Sein Blick traf mich wie eine Kugel von -MyNameisKid- ================================================================================ Kapitel 5: No.5 --------------- Er lag auf dem Bett. Nackt und hilflos. Seine Hände waren an die Bettpfosten gefesselt und seine Beine wurden auseinandergedrückt. Der Knebel in seinem Mund verhinderte, dass er schrie, obwohl er das ohnehin nicht konnte, da er kaum Luft bekam. Der Mann über ihm drückte ihm die Kehle zu, während er sich immer wieder hart und brutal in ihm versenkte. Tränen standen in Laws Augenwinkeln, doch er konnte sich nicht wehren. Er konnte sich niemals wehren, wenn ER von ihm verlangte zu kommen. „Du stehst auf den Rotschopf, nicht wahr? Willst du, dass er dich so fickt, wie ich dich gerade ficke?“ Law hasste diese brutale, tiefe Stimme so sehr. Er wollte widersprechen, es stimmte nicht. Er hatte solche Gefühle nicht für Kid, oder? Er kannte ihn doch kaum... „Ich sehe in deinen Augen, dass du dich nach ihm verzehrst! Er kann dich auch nicht retten! Du gehörst MIR, hörst du? MIR ALLEIN!“ Der Blonde über ihm schrie ihn an, während er noch fester in ihn stieß. Law hielt es kaum aus, der Schmerz in seinem Unterleib, an seinem Hals und an seinen Handgelenken, die an den Fesseln zerrten war unerträglich. Plötzlich ließ die Hand von seinem Hals ab, beide Hände legten sich an seine tätowierte Brust. „Wenn er dich anfasst, bringe ich ihn um! Hast du das kapiert?“ Law nickte, die Tränen liefen über seine Wangen, schon bevor der Mann über ihm mit beiden Händen brutal über seine Brust kratzte, bis an sein Becken, in das er noch mal hart stieß. Laws Schreie waren laut und dumpf, zumindest im Traum. Als er hochschreckte, merkte er, dass er immer noch schrie und die Tränen erneut über sein Gesicht liefen. Verzweifelte hielt er sich die Hand vor den Mund, er zitterte am ganzen Leib. Wäre es doch nur ein Traum gewesen… Doch das klopfen und rufen, das langsam an seine Ohren drang, war kein Traum. Er sah zu der kleinen Tür im Schlafzimmer, von der das Geräusch kam. Kid war von den Schreien aufgewacht. Laws verzweifelte Stimme drang durch die Tür in sein Zimmer. Sofort sprang Kid auf, wieso schrie er? Kid klopfte gegen die Tür. „LAW?“ rief er laut, doch der schrie noch immer. Erneut klopfte er laut, fast verzweifelt gegen die Tür. „LAAAW, LASS MICH REIN!“ Kid rüttelte an der Tür, doch es war unmöglich, das Zahlenschloss ging nicht auf, er wusste nicht mal wie viele Zahlen es benötigte. Doch plötzlich verstummten die Schreie und Kid glaubte, ein Wimmern zu hören. „LAW?“ rief er nochmal, doch nichts war mehr zu hören und einen Moment glaubte er, er würde den anderen nie wieder sehen. Was wenn jemand…? Doch bevor Kid den Gedanken zu Ende denken konnte, hörte er Schritte auf die Tür zukommen. Kid wich zurück, was wenn jemand bei Law gewesen war? Und der nun auf ihn zukam? Doch als die Tür aufging, blickte er nur in die verzweifelten, verweinten Augen des schwarzhaarigen Arztes. Er trug nur ein weites Shirt und Shorts und Kid fiel sofort das Würgemal an seinem Hals auf. War das dieser Donquixote gewesen? „Was ist los…?“ fragte Kid sanft, und mit einem Mal liefen noch mehr Tränen über Laws Wange. „I-Ich…!