Sein Blick traf mich wie eine Kugel von -MyNameisKid- ================================================================================ Kapitel 17: No. 17 ------------------ Nach weiteren zwei Stunden erreichten sie endlich ihr Ziel. Das Onsen lag in den Bergen im Westen Kyotos und war etwas abgelegen. Der perfekte Ort, um nicht aufzufallen, aber die Stadt trotzdem im Blick zu haben. Es war bereits dunkel, als Kid vor dem großen Holztor anhielt. Zu seinem Erstaunen ging es kurz darauf von alleine auf. „Sie erwarten uns bereits... los, fahr rein!“ sagte Law lächelnd, Kid erwachte dabei aus seinem Erstaunen und grinste. „Das Tor sah einfach nicht so aus, als hätte es nen automatischen Türöffner!“ Doch beim reinfahren bemerkte Kid auch die Überwachungskameras, die gut versteckt über dem traditionellen, alten Holztor versteckt waren. „Es ist Doflamingos Haus... hier kommt genauso wenig jemand unbefugt rein, wie in Tokyo! Mit dem Vorteil, dass es hier heiße Quellen gibt!“ Das war tatsächlich etwas, auf das auch Law sich freute. Kid wohl ebenso. „Oh, du kannst aber sowas von damit rechnen, dass ich da heute noch reinsteige!“ Law musste etwas lachen. „Das darfst du... ich werde mir das heute auch nicht nehmen lassen!“ Kid sah kurz zu Law, grinste dabei zweideutig. In die heißen Quellen ging man nackt... Doch bevor er etwas dazu sagen konnte, hatte er auf dem großen Hof geparkt und aus dem Haus kamen eine ältere Dame, um die 70 und eine Frau mittleren Alters, gefolgt von einem jungen Mann, der maximal 18 war. Alle waren traditionell gekleidet und lächelten freundlich. Law stieg zuerst aus und die ältere Dame kam auf ihn zu. „Law, wie schön dass du mal wieder hier bist! Wir haben dich alle so vermisst.“ Kid war inzwischen ebenso ausgestiegen und sah erstaunt zu, wie Law alle umarmte. Kid vermutete, dass es die Familie war, die das Onsen schon seit Generationen führte. Und fast kam es Kid vor, als würde Law zu dieser Familie gehören, so herzlich wie die Begrüßung war. Wie lange hatte Law hier gelebt? Kid kam zu der Familie, Law sah in dem Moment auf und lächelte. „Darf ich euch Kid vorstellen? Er ist mein neuer Partner. Er passt auf mich auf und hilft mir bei meiner Arbeit! Kid, das ist die Familie Onshu, ihnen gehört das Onsen. Das sind Hikari...“ Er deutete zuerst auf die jüngere Frau, dan auf die alte Dame und den jungen Mann. „...Yuma und Yuki!“ Kid verbeugte sich Ordnungsgemäß. „Freut mich, sie kennenzulernen!“ „Es freut uns ebenso.“ sagte Yuma lächelnd und die Familie verbeugte sich. „Wo ist Akira?“ Law schien jemanden aus der Familie zu vermissen, doch die alte Dame lächelte nur. „Er ist noch am Kochen, das Essen ist bald fertig, ihr müsst hungrig sein. Hikari wird Kid-san sein Zimmer zeigen, Law, du kennst dich ja aus. Wir haben dir dein Zimmer wieder hergerichtet. Das von Kid-San ist direkt daneben.“ Kid musste über den Japanischen Namens-Zusatz lächeln, eigentlich mochte er das bei sich selbst nicht, aber der alten Dame wollte er nicht ins Wort fallen, das wäre unhöflich. Also beließ er es dabei. „Ich hole unsere Taschen!“ sagte Kid, doch Law folgte ihm. „Ich komm mit, das schaff ich schon noch!“ Kid wollt eigentlich, dass Law seine Schulter schonte, aber das ließ der andere nicht zu. Also folgte er ihm kurz nach der Familie ins Haus. Es gefiel ihm hier. Das Haus war alt, doch alles war perfekt gepflegt und der alte Holzfußboden knarzte etwas unter ihren Füßen. „Da wären wir...!“ Hikari schob die Shoji-Tür, vor der sie standen, für Kid auf. Er sah in das Zimmer. Es war traditionell eingerichtet, aber sehr gemütlich. Ein Futon-Bett stand für ihn bereit. Die Möbel waren schlicht und hölzern, aber liebevoll zusammen gestellt. Das einzige, das etwas rausstach, war der kleine Flachbildfernseher an der Wand. „Ich hoffe, das ist für sie in Ordnung, Kid-san. Wenn sie etwas brauchen, können sie jederzeit Bescheid sagen!