Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 49: Der Tod eines Anwalts --------------------------------- Kapitel 49 - Der Tod eines Anwaltes "Haben Sie Kenntnis darüber, wann und unter welchen Umständen Yosuke Osachi ermordet wurde?", hallte die Stimme der Polizeibeamtin immer wieder durch seinen Kopf. Mit jeder Wiederholung schien ihre Stimme von weiter weg zu kommen. Der Wintergarten um ihn herum verschwand. Dunkelheit umhüllte ihn immer mehr. Sein Herz schlug heftig. Die Angst explodierte förmlich in seinem Inneren. Der Geruch von alten Matratzen und nassen Jutesäcken zog Joey in die Nase. Er fühlte sich matt und schwer. Ihm war nicht gut und er hatte das Gefühl, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Doch selbst wenn er gewollt hätte, hätte er nicht gekonnt. Denn er hatte etwas im Mund. Einen kleinen Ball. Er konnte den Lederriemen spüren, der den Ball in seinem Mund fixierte. Sabber lief ihm aus dem Mundwinkel. Seine Augen zu öffnen war mühselig und anstrengend. Kopfschmerzen rasten durch seine Stirn. Er nahm seine Umgebung nicht richtig wahr. Da lag ein dunkler Schleier über seiner Sicht. Erst nach und nach wurde dem Blonden klar, dass er einen Sack über dem Kopf hatte. Sein Kopf lag auf etwas weichem, ja... aber dieser Untergrund roch unangenehm. Es war eine Mischung aus getrocknetem Urin, Blut und Bleiche. Er spürte die Übelkeit in sich aufsteigen. Seine Zähne klapperten seicht auf den Ball. Kalt. Es war so kalt und er... er war nackt. Seine Schultern schmerzten. Vorsichtig zog er an seinen Händen, die auf dem Rücken zusammengebunden waren. Mit Ledermanschetten. Eng. Zu eng. Nur langsam versuchte sich der Blonde aufzusetzen. Doch es wollte ihm nicht gelingen. Dann hörte er Schritte, die sich näherten. Es schien Joey am ratsamsten, so zu tun, als wäre er noch bewusstlos. "I... ich habe getan, was ihr mir aufgetragen habt!", stotterte eine Stimme, die Joey kannte. "Ihr habt gesagt, wenn ich ihn euch bringe, dann ist die Sache gegessen!" Osachi! Das Bild des Anwalts zuckte durch sein Bewusstsein. Doch er klang anders, als die viele Male, in denen er bei Seto und ihm war und mit ihnen das Gespräch beim Richter vorbereitet hatte. Ängstlicher. Unsicherer. Fast panisch. "Junge... Die Schuld ist damit beglichen!", kam eine gefährlich zischende Stimme. Joeys Nackenhaare und Härchen auf den Armen stellten sich auf. "G... gut... d... danke Oyabun.", kam es wieder von Osachi. "Aber...", die Stimme des Oyabun - der patriarchalische Führungsfigur in einem Yakuza-Netzwerk - wurde gefährlich leise. "... du hast jemanden getötet! DAS war nicht Bestandteil deiner Aufgabe!" "D... der Bodyguard... war im Weg... ich bin ihn nicht losgeworden!", versuchte Osachi sich zu rechtfertigen. "Du hast damit Aufmerksamkeit auf uns gezogen!", kam es immer noch ruhig von dem Mann, mit dem Osachi herein gekommen war. "Vor allem hast du dich dabei so plump angestellt, dass der Polizei sofort klar ist, dass es nur einen Täter für diesen Mord geben kann!" "I... i... ich hab getan, was notwendig war... ich... hab getan, was ihr mir aufgetragen habt!", wiederholte Osachi und seine Panik war deutlich zu hören. "Hättest du das getan, würden wir diese Unterhaltung jetzt nicht führen!", kam es streng von dem Oyabun. "Die Polizei sucht bereits nach dir und was glaubst du, wird passieren, wenn sie dich findet?" "I... i... ich... bitte... ich werde nichts sagen!", flüsterte Osachi, dem scheinbar klar wurde, in welcher Situation er sich befand. "Du bist jung und unerfahren. Die Beamten werden genau wissen, wo sie Druck aufbauen müssen und dann wirst du alles erzählen, was sie wissen wollen!", kam es immer noch in einem bedrohlichen, ruhigen Tonfall. "O... Oyabun, ich bitte Sie... bitte... es tut mir leid, dass ich den Mann töten musste, aber... aber ich wollte die Aufgabe doch nur zu ihrer Zufriedenheit erfüllen!", fing Osachi indirekt an um sein Leben zu schachern. "Sehe ich denn zufrieden aus, mein Junge?", fragte Oyabun und Joey konnte hören, wie Osachi aufschluchzte. "Du weißt, es gibt für dich nur noch einen Weg deine Ehre zu retten!" "N... nein... Oyabun... bitte... ich... ich tue alles... wirklich alles!", bettelte der Mann, der Joey entführt und Robert ermordet hatte nun um sein eigenes Leben. "Nicht betteln!", kam es tadelnd von dem Mann. "Sonst bleibt dir nicht Mal mehr die Ehre!" Osachi schluchzte