Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 111: Schreck, oh Schreck -------------------------------- Kapitel 111 - Schreck, oh Schreck Etwa eine halbe Stunde später ging die Tür des Esszimmers auf. Serenity reckte ihren Kopf, um besser sehen zu können, wer da reinkam. Sie hätte sich das auch sparen können, denn von ihrem Platz hatte sie die beste Sicht auf die Tür. Seto kam rein und ihre Schultern senkten sich enttäuscht. "Kein Joey?", fragte sie besorgt. Seto schüttelte den Kopf und setzte sich. "Kein Joey.", antwortete der Brünette, der gerade von dem Blondem aus dem gemeinsamen Zimmer geworfen worden war. Schuldbewusst schaute Marcia zu Seto, doch ehe sie antworten konnte, ergriff er das Wort. "Wie geht es den Zwillingen?", fragte er interessiert. "Sie sind schockiert.", kam es ehrlich von Jacks Frau. "Sie... haben so etwas wie Joeys Rücken noch nie zuvor gesehen. Ich... auch nicht." "Sein... das Monster ließ sehr viel Frust an ihm aus.", erklärte Seto leise. "Ja, dass ist mir durchaus klar... aber etwas zu wissen und es dann zu sehen... das ist ein Unterschied. Grace und James haben Angst, dass Joey sie jetzt nicht mehr sehen möchte." "Diese Angst ist durchaus berechtigt. Joeys Scham ist überwältigend und er hat noch keine Technik entwickelt, um seine Scham effektiv anzugehen. Jack... kann sich sicherlich noch an das Gespräch mit Joey in Japan erinnern.", meinte Seto. Jack nickte. "Nach dem Frühstück werde ich mit Joey sprechen.", meinte Jack sanft. "Ich würde ihm noch etwas mehr Zeit einräumen...", meinte Seto vorsichtig. "Im Moment ist er in einer Art Verteidigungsmodus. Da erträgt er niemanden bei sich." "Du... bist das schon gewohnt?", fragte Serenity vorsichtig. "Im Sommer... nachdem wir ihn gefunden hatten, da hatte er oft solche Phasen, in der er niemanden bei sich ertrug.", erzählte Seto. "Die ersten zwei Wochen durfte ich nicht mal zu ihm. Wäre Tristan nicht da gewesen, ich hätte nicht gewusst, wie ich Joey hätte versorgen sollen." "Tristan ist ein wirklich guter Freund. Loyal und selbstlos.", meinte Jack anerkennend. "Ja... das ist er. Er war auch mir eine große Stütze, als Joey entführt worden war.", meinte Seto jetzt seinerseits anerkennend. "Gibt es etwas, was wir für die Zwillinge tun können?" "Vielleicht könntest du mir helfen, ihnen später zu erklären, warum Joeys Rücken so vernarbt ist.", meinte Marcia sanft. Und bittend. Seto nickte. "Ich kann es versuchen... aber wie erklärt man Kindern so etwas verständlich?", kam es von Seto. "Tja... das werden wir später dann wohl gemeinsam rausfinden.", gab Marcia sanft zurück. "Nitty, hilfst du uns... huch, wo ist sie denn?" Als Serenity die Tür zum Zimmer ihres Bruders öffnete lag dieses in trüben Licht, denn die Rollläden waren fast gänzlich herab gelassen. Sie bahnte sich einen Weg zum Bett, krabbelte drauf und tastete nach ihrem Bruder... nur um ihn nicht zu finden. Sorgenvoll blickte sie sich um und entdeckte das Badezimmer, in dem Licht brannte. Sie stieg vom Bett und ging zu der nur einen Spalt weit offenen Tür. Vorsichtig öffnete sie den Spalt ein Stückchen mehr, um hindurch spähen zu können. Ihr Herz schlug vor Angst. Was, wenn ihr Bruder noch einmal versucht hatte sich das Leben zu nehmen und sie gleich seinen leblosen Körper auf dem gefliesten Boden finden würde? Doch zu ihrer Erleichterung war das Badezimmer leer. Sie wandte sich wieder zu dem Zimmer, während sich ihre Hand wie automatisch zum Lichtschalter des Badezimmers hob, um es zu löschen. "Nicht... bitte.", hörte sie auf einmal die brüchige und belegte Stimme ihres Bruders. "Joey?", rief sie fragend in den Raum. Doch ihr schlug nur die erneute Stille entgegen. Ihre Hand ließ vom Lichtschalter ab und sie ging um das Bett. Hätte ihr Bruder hinter dem Bett gesessen, dann hätte sie ihn auf dem Bett kniend doch gesehen... Tatsächlich saß Joey nicht an das Bett gelehnt. Er saß in einer Zimmerecke hinter einem der Stühle, die in den Zimmern standen. Ihr Bruder hatte sich einen dicken, flauschigen Pulli und eine Freizeithose angezogen. Vorsichtig ging sie vor ihm in die Knie. Legte behutsam eine Hand an seine Wange. Konnte das Zittern und die stummen Tränen spüren. Dann beugte sie sich zu ihm und zog ihn in ihre Arme. "Oh, Joey...", setzte sie sanft an. Er klammerte sich um sie und verbarg sein Gesicht an ihrer Halsbeuge. "S... soviel zum tollen Bruder...", schluchzte Joey verzweifelt. Sachte strich Serenity ihm über das blonde Haar und den Rücken. "Du bist der beste Bruder, den es gibt.", meinte die Brünette liebevoll. "I... ich hab sie zum Weinen gebracht.", konterte Joey mit brüchiger Stimme. "S... sie haben meinen Rücken gesehen und haben geweint." "Kinder weinen oft, wenn sie sich erschrecken.", versuchte die junge Frau