“ Law blickte auf den Rothaarigen und erneut auf seine starken Arme. Wieso wollte er sich so gerne gerade in diese werfen, sich an ihn drücken und einfach sicher sein? Hatte Donquixote recht gehabt? Konnte Kid ihm diese Sicherheit überhaupt geben? Und wenn ja, wollte er es? Sicherlich wäre er nur angeekelt von einem heulenden Mann, der sich in seine Arme warf. Wäre er eine Frau, wäre es vielleicht etwas anderes. Aber das war er nicht. „Mir.. geht’s gut, schlaf weiter!“ Law wollte die Tür schließen, doch Kid war schneller, hielt sie auf und trat einen Schritt in das Schlafzimmer des anderen. „Hey, stopp, warte… das glaubst du dir doch selbst nicht!“ widersprach er ihm und griff sanft die Hand am Gelenk, die die Tür schließen sollte. Doch augenblicklich zuckte Law zusammen, zog schmerzlich die Luft ein und seine Hand weg. Kid ließ sofort los und sah auf die Hand, die Law sich am Gelenk rieb. „Was… tut er nur mit dir?“ kam es bedrückt von dem Rothaarigen, obwohl er die Antwort kannte. Law blickte ihm erneut in die Augen und wieder liefen Tränen über seine Wangen, Kid wusste nun genau: Law wurde misshandelt… wahrscheinlich sogar sexuell missbraucht, er war nicht die Mätresse des Dons… er wurde von ihm aufs übelste vergewaltigt. Und das traurigste daran war: Kid wusste, wie sich das anfühlte… wie man sich dabei fühlte… und vor allem, wie man sich danach fühlte. „Ich sagte doch, das… das geht dich nichts ans!“ giftete Law ihn an, er wollte ihn abwehren, das verstand Kid. Und trotzdem trat er einfach in das Schlafzimmer ein, kam auf Law zu. Der wich zurück, er traute ihm nicht, das war klar. Doch Kid überwand einfach die letzten Meter zwischen ihnen, griff erneut seine Hand, dieses Mal nicht am Gelenk, sondern umschlang ihre Finger und zog ihn einfach zu sich. Sanft legte er beide Arme fest um ihn. Laws Augen weiteten sich, als er plötzlich an die starke Brust gedrückt wurde und diese wunderbaren, starken Arme sich um seine Körper schlossen. Nahm ihn Kid gerade wirklich in den Arm? Es war doch genau das, was er sich gewünscht hatte… aber bisher hatte Law niemals das bekommen, nachdem er sich gesehnt hatte. Keine sanften Worte, kein Verständnis, kein Mitgefühl… keine Umarmung, wenn er sie am dringendsten brauchte. Außer jetzt. Kid gab es ihm einfach, und auch wenn sein Verstand sich wehren wollte, sein Körper und sein Geist konnten es nicht. Im Gegenteil… Sein Körper schmiegte sich an ihn, seine Hände klammerten sich auf Brusthöhe in Kids Shirt und er schloss für einen Moment die Augen. Kid roch gut, nahezu fantastisch und langsam aber sicher beruhigte sich sein Herzschlag und seine Tränen begannen zu trocknen. „Ich… kann mich nicht wehren…!“ sagte er irgendwann leise und hielt das Gesicht weiter an Kids Brust versteckt. Kid hätte nicht geglaubt, dass Law sich wirklich so an ihn schmiegen würde, doch er hielt ihn fest im Arm, so lange es der andere brauchen würde. Er wusste nicht wieso, aber er hatte das Gefühl, nur er könnte ihm gerade Trost spenden. Und das machte ihn irgendwie glücklich. Als Law irgendwann begann zu sprechen, sah er auf den dunklen Haarschopf. „Wieso nicht…?“ fragte er vorsichtig nach und hielt ihn weiter bei sich. „Er ist stärker… und er hat alles in der Hand, alles was mir noch etwas bedeutet… wenn ich mich ihm verwehre, dann… tötet er alle, die mir noch wichtig sind… und dann bin ich ganz alleine!