Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 73: Ein Vater offenbart ------------------------------- Kapitel 73 - Ein Vater offenbart Joey saß im Schneidersitz auf der Couch im Wintergarten, seinen Zeichenblock auf den Beinen und einen Bleistift in der Hand. Er skizzierte eine Szene, für eine Idee, die er gehabt hatte und nach seinem Urlaub vorschlagen wollte. Dafür hatte er schon einige Skizzen angefertigt. Es war ein anstrengender Vormittag gewesen. Serenity hatte ihn nochmal zum Friseur geschleift. Dort ruhig zu bleiben und nicht erneut in Panik auszubrechen hatte ihn viel Kraft gekostet. Doch schließlich hatte er es nach einer halben Stunde endlich hinter sich. Der Friseur hatte sein Haar wieder gekürzt und in Form gebracht, wie man ihn zu seiner Schulzeit gekannt hatte. Als sie den Friseur verlassen hatten sah er seiner Schwester an, dass sie gerne noch mehr mit ihm unternommen hätte. Doch als sie ihn anblickte hatte sie nur gelächelt und gemeint, dass ihm die Frisur gut stand und Seto nun auf gar keinen Fall mehr die Finger von ihm lassen könnte. Dann waren sie nach Hause gefahren. Kaum waren sie angekommen kam Mokuba zu ihnen. Er hatte ihn angeschaut und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Joey in seinem Blick Sorge erkannt. Dann hatte der Jüngere auf seine ganz eigene Art gegrinst und Serenity gefragt, ob er sie auf ein Eis in der Stadt einladen dürfte. Sie hatte gekichert und fragend zu Joey geblickt. Der hatte sie nur umarmt und gemeint, dass Mokuba wusste, wo es das beste Eis der Stadt gab. Dann hatte sie vor Glück gequietscht, hatte ihn umarmt, bevor sie mit Mokuba loszog. Der Blonde hatte Mokuba nur dankbar angelächelt und der hatte ihm sanft zugenickt, als er Serenity gefolgt war. Joey liebte seine Schwester, aber sie hier zu haben, war anstrengender, als er vermutet hätte. Ihr einen Joey zu präsentieren, den sie gewohnt war, war ungeahnt Kräftezerrend. Er verstand nicht warum? Früher fiel es ihm ganz leicht seine Maske zu tragen und seine Freunde und - bei den wenigen Gelegenheiten, die sie ihn besucht hatte - Serenity zu täuschen. Warum empfand er es heute nur so anstrengend? Er musste den Kopf frei kriegen und daher hatte er sich hierher zurück gezogen und wollte ein wenig Zeichnen. Das hatte ihm schon immer geholfen, sich neu zu fokussieren und Kraft zu schöpfen. Gerade wenn er eine Idee hatte, die er ausarbeiten wollte. Doch auf einmal stellten sich die Härchen auf seinen Unterarmen auf und er wusste, dass er nicht mehr alleine war. Als er seinen Blick über seine Schulter zum Übergang zum Wohnzimmer warf, sah er, dass er Recht hatte: Dort stand an den Türrahmen gelehnt Jack und beobachtete ihn. "Willst du dort Wurzeln schlagen?", fragte Joey. Er wusste immer noch nicht so Recht, wie er mit diesem Mann umgehen sollte. Mittlerweile hatte er im Kopf akzeptiert, dass dieser Mann sein Erzeuger war und Serenity schien er auch ein guter Vater zu sein. Jack hatte auch ihm Gegenüber versucht Verantwortung zu übernehmen. Hatte ihm ein Konto eingerichtet, eine Wohnung gekauft und diese eingerichtet. Aber Joey hatte das alles nicht wirklich annehmen können. Das war ihm vor einigen Monaten falsch vorgekommen. Und auch heute bereitete es ihm ein mulmiges Gefühl, als hätte er sich etwas erschlichen, was er nicht verdient hatte. Jack löste sich aus dem Türrahmen und kam näher. Vor der Couch blieb er stehen und deutete auf den Platz neben Joey. "Darf ich?", fragte Jack. Joey blickte zu ihm auf, musterte ihn für einen Moment, bevor sein Blick auf den räumlich doch sehr nahen Sitzplatz fiel. Obwohl er sich bei dem Gedanken, dass Jack so nah bei ihm war, kaum ertrug nickte Joey schließlich. Jack nahm Platz, wahrte aber respektvoll Abstand. Joey wollte weiter zeichnen. "Das sieht beeindruckend aus.", kam es unerwartet von Jack. Joey blickte wieder zu ihm auf und nickte dankend. Dann wollte er den Bleistift erneut ansetzen. "Aber hier hast du einen