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Brothers

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sou, mal wieder ein neues Kapitelchen hier bei der Story. Ich hoffe, es gefällt euch, dass Seto mal wieder gequält wird. Ein bisschen zumindest. Aber er ist nicht der Einzige. Ich alte Sadistin.
*drop*

Ohne weiteres Gelaber: Enjoy!

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Familiäre Anfänge

Obwohl die Hochzeitsfeierlichkeiten sich bis in die späten Abendstunden hingezogen hatten, war Seto am Sonntagmorgen um acht Uhr bereits hellwach. Die ganze vergangene Nacht hatte er ausgesprochen schlecht geschlafen und dementsprechend fühlte er sich auch. Da es jedoch keinen Sinn machen würde, weiterhin im Bett liegen zu bleiben, entschloss er sich, aufzustehen und nach unten zu gehen, um nachzusehen, ob der Rest seiner Familie sich bereits zum Frühstück versammelt hatte. Falls nicht, würde er im Wohnzimmer noch etwas lesen oder fernsehen und sich dann ins Esszimmer begeben, sobald die anderen auch wach waren.
 

Nach einer kurzen Dusche zog Seto sich an und ging dann leise nach unten. Schließlich wollte er seinen Vater und seine Stiefmutter – an diese Bezeichnung würde er sich erst noch gewöhnen müssen – nach ihrer Hochzeitsnacht auf keinen Fall versehentlich so früh wecken. Ganz sicher würden die beiden sowieso erst später herunterkommen. Da im Esszimmer noch niemand zu sehen war, ging Seto hinüber ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und nahm sein Buch, das er hier für den Fall liegen gelassen hatte, dass ihn die Lust zum Lesen überkommen sollte. Er machte es sich auf der Couch gemütlich, schlug die durch ein Lesezeichen markierte Seite auf und suchte den Absatz, bei dem er aufgehört hatte, um von dort aus weiterzulesen.
 

Dennoch, obwohl er rein äußerlich den Eindruck erweckte, von seinem Buch vollkommen gefesselt zu sein, gelang es ihm nicht wirklich, sich auf das Lesen zu konzentrieren – egal, wie sehr er sich bemühte. Dafür war er nach den Ereignissen des vergangenen Tages und seiner beinahe schlaflos verbrachten Nacht einfach viel zu aufgewühlt. Den ganzen letzten Abend über hatte er seinen Stiefbruder so unauffällig wie möglich beobachtet. Er hatte wissen wollen, wie dieser sich seinen Großeltern gegenüber verhalten würde, aber in seinem Benehmen hatte nichts darauf hingedeutet, dass er die Worte der beiden gehört hatte. Er war genauso gewesen wie sonst auch: Fröhlich, immer mit einem Lächeln oder einem Grinsen auf den Lippen und zumindest äußerlich vollkommen ausgeglichen. Weder seine Mutter noch sonst einer der Anwesenden hatten gemerkt, dass diese Unbeschwertheit nur aufgesetzt gewesen war.
 

Selbst Mokuba hatte sich irgendwann täuschen lassen, aber er, Seto, hatte es besser gewusst. Er hatte schließlich mitangehört, wie Ryuuji sich oben in seinem Badezimmer selbst Mut zugesprochen hatte. Der bittere, resignierte Unterton in seiner Stimme hatte sich geradezu in Setos Gedächtnis gebrannt. Und alleine die Vorstellung, dass das, was er gesagt hatte, eine ähnliche Reaktion bei dem Schwarzhaarigen ausgelöst haben könnte, ließ sein schlechtes Gewissen gleich wieder zuschlagen.
 

Wie sein jüngerer Bruder auch war Seto den Großeltern seines Stiefbruders nach dem, was er gehört hatte, ausgesprochen kühl und distanziert begegnet. Er war keinesfalls unhöflich geworden – solches Verhalten wäre auf einer Hochzeitsfeier einfach unangebracht gewesen und er hatte weder seinem Vater noch Yukiko-san den Tag verderben wollen –, aber dennoch war er trotz des eindeutigen und unübersehbaren Wohlwollens, mit dem Otogi Mamoru-san und seine Frau Mokuba und ihn betrachtet hatten, nicht übermäßig freundlich zu ihnen gewesen.
 

Die ganze Zeit über, während er sich mehr oder weniger gezwungenermaßen mit seinen angeheirateten Großeltern unterhalten hatte, die ja nun seit gestern auch zu seiner neuen Familie gehörten, war in seinem Hinterkopf nur Platz für eine einzige Frage gewesen: Warum? Warum sagte Ryuuji seinen Großeltern nicht, dass er ihre Worte sehr wohl gehört hatte? Warum ließ er sich das alles einfach so gefallen? Und wie in aller Welt schaffte er es bloß, so ruhig und gelassen zu bleiben? Wie konnte er so tun, als machte ihm das alles nicht das Geringste aus? Wie konnte er zulassen, dass man ihn so verletzte? Warum wehrte er sich nicht endlich – nicht nur gegen seine Großeltern, sondern auch gegen ihn, Seto, selbst?
 

Leise Schritte, die die Treppe herunterkamen und sich in Richtung Küche entfernten, rissen den Brünetten aus seinen Gedanken. Einen Augenblick lang zögerte er, dann klappte er sein Buch zu, stand auf und ging ebenfalls hinüber, um zu sehen, wer um diese Zeit schon wach war. Konnte Mokuba nach dem, was am Vorabend passiert war, vielleicht auch nicht mehr schlafen?
 

Zu seiner Überraschung fand Seto in der Küche jedoch weder seinen jüngeren Bruder noch Isono vor, sondern seinen Stiefbruder, über den er die ganze Zeit schon nachdachte. Ryuuji hatte ihn offensichtlich noch nicht bemerkt, denn er hatte den Rücken zur Tür gewendet und stöberte gerade scheinbar in der Obstschale, die auf der Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank stand. Nachdem er sich ein paar grüne Weintrauben herausgesucht und diese über der Spüle kurz abgewaschen hatte, räusperte der Brünette sich vernehmlich und Ryuuji zuckte erschrocken zusammen, bevor er sich umdrehte. Um ein Haar hätte er die Weintrauben fallen lassen, doch er konnte sie gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor sie auf dem Küchenboden landeten.
 