“ antwortete Law leise. Kid war aufgefallen, dass die beiden Freunde von Law, die mit in der Sushi-Bar gewesen waren, beim Bankett im Speisesaal nicht anwesend gewesen waren. Gehörten sie nicht zum Clan? „Deine beiden Freunde und deine Familie?“ fragte Kid nach, nichtsahnend, dass Donquixote sogar schon mit seinem Tod gedroht hatte. „Ich… habe keine Familie mehr… nur noch meine Freunde… wenn ich sie verliere, dann… er würde nicht mal zulassen, dass ich mir selbst das Leben nehme… Er braucht mich, aber nicht sie! Er lässt sie leben, um etwas gegen mich in der Hand zu haben…!“ Kid schockierten die leisen Worte, obwohl er hätte ahnen können, wie grausam dieser Mann wirklich war. Er hielt Law weiter fest, noch wehrte er sich nicht gegen ihn. Im Gegenteil, Kid glaubte, der andere genoss es sogar. „Hat er… deine Familie auf dem Gewissen?“ fragte Kid dann geradeheraus, er konnte es sich nicht anders erklären. Und Law nickte zur Bestätigung, drehte aber zeitgleich den Kopf mehr an seine Brust. „I-Ich kann nicht…!“ kam es von ihm. Kid strich ihm sanft über den Rücken und nickte ebenso. „Du musst es mir nicht erzählen…“ sagte er sanft, er konnte sich in etwa vorstellen, wie Law sich fühlte. „Ich weiß, wir kennen uns kaum, aber… soll ich bei dir bleiben? Zumindest etwas? Du wolltest noch wissen, wie es einen Ami nach Japan verschlagen hat!“ Er versuchte etwas zu scherzen, schmunzelte dabei. „Und wir finden sicherlich noch andere Dinge zum reden… Ich kann ohnehin nicht schlafen!“ Law hob nun langsam wieder den Kopf und sah in die Augen des Anderen. Sie strahlten irgendwie Wärme aus, und Law fragte sich, woher diese kam. Er hätte erwartet, bei einem Mörder wie Kid nur Kälte zu sehen, aber da war keine. Er musste etwas lächeln, hatte sich offenbar inzwischen einigermaßen beruhigt. „Nachdem du mich flennend ertragen musstest, ist das Mindeste was ich dir anbieten kann ein Drink und ein wenig reden… also ja, du… sollst bleiben!“ Law fielen die Worte von Donquixote wieder ein. Er durfte Kid eigentlich nicht so nah an sich ran lassen. Um ihr beider Willen, aber wenn er in diese Augen sah, konnte er nicht anders. Was sollte schon passieren, Kid hatte ja Recht. Sie kannten sich eigentlich kaum, und für eine gute Zusammenarbeit müssten sie sich wohl erstmal kennenlernen. „Oh, ähm…“ Kid ließ Law langsam wieder etwas los, wirkte plötzlich verlegen. „Ich ähm, trinke keinen Alkohol, ehrlich gesagt…!“ gab er dann zu. Normal gab er das nicht Preis, die meisten seiner Bekanntschaften hatten ihn dafür verhöhnt. Doch Law nicht. Der sah ihn nur erstaunt an. „Oh, wirklich? Das hätte ich jetzt ehrlich gesagt nicht erwartet… aber ich hab auch Cola da!“ Kid musste lächeln, ließ Law dann endgültig los. „Zu einer Cola sag ich nicht nein!“ Law war darüber zufrieden, wischte sich etwas über die Augen und ging los. „Dann komm, lass uns ins Wohnzimmer!“ Kid folgte Law, allein das Schlafzimmer war schon riesig gewesen, doch als sie den Wohnbereich betraten, war Kid doch beeindruckt. Er hatte eine riesengroße Couchlandschaft, alles war sehr modern und westlich eingerichtet. Sogar eine offene Küchenzeile, weitaus größer als die von Kid, war am anderen Ende vom Raum und Laws Fernseher war ungefähr doppelt so groß wie seiner. Der andere hatte auch alles Mögliche an DVD’s, Blu-Rays, Büchern und allem was das gelangweilte Herz begehrte. Kid gefiel es hier deutlich besser als bei sich. „Warum trinkst du nicht?