perspektivischen Fehler.", meinte Jack sanft und deutete auf eine Stelle in der Zeichnung. Joey folgte dem Fingerzeig und musste feststellen, dass Jack recht hatte. Es war nur ein kleiner, unscheinbarer Fehler und einem Betrachter, der von Perspektiven kaum was verstand, wäre er vermutlich nicht aufgefallen, aber... "Wie hast du den Fehler erkannt?", kam es verwirrt von dem Blonden. Der Ältere lächelte sanft. "Ich hab mal in einer Semesterarbeit einen ähnlichen Fehler gehabt. Seitdem hab ich ein Auge für diese Art von Fehler.", erklärte Jack. Joey blickte überrascht zu ihm auf. "Semesterarbeit?", hakte er neugierig nach. "Ja... ich hab am Pratt Institute in New York City Kunst studieren.", antwortete Jack, der seinen Blick von der Zeichnung zu Joey gehoben hat und nun sein Staunen sehen konnte. "Du... hast Kunst studiert?", zweifelte Joey offen Jack an. "Oh ja... sehr zum Unmut meines Vaters.", begann Jack von sich zu erzählen. "Der hatte sich gegen das Kunststudium ausgesprochen und mir zu Beginn den Geldhahn abgedreht. Er hoffte, dass ich so seinem Willen nachgeben würde und Betriebswirtschaft studieren würde. Aber das kam für mich nicht in Frage und so hab ich nebenbei als Kellner in einem Cafe gejobbt." "Aber,... heute führst du ein Unternehmen?", kam es verwirrt von Joey. Jack nickte und sein Gesichtsausdruck wurde etwas trauriger. "In meinem dritten Jahr an der Uni starb mein Vater an einem Herzinfarkt.", eröffnete Jack die traurige Wendung in seinem Leben. "Ich musste nach Hause und wollte meine Mutter, die die Firmenleitung übernommen hatte, unterstützen. Doch ich merkte schnell, dass mir das notwendige Wissen dazu fehlte. Also brach ich mein Kunststudium ab und studierte Betriebswirtschaft... Mein alter Herr hat also am Ende seinen Willen bekommen. Meine Mutter verstand den Wechsel als Reue und warf mir den Tod meines Vaters vor. Dass er diesen Herzinfarkt nur gehabt hätte, weil ich so stur und eigensinnig gewesen wäre. Als ich fertig studiert habe, wollte sie mich sofort ins Unternehmen holen, doch ich entschied mich nach Japan zu gehen und dort erste Berufserfahrungen zu sammeln." "Und da hast du dann unsere Mutter kennen gelernt?", fragte Joey weiter. "Ja... zunächst waren wir nur Kollegen und hatte gar nicht viel miteinander zu tun. Aber dann kam ein Projekt rein, an dem wir beide gemeinsam arbeiteten. Das waren viele Überstunden, oft bis tief in die Nacht hinein.", erzählte Jack weiter. "Ah... und da habt ihr dann eine Affäre angefangen?", warf Joey fragend ein. "Nein.", antwortete Jack. "Daraus entstand eine Freundschaft. Sie hat mit mir viel über ihren Kummer gesprochen und ich habe zugehört." "Kummer?", kam es überrascht von Joey. "Deine Mutter hat gegen den Wunsch ihrer Eltern studiert. Auch sie hatte über die vier Jahre Studienzeit jobben müssen, weil ihre Eltern ihr jegliche Unterstützung versagten. Immer wieder wurde sie von ihrer Mutter besucht, die ihr vorwarf, dass sie die Familie entehrte, indem sie als Tochter nach höherem strebte. Immer wieder bat deine Großmutter deine Mutter, dass sie endlich heiraten möge, ihr Enkel schenken solle und ihrem Mann eine gute Hausfrau sein solle. Als sie im letzten Studienjahr nach Hause fuhr stellte ihre Mutter ihr deinen Vater vor, jemand mit dem deine Mutter zur Schule gegangen war. Aber den sie nicht liebte. Doch der familiäre Druck wuchs an und so willigte sie ein. Sobald sie mit der Uni fertig war würde sie ihn heiraten. Doch kurz vor ihrem Abschluss trat eine Firma an sie heran und bot ihr einen echt guten Job an. Zu gut, als dass sie ihn ablehnen konnte. Als sie die Verlobung lösen wollte drohte ihr ihre Eltern damit, dass wenn sie diese Schande über sie bringen würde, sie nicht mehr ihre Tochter sei. Also hat sie sich mit ihrem Verlobten unterhalten und überzeugt nach Domino City zu ziehen. So, dass sie ihren Job antreten konnte und gleichzeitig ihr Versprechen, ihn zu heiraten, halten konnte. Er stimmte zu. Es