"Holy shit, Seto, erschreck mich doch nicht so! Da kriegt man ja nen Herzinfarkt!", entfuhr es Ryuuji und er lehnte sich rücklings an die Arbeitsplatte, denn der Schreck hatte seine Knie weich werden lassen. Sein Herz raste beim Anblick seines Stiefbruders teils aus Schreck, teils aufgrund seiner Gefühle für diesen wie verrückt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass so früh am Morgen überhaupt jemand außer ihm wach sein würde, deshalb hatte er sich nur ausgesprochen locker gekleidet. Zu seiner schwarzen Jeans trug er ein ebenso schwarzes Hemd, das er jedoch nicht zugeknöpft hatte.
 

Seto nahm sich einen Augenblick Zeit, um seinen Stiefbruder zu mustern. Der Schwarzhaarige stand barfuß, mit offenen Haaren und ebenso offenem Hemd vor ihm. Für ein paar Sekunden blieb Setos Blick an der stilisierten schwarzen Sonne hängen, die um den Bauchnabel des Anderen tätowiert war, doch er riss sich schnell wieder von dem Körperschmuck los und sah ihm ins Gesicht. Sofort fand er sich mit grünen Katzenaugen konfrontiert, die durchdringend und neugierig zugleich auf ihn gerichtet waren.
 

Ryuuji entging diese ausgiebige Musterung seiner Person ebenso wenig wie die Tatsache, dass die blauen Augen des Brünetten vielleicht eine Sekunde länger als nötig an seinem Tattoo hängen blieben, aber er entschloss sich, lieber nichts dazu zu sagen. Stattdessen legte er fragend den Kopf schief, denn Seto hatte sicher einen Grund dafür, dass er ihm in die Küche gefolgt war und ihn mehr oder weniger dezent auf sich aufmerksam gemacht hatte.
 

Seto, der sich unter dem prüfenden Blick gleich wie immer unwohl zu fühlen begann, räusperte sich erneut. Wenn der Schwarzhaarige allerdings eine Entschuldigung für den Schreck erwartet hatte, den er ihm mit seinem Auftauchen eingejagt hatte, dann wartete er vergeblich. Das war einfach nicht sein Stil – ganz davon abgesehen, dass er auch nicht gewusst hätte, was er hätte sagen sollen. "Normalerweise frühstücken wir am Sonntagmorgen alle zusammen so gegen neun Uhr", informierte er Ryuuji stattdessen nur und dieser nickte langsam. Von dieser kaibaschen Familientradition hatte sein jüngerer Stiefbruder ihm am Vorabend bereits erzählt.
 

"Weiß ich. Mokuba hat mir gestern schon deswegen Bescheid gesagt, aber ich musste trotzdem schon mal ein bisschen was essen", erwiderte er daher und zuckte mit den Schultern. Schließlich war er sonntags normalerweise derjenige, der das Frühstück für seine Mutter und sich machte, wenn er bei ihr in Japan war. Das hatte sich irgendwann einfach so eingebürgert und aus diesem Grund war er auch an diesem Morgen trotz der Feierlichkeiten des letzten Tages gewohnheitsmäßig früh aufgewacht.
 

"Willst du auch welche?" Irritiert hob Seto eine Braue, als sein Stiefbruder ihm ein paar der grünen Weintrauben entgegenhielt, die er sich aus der Obstschale genommen hatte. Dann jedoch schüttelte er den Kopf und Ryuuji zuckte erneut mit den Schultern, bevor er sich die erste Weintraube zwischen die Lippen schob. Dabei wanderte sein Blick aus dem Küchenfenster und er gab dem Brünetten so unbewusst die Möglichkeit, ihn ungestört betrachten zu können.
 

Zu seiner eigenen Überraschung tat Seto genau das auch tatsächlich. Wieder sah er sich die Tätowierung des Schwarzhaarigen ganz genau an und schüttelte schließlich über sich selbst den Kopf. Woher war denn bitteschön der vollkommen unsinnige – und genaugenommen sogar gefährliche – Gedanke gekommen, dass er gerne einmal mit den Fingern über den flachen Bauch des Anderen und die schwarze Sonne darauf streichen würde?
 

Um nicht weiter über diese seltsame Anwandlung seinerseits nachdenken zu müssen, hob Seto den Blick bis zu dem Gesicht des Anderen – ein grober Fehler, wie er gleich darauf feststellte, denn Ryuuji war gerade dabei, sich eine weitere Weintraube in den Mund zu schieben. Über alle Maßen irritiert stellte Seto fest, dass er seine Augen einfach nicht von den Lippen des Schwarzhaarigen abwenden konnte. Auf diesen glänzte noch ein Wassertropfen von der Weintraube und er war gerade damit beschäftigt, diesen mit seinem Finger abzuwischen und den dann abzulecken. Dabei sah er noch immer aus dem Fenster und schien seinen älteren Stiefbruder vollkommen vergessen zu haben.
 

Als ihm auffiel, dass er gerade auf die Lippen eines anderen Jungen starrte, schüttelte Seto erneut den Kopf über sich selbst. Was war denn heute mit ihm los? So etwas tat er doch sonst nicht, denn es gehörte sich einfach nicht, jemanden so anzustarren – egal, wie verlockend die Lippen seines Stiefbruders auch aussehen mochten, wenn sie so feucht und halb geöffnet waren. Es gab eben Dinge, die tat man einfach nicht. Und die Lippen eines anderen Jungen anzustarren gehörte definitiv dazu.
 