ihn zu beruhigen. "Aber das heißt nicht, dass sie Angst vor dir haben... oder sich ekeln..." Joeys Finger krallten sich in den Stoff seiner Hose. Es schien Serenity als wolle er ihr glauben, doch das ihn irgendetwas davon abhielt. Vorsichtig küsste sie ihn auf die Stirn. "Joey... weißt du noch, wie ich das erste Mal deine Narben sah? Ich hab auch weinen müssen. Weil mir klar wurde, wie grausam dieser Mann zu dir gewesen ist. Nicht weil ich mich vor dir geekelt habe.", rief sie ihm behutsam ins Gedächtnis. "Und Yugi hat mir erzählt, dass sie auch beim ersten Anblick geschockt waren, aber sie sich nicht vor dir geekelt haben. Tristan hat mir erzählt, wie er dich gewaschen hat, nachdem er und Seto dich gefunden hatten. Aber auch er hat sich nicht geekelt. Und Seto... ekelt er sich vor dir? Niemand ekelt sich vor dir, egal, wie viel wir von deinen Narben auch sehen, denn wir alle lieben dich und die Zwillinge, die lieben dich über alles und das nach nur zwei Tagen." Seto war nach dem Frühstück mit Marcia in das Zimmer der Zwillinge gegangen, die dort an einem niedrigen Tisch saßen und malten. Zu seiner Überraschung hatten sie Bilder von sich und Joey gemalt, wie sie zusammen spielten oder vor dem Haus im Schnee Football gespielt hatten oder wie sie ihn umarmten. Natürlich waren es keine Kunstwerke, die Zwillinge waren schließlich erst fünf. Aber man konnte durchaus das Haus und die Personen an gewissen Merkmalen erkennen. Die Bilder waren sehr farbenfroh. "Das sind aber hübsche Bilder.", meinte Seto, während er sich neben die beiden auf den Boden setzte. "Die sind für Joey...", meinte James und immer noch lag Traurigkeit in seiner Stimme. "Damit er uns wieder lieb hat.", ergänzte Grace. "Aber er hat euch doch lieb.", meinte Seto sanft. "Nein.", konterte James. "Er ist böse auf uns, weil wir nicht angeklopft haben." Seto stutzte. Die beiden glaubten allen Ernstes, dass Joey auf sie böse wäre, weil sie vorhin nicht angeklopft hatten? "Hey, ihr beiden... kommt mal her.", meinte Marcia, die sich auf das kindgerechte Sofa gesetzt hatte und nun neben sich auf die Sitzfläche klopfte. Die beiden legten ihre Stifte hin und gingen zu ihrer Mutter, wo sie sich eng an sie kuschelten. "Seto und ich, wir würden gerne mit euch über Joey sprechen. Über seinen Rücken." "Du meinst die Narben?", fragte Grace. "Das Monster hat ihm das angetan oder?" Erneut war Seto beeindruckt von der Auffassungsgabe der Kinder. Er war aufgestanden und hatte sich vor das Sofa gekniet. "Das ist richtig.", meinte er sanft. "Wir haben euch ja schon erzählt, dass das Monster ihm heftig weh getan hat. Und manchmal blieb von dem Wehtun eine Narbe zurück." "Gut, dass Joey das Monster weggesperrt hat.", kam es überzeugt von James. "Joey ist sehr tapfer und mutig." "Ja?", fragte Marcia sanft nach, die am Rand ihres Augenwinkels eine Bewegung bemerkt hatte. "Ja!", kam es wieder überzeugt von James. "Er hat sich gegen das Monster gewehrt und es besiegt und es dann eingesperrt, damit es ihm und sonst niemandem je mehr weh tun kann und das obwohl es ihm so weh getan hat und er sicherlich viel Angst vor dem Monster gehabt hat. Das ist tapfer und mutig." Marcia lächelte wieder sanft. "Mama, Mama... ich vermisse Joey und es tut mir ganz super duper leid, dass wir nicht geklopft haben. Wie kann ich machen, dass Joey nicht mehr böse auf uns ist?", kam es ganz verzweifelt von Grace, die schon wieder den Tränen nahe war. "Ich bin gar nicht böse auf euch.", kam es dann leise von der Tür. Sofort drehten sich die Kinder in die Richtung und sehen Joey, der mit geröteten Augen im Türrahmen stand. Sofort sprangen sie von dem Sofa und rannten zu ihm. Er ging in die Knie und sie konnten ihm um den Hals fallen. Joey umarmte die beiden sanft. Hinter ihm stand Serenity, die sanft lächelte. Seto blickte sie erstaunt und mehr als überrascht an. Dann lächelte er anerkennend. "Joey... Joey, hast du auch geweint?", fragte Grace sanft, während sie Joey Gesicht zwischen ihre winzigen Hände nahm und ihn zu sich drehte. "Ein bisschen.", antwortete Joey ehrlich. "Warum denn?", fragte James überrascht nach. "Weil ich dachte, dass ihr mich jetzt nicht mehr gern haben würdet.", erzählte Joey leise. "Aber wir haben dich gern. Nein, wir haben dich sogar lieb. Sooo liiieb.", kam es von Grace, die ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange drückte. "Sooo was von lieb.", kam es von James, der dann auch einen Kuss auf Joeys andere Wange drückte. Joey lächelte gerührt und ihm entkam eine weitere Träne. "Oh... was hat unser Bruder denn?", kam es erschrocken von Grace. "Tut dir was weh?" "Nein... ich bin nur sehr, sehr glücklich.", gestand Joey und drückte beide noch einmal fest an sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)