Eine erbarmungslose Entscheidung von Sharry ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 9 - Veränderungen ------------------------------------- Kapitel 9 – Veränderungen   -Zorro- Es hielt ganze drei Stunden. Drei Stunden hatte er es geschafft seinen eigenen Körper zu behalten. Schnell hatte er bemerkt, dass unter der körperlichen Erschöpfung, unter dem tauben Schmerz der Verwandlung, ein leises Ziepen versteckt war und während er sich erholt und mit Perona mehr oder minder produktiv gestritten hatte war dieses Ziepen immer stärker und unangenehmer geworden. Nun hatte es ganz aufgehört. Was daran liegen konnte, dass er vor wenigen Sekunden nachgegeben hatte und sich augenblicklich in Lady Loreen zurückverwandelt hatte. Aber anders als bei seiner Verwandlung zu Lorenor Zorro hatte es dieses Mal überhaupt nicht weh getan. Im Gegenteil, zwar war er ausgelaugt aber eigentlich war er nur müde und erschöpft, ansonsten ging es ihm gut. „Schon komisch“, murmelte die Geisterprinzessin die ihn aufmerksam beobachtete. „Wenn du zum Mädchen wirst geht es richtig schnell und es sieht beinahe elegant aus. Aber wenn du dich in einen Mann verwandelst dauert es ganze Minuten und man kann förmlich spüren wie schmerzhaft es ist, mal ganz abgesehen davon, dass du geschrien hast wie am Spieß.“ „Wirklich?“, fragte er nach und lehnte sich zurück. Daran konnte er sich gar nicht erinnern. Sie nickte: „Mhm, sahst aus als würdest du dich jeden Moment selbst in Stücke reißen, hab so was noch nie gesehen. War wirklich grauenhaft.“ „Warum bist du dann nicht gegangen?“ Er war müde. Dieses ganze hin und her verwandeln war wirklich anstrengend und diese Perona machte es nicht besser, aber wenn er ganz ehrlich war, sie war schon irgendwie in Ordnung, auch wenn er das natürlich nie zugeben würde. „Und mir das entgehen lassen? Nein auf keinen Fall. Das war das Gruseligste was ich je in meinem Leben gesehen hatte.“ Nun grinste sie beinahe und er überdachte sein Lob ziemlich zügig. Er hockte nun auf dem Boden, immer noch in den nun viel zu großen Klamotten, die er sich von Mihawk ausgeliehen hatte. „Du bist wirklich süß in dieser Gestalt“, meinte Perona und kniete sich ihm gegenüber hin. „Wenn du nicht so grimmig gucken würdest könnte ich glatt vergessen, dass du so ein fieser Typ bist.“ Seufzend versuchte er sich aufzurichten, doch sein Körper war wirklich ausgelaugt. „Hör mal her, Perona.“ Wankend kam er zum stehen. „Egal wie oft du es noch sagst, es ändert nichts daran wer ich bin und ich kann es wirklich nicht gut abhaben, wenn du mich süß nennst.“ „Aber wenn es doch wahr ist…“, murrte sie mit aufgeplusterten Wangen. „Ich meine selbst in diesen Fetzen von Klamotten würde sich jeder Kerl glatt in dich vergucken.“ Sie seufzte: „Was würde ich dafür geben dich mal so richtig herauszuputzen und einzukleiden. Ich könnte aus diesem knuffigen Zuckerpüppchen eine richtige Femme fatale machen.“ Er lachte kalt. Was hatten alle Frauen nur damit ihn als Anziehpuppe missbrauchen zu wollen? „Du? Du siehst aus wie ein fünfjähriges Zombie-Gör und du willst mir Klamotten aussuchen? Sicher nicht, da bin ich ja besser dran, wenn ich nackt rumlaufe.“ Wieder plusterte sie ihre Wangen auf. „Ich bin 25, du Mistkerl und keine fünf. Außerdem bist du derjenige der auf diesen Bildern wie ein Kind aussieht.“ Aus dem Nichts zog sie erneut einige Zeitungsartikel hervor und legte sie vor ihm aus. Er beachtete sie nicht. Eher war er überrascht, dass diese Pute tatsächlich älter als er sein sollte. „Ist mir egal, wie ich aussehe. Dieser Mädchenkram interessiert mich nicht.