“ Kid lächelte und nickte. „Vielen Dank, das reicht vollkommen!“ Er betrat das Zimmer und stellte seine Reisetasche ab. Law stand direkt daneben auf dem Gang und fand es irgendwie süß, wie verlegen Kid jedes Mal bei der Anrede wurde. Noch dazu sah er ihm an, wie sehr es ihm hier gefiel... deutlich besser, als die Villa, so schien es ihm. „Mein Zimmer ist direkt daneben, Kid... du kannst ja erstmal ankommen und wir gehen gleich zusammen zum Essen, ja?“ Kid sah kurz über die Schulter zu Law. „Achso, ja... Danke!“ Law wandte sich an Hikari. „Wir kommen klar, vielen Dank... wir sehen uns gleich beim Essen.“ Sie nickte. „Okay, dann bis gleich. Schön, dass du wieder da bist, Law!“ Damit wandte sie sich ab, Law schob die Tür bei Kid zu und ging erstmal weiter. Ein seltsam mulmiges Gefühl überkam ihn, als er vor seinem Zimmer stand. Er schob die Tür auf uns sah sozusagen in sein altes Jugendzimmer. Es war noch fast alles so, wie er es in Erinnerung hatte. Sein Futon-Bett, sein Schreibtisch, ein Fernseher mit einer Spielekonsole, ein paar alte Lehrbücher... und der Schrein. Law schloss die Tür hinter sich, stellte seine Tasche ab und ging auf den kleinen Schrein zu. Er kniete sich davor und sah auf das Bild... es zeigte Cora-san, wie er lachte und glücklich war. Eine längst vergangene Zeit und Law musste sich zusammen reißen, nicht zu weinen. Er vermisste ihn so sehr... sein dämliches Lachen, seine Tollpatschigkeit... einfach alles. Doch das alles war fort, für immer und so rann eine einzelne Träne über seine Wange. Im selben Moment wurde die Tür aufgeschoben. Kid hatte nicht drüben bleiben können. Kaum war Law weg gewesen, war ihm wieder eingefallen, wie sehr ihn allein der Gedanke daran bedrückt hatte, herzukommen. Was, wenn Law etwas Beistand brauchte? Also hatte er sich nur ein frisches Shirt angezogen, und war dann nach nebenan gegangen. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, bereute Kid es keine Sekunde. Law sah ihn mit Tränen in den Augen erschrocken an. „Ich... hab mir Sorgen um dich gemacht... Darf ich reinkommen?“ Law wandte den Blick wieder ab, aber nickte. Kid betrat das Zimmer, doch er sah sich nur kurz um. Es sah wie ein Jugendzimmer aus. Laws Jugendzimmer. Doch was viel mehr seinen Blick anzog, war der kleine Schrein, vor dem Law saß. Kid kam auf ihn zu, kniete sich hinter ihn und sah auf das Bild. „Ist das... dieser Cora-san?“ fragte Kid. Von Law kam ein leichtes nicken, während er ein Räucherstäbchen anzündete und kurz die Hände zum Gebet schloss. Also lebte er tatsächlich nicht mehr, wie Kid es vermutete hatte. Er gab Law den Moment, doch er musste ohnehin nicht nachfragen, Law erzählte es ihm von ganz allein. „Er war mein Patenonkel...!“ kam es leise von Law. Kid war von den Worten verwirrt. „Dein Patenonkel? Aber... ich dachte, er war der Bruder von Donquixote...!“ „Er war beides... Er war mit meinen Eltern befreundet... schon seit dem Studium. Sie wussten nicht, dass sein Bruder... seine ganze Familie, ein Yakuza-Clan war. Sie haben ihm vertraut wie keinem anderen, er war ein guter Mensch. Er wollte nie, dass ihnen etwas passiert. Doch kaum war der Don an der Macht, hat er auch seinen Bruder hintergangen und meine Eltern zu seinen Sklaven gemacht. Cora-san hatte keine Chance, sie zu schützen. Oder sie am Ende zu retten. Anfangs habe ich ihn dafür gehasst, aber... nach ihrem Tod war er der einzige, der nett zu mir war. Er hat mich groß gezogen, als wäre ich sein eigener Sohn, bis er...!“ Doch Law brach ab, Kid merkte an seiner Stimme, wie sehr ihn das belastete. Sanft legte er ihm eine Hand auf die Schulter und strich darüber. „Du hast mit ihm hier gelebt, oder? Deswegen die schönen Erinnerungen, die dich so traurig machen?“ Law nickte etwas, wischte sich über die Augen. Er wandte Kid noch immer den Rücken zu. „Ich... ich will darüber nicht mehr reden... nicht jetzt, nicht vor dem Essen. Sie sollen nicht sehen, dass ich...