Sein Blick traf mich wie eine Kugel von -MyNameisKid- ================================================================================ Kapitel 7: No.7 --------------- Kid hingegen lag wach… wie immer eigentlich. Nachdem er am Auto einfach abgerauscht war, hatte er sich in sein Zimmer verkrochen. Er wusste: Der Fehler lag bei ihm. Er war unfair zu Law gewesen, wo der weder für den etwas schwierigen Auftrag, noch für seinen Sturz etwas konnte. Er brauchte deswegen einen Moment für sich, um wieder runter zu kommen. Insgeheim hatte er gehofft, Law würde nochmal kommen… dass sie nochmal reden konnte, aber was erwartete er eigentlich? Dass er sich scheiße benahm, und der Andere angekrochen kam? Es wunderte ihn kein Stück, dass es dazu nicht kam. Er wäre an Laws Stelle auch nicht zu ihm gekommen. Nach einer kalten Dusche, die nur kurzzeitig Linderung gebracht hatte, lag Kid auf seiner rechten Seite im Bett. Die linke war blau angelaufen, man konnte den Abdruck vom Gewehr richtig sehen, wie er im Spiegel festgestellt hatte. Und natürlich konnte er nicht schlafen. Zum einen waren da wieder die Gedanken an Law, an sein eigenes Fehlverhalten und die Angst, dass der Andere seine Drohung, ihn doch rauszuwerfen, wahr machte. Zum anderen die unsägliche Schmerzen, die immer schlimmer wurden. Der Streifschuss am Bein war dagegen ein Witz gewesen. Kids Atem ging schneller und flacher als sonst, immer wieder stach es ihm in die Seite. Nach gut zwei Stunden hielt es Kid nicht mehr aus. Er wusste, er hatte es nicht verdient, dass Law nun mitten in der Nacht wieder für ihn aufstand, aber der konnte ihm helfen. Zum ersten Mal in seinem Leben war da jemand, den er um Hilfe bitten konnte. Und bei dem er sich entschuldigen wollte für sein Verhalten. Also stand er auf, gekrümmt, und kam zur Tür von Laws Zimmer. Er kannte den Code noch immer nicht, so viel Vertrauen hatte der andere dann wohl doch noch nicht zu ihm. Also blieb ihm keine Wahl, als zu klopfen. „Law?“ fragte er etwas gequält durch die Tür. Als die Stimme langsam zu ihm durchdrang, blinzelte Law. Er fühlte sich immer noch müde und es war stockdunkel, allzu lange konnte er nicht geschlafen haben. Erneut klopfte es und er hörte diese Stimme, die seinen Namen rief. Law drückte sich langsam hoch und sah zu der Tür, von der die Stimme kam. Hatte Kid ihn gerufen? Es konnte nur er sein und sofort fiel ihm wieder seine Verletzung ein. Schnell stand Law aus dem Bett auf und öffnete die Tür. Dieses Mal war es der Rothaarige, der nachts wie ein Häufchen Elend hinter der Tür stand und offensichtlich seine Hilfe brauchte. Kid sah ihn mit schuldbewusster Miene an. „Hey… tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken… und ich weiß, ich hab mich scheiße benommen vorhin, auch das tut mir Leid… und ich hab es eigentlich nicht verdient, aber… „ „Du brauchst Hilfe…!“ Law nahm Kid die Worte aus dem Mund. Der wiederum nickte, sah ihn bittend an, die Hand immer noch an seinen Rippen. Der Arzt sah auch den etwas beschleunigten Atem, ein eindeutiges Zeichen, wie Kids Körper gerade mit den Schmerzen zu kämpfen hatte. Kid glaubte bei der langen Pause nicht daran, dass Law ihm helfen würde. Eher daran, dass der andere einfach die Tür schloss und ihn sich selbst überließ, aber das tat er nicht. „Komm rein… zieh dein Shirt aus und setz dich aufs Bett!