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Brothers

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
*reinkomm*
*umkuck*
Ist hier noch jemand? Nya, ich hoffe es doch. Hab nämlich ein neues Pitelchen dabei. Derzeit ist mein "Brothers"-Plotbunny sehr fleissig. Hat lauter kleine Ideenbabies gekriegt, so dass ich inzwischen schon dabei bin, das zehnte Kapitelchen zu tippen. Karmalein ist fleißig.
^__^

Nya, ich will euch nicht lange zulabern. Wünsche stattdessen viel Spaß und wenn ihr glaubt, ich bin jetzt schon gemein zu Seto, dann wartet erst mal die nächsten Kapitel ab. Da werd ich erst richtig gemein.
*muahaha*

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Die Einladung

Für den Rest des Schultages strafte Seto seinen zukünftigen Stiefbruder mit eisiger Nichtachtung, doch das schien Ryuuji erstaunlich wenig zu stören – was vielleicht auch einfach nur daran lag, dass er voll und ganz damit beschäftigt war, sich mit Katsuya und Bakura zu unterhalten und deshalb von Setos Unmut nicht wirklich etwas mitbekam. Die Tatsache jedoch, dass gegen den frechen Schwarzhaarigen offenbar nicht einmal seine beste Waffe – völlige Ignoranz – etwas nützte, verschlechterte Setos Laune unerklärlicherweise nur noch mehr.
 

Wie konnte Ryuuji es nur wagen, nicht einmal zu bemerken, dass er ignoriert wurde? Er hatte sich gefälligst darüber zu ärgern wie jeder andere auch, dem so etwas schon einmal passiert war, und nicht einfach weiter mit dem Köter und dem Kleinkriminellen herumzualbern, als wenn nichts geschehen wäre! Verdammt, jeder andere ärgerte sich doch auch, wenn er ihn nicht beachtete! Warum war ausgerechnet der Schwarzhaarige scheinbar immun dagegen?
 

Yami beobachtete seinen besten Freund für den Rest des Schultages sehr aufmerksam und so entging ihm nicht, wie schlecht Setos Laune war – was augenscheinlich an seinem zukünftigen Stiefbruder lag. Andererseits hatte auch der Bunthaarige noch nie erlebt, dass es irgendjemandem ganz offenbar völlig egal war, ob Seto ihn beachtete oder nicht, daher konnte er nicht umhin, Otogi Ryuuji so etwas wie Respekt zu zollen. Wer sich nicht an Setos Benehmen störte, musste schon ein sehr dickes Fell haben. So versunken, wie Seto in sein Schmollen – anders konnte man das, was er tat, nun wirklich nicht mehr nennen, aber laut aussprechen würde Yami das ganz sicher nicht – war, bemerkte er nicht einmal, dass irgendwann nach dem Ende des Unterrichts eines der Mädchen aus ihrer Klasse – Himura Midori-chan, um genau zu sein – mit zwei weißen Briefumschlägen auf sie zukam.
 

"Ich ... ich würde euch beide gerne zu meiner Geburtstagsparty am Samstagabend einladen. Es ist ein Maskenball und ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr kommen würdet, Kaiba-kun, Muto-kun", murmelte sie leise und Yami lächelte ihr dankend zu, als sie ihm die Einladungen schüchtern entgegenstreckte. "Seto und ich werden da sein. Ganz bestimmt", versprach er und das Mädchen errötete, bevor sie sich entfernte, um weitere Einladungen unter ihren restlichen Klassenkameraden zu verteilen.
 

Da ihm Seto im Augenblick nicht ansprechbar zu sein schien – rein äußerlich machte er den Eindruck, als wäre er kalt wie immer, aber seine ärgerlich zusammengekniffenen blauen Augen sprühten Funken, wann immer er auch nur den kleinsten Zipfel seines künftigen Stiefbruders sah oder dessen Stimme hörte –, schob Yami beide Einladungen in seine Tasche. Er würde seinem besten Freund seine eigene später geben. Und er würde dafür sorgen, dass Seto auch wirklich zu der Party kam. Auch ein Kaiba Seto brauchte hin und wieder mal etwas Abwechslung.
 

oOo
 

"Jounouchi-kun, Kinoshita-kun, bitte wartet einen Moment!" Die Stimme ihrer Klassenkameradin Himura ließ die beiden Angesprochenen und auch Ryuuji innehalten, als sie nach dem Unterricht gemeinsam das Schulgelände verlassen wollten. Mit fliegenden braunen Haaren und geröteten Wangen kam das Mädchen auf die Drei zu gerannt, zwei weiße Briefumschläge in der Hand, und blieb schließlich etwas außer Atem vor den Jungen stehen.
 

"Ich ... wollte euch zu meinem Geburtstag einladen. Ich feiere am Samstagabend und ich würde mich freuen, wenn ihr kommen würdet." Mit diesen Worten streckte sie dem Blonden und dem Weißhaarigen jeweils einen Umschlag entgegen und wandte sich dann mit einem schüchternen Lächeln an ihren neuen Klassenkameraden, der neben den beiden stand.
 

"Leider wusste ich nicht, dass wir heute einen neuen Mitschüler bekommen würden, aber ich hoffe, du nimmst auch eine mündliche Einladung von mir an, Otogi-kun. Ich würde mich freuen, wenn du ebenfalls am Samstagabend kommen würdest", murmelte sie und errötete aufs Heftigste, als der gutaussehende Schwarzhaarige, dem bereits einige Mädchen aus der Klasse hoffnungslos verfallen waren, sie anlächelte. "Wenn du so nett fragst, kann ich doch gar nicht Nein sagen. Du kannst also darauf zählen, dass ich komme", versprach er und Katsuya nickte hektisch.
 

"Kura und ich kommen auch. Ist doch wohl Ehrensache!", klinkte er sich ein und der Weißhaarige schnaubte zwar, widersprach aber nicht. Immerhin kannte er seinen Beinahe-Bruder inzwischen gut genug um zu wissen, dass Widerworte sowieso keinen Sinn machten. Wenn Kats sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte ihn nichts und niemand daran hindern, das auch durchzuziehen – eine manchmal etwas nervige Eigenschaft, die Bakura allerdings durchaus mochte, obwohl er das niemals freiwillig zugegeben hätte.
 