“ Er wandte sich zum Gehen. „Aber du bist ein Mädchen, zumindest zur Hälfte.“ Überrascht blieb er stehen. Jade hatte ihm damals gesagt, dass Loreen nun ein Teil von ihm sein würde, ein Teil den er nie wieder loswerden würde. „Das Mädchen in dir ist der dominante Körper, deswegen hast du dich wieder zurückverwandelt.“ Er drehte sich um. Dieses Mädchen vor ihm hatte Recht und das missfiel ihm. Er fand es gar nicht gut, dass sie sich das so schnell zusammenreimen konnte. „Deswegen solltest du auch wissen, was wichtig für Mädchen ist.“ „Tze, nicht alle Frauen legen Wert auf ihre Kleidung. Es gibt deutlich wichtigere Dinge.“ „Jetzt warte doch mal.“ Sie folgte ihm als er das Zimmer verließ. „Wo willst du denn hin?“ „Ich will herausfinden auf welcher Insel wir hier sind, wie sie heißt, wo sie liegt oder was auch immer. Irgendwas, was ich Falkenauge sagen kann.“ Er war immer noch müde, trotzdem fiel es ihm deutlich leichter als Loreen wieder zu Kräften zu kommen als als Zorro, nicht wirklich aufbauend. „Die Insel heißt Kuraigana“, meinte Perona hinter ihm und erneut blieb er stehen. Er hatte den Namen schon einmal irgendwo gehört. Nur wo konnte er nicht sagen. „Woher weißt du das?“ Er begutachtete sie. Sie waren in etwa gleich groß wodurch es überaus einfach war sie direkt anzusehen. Nach den ganzen hochgewachsenen Männer und Frauen auf Sasaki hatte es fast etwas Angenehmes seinen Kopf nicht so hochrecken zu müssen. Sie verschränkte die Arme. „Ich bin schon seit Wochen hier. Glaubst du ich hätte nicht schon alles versucht um hier wegzukommen? Aber bis auf ein kleines Boot hab ich nichts gefunden und damit auf die offene See zu fahren ist purer Selbstmord. Aber ich will unbedingt Meister Moria finden.“ „Du glaubst also, dass er wirklich nochmal die Kurve gekratzt hat?“ „Natürlich ist er noch am Leben! Wie kannst du nur an ihm zweifeln?!“ In ihrer Wut stiegen mehrere halbunsichtbare Geister aus ihrem Körper, deren Fähigkeit Zorro nur zu gut kannte. Beruhigend hob er die Hände. „Ja sorry, schon gut. Vermutlich hast du Recht, sonst hätte die Weltregierung ja auch Ersatz für ihn suchen müssen. Wahrscheinlich ist er schon auf Mary Joa.“ Er konnte wahrlich darauf verzichten von diesen Geistern berührt zu werden. Die Geisterprinzessin nickte. „Das denke ich auch. Daher muss es ihm gut gehen.“ Nun, dass sie sich wieder beruhigt hatte, verschwanden auch die Geister wieder. Weiterhin liefen sie durch das große Schloss, es war der reinste Irrgarten. Keine Tür führte dahin wo er es erwartete und jede Treppe schien irgendwo anders auszukommen. Dabei war es nicht besonders hilfreich, dass er immer wieder über die viel zu langen Hosenbeine stolperte und das obwohl er den Bund bereits bis zur Brust hochgezogen hatte. „Wo willst du eigentlich hin?“, fragte Perona, die ihm weiterhin hinterherlief. „Nach draußen“, murrte er. „Was? Sag das doch gleich, wir sind bereits dreimal am Eingang vorbeigelaufen.“ Er starrte sie an. „Wovon redest du?“ Sie schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich nicht besonders helle, oder?“ Nun ging sie voran und führte ihn durch einen Flur der ihm bereits bekannt vorkam. „Was hast du noch herausgefunden?“, hakte er nach und ignorierte ihre Worte. Mit den Schultern zuckend ging sie weiter. „Nicht viel, wir sind die einzigen Menschen auf dieser Insel. Bis auf dieses Schloss gibt es hier nur Wald und Ruinen und dann wären da noch diese wildgewordenen Affen.“ „Affen?