“ Kid fiel ein Stein vom Herzen und er betrat den Raum. Law eilte bereits ins Bad, wo er einen großen Medizinschrank hatte, wie Kid inzwischen wusste. Langsam ging er zu dem großen Bett. Das Ausziehen des Shirts fiel ihm schwer, jede Bewegung schmerzte, doch letztlich schaffte er es und setzte sich. Laws Bett war ein Wasserbett, wie Kid feststellte als er darauf saß und er sah auf die Stelle, an der Law gerade noch gelegen hatte. Vorsichtig legte er eine Hand auf die Matratze, die Stelle war noch warm. Kid erwischte sich bei dem Gedanken, wie gerne er doch bei ihm bleiben würde, gerade als Law wieder kam. Schnell zog er seine Hand zurück. Der hatte es offenbar nicht bemerkt. „Dreh dich etwas zur Seite.“ Law sah schon von weitem die blauen, inzwischen fast schwarzen Stellen. Als er sich halb hinter Kid setzte, wurde ihm das ganze Ausmaß bewusst. Es war kein Wunder, dass der andere nur flach und schwerfällig atmete. „Ich muss dich abtasten… das wird schmerzhaft, aber ich muss wissen, wie stark die Prellungen sind…!“ Kid nickte etwas und Law begann. Schon bei der ersten Berührung zuckte Kid zusammen, es tat höllisch weh. „Versuch stillzuhalten…!“ „Du hast leicht reden!“ Wieder giftete Kid ihn an, besann sich aber gleich wieder. „T-Tut mir Leid… ich neige dazu, über zu reagieren, wenn ich unter Stress stehe…!“ Law legte wieder vorsichtig seine Hände an Kids Rippen, dieses Mal zuckte er andere nicht zusammen, doch er verzog das Gesicht schmerzlich, als Law begann etwas zu drücken. „Hab ich schon gemerkt… Ich mache dir keinen Vorwurf, ich hatte vorhin nur nicht damit gerechnet. Ich dachte, du brauchst sicher deine Zeit um runterzukommen.“ Kid nickte leicht. „Ja, das war auch…. Ah… gut so.“ Immer wieder kam ein schmerzliches Stöhnen von ihm. „Ich weiß, dass ich unfair zu dir war… es tut mir Leid, Law… du hattest das nicht verdient.“ Damit dass Kid sich bei ihm entschuldigte, hätte Law nicht gerechnet. Er musste etwas lächeln. „Ist schon okay, ich bin nicht nachtragend. Aber ich hätte deine Wunden gerne früher versorgt… deine Rippen sind stark geprellt, ich hätte sie gerne direkt gekühlt! Wir müssen dich morgen früh röntgen, ich will nicht riskieren, dass sie vielleicht sogar angebrochen sind.“ Law stand vom Bett auf, griff auch die Sachen, die er mitgebracht hatte. „Leg dich auf den Bauch!“ Kid sah erstaunt zu Law, als dieser ihn bat, sich auf SEIN Bett zu legen. Das war doch etwas sehr privates, so glaubte Kid. „Was ist?“ fragte Law, der wohl darauf wartete, dass Kid seine Anweisung befolgte. „Äh, nichts…“ Kid würde da jetzt nicht zu viel reininterpretieren und tat einfach, was der andere wollte. Er legte sich relativ mittig auf das riesige Bett, mit dem Gesicht in Laws Kissen. Kaum dass er es berührte, sog er eine kurze Nase seines Dufts ein. Es roch herrlich, aber allzu tief konnte Kid den wohligen Duft nicht einatmen. Denn auch das tat weh. Allgemein fiel ihm atmen so auf dem Bauch noch schwerer, Law bemerkte das wohl. „Versuch ruhiger zu atmen… ich weiß, das schmerzt, aber sonst bekommst du am Ende noch zusätzlich eine Lungenentzündung!“ sagte Law sanft und drehte die kühlende und Schmerzstillende Salbe auf. „Achtung, kalt!“ Die sanfte Vorwarnung ließ Kid etwas lächeln und als Law begann, ihn vorsichtig, regelrecht liebevoll einzucremen, schloss er eine Moment die Augen. „Das tut gut…!