Der Waldläufer Nousagi von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 43: Trauer (Taisho) --------------------------- Kapitel 43 Trauer Taisho Sicht Diese Schnelligkeit. Das ich jemals einen so schnellen Yokai kennen und ihn in meinem Heer haben würde, hätte ich niemals gedacht. Doch genau in diesem Moment verfluchte ich das Talent meines Vertrauten. Es war schon eine gewisse Ironie, das ich ihn seit Satorus tot als einen Vertrauten empfand. Nachdem ich ihn damals einfach in diesem Dorf zurückließ, weil er mir unnütz vorkam. Heute schätze ich ihn sehr. Ihm konnte ich meine Gedanken anvertrauen und konnte mir seines Schweigens sicher sein. Nousagi war zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, ihn damals in dem Dorf weiter wüten zu lassen, oder ihn niemals mit auf die Gesuche zu nehmen. Sicher hätte das eine oder andere länger gebraucht und mehr Kraft gekostet, doch ich hätte diesem jungen Yokai das schlimmste ersparen können, was es für Yokai gab. Den Verlust seiner Gefährtin. Das Innere Biest sucht sich nur einmal in unserem langen Leben eine Gefährtin. Und diese gehört es zu erobern und an sich zu binden. Sie zu schützen und für immer zu lieben. Ich hatte nicht damit gerechnet, das das Biest sich auch Menschen als Gefährten aussucht, doch bei Nousagi war es Beweis genug. Als er also an jenem Tag so überstürzt loslief, versuchten Kasimir und ich ihm zu folgen. Wir informierten Sesshomaru mit unserem Warnruf darüber. Er würde uns sicher nicht folgen und gemächlich zurück ins Schloss gehen. Auf halben Weg bemerkten wir das Nousagi nicht zum Schloss, sondern in eine andere Richtung lief. Fragend entscheiden wir, das Kasimir ihm folgen und ich zum Schloss laufen würde. Da Nousagi schneller war wie wir, könnte es sein das er nur einen Umweg genommen hatte, Shijukara gefunden und sie nun zurück im Schloss war. Mir war schleierhaft, warum sie überhaupt außerhalb des Schlosses war. Yukara hatte von mir den klaren Befehl bekommen, auf sie zu achten. Was war also passiert? Kasimir hatte für mich sehr in Gedanken gewirkt und als ich ihn fragte was er Nosuagi gegeben hatte, erklärte er es mir. Er gab ihm die gleichen Kräuter die Baku damals Shiju gab, um die Verbindung zu schwächen. Er klärte mich aber darüber auf, das die Mischung die er nutzte, nur für einige Minuten half. Danach spürte man wieder alles. So hatte er Nousagi getestet und gewusst das etwas mit Shijukara nicht stimmte. Das war eine wirklich schlimme Situation und als ich im Schloss ankam, hoffte ich noch das Beste. Yukara kam mir auf dem Hof schon entgegengerannt und warf sich vor mir auf die Knie. „Oh Herr es ist etwas schreckliches passiert! Shijukara ist fort und niemand kann sie finden“, gab sie wimmernd bekannt und kauerte zitternd am Boden. Es tat ihr leid, das sah man ihr an und so ging ich an ihr vorbei. Ich wollte gerade zum Heer gehen, als ich etwas hörte und einen Geruch wahrnahm. Leider bereitete mir die unglaublich große und aufgewühlte Aura sorgen. In wenigen Sätzen sprang ich auf die Mauer. „Alle hinein mit euch! Schnell“, rief ich und bekam so die Aufmerksamkeit meiner Wachen, des Schmiedes und seiner Helfer und von Yukara die am Boden saß und nun aufsah. „Sofort!“, knurrte ich und griff an mein Schwert. Nousagi was ist nur los!? Yukara wurde vom Schmied in dessen Schmiede gezogen und der Hof leerte sich. Die Wachen heilten sich bereit, auch wenn sie in Deckung gingen. Allerdings hatte ich eine Person nicht bedacht, die eine ebenso starke Bindung, wenn nicht sogar noch innigere Bindung zu Nosuagi hatte, wie Yukara oder ich. Ayaka lief auf den Hof und sprang neben mich auf die Mauer. „Hinein mit dir Ayaka! Er wird von Sinnen sein!