Midori lächelte erneut. "Das freut mich sehr. Bis morgen dann", verabschiedete sie sich dann mit geröteten Wangen und ließ die drei Jungen alleine. Kaum, dass sie weg war, riss Katsuya den Umschlag auf, zog die Einladung heraus und las sie durch. "Eine Kostümparty. Wie geil!", freute er sich und seine Augen wurden groß, als er sah, wo seine Klassenkameradin zu feiern gedachte.
 

Bakura, der dem Blondschopf über die Schulter gesehen hatte, zuckte nur mit den Schultern, als er die Einladung überflogen hatte. "Was hast du erwartet, Kats? Ihre Eltern haben Kohle. Klar, dass die für den achtzehnten Geburtstag ihrer kleinen Prinzessin gleich ne große Halle mieten", murmelte er und wandte sich ab. Dadurch entging ihm der forschende Blick, den Ryuuji ihm zuwarf.
 

Ryuuji starrte nachdenklich auf Bakuras Rücken, nachdem dieser sich zum Gehen gewandt hatte. Da Kats allerdings keine Anstalten machte, dem Weißhaarigen zu folgen, blieb auch er stehen und sah stattdessen wieder zu seinem blonden Freund, der sich noch immer wie ein Schneekönig über die Einladung zu freuen schien. "Sag mal, ist Kinoshita immer so?", erkundigte er sich und Katsuya schob die Einladung in seine Tasche. Dann blickte er auf und legte den Kopf schief.
 

"Kura? Meistens", beantwortete er die Frage und grinste leicht. "Er ist etwas schwierig, wenn man ihn nicht kennt, aber eigentlich ist er ein guter Kerl. Er zeigt das eben nur nicht. Aber er hat auch seine Gründe dafür, dass er so ist, wie er nun mal ist", fuhr er fort, lieferte aber keine weitere Erklärung. Das, was er über Bakura wusste, war sehr privat und er hatte versprochen, mit niemandem darüber zu sprechen. Und niemand beinhaltete nun einmal auch seinen besten Freund, den er jetzt sechs Monate lang nicht gesehen hatte.
 

"Na, wenn du das sagst.", murmelte Ryuuji und schüttelte kurz den Kopf. "Ich hatte nur den Eindruck, dass er nicht gut auf Leute zu sprechen ist, die Geld haben", teilte er seinem blonden Freund seine Vermutung mit und dieser nickte seufzend. "Stimmt schon. Aber wie gesagt, er hat seine Gründe dafür. Vielleicht erzählt er's dir ja irgendwann mal von selbst", erwiderte er und Ryuuji verstand, was Katsuya ihm damit sagen wollte. Ganz offenbar wusste er Bescheid, hatte aber sein Wort gegeben, nichts zu verraten.
 

"Ist schon okay", beruhigte er den Blondschopf daher, grinste ihn an und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?", wollte er dann wissen und nun grinste auch Katsuya. "Jetzt gehen wir in die Stadt. Ich muss mich eh noch wegen einem Kostüm für Samstag umsehen, da kannst du auch gleich mitkommen und mich beraten. Es sei denn, du hast keine Lust, Ryuuji."
 

"Was für ein Unsinn! Klar bin ich dabei", gab der Angesprochene zurück und ließ sich von seinem Freund den Weg von seiner neuen Schule zur Innenstadt zeigen. Er selbst wusste schon ganz genau, was er an dem entsprechenden Samstagabend anziehen würde. Schließlich hatte sein Halloween-Kostüm im vergangenen Jahr in den Staaten ganz schön für Furore gesorgt und das würde es hier in Japan sicher auch. Er musste nur darauf achten, dass seine Mutter es nicht sah, denn sie wäre davon sicher nicht so begeistert.
 

oOo
 

"Midori-chan hat uns beide zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen, Seto." Die Stimme seines besten Freundes riss Seto aus seinen Gedanken. Er sah den Bunthaarigen an und nahm ihm nach kurzem Zögern den weißen Briefumschlag ab, mit dem dieser vor seinem Gesicht herumgewedelt hatte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. "Himura?", hakte er noch einmal nach, während er bereits die Einladung überflog. Yami nickte und grinste ihn an. "Genau die", antwortete er und der Brünette schnaubte. Er kannte die Familie des Mädchens, denn sein Vater hatte hin und wieder geschäftlich mit den Himuras zu tun. "Nun ja, das ist schön für sie", murmelte er und hob eine Braue, als sein bester Freund nach seinen Worten demonstrativ den Kopf schüttelte. "Was denn?"
 

"Ich weiß genau, was du damit sagen willst, Seto. Ich kenne dich. Aber so leid es mir tut, ich habe schon zugesagt – für uns beide. Wenn du nicht so damit beschäftigt gewesen wärst, dich über Otogis Verhalten zu ärgern, hättest du sicher sogar mitbekommen, wann sie uns die Einladungen gegeben hat. Und dann hättest du ihr gleich absagen können. Aber wenn du das jetzt noch tust, blamierst du dich nur", trumpfte er auf und Seto grummelte leise. Unglücklicherweise hatte Yami durchaus Recht, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er klein beigab.
 

"Ich kann mich immer noch wegen Krankheit entschuldigen lassen", erklärte er etwas von oben herab und Yami seufzte abgrundtief. "Komm schon, Seto. Jetzt hab dich doch nicht so. Es wird dich nicht gleich umbringen, wenn du ab und zu mal ausgehst und etwas Spaß hast. Gib dir einen Ruck, Seto. Mir zuliebe", bat er, doch ein Blick in das Gesicht seines Freundes machte ihm deutlich, dass es besser war, jetzt nicht mehr darüber zu reden.
 

Seto gab dem Anderen keine Antwort mehr, sondern ging in Richtung der Limousine, die gerade auf dem Schulparkplatz gehalten hatte. "Kommst du?", fragte er Yami dabei über seine Schulter hinweg und dieser grinste leicht. Ganz offenbar wollte sein bester Freund im Augenblick nicht mit seinem kleinen Bruder alleine sein. Aber nett, wie er nun einmal war, würde er Seto den Gefallen tun und ihn begleiten. Immerhin war er mit der Limousine wesentlich schneller zu Hause als wenn er den Bus nahm.
 