“ kam es leise von ihm. „Sie kühlt und lindert etwas den Schmerz… aber ich hole dir gleich noch zwei Kühlpacks, die ich dir auf den Rücken lege…“ Kid schien es einfach zu akzeptieren, er antwortete jedenfalls nur mit einem leichten. „Hmm…“ Law besah beim eincremen auch den Rest von Kids Rücken. Auch hier waren Narben… diese allerdings waren anders… anders als die, die er an Armen und Beinen hatte. Sie waren nicht klein, keine Schnitte oder Schusslöcher, die man auf seinen Job zurückführen könnte. Sie waren lang… lange Striemen, wie von einem Stock oder einer Gerte. Law fragte sich, was Kid passiert war… Die große Narbe im Gesicht und an seiner Schulter, die tiefen an seinem rechten Arm und dann diese hier. Wie in Trance wanderte die Hand weg von seinen Prellungen und fuhren über die langen Striemen. Und wieder zuckte Kid zusammen. Er riss die Augen auf, er wusste sofort, worüber Law fuhr. Er hatte die Narben fast vergessen, doch sofort kamen ihm wieder die Bilder vor Augen. „N-Nicht…!“ schoss es aus ihm und er drehte sich auf die unverletzte Seite, um Laws Hand zu entkommen. Law blickte verwirrt über sich selbst und Kids Reaktion in dessen Augen. Und er glaubte einen alten Schmerz zu sehen, der nichts mit den Prellungen zu tun hatte. Doch Kid wandte den Kopf ab, sah ins Kissen. „Entschuldige!“ kam es leise von Law. Dass Law nicht wissen konnte, was die Berührung dort in Kid auslöste, war ihm klar. Und Kid war ihm nicht böse, doch sein Herz schlug plötzlich wieder schneller, sein Atem war unruhig. „I-Ich kann es da nicht haben…!“ Law sah, wie Kid der Gedanke an die Narben quälte… „Wer hat dir das alles angetan, Kid?“ fragte Law vorsichtig nach, auch wenn er nicht glaubte, eine Antwort zu bekommen. Und diese blieb auch aus, Kid sah ihn auch nicht an. „Tut mir Leid, das geht mich nichts an… ich hole die Kühlpacks… leg dich wieder auf den Bauch!“ Soweit waren sie wohl noch nicht, wie hatte Law auch Fragen können? Als der andere aufstand sah Kid ihm nach… unglücklich. Er wollte ihm antworten, aber es fiel ihm unendlich schwer. Er hatte es noch nie jemandem gesagt. Aber eigentlich… hatte auch nie jemand wirklich gefragt. Ab und an mal eine Frau, die fand, dass sie ihn sexy machten. Die Narben am Rücken hatte aber nie eine zu Gesicht bekommen… zumindest nicht lange genug, um danach zu fragen. Aber bei Law war es anders, oder? Er wollte sich ihm irgendwie anvertrauen… Als Law wieder kam, lag Kid noch immer auf der Seite. „Dreh dich bitte auf den Bauch… und schau nicht mehr so, es tut mir Leid!“ Noch nie hatte ihm jemand so viel Verständnis entgegen gebracht, wie Law in dieser einen Woche in der sie sich kannten. Vielleicht sollte es genau so sein… vielleicht war es so etwas wie Schicksal gewesen, dass er danebengeschossen hatte. Kid drehte sich wieder auf den Bauch, wieder dieser angenehme Geruch. „Mein Vater...!“ antwortete Kid leise. Law hatte gerade das erste Kühlpack sanft auf Kids Wunden gelegt, als der ihm doch antwortete. Und seine Antwort schockierte ihn. „Dein… Vater?“ wiederholte er leise. „Auch.. die im Gesicht?“ Kid nickte kaum merklich. Da er seine linke Gesichtshälfte im Kissen hatte, konnte man die tiefen Narben gerade nicht sehen. „Ja, die auch… und die am Arm… das war alles er…!“ Kid schloss für einen Moment die Augen, die Schatten der Vergangenheit schienen ihn zu umhüllen. „Ich habe dir ja gesagt, er war Alkoholiker… und ein brutaler Mann… Er hat mich regelmäßig verprügelt, wenn ich nicht getan habe, was er wollte… oder wenn ich geweint habe… oder einfach nur, weil ich existiert habe…!