"Ich habe es gehört." Setos Worte brachten Ryuuji, der tatsächlich gerade mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen war, wieder in die Realität und damit in die kaibasche Küche zurück. "Gehört? Was denn gehört?", erkundigte er sich neugierig, während die nächste Weintraube ihre Reise in Richtung seines Magens antrat – immer beobachtet von Seto, der sich zwar bemühte, es nicht zu tun, seinen Blick aber nichtsdestotrotz einfach nicht abwenden konnte.
 

"Das, was deine Großeltern gestern Abend über dich gesagt haben." Seto ließ den Schwarzhaarigen bei seinen Worten nicht aus den Augen und so entging ihm nicht, dass dieser kurz zusammenzuckte, bevor er hastig abwinkte. "Ach, das meinst du", erwiderte er und grinste seinen Gegenüber an. "Das ist nichts Besonders. So was sagen sie ständig", wiegelte er ab und der Brünette hob eine Braue.
 

"Es ist Dir also völlig egal? Willst Du das damit sagen?", hakte er nach und Ryuuji seufzte. "Es ist nun mal nicht zu ändern. Ich bin eben, wer ich bin. Ich kann meinen leiblichen Vater nicht verleugnen – mal ganz davon abgesehen, dass ich das auch gar nicht will." Sicher, er hatte nicht unbedingt das beste Verhältnis zu seinem Vater, aber das war nebensächlich. Nur weil sie hin und wieder – oder auch öfter mal – unterschiedlicher Meinung darüber waren, wie man sein Leben zu gestalten hatte, bedeutete es ja nicht gleich, dass er seinen Vater nicht trotzdem liebte.
 

"Ich könnte mich noch so sehr zu verbiegen versuchen und es ihnen doch nie recht machen – einfach, weil ich Halbamerikaner bin. Warum soll ich also versuchen, jemand zu sein, der ich nicht bin? Das ist nicht mein Stil", fuhr Ryuuji fort und Seto verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er sich gegen den Türrahmen lehnte. Er ließ sich die Worte seines Stiefbruders gründlich durch den Kopf gehen und nickte schließlich unbewusst. Eigentlich hatte Ryuuji ja Recht mit dem, was er gesagt hatte. Er war nun einmal, wer und was er war. Das konnte er nicht ändern. Sein leiblicher Vater würde trotzdem immer sein leiblicher Vater bleiben. Und auch dessen Nationalität würde sich nicht einfach so ändern, nur weil Otogi Mamoru und Otogi Reiko es gerne so hätten.
 

"Nichtsdestotrotz war es mehr als unangebracht und unhöflich von ihnen, so etwas zu sagen – ganz besonders in deinem Beisein." Bei diesen Worten seines Stiefbruders hob Ryuuji verwundert eine Braue. Irrte er sich oder hörte sich das tatsächlich so an, als würde Seto das missbilligen, was seine Großeltern am Vortag getan hatten? Warum? War er selbst ihm gegenüber nicht auch ausgesprochen negativ eingestellt gewesen? Woher mochte der plötzliche Sinneswandel rühren?
 

"Scheiß drauf. War nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Damit hab ich mich schon vor Jahren abgefunden. Es ist nun mal, wie es ist", winkte Ryuuji ein weiteres Mal ab und nun war es an Seto, eine Braue zu heben. So hatte es für ihn gestern Abend nicht geklungen, als er seinen Stiefbruder in seinem Badezimmer heimlich belauscht hatte. Diesen Gedanken behielt er allerdings für sich. Auf keinen Fall musste der Schwarzhaarige wissen, dass er jedes Wort gehört hatte, was dieser am Vorabend gesagt hatte. Schließlich war das ja nur für seine eigenen Ohren bestimmt gewesen. Sicher wäre es ihm nicht recht, wenn er erführe, dass es jemanden gab, der genau wusste, wie sehr ihn die Äußerungen seiner Großeltern wirklich verletzt hatten.
 

Als Seto auf seine Worte schwieg, legte Ryuuji seinen Kopf schief und betrachtete ihn einen Moment lang nachdenklich. Konnte es sein, dass der Brünette ihn doch nicht hasste – jedenfalls nicht mehr so sehr wie gleich nach ihrer ersten Begegnung im Restaurant? Jetzt fang bloß nicht mit dem Scheiß an, ermahnte der Siebzehnjährige sich selbst und schüttelte innerlich den Kopf über die Hoffnung, die sich bei diesen Gedankengängen in sein Herz stehlen wollte.
 

Das waren Wunschträume, nichts weiter. Seto würde seine Gefühle niemals erwidern, also sollte er besser gleich aufhören, darüber nachzudenken. Irgendwann – spätestens in sechs Monaten, wenn er wieder zurück zu seinem Vater nach Amerika flog – würden seine Gefühle für seinen älteren Stiefbruder schon wieder nachlassen. Jedenfalls hoffte er das ganz stark. Ansonsten hatte er, falls er doch noch einmal nach Japan zurückkehren sollte, ein ziemlich großes Problem.
 

Wenn ich wieder zu Dad zurückfliege, werd ich hoffentlich auch endlich damit aufhören, ständig an diese bescheuerte Party und den blöden Kuss zu denken. Das hatte doch sowieso nichts zu bedeuten. Oder zumindest nicht das, was ich mir wünsche. Dass er den Kuss alles andere als blöd gefunden hatte und dass er Seto eigentlich nur aufgrund seiner verletzten Gefühle, von denen dieser nichts wusste und auch niemals etwas erfahren sollte, geohrfeigt hatte, verdrängte der Schwarzhaarige ganz schnell. Bloß nicht darüber nachdenken. Nicht schon wieder.
 