Isono, der inzwischen ausgestiegen und um den Wagen herumgegangen war, hielt die Tür für den Sohn seines Chefs und dessen Freund auf. "Guten Tag, Seto-san. Guten Tag, Muto-kun", grüßte er und Seto nickte ihm kurz zu, bevor er einen Blick ins Innere der Limousine warf, wo er zu seiner Überraschung allerdings nicht seinen kleinen Bruder vorfand, sondern nur gähnende Leere. "Wo ist Mokuba?", erkundigte er sich und der Chauffeur räusperte sich, bevor er antwortete. "Mokuba-san ist noch mit Kinoshita Ryou-kun unterwegs. Er bat mich, auszurichten, dass er noch nicht genau weiß, wann er nach Hause kommt, aber dass es möglicherweise spät werden könnte", erklärte er und Seto seufzte unhörbar. Also war sein kleiner Bruder immer noch böse auf ihn. Wunderbar.
 

"Mokuba schmollt also noch?", fragte Yami aus dem Inneren der Limousine und Seto stieg ebenfalls ein, damit Isono die Tür schließen und losfahren konnte. "Es sieht ganz danach aus", murmelte er, kaum dass die Tür hinter ihm geschlossen worden war. "Das tut mir leid für dich, Seto. Aber der Kleine kriegt sich schon wieder ein. Schließlich schmollt er doch nie lange. Er kann dir doch gar nicht wirklich dauerhaft böse sein", versuchte er, seinen Freund aufzuheitern.
 

Seto seufzte nur, doch dann fiel ihm wieder ein, was Yami bezüglich der Einladung Himuras zu ihm gesagt hatte. "Ich habe mich übrigens nicht über Otogi geärgert", stellte er klar und erntete einen belustigten Blick aus den violetten Augen seines Gegenübers. Natürlich nicht, Seto. Du doch nicht, dachte dieser ironisch, beschloss aber, das lieber nicht laut auszusprechen. Schließlich wollte er keinen Streit provozieren. "Wenn du das sagst", erwiderte er daher nur und Seto sah ihn misstrauisch an. Machte Yami sich etwa lustig über ihn? Er klang nicht unbedingt so, als würde er ihm glauben. Dabei war das, was er gesagt hatte, durchaus die Wahrheit. Er hatte sich wirklich nicht über das Verhalten seines zukünftigen Stiefbruders geärgert. Oder zumindest kaum.
 

oOo
 

Mokuba und Ryou waren nach der Schule – für sie beide waren heute glücklicherweise wegen einer außerordentlichen Lehrerkonferenz die letzten drei Stunden ausgefallen – gleich zu ihrem gemeinsamen Freund Yuugi gegangen, um diesem ihre Hausaufgaben zu bringen. Da der bunthaarige Junge allerdings gerade geschlafen hatte und noch von seinem Fieber geschwächt gewesen war, hatten sie seiner Mutter nur schnell die Aufgabenblätter übergeben, sich höflich wieder verabschiedet und waren dann übereingekommen, dass sie ja gemeinsam noch etwas in die Stadt gehen könnten – ein Vorschlag Ryous, dem Mokuba nur zu begierig zugestimmt hatte, denn nach Hause hatte er einfach noch nicht gewollt.
 

Miteinander schwatzend und lachend waren die beiden Fünfzehnjährigen gemeinsam durch die Innenstadt gebummelt, hatten sich die Schaufenster angesehen und sich nach einer Weile dafür entschieden, erst einmal einen Zwischenstopp bei Burgerworld, ihrem Lieblings-Fastfood-Restaurant, einzulegen, um sich ein bisschen zu stärken, bevor sie ihre Tour fortsetzten.
 

Mokuba wollte gerade heißhungrig in seinen Burger beißen, als er draußen am Fenster eine ihm bekannte Gestalt vorbeilaufen sah – oder eigentlich sogar zwei, wenn man Jounouchi Katsuya, einen Klassenkameraden seines großen Bruders, mit einrechnete. Sofort legte der Fünfzehnjährige sein verspätetes Mittagessen zurück auf sein Tablett, sprang auf und rannte nach draußen, einen vollkommen verdutzten und überrumpelten Ryou hinter sich zurücklassend.
 

"Ryuuji!" Eine helle Stimme, die seinen Namen rief, unterbrach Ryuujis Gespräch mit seinem blonden Freund. Ziemlich überrascht drehte er sich um und sah sich im nächsten Moment mit einem über das ganze Gesicht strahlenden Mokuba konfrontiert. Ganz offenbar war es also sein zukünftiger jüngerer Stiefbruder gewesen, der ihn gerufen hatte. "Hallo, Ryuuji. Und hallo, Jounouchi-kun", grüßte Mokuba und die beiden Angesprochenen grüßten zurück, bevor sie sich suchend umsahen. "Sieh an, der kleine Kaiba", grinste Katsuya. "Bist du alleine hier?", fragte er gleich und der Junge schüttelte den Kopf. "Nein. Ich bin mit Ryou unterwegs", erklärte er und der Blondschopf nickte. Immerhin kannte er Bakuras kleinen Bruder und wusste, dass dieser mit dem jüngeren der beiden Kaibas befreundet war.
 

"Und was macht ihr hier?", wollte Mokuba wissen und Katsuya wedelte mit der Tüte, in der sich alles befand, was er für sein Kostüm am Samstagabend brauchen würde. "Wir waren shoppen", antwortete er und die blauen Augen des Jüngsten im Bunde wurden groß. "Ihr Zwei kennt euch?", fragte er das Offensichtliche und Katsuya und Ryuuji nickten beinahe zeitgleich. "Schon ewig.", beantwortete dieses Mal Ryuuji die Frage und warf dann einen Blick auf das Schild von Burgerworld.
 

"Wie sieht's aus, Kats, machen wir ne Pause? Ich glaub, ich könnte was zu essen vertragen", schlug er vor und der Blondschopf nickte heftig. "Gute Idee. So langsam verhungere ich nämlich!", verkündete er und der Schwarzhaarige lachte. "Du hast dich echt nicht verändert, Kats. Kein Stück", stellte er dann schmunzelnd fest und legte jedem der beiden einen Arm um die Schultern, um sie durch die Tür zu lotsen.
 