“ Kid fiel es offensichtlich schwer, das alles zu erzählen, aber Law wollte es wissen. Er wollte Kid verstehen und ihm vielleicht ein wenig helfen. Seine Hand lag neben einem der Kühlpacks auf seine Rücken. An einer der wenigen Stellen die nicht vernarbt waren, als wollte er ihm so Halt geben. „Er hat dafür immer eine alte Lederpeitsche benutzt, vor allem wenn er…!“ Doch Kid stockte… er konnte ihm einfach nicht erzählen, wobei er die vor allem benutzt hatte. Das war zu viel. „…wenn er hacke dicht war.“, beendete er den Satz, dass Law nicht nachfragte. „Die Narbe an meinem Arm ist von einem offenen Bruch… Er hat mich die Treppe runter gestoßen, ich bin blöd gefallen. Da war ich zehn. Hab zwei Schrauben drin, meine Mum musste mich ins Krankenhaus bringen.“ Law konnte nicht begreifen, wie ein Vater seinem Kind sowas antun konnte. Und warum hatte seine Mutter nie eingegriffen? Doch er wollte Kid erst ausreden lassen, bevor er danach fragen würde. „Die in meinem Gesicht ist von einem glühenden Schürhaken… diese doppelzinkigen, die aussehen wie Pommesgabeln…“ Kid lachte kurz, aber es klang bitter. „Er hat ihn mir übergezogen, weil ich gefragt habe, ob ich bei einem Schulausflug mit darf, der 50$ kostete… Er war auch da besoffen und ist von meinem Kopf abgerutscht bis auf meine Schulte und über die Brust… ich wurde sofort ohnmächtig, aber anders als du vielleicht glaubst, bin ich nicht in einem Krankenhaus aufgewacht, sondern in meinem Bett. Mein Vater hatte meiner Mutter verboten, mich in eines zu bringen, weil er die Kohle nicht dafür raushauen wollte. Da der Haken so heiß war, hat es kaum geblutete, aber mein Auge ist nie richtig verheilt, es tränt bis heute und ich sehe schlecht damit. Und die Narbe tut bis heute weh…! Damals war ich dreizehn…“ Kid sah mit leerem Blick ins Zimmer. Die Schmerzen am Rücken waren für den Moment vergessen. Law wusste nicht, was er sagen sollte, Kid tat ihm unendlich leid. Was ihm widerfahren war, war schrecklich, vor allem weil er sah, wie es ihn bis heute quälte. Seine Mutter war ein Jahr darauf verstorben, das wusste Law ja inzwischen. „Warum hat deine Mutter das zugelassen? Wieso hat sie sich nie getrennt?“ fragte er dennoch. „Sie konnte nicht…!“ Kid zögerte dieses Mal nicht zu Antworten. „Sie hatte Angst vor ihm, aber zeitgleich hat sie glaube ich krampfhaft an dem Mann festgehalten, der er mal war. Er hat sie auch geschlagen, aber nicht so häufig, zumindest nicht am Anfang. Und ganz lange musste ich vor ihr behaupten, es wäre nicht er gewesen. Dass ich mich geprügelt hätte, was auch irgendwie in gewisser Weise zutraf. Wie du dir denken kannst war ich nicht gerade ein Sonnenschein. Aber es wurde über die Jahre schlimmer, auch für sie. Er fing an mich auch vor ihren Augen zu verprügeln... Und irgendwann war die Angst größer als die Liebe... so groß, dass sie sie lähmte. Sie hatte Angst, er bringt uns beide um, wenn wir versuchen zu fliehen und...“ Kid schloss die Augen, seine Hände krallten sich in Laws Kissen und er begann leicht zu zittern. „Die Angst war berechtigt... I-Ich... konnte sie nicht retten, Law... E-Er hat sie mir am Ende genommen...!“ Law konnte nicht glauben, was er hörte. „Dein Vater hat... sie tatsächlich umgebracht?