Bend, not Broken von Cookie-Hunter ================================================================================ Kapitel 2: Die Schönheit der kleinen Dinge ------------------------------------------ Kapitel 2: Die Schönheit der kleinen Dinge Völlig entspannt lag Toshiya auf der Massageliege und ließ sich fachmännisch von einer jungen Dame bearbeiten. Mit einem wohligen Seufzen oder anderweitigem Laut ließ er hin und wieder verlauten, wie schön er diese Behandlung fand. Selbst Kyo, der auf einer Liege daneben die gleiche Prozedur erhielt, genoss was mit ihm gemacht wurde. Unter normalen Umständen hätte er sich das niemals angetan, aber sein Freund hatte drauf bestanden. Vielleicht sollte er doch des Öfteren Gelegenheit für so etwas finden. Toshiya gab einen tiefen, kehligen Laut von sich, als die junge Dame eine sehr verspannte Stelle erwischte. Auf der Nachbarliege öffnete Kyo daraufhin überrascht die Augen. Das Geräusch kannte er zwar von seinem Partner, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang. „So gut?“ „Jaa“, hörte man es von dem Bassisten, der sich immer zufriedener anhörte. War wirklich die richtige Entscheidung gewesen, ihn hier her zu bringen. Grübelnd sah der Jüngere auf die Eiskarte. Irgendwie konnte er sich nicht so recht entscheiden. Bei der großen Auswahl aber auch kein Wunder. Eine seiner liebenswerten, kindlichen Eigenschaften in Kyos Augen. „Wenn du auf so vieles Hunger hast, dann nimm dir doch einen einfachen Becher mit all den Sorten, die du haben möchtest.“ „Aber... bei denen hier sind immer noch so tolle Sachen dabei. Das hätte ich nicht, wenn ich mir nur die Kugeln bestelle. Deswegen fällt es mir auch so schwer.“ Die Stirn in Falten gelegt, studierte er weiter die Karte. Währenddessen schob der Sänger unterm Tisch seinen Fuß an einen von seinem Gegenüber heran, sodass es für Außenstehende nach Zufall aussehen mochte, aber doch gezielt einen Kontakt bedeuten sollte. „Und wenn wir uns so einen Becher für Zwei bestellen?“ Lieb guckte der Bassist auf. Allerdings verzog sein Freund etwas das Gesicht. „Du weißt, dass ich es nicht so mit Eiscreme habe.“ „Kannst ja die Früchte haben.“ Kyo seufzte. Er wollte jetzt kein Eis. Und auch keine Früchte. Dafür aber seinen Tee, welchen er erst bestellen wollte, wenn auch der Andere so weit war. „Ich kann mich nicht entscheiden“, jammerte Toshiya und ließ die Karte sinken. „Was“, begann Kyo und nahm die Karte an sich, „steht denn zur Auswahl?“ Grummelnd tippte der Bassist auf vier verschiedene Eisbecher. Eine große Auswahl. „Soll ich dir einfach einen von denen aussuchen?“ Toshiya, ein wenig beleidigt, weil er selbst es nicht schaffte, nickte nur. Der Sänger legte die Karte auf den Tisch, signalisierte so, dass sie sich entschieden hatten. Nur einen Augenblick später stand auch bereits eine junge Dame an ihrem Tisch. „Für mich bitte einen grünen Tee mit etwas Lychee. Und für meinen Freund hier den-“ „Den hier!“, bestimmte der Jüngere dann doch selbst, in dem er seinen Finger auf die Karte legte. Genau auf einen mit viel Schokolade. Für einen Moment war die Frau verwirrt, schrieb dann aber doch die Bestellung auf und ging. „Sumimasen. Jetzt hab doch ich bestellt.“ Ehrlich bedauernd senkte der Bassist den Kopf etwas, und spielte mit seinen Händen. Von seinem Gegenüber bekam er dafür ein leises Lachen. „Schon gut. Genau das hatte ich nämlich provozieren wollen.“ „Eh?