Immerhin hatte er erst in der vergangenen Nacht – wieder einmal, sehr zu seinem Leidwesen – von diesem Samstagabend geträumt. Nur war es in seinem Traum so gewesen, dass Seto ihn im vollen Bewusstsein geküsst hatte, wer da am anderen Ende seiner Lippen gewesen war. Und er selbst hatte es genossen – sehr sogar. Eigentlich sogar mehr als das. Aber so etwas würde niemals wirklich passieren, also wurde es langsam Zeit, sich endlich damit abzufinden.
 

Seto, der den Schwarzhaarigen unablässig beobachtet hatte, zog seine Braue noch etwas höher, als er sah, wie ein Schatten über das Gesicht seines Stiefbruders huschte. Mit einem Mal schienen seine grünen Augen nicht mehr zu funkeln, sondern wirkten geradezu leblos und erloschen – ganz so, als kämpfte ihr Besitzer gerade mit unschönen Gedanken oder Erinnerungen. Dieser Anblick gefiel Seto ganz und gar nicht, doch warum das so war, wusste er nicht zu sagen. Er wusste nur, dass er Ryuuji auf keinen Fall so sehen wollte. Ein Lächeln stand ihm einfach besser zu Gesicht als so ein trauriger Blick.
 

Weitere hastige Schritte auf der Treppe unterbrachen die Gedanken der beiden Jungen in der Küche. Beide sahen gleichzeitig auf, als urplötzlich ein schwarzer Schopf um die Ecke geschossen kam und atemlos in der Küchentür stehen blieb. "Ach, hier ... seid ihr", japste Mokuba, der gerade zu aufgekratzt und auch zu sehr außer Atem war, um sich Gedanken darüber zu machen, warum sein Bruder und sein Stiefbruder friedlich zusammen in der Küche standen, sich miteinander unterhielten und sich offenbar noch nicht gestritten hatten.
 

"Ich wollte ... euch zum ... Frühstück wecken, aber ... eure Betten waren ... beide leer", keuchte der Fünfzehnjährige und blinzelte verwirrt, als sein Stiefbruder urplötzlich anfing zu lachen. Was war denn jetzt los? Hatte er irgendetwas Komisches gesagt, ohne es selbst zu bemerken? Hatte er sich gerade mit seinem Gejapse vielleicht in irgendeiner Form blamiert – ausgerechnet vor seinen beiden älteren Brüdern, vor denen er sich auf keinen Fall eine Blöße geben wollte?
 

Ryuuji hielt sich mit einer Hand an der hinter ihm befindlichen Arbeitsplatte fest, um nicht umzufallen. Die andere Hand presste er auf seinen vor Lachen schon schmerzenden Bauch. Himmel, der Kleine war eindeutig zu goldig! Wie konnte man nur so putzig sein? Von wem mochte er das wohl haben? Und wie schaffte er es eigentlich immer, seine trüben Gedanken und seine Anspannung mit nur ein paar Worten oder einer kleinen Geste zu vertreiben?
 

Seto hob ebenso verwundert wie sein kleiner Bruder eine Braue. Was war denn jetzt bitteschön los? Hatte er einen Witz Mokubas verpasst? Als er jedoch die Worte seines Stiefbruders – "Goodness, Mokuba, Du bist vielleicht süß!" – hörte, krampfte sich in seinem Inneren etwas zusammen und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Verdammt, warum störten ihn diese Worte bloß so? Eigentlich konnte es ihm doch egal sein, ob der Siebzehnjährige seinen leiblichen Bruder als ›süß‹ bezeichnete oder nicht. Aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht nachvollziehen konnte, war das allerdings nicht der Fall. Im Gegenteil, es wurmte ihn. Sehr sogar, wenn er ehrlich wahr.
 

Bevor Seto sich allerdings noch mehr über seine seltsamen Gedanken wundern oder sich über das vertraute Verhalten seines Bruders und seines Stiefbruders ärgern konnte, stieß Ryuuji sich von der Arbeitsplatte ab, schob sich die letzten zwei Weintrauben in den Mund und kam dann auf die Tür zu. "Ich glaub, ich geh mich mal eben richtig anziehen, bevor wir zusammen frühstücken", informierte er die beiden, drückte Mokuba im Vorbeigehen kurz an sich und sprintete dann fröhlich pfeifend die Treppen hoch in Richtung seines Zimmers. Nach dem Auftritt des Kleinen war seine Laune gleich wieder deutlich gestiegen.
 

Das Gesicht des Fünfzehnjährigen begann augenblicklich wieder zu glühen, als sein Stiefbruder ihn umarmte. Es war ihm zwar einerseits unglaublich peinlich, aber andererseits genoss er das warme Gefühl, das sich jedes Mal in seinem Bauch ausbreitete, wenn Ryuuji ihm so nah war, sehr. Ob Ryuuji mal so richtig mit ihm kuscheln würde – so, wie Seto und er es früher manchmal getan hatten, als sie beide noch jünger gewesen waren –, wenn er ihn fragte?
 

"Gehen wir schon mal ins Esszimmer." Die Stimme seines älteren Bruders riss Mokuba aus seinen Gedanken und er sah aus großen Augen zu ihm auf. Irrte er sich oder machte Seto einen verärgerten Eindruck? "Okay", stimmte er zu und legte fragend den Kopf schief, während er seinem Bruder folgte. "Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Nii-san?", wollte er dann von diesem wissen. Irgendwie war Seto gerade seltsam. Sehr seltsam sogar.
 

"Was sollte denn nicht in Ordnung sein?", fragte Seto zurück, als sie im Esszimmer angekommen waren. Dort setzte er sich auf seinen angestammten Platz und wartete, bis Mokuba es ihm gleichgetan hatte. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, es ist alles in bester Ordnung.", beantwortete er die Frage seines kleinen Bruders mit einiger Verspätung schlussendlich doch noch und dieser sah ihn einen Moment lang prüfend an, bevor er schließlich mit den Schultern zuckte. Es war offensichtlich, dass er kein Wort glaubte, aber darüber ging Seto einfach hinweg, indem er tat, als merke er es nicht.
 