“ Sie hatten eine schwere Doppeltür erreicht und Perona stieß sie auf. Draußen angekommen sah Zorro sich um. Dicke Nebelschwaden hingen in der Luft und verdrängten beinahe jegliches Sonnenlicht. Es war schwer zu sagen ob Tag oder Nacht war, der Himmel war einfach nur trist und grau. „Da irgendwo liegen die Ruinen wo sich diese Affen aufhalten.“ Die Geisterprinzessin deutete in eine Richtung zu seiner Linken, doch bis auf Wald und Nebel konnte er nichts erkennen, schon gar kein Meer. „Und diese Affen haben dich angegriffen?“ Sie nickte: „Das waren keine gewöhnlichen Tiere. Die hatten Waffen und waren ziemlich gut darin sie nach mir zu werfen. Hier im Schloss sind wir sicher, aber sobald du den Wald betrittst greifen sie an.“ „Aha.“ Zorro betrachtete seine Umgebung aufmerksam. Diese Affen machten ihm keine Sorge, auch wenn er leicht neugierig war darüber, dass sie anscheinen kämpfen konnten. Dann drehte er sich wieder herum und ging hinein. „Warte mal, was gehst du denn jetzt wieder rein, ich dachte du wolltest raus.“ Aufgebracht folgte sie ihm. „Ich wollte nur wissen, wie es hier aussieht und wie spät wir es haben. Aber bei dem Wetter kann man ja gar nichts erkennen.“ Sie schnaubte auf. „Weißt du wofür es Uhren gibt?“ Er ging einfach weiter. „Falsche Richtung.“ Sie packte ihn am Unterarm und zerrte ihn mit sich. „Meine Güte. Es gibt Momente da bist du so cool und dann so was.“ Er hob die Augenbrauen hoch sagte jedoch nichts. Nach dem ruhigen und so bedachten Dulacre war dieses Mädchen doch ein recht ungewohnter Umgang für ihn. Sie war laut wie Nami und nervig wie der Koch aber gleichzeitig auch so kindisch wie Ruffy. Er hatte keine Ahnung wie er die Tage hier überleben sollte ohne sie umzubringen. „Du sagst also, dass Falkenauge dich abholen kommt?“, meinte sie dann als sie das Zimmer in dem er zu sich gekommen war wieder erreicht hatten. Er nickte. „Nach dem Krieg, genau.“ „Meinst du er würde mich auch mitnehmen?“ „Ich dachte du magst es hier?“ Er ließ sich wieder aufs Bett fallen und gähnte. „Ja klar, du hast es doch draußen gesehen. Ein wunderschöne, gruselige Aussicht und dieses alte Schloss ist herrlich. Aber so ganz alleine, ohne Diener und süße Kuscheltierchen, ist es doch recht einsam und trostlos.“ Er entgegnete nichts sondern begann langsam sein Haar zu flechten, damit es nicht mehr so im Weg war. „Du musst es erst kämmen, sonst reißt du dir zu viele verknotete Haare aus“, murrte sie. „Meine Güte, kannst du denn gar nichts?“ Seufzend stand sie auf und ging zu einer Kommode herüber. „Ich bin erst seit einem Monat eine Frau. Tut mir leid, dass mir Dinge wie verknotete Haare da etwas entgangen sind“, murrte er ebenso verdrießlich, ließ aber zu, dass sie sich mit einer Haarbürste hinter ihn stellte und begann sein Haar zu kämmen. „Also was meinst du? Würde er mich mitnehmen? Zu irgendeiner Insel, so dass ich nach Meister Moria suchen kann?“ „Wir werden zum Sabaody Archipel reisen.“ „Wirklich? Das wäre ja perfekt.“ „Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass Falkenauge dich mitnimmt. Er gehört nicht gerade zu den gutmütigen Samaritern.“ „Was?“ Er konnte ihrer Stimme anhören, dass sie verzweifelt war. „Aber wenn du mir nicht zu sehr auf die Nerven gehst kann ich ja ein Wort für dich einlegen.“ Wann war er nur so weich geworden? „Das würdest du tun?“ Seufzend verschränkte er die Arme. „Naja, schließlich hast du mich ja reingeholt und verhindert, dass die Affen mich fressen oder nicht?“ Er grinste sarkastisch. Vielleicht würde er ja doch mit ihr auskommen ohne sie umbringen zu müssen. „Weißt du was ich mich frage?