“, knurrte ich sie an und hoffte das sie einfach hinein gehen würde. Aber sie tat es nicht, hielt die Luft an, als das Biest in welches sich Nosuagi verwandelt hatte, zeigte. Er stand am Waldrand, welcher einige hunderte Meter von der Mauer entfernt war. „Oh Kami“, hauchte Ayaka und schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. „Hinein“, knurrte ich und schubste sie von der Mauer in den Hof. Ayaka war so geschockt, das sie fast hinfiel. Doch sie stolperte zum Korridor und blieb hinter einer der Säulen stehen. Es kam mir so vor, als wenn sie wüsste, was mit Shiju geschehen war, aber dem nachzugehen, dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Nousagi kam näher und ich sprang ihm entgegen. Ich müsste das Schloss schützen und da war so viel Abstand wie möglich am besten. Der Inuyokai wurde auf Mitte der Lichtung langsamer und ich schnappte den Blick des Yokai vor mir auf. Er war erschöpft, gebrochen und wirkte einfach nur leer. So etwas hatte ich in meinem langen Leben noch nie gesehen. Mir schmerzte das Herz selbst, wenn ich ihn so sah. Das Biest wurde langsamer und hielt direkt vor mir. Ich ließ mein Schwert los und öffnete meine Arme. Nousagis schnauzte kam meinen Armen näher und ich spürte das Gewicht eines Körpers auf meinen Armen. Ehrfürchtig hielt ich die Luft an, als sich der Yokai auflöste und Nousagi leblos vor mir zusammenbrach. In der Hand hielt er Haar und meine empfindliche Nase verriet mir, das es Bakus Geruch war, der an dem Haar klebte. Ergeben und schuldig schloss ich die Augen, bevor ich zu dem Körper in meinen Armen sah. Shijukara lag dort, geschunden und entstellt. Bis auf ihr Gesicht hatte sie überall Wunden. Ihr Kimono war durchtränkt von Blut. Ihr Becken und einige Rippen gebrochen. Ich wollte mir nicht vorstellen, was für schmerzen sie erleiden musste, bis sie letztendlich starb. Ohne ein weiteres Wort wollte ich gehen, aber Nosuagi ergriff mein Bein. „Ein Grab“, flüsterte er so ruhig und Monoton, das nur ich es hören konnte. Schweigend nickte ich und ging los. Ich beschloss sie an einem Ort, den die beiden mochten zu beerdigen. Als ich die beiden damals rettete, war mir ein Baum in der Nähe der Hütte aufgefallen, an dem der Geruch der beiden stark haftete. Sie mussten oft dort auf dem Baum gesessen haben. Das wäre der richtige Ort dafür und so errichtete ich ihr Grab. Als ich ihren Namen in den Stein kratzte und ihn aufstellte, kam mir ein kleiner Bekannter, unter die Augen. Er musste seine Herrin gerochen haben und schmiegte sich trauernd an die Erde. Bedrückt sah ich ihm einige Minuten zu und nahm dann das Bündel, welches Shiju an ihren Körper gedrückt hielt. Es war mir heruntergefallen als ich sie vorsichtig in das Erdloch ablegte. Das Tuch war jedoch an ihr hängen geblieben und so erkannte ich den Inhalt, als er zu Boden fiel. Es war eine Maske, welche aus einem Yokaiknochen geschnitzte worden war. Shiju musste sie angefertigt haben und ich entschied, das ich sie Nosuagi geben würde. Sicher hätte sie es so gewollt. „Lass uns zu deinem neuen Herrn gehen, kleiner Kerl“, bat ich Seki und der Hase löste sich gequält vom Grab seiner Herrin. Er sprang auf meinen Arm, vergrub sich in meiner Armpanzerung, die an meiner Schulter endete und in das Fell überging, welches von meiner Yokaigestalt stammte. Der Hase vergrub sein Gesicht. Es hatte auch ihn schwer getroffen. Allerdings fürchtete ich mich vor den Schmerzen, die mein Vertrauter in diesem Moment erleidet. Würde sich Nousagi jemals davon erholen können? Am Schloss angekommen, waren alle in hellem Aufruhr. „Wo ist Yukara?“, fragte ich den Schmied als ich ankam und wurde auch gleich von Kasimir begrüßt. „Sie ist bei ihm“, berichtete er und ich nickte. „Sehr gut. Niemand anderes darf nun zu ihm“, befahl ich allen die dabeistanden. Das Zeichen meiner strengen Stimme sagte ihnen, dass sie meinen Befehl weiter zu tragen hätten. Mit einem Fingerzeig bedeutete ich Kasimir mir zu folgen und ging durch einen der Korridore zu Nousagis Gemach. Auf dem Weg forderte ich Kasimir auf, seine Beobachtungen zu berichten. „Als ich ankam, auf dem Berg richtigung Yokaifriedhof“, erzählte er und ich wunderte mich nicht, das Shijukara dorthin wollte. Schließlich hatte sie alle Knochen von dort holen müssen. Wie sonst würde ein so zierlicher Mensch, an diese Materialien kommen. „Erkannte ich Nousagis Biest. Er riss den Übeltäter in Stücke. Ohne mit der Wimper zu Zucken. Er war wie eine Bestie. Unberechenbar und kühl, eisern und voller Hass. So etwas habe ich noch nie gesehen Herr“, gestand er erschüttert. Ich spürte das auch er innerlich aufgewühlt war. Und das obwohl er härtere Kriege in seinem Land miterlebt hatte, wie ich damals mit den Drachen. „Wer war es?