endgültig auf und warf sich vor dem Mann in der Yukata auf den Boden. Immer wieder stammelte er etwas, was Joey in seiner Teilbenommenheit nicht wirklich verstehen konnte. "Sei dir gewiss, dass wir uns gut um deine Schwester kümmern werden. Es wird ihr an nichts mangeln!", versicherte der Anführer der Yakuza. Dann konnte Joey durch den Sack auf seinem Kopf schemenhaft sehen, wie er in die Hocke ging, Osachi aufrichtete und ihm etwas hinhielt. "Sofern du deine Ehre bewahrst!" Zögerlich griff der völlig aufgelöste Osachi nach dem, was der andere ihm hinhielt. Als er es in der eigenen Hand hielt stand der Oyabun wieder auf und entfernte sich drei, vier Schritte. Immer wieder heulte Osachi auf. Der Klang von geschliffenem Metall, welches aus einer Scheide gezogen wurde drang zu Joey. Er erkannte, dass der Oyabun Osachi ein Wakizashi - ein Kurzschwert - gegeben hatte. Da wurde dem Blonden klar, dass der Oyabun Osachi nicht nur ermorden wollte, sondern von diesem verlangte es in einem längst verbotenen Ritual als Suizid selbst zu machen. Osachi versuchte sich aufrecht hinzuknien, doch er krümmte sich immer wieder in einem Weinkrampf nach vorne. Er setzte mehrmals das Kurzschwert an, doch er konnte nicht tun, was von ihm verlangt wurde. "Also keine Ehre?", fragte der Oyabun, der scheinbar langsam die Geduld verlor. "Bedauerlich für deine Schwester!" Osachi schrie auf, richtete sich auf, stieß sich das Schwert in den Unterbauch und zog es einmal auf die andere Seite, bevor er es nach oben führte. Sein Weinen verstummte und er gab einen gurgelnden Laut von sich, ähnlich dem, den Robert vor seinem Tod von sich gegeben hatte. Dann kippte Osachi seitlich um, während sich das Blut und seine Gedärme vor ihm ausbreiteten. "Geht doch!", kam es zufrieden vom Oyabun. "Damit hast du deine Ehre bewiesen und ich verspreche dir, ich werde mich gut um deine Schwester kümmern!" Dann ging der Mann einige Schritte und öffnete eine Tür. Er rief jemand zu sich und gab Anweisungen. "Schafft den Körper weg, aber so, dass er nicht gefunden wird!", war die knappe Order des Yakuza-Oberhauptes. "Gut, dass es keine weiteren Zeugen gibt, sonst müssten meine Jungs nach der Schuldbegleichung noch eine Leiche beseitigen." Dann verließ der Mann den Raum, während zwei Osachis Körper von zwei seiner Leute beseitig wurde. Joey begann zu zittern. Nicht nur wegen der Kälte, sondern auch wegen der Angst. Der Mann hatte scheinbar gewusst, dass er wach war und hatte ihn ganz klar gewarnt. Als die Tür wieder zugesperrt wurde und er von seinen Entführern in der Dunkelheit und dem Geruch von frischem Blut und Fäkalien zurückgelassen wurde musste Joey weinen. Nicht weil er den Tod dieses verräterischen Anwaltes bedauerte, der seinen Freund und Beschützer einfach ermordet hatte, sondern aus Angst. Angst um sein eigenes Leben. Seto spürte, wie sein Geliebter augenblicklich verkrampfte, sich an die Brust griff und nach Luft zu japsen begann. Dann kippte der Blonde auch schon nach vorne. Gerade noch rechtzeitig konnte der Brünette seinen Geliebten, der gerade ohnmächtig geworden war, auffangen und vor Schaden bewahren. Die Beamten und Kai kamen erschrocken heran geeilt. Kai checkte die Vitalzeichen und gab Entwarnung. "Meine Damen und mein Herr, wir sollten das nächste Mal ihre Fragen vor der Befragung durchgehen!", gab Kai zu bedenken. "Hat das tatsächlich meine Frage ausgelöst?", kam es unsicher von Sergeant Nagasato. "Ihre Frage hat eine Erinnerung getriggert, die Herr Wheeler noch nicht verarbeitet hat und die bei ihm diese Reaktion auslöst.", erklärte Kai. "Also könnte Herr Wheeler etwas zu den Umständen des Todes von Yosuke Osachi wissen?", hakte Detective Fujimura nach und kassierte prompt einen bitterbösen Blick von Seto, was den Beamten respektvoll wieder abrücken ließ. "Ich bring ihn auf sein Zimmer!", meinte der Brünette schließlich, bevor er Joey aufnahm und den Wintergarten verließ. Der Jungunternehmer machte sich große Sorgen um seinen Streuner. Das war wieder ein Beispiel dafür, dass der Blonde längst noch nicht soweit war mit Menschen umzugehen. Noch zu leicht konnte man ihn mit bloßen Worten derart triggern, dass seine Psyche sich nicht anders zu helfen wusste, als das Bewusstsein vollständig auszuknipsen. Vor ihnen lag noch ein langer Weg und Seto würde nicht von seiner Seite weichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)