Was hätte er seinem kleinen Bruder auch sagen sollen? Wie hätte er ihm erklären sollen, dass bei jeder Umarmung, die er mit ansah, die Erinnerung daran wieder hochkam, dass Ryuuji ihn auch schon einmal so umarmt hatte? Wie sollte er erklären, dass er jedes Mal förmlich damit rechnete, dass er es wieder tun würde? Und wie sollte er erklären, dass er jedes Mal gleichermaßen erleichtert wie enttäuscht war, wenn es eben nicht passierte? Nein, das war nichts, was Mokuba verstehen würde. Immerhin verstand Seto sich in dieser Hinsicht ja selber nicht.
 

Keine fünf Minuten, nachdem er zum Umziehen nach oben gesaust war, kam Ryuuji gut gelaunt nach unten ins Esszimmer und ließ sich auf den freien Stuhl neben Mokubas Platz fallen. Inzwischen hatte er seine Haare, die vorhin noch offen über seine Schultern gehangen hatten, wieder wie üblich zusammengebunden und das Hemd, das er getragen hatte, gegen ein einfaches schwarzes Shirt getauscht.
 

"Guten Morgen erst mal, ihr Zwei", grüßte er fröhlich und zwinkerte dem Jüngsten am Tisch zu. Dessen Gesicht lief gleich wieder feuerrot an, doch das schien Ryuuji nicht zu bemerken. Stattdessen sah er sich suchend um, aber scheinbar waren sie Drei und Isono, der gerade das Esszimmer betrat, an diesem Morgen die Einzigen, die zum Frühstück erschienen waren. Nun ja, das war allerdings auch nur zu verständlich. Schließlich hatten seine Mutter und ihr frischgebackener Ehemann im Augenblick sicherlich Besseres zu tun als auch nur einen Gedanken an ein Familienfrühstück zu verschwenden. Wäre jedenfalls, dachte Ryuuji, schade für die beiden, wenn es nicht so wäre.
 

"Guten Morgen, Seto-san, Mokuba-san, Ryuuji-san", begrüßte Isono die drei Jungen leise und setzte sich ebenfalls an den Tisch, nachdem sein Gruß von allen Dreien erwidert worden war. Die Vier frühstückten in gemütlich und mehr – in Setos und Isonos Fall – oder weniger – in Ryuujis und Mokubas Fall – schweigend. Nachdem sie fertig waren, war Seto der Erste, der sich vom Tisch erhob.
 

"Wohin gehst du, Nii-san?", erkundigte Mokuba sich neugierig, erhielt aber keine Antwort, sondern erntete nur Schweigen. "Sag mal, ist der eigentlich immer so?", wollte Ryuuji wissen, sobald Seto das Esszimmer verlassen hatte. Der Fünfzehnjährige seufzte abgrundtief und nickte dann. "Ja, meistens. Seto hat einfach keine Ahnung, wie man Spaß hat oder etwas lockerer wird", klagte er und Ryuuji zwinkerte ihm grinsend zu. Himmel, war der Kleine goldig!
 

"Na, dafür hast Du ja jetzt mich." Bei diesen Worten seines Stiefbruders wurden Mokubas Augen groß und rund. Meinte er das etwa wirklich ernst? Waren diese Worte tatsächlich das Angebot, nach dem sie sich in seinen Ohren anhörten? Konnte er wirklich so viel Glück haben, dass sein Stiefbruder tatsächlich etwas mit ihm unternehmen wollte? Wollte Ryuuji wirklich seine Zeit mit ihm verbringen – und das auch noch vollkommen freiwillig?
 

"Irgendwelche bestimmten Pläne für den heutigen Tag, hm, Kleiner? Irgendwas, was du heute gerne mit mir unternehmen würdest?" Der Angesprochene blinzelte zweimal verwirrt, doch dann begann er, über das ganze Gesicht zu strahlen und nickte hektisch. Heute war ganz eindeutig sein Glückstag! Eine andere Erklärung fiel ihm einfach nicht ein. "Ja, schon. Aber ... aber ich weiß nicht ... vielleicht hast Du ja keine Lust oder so", haspelte er dann und Ryuujis Grinsen wurde noch eine Spur breiter, als die Wangen des Fünfzehnjährigen sich rot färbten. "Probier's doch einfach mal aus, Mokuba. Frag mich", schlug er vor und die Gesichtsfarbe des Jüngeren verdunkelte sich noch etwas mehr. "O-Okay", stotterte er und atmete tief durch, bevor er all seinen Mut zusammennahm und den Größeren fragend und bittend zugleich ansah.
 

"Ich würde wahnsinnig gerne einfach nur ein bisschen mit dir k-kuscheln." Nachdem er diese Worte tatsächlich ausgesprochen hatte, hielt Mokuba erschrocken den Atem an. Hatte er das jetzt etwa wirklich laut gesagt? Ernsthaft? Oh, bitte nicht! Das war doch peinlich! Warum gab es denn nie eine Möglichkeit, sich zu verkriechen, wenn man mal wirklich ganz dringend eine brauchte? Ryuuji hielt ihn doch jetzt sicher für einen totalen Idioten!
 

Ryuujis Augen weiteten sich erstaunt, als er hörte, was der Kleine mit ihm tun wollte. Kuscheln? Er will echt kuscheln? Mit mir?, fragte er sich ungläubig und dachte einen Augenblick lang darüber nach, ob er dadurch nicht mehr über sich verraten würde, als er preisgeben wollte. Dann allerdings schüttelte er innerlich über sich selbst und seine seltsamen Gedankengänge den Kopf. Nur durch eine kleine Kuschelrunde würde sein jüngerer Stiefbruder noch lange nicht gleich merken, dass er schwul war. Es ging ja schließlich nur um ein bisschen Kuscheln, sonst nichts. Außerdem schien der Junge das nicht oft zu bekommen, also konnte er wirklich Nein sagen? Ein Blick in die großen, flehenden blauen Augen, die immer noch auf ihn gerichtet waren, und Ryuuji gab sich geschlagen. Nein, er konnte Mokuba einfach nicht enttäuschen. Dafür war der Kleine viel zu süß.
 