“ „Ich hatte gehofft, dass du dich entscheidest, wenn ich die Sache in die Hand nehme und den 'falschen' bestelle. Ganz einfach Psychologie“, erklärte sich der Ältere mit einem kleinen Grinsen. „Boah, wie gemein.“ „Dafür bekommst du jetzt das, was du wirklich haben willst.“ Dafür war ihm dieser kleine Trick recht. „Anô... Was wollen wir Shinya eigentlich mit bringen?“, wechselte Toshiya das Thema und sah seinen Freund fragend an. Kurz sah der Blonde zur Decke, überlegte, ehe er wieder in die Karte sah. „Was hältst du von einem Banana-Split? Und eine der Kugeln ersetzen wir durch... Apfel?“ „Das könnte ihm gefallen“, pflichtete der Größere ihm bei, grinste dann: „Und eine andere durch Pistazie.“ Grinsend nickte Kyo, zeigte damit sein Einverständnis. Zumindest klang ihre Idee nach etwas, dass dem Jüngsten in ihrem Bunde gefallen könnte. Obwohl er ihn auch gerne bei ihnen gehabt hätte. Aber sie konnten ja auch nicht rund um die Uhr zusammen sein. Nicht mal auf einer Tour. Dennoch, so eine Zeit zu zweit hatte auch etwas für sich. Da konnte man sich besser aufeinander konzentrieren. „Hast du eine Idee, was wir heute Abend machen könnten? Wenn wir mit der Tonprobe durch sind und so?“, fragte Kyo den Anderen. Immerhin stand jener heute ein wenig im Mittelpunkt ihrer Beziehung. „Hm“, machte der Jüngere und dachte nach. „Eine Fortsetzung von gestern Abend?“ Mit einem anzüglichen Grinsen leckte er sich über die Lippen. Den Vorschlag meinte er sogar größtenteils ernst. Kyo hingegen hob skeptisch eine Augenbraue und legte auch den Kopf etwas schief. „Dein Ernst?“ „Klar.“ Schmollend schob er seine Unterlippe ein wenig vor. „Warum glaubst du, dass ich Scherze?“ „Tue ich nicht. Hätte nur nicht gedacht, dass du dich bereits wieder fit genug fühlst.“ Grinsend spielte er mit seinem Fuß an dem Bein von Toshiya. Das war etwas, was man sich in der Öffentlichkeit erlauben konnte. „Also, von mir aus können wir das. In einer leichteren Version. Immerhin musst du morgen fit sein. Wäre doch schade, wenn du dich auf der Bühne nicht mehr so austoben kannst, wie sonst. Ich kenne dich. Du wärst anschließend unzufrieden.“ Ein kleines, liebes Lächeln umspielte seine Lippen, welches jedoch verschwand, als er sah, wie sich die Bedienung näherte. Sie stellte ihm seinen Tee hin und Toshiya sein Eis hin, dann zog sie sich auch schon wieder zurück. Mit wachsender Begeisterung löffelte der Jüngere seine Süßspeise, strahlte dabei. „Wenn wir unter uns wären...“, murmelte Kyo in seinen Tee, den Blick direkt auf seinen gegenüber gerichtet. Provokant leckte der Jüngere seinen Löffel ab, grinste: „Was dann?“ Dann würde er ihn gerade Küssen, bis ihm schwindelig war, aber das musste er sich für später aufheben. Seufzend sah Kyo in seinen Tee. „Wir sollten uns aber noch eine Alternative für heute Abend ausdenken.“ „Was? Aber warum denn?“ „Weil wir morgen alle fit sein müssen. Außerdem können wir nicht jeden Abend das gleiche tun.“ „Schade aber auch“, schmollte Toshiya, löffelte aber weiter an seinem Eis. Ihm wollte nur gerade wirklich keine Idee kommen, was sie sonst noch machen könnten. Daheim würde er sagen, dass sie einkaufen gingen und dann gemeinsam kochten. In einem Hotelzimmer ging das natürlich nicht. Ein vibrierendes Geräusch ließ ihn aufhorchen. „War das deins?“ Kyo nickte, war aber selbst neugierig, was das Ding jetzt wieder von ihm wollte. Also zog er es aus seiner Jackentasche und ließ den Bildschirm aufleuchten. Ein kleines, amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wie der immer wieder ein Gespür für das hat.“ „Wer?“ „Na, wer wohl?