“ fragte Law frei heraus, als Kid sich noch umsah. Er war bereits am Kühlschrank und holte ihre Getränke. „Vernebelt die Sinne.“, antwortete der Rotschopf. „Ich habe zu viele Feinde, als dass ich gebrauchen kann, auch nur eine Sekunde nicht Herr meines Körpers zu sein. Außerdem… war mein Vater Alkoholiker… und das nicht von der netten Sorte.“ Wieder plauderte Kid aus dem Nähkästchen, was er eigentlich sonst nie tat. Aber er wollte mehr über Law wissen, da musste er ihm auch gestatten, mehr über ihn zu wissen. „Klingt vernünftig!“ sagte der Schwarzhaarige und kam mit zwei Colas zurück zum Sofa, setzte sich und wartete auf Kid. Der kam zu ihm und nahm lächelnd das Getränk entgegen. „Du bist der Erste, der mich nicht als Langweiler bezeichnet… die meisten machen sich darüber lustig!“ Law lächelte und stieß mit Kid an. „Tja, ich bin eben nicht die meisten… ich denke jeder sollte für das akzeptiert werden, was er ist. Und wenn du keinen Alkohol trinkst, dann ist es nicht an mir darüber zu urteilen… und du hast ja deine Gründe. Ich persönlich finde sie nachvollziehbar.“ Nun musste Law grinsen. „Außerdem hab ich ja was davon, wenn mein Beschützer nüchtern ist und ich mich volllaufen lassen kann, ohne Angst zu haben!“ Kid musste etwas lachen, trank von seiner Cola. „Beschützer, wie das klingt…!“ „Naja, so hast du dich gegeben, vorhin vor dem Don! Dabei hattest du mir klipp und klar gesagt, du willst kein Bodyguard sein!“ Kid wurde wieder ernster, lächelte aber immer noch und sah sich in der Wohnung um. „Will ich auch eigentlich nicht, aber… irgendwie kam es einfach so raus. Und ich denke, es war das, was mir den Arsch gerettet hat. Also muss ich jetzt dafür sorgen, dass dein Arsch immer gerettet wird!“ Er schmunzelte und sah wieder zu Law. „Ich lass mich gerne von dir Beschützen, aber denk ja nicht, dass ich ein schwaches Lämmchen bin, das nur in der Ecke sitzt! Ich kann mich durchaus wehren.“ „Oh, das weiß ich... das wurde mir gesagt, was glaubst du, wieso ich so viel Abstand wie nur möglich zu dir wollte, um dich zu killen!“ Kid grinste, es verging ihm dann aber wieder und er sah auf seine Cola. „Wie schnell sich die Dinge doch ändern… vor drei Tagen wollte ich dich noch umbringen, und jetzt sitze ich hier mit dir!“ Law sah Kid weiter an bei dessen Worten, musste dann aber auch lächeln. „Ja, manchmal spielt das Leben verrückt. Aber du bist mir ehrlich gesagt lieber als Verbündeter, als dich zum Feind zu haben. Und irgendwie… bist du auch ein ganz netter Kerl! Hätte ich nicht bei dir erwartet...“ Law lachte etwas und lehnte sich auf der Couch zurück. „Wie alt bist du eigentlich?“ Kid musste schmunzeln über Laws Worte…. Als nett hatte ihn wirklich noch nie jemand bezeichnet. Die Frage überraschte ihn allerdings. Sein wahres Alter war auch glücklicherweise niemals durch die Medien gesickert. „Sechsundzwanzig… und du?“ Law war Chirurg… er hatte also studiert, er musste mindestens so alt sein wie er selbst, wenn nicht sogar älter. „Ich bin achtundzwanzig.“ Die Antwort war nicht überraschend. „Wie lange lebst du denn schon in Japan? Du sprichst die Sprache perfekt… hast du japanische Wurzeln?“ fragte Law dann endlich danach, was ihn schon seit dem Mittag brennend interessierte. „Kann man so sagen...!