“ „Ist schon gut, Law... du musst es mir auch gar nicht erzählen, wenn du nicht kannst... lass uns essen gehen!“ sagte er sanft. Endlich drehte sich Law wieder zu ihm und lächelte sanft, wenn auch traurig. „Wieso... bist du nur immer so nett zu mir? Ich dachte, du wärst voll der Arsch, aber... irgendwie bist du das gar nicht!“ Kid musste bei Laws Worten etwas grinsen. „Ich bin nur zu dir kein Arsch, zu anderen schon!“ sagte er und stand auf, gab ihm einen Kuss auf den Kopf. „Ich weiß zwar nicht, womit ich das verdient habe, aber... ich freue mich einfach darüber!“ Auch Law erhob sich, strich sich nochmal über die Wangen, ehe er Kid ansah. „Sehe ich verheult aus?“ Kid lachte etwas, kam Law aber näher und strich ihm nochmal sanft mit dem Daumen unter den Augen entlang, obwohl da gar keine Tränen mehr waren. „Nein, du siehst toll aus... keine Sorge!“ sagte er sanft. Plötzlich war in ihm wieder der Drang, ihn zu küssen, doch Kid wandte sich ab, bevor die Versuchung zu groß wurde. Law wünschte sich erneut, Kid hätte dem Drang einfach nachgegeben, doch es geschah nicht. Er fragte sich, ob er nie mehr in den Genuss eines Kusses von ihm kommen würde. Vermutlich nicht, immerhin hatte er es ihm ganz deutlich gemacht. Law war also selbst schuld. Er seufzte kaum hörbar und folgte Kid. An der Tür sah er nochmal kurz zurück auf den Schrein, ehe er die Tür zuschob. Kid wartete vor der Tür und Law ging vor zum Essen. „Wir essen heute mit der Familie, wenn das für dich okay ist, aber wir können auch die kommenden Tage abends alleine essen, wenn dir das lieber ist!“ Kid musste etwas lächeln. „Ich habe in Tokyo nur nicht mit der ‚Familie‘ gegessen, weil du sie nicht leiden kannst. Und ich auch nicht... aber das hier ist eine richtige Familie... und ich denke du kannst sie sehr wohl leiden, also... wir könne gerne jeden Abend mit ihnen essen, wenn du es möchtest! Mir macht das nichts, und sie behandeln dich ja fast wie einen Sohn!“ Law sah einen Moment erstaunt über die Schulter lächelte dann aber und sah wieder nach vorne. „Irgendwie dachte ich immer, ich sei wie ein Buch mit sieben Siegeln für die meisten, aber du... weißt ständig, was ich denke...!“ stellte er leise fest. Dieses Gefühl kannte er einfach nicht, doch plötzlich verstummten die Schritte hinter ihm. Bei Laws Worten, war Kid stehen geblieben, den Kopf gesenkt. „Ich... weiß nicht, wieso das bei dir so ist. Glaub mir, ich habe bisher nie die Menschen um mich herum verstanden... selbst Killer ist mir in vielen Punkten ein Rätsel, und ihn kenne ich seit meiner Kindheit... Deswegen war ich immer ein Einzelgänger... Aber.. bei dir ist das einfach anders.“ Law sah ihn nun an, verwirrt, aber auch mit einem leichten lächeln. „Anders... muss nicht immer schlecht sein, was? Du bist auch... anders. Anders, als ich es je gedacht hätte und ich... mag das... sehr sogar!“ Kid musste nun auch lächeln, doch zu einer Antwort kam er nicht mehr. Weiter vorne im Gang ging eine Tür auf und Yuki lugte aus der Tür. „Da seid ihr ja, das Essen ist bereit!“ sagte er lächelnd. Kid lief weiter. „Wir sind auf dem Weg!“ sagte er, noch immer lächelnd. Bei Law blieb er nochmal kurz stehen. „Ich mag dich auch... sehr sogar!“ flüsterte er leise, ehe er weiter ging und Law dort mit schlagendem Herzen stehen ließ. Diese geflüsterten Worte... Kids tiefe, sanfte Stimme. Law hatte Gänsehaut, sein Herz schlug wie wild. Er mochte ihn? SEHR sogar? Was sollte das heißen... wie sehr? In Law war noch immer die Angst, Kid würde nur eines sehr mögen, und das war, ihn irgendwie rum zu bekommen. Aber was wenn nicht? Was wenn er hier die Chance, auf etwas Ernstes so lange von sich stieß, bis sie endgültig weg war und nicht mehr wieder kam? Law war noch völlig irritiert, als der das Esszimmer betrat, doch er musste die Gedanken einen Moment abschalten. Zumindest während dem Essen. Kid saß bereits auf einem der Sitzkissen an dem großen, niedrigen Esstisch. Law setzte sich neben ihn und sah auf die große, duftende, heiße Schale in der Mitte des Tisches mit allen möglichen Köstlichkeiten. „Fangt an, bedient euch, ich hoffe es schmeckt!