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Joeys steiniger Weg!

Geschunden, Verloren und Aufgefangen
von
Koautor:  MAC01

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Ein echter Vater

Kapitel 74 – Ein echter Vater
 

Seto saß an seinem Schreibtisch und tippte einen Bericht, als er Jacks Stimme im Foyer hörte. Alarmiert schloss er seinen Laptop, stand auf und eilte nach vorne in den Eingangsbereich seiner Villa. Dort sah er Jack, der gerade die Treppe hinauf eilen wollte. Seto griff nach seinem Handgelenk und hielt ihn auf.

"Was ist hier los?", fragte Seto streng.

"Wir haben uns über sein Talent unterhalten und ich hab ihm erzählt, wie es damals wirklich zwischen seiner Mutter und mir war.", begann Jack sein Gespräch mit seinem Sohn zusammenzufassen. "Dann fragte er nach meiner Familie und ich meinte, dass seine Geschwister ihn gern mal kennen lernen würden. Er wiegelte ab und meinte, dass er kein guter Bruder für Serenity gewesen wäre. Ich widersprach ihm und sagte ihm, dass seine Schwester und ich ihn bedingungslos lieben. Doch er meinte nur, dass ich das nicht sagen würde, wenn ich Bescheid wüsste… also hab ich…"

"Du hast ihm offenbart, dass du Bescheid weißt?", kam es fassungslos von Seto.

"Die Situation war völlig entspannt und ich wollte ihm einfach die Scheu nehmen.", erklärte Jack mit großem Bedauern in der Stimme, der wohl gerade einsah, dass es zu früh gewesen war. "Es tut mir leid… die Scham hat ihn gepackt und ich hab mich ihm in den Weg gestellt. Wollte ihm die Scham nehmen. Wollte ihm ein Vater sein ohne zu Berücksichtigen, dass seine Erfahrungen mit Wheeler Senior alles andere als positiv sind. Es mag unglaublich klingen, aber seit ich weiß, dass Joey und Serenity auch meine Kinder sind möchte ich für sie da sein, beschützen und wenn sie Kummer haben ihnen zeigen, dass es auch bessere Zeiten geben wird."

"Ja, schon gut, ich verstehe das.", würgte Seto den Amerikaner ab. "Hör zu Jack. Im besten Fall wird er nur mich zu sich lassen… im schlimmsten Fall niemand. Sei so gut, wenn wir da jetzt hoch gehen, warte vor der Tür."

"Ist okay.", nickte der Mann ihm verstehend zu.

Dann bestiegen sie die Treppe hinauf und gingen vor die Tür des Blonden. Vorsichtig klopfte Seto an. Keine Reaktion. Das war nie ein gutes Zeichen. Vorsichtig öffnete Seto die Tür und spähte durch den Spalt.

"Joey?", rief Seto fragend in den Raum. Doch wieder keine Reaktion. Also schob sich der Jungunternehmer durch den Spalt und schloss hinter sich die Tür. Er merkte gar nicht, dass die Tür nicht ins Schloss fiel. Er ging ein paar Schritte und fand in der hinteren Ecke hinter dem Bett Joey in der Ecke sitzen. Langsam näherte sich Seto seinem Freund. Ging vor ihm in die Knie. Er hatte seine Knie eng an den Oberkörper gezogen und die Stirn auf ihnen abgelegt. Die Arme seines Streuners waren eng um den Körper geschlungen. Ein seichtes Beben des Rückens verriet Seto, dass Joey weinte.

"Joey?", sprach der Brünette ihn sanft an. Doch das führte nur dazu, dass der Blonde laut schluchzend musste. So laut, dass Jack vor der Tür, durch den Spalt, der sie offen war, es hören konnte. Er trat etwas näher, um mehr hören zu können.

Vorsichtig legte Seto seine Arme um den Blonden und zog ihn sanft aus seiner komprimierten Haltung an seine Brust. Er hatte es fast geschafft, als Joey sich nach vorne gegen ihn fallen ließ und noch lauter aufschluchzte. Trösten strich Seto ihm über den Rücken.

"Hey, Joey… es ist alles gut!", versuchte Seto ihn zu beruhigen. Joey erwiderte etwas, aber Seto konnte es nicht verstehen, da das Weinen und Schluchzend einfach das gesprochene Wort überlagerten. Sanft stemmte er seinen Freund von sich, so dass er ihn ansehen konnte. Dann strich er ihm mit einer Hand die Feuchtigkeit von den Wangen, was relativ hoffnungslos war, denn es drängten weitere Tränen aus Joeys Augen und flossen über das Gesicht. Seto zog ihn wieder an sich, schlang seine Arme um ihn und hielt ihn etwas länger. Schließlich schien sich der Blonde etwas zu beruhigen oder zumindest keine Tränen mehr zu haben.

"So, Schatz… was ist los?", hakte Seto sanftmütig nach.

"Er weiß alles…", schluchzte Joey wieder auf und presste sich wieder fester an Seto.

"Ja, ich weiß.", kam es ehrlich von dem Brünetten.