"Ryou und ich sitzen da hinten. An unserem Tisch ist noch Platz. Ihr könnt gerne zu uns kommen, wenn ihr wollt.", bot Mokuba an und wartete noch das Nicken der beiden ab, bevor er zu seinem weißhaarigen freund zurückflitzte. "Das da drüben ist Ryuuji", erklärte er Ryou strahlend, sobald er sich wieder auf seinen Platz hatte fallen lassen. "Ich hab ihn und Jounouchi-kun eingeladen, zu uns rüberzukommen. Du hast doch nichts dagegen, oder, Ryou?", schob er dann etwas kleinlaut hinterher und atmete sichtbar auf, als sein Freund ihn anlächelte und den Kopf schüttelte.
 

"Das ist schon in Ordnung", erwiderte Ryou. In der Tat war das für ihn sogar mehr als in Ordnung, denn so hatte er die Gelegenheit, Jounouchi Katsuya mal ein bisschen über seinen älteren Bruder auszufragen. Immerhin wohnten der Blondschopf und Bakura zusammen, seit Jounouchis Vater und seine und Bakuras Mutter eine Beziehung miteinander angefangen hatten. Jounouchi, dachte Ryou mit einem Anflug von Traurigkeit, sah seinen großen Bruder also weitaus öfter als er selbst.
 

Nachdem Ryuuji und Katsuya ihre Bestellungen aufgegeben und das Gewünschte erhalten hatten, balancierten sie ihre Tabletts zu dem Tisch, an dem Ryou und Mokuba saßen. Die zwei Fünfzehnjährigen rutschten ein Stück zur Seite und schufen so Platz, so dass die beiden Älteren ihr Essen auch auf dem Tisch abstellen konnten. Kaum, dass sie sich gesetzt hatten – Ryuuji hatte den Platz neben Mokuba genommen, was der Schwarzhaarige mit einem weiteren Strahlen quittiert hatte –, wandte sich Ryou auch schon an den Blonden.
 

"Wie geht es meinem Bruder?", platzte er heraus und hielt sich dann erschrocken eine Hand vor seinen Mund. "Oh, entschuldige bitte, Jounouchi-kun. Ich wünsche dir erst einmal guten Appetit. Und dir auch, Otogi-kun", haspelte er und die Ryuuji und Katsuya grinsten unisono, als das Gesicht des Weißhaarigen krebsrot anlief. "Schon okay, Ryou. Kein Thema, echt", wiegelte Katsuya ab. "Und Kura geht's gut", schob er noch hinterher und der Angesprochene nickte. Dabei fühlte er einen leisen Stich. Früher war er der Einzige gewesen, der seinen großen Bruder Kura hatte nennen dürfen. Ganz offenbar gab es inzwischen noch jemanden, der dieses Privileg genoss. Irgendwie tat das weh.
 

"Du bist Kinoshitas kleiner Bruder, oder?", erkundigte Ryuuji sich und schüttelte gleich über sich selbst den Kopf. "Klar. Blöde Frage, sorry. Ist ja eigentlich nicht zu übersehen. Ihr seht euch ziemlich ähnlich", stellte er fest und Ryou lächelte gleich wieder, als er das hörte. Auch, wenn sein Vater es nicht mochte, ihm selbst gefiel es, mit seinem älteren Bruder verglichen zu werden. Egal, wie selten sie sich sahen und wie kurz der Kontakt auch jedes Mal sein mochte, er liebte seinen großen Bruder einfach. Daran hatte auch die Trennung ihrer Eltern vor zwei Jahren nichts ändern können.
 

"Ja, Bakura ist mein Bruder, Otogi-kun.", beantwortete er überflüssigerweise die Frage des Schwarzhaarigen und erntete dafür einen nachdenklichen Blick aus dessen intensiven grünen Katzenaugen. "Wie gesagt, sieht man. Ihr habt die gleichen Augen. Nur der Blick ist anders", erwiderte dieser und grinste den Jüngeren an. "Aber du musst nicht so förmlich sein. Nenn mich Ryuuji, das reicht völlig", bot er an und Mokubas Grinsen wurde gleich noch breiter.
 

"Hab ich dir nicht gesagt, dass er total nett ist?", entfuhr es ihm und gleich darauf wurde er ebenso puterrot wie Ryou kurz zuvor. Himmel, war das peinlich! So etwas konnte er doch nicht einfach so sagen! Was mochte Ryuuji jetzt von ihm denken? Hoffentlich hielt er ihn jetzt nicht für einen totalen Vollidioten! Und hoffentlich war er ihm nicht böse, weil er einfach so mit Ryou über ihn gesprochen hatte! Das wäre ganz sicher das Schlimmste, was ihm passieren könnte.
 

Anstatt böse zu sein, grinste Ryuuji allerdings nur und auch Katsuya konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Scheint, als würde der Kleine dich mögen.", stellte er fest und Ryuuji drückte den Jungen neben sich kurz – eine Geste, die Mokubas Herz um ein Vielfaches schneller schlagen ließ. "Das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich hab dir ja gesagt, er ist süß", erinnerte er seinen blonden Freund und die Wangen des Fünfzehnjährigen nahmen eine noch dunklere Färbung an. Ihn hatte noch nie jemand süß genannt – zumindest niemand, der so cool war wie sein zukünftiger Stiefbruder.
 

"Fi-Findest Du? Da-danke.", stammelte Mokuba und wäre im nächsten Moment am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Seit wann klang seine Stimme denn so piepsig? Wie peinlich war das denn? Er war doch kein kleines Kind mehr! Und er war schon gar kein Mädchen. Mädchen quietschten, wenn sie Komplimente bekamen, aber Jungs taten so etwas doch nicht! Das war schließlich ganz und gar unmännlich.
 

Außer ihm schien sich allerdings niemand an seinem Fiepen zu stören, denn Ryuuji, der ihn inzwischen wieder losgelassen hatte, und Katsuya unterhielten sich über den Tisch hinweg über irgendeine Party, auf die sie wohl beide gemeinsam am Samstagabend gehen wollten. Allerdings bekam Mokuba nur sehr wenig von dem Gesagten wirklich mit, denn in seinen Ohren rauschte das Blut und sein Herz raste noch immer – und das nur wegen eines kleinen, beiläufigen Kompliments von einem älteren Jungen. Was hatte das nur zu bedeuten?
 

Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, schüttelte der Fünfzehnjährige den Kopf. Solche komischen Gedanken sollte er sich besser nicht machen. Nein, das war nicht gut. Ryuuji würde bald sein Bruder sein, so wie Seto. Beim Gedanken an seinen leiblichen Bruder, verzog Mokuba das Gesicht. Wann hatte Seto ihn das letzte Mal in den Arm genommen? Wann hatte er ihm das letzte Mal etwas Nettes gesagt? Wann hatte er ihn das letzte Mal angelächelt?
 

"Blödmann", nuschelte Mokuba und fand sich gleich darauf im Zentrum der Aufmerksamkeit eines grünen Augenpaars – Katsuya und Ryou unterhielten sich gerade angeregt miteinander über irgendetwas – wieder. "Über wen ärgerst du dich denn so, hm?", erkundigte Ryuuji sich und Mokuba lief wieder rot an. Irgendwie war es ihm furchtbar peinlich, dass er sich so schlecht im Griff hatte. Aber hatte Ryuuji andererseits nicht ein Recht zu erfahren, was Seto und sein Vater sich erdreistet hatten?
 

Einen Augenblick lang zögerte Mokuba noch, dann gab er dem auffordernden Blick seines zukünftigen Stiefbruders nach. "Über meinen Bruder", antwortete er und seufzte abgrundtief. "Seto spinnt. Er hat gestern Abend ein paar Sachen über dich gesagt, die nicht nett waren. Außerdem haben Vater und er sich heimlich über dich unterhalten und dann hat mein Bruder so getan, als wüsste er von nichts. Sie behandeln mich wie ein kleines Kind", beschwerte er sich und hielt dann erschrocken inne. Eigentlich gehörte sich so etwas doch gar nicht. Wie hatte er Ryuuji nur damit belästigen können?
 

Bei den Worten des Kleinen huschte kurz ein Schatten über Ryuujis Gesicht, doch er hatte sich schnell wieder gefangen. Das, was Mokuba gerade gesagt hatte, hatte schließlich nur seine Befürchtungen bestätigt, mehr nicht. Was hatte er denn erwartet? Mit offenen Armen empfangen zu werden – gerade von jemandem wie Seto? Das war ja wohl eine absolut utopische Vorstellung. Der Brünette hatte sich eine Meinung über ihn gebildet und die würde er ganz sicher auch nicht mehr revidieren. Schade, aber nicht zu ändern. Mehr als widerwillige Duldung seiner Existenz konnte er von Seto wohl nicht erwarten – ebenso wenig wie von seinem zukünftigen Stiefvater.
 

"Ist doch nicht so schlimm", wiegelte Ryuuji daher ab und grinste den neben ihm Sitzenden an. "Mich hat's noch nie interessiert, was irgendjemand hinter meinem Rücken über mich sagt. Außerdem: Solange über mich geredet wird, bin ich wenigstens noch interessant", fügte er hinzu und bemühte sich, einen möglichst unbekümmerten Eindruck zu machen. Dadurch, dass der Kleine ihn offenbar mochte, stand er in seiner Familie scheinbar derzeit auf ganz verlorenem Posten. Armer Junge!
 

Mokuba staunte seinen Gesprächspartner mit offenem Mund an. Er hatte alles erwartet – Ärger, Enttäuschung, vielleicht sogar Traurigkeit –, aber dass Ryuuji die Meinung seines Vaters und seines Bruders einfach mit einem Schulterzucken abtat, als wäre das nichts Besonderes, vergrößerte seine Bewunderung für seinen zukünftigen Stiefbruder nur noch. "Und das macht dir wirklich gar nichts aus?", hakte er nach und Ryuuji grinste noch etwas breiter, bevor er den Kopf schüttelte. "Quatsch! Warum denn? Mir reicht's vollkommen, wenn du mich magst." Dass ihn das alles doch störte – gerade bei Seto –, behielt Ryuuji lieber für sich. Der Kleine musste nun auch nicht alles wissen.
 

"Denk da einfach nicht weiter drüber nach, okay, Mokuba?" Der Angesprochene nickte und begann dann wieder zu strahlen. Ha, sein neuer Bruder war ja noch viel, viel cooler, als er gedacht hatte! Ryuuji ließ sich weder von Seto noch von seinem Vater unterkriegen, sondern ignorierte deren Meinung einfach. Wenn das nicht cool und bewundernswert war, was war es dann?
 

Ryou, der sich die ganze Zeit über mit Katsuya über seinen Bruder unterhalten hatte – der Blonde hatte ihm inzwischen angeboten, ihn ebenso wie Ryuuji ganz unkonventionell beim Vornamen zu nennen –, hatte trotzdem aus dem Augenwinkel beobachtete, wie Mokuba mit seinem zukünftigen Stiefbruder gesprochen hatte. Und der Blick, mit dem sein Freund Ryuuji bedachte, gefiel dem Weißhaarigen ganz und gar nicht. Warum himmelte Mokuba Ryuuji bitteschön so an? Was war denn so toll an ihm? Sicher, er sah gut aus und war scheinbar auch ganz nett, aber das war doch nun wirklich kein Grund für solche Blicke, oder?
 

"So, ich bin fertig. Kommst du, Ryuuji?", riss Katsuya seinen besten Freund aus dessen Gespräch mit Mokuba und der Angesprochene nickte. "Klar", erwiderte er und wandte sich wieder an die beiden Jungen. "Also dann, wir sehen uns, Mokuba. Und denk dran, was ich dir gesagt hab, okay? Auf Wiedersehen, Ryou", verabschiedete er sich und drückte seinen künftigen Stiefbruder noch mal kurz, bevor er dem Blondschopf nach draußen folgte.
 

