Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 95: Flashback --------------------- Kapitel 95 – Flashback Als Joey an diesem Tag wach wurde, fühlte er sich… schuldig. Schuldig, weil er Seto nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, als dieser nach seinen Tränen gefragt hatte. Wie hätte er ihm auch erklären sollen, dass er in dem Moment, in dem er seinen Höhenpunkt erlebt hatte, einen Flashback gehabt hatte. In dem Moment, als er gekommen war, hatte er sich selbst gesehen, wie er dazu provoziert worden war abzuspritzen. Sein Körper… er hatte ihn damals verraten. Hatte reagiert, obwohl er es nicht gewollt hatte. Nichts von dem, was diese Männer mit ihm getan hatte, hatte er gewollt. Und dennoch… reagierte sein Körper auf jede Berührung mit Lust. Lust, die er nicht wollte. Das alles verwirrte ihn. Sie hatten ihn gequält, verletzt, angeschrien, vergewaltigt… und dennoch hatte sein Körper reagiert. Sein Glied war angeschwollen und hart geworden und irgendwann bekam er einen Erguss. Wenn nicht, wurde von ihnen nachgeholfen. Er hatte sie angefleht aufzuhören, ihn in Ruhe zu lassen oder ihn einfach zu töten. Hauptsache, dass alles fand ein Ende. Er blickte zu Seto, der noch schlafend neben ihm lag und ihn im Arm hielt. Wie hätte er all das seinem Freund sagen sollen? Was, wenn er die Reaktionen seines Körpers, die er damals gehabt hatte, fehlinterpretieren würde. Ihm vorwerfen würde, dass er es gewollt hätte, weil er sonst nicht… Genau das hatten auch diese Männer gesagt. Immer und immer wieder: 'Man, du musst ja voll auf das alles abfahren, so wie du abgehst.' Langsam und vorsichtig schälte er sich aus der Umarmung seines Drachen und stellte fest, dass er immer noch nackt war. Schamesröte zog ihm ins Gesicht und er sprang eilig aus dem Bett. Dann sammelte er sich aus seiner Kommode saubere Klamotten zusammen, bevor er wieder ins Bad eilte. Dort stellte er sich unter die Dusche und begann sich zu waschen. Er wusste nicht, wie lange er unter der Dusche gestanden hatte, als sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen. Wieder zuckte er schreckhaft zusammen, konnte aber einen panischen Aufschrei gerade noch so unterdrücken. Er wurde immer besser darin, seine Panik zu unterdrücken. Jedenfalls in solchen Momenten. Dann spürte er die Lippen seines Geliebten auf seinem Hals. Mit einer Kopfbewegung wollte er Seto dazu bringen, dass zu lassen. "Guten Morgen, mein Schatz", flüsterte Seto ihm gegen das Geräusch der Dusche ins Ohr. "Hast du gut geschlafen." Nein, hab ich nicht, ging es Joey durch den Kopf. Doch dass sagte er natürlich nicht. Er nickte nur bejahend. Wenn er ehrlich geantwortet hätte, hätte das nur zur Folge gehabt, dass Seto nachfragen würde. Dafür hatte er jetzt nicht die Kraft. Sein Herz hämmerte regelrecht gegen sein Brustbein. Dann griff Seto neben ihm vorbei und nahm das Duschgel. Joey liebte den Geruch von Setos Duschgel, dass dieser seit einiger Zeit hier deponiert hatte. Irgendwann hatte Seto gesagt, dass es viel zu umständlich sei, dass er immer fürs Duschen in sein eigenes Zimmer ging. Also hatte der Blonde ihm vorgeschlagen einige Hygieneprodukte bei ihm im Bad zu lassen. Das hatte der Brünette dann auch getan. Plötzlich spürte er, wie Seto begann ihm den Rücken einzuseifen. An jedem anderen Morgen hätte Joey diese Geste begrüßt… aber ausgerechnet heute… ertrug er diese Nähe nicht. Also schob er sich an Seto vorbei aus der Dusche, schnappte sich ein Handtuch und begann sich abzutrocknen. "Hey, Joey… was ist denn los?", fragte Seto überrascht, der seinen Kopf Joey nach draußen hatte folgen lassen. "Nichts ist los… mir ist nur gerade nicht danach.", antwortete Joey hastig, während er befand, dass er trocken genug war. Also griff er nach seiner Boxer und stieg hinein, bevor er sie nach oben zog. "Kein… gegenseitiges Einseifen unter der Dusche?", fragte Seto zögerlich. "Heute nicht, okay?", gab Joey zurück, ohne einen Blickkontakt herzustellen. Dann streifte er sich sein Shirt über und verließ, mit der Hose über in der Hand, eilig das Badezimmer. Verwundert blickte Seto ihm nur hinterher. Normalerweise reagierte