"W… warum hast du es mir nicht gesagt?", fragte Joey verzweifelt.

"Weil du dann nie dem Besuch der beiden zugestimmt hättest.", erwiderte Seto. "Ich wollte dir zeigen, dass es nichts gibt, wofür du dich vor den beiden schämen musst. Sie sind deine Familie."

Diese Worte fielen Seto nicht leicht. Familie war ein Konstrukt, welches für ihn selbst mit dem Schmerz des Verlustes geprägt war. Immerhin hatte er seine Eltern verloren und statt von einem liebenden Vater adoptiert zu werden geriet er in die Fänge eines Sadisten. Außerdem hatte Seto Angst. Angst, dass Joey erkannte, dass er Recht hatte und lieber bei seiner Familie leben wollen würde, als bei ihm. Aber hier ging es nicht um seine egoistischen Bedürfnisse nach der Nähe seines Geliebten. Es ging um Joeys psychische Gesundheit.

"Serenity ist meine Schwester.", kam es leise schluchzend von Joey.

"Und Jack dein Vater.", ergänzte Seto. Joey schüttelte den Kopf, während er weiter weinte. "Doch… und er bemüht sich… er will dich besser kennen lernen und für dich da sein. So, wie es ein Vater tun sollte und nicht so, wie dieser Wheeler. Er würde dir niemals weh tun."

"I… Ich weiß nicht, wie ich ihm begegnen soll.", kam es verzweifelt von Joey. "W… wenn ich mit ihm allein bin hab ich sooo große Angst und jetzt… jetzt, wo ich weiß, dass er weiß, dass ich…"

Joeys Stimme brach unter dem Schluchzen erneut zusammen und er klammerte sich an Seto, während er sein Gesicht in dessen Hemd versteckte, welches mittlerweile durch all die Träne bereits nass war. Seto strich ihm wieder sanft über das Haar und als seine Hand im Nacken des Blonden ankam kraulte er ihn behutsam.

"Es hat sich nichts geändert, Schatz. Du brauchst dich vor ihm nicht schämen. Es ist wie bei Tristan, Mokuba oder mir... oder den anderen deiner Freunde. Bei ihnen hast du doch auch keine Scheu ihnen unter die Augen zu treten, oder?"

Joey schüttelte den Kopf.

"Das… was anderes!", kam es undeutlich von ihm.

"Nein, ist es nicht.", widersprach Seto erneut.

"Die… kennen mich… ich vertrau ihnen.", murmelte Joey undeutlich.

"Aber am Anfang nicht. Da hast du versucht alles vor ihnen zu verstecken. Erinnerst du dich noch an das Gespräch im Wintergarten und an das was die anderen da zu dir gesagt haben?", versuchte Seto erneut Joey von seinem Standpunkt abzubringen.

"D… das ich stark bin und sie mir helfen werden, wenn ich es zulasse. Dass ich nicht alleine bin und sie immer hinter mir stehen und wenn nötig sich auch vor mich stellen. Das wir gemeinsam stark sind.", wiederholte der Blonde die Worte seiner Freunde, die sich damals in sein Hirn gebrannt hatten und seit dem jeden Tag neue Kraft schenkten.
 

Weder Seto, noch Joey hatten gemerkt, dass Jack mittlerweile in das Zimmer eingetreten war. Die Worte, die sein Sohn wiederholte sprachen ihm aus der Seele. Doch wie sollte er es dem Blonden, der so ein stark ausgeprägtes Vertrauensproblem hatte, nur klar machen? Erst als er sich neben Seto kniete bemerkte der Jungunternehmer den Amerikaner. Da Joey in die andere Richtung blickte und somit den Rücken zu Jack gewandt hatte, bekam er von dessen Anwesenheit nichts mit.

"Soll ich dir mal was sagen?", setzte Seto erneut an. "Ich bin mir ganz sicher, dass Jack genau das gleiche sagen würde, wenn du dich nicht vor ihm verstecken würdest."

"Warum bist du dir so sicher?", wollte Joey wissen, dessen Weinen endlich nachgelassen hatte und nun erschöpft an Setos Brust lag.

"Weil er dein Leiden nicht erträgt und selbst, wenn du ihn wegstößt bei dir bleibt und darauf wartet, dass du ihm erlaubst, dir wieder nahe zu sein. Was sagst du Joey…?"

"Wer würde mich schon gern als Sohn haben, Seto… nicht mal mein 'Vater' wollte mich als Sohn und der dachte, ich wäre sein Abkömmling.", argumentierte Joey immer noch dagegen.

"Aber, wenn er dich nicht als Sohn haben wollen würde, warum wäre er dann den ganzen langen Weg hier her gekommen?", wollte Seto ihn vom Gegenteil überzeugen.

"Wegen Serenity… wer könnte meine Schwester nicht lieben? Sie wollte mich besuchen und sie hat ihn mitgeschleppt.", spann Joey weiter seine Unsinnstheorie.