Mokuba sah den beiden Älteren nach, bis sie außer Sichtweite waren. Dann drehte er sich mit leuchtenden Augen wieder zu Ryou um und strahlte seinen Freund an. "Ist er nicht total cool?", fragte er und blinzelte irritiert, als der Weißhaarige einfach nur aufstand und ihre Tabletts abräumte. "Lass uns gehen, Mokuba", nuschelte er danach säuerlich, doch Mokuba fiel dieser Unterton nicht auf. Er war noch immer viel zu beeindruckt davon, wie souverän sein neuer Bruder mit Dingen umging, die viele Andere ewig lange beschäftigt hätten.
 

oOo
 

Seto war, nachdem Isono Yami bei den Mutos abgesetzt hatte, inzwischen seit Stunden mit seinen Hausaufgaben und allem, was er sonst noch zu tun gefunden hatte, fertig. Er hatte nach Ewigkeiten mal wieder seine Bücher sortiert und schlussendlich unten im Wohnzimmer sogar eines davon zu lesen versucht, um nur nicht mehr über Ryuujis fehlende Reaktion auf seine Ignoranz oder Mokubas Verhalten nachdenken zu müssen. Beides war ihm jedoch mehr schlecht als recht gelungen, daher war er froh, als er die Haustür zuschlagen hörte und kurz darauf die Schritte seines kleinen Bruders im Flur erklangen.
 

Mit einem Ächzen erhob Seto sich von der bequemen Wohnzimmercouch, auf der er gesessen hatte, legte sein Buch zur Seite – er war nicht einmal über die ersten hundert Seiten hinausgekommen, obwohl er bereits seit Stunden las – und trat in den Flur, um seinen Bruder zu begrüßen. Vielleicht konnte er ja jetzt endlich in Ruhe mit ihm reden. Jedenfalls hoffte er das.
 

"Du kommst spät, otouto." Mokuba, der gerade seine Schuhe auszog, sah auf, als er statt einer Begrüßung gleich eine Rüge hörte. Komisch, schoss es ihm durch den Kopf. Ryuuji, der nicht einmal wirklich mit ihm verwandt war, hatte ihn herzlich begrüßt und sich ganz offenbar wirklich darüber gefreut, ihn zu sehen. Er hatte sich ganz normal mit ihm unterhalten und ihn sogar noch als süß betitelt – ein Kompliment, dass dem Fünfzehnjährigen gleich wieder das Blut in die Wangen trieb, als er sich daran erinnerte.
 

Und was tat sein leiblicher Bruder? Anstatt sich für sein unmögliches Benehmen zu entschuldigen, das er am Vortag gezeigt hatte, hatte Seto nichts Besseres zu tun, als ihn gleich wieder darauf hinzuweisen, was er seiner Meinung nach falsch gemacht hatte. Das war so typisch für ihn, dass Mokuba sämtliche guten Vorsätze, die er bezüglich einer Versöhnung mit dem ihm gehabt hatte, gleich wieder fallen ließ. "Na und?", fauchte er seinen Bruder stattdessen an und pfefferte seine Schuhe heftiger in den Schuhschrank, als es nötig gewesen wäre. "Ist doch nicht schlimm. Ich hab ja schließlich Bescheid gesagt, wo ich bin und dass es später wird", fügte er hinzu und sah den Brünetten böse an, als dieser einfach nur eine Braue hob und die Arme vor der Brust verschränkte.
 

"Und bevor du fragst: Ja, ich habe meine Hausaufgaben bereits gemacht, und nein, ich habe keinen Hunger mehr. Ryous Vater war so nett, mich zum Essen einzuladen, und ich habe angenommen. Du kannst also von mir aus alleine essen. Mir egal. Und jetzt entschuldige mich. Ich würde jetzt gerne in mein Zimmer gehen und noch etwas lernen." Mit diesen Worten stolzierte Mokuba hoch erhobenen Hauptes an seinem Bruder vorbei, rannte die Treppe hoch und warf die Tür seines Zimmers so laut ins Schloss, dass Seto das Krachen bis unten hörte.
 

Abgrundtief seufzend sah er seinem Bruder hinterher. Irgendwie hatte er sich das Gespräch mit ihm vollkommen anders vorgestellt. So wütend hatte er Mokuba noch nie erlebt. Und bisher hatte er auch noch nie so mit ihm gesprochen. Noch nie waren seine Worte – ob gewollt oder nicht – so verletzend gewesen. Vielleicht sollte ich ihm noch einen Tag Zeit lassen und morgen mit ihm reden, sinnierte Seto und schrak zusammen, als Isono sich in seinem Rücken leise räusperte. "Das Abendessen, Seto-san", erinnerte er den ältesten Sohn seines Arbeitgebers, doch dieser schüttelte nur den Kopf und ging dann ebenfalls nach oben in sein eigenes Zimmer. Nach den Worten seines kleinen Bruders war ihm der Appetit gründlich vergangen.
 

oOo
 

"Mum, ich bin wieder da!", rief Ryuuji in die stille Wohnung hinein, als er die Tür aufschloss. Katsuya hatte wie früher immer auch heute darauf bestanden, ihn bis vor die Haustür zu bringen, aber er hatte nicht mit reinkommen wollen, sondern sich mit der Bitte, sein Freund möge seine Mutter herzlich von ihm grüßen, verabschiedet, um selbst auch endlich nach Hause zu kommen. Immerhin, hatte er erklärt, würden sein Vater und dessen Freundin – Kinoshita Anna, die Mutter von Bakura und Ryou – sicher schon auf ihn warten.
 

"Du bist spät dran. Musstest du nachsitzen?", erkundigte Yukiko sich aus der Küche und Ryuuji verdrehte die Augen. Warum erwarteten seine Eltern eigentlich beide unabhängig voneinander immer das Schlimmste von ihm? Hatte er irgendwo ein für ihn selbst unsichtbares Schild über seinem Kopf, auf dem in neonfarbenen Leuchtbuchstaben groß und unübersehbar ›Sündenbock‹ stand? "Nein, Mum, musste ich nicht. Ich war mit Kats in der Stadt", erwiderte er und trat in die Küche zu seiner Mutter, um sich dort an den Tisch zu setzen und ihr bei der Zubereitung des Abendessens zuzusehen. "Du hast Katsuya getroffen?", fragte Yukiko überrascht und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass ihr Sohn grinsend nickte.
 