“, meinte sie dann und begann sein Haar zu flechten. Es fühlte sich anders an als bei Kanan, nicht ganz so fest aber er ließ sie machen. „Wenn du dich erst seit kurzem verwandeln kannst, weiß Falkenauge überhaupt wer du in Wirklichkeit bist?“ Diese Frage überraschte ihn. Sollte er sie anlügen? Ihr die Wahrheit verheimlichen um Dulacre zu schützen? Aber was würde ihm diese Lüge bringen? Was könnte er dadurch erreichen? „Ja, er weiß es“, antwortete er knapp. „Oh“, kam als einzige Antwort ehe sie frage: „Hast du einen Haargummi?“ „Sehe ich so aus?“ Sie murmelte etwas trocken vor sich hin und er konnte fühlen wie sie sein Haar etwas mehr zog. „Weiß er denn auch, dass du dich jetzt verwandeln kannst? Hast du es ihm erzählt?“ „Wann soll ich ihm das denn gesagt haben?“ Sie klopfte ihm auf die Schulter als Zeichen, dass sie fertig war und ging dann weg. „Na, ich bin ja nicht blöd. Meinst du ich hab nicht gesehen, wie du diese Teleschnecke da beäugst. Mit Sicherheit hast du mit ihm telefoniert. Also hast du es ihm gesagt?“ „Das geht dich überhaupt nichts an.“ „Also nein.“ Statt einer längeren Diskussion entschieden sie einstimmig etwas zu Essen, wobei Zorro sich bereits wieder nach seinem Bett sehnte als er dem Geistermädchen durchs Schloss folgte. Zu seiner Überraschung war die Speisekammer des Schlosses fürstlich gefüllt, als ob hier wirklich jemand leben würde. „Der Zucker wird langsam mau“, jammerte die Geisterprinzessin doch Zorro ignorierte sie über die getrockneten Scheiben Räucherschinkens komplett. Zum ersten Mal konnte er die Lust seines Käpt’ns nach Fleisch wirklich nachvollziehen. Kurze Zeit später verschwand er zusammen mit einer Flasche Wein zurück auf sein Zimmer. Nun ja, viel mehr lieferte Perona ihn dort ab. Sie schlief im Zimmer gegenüber. Beide Räume lagen direkt über der Küche und nahe am Eingang. Er ging davon aus, dass es einst Angestelltenzimmer gewesen waren. Die uralte Uhr über der Tür sagte ihm, dass es gerade einmal kurz nach acht Uhr war. Mit einem kleinen Seufzen griff er nach der Teleschnecke und öffnete mit der anderen Hand die Weinflasche. Er hatte auch stärkeren Alkohol gefunden, aber da er in diesem Körper nicht wirklich viel vertrug würde er den Sake auf den nächsten Tag verschieben, wenn er sich das nächste Mal erfolgreich verwandeln würde. Zorro hatte es während des Essens nochmal versucht, aber es hatte nicht geklappt. Das Mädchen mit den rosa Haaren hatte vermutet, dass er zu erschöpft war und da er es nicht abstreiten konnte, hatte er ihre Vermutung zunächst einmal akzeptiert. Er trank einige Schlucke von der roten Flüssigkeit, es überraschte ihn, wie schnell er die leicht herbe Note und den kräftigen Ansatz bemerkte. Er hatte sich nie gut auf Weine verstanden aber seitdem er beim Samurai war, hatte er angefangen den Traubensaft zu trinken und sogar zu mögen. Die kleine Schnecke in seiner Hand piepte ein paar Mal und dann wurde abgenommen. Für eine Sekunde sagte keiner von ihnen etwas. „Hey“, murmelte Zorro dann und nahm noch einen Schluck. „Du hörst dich ja noch schlechter an als heute Vormittag“, kam die kühle Antwort sogleich, „wolltest du dich nicht ausruhen?“ Der Alkohol begann ihn bereits von innen heraus zu wärmen. Er grummelte zustimmend und stellte die Flasche neben sich ab. „Bist du alleine? Kannst du frei reden?“ Die kleine Teleschnecke zog eine Augenbraue nach oben und gab das fragende Gesicht des Samurais äußerst passend wieder. „Ja natürlich“, murmelte Zorro und nahm doch noch einen Schluck. „Sehr gut. Also weißt du mittlerweile, wo du bist?“ Der andere hörte sich an wie immer, aber irgendetwas war anders, oder bildete er es sich nur ein? „Joa, Kunei, warte wie war das? Kuri..Kuwai…“ Der andere seufzte. „Kuraigana?