Der Waldläufer Nousagi von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 40: Pläne schmieden --------------------------- Pläne schmieden “Kannst du noch?”, fragte Shiju zum gefühlten tausendsten Mal. Ich musste zugeben, das es mir schwer fiel und meine große Wunde, beziehungsweise der Trümmerbruch noch immer schmerzte. Der Heiler sagte mir das der Knochen zwar gut zusammenwachse, aber an manchen Stellen einfach noch mehr Zeit benötigte. “Es ist alles in Ordnung”, versicherte ich ihr und ging weiter. Aus der Vernunft heraus, hatten wir uns auf ein Menschliches Tempo geeinigt. So brauchten wir zwar länger, aber kamen auf jeden Fall gut an. In der Nacht schlief Shiju an meine Brust gekuschelt ein. Ich dagegen blieb wach und hielt wache, lauschte den Geräuschen des Waldes, seiner Bewohner und beobachtete den Mond, wie er über das Himmelszelt wanderte. Am Morgen gingen wir weiter und am Abend kamen wir unserem Ziel näher. Gut einen Kilometer entfernt von Shijus Hütte nahm ich einen Geruch wahr, auf den ich sehr gehofft hatte. Es hätte Shiju sicher das Herz gebrochen und auch wenn sie es nie öffentlich sagte, sorgte sie sich unglaublich, um das nervige Fellknäul. Seki schien uns bemerkt zu haben und seine Aura kam blitzartig näher. Shiju sah fragend zu mir, als ich auf einen Punkt vor uns starrte. “Was ist los?”, fragte sie leicht besorgt als ich dann stehen blieb. “Seki”, antwortete ich knapp und Shiju folgte schlagartig meinem Blick. Das weiße Tier kam auf uns zu gesprungen und landete direkt in Shijus Armen. “Oh Kami sei Dank!”, schrie sie freudig und ich musterte die beiden lächelnd. Seki schien unverletzt und rieb seine Nase an Shijus Kiefer. Tränen lösten sich aus Shijus Augen und ich legte meinen Arm um ihre Schultern. Nach einigen Minuten des Wiedersehens, setzte sie sich Seki auf die Schulter und wir gingen weiter. Am Waldrand angelangt ließ ich meinen Blick in die Ferne, zu dem Punkt wo ihre Hütte stand schweifen. Dort war der Ort des Geschehens gewesen und meine Vermutung bestätigte sich. Shiju hielt die Luft an, als auch sie ihr ehemaliges Zuhause sah. “Es tut mir leid”, hauchte ich demütig. Doch ihre Hand drückte die meine fest und zog mich weiter. Die Hütte war halb zerstört. Das Dach lag schief auf der linken Seite der Hütte auf. Auf der rechten Seite war keine Wand mehr vorhanden. Die halbe Front war eingestürzt und man konnte das Innere des Hauses erkennen. Shiju löste sich aus meinem Griff und Seki sprang voraus. Ohne darüber nachzudenken schlich sie hinein und schlug die Hand vor ihre Lippen. Ich beschloss ihr nachzugehen und sah mich um. Man erkannte zwar, wo alles mal gewesen war, doch die vielen Gegenstände und Holzteile lagen überall herum. Shiju ging in ihren Arbeitsraum und fing an auf dem Boden herumzuwühlen. Suchte sie etwas? Fragte ich mich und sah ihr zu. “Was suchst du?”, fragte ich nach einigen Minuten und half ihr den zerstörten Tisch beiseite zu schieben. “Nichts”, brummte sie und suchte weiter, nahm verschiedene Dinge in ihre Hand. Einige schien sie zu sortieren. Es waren ihre Werkzeuge und kleinere Dinge. Da ihre Laune bedrückt war, beschloss ich diese Dinge in ein großes Tuch, welches wir mitgebracht hatten, zu legen um sie zurück transportieren zu können. Seki sprang auf ein Brett zu und schnupperte an einer Stelle intensiv nach etwas. Ich nutze auch meine Nase und versuchte nachzuvollziehen, wonach nun auch noch der Hase suchte. Ich erkannte den Geruch des Knochens, welchen Shiju in den letzten Wochen vor dem Überfall bearbeitet hatte. Seki sprang auf und hoppelte aufgeregt zu seiner Herrin. Sie schien seine Körpersprache zu verstehen und stand auf. Shiju stürzte regelrecht dorthin und hob das Brett auf. Erleichtert japste sie auf und ging in die Hocke. “Zum Glück”, seufzte sie und sah dann zu mir. Ich lächelte ihr zu und streckte meine Hand zu ihr, um den Gegenstand anzunehmen. “Nichts da”, schollt sie sofort und ich blinzelte. “Wa-”, wollte ich meine Frage formulieren aber Shiju sprach dazwischen. “Augen