"Allerdings. Kats ist sogar in meiner Klasse – genau wie Seto übrigens", erzählte er, lehnte sich bequem auf dem Küchenstuhl zurück und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. "Und wie war dein erster Schultag?", wollte seine Mutter wissen und grüne Augen begannen zu funkeln, während Ryuujis Grinsen noch eine Spur breiter wurde. "Ein voller Erfolg, wenn man so will. Ich bin gleich für Samstagabend auf die Geburtstagsparty einer Klassenkameradin eingeladen worden. Außerdem hab ich meinen neuen Englischlehrer so richtig auflaufen lassen. Der Typ ist echt unfähig, aber egal. Jedenfalls haben Kats und ich dann am Nachmittag auch noch Mokuba und seinen Freund Ryou getroffen. Echt, der Kleine ist wirklich niedlich."
 

Yukiko seufzte und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber ihrem Sohn nieder, um ihm über den Tisch hinweg in die Augen sehen zu können. "Hattest du mir nicht versprochen, dich zu benehmen?", tadelte sie leise und nun war es an Ryuuji zu seufzen. "Hab ich doch, Mum. Das mit Takeda-sensei war nicht meine Schuld. Was kann ich denn bitteschön dafür, dass ich nun mal fließender Englisch spreche als er? Hätte ich mich dumm stellen sollen?", brauste er auf, beruhigte sich allerdings gleich wieder, als seine Mutter ihm eine Hand auf den Arm legte.
 

"Nein, natürlich nicht. Ich möchte doch nur nicht, dass du dir auf deiner neuen Schule auch gleich wieder Ärger einhandelst, Ryuuji", murmelte sie, stand auf und strich dem Jungen noch einmal kurz über die Haare, bevor sie sich wieder den Töpfen zuwandte. "Mach ich schon nicht, Mum. Die letzten sechs Monate krieg ich ohne Stress rum. Versprochen", versicherte er seiner Mutter und legte dann fragend den Kopf schief. "Was ist mit Samstagabend? Ist es okay für Dich, wenn ich zu dieser Geburtstagsparty gehe? Kats wird auch da sein."
 

Yukiko drehte sich wieder zu ihrem Sohn um und lächelte. "Habe ich dich jemals davon abgehalten, dich zu amüsieren?", fragte sie zurück und Ryuuji schüttelte den Kopf. "Nein, hast du nicht, Mum.", antwortete er, stand auf und drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. "Du bist eben einfach die beste Mum der Welt." Yukiko lächelte ihren Sohn an. Auch, wenn er manchmal einfach etwas zu impulsiv war, hatte er doch trotz allem ein gutes Herz. Er war eben immer noch ihr Junge. Ihr ganzer Stolz, auch wenn sie ihm das wahrscheinlich viel zu selten sagte oder zeigte.
 

Während Ryuuji den Tisch für das gemeinsame Abendessen deckte, beobachtete sie ihn und machte einen Schritt auf ihn zu, stockte dann aber und blieb stehen. Sicher, sie freute sich jedes Mal, wenn ihr Sohn sie von sich aus umarmte, aber sie selbst brachte es einfach nicht über sich, über ihren Schatten zu springen und dem Jungen zu sagen, dass sie ihn liebte. Aber bestimmt wusste Ryuuji das selbst. Das wusste er doch, oder?
 

Ryuuji, dem das Zögern seiner Mutter nicht entgangen war, seufzte innerlich. Seine Mutter konnte ihre eigene Erziehung einfach nicht überwinden. Ihre Eltern waren recht konservativ und streng und Dinge wie spontane Umarmungen oder gar ein freundlicher Satz, der ihre Zuneigung ausdrückte, waren von seinen Großeltern nicht zu erwarten. Damit hatte er sich im Laufe der Jahre auch abgefunden, aber dass es seiner eigenen Mutter immer noch schwer fiel, ihn von sich aus in den Arm zu nehmen, tat schon weh.
 

Dennoch beschloss er, sich davon nichts anmerken zu lassen. Er kannte seine Mutter gut genug, um den inneren Kampf, den sie ausfocht, an ihren Augen ablesen zu können, deshalb trat er, nachdem er den Tisch gedeckt hatte, zu ihr und umarmte sie seinerseits. Wenn der Prophet nicht zum Berg kam, dann musste der Berg eben zum Propheten gehen.
 

"Ich hab dich lieb, Mum." Die leisen Worte ihres Sohnes schnürten Yukiko die Kehle zu. Wie gerne hätte sie ihrem Jungen jetzt das Gleiche gesagt? Doch sie konnte es nicht. Die Worte blieben ihr ungesagt förmlich im Hals stecken und sie musste ihre Augen schließen, um die Tränen wegzublinzeln. Das Einzige, was sie tun konnte, war, ihren Sohn jetzt ebenfalls zu umarmen und ihm kurz über die glänzenden schwarzen Haare zu streichen, die ihren eigenen so ähnlich waren.
 

"Setz dich bitte schon mal hin, Ryuuji. Das Essen ist gleich fertig", murmelte sie und löste sich aus der Umarmung ihres Sohnes. "Alles klar, Mum", erwiderte dieser, setzte sich auf seinen Platz und lächelte vor sich hin. Auch, wenn es vielleicht für andere nicht unbedingt nachvollziehbar war, er hatte die unausgesprochene Botschaft hinter den Worten seiner Mutter durchaus verstanden. Das war einfach ihre Art, ihm zu zeigen, dass er ihr doch etwas bedeutete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, hat's gefallen? Das hoffe ich doch ganz stark. Würde mich über Feedback freuen. Aber das wisst ihr ja, nicht wahr?

Man liest sich hoffentlich!

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jyorie
2016-09-21T04:37:03+00:00 21.09.2016 06:37
Hey ฅ ̳͒•ˑ̫• ̳͒ฅ

irgendwie finde ich das immer noch beeindruckend, wie Duke das alles einfach ignorieren kann, man merkt zwar, das es ihn doch trifft, aber diese Einstellung imponiert einfach. Weil zu seiner Herkunft kann er ja nichts und sich deswegen dann immer etwas anhören zu müssen ist echt nicht schön. Außerdem finde ich es gut, das genau das etwas ist, was Seto stört :-P

Für Moki fand ich es toll, wie er den lockeren Umgang mit Duke genießt, als er ihn in dem Burgerworld Restaurant getroffen hat und wieder geknuddelt wird. Schön wie sich die beiden mögen. Und ich glaub das das auch etwas ist, was an Mokubas Weltbild rüttelt. Bisher hat er ja immer zu Seto aufgesehen, aber jetzt diesen Kontrast, auf der einen Seite so ein herzlicher Fremder und auf der anderen Seite sein Seto der ihm eigentlich den Rückenstären sollte und als Mokuba heim kommt, wird er nicht begrüßt sonder bekommt gleich den ersten Rüffel. Irgendwie schon heftig, wenn Mokuba jetzt merkt war vorher normal für ihn war mit Seto und sieht wie es mit einem Bruder sein könnte.