“ „Ja genau!“ „Tatsächlich?“ „Ja, Perona hat es gesagt.“ „Wer ist Perona?“ „Oh, nicht so wichtig, irgend so ein Mädel. Sie wurde auch von Bär hierhin geschickt und ist eigentlich ganz okay.“ Für einen Moment schwieg der andere. „Nun gut, das ist ja eigentlich das Beste was uns passieren konnte.“ „Was? Wieso meinst du?“ Leider Gottes war seine Flasche schon halbleer, er durfte nicht so schnell trinken. „Du erinnerst dich an diese Insel von der ich dir erzählt habe? Die Insel auf der ich normalerweise wohne anstelle von Sasaki?“ „Mhm“, murmelte er zustimmend. „Das ist Kuraigana. Ich hatte schon die Vermutung, als du von der Beschaffenheit erzählt hast. Was für ein seltsamer Zufall.“ Oh, das hieß doch das er gerade Mihawks Wein trank, oder? „Das heißt, du weißt wo sie liegt?“ „Das heißt, dass du überhaupt nicht weit weg bist. Das ist ausgezeichnet. Kuraigana, dort ist niemand um den du dich kümmern brauchst. Meine Vorratskammern sind zum Bersten gefüllt. Du kannst dort angenehm auf mich warten.“ Angenehm? Es war ihm selten so bewusst wie gerade, wie unterschiedlich sie doch waren. Natürlich wusste er um ihre unterschiedlichen familiären Hintergründe aber glaubte der andere wirklich, dass er es als angenehm empfinden konnte abzuwarten? Dass ein Schloss mit feinen Weinen für ihn angenehm war? Dass er so etwas brauchte? Und all das während er noch nicht einmal wusste, ob seine Freunde wohlauf waren? Sie waren doch sehr unterschiedlich. „Warum bist du so still, Lorenor?“ Er betrachtete die Flasche in seiner Hand. Was würde der andere nur davon halten, wenn er ihn sehen würde wie er einen Wein aus der Flasche trank. Er hatte sich nie dafür geschämt wer und was er war. Hatte sich nie für was Besseres oder Schlechteres gehalten. Er war halt wer er war. Das war auch nie ein Problem bei seiner Crew gewesen, klar hatte sich mal jemand beschwert, so wie das nun mal war, wenn man tagein tagaus auf einem Kahn zusammengepfercht war. Aber niemand hatte versucht ihn zu verändern. Auf Sasaki war es anders gewesen. Kanan hatte darauf bestanden ihn wie ein Fräulein zu behandeln, von ihm verlangt sich wie ein Fräulein zu benehmen. Er hatte das seiner Gestalt in die Schuhe geschoben. Er hatte sich an seine Gestalt angepasst. Aber Mihawk wusste wer er war, hatte immer gewusst wer er war. Doch obwohl der andere ihn sah, ihn verstand, versuchte er trotzdem immer ihn zu erziehen, ihn zu Recht zuweisen. Aber nicht nur das. Mihawk versuchte ihn zu verändern und Zorro wusste mittlerweile nicht mehr, ob das nur daran lag, dass der andere ihn unterrichten wollte oder ob er aus Zorro einen Mihawk machen wollte. „Hey Lorenor, was ist denn los?“ Er seufzte. Er hatte ganz vergessen, dass Alkohol ihn nachdenklich werden ließ und jetzt grübelte er über solch seltsamen Dinge nur weil der andere gemeint hatte, dass Zorro es in diesem Schloss gemütlich haben würde. Das Schlimmste war nicht, dass der andere aus welchen Gründen auch immer ihn verändern wollte. Das Schlimmste war, dass Zorro versucht hatte sich anzupassen. Er hatte versucht sich zu benehmen, so zu verhalten, dass… ja dass was? Dass er besser zu Recht kam? Dass er überleben konnte? Oder war es mehr? Warum interessierte es Zorro, was ihn von Mihawk unterschied? Warum machte er sich wegen einem dämlich Wort plötzlich so einen Kopf? Angenehm? Verdammter Wein! „Lorenor?