zu!”, befahl sie und ich war etwas perplex. Warum versteckte sie dieses Ding vor mir? Da fiel mir ein, das sie ja ein Geschenk hatte. War es etwa dieser Knochen? Also seufzte ich auf, faltete das Tuch zusammen und stand auf, um es hochzuziehen. “Ich werde draußen warten. Bring die Dinge die du Findest zu mir, damit wir sie mitnehmen können”, bat ich sie und trat ins Freie. Ich war nicht beleidigt, denn an diesen Trümmern war ich schuldig. Aber es ärgerte mich, das sie nun noch immer so ein Geheimnis um dieses Geschenk, welches ich nicht von ihr verlangte, machte. Mein einziges Geschenk war Shiju. Sie wäre für immer mein Lebensinhalt, egal was passierte. Auf einem Stein machte ich es mir gemütlich und sah in den Himmel. Meine Muskeln im Bein schmerzten leicht, wie ein Muskelkater, weswegen ich es ausstreckte und seufzend die Augen schloss. Das gelegentliche krachen und räumen hielt mich aufmerksam, auch wenn die Müdigkeit mich bald einholte. Bevor ich allerdings einschlief hörte ich Schritte auf mich zukommen. “Ich glaube das war alles”, hörte ich Shijus betrübte Stimme. “Darf ich meine Augen öffnen?”, fragte ich vorsichtig, denn sie hatte ja ihr kleines Geheimnis sicher auch mit nach draußen gebracht. “Natürlich. Entschuldige wegen eben”, murmelte sie und ließ sich neben mir nieder. Sanft lehnte sie sich an meinen Arm, welchen ich dann kurzerhand um ihren Rücken legte. “Schon in Ordnung”, hauchte ich und öffnete dann meine Augen. Sie hatte einen Korb vor mir abgestellt, welcher mit einem Deckel verschlossen war. Aus ihm roch ich den Knochen und andere Dinge aus Holz. “Was wird nun aus der Hütte?”, fragte ich vorsichtig und sah zu dem Überbleibsel. Shijus blick flog ebenso zu ihr und dann zu mir. “Wir sollten sie Reparieren”, begann sie und schmiegte sich dann noch etwas näher an mich. “Oder wir brennen durch”, sinnierte sie und brachte die Stimmung etwas in andere höhen. “Genau”, schmunzelte ich und begann mehr darüber nachzudenken. Eigentlich war es keine schlechte Idee, hegte ich den Wunsch danach langsam wirklich sehr. Irgendwo in der Nähe des Meeres, vielleicht einige Stunden Laufweg. So würde ich mit Shiju im Arm jeden Tag dorthin gehen und wir könnten den Strand und das Meer genießen. “Usa?”, holte mich Shiju aus meinen Gedanken und ich erwiderte ihren Blick. Das blau darin erinnerte mich umso mehr ans Meer und der Wunsch fasste fuß in meinem Herzen. “Warum eigentlich nicht?”, schlug ich vor und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Prüfend legte sie mir eine Hand auf die Stirn. “Fieber hast du keines, aber du redest Unsinn”, stichelte sie. Grinsend sah ich sie weiter an. “Was spricht dagegen?” Shiju blinzelte und schien zu überlegen. Ihr blick wanderte noch einmal zu ihrer Hütte, dann zu mir und am Ende nahm sie meine Hand in ihre beiden. “Nichts außer deiner Anstellung”, flüsterte sie leise und ließ den Kopf hängen. Ich verstand natürlich jedes Wort und seufzte. “Lass mich den Letzen Auftrag meines Herren erledigen. Danach werde ich ihn bitten mich gehen zu lassen. Sicher tut er es”, versprach ich und Shijus Augen krochen zu meinen hoch. “Okay. Also brennen wir durch?”, fragte sie vorsichtig und ich bestätigte mit einem breiten Grinsen. Um das Versprechen zu besiegeln, zog ich sie auf meinen Schoß und Küsste sie. Somit würden wir in wenigen Wochen unser eigenes Leben aufbauen und für immer zusammenbleiben. ~ Einige Wochen nach unserer Rückkehr, saßen wir abends auf der Terrasse. Shiju schnitze an einer kleinen Figur, welche sie für Yukara machen wollte. Sie hatten sich wirklich angefreundet und verstanden sich gut. Shiju half ihr und ihrer Tochter ab und zu, wenn ich meinen Verpflichtungen nachging. Das sie sich am Anfang so sträubte, hier im Schloss zu leben, hatte sie anscheinend abgelegt. Auch wenn ich dachte das es wohl daran liegen könnte das sie das Ende im Blick hatte. Mein letzter Auftrag würde bald sein. Taisho musste mir nur Bescheid geben und wenn wir unterwegs wären, würde ich ihn bitten mich zu