"Okay. Dann lass uns aber ins Wohnzimmer rübergehen, ja?" Mokuba glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Ryuuji hatte sich tatsächlich einverstanden erklärt! "Super!" Und schon war der Junge aufgesprungen und nach nebenan ins Wohnzimmer geflitzt. Sein Stiefbruder folgte ihm etwas langsamer. Dabei grinste er still vor sich hin. Der Kleine war wirklich zu niedlich. So übereifrig und begeistert – das tat seinem angeschlagenen Ego einfach gut.
 

Im Wohnzimmer angekommen ließ Ryuuji sich auf die Couch fallen, machte es sich bequem und blickte Mokuba dann auffordernd an. "Na, dann komm mal her, Kleiner", verlangte er und der Fünfzehnjährige zögerte einen Moment, bevor er sich selbst in Gedanken einen Feigling schimpfte und der Einladung Folge leistete. Immerhin hatte er ja schließlich darum gebeten, da konnte er doch jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Wie hätte das denn ausgesehen?
 

Ryuuji schmunzelte, als der Kleinere seinen Kopf auf seinem Schoß bettete und sich dann lang und gemütlich auf der Couch ausstreckte. "Irgendwie kommt mir das bekannt vor", murmelte er und begann, über die schwarzen Haare des Jungen zu streicheln. Mokuba drehte sich ein wenig und sah dann aus großen Augen zu ihm auf. "Wirklich? Woher?", wollte er neugierig wissen und aus Ryuujis Schmunzeln wurde ein Grinsen.
 

"Von Kats und mir. So was machen wir oft, weißt Du? Manchmal braucht man das einfach", erwiderte er und seufzte leise. "Ich kuschele einfach gerne. Und er auch", gab er zu und die blauen Augen des Kleinen wurden noch ein Stückchen größer. "Ist das denn nicht irgendwie komisch? Ich meine, ihr ... na ja, ihr seid doch beide Jungs. Das ist ... ich weiß nicht ..." Hilflos brach der Jüngere ab und errötete heftig, doch wenn er erwartet hatte, dass sein Stiefbruder sich über ihn lustig machen würde, dann hatte er sich getäuscht. Ryuuji schüttelte einfach nur den Kopf, ohne seine Streicheleinheiten zu unterbrechen. "Warum sollte das denn komisch sein? Mädchen kuscheln doch auch miteinander. Warum sollten Jungs das nicht dürfen? Nur, weil irgendjemand es vielleicht falsch verstehen könnte?"
 

Dass es diesbezüglich weder bei seinem besten Freund noch bei ihm etwas falsch zu verstehen gab, weil sie sich beide zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlten und sich kein bisschen für Mädchen interessierten, behielt der ältere Schwarzhaarige für sich. Das musste der Kleine wirklich nicht wissen. Das gäbe nur Probleme und er hatte seiner Mutter schließlich versprochen, dass er diesbezüglich seine Klappe halten würde, solange er hier bei ihr war.
 

Mokuba zog nachdenklich die Stirn kraus. Irgendwie klang das, was Ryuuji sagte, schon ziemlich logisch. "Das ist dann also nichts Schlimmes oder so?", hakte er trotzdem noch einmal sicherheitshalber nach und seufzte beruhigt, als Ryuuji wieder den Kopf schüttelte. "Nein. Warum auch? Gut, es gibt immer noch genügend Idioten, die so etwas falsch verstehen, aber man muss ja nicht jedem erzählen, wann oder mit wem man kuschelt, meinst Du nicht auch?", gab er zurück und der Fünfzehnjährige strahlte ihn von unten herauf überglücklich an.
 

Die Tatsache, dass sein Stiefbruder ihm ganz offenbar jetzt schon so weit vertraute, dass er ihm etwas derart Persönliches erzählte – und das, obwohl sie sich ja nun noch nicht besonders lange kannten –, bedeutete ihm wirklich viel. Außerdem tat es unheimlich gut, dass Ryuuji ihn unablässig weiterhin streichelte und ihn zwischendurch sogar ein wenig im Nacken kraulte. Ryuuji machte das wirklich gut. Er hatte eindeutig sehr geschickte Finger.
 

oOo
 

"Denkst du, unsere drei Söhne kommen miteinander klar, so ganz alleine? Sollten wir nicht vielleicht mal nach ihnen sehen?" Unsicher sah Yukiko, die erst ein paar Minuten zuvor aufgewacht war, ihren frischgebackenen Ehemann an. Gozaburo überlegte einen Augenblick, dann nickte er. Ihre Sorge um die drei Jungen rührte ihn ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht von seinen Söhnen und ihrem Sohn, sondern von ihren ›drei Söhnen‹ gesprochen hatte.
 

"Ich bin mir sicher, sie werden sich schon zusammenraufen", erwiderte er und lächelte. Dieses Geschenk des Himmels, das seine Frau – dieses Wort ließ er sich genüsslich auf der Zunge zergehen – nun einmal war, sah einfach hinreißend aus, wenn sie noch so von der vorangegangenen Nacht zerzaust und nur von der Bettdecke verhüllt neben ihm in ihrem gemeinsamen Ehebett lag. "Ich sehe Dir an der Nasenspitze an, was Du in diesem Augenblick denkst." Yukiko errötete leicht, lächelte ihren Liebsten aber dennoch an. Gozaburo erwiderte das Lächeln mit gleicher Münze, bevor er sich zur Seite beugte und sie zärtlich küsste. Dabei zog er sie wieder wie in der vergangenen Nacht an sich, doch sie löste sich aus seiner Umarmung und legte fragend den Kopf schief.
 

