dass die Humandrill, die ihn normalerweise aus den Schatten heraus beobachteten, nicht dagewesen waren. Das hatte ihn beunruhigt, schließlich musste ihr ungewohntes Fernbleiben einen Grund haben. Sie verpassten sonst nie seine Anreise, die Ankunft des unangefochtenen Herrschers der Insel.

Er war also zu den Ruinen gegangen, tief hinein, am Grabmal vorbei, dorthin wo sie sich zurückzogen.

Auf seinem Weg war ihm das viele Blut aufgefallen, die vielen frischen Kampfspuren und er hatte Schlimmes geahnt.

Die Affen hatten seine Befürchtungen nur bestätigt. Sie alle waren verwundet und verletzt gewesen, fast wie bei Menschen hatten sie ihre Unterkünfte in ein Lazarett umgewandelt und sie alle hatten dreckige Bandagen getragen. In ihren Augen hatte blanke Furcht gestanden, als sie ihn gesehen hatten, aber auch in ihm war dieses ungewollte Gefühl der Angst wieder hochgestiegen.

Diese Angst, dass Lorenor eben nicht mehr wohlauf war.

Dass der Jungspund gegen die Humandrill gekämpft hatte war die einzige sinnvolle Erklärung gewesen. Es passte zu seinem Stolz, dass er trotz Dulacres Warnung oder gerade wegen dieser, die Affen herausfordern würde, umso mehr wenn er seinen alten Körper zurückerhalten hatte.

Aber wenn das der Fall gewesen war hatte es nur zwei Ausgangsmöglichkeiten gegeben, entweder er hatte zum wiederholten Male den Jüngeren unterschätzt, aber daran hatte er seine begründeten Zweifel gehabt, oder aber der Jüngere hatte zum wiederholten Male sich selbst überschätzt.

Er hatte Fürchterliches geahnt.

Schnell hatte er festgestellt, dass Lorenor zumindest nicht mehr in der Nähe der Affen aufzufinden war, also war er zum Schloss geeilt, unsicher was ihn dort erwarten würde.

Doch obwohl ihm sein Verstand andauernd eingeredet hatte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Lorenor wirklich schwer verletzt oder gar tot war, äußerst gering war, so konnte er es nicht nochmal ertragen, konnte diese Sorge nicht noch einmal aushalten.

Dulacre wusste nicht, was genau ihn übermannt hatte, als er Lorenor gegenüber gestanden hatte, als dieses unfassbare Gefühl der Erleichterung über ihn hinein gebrochen war.

Aber mittlerweile war er sich sicher, dass seine Beziehung zu dem Jungen ihn mehr beeinflusste als er je für möglich gehalten hatte. Es war nicht mehr nur, dass er diesen Jungen beschützen wollte und dass er wollte, dass der Junge ein noch besserer Schwertkämpfer wurde als er selbst je sein konnte.

Es war egoistischer, einnehmender, erdrückender als alles was er kannte. Es erinnerte ihn deutlich an seine Gefühle für seine Schwester und war doch anders.

Seufzend betrachtete er den schlafenden Piraten.

Genau solche Gefühle hatten sie beide vermeiden wollen. Nein, der Jüngere hatte es vermeiden wollen, der Jüngere war vorsichtig gewesen. Er hingegen war so von sich selbst und seiner Kontrolle überzeugt gewesen, dass er es noch nicht einmal für möglich gehalten hatte, dass der Jüngere eines Tages seine Schwäche werden könnte.

Wie sich herausstellte war er derjenige gewesen, der sich selbst überschätzt hatte und nicht vorsichtig genug gewesen war und deswegen war er jetzt auch derjenige, der nicht schlafen konnte.

Stunden vergingen und er konnte nicht viel mehr tun, als das Meer zu beobachten. Der Junge zu seinen Füßen schlief selig und sein eigener Körper meldete sich auch vor Erschöpfung, doch seine Gedanken ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Doch diese beschäftigten sich ausnahmsweise mal nicht nur mit dem grünhaarigen Teufel sondern auch mit dem was der Welt nun bevorstehen würde. Es würde wahrlich interessant werden, Whitebeard hatte ein großes, klaffendes Loch hinterlassen und dieser Teach war gewiss nicht zum letzten Mal auf der Weltbühne aufgetaucht.

Nach einer Weile döste er dann doch ein, allerdings nicht für lange.

Die Sonne war dem Horizont schon recht nahe gekommen als er erwachte. Lorenor zu seinen Füßen schlief immer noch, aber nun murmelte er wortlos etwas vor sich hin, hielt sich mit einer Hand die Brust, tiefe Falten im Gesicht.

Er schien zu träumen. In diesem Moment sah er deutlich älter aus als zwanzig, oh Gott, war er erst zwanzig? Manchmal vergaß er, wie viele Jahre sie beide trennten, manchmal vergaß er, wie kurz sie einander erst kannten.

Bis auf diesen einen Albtraum vor wenigen Wochen hatte er den anderen noch nie unruhig schlafen sehen, im Gegenteil, der andere schlief normalerweise wie ein Toter, bewegte sich nicht, schnarchte nicht, atmete ganz ruhig. Nun gut, es war das erste Mal, dass er den anderen als Mann schlafen sah, aber das änderte für ihn kaum etwas. Ob Zorro oder Loreen, beide waren für ihn Lorenor.

