Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 159: Spott! ------------------- Kapitel 159 - Spott! "Ich versteh das einfach nicht.", kam es etwas echauffiert von Joey. "Es kommt mir vor, als würde er mich damit verspotten wollen." "Mit Komplimenten verspotten?", fasste Kai die Situation noch einmal zusammen. Joey, der die ganze Zeit vor Kai im Wintergarten hin und her getigert war ließ sich auf den Zweisitzer fallen und schnaufte. "Das klingt auch völlig irre, oder?", fragte der Blonde, dessen Wut plötzlich verpuffte und in Verzweiflung umschlug. "Er trägt mich auf Händen, liebt mich, macht mir Komplimente... und ich... ich vermute etwas Niederträchtiges dahinter." "Wieso empfindest du Komplimente als Spott?", hakte Kai vorsichtig nach. Der Blonde blickte ihn für einen Moment mit großen Augen an, bevor er seinen Blick abwandte und durch die gläserne Front in den Garten blickte, der immer noch unter Schnee begraben lag. "Guter Junge. Das machst du aber großartig.", er blickte wieder zu seinem Therapeuten. "Du bist umwerfend. Bist fantastisch. Richtig talentiert." Die Augen des Jüngeren wurden feucht. "Das hat man zu dir vor, während oder nach dem Missbrauch gesagt, nicht wahr?", schloss der Rothaarige erkennend. Sein Patient nickte langsam und schluckte. Legte seine Hände auf seine Oberarme und fröstelte kurz. Dann zog er die Füße auf die Sitzfläche und lehnte sich mit dem Gesicht gegen seine Knie. "Wenn man das in Situationen hört, in denen man nicht gerade kooperativ ist oder eigentlich gegen das agiert, was andere einem aufzwingen wollen... ich weiß auch nicht... das macht offensichtlich etwas kaputt in einem.", erzählte Joey ruhig und leise. "Macht Seto das auch? Diese Komplimente anbringen, wenn du eigentlich nichts dafür tust oder du sogar etwas tust, wo die Komplimente nicht angebracht wären?", hakte Kai behutsam nach. Joey überlegte kurz und ließ die letzten fünf Tage Revue passieren. "Nein... na ja... manchmal denk ich, dass er etwas übertreibt.", antwortete der Blonde ruhig. "In wie fern übertreibt er denn?", wollte Kai wissen. "Na ja... vor ein paar Tage hab ich was gekocht. Er kam herein und meinte, dass es gut riecht und ich sagte, dass ich hoffe, dass es genauso gut schmeckt, wie es riecht. Und da meint er nur, dass er sich da ganz sicher sei, weil ich ein hervorragender Koch wäre. Aber ich bin alles andere als ein hervorragender Koch.", erzählte Joey. "Aber... sind solche Wertungen nicht subjektiv?", warf der Ältere nachdenklich in den Raum. "Subjektiv?", hakte nun Joey verwirrt nach. "Nun ja... Geschmäcker sind verschieden. Einer findet, dass ein bestimmter Maler ein außerordentliches Talent hat und ein anderer könnte auf Grund der gleichen Bilder meinen, dass der Maler ein Stümper sei.", erklärte Kai. "Vielleicht hält dich Seto wirklich für einen hervorragenden Koch. Das ist seine Meinung, die auf seiner Interpretation deines Essens gebildet hat. Außerdem sind Künstler - und ja, für mich sind Köche auch irgendwo Künstler - immer äußerst selbstkritisch." Joey ließ die Worte seines Therapeuten auf sich wirken. Vielleicht war da was dran. Es war vermessen anderen ihre Meinungen abzusprechen, nur weil man selbst anderer Meinung war. Langsam begann er zu nicken. "Und ich bin mir sicher, dass Seto seine Komplimente ganz genau so meint, wie er sie sagt. Seto ist nicht der Typ Mensch, der falsche Komplimente machen würde, um die Gefühle einer anderen Person nicht zu verletzen oder jemanden damit zu verspotten.", ergänzte der Rothaarige noch. "Ja, da hast du wohl Recht. Aber was soll ich tun... es ist wie ein Reflexe, die Komplimente sofort abzuweisen oder etwas Bissiges darauf zu erwidern.", fragte Joey und blickte mit seinen honigbraunen Augen zu Kai. Dieser schmunzelte sanft. "Reflexe kann man trainieren und sich abgewöhnen.", meinte Kai schlicht. "Das nächste Mal, wenn Seto dir ein Kompliment macht, lass es auf dich wirken. Versuch gegen den Drang anzugehen, etwas zu erwidern, was dich selbst runterputzt oder das Kompliment entwertet. Akzeptiere es einfach und freu dich, dass Seto es dir gemacht hat." Joey saß an seinem Schreibtisch in der Villa - er hatte mittlerweile auch ein Büro eingerichtet bekommen, in