“, fragte ich und wusste bereits die Antwort. „Baku“, bestätigte Kasimir. Schuld erfüllt schloss ich die Augen und trat auf den Gang zu seinem Gemach. „Nousagi hat ihn getötet?“, fragte ich auch danach, denn auch wenn Blut an Nousagi und den Haaren geklebt hatte, das nach Baku roch, könnte er ihn ebenso wie ich, verfehlt haben. „Tausend Teile, Herr“, antwortete Kasimir und ich nickte. Es musste ein schrecklicher Anblick sein, doch ich empfand keinerlei Gefühle für diese Tat. Es war eher eine Genugtuung, gepaart mit der Schuld das ich ihn damals nicht erledigen konnte und dies nun zu dieser Tragödie geführt hatte. Am Gemach, saßen Ayaka und Aiko. Ayaka war in Tränen aufgelöst, weinte und wimmerte schlimm und auch Aiko war schweigsam. „Wie steht es um ihn?“, bat ich Aiko um Auskunft und sie verneigte sich auf dem Boden. „Er lebt. Doch es sind nicht seine körperlichen Wunden, die uns Sorgen bereiten, Herr“ Wissend nickte ich und schob dann die Tür auf. Yukaras Blick traf meinen. Ich erkannte ihre Sorge und Trauer. Leise kniete ich mich an Nousagis Bett. „Kannst du mir sagen, wie es dazu kommen konnte das Shijukara hinausgelangte?“, fragte ich Yukara und sie schluchzte auf. „Herr ich bin an alle dem Schuld! Ich hatte sie ins Bad geschickt. Sie lag mir seit zwei Tagen in den Ohren, das sie zu diesem Friedhof müsste. Sie wollte etwas für Nousagi fertig stellen. Ich hatte es ihr verneint und daraufhin muss sie auf eigene Faust gegangen sein“, klärte sie mich auf. Schweigend hörte ich zu und legte ihr am Ende eine Hand auf sie Schulter. “Gräme dich nicht. Es ist sicher besser, wenn wir ihn nun in Ruhe lassen. Geh schon mal. Ich will noch kurz mit ihm reden, vielleicht hört er mich an“, bat ich sie zu gehen und natürlich ging sie. Wir alle würden an diesem Tag mit unseren Gedanken zu tun haben. Ich musterte Nousagis Erscheinung. An sich sah er aus, als wenn er schlafen würde. Er hatte keinerlei äußere Verletzungen. Seine Aura war auf ein Minimum beschränkt und doch merkte ich etwas, was Yukara wohl verborgen geblieben war. „Du bist wach oder Junge?“, fragte ich mit ruhiger Stimme. Als Antwort kullerte eine einzige Träne über Nousagis Gesicht. Er presste die Augen zusammen und begann zu schluchzen. Der Schmerz musste so tief und hart sein, dass ich mich sorgte, das er daran zerbrechen würde. Auch damals hatte es viele Jahrzehnte gedauert, bis er offener wurde und das größte Überbleibsel seiner Trauer, war noch immer in seinem Gesicht zu sehen. Wie würde er das hier nur verkraften? Vorsichtig ergriff ich seine Hand. Sofort presste Nousagi seine Finger zusammen, klammerte sich an meine Hand. Seinen anderen Arm legte er sich auf die Augen. Das schluchzen wurde immer lauter. Ich gab Nousagi meinen Beistand so lange wie er es brauchen würde. Nachdem er sich beruhigt hatte, öffnete er das erste Mal seine Augen. Leere erblickte mich und der Druck auf meine Hand lies nach. „Ich habe einen besonderen Platz gefunden. Sobald du es willst, können wir zu ihr gehen“, erklärte ich ruhig und erwiderte seinen leeren Blick. Dieser löste sich von mir und sah zur Decke. Heute würde er sicher nicht mehr mit mir reden. „Ich habe etwas, was sicher für dich bestimmt war“ sprach ich dann weiter und nahm das Bündel hoch, welches ich neben mir abgelegt hatte. „Ich will es nicht“, flüsterte Nousagi monoton und schloss wieder seine Augen. Das hatte ich mir schon gedacht, aber es brachte nun auch nichts, alles von ihr fern zu halten, nur um den Schmerz nicht zu spüren. „Es ist für dich bestimmt“, erwiderte ich weiterhin ruhig und vorsichtig, legte das Bündel neben seiner Hand ab und stand dann auf. „Lass dir Zeit Nousagi“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)