“ Kid fiel es irritierend leicht, ihm zu antworten, woe er doch normal nie etwas von sich preis gab. Zu gefährlich. „Ich bin mit 14 hergekommen… ich bin tatsächlich zu einem viertel Japaner, auch wenn man es mir kaum ansieht. Meine Mutter war halb Japanerin, halb Amerikanerin. Meine Oma hatte was mit einem amerikanischen Soldaten… Mein Opa hat viele Jahre selbst in Japan gelebt, musste aber irgendwann zurück und hat meine Mutter damals mitgenommen. Als meine Mum gestorben ist, hatte ich sonst dort niemanden mehr. Ich hatte gute Erinnerungen an meine Oma aus Japan, wir haben sie öfter besucht als ich noch klein war. Mein bester Freund hat mir geholfen, nach Japan zu kommen, um sie zu suchen… Hatte gefälschte Papiere, ich war eigentlich noch zu jung um alleine zu reisen, aber durch meine Größe hat niemand Fragen gestellt. Ich hab sie in Japan auch gefunden und zwei Jahre bei ihr gelebt, bis auch sie gestorben ist. Ich konnte damals nicht mehr zurück, seitdem bin ich hier…!“ Kid erzählte einfach drauf los, auch wenn einige Teile der Geschichte fehlten. Law sah weiter auf seine Cola, plötzlich sah er wieder bedrückt aus. „Was ist mit deinem Vater? Lebt er noch?“ Kid sah kurz zu Law, dann aber wieder weg. „Nein…!“ kam es nur von ihm, doch über ihn wollte er wirklich nicht reden. Es gab keinen Menschen, an den er mit mehr Hass zurückdachte als seinen Vater. Law schien das zu merken und fragte nicht weiter nach. Zumindest nicht nach ihm. „Dann… hast du auch keine Familie mehr?“ fragte er nach, Kid sah weiter zu Law. „Kann man so sagen… ich hab noch irgendwo einen Halbbruder, aber ich weiß nicht wo… ich denke er lebt irgendwo glücklich in Amerika… hoffentlich glücklich.“ „Ja, hoffentlich…“ Law hob wieder den Kopf. „Willst du irgendwann zurück und ihn suchen?“ Kid nickte. „Ich denke schon, aber… nur um zu gucken, ob es ihm gut geht. Ich will nicht wieder in sein Leben treten, wenn er wirklich glücklich ist… ich bin kein guter Mensch… und ich will nicht, dass er weiß, was ich mache. Wobei er das vielleicht sogar durch die Medien weiß... Aber bis dahin müssen die amerikanischen Geheimdienste eh erstmal wieder chillen, so schnell sollte ich mich da nicht wieder blicken lassen. Als ich vor ein paar Jahren dort war und ihn suchen wollte, kam mir ein Auftrag dazwischen, nachdem ich so schnell es ging wieder weg musste. Es blieb keine Zeit, weiter nach ihm zu suchen.“ Law hörte zu und fragte sich, für wessen Tod Kid schon verantwortlich war. Jeder sagte, er wäre der beste, doch sicherlich hatte er schon bedeutendere Leute erschossen, als irgendwelche Kleinkriminellen in Japan. Niemand wusste so genau, wer alles auf seine Kappe ging. „Irgendwann wirst du die Chance bekommen!“ Law wollte nicht weiter nachbohren, Kid schien auch eher ungern über seine Vergangenheit zu sprechen, und über seine Kunden oder Opfer würde er vermutlich eh nichts verraten. Dafür kannten sie sich noch zu wenig. „Was ist mit dir?“ fragte Kid plötzlich und sah zu Law. „Er hat deine Familie auf dem Gewissen… wer waren sie? Und wann war das?