“ Kid nickte, doch scheinbar konnte er nicht mehr antworten. Dass Kid ihm das alles gerade anvertraute, war ein enormer Schritt, das wusste Law. Vorsichtig rutschte er näher zu ihm. Kid lag recht weit weg vom Rand, also ließ der schwarzhaarige sich neben ihn auf die Matratze sinken und legte seinen Kopf neben den von Kid aufs Kissen. Vorsichtig hob er seine Hand und begann Kid ein wenig durch das rote Haar zu kraulen. „Das tut mir so unendlich leid, Kid... Schhht, beruhige dich!“ Er würde zu gerne wissen, was mit seinem Vater danach passiert war, doch der Rothaarig war auch so schon völlig aufgewühlt. Laws Stimme klang so sanft in Kids Ohren, die Hand in seinem Haar fühlte sich himmlisch an, und er war ihm plötzlich so nah. Als Kid die Augen wieder öffnete hatte Law sich neben ihn gelegt... in seinen Augen, die Law verletzt ansahen, hatten sich Tränen gesammelt. Eigentlich hatte er seit Jahren nicht geweint... aber der Gedanke an die Unfähigkeit, seine Mutter zu beschützen, machte ihn fertig. „Es war nicht deine Schuld, was passiert ist...!“ Kid wusste, das Law Recht hatte. „So fühlt es sich aber nicht an...!“ kam es bitter von ihm und aus dem linken, verletzen Auge kullerte eine Träne. „Ich hätte sie beschützen müssen...!“ Law kraulte Kid weiter. „Glaub mir, ich kenne das Gefühl... aber manche Dinge lassen sich einfach nicht mehr ändern. Sie hätte nicht gewollt, dass du dich damit für immer quälst... sie hat dich bis zum Ende geliebt.“ Noch eine Träne lief über Kids Wange, doch erneut schloss er die Augen und nickte. „Du hast recht, ich... kann es nicht mehr ändern.“ Laws Worte und sein Verständnis taten ihm gut, langsam lockerte sich seine Hand wieder aus dem Kissen und er öffnete wieder die Augen. Law sah ihn immer noch an, seine Hand in seinem Haar hatte nicht aufgehört ihn zu kraulen. Und wieder war in ihm dieses warme Gefühl... Kid hob die Hand aus dem Kissen und legte sie auf Laws Wange. Sanft strich er mit dem Daumen über die weiche Haut. Warum zog er ihn so enorm an? In Law breitete sich plötzlich eine ähnliche Wärme aus, kaum dass Kids große, kräftige Hand seine Wange berührte. Seine eigene Hand stoppte in der Bewegung. Laws Herz begann zu pochen. Wieso? Wieso wünschte er sich gerade, dass Kid sich zu ihm beugte, und ihn küsste? Kid glaubte etwas in Laws Blick lesen zu können. Es schien ein endloser Moment, in dem die beiden sich einfach nur ansahen. Und irgendwann war sich Kid absolut sicher, dass sie beide das gleiche wollten. Also tat er es einfach... seine Hand fuhr von Laws Wange in dessen Nacken und sanft, aber bestimmt zog er ihn sich etwas entgegen. Kid stemmte sich dabei ein wenig hoch, das Kühlpack rutschte von seinem Körper, aber es war völlig egal. Denn im selben Moment berührten Kids Lippen die von Law. Sie waren weich und warm, sein Herz schlug plötzlich wie wild. Als wäre er noch ein Teenager, der gerade seinen ersten Kuss bekam. Und Law... erwiderte ihn. Nur zaghaft, aber Kid spürte es trotzdem deutlich. Bis vor wenigen Augenblicken hatte er geglaubt, der andere würde ihn zwar nett, aber kein Stück anziehend finden und Kid glaubte, so etwas wie Glück zu spüren. Es machte ihn glücklich, Law zu küssen, und von ihm geküsst zu werden. Doch plötzlich war alles anders. Kids Hand wanderte wieder an seine Wange, streichelte ihn zärtlich, aber Laws Lippen hörten auf, den Kuss zu erwidern. Sie begannen zu zittern und Kid löste irritiert seine Lippen von denen des anderen. Er sah kurz in die unsicheren Augen von Law, der nun halb unter ihm lag und dann doch den Kopf wegdrehte. „Was ist los...? Ich dachte, du... willst das auch?