Diese Japanische Erziehung klingt echt schlimm, wenn eine Mutter nicht mal ihrem Sohn zeigen kann, das sie ihn lieb hat, nicht mal in den eigenen 4 Wänden, wo es keiner sieht und Duke das alles aus Gesten lesen muss. Er ist echt arm dran.

CuCu Jyorie

Antwort von: Karma
21.09.2016 13:47
Na ja, ob ihm das alles wirklich so leicht fällt, steht auf einem anderen Blatt. Das wird später noch etwas näher beleuchtet - besonders in dem Kapitel mit der Hochzeit.
:)

Und ja, es macht immer wieder Spaß, dass Duke Seto so unter die Haut geht - obwohl der genau das gar nicht will.
*hrrhrrhrr*

Dieser Kontrast, muss ich gestehen, zwischen Mokubas künftigen zwei Brüdern, ist mir damals beim Schreiben erst aufgefallen, als ich Korrektur gelesen habe.
^^°
Aber genau das finde ich eigentlich das Spannende daran. Da kommt jemand völlig Neues in die Familie und schon fängt man an zu hinterfragen, wie "Familie" bisher eigentlich ausgesehen hat und ob vielleicht etwas fehlte, ohne dass man das so direkt gemerkt hat. Immerhin kann man ja nichts vermissen, von dem man nicht weiß, dass es fehlt, nicht wahr?

Im Bezug auf Erziehung waren Yukikos Eltern sogar noch strikter als Gozaburo bei seinen beiden Jungs. Du wirst ihre Eltern im Hochzeitskapitel ja noch kennen lernen. Und ich muss persönlich sagen, dass ich sie nicht besonders mag. Sie sind oberflächlich, rassistisch und unglaublich ignorant.
>___<
Ich mag sie wirklich nicht, aber ich brauchte sie nun mal genau so, wie ich sie hier geschrieben habe. Manchmal muss man auch Leute haben, die man hassen kann.
Von:  Shogikoneko
2008-08-07T19:56:34+00:00 07.08.2008 21:56
also yami ist echt eine gute seele, muss ich mal wieder sagen^^

ryuji taucht auf und bringt ja verdammten wirbel in die brüderliche beziehung von moki und seto...hilfe >.< seto tut mir echt leid jetzt *seufz*

was auch sehr interessant ist, sind die weiteren familien zusammensetzungen wie bei jounou und kura, das wird alles noch recht interessant, wenn man so langsam weiß wie die zusammen setzungen sind, auch wenn man nach und nach erfährt, wie schwer es einzelne in ihren familien haben, alles schön von vorne bis hinten durch dacht
da macht lesen wirklich sau viel spaß und das bisher ohne lemon nur weiter so^^
Von:  Shakti-san
2008-06-29T19:01:48+00:00 29.06.2008 21:01
Mokuba is ja echt knuffig. igwie kommts mir so rüber, als würd er was von seinem halbbruder was wollen. und Ryou.. er kommt mir igwie eifersüchtig vor auf Ryuji.
und Seto, der is echt zu blöd. man fängt doch nicht eine versöhnung mit einer vorhaltung an.
auf Ryuji´s kostüm bin ich mal gespannt.´
einfach mal wieder geil zu lesen. da war sogar die erste viertel std vom spiel net so interessant.
LG Ran
Von:  Ryubi
2008-06-28T19:38:58+00:00 28.06.2008 21:38
aww mokuba ist so knuffig x3
aber seto stellt sich irgenwie auch ganz schön blöde an .__. ich mein wenn man sich mit jemanden versöhen möchte, kann man doch nich mit sowas kommen ...
nyan typisch seto eben xD"
aber stellenweise kam mir mokuba auch etwas seltsam vor o_Ô whatever
ryuji is toll xD~ und ich mag wie er mit seiner ma umgeht ^^
hätt gern genauer gewusst wie das da mit dem englisch lehrer abgelaufen ist *sich lustig vorstell* und ich bin gespannt was sie alle auf dem köstüm-gebu tragen werden, vorallem natürlich was ryuji trägt *__*
xDD hoffentlich trägt niemand was allzu dummes xD
wow bist schon am 10. kappi? naja dann können doch die nächsten hier auf mexx nich allzu lange auf sich warten lassen, oder? ^^
xD *knuffel*
hdl Lisa
Von:  Arina
2008-06-28T11:29:58+00:00 28.06.2008 13:29
*schnüff*
Ich glaub, ich mag Ryuji noch mehr als zuvor! Q_Q
Diese Zuneigung gegenüber seiner Mutter... das ist schon ein Wunschtraum jeder Mütter, dass ihre eigenen Söhne auch so sind... ^^'

Joah, ich fand den Kapitel wirklich toll geschrieben und hoffe auf die Fortsetzung! ^.~

Lg Arina
Von:  Kura-sama
2008-06-27T23:21:47+00:00 28.06.2008 01:21
Hachja, das Kapi war echt schön.
Wie kann man nur nich merken das man nicht beachtet wird? xDDDD
*lol*
Setolein hat echt komplexe xD Aber die passen echt super zu ihm xDD
Boah, weißt du wie fies du bist? Jetzt bin ich voll neugierig was mit Baku ist! Gemeinheit...
*es wissen will*
Aber auf Dukes Kostüm bin ich echt gespannt, wenn es schon in den Staaten für aufsehen gesorgt hat.. *gg*
*lol*
Aber das Ende war ja so...schön ;_;
Unser Schnucki ist echt lieb zu seiner Mum^-^
*knuddel*
Von:  Aschra
2008-06-27T22:53:34+00:00 28.06.2008 00:53
Heul*sniff* diese letzten Sätze
sind ja sooooo schön *taschetuch sucht*
Das ganz Kapitel ist klasse, wo bleibt
das nächste *suchend umseh* ^^


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