“ sagte die Mutter des Hauses. Auch Akira, den Law vorhin vermisst hat, kam in den Raum mit einer großen Schüssel duftendem Jasmin Reis. „Hallo Law, schön dass du wieder da bist!“ sagte er lächelnd, ehe er zu Kid sah. „Guten Abend, Kid-san, ich bin Akira, freut mich, dass sie uns beehren!“ Wieder schien Kid etwas verlegen, lächelte aber zu Akira. „Danke, es freut mich auch...!“ Der junge Mann war etwa in Law und Kids Alter, hatte muskulöse Arme und schien auch sonst sehr gut in Form. Kid fragte sich, in wie weit die Familie hier in die Geschäfte von Donquixote verwickelt war. Doch das würde er sicherlich beim Essen nicht fragen und so begannen sie. Yuma, die Großmutter der beiden jüngsten, erkundigte sich vor allem über Laws befinden und klang dabei, als wäre auch er ihr Enkel. Sie war fürsorglich und liebevoll und die Gespräche am Tisch irgendwie herzlich. Kid fühlte sich fast ein wenig als Fremder. „Kid-san, wie lange sind sie denn schon im Clan? Ich war erstaunt, als der Don sie noch ankündigte... er lässt normal nur langjährige Mitglieder hier übernachten.“ fragte Yuma irgendwann Kid direkt, der hatte glücklicherweise gerade geschluckt. „Oh, ähm... noch nicht lange, erst knapp einen Monat... Law hat mich sozusagen für sich angeheuert, ich denke sonst wäre ich nicht hier.“ Sie lächelte etwas, nahm es wohl so hin. „Ich verstehe, dann scheint er ihnen ja schon sehr zu vertrauen. Ich bin froh, dass Law jemanden an seiner Seite hat. Wenn ihm etwas zustieße...!“ Kid lächelte etwas. „Das wird nicht passieren, dafür bin ich hier... und er hat ja auch einiges drauf. Zusammen schaffen wir das schon!“ „Daran habe ich keine Zweifel. Was haben sie vorher gemacht?“ Plötzlich fühlte sich Kid gar nicht mehr wohl, es kam ihm vor, wie das Verhör bei den Schwiegereltern. Und ihm wurde bewusst, wie wenig das, was er bisher im Leben getan hatte, vorzeigbar war. Er war ein Mörder, ein krimineller und niemand, den man gerne in sein Haus ließ. Oder den man an der Seite seines Enkels sehen wollte. Zumindest in keiner normalen Familie. „Ich, ähm...!“ „Er war im Tötungsgeschäft!“ Law sprach es einfach aus und plötzlich war es für einen Moment still im Raum. „Ich wusste, dass mir ihr Name und Gesicht, bekannt vorkamen. Sie sind also DER Kid?“ Kid nickte. Es war dieses Mal Akira, der sprach, doch das machte es für Kid nicht besser. Er fühlte sich unwohl. Eigentlich liebte er seinen Job... er liebte das töten, das konnte er leider nicht abstreiten. Es gab ihm einen Kick wie keine Droge der Welt es konnte. Er brauchte das Adrenalin, die Gefahr, den Nervenkitzel, das Blut, die Macht über Leben und Tod! Aber hier und jetzt fühlte er sich plötzlich wie das, was er nun Mal war: Ein Mörder. Doch zu seinem Erstaunen lächelte Yuma ihn wieder an, glücklich und erleichtert. „Dann haben wir für Law ja nicht mehr das Geringste zu Befürchten. Es beruhigt mich, zu wissen, dass er hier nun sicher ist!“ Kid versuchte auch wieder zu lächeln. „Ich... gebe mein Bestes!“ sagte er nach außen hin ruhig, doch innerlich war er aufgewühlt. Kurz sah er zu Law, doch der sah nur auf seinen Teller und die Gespräche über ganz andere Dinge kamen wieder in Gang. Wieso hatte Law das einfach so ausgesprochen? Hatte er ihm helfen wollen? Hatte er gewusst, dass die Menschen hier selbst ihn als Mörder akzeptieren würden? Oder hatte Law ihn bloßstellen wollen? Kid war unsicher. So sehr er gerade noch in ihm hatte lesen können, so wenig verstand er ihn jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)