hätte das Happy End sein können, doch das war es nicht. Deine Mutter war eine sehr erfolgreiche Frau, die schnell mehr verdiente als dein Vater. Das kratzte sein Ego an und das ließ er deine Mutter spüren. Nicht nur, dass er auf die Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten bestand, er schlug sie auch gelegentlich. Er holte sie von der Arbeit ab und wenn sie Überstunden machte kam es nicht selten vor, dass er im Büro auftauchte und eine Szene machte. Als wir unser Projekt ausarbeitete tauchte er einmal mitten in der Nacht auf und warf ihr ein Verhältnis mit mir vor. Als ich ihm versicherte, dass dem nicht so wäre, wollte er mich schlagen. Ich wehrte mich und überantwortete ihn dem Sicherheitsdienst. Er hat daraufhin Hausverbot erhalten. Es ist blanke Ironie, dass ich dadurch erst erkannte, dass ich für deine Mutter mehr empfand, als nur Freundschaft. Und wenig später hat sie mir ihre Liebe gestanden. Verstehst du Joey... das war damals nicht nur eine Affäre. Wir waren ein Paar. Ein richtiges Paar. Sie hatte ihren Mann verlassen und wollte die Scheidung einreichen, damit ich sie heiraten konnte. Zu diesem Zweck hatte ich auch meine Mutter eingeladen, damit sie deine kennenlernen konnte. Doch nachdem meine Mutter da war und wieder nach Hause geflogen war hat sich deine Mutter von mir getrennt. Sie meinte, sie könne ihren Eltern nicht die Schande einer Scheidung antun und einen 'Gaijin*' heiraten. Ich hätte das nicht so einfach hinnehmen sollen, doch mich erreichte in diesem Augenblick die Nachricht, dass meine Mutter zusammengebrochen sei und meine Anwesenheit zuhause erforderlich wurde. Also bin ich nach Hause geflogen. Meine Mutter starb wenige Wochen später und - als Haupterbe - musste das Familienunternehmen übernehmen." Das war eine Menge Input, die Joey da von Jack erhalten hatte. Doch dann wurde er stutzig. "Aber... du hast im April gesagt, ihr hattet nur eine Affäre und sie hätte dir nichts von ihrer Schwangerschaft mit mir gesagt, weil du nach Amerika zurück musstest und sie dich nicht zwischen die Stühle setzen wollte.", warf Joey kritisch ein. "Nun, das war die geschönte Kurzfassung, wenn du so willst.", gab Jack zu. "Du warst damals in keiner guten Verfassung und hattest schon auf die Nachricht, dass ich dein Vater sei sehr extrem reagiert." Joey wurde wieder nachdenklich. Es war wahr, er hatte vor einem Jahr nicht gut auf die Tatsache reagiert, dass Jack sich als sein Erzeuger vorgestellt hatte. Noch auf die Nachricht, dass seine Mutter bei einem Autounfall gestorben war. Ein halbes Jahr? War seitdem wirklich erst ein halbes Jahr vergangen? Die letzten Monate fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Es war so viel geschehen, hatte sich so viel entwickelt... "Du arbeitest bei Kaiba Corp als Grafiker?", wechselte Jack zum ursprünglichen Thema zurück. Joey nickte nur. "Du hast wirklich ein großartiges Talent. Hast du mal in Erwägung gezogen Kunst zu studieren?" "Ich... will im Winter einige Bewerbungen fertig machen und mich bei verschiedenen Unis bewerben.", kam es gedankenverloren von Joey, in dessen Kopf Jacks Erzählung immer noch sickerte. "Wenn ich dich da irgendwie unterstützen kann, sag mir Bescheid. Ich hab einige Verbindungen zu verschiedenen Kunsthochschulen, denn auch wenn ich nur ein langweiliger Businesstyp bin, bin ich meiner Leidenschaft immer treu geblieben.", erklärte Jack und lächelte den Blonden sanft an. "D... darf ich dich etwas fragen?", kam es unsicher von Joey, der wieder auf seinen Block starrte. "Sicher, du darfst mich alles fragen.", stellte Jack ihm einen Freifahrtsschein aus. "Hast du Familie?", kam es leise von Joey. "Ich habe eine Frau und mit ihr zwei Kinder, James und Grace. Zwillinge, die Ende des Jahres fünf werden.", antwortete der Mann neben ihm. "Bist du mit ihr glücklich?", hakte Joey vorsichtig nach. "Wir sind gute Freunde.", erklärte Jack mit einem sanftmütigen Lächeln. "Gute Freunde?", fragte Joey