"Und was ist mit dem Frühstück? Ich dachte, ihr frühstückt an jedem Sonntag alle zusammen?", erkundigte sie sich. Auf keinen Fall wollte sie eine solche Familientradition unterbrechen und dadurch vielleicht einen Streit provozieren. Ihr Mann warf einen Blick auf die Leuchtanzeige des Weckers auf seinem Nachttisch, der inzwischen beinahe halb zwölf anzeigte, dann schüttelte er den Kopf. "Dafür sind wir jetzt sowieso schon viel zu spät dran. Außerdem denke ich nicht, dass vor dem Mittag überhaupt jemand mit uns beiden rechnet", gab er zurück und nahm seine Frau wieder in seine Arme. Dieses Mal wehrte Yukiko sich nicht gegen die Umarmung, sondern schmiegte sich stattdessen überglücklich an den Mann, dessen Frau sie am Vortag geworden war.
 

oOo
 

Seto war, nachdem er das Esszimmer verlassen hatte, gleich nach oben in sein Zimmer gegangen. Er brauchte einfach noch eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, dass er Ryuuji jetzt jeden Tag sehen würde. Jedenfalls redete er sich das ein, während er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf und ab lief und deutlich sichtbare Spuren seiner inneren Unruhe auf dem weichen hellblauen Teppich hinterließ, mit dem sein Zimmer ausgelegt war.
 

Verdammt, dass er so nervös und aufgewühlt war, lag ganz sicher nur an den Veränderungen, die sich so kurzfristig in seinem Leben ergeben hatten. Ganz bestimmt waren sie nicht die Schuld seines Stiefbruders. Oder zumindest nicht nur. Sicher, an dessen ständige Anwesenheit würde er sich erst noch gewöhnen müssen, aber es war ja wohl nichts allzu Schlimmes, Ryuuji morgens hin und wieder nur halb bekleidet in der Küche anzutreffen. Immerhin ließ er selbst sich ja auch ab und zu dazu hinreißen, sich nur eine Hose und ein Shirt anzuziehen und so durch die Villa zu laufen – besonders dann, wenn er im Pool unten im Keller gewesen war.
 

Er war heute Morgen aber nicht im Pool. Er ist erst kurz zuvor aufgestanden. Läuft er etwa immer so herum, wenn er gerade aus dem Bett kommt? Die langen, offenen Haare, die bloßen Füße, das nicht zugeknöpfte Hemd – eine solche Nachlässigkeit bei seiner Kleidung legte Seto selbst höchstens dann an den Tag, wenn er es aus irgendeinem Grund ausgesprochen eilig hatte oder wenn er genau wusste, dass – außer seinem Bruder, seinem Vater und, wenn es hochkam, höchstens noch Isono – niemand da war, der ihn so sehen konnte.
 

Nun ja, er ist Amerikaner. Zumindest zur Hälfte. Der Grund dafür, dass er einfach nicht aufhören konnte, über seinen Stiefbruder nachzudenken, wollte sich Seto partout nicht erschließen. Er wusste nur, dass er die Gedanken an den Schwarzhaarigen – der, wie er inzwischen wusste, Ende Februar achtzehn werden würde – einfach nicht abstellen konnte. Wie er es auch drehte und wendete und was er auch versuchte, immer wieder kam er irgendwie auf Ryuuji zurück.
 

Das ist vollkommen absurd!, rief Seto sich selbst zur Ordnung und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Wenn das so weiterging, würde er ganz sicher noch wahnsinnig werden. Vielleicht sollte ich runter zum Pool gehen und ein paar Runden schwimmen. Das klang doch wie eine ausgesprochen gute Idee. Beim Schwimmen hatte er bisher noch immer seinen Kopf freibekommen, also ging der Brünette kurz entschlossen nach unten in den Keller. Handtücher und seine Badehosen befanden sich in der Nähe des Pools, also stand ein paar entspannenden Runden im kühlen Nass nichts mehr im Weg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tjahaaaaaa, ob Seto wohl wirklich seinen Kopf freibekommen wird? Ich weiß es, aber ich verrat's euch nicht.
*muahaha*
Lasst euch überraschen, okay?
*wink*

Bis zum nächsten Mal!

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2016-09-29T04:33:51+00:00 29.09.2016 06:33
Hallo (๑╹っ╹๑)

irgendwie cool, das sich die drei Brüder in der Küche schon vor dem Sonntäglichen Frühstück treffen. Ich glaube das Seto jetzt nach dem Gespräch mit Duke immer mehr merkt, dass dieser einfach eine Maske oder Schutzschickt zur Schau trägt, weil es Dinge gibt, die er nicht ändern kann und die er deshalb versucht zu ertragen. Gefällt mir, wie Seto das zunehmend deswegen unbehaglicher wird, weil das einfach unfair ist.

Bei Mokuba bin ich mir echt einfach nicht sicher, was das bei ihm und Duke ist, einfach nur das Kuschelbedüftnisse eines Kindes, das nicht genug geknuddelt wurde und jetzt merkt was ihm die ganze Zeit gefehlt hat. Oder ob er tatsächlich eine andere Seite an sich entdecken sollte? Aber ist knuffig, wie er Duke nach eine Kuscheleinheit fragt und dann rot wird, weil er merkt, was er gesagt hat. Ich hoffe nur, das Seto oder Dukes Mutter nicht ausgerechnet jetzt im Wohnzimmer vorbei kommen, wenn die beiden am knuddeln sind. Wäre schade wenn das Familienidyll so schnell gestört wird und Yukiko vielleicht etwas in den falschen Hals bekommt, woran Duke nie denken würde (oder Schlimmer noch Seto oder Gozaburo).