“ fragte Kid deutlich verunsichert. Er hatte ihn doch erwidert, oder hatte Kid sich das eingebildet? „I-Ich will auch, aber... ich kann nicht, Kid!“ kam es mit bedrückter Stimme von Law und Kid dämmerte es. „Wegen ihm, oder?“ Law nickte. In ihm rasten gerade die Gefühle. Der Kuss war so zärtlich gewesen, so liebevoll, so sinnlich. Law hatte ihn erwidert. Am liebsten hätte er sich Kid einfach hingegeben, seine Arme um ihn geschlungen und ihn nicht mehr losgelassen. Aber im selben Moment war ihm die Drohung von Donquixote wieder in den Sinn gekommen. Die Drohung, Kid zu töten, sollte er ihn zu nah an sich ran lassen. „Er... würde es nie akzeptieren... dich niemals akzeptieren, wenn er es rausfindet!“ „Du gehörst aber nicht ihm!“ kam es plötzlich energisch von Kid, der wohl keine Angst vor dem Don hatte. „Außerdem... muss er es nicht rausfinden, oder? Wenn du mich küssen willst, dann tu es! Ich habe keine Angst vor ihm. Und ich werde schon noch dafür sorgen, dass er dich irgendwann nie wieder haben wird! Deswegen bin ich schließlich hier...!“ Law sah Kid immer noch nicht an, also legte der eine Hand an seine Wange, zwang Law so, ihn anzusehen. „Ich werde dich von ihm befreien... und bis dahin... würde ich dich zu gerne nochmal küssen!“ Kid lächelte nun etwas. Law sah wieder hinauf in diese warmen, bernsteinfarbenen Augen, wie sie ihm versprachen, sein Leid zu beenden und Law musste unweigerlich auch wieder lächeln. Er glaubte ihm. Er glaubte Kid, dass er ihm hier raus helfen würde. Und er wollte nicht daran glauben, ihn je durch die Hand von Donquixote zu verlieren. Doch vor allem wollte er ihn auch unbedingt nochmal küssen. „Dann tu es...!“ hauchte er deswegen. Auf Kids Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, ehe er sich zu Law beugte und ihn erneut sanft küsste. Es war genauso wie beim ersten Mal das reinste Feuerwerk. Law hätte nicht geglaubt, dass Kids Lippen so weich sein könnten, wo seine Hände so rau waren. Zärtlich umschlossen sie seine eignen, Law konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so intensiv geküsst worden war. Ob er es überhaupt schon mal war. Das letzte Mal war zu Studienzeiten gewesen, lange bevor Donquixote ihn körperlich an sich gerissen hatte. Doch alle samt waren von Frauen gewesen, die sich eher küssen ließen, als selber zu küssen. Kids Kuss war ganz anders. Er forderte. Und das gefiel Law, machte ihn gar an. Seine Hand fand den Weg an Kids Wange und fuhr bis in seinen Nacken, kraulte dort durch sein Haar. Eigentlich hatte er selbst bisher nicht geglaubt, Bi zu sein. Der Sex mit seinem Peiniger hatte nichts mit Liebe zu tun, es war rein körperlich und hatte ihm noch nie Befriedigung verleiht. Der Kuss mit Kid hingegen gab ihm schon mehr Befriedigung, als je etwas zuvor und er musste aufpassen, dass man ihm das nicht ansah. Doch dazu endete auch dieser viel zu früh. Kid keuchte, als sich ihre Lippen trennten und wieder hörte er seinen schnellen und schweren Atem. „Tut mir leid, ich... ich kann grad nicht mehr.“ Kid ließ sich wieder auf die Seite sinken, das Gesicht schmerzverzerrt. „Idiot, du hättest einfach liegen bleiben sollen!“ kam es streng von Law, der sich wieder aufsetzte und das Kühlpack auf Kids Prellungen legte. Der musste etwas schmunzeln und sah zu Law hoch. „Naja... das war’s Wert!“ Auch Law musste etwas schmunzeln. „Ja, irgendwie schon...!