verwirrt. "Ich hab sie damals geheiratet, weil es von mir erwartet wurde. Und ich liebe sie auch. Aber nicht so, wie ich deine Mutter geliebt habe. Das hat sie gespürt und versucht es zu ignorieren. Doch vor einem Jahr haben wir uns hingesetzt und darüber gesprochen. Wir sind nach wie vor verheiratet, haben das gemeinsame Sorgerecht für die Zwillinge und leben auch zusammen, wobei zusammen sich hier nur auf den Wohnsitz bezieht. Sie ist meine beste Freundin, die mir stets mit Rat und Tat zur Seite steht.", erklärte Jack. "Wie... wie hat sie reagiert, als du ihr erzählt hast, dass Serenity deine Tochter ist?", wollte Joey besorgt wissen. "Sie war überrascht.", offenbarte der Amerikaner ihm. "Als sie Serenity kennenlernte war sie sofort vernarrt in deine Schwester. Die beiden verstehen sich wirklich sehr gut und die Zwillinge haben sie sofort als Schwester akzeptiert." "Das ist gut.", kam es leise von Joey. "Die drei würden auch gerne dich Mal kennen lernen.", eröffnete sein Erzeuger ihm schließlich. Überrascht blickte Joey zu ihm auf. Doch dann schüttelte er schüchtern den Kopf. "Das... wäre keine gute Idee!", wiegelte der Blonde ab. "Wieso nicht?", wollte Jack wissen. "Ich war schon kein sehr guter Bruder für Serenity...", gestand der Blonde, der betrübt seinen Kopf hängen ließ. "Das sieht deine Schwester aber anders.", warf nun Jack berichtigend ein. "Sie idealisiert mich. Wenn sie wüsste, was...", abrupt unterbrach sich Joey und blickte beschämt seitlich weg. Jack legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes, der auf einmal so gebrochen wirkte. "Sie liebt dich bedingungslos.", gab Jack zu bedenken. "Genauso, wie ich als dein Vater." Die Worte des Älteren berührten etwas in Joeys Innerem. Er wusste nicht, was es war, doch in ihm begann etwas zu erbeben. Energisch begann er den Kopf zu schütteln. "Das würdest du nicht sagen, wenn du Bescheid wüsstest.", keifte Joey auf einmal, dem die Nähe, die zwischen ihnen entstanden war auf einmal nicht mehr ertragen konnte. "Ich weiß Bescheid.", kam es behutsam von Jack. Erschrocken und entsetzt blickte Joey zu ihm. Er versuchte heraus zu finden, ob Jack wusste, von was er da sprach oder ob das nur eine geschickte Finde gewesen war. "Ich stehe auch mit Doktor Akari in Verbindung, seit du aus dem Krankenhaus im April entlassen worden bist. Er hat mich, als dein Vater, ins Bild gesetzt.", erklärte Jack. Joey sprang auf und sein Zeichenblock, der auf den Beinen lag, fiel zu Boden. Der Bleistift in seiner Hand brach mit einem lauten Knacken, als Joey von Scham geflutet wurde und spürte, wie in ihm die Tränen aufstiegen. Wenn Jack es wusste... wusste dann Serenity auch alles? Nach einem Moment der Schockstarre, wandte Joey seinen Blick ab, während er sich abwandte und er aus dem Wintergarten eilen wollte. Doch Jack schnitt ihm den Weg ab und stellte sich seinem Sohn in den Weg. "Joey... es ist alles in Ordnung... du musst dich vor mir nicht schämen.", versuchte Jack ihm dieses Gefühl zu nehmen, dass der Blonde ganz offensichtlich empfand. "W... w... weiß es S... Serenity?", wollte Joey wissen, während er stur auf den Boden starrte. "Nein... sie weiß nur von den Schlägen und den Misshandlungen.", beantwortete Jack Joeys Fragen. "Von dem jahrelangen sexuellen Missbrauch und den Vergewaltigungen im Sommer hab ich ihr nic... Joey?" Joey hatte begonnen am ganzen Körper zu zittern, als Jack von Missbrauch und Vergewaltigung gesprochen hatte. Die Tränen quollen aus seinen Augen, ganz gegen seinen Willen. Abwehrend hob er seine beiden Hände und schob sich dann an dem Amerikaner vorbei und eilte weiter, hinauf ins Wohnzimmer und von dort durch die Halle zur Treppe und dann in sein Zimmer. * Anm: Gaijin (jap) - wörtlich: Mensch von außerhalb; umgangssprachlich: Außenseiter. Gaijin ist mit negativen Nebenbedeutungen belastete Bezeichnung für Nichtjapaner, besonders westliche Ausländer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)