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von: Karma
30.09.2016 20:49
Hm, Gozaburo hat aktuell noch keine Ahnung von der sexuellen Orientierung seines Stiefsohnes. Der würde sich also nicht mal groß was dabei denken. Und Yukiko würde ihren Sohn höchstens in einer ruhigen Minute mal darauf ansprechen, ob da etwas ist oder nicht. Aber sie würde das nicht öffentlich machen - auch, weil ihr das Ganze etwas peinlich ist und sie das nicht unbedingt ihrer neuen Familie erklären möchte. Deshalb hat Duke ihr ja versprochen, dass er das für sich behalten wird, solange er da ist.

Zu Mokuba hab ich ja schon was gesagt, also wiederhole ich das nicht noch mal. Das wird sich später noch klären.
:)
*zum nächsten Kommentar husch*
Von:  Shakti-san
2008-08-19T22:07:20+00:00 20.08.2008 00:07
also du hast es wieder mal geschafft.
erst diese spannung in der küche zwischen Seto und Ryuji
vorallem das beschreiben von Ryuji´s outfit *sabber*auch über die sonne streicheln will*
und dann Mokuba´s auftauchen und dann erst sein wunsch zum kuscheln *lachflash gekriegt hab*
also Seto kann wohl echt so ein Genie sein wie er auch ist, aber was seine Gefühle gegenüber seines Stiefbruders betrifft... da is er ein absoluter aho.
igwie würd mich interessieren wie die zwei reagieren, wenn die sich an dem pool dann treffen würden. wahrscheinlich würden sie sich wohl beide nur noch gegenseitig mustern und anstarren und Moki daneben stehen und nix raffen *grins*
wie immer echt ein geniales cap
freu mich schon aufs nächste
LG Ran
Von:  Arina
2008-08-19T20:49:30+00:00 19.08.2008 22:49
Es ist einfach herrlich das Pitelchen! *hihi*
Seto wird wohl ned etwa eifersüchtig sein, oda? *gg*
Und Ryujis Kleidung in der Früh in der Küche ist echt der Hammer! Ich möchte das echt gerne sehen! *sabber* xD'

Joah, ich freue mich auf die nächsten Kapiteln, und ich bin echt gespannt darauf, ob Seto Ruyji i-wann mallieben wird? ^_^

Lg Arina
Von:  Shogikoneko
2008-08-19T20:11:10+00:00 19.08.2008 22:11
oh je das ist aber echt n schock für ryuji, böser seto ihn einfach so in der küche zu erschrecken, aber die aussicht durch ryujis kleidung it ja mal lecker *Q*
also mir gefällts wie seto ihn anstarrt hrhr

ohh wird er da etwas eifersüchtig?*grins*
hach dieses spielchen gefällt mir xDDDD
echt herrlich wie seto einfach nicht aufhören kann an ryuji zu denken*grins*

hach ich bin gespannt wie es weiter geht^^
hoffentlich werden seto und ryuji sich auch wieder mehr unterhalten und sich besser kennen lernen, einfach schon jetzt n tolles paar *grins*
Von:  Mihikoru
2008-08-19T13:20:09+00:00 19.08.2008 15:20
So, jetzt komme ich etwa nach einer gefühlten halben Ewigkeit doch mal zum kommentieren deiner letzten Kapitel!
Tut mir Leid, dass es solange gedauert hat ^^’
*mich schäm*
Du weißt ja, was mit meinem PC los war und so…
Deswegen brauchst du dich jetzt auch nicht mehr schuldig zu fühlen, da dein letztes Kommi bei mir auch so lange gedauert hat XD

So, ich fange mal an…

Maskenball II:
Oh Mann, das erste was ich dazu sagen muss ist, dass mir Ryuji echt Leid tut.
Der arme Kerl *schnüff*
Und das Seto - trotz seiner Genialität - wohl in emotionalen Angelegenheiten mehr als eine Latte vorm Kopf hat >-<
Wie du die Beziehung zwischen Katsuya und Kura beschreibst finde ich immer wieder gut. Ich liebe dieses neue - für mich ungewöhnliche - Pairing jetzt schon, aber du machst mir ja jedes neue Pair schmackhaft, du Zauberin! XD

Sonntag:
UIII!! WIE PUTZIG!!! XD
Also, dieses Bild wo Ryuji und Mokuba unter dem einem Baum Schutz vorm Regen suchen und der Kleine sich an den schwarzhaarigen kuschelt kann ich mir wirklich äußerst gut vorstellen. Eine wirklich mehr als süße Szene ^^
Auch finde ich die Szene gut, wo Ryuji unseren lieben Seto wegen dem Regen neckt und Mokubas Umarmung ist natürlich wieder zuckersüß ^.^

Die Hochzeit:
Zuerst einmal ärgert mich das Verhalten von Ryuji Großvater… ich kann ihn nicht leiden!
Alter Stinkstiefel >.<
Dann finde ich es sehr schön, dass du eine traditionelle Hochzeit beschrieben hast, in diesen hübschen Kimonos *___*
Und Ryuji Mutter mag ich immer mehr, die Frau ist super lieb. So eine Mutter hätte ich auch gern… *seufz*
Und ich finde es gut, dass Seto sich jetzt endlich mal über sein Verhalten gegenüber dem Schwarzhaarigen Gedanken macht, nachdem was er bei der Hochzeit erlebt hat.

Familiäre Anfänge:
Die Szene zwischen Ryuji und Seto in der Küche finde ich sehr gelungen und auch Mokubas auftauchen ist gut beschrieben.
Vor allem finde ich es toll, wenn du Ryuji halb englisch, halb japanisch sprechen lässt ^^ Darauf steh ich XD
Und Mokuba ist zu süß, ich muss es immer wieder sagen *hihi*
“Ich möchte gerne mit dir kuscheln.” … zu gut XDDD
Und Setos Grübeleien… tztztz! Mann ist der dämlich -.-
Quäl in ruhig weiter, er hats verdient XD

Ich hoffe, meine Kommis haben dir einigermaßen gefallen und ich konnte mein Versäumtes aufholen ^^’

*dich knuddel*

Liebe Grüße, Mihikoru

PS: ERSTE!!!! XD


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