der Blonde nur so kurz angebunden und abweisend, wenn er einen Albtraum gehabt hatte. Dann schreckte er darauffolgenden Morgen seine Nähe… bis es sich gegen Mittag wieder legte und er sich um 180 ° wandte und dann besonders intensiv Setos Nähe suchte. Aber Joey hatte keinen Albtraum gehab, das hätte Seto gemerkt. Als Seto mit duschen fertig war trocknete er sich ab und zog sich was an, bevor er ins Schlafzimmer zurück kehrte und es leer vorfand. Kein Joey! Vorsichtshalber blickte Seto auch noch einmal unter das große Bett, denn es wäre ja nicht das erste Mal, dass Joey darunter Schutz suchte. Doch zu seiner Erleichterung fand er seinen Geliebten nicht unter dem Bett. Aber wo war er dann? Nachdenklich verließ Seto das Badezimmer und machte sich auf den Weg zur Küche. Er hoffte, dass er seinen Geliebten dort finden würde. Als er eintrat sah er am Esstisch Jack, Serenity und Mokuba. Letzter wandte sich freudestrahlend zu Seto und begrüßte seinen älteren Bruder auf die übliche Art und Weise: gutgelaunt und enthusiastisch. Doch kein Joey, stellte Seto fest. Da zerbrach neben ihm im eigentlichen Küchenbereich ein Glas. Sofort sprang Serenity auf und eilte in die Küche. Als Seto ihr folgte fand er den Blonden auf dem Boden kniend, wie er gerade große Glasscheiben einsammelte. Serenity war neben ihm in die Knie gegangen und auch Seto folgte ihrem Beispiel. Als Joey ihn sah schnitt er sich mit einer Scherbe in die Handfläche. "Bruderherz…", rief Serenity aufgeregt, die sofort die verletzte Hand ergriff und ihn auf die Füße und weg von den Scherben zog. Besorgt schob sie ihn auf einen Hocker am Tresen. Gerade als sie sich wegdrehen wollte hielt Mokuba ihr den Erste-Hilfe-Koffer bereits entgegen. Sie lächelte ihn dankend an und stellte den Koffer auf den Tresen. Mit einer Pinzette bewaffnet begann sie die kleinen Splitter aus der Wunde zu entfernen, bevor sie mit einer Wundkompresse das Blut abwischte und vorsorglich Desinfektionsmittel drauf sprühte. Dann besah sie sich die Wunde. "Ich denke nicht, dass der Schnitt genäht werden muss… so tief scheint er mir nicht.", meinte die Brünette, bevor sie eine frische Wundkompresse auf die Handinnenfläche legte und dann mit einem selbstklebenden Verband fixierte. Schließlich lächelte sie ihn an, während Mokuba die benutzten Sachen entsorgten und den Erste-Hilfe-Koffer wieder wegbrachte. "Du bist aber heute Morgen echt schusselig… komm setz dich, ich hol dir etwas zu trinken.", meinte sie sanft lächelnd. Seto folgte Joey, der sehr geknickt wirkte. Während Serenity und Mokuba das zersprungene Glas aufkehrten. "Hey, alles in Ordnung, Schatz?", fragte Seto besorgt. Joey blickte nur kurz unter seinem blonden Pony zu Seto auf, bevor er wieder hinunter schaute. Er nickte nur. Doch Seto hatte nicht das Gefühl, dass dem so war. Da kam bereits Serenity und stellte dem Blonden ein Glas Orangensaft neben seinem Teller. "So lasst uns frühstücken.", lachte sie ihn an, bevor sie wieder neben Mokuba Platz nahm. Entgegen der Entwicklungen in den vergangenen Tagen zog es Joey vor, sich nach hinten an den Stuhl zu lehnen und nichts zu essen. Ihm war einfach nicht danach. Noch immer steckte der Flashback in seinen Knochen. Es hatte ihn ohnehin gewundert, dass er davon keinen Albtraum bekommen hatte. Vielleicht hatte er nicht geträumt, weil er sich am Vorabend so vehement die Panik verboten hatte… stattdessen hatte er sich nur das Weinen erlaubt und war von Seto getröstet worden. Der Blonde spürte die besorgten und fragenden Augen auf sich, während er da saß und keine Mini-Waffeln in sich stopfte oder einen der Mini-Crêpes probierte. Aber das war ihm egal. Klar verstand er, warum sie sich sorgen machten. Doch wenn er wieder ein normales Essverhalten entwickeln sollte, dann musste man ihm auch gestatten mal nicht zu essen. So hang er seinen Gedanken schweigend und in sich gekehrt nach und verlor nach und nach aus den Augen, was um ihn herum war. Er war schlicht traurig darüber, dass er die Liebkosung seines Freundes – die ihm durchaus gefallen hatten – nicht im Finale hatte genießen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)