“ Der andere hatte sich mehr zu Law gedreht, er wollte nicht, dass es ihm wieder schlecht ging, aber die Neugier in ihm war mindestens genauso groß, wie bei dem anderen. Law senkte den Kopf, er wollte es eigentlich nicht erzählen. Aber Kid hatte ihm so viel erzählt, es wäre unfair sonst. „Ich war 10, als sie starben… Sie waren auch beide Ärzte… gute Menschen, die den Frieden und die Menschen liebten. Doch fünf Jahre davor kamen Donquixotes Männer plötzlich in unser Haus. Er hatte zu der Zeit gerade den Familienclan von seinem Vater übernommen, seine Grausamkeit war schon damals ohne gleichen. Sie bedrohten meine Eltern und zwangen sie, ihnen den Einstieg in den illegalen Organhandel zu ermöglichen. Du kannst dir sicher inzwischen denken, dass er mich dafür braucht… Fünf Jahre lang haben sie getan, was er verlangte, um mich und meine Schwester zu schützen. Doch irgendwann wurde meine Schwester krank, sie hätte ein Spenderherz gebraucht. Mein Vater bettelte Donquixote an, er hatte die Möglichkeiten, es zu beschaffen, doch der weigerte sich. Lamy starb, und meine Eltern gerieten in einen furchtbaren Streit mit dem Clan, der sie das Leben kostet…!“ Laws Stimme zitterte, während er erzählte, seine Augen schiene wieder feucht. Kid tat es Leid… seltsamerweise, denn eigentlich glaubte er, kein Mitleid zu kennen. Er tötete so viele, ohne je Mitleid zu haben. Doch bei Law spürte er es plötzlich. Wieso? „Ich dachte, sie bringen mich auch um, aber sie nahmen mich mit. Der Bruder von Donquixote nahm sich mir an, und seitdem bin ich hier… zum Studieren ließ man mich gehen, auch wenn Cora-san-san mich begleitete... er war wie ein Vater für mich, ganz anders als sein Bruder. Ich dachte, ich würde es schaffen, danach einfach zu verschwinden, in ein anderes Land zu gehen. Cora-san-san wollte mir helfen... Doch kaum war ich fertig, tauchten sie wieder auf, nahmen mich mit und zwangen mich, die Arbeit meines Vaters weiterzuführen…!“ Kid glaubte langsam zu verstehen. Law rief nach Hilfe, er wollte nicht, dass Kid festes Mitglied hier wurde, er wollte, dass er ihm half, hier endlich rauszukommen. Deswegen war er nur ihm unterstellt. Und seltsamerweise machte ihm das gar nichts aus. Er fragte sich allerdings auch, was mit dem Bruder von Donquixote passiert war. „Du willst hier endlich raus, nicht wahr?“ Law fühlte sich scheinbar ertappt, hob den Kopf und sah in Kids immer noch so warme Augen. So viel hatte er gar nicht sagen wollen, und ruckartig wollte er aufstehen. „Das habe ich nie gesagt! Vergiss einfach, was ich…!“ Doch Kid packte Law schon an der Hand, bevor der andere aufstehen konnte. „Bleib!“ es war kein Befehl, ehe er eine Bitte. Law ließ sich langsam zurück auf die Couch sinken und sah ihn an. „Ich habe mir sowas schon gedacht, bevor du mir das erzählt hast. Niemand will bei demjenigen bleiben, der ihn vergewaltigt. Und ich werde mitspielen… ich arbeite für ihn… aber eigentlich für dich! Ich weiß nicht wieso, aber… ich will dir helfen! Ich bin genauso wenig freiwillig hier, wie du! Ich liebe meine Freiheit, und die will ich wieder. Und wenn das bedeutet, dass wir hier gemeinsam raus kommen müssen, dann soll es so sein!“ Law blickte Kid ungläubig in die Augen. Hatte dieser Mann, den er kaum kannte, ihm gerade versprochen, seine Pein endlich zu beenden? Ob und wie sie das schaffen sollten, wusste er nicht, aber alleine jemanden an seiner Seite zu haben, machte ihm Hoffnung. „Du weißt, dass es dich das Leben kosten kann? Ich kann dir nicht versprechen, dass wir es schaffen…! Wenn sie es auch nur ahnen, dann...