“ Sanft strich er Kid eine Strähne aus dem Haar und sah zu ihm runter. „Danke, dass du mir so viel anvertraut hast... das bedeutet mir eine Menge. Wir kennen uns noch nicht sonderlich lange, aber... ich habe zum ersten Mal das Gefühl, jemanden wirklich an meiner Seite zu haben“, kam es nun doch wieder etwas ernster von Law. „Ich verspreche dir, dein Vertrauen nie zu missbrauchen!“ Kid musste etwas lächeln. „Mir geht es ähnlich, Law... Vielleicht ist es leichtsinnig von uns beiden, so schnell zu vertrauen, aber... was haben wir zu verlieren? Wir stecken hier beide fest, also lass uns das Beste daraus machen. Außerdem... küsst du gut!“ Kid grinste nun wieder, Law ebenso. „Kann ich nur zurückgeben!“ Und mit einem Mal beschloss Law, dass Kid heute nicht mehr gehen sollte. „Bleib liegen!“ sagte er sanft und lächelte, ehe er aufstand und zu der Tür zu Kids Zimmer ging. Sie stand noch immer offen, aber Law schloss sie. Kid beobachtete ihn überrascht dabei, blieb aber wie von Law verlangt liegen. Auch im Bad machte der Schwarzhaarige noch das Licht aus, ehe er zurück zum Bett kam und einfach die zweite Decke über Kid legte. Der sah ihn nun völlig irritiert an. „Ich.. darf hier bleiben?“ fragte er irritiert, Law saß noch immer neben ihm. „Wenn du willst... keine Sorge, mich besucht hier eh niemand... Wie du sagtest... es muss niemand wissen.“ Kid schmunzelte etwas, zog die Decke dann noch etwas mehr über sich. „Weißt du... vorhin habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, dass ich gerne bei dir bleiben würde... also werde ich das jetzt ganz sicher nicht ablehnen.“ Law grinste bei Kids Worten etwas neckisch. „Ach, hast du das? Ich dachte echt am Anfang, du stehst nicht auf Kerle.“ Kid musste etwas lachen. „Oh, ich steh auf fast alles! Aber von dir dachte ich das gleiche!“ Laws grinsen wurde wieder zu einem Lächeln, ehe er sich neben ihn sinken ließ und Kid nochmal einen kurzen Kuss gab. „Ich dachte das von mir auch...!“ sagte er sanft, griff dann aber noch nach einer Schachtel Schmerzmittel auf dem Nachttisch. „Hier, nimm noch eine gegen die Schmerzen!“ Er reichte Kid die Tablette, der richtete sich nochmal kurz auf und nahm sie ohne zu fragen mit einem Schluck Wasser. „Danke!“ er ließ sich wieder ins Kissen sinken. Law sah lächelnd zu ihm. „Schlaf nun etwas, Anordnung von deinem Arzt!“ Kid sah Law noch einmal in die Augen, ehe der sich umdrehte und das Licht löschte. „Okay, Doktor!“ sagte er sanft, dachte aber noch immer über seine Worte nach. Law hatte es also selbst nicht gewusst? Es war kaum verwunderlich, immerhin war er seit Jahren ein gefangener, dem nicht erlaubt wurde, eine Beziehung zu führen, oder sich wenigsten auszuprobieren. Woher sollte er es also wissen? Law kuschelte sich in seine Decke ein, aber er war zu weit weg, als dass Kid seine Wärme spüren konnte. Er hörte allerdings seinen immer ruhiger werdenden Atem und Kid versuchte auch endlich einzuschlafen. Aber nun da er nicht mehr abgelenkt war, begannen die Schmerzen erneut. Die Kühlpacks wurden ihm irgendwann zu kalt, er begann zu zittern, also ließ er sie neben das Bett fallen. Doch das Atmen fiel ihm immer noch schwer, die Schmerztablette wirkte nur langsam. Einige Stunden fand Kid einfach keinen Schlaf, er dachte wieder an so unendlich viel. Die Vergangenheit, die er heute wieder aufgewühlt hatte, aber auch an die Zukunft. Und an Law und ihren Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)