entlassen. Taisho war in den letzten Wochen noch abwesender geworden. Oft war er gar nicht im Schloss oder hielt sich in seinem Arbeitszimmer oder dem Gemach auf. Da ich ihn von meinen Reisen her kannte, fiel mir die Veränderung auf. Er hatte das Herrschersein satt, wollte freier sein. Sicher war er auch einsam, denn auch wenn sein Sohn hier im Schloss verweilte und er ihn während meiner Genesungszeit oft mitnahm, schienen die beiden in verschiedenen Welten zu leben. Sesshomaru war kalt und selbstherrlich. Taisho dagegen hatte den Sinn für alle Lebewesen und wollte sie schützen. Perfekte Gegebenheiten für das Herrscherdarsein. Aber das brachte die Einsamkeit mit. Alle im Schloss behaupteten zwar das Inu No Kami seine Gattin war, aber diese bequemte sich äußerst selten ins Schloss des Westens und selbst dann, haftete nie der Geruch von ihr an ihm oder umgekehrt. In diesem Moment kam Taisho aus seinem Gemach und lief auf mich zu. Ich stand auf und verneigte mich eilig vor ihm. Shiju tat das natürlich nicht und fand es affig, das ich so Wert darauf legte. Aber für mich war es wichtig, diesem Yokai zu zeigen das ich ihn respektierte. “Nousagi. Shijukara”, begrüßte er. Ich erwiderte seinen Blick. Das flüssige Gold welches gütig und ruhig zu mir sah. “Alter Mann”, brachte Shiju die Situation zum Kippen. Sie hatte sich wirklich an ihr Versprechen gehalten und rief ihn so. Selbst vor den anderen. Taisho machte sich einen Scherz daraus und lachte immerzu, wenn sie das tat. Mir war es zunehmend peinlich. “Ich wollte mit dir sprechen Nousagi”, bat er und ich schüttelte meine Fremdscham von mir, um ihm meine Aufmerksamkeit zu geben. “Ja Herr?” Taisho ließ sich auf die Terrasse nieder und ich setzte mich neben ihn. Shiju schnitze weiter, beobachtete uns aber mit flüchtigen Blicken. “Ich konnte ein weiteres Treffen mit den Herrschern im Osten arrangieren”, begann er und ich spitzte die Ohren. Die letzte Mission würde also bald stattfinden. “Wann?”, fragte ich etwas vorschnell und er lächelte mir zu. “Du scheinst ungeduldig auf deinen ersten Auftrag zu sein”, lobte er indirekt und ich schluckte. Aus anderen Gründen wir er es dachte und dafür schämte ich mich. “Es ist relativ kurzfristig. Schon in einigen Tagen werden wir aufbrechen müssen”, gestand er und mein Herz schlug wieder schneller. Das kratzen von Shijus Werkzeug hatte ebenfalls gestoppt und sie sah zu mir. Flüchtig erwiderte ich ihren blick. Sollte ich Taisho nun fragen, ob er mich gehen ließ? “Liegt dir etwas auf dem Herzen, Junge?”, fragte Taisho dann auch noch und mir blieb das Atmen fern. Wir sollte ich ihn nur fragen? Er hatte so viel für mich und nun auch für meine Liebste getan. Mich und auch uns gerettet. Er ließ mich mit ihm reisen, trainierte mich und das Biest, somit wir wenigstens halbwegs zusammenarbeiteten. Machte mich zu einem vertrauten und nun würde ich das alles von mir schieben. Konnte er verstehen, wie ich fühlte und weswegen ich es tat? Würde er es verstehen und mich frei geben? Je länger ich grübelte, desto mehr fürchtete ich mich davor, das Shiju für mich sprach. Sie hielt sich allerdings zurück und so schüttelte ich leicht den Kopf. “Nein Herr. Es ist nur”, begann ich und er zog fragend die Augenbrauen hoch. “Sprich ruhig”, gab er mit Mut. Ich zog die Luft tief ein, nahm allen meinen Mut zusammen. “Ich sorge mich um Shiju in meiner Abwesenheit”, stammelte ich dann und hatte mich doch nicht getraut. Shiju drückte meine Hand. Aber sie würde mir die Zeit geben die ich bräuchte. Sie verstand das es mir schwer fiel meine Treue und Loyalität, die mit großen Dank verbunden war aufzugeben. “Mach dir darüber keine Gedanken. Sie wird hier bei Yukara und den anderen Yokai-damen bleiben. Ihr wird kein Leid geschehen. Kasimir wird uns zwar begleiten, aber wir werden das Heer zum Schutz im Schloss lassen. Wenn Sesshomaru uns begleitet, werden wir den Auftrag schon meistern”, sprach er zuversichtlich und ich seufzte tief aus. “Danke Herr” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)