“ Mit einem viel sagenden Blick sah er kurz zu Toshiya, legte den Kopf etwas schief, bevor er die Textmitteilung öffnete und die Stirn runzelte wegen dem, was er las. „Wir sollen was?“ „Hm?“ Verwundert reckte Toshiya den Hals, wollte lesen, was auf dem Display stand. Kyo seufzte. So ganz schlau wurde er nicht aus dem, was da stand, aber wenn Shinya es so wollte. „Wir sollen für heute Abend ein paar Decken und Snacks organisieren und damit im Zimmer auf ihn warten.“ So ganz konnte er sich da keinen Reim drauf machen. Wollte ihr Freund etwa ein Picknick veranstalten? Aber drinnen machte es keinen Sinn. Toshiya schien das ebenfalls zu sehen, da auch er so aussah, als würde er über den Zweck dieser Bitte nachdenken. „Hast du noch irgendwas bestimmtes, dass du als Snack haben willst?“ „Nani?“ Erstaunt sah er seinen Partner an. „Fragst du dich denn gar nicht, warum er das möchte?“ „Kyo“, Toshiya legte den Kopf schief, lächelte sanft, während sein Blick etwas tadelnd war. „Du vertraust ihm doch, nicht wahr? Ich tue es und es hat mir bisher nie geschadet. Und wir reden hier von Shinya. Der wird sich da schon was bei gedacht haben. Das hat er bisher immer.“ Der Sänger öffnete den Mund, wollte ein Gegenargument hervorbringen. Aber sein Liebster hatte recht. Ihr Shinya hatte immer einen Grund für das, was er tat. Zudem würde er niemals etwas verlangen, dass gegen ihre Natur sprach. Und an ein paar Decken und Snacks war nichts Verwerfliches. Kurz überlegte er, aber so spontan fiel ihm nichts ein, worauf er Hunger hätte. „Ich denke, dass ich mir das gleich im Supermarkt überlege.“ „Wie du meinst“, kam es von Toshiya, begleitet von einem Schulterzucken. Mit wachsender Begeisterung widmete er sich wieder seinem Eis, grinste bei jedem Löffel glücklich über das ganze Gesicht. Es schmeckte ihm aber auch zu gut. „Immer wieder erstaunlich, wie sehr du dich über die einfachsten Dinge freuen kannst.“ „Eh?“ Verwundert blinzelte Toshiya seinen Gegenüber an. „Eto... Warum denn auch nicht? Stell dir ein Leben ohne diese kleinen, wunderbaren Dinge vor. Geht gar nicht.“ Ein Schauer rann dem Jüngeren über den Rücken und er schüttelte den Kopf. Nein, seiner Meinung nach ging das absolut nicht. „Deswegen freue ich mich auch über Kleinigkeiten. Weil ich sie zu schätzen weiß.“ Verliebt lächelte Kyo ihn an, ließ seinen Blick über das geliebte Gesicht wandern. Er liebte ihn für diese Sichtweise. Vielleicht war sie sogar der Hauptgrund für seine Gefühle. Doch er konnte sich Toshiya auch absolut nicht ohne sie vorstellen. Zudem war es eine Fähigkeit, die er selbst bedauerlicherweise verlernt hatte vor langer Zeit. Erst durch ihn hatte er begonnen sie sich langsam wieder zu eigen zu machen. Der Sänger seufzte. Erneut wünschte er sich, dass sie etwas ungestörter wären, damit er seinem Freund durch Zuneigung zeigen konnte, wie dankbar er ihm für seine Existenz war. „Hm“, machte der Bassist plötzlich und legte die Stirn nachdenklich in Falten. „Sollen wir Shinya dennoch ein Eis von hier mitbringen? Nicht, dass uns das weg schmilzt. Außerdem ist das bestimmt unhandlich beim Einkaufen.“ „Ich wäre immer noch dafür. Wir können ja erst zurück ins Hotelzimmer und es dort in den kleinen Kühlschrank tun. Der hat, wenn ich das richtig gesehen habe, auch ein Kühlfach. Und anschließend gehen wir dann noch mal los zum einkaufen“, schlug der Ältere vor und nippte an seiner Teetasse. Ein Vorschlag, mit dem der Andere vollkommen einverstanden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)