dem er seiner Arbeit und Leidenschaft nachgehen konnte - und entwarf den neuen Banner für das nächste Duel Monsters-Turnier. Plötzlich spürte er die Anwesenheit einer weiteren Person hinter sich. Doch er wandte sich nicht um. Es konnte nur Mokuba oder Seto sein. Niemand vor dem er sich also fürchten musste. Zwei kräftige Arme umschlangen seine Schulter und Setos Kopf schob sich auf seine Schulter. Sanft rieb Seto seine Wange an seine eigene und Joey musste schmunzeln. "Was hältst du davon?", fragte Joey leise. "Die Komposition ist genial.", flüsterte Seto ihm liebevoll zu. Ein Kompliment. Joey spürte, wie er schon was sagen wollte, was das Kompliment Lüge strafte, doch er schluckte die Worte runter. Akzeptierte das Kompliment. Doch das machte ihn etwas hibbelig. "Aber vielleicht könntest du die Schrift ein wenig kleiner Machen, damit hier die Monster besser zur Geltung kommen." Die Unruhe verpuffte auf einmal. Erstaunt sah der Blonde zu seinem Freund auf und dieser erblickte den Blick fragend. "Sorry, ich wollte dir da nicht rein reden.", kam es sofort von Seto. "Nein... nein das ist in Ordnung. Du hast Recht, wenn ich die Schrift etwas kleiner mache, dann treten die Monster mehr in den Vordergrund.", kam es strahlend von Joey. Er konnte nicht sagen warum, aber dieser Einwand von Seto hatte ihn unglaublich glücklich gemacht. Das erste Mal hatte er das Gefühl, dass Seto ein Kompliment nicht nur gesagt hatte, um etwas von ihm grundsätzlich in den Himmel zu loben. Sie lagen gemeinsam im Bett. Nun ja, genau genommen lag nur Joey im Bett. Seto saß auf seinem Schoss und bewegte sich unablässig auf und ab, während ihr Stöhnen den Raum füllte. Joeys Hände lagen auf Setos Hüfte und er bewunderte die Anmut, mit der sich sein Drache auf ihm bewegte. Seto beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Entzückt ließ Joey seine Lider sinken und genoss die Nähe und Leidenschaft seines Freundes. Der Kuss endete langsam und Joey behielt die Augen geschlossen. "Du bist umwerfend.", flüsterte Seto ihm sanft ins Ohr und auf einmal schnappte in Joey etwas zu. Er schlug seine Lider auf und sah Seto mit großen Augen an. Dieser sah ihn irritiert ob der Reaktion an und spürte, wie Joey sich verkrampfte. "Ru... runter von mir.", blaffte Joey plötzlich. "Was ist denn los, mei...", weiter kam Seto mit seiner Frage nicht, als Joeys Hände an seiner Hüfte ihn griffen und nach hinten warf. Noch ehe Seto reagieren konnte sprang Joey aus dem Bett und eilte wütend in das Badezimmer. Seto sah ihm geschockt hinterher. So eine Abwehrreaktion hatte er von seinem Geliebten noch nie erlebt. Langsam stand er auf und ging zur geschlossenen Tür, die vor wenigen Augenblicken erst von Joey schwungvoll ins Schloss geworfen worden war. Er klopfte an. "Joey... es tut mir leid, wenn ich was falsches gesagt habe. Aber bitte lass uns darüber reden.", bat er durch die geschlossene Tür. Er konnte im Inneren das Wasser am Waschbecken rauschen hören. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Joey funkelte ihn wütend an. Er kam energisch einen Schritt auf Seto zu und dieser wich den Schritt zurück, da sie sonst wohl zusammengestoßen wären. "Was soll dieses ganze Loben und Komplimente machen?", zischte der Blonde ihn an. "Ich... ich möchte dir einfach zeigen, wie sehr ich dich liebe und was mich bei dir beeindruckt und mir gefällt.", erklärte Seto langsam, aber gefasst. "Ach ja... warum machste das dann erst seit unserem Gespräch, dass du mich auf ein Date ausführen möchtest?", wollte Joey energisch wissen. "Weil mir bewusst wurde, dass ich vieles als selbstverständlich gegeben hinnehme, was es aber nicht ist... also bemühe ich mich, aufmerksamer zu sein.", erklärte Seto, was auch nicht ganz gelogen war. Das war schließlich mit ein Grund für seine Motivation, neben der, dass er Joeys Selbstwertgefühl aufbauen wollte. Aber das würde er dem Blonden nicht sagen. Joey musterte ihn eindringlich, bevor frustriert schnaubte, wieder ins Bad ging und das Wasser im Waschbecken abdrehte, mit dem er sich das Gesicht offensichtlich gewaschen hatte. "Ich geh duschen.", meinte Joey schließlich und schloss dann die Tür. 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