“ Laws Worte wirkten bitter, er hatte sich mit dem Gedanken, bei dem Versuch zu sterben, wohl schon abgefunden. Aber könnte Kid das? „Mein Job kann mich jeden Tag das Leben kosten, also… ja, das ist mir bewusst!“ Law sah auf ihre Hände, Kid hielt seine immer noch fest. Sie war warm und stark und er dachte darüber nach, wie weit sie es wohl zusammen schaffen würden? Er war bisher immer alleine gewesen. Seine beiden besten Freunde konnten zwar auch kämpfen, aber sie gehörten nicht dazu. Sie waren zu weit weg und er hatte ihr Leben nie riskieren wollen. Wieso war er bereit, das von Kid aufs Spiel zu setzen? Weil er ihn kaum kannte? Nein, eigentlich war das nicht der Grund. Kid war selbst bereit, sein Leben zu riskieren. Er hatte genauso wenig zu verlieren, wie er selbst. Und er wusste noch dazu, wie stark er war. Vermutlich sogar stärker als er selbst? Sie würden ein gutes Team werden, dessen war sich Law inzwischen sicher. Über diesen Gedanke, musste er lächeln und sah wieder von ihren Händen in Kids entschlossene Augen. „Dann werden wir es gemeinsam schaffen. Aber bevor wir da überhaupt Anstalten machen, müssen wir den Schein waren. Donquixote wird in den ersten Wochen auf dich ganz besonders ein Auge werfen, also sollten wir zunächst die Füße still halten und das für uns behalten. Du musst dir sein Vertrauen erarbeiten…!“ Kid grinste, ließ Laws Hand nun auch los und nickte. „Kein Problem, ich bin sehr Vertrauenswürdig! Das bekomme ich hin, keine Sorge!“ Kid grinste noch immer, von sich überzeugt war er. Law lächelte auch wieder, er glaubte dem anderen das sogar. Den Rest der Nacht verbrachten die beiden noch auf dem Sofa und redeten. Ihre Themen gingen weg von den Grausamkeiten des Lebens. Sie unterhielten sich über Filme, japanische und amerikanische, über Sport und Essen, über all die Dinge, die ihnen trotz ihrer schwierigen Lebensweisen Freude machten. Kid genoss die Gesellschaft des Anderen, sie hatten viel gemeinsam, konnten aber auch diskutieren, wenn ihre Meinungen auseinander gingen. Es war bereits kurz vor fünf, als Kid sich doch irgendwann verabschiedete und sie beide in ihre Betten gingen. Law war so ausgelaugt, auch von den immer noch herrschenden Schmerzen seiner Misshandlung, dass er sofort einschlief. Dieses Mal ruhig und ohne Albtraum. Kid hingegen lag in seinem Bett wieder wach. Er konnte einfach nicht einschlafen, obwohl er unendlich müde war. Doch das alles beschäftigte ihn so sehr, vor allem dachte er aber an Law. Und an das, was dem anderen widerfahren war und noch immer widerfuhr. Er wusste natürlich, dass sie nichts übers Knie brechen durften. Wenn sie zu voreilig handelten würde es sie beide vermutlich das Leben kosten. Oder nur ihn, und Laws Freunde, und er müsste in der Hölle weiterleben. Aber er fragte sich, wie oft der Don den anderen zu sich bat. Wie oft er ihn missbrauchte und wie lange Laws Körper und Geist das noch aushalten würden. Er wusste genau, was das mit einem machte, hatte sein Vater doch… Kid presste die Augen zusammen, er wollte daran nicht denken. Er wollte schlafen und endlich ein wenig zur Ruhe kommen, doch es sollte nicht sein. Er konnte nur minimal dösen, bis irgendwann der Tag anbrach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)