"Was, wenn ich dir sage, dass die Idee für den Besuch gar nicht von Serenity stammt.", flüsterte Seto Joey ins Ohr. Dieser hob den Kopf und blickte ihn fragend an. "Jack wollte schon im Sommer herkommen, als du entführt wurdest. Als er hörte, dass du gefunden wurdest und du in schlechter Verfassung warst, war er schon drauf und dran herzufliegen. Nur dem guten Zureden von Doktor Akari ist er in den USA geblieben und hat abgewartet. Immer wieder hat er sich erkundigt, wann er endlich kommen dürfte. Aber erst, nachdem du wieder angefangen hast mit Serenity zu sprechen, rückte das Thema Besuch endlich in greifbare Nähe… und als euer Kontakt immer unbefangener wurde gab Doktor Akari in Rücksprache mit Kai grünes Licht. Da hat dich Serenity dann gefragt."

Joey musste diese Information erst einmal sacken lassen. Dieser Mann, der behauptete, sein leiblicher Vater zu sein, hatte ehrliches Interesse an ihm als Sohn. Obwohl er von all dem Scheiß wusste, den sein… den dieser Mistkerl ihm angetan hatte? Warum sollte jemand wie Jack an jemand wie ihm Interesse haben? Das war doch völlig unlogisch… andererseits… Etwas begann in ihm zu arbeiten. Elternliebe war im Grunde eine Form von Liebe und Liebe war nie logisch. Aber…

Sein Verstand wollte schon das nächste Argument liefern, warum das reines Wunschdenken war, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Setos Hände lagen in seinem Nacken und in seinem Rücken. Wenn Seto also keine dritte Hand gewachsen war – eher unwahrscheinlich – dann war da noch jemand im Zimmer.

Eine Vorahnung ließ ihm erneut einige Tränen über das Gesicht laufen, während er sich ganz langsam, wie in einer Slowmotionbewegung, zur anderen Seite wandte und in die braunen Augen von Jack blickte. Der lächelte ihn sanft und väterlich an. Joey biss sich auf die Unterlippe, bevor er spürte, wie Seto sich etwas von ihm löste. Sanft legte Jack eine Hand an Joeys Wange und strich ihm die Träne behutsam weg.

"Du bist mein Sohn und ich bin sehr stolz, dass das so ist!", erklärte Jack sanft.

Eine weitere Träne löste sich bei Joey… da gab es scheinbar wirklich jemand, der ihn als Sohn wollte und stolz auf ihn war. Obwohl er ihn doch kaum kannte. Dann zog Jack den Blonden langsam zu sich und legte seinen Arm vorsichtig um Joey Schulter. Der Blonde schloss die Augen und… entspannte sich. Von diesem Mann hatte er nichts zu befürchten. Das sagte ihm sein Inneres, welches sonst die ganze Zeit Alarm schlug. Doch dieser Mann… sein Vater würde ihm nicht weh tun. Ihn nicht benutzen. Nicht verkaufen.

Obwohl die kleine Angst, weit hinten in seinem Bewusstsein, erwachte, dass das alles nur ein Traum wäre, wagte Joey es und legte zögerlich seinen Arm um den Amerikaner und dann, er wusste selbst nicht wieso, klammerte er sich an ihn und weinte. Doch diese Tränen waren nicht der Scham geschuldet, sondern waren pure Freudentränen. Er… er hatte endlich einen Vater. Einen echten Vater!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  solty004
2018-03-30T09:32:27+00:00 30.03.2018 11:32
Hey,
So hab endlich mal hier alles nach gelesen und bin hin und weg vor. Begeisterung.
Es ist so schön das Joey endlich einen Vater hat den er verdient.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Antwort von:  Onlyknow3
30.03.2018 18:27
Schön das dir die Kapitel gefallen haben die du jetzt gelesen hast.
Danke für deinen Kommi. Dir und deiner Familie ein Frohes Osterfest.

LG
Onlyknow3
MAC01
Von:  Amy-Lee
2018-03-28T16:11:32+00:00 28.03.2018 18:11
Hi, es war toll.

Oh man, Joey ist immer noch voller zweifel, aber das wird schon, denn Jack wird zeigen,
dass Er niemals so etwas tun würde, wie der Wheeler-Abschaum und Joey,
auch als seinen Sohn anzieht.
Ich bin gespannt, ob es irgendwann zu einem Treffen zwischen den Halbgeschwistern kommt und
wie die Frau auf Joey reagiert, ich hoffe gut.
Es war also Jack der sich diesen Besuch bei Joey wünschte, mal sehen ob Jack den Mistkerl,
mal im Knast besucht, immerhin hat dieser seinen Sohn Missbraucht, denn für Jack,
ist das noch nicht geklärt.

Freue mich auf das nächste mal.
Bye

Antwort von:  Onlyknow3
28.03.2018 20:09
Das werden wir dann sehen, was Jack macht. Joey wird noch Zeit brauchen, um sich damit auseinander zu setzen. Alles andere wird sich mit dem Besuch der beiden für Joey langsam verbessern. Er muss erst Vertrauen aufbauen. Das wird etwas länger gehen, aber er wird es lernen.
Danke für deinen Kommi.

LG
Onlyknow3
MAC01


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