Ja, es stimmte, Lorenor Zorro und Lady Loreen hatten wenig gemeinsam. Mit Ausnahme ihrer Haar- und Augenfarbe sahen sie grundverschieden aus und auch ihr Charisma konnte nicht gegensätzlicher sein.

Loreen wirkte für Unwissende zerbrechlich, beinahe schwach und lieblich, doch auf ihn hatte sie stets ungestüm und wissend gewirkt.

Zorro auf der anderen Seite wirkte auf Fremde böse und kalt, doch Dulacre sah einen selbstbewussten, beinahe schon nachdenklichen, jungen Mann.

Loreen war wie ein unberechenbarer Vulkan, Zorro hingegen ein unbezwingbarer Eissturm.

Aber sobald er in diese Augen sah, wusste er, dass sie beide der gleiche Mensch waren, beide zusammen ergaben Lorenor. Für Dulacre war es unerheblich in welchem Körper der andere war, solange der andere ihn nur so ansah wie er es immer tat.

Nun jedoch schienen die Träume unruhiger zu werden und der Jüngere wirkte beinahe so, als ob er Schmerzen hätte.

Warum war es Lorenor nur wichtig ihm die Wahrheit zu verschweigen? Glaubte der Jüngling wirklich, dass er es nicht längst bemerkt hatte?

„Lorenor!“

Die zusammengekniffenen Augen sprangen auf. Schnell brachte sich der andere in eine sitzende Position, seine linke Hand am Schwertgriff.

„Hast du etwa schlecht geträumt?“

Mit großen Augen und geöffneten Mund sah der andere sich um, musste offenbar erst einmal feststellen wo er war. Dann sah er ihn an ohne etwas zu sagen, die rechte Hand immer noch an seiner Brust.

„Wie lange kannst du es noch aushalten?“

„Was?“ Wild standen die kurzen grünen Haare in alle Richtungen ab, die tiefen Augen waren weit geöffnet und nun wirkte der andere wieder so wie immer. Wie ein Junge.

„Wie lange kannst du dem Drang dich in Loreen zu verwandeln noch widerstehen?“

Lorenor wollte etwas sagen, doch stockte und schaute weg.

„Seit wann weißt du es?“

Er zuckte mit den Achseln. „Seitdem du es verbergen wolltest.“

Für mehrere Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen, dann sah der andere ihn wieder an.

„Ich denke bis kurz nach Sonnenuntergang, wenn ich mich konzentriere.“

Er nickte nachdenklich. „Das wäre dann nicht so lange wie gestern.“

„Falsch, es wäre sogar länger. Ich habe mich gestern erst deutlich später verwandelt.“

Das überraschte Dulacre dann doch.

„Du kannst es also wirklich trainieren?“

Der Jüngere grinste. „Natürlich.“

Er nickte erneut.

„Nun gut, du solltest dann bis zu unserer Ankunft unter Deck gehen.“

„Was? Wieso?“

Dulacre stand auf und trat seinen Stuhl nach hinten um die Luke freizugeben.

„Du wirkst erschöpft, du schläfst viel, deutlich mehr als sonst. Die Verwandlungen kosten Kraft und laugen dich aus. Zusätzlich musst du dich konzentrieren um es zu kontrollieren. Gehe unter Deck und finde etwas Ruhe. Schlafe und gewinne neue Kraft. Ich werde hier draußen Wache halten und dich morgen früh wecken sobald wir angekommen sind.“

Der andere stand auf und sah das Loch hinab. Kurz sah der Junge ihn an, mit offenem Mund, als ob er etwas sagen wollte.

„Ja, ist was?“

Schnell schüttelte der Jüngere den Kopf.

„Nein, ich hab mich wohl geirrt.“

Eilig kletterte der andere die Leiter hinab.

Worin hatte er sich geirrt?

„Wow, hier drinnen ist es ja echt toll! Du hast ja alles, was man brauchen kann.“

Lächelnd schüttelte er den Kopf.

„Natürlich, was hast du denn…“

„Hier ist ja sogar ein Bad und da ist sogar eine Badewanne drin. Was…“

„Gute Nacht, Lorenor!“

Er zog den Stuhl wieder nach vorne und setzte sich hin.

Unter ihm war es leise.

Vielleicht wäre er ja jetzt in der Lage ein paar erholsame Stunden Schlaf einzufangen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: RuffysKreationen
2019-02-18T16:05:17+00:00 18.02.2019 17:05
Ich finde es faszinierend, was man so alles in einem Bötchen verstecken kann :o
Mihawk durchschaut wirklich alles, du beschreibst ihn immer wieder sehr gut! :D
Antwort von:  Sharry
21.02.2019 10:08
Hey,
danke dir für deinen Kommentar und danke für dein Lob.
Ich muss gestehen, dass mir Mihawk immer mehr ans Herz wächst, was natürlich nur einen Schluss zu lässt; er muss noch mehr leiden ;-P

Ich wünsche dir viel Spaß mit dem nächsten Kapitel.
LG
Sharry
Von:  lula-chan
2019-02-17T21:16:37+00:00 17.02.2019 22:16
Ein tolles Kapitel. Gut geschrieben. Gefällt mir.
Hm. Na das kann ja was werden. Ich bin gespannt.

LG
Antwort von:  Sharry
21.02.2019 10:04
Und wieder einmal, danke für deinen Kommentar.
Hoffe, dass dir das nächste Kapitel auch gefällt ;-)

LG
Sharry


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