“ „Ich…“ Seine Stimme brach. Was wollte er überhaupt sagen? „Wie dem auch sein, du bist dort in Sicherheit. Das ist die Hauptsache“, sprach der andere nach einem Moment weiter und räusperte sich leicht. „Allerdings solltest du nicht raus gehen. Die Humandrill – das sind diese Affen von denen du gesprochen hast – haben sich menschliche Kampftechniken angeeignet und ich vermute, dass sie zurzeit noch zu stark für dich sind. Sie würden dich wahrscheinlich umbringen. Also bleib am besten im Schloss.“ Es ärgerte ihn, dass der andere glaubte, dass er nicht mit ein paar Affen parat kommen würde und noch mehr ärgerte es ihn, dass der andere es ihm erklärte, als würde er ihn für dumm halten. „Schon klar, ich bin ja kein Spatzenhirn“, murrte er wütend. Mihawk am anderen Ende der Verbindung seufzte tief auf: „Das habe ich auch nie behauptet, Lorenor. Also lege mir nicht fremde Worte in den Mund.“ Zorro schluckte. In diese Richtung sollte ihr Gespräch ganz gewiss nicht laufen, also entschloss er sich das Thema zu wechseln. „Sag Dulacre“, murmelte er, „ist auf deiner Seite alles in Ordnung?“ „Auf meiner Seite?“ Der Samurai gluckste leise auf, offensichtlich erleichtert und erheitert über Zorros Wortwahl. „Ja, auf meiner Seite ist alles in Ordnung. Die nächsten Tage werden sehr öde. Die anderen Samurai tröpfel so langsam ein und man wird verhindern wollen, dass wir uns über den Weg laufen, daher werde ich wohl an einigen Sitzungen teilnehmen.“ „Weißt du ob Gecko Moria auch da ist?“ „Hmm?“, gähnte der andere nun verwundert. „Ja, er wird hier auf Mary Joa versorgt, seine Wunden von eurem Kampf sind immer noch nicht komplett verheilt.“ „Ach so.“ „Lorenor. Jirou war heute hier. Er wird langsam misstrauisch. Er kennt mich gut und wie du weißt ist er nicht auf den Kopf gefallen. Noch hält er dein Überleben für unmöglich, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er an der Geschichte von Lady Loreen zu zweifeln beginnt.“ Zorro betrachtete die kleine Teleschnecke. „Möchtest du ihm die Wahrheit sagen?“, fragte er ruhig. „Es geht nicht darum, was ich möchte“, entgegnete der andere gelassen. „Dir muss nur bewusst sein, dass er es irgendwann herauszufinden wird und dann werden wir ein Problem haben.“ Zorro nickte. „Keine Sorge, das ist mir sehr wohl bewusst.“ Ihr Gespräch ging noch wenige Minuten in denen sie Kleinigkeiten austauschten ehe der Ältere schließlich schlafen gehen wollte. Aus Sicherheitsgründen vereinbarten sie, dass der Samurai sich erst wieder bei ihm melden würde, wenn er zu Kuraigana aufbrechen würde oder wenn etwas Unvorhergesehenes passieren würde. Zorro selbst würde ihn nur dann anrufen, wenn er in Gefahr stecken würde, nicht dass Zorro ihn dann wirklich anrufen würde. Nach ihrem Gespräch lag er noch lange wach und betrachtete die Steindecke über ihm. Früh am nächsten Morgen verwandelte er sich. Überraschend schnell schaffte er es diesmal, auch wenn die Verwandlung selbst so schmerzvoll wie davor war. Es kostete ihn fast eine Stunde bis er so bei Kräften war, dass er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Er griff nach seinen Schwertern und schnallte sie sich um. Auf dem Weg zur Türe fiel ihm sein eigenes Spiegelbild auf. Er hatte sich verändert. Natürlich fehlten die drei Ohrringe, stattdessen hing die filigrane goldene Kreuzkette um seinen Hals, aber es tat gut wieder sich selbst gegenüberzustehen. Mit herausgestreckter Brust und zurückgezogenen Schultern verließ er das Zimmer. Im Flur traf er die Geisterprinzessin an, die durch die Gänge schwebte. „Was hast du vor?“, fragte sie ihn während er den Ausgang suchte. „Ich geh nach draußen.“ „Was?! Wieso solltest du das tun wollen? Da sind doch diese Affen!“ Er grinste. „Eben deshalb. 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