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Der Waldläufer Nousagi

von

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Verlorene Einsamkeit I (Shiju)

Kapitel 33 Verlorene Einsamkeit I (Shiju)
 

Ich hatte mir für immer geschworen allein zu bleiben. Nachdem meiner Familie damals so viel Unglück wiederfuhr, hatte ich mit allem abgeschlossen. Auch wenn ich jung war, so hatte ich immer schon ein besonderes Talent für die Holzverarbeitung gehabt. Damit hielt ich mich über Wasser und konnte mir sogar eine verlassene Hütte aneignen. Mit etwas Arbeit war sie schnell aufgehübscht und bietete mir, mehr als genug Platz. Ich arbeitete für verschiedene Auftraggeber. Es waren sowohl Menschen als auch Yokai, was mir sowieso egal war. Ich behandelte alle gleich, auch wenn es bei manchen auf unmuß stieß, wie ich es tat. Es gehörte nicht zu meiner Natur zu allem ja und amen zu sagen. Ich teilte meine Meinung mit und oft erzürnte ich die Leute damit. Auch ein Grund, warum ich lieber allein war.

Das allein sein, änderte sich das erste Mal als ich einen kleinen Hasen aus einer Falle befreite. Nachdem ich ihm das Seil vom Füßchen gezogen hatte, erwartete ich eigentlich, das er so schnell wie möglich das Weite suchte. Aber das geschah nicht. Er blieb bei mir und folgte mir in mein Haus. Also ließ ich ihn und kümmerte mich ab sofort um ihn. Er war ein seltsamer Genosse. Manchmal mehr Hund oder Wolf, als Hase. Er gehorchte aufs Wort und half mir sogar bei kleineren Dingen. Ich gab ihm den Namen Seki.

Das zweite Mal, änderte sich mein einsames leben mit Seki als dieser Yokai in das Dorf kam, in dem ich mich mit Lebensmitteln und Werkzeugen versorgte. Es war zum Glück recht groß und bietete einen guten Handelsplatz. Mir war die Präsenz des Yokai sofort aufgefallen, denn ich hatte eine bestimmte Gabe in diese Richtung. Seit einigen Jahren verwendete ich zum Schnitzen auch Dämonische Materialien. Knochen, Sehnen und Haut waren gute dinge die man nutzen konnte und oft lebten bestimmte Kräfte der Yokai in ihren Überresten weiter. Ich suchte mir natürlich nur die guten Eigenschaften aus und vermied die Bösen Auren, die sich um manche herumwanden.

Der Yokai war in Erscheinung eines jungen Mannes gekommen, hatte sein schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden und trug ungewöhnlicherweise eine Maske über seine Stirn, die bis zu seiner Nase reichte. Sicher eine Kriegsverletzung, denn ich erkannte die Rüstung und das Schwert unter seinem langen Haori. Als ich mitbekam, das er nach mir suchte, entschied ich mich zu beeilen und schnell vom Acker zu machen. Allerdings musste ich mir Werkzeuge besorgen und dort griff er mich auf. Bei unserem ersten Gespräch fielen mir seine unglaublichen Augen auf. Sie waren wie aus Bronze geschlagen und leuchteten wunderschön. Schnell versuchte ich ihn abzuschütteln, doch er war schneller wieder bei mir, als ich es fassen konnte. Wirklich anhänglich dieser Wicht!

Als er mir dann verriet das er im Auftrag des Taishos war, musste ich ihn mitnehmen. Aber er schien an jemand anderes zu denken, denn er sprach immerzu von meinem Meister. Sicher, es war ungewöhnlich das eine Frau in den Diensten eines so hochrangigen Yokai stand, wenn es nicht um bestimmte Dinge ging. Hier ging es um einen Schwertgriff aus dem Schild eines Schildkrötenyokais. Taihso hatte mir einen Teil davon zukommen lassen, mit der bitte, den Griff und einen Parier daraus anzufertigen. Es war eine Mühsame Arbeit gewesen und der Schild werte mich die ersten Male ab, als ich versuchte ihn zu brechen. Mit dicken Handschuhen aus dem Fell eines Yokais der die Energie abschotten konnte, bekam ich dann aber was ich wollte und schnitzte ihm einen prächtigen Griff. Wofür und was für ein Schwert es werden sollte, war mir egal. Die Bezahlung war gut und würde mich über den noch langen Winter bringen.

Ich nahm den Yokai also mit und übergab ihm den Griff. Der Parier würde noch brauchen teilte ich ihm mit. Natürlich versuchte ich ihn etwas aus der Reserve zu locken und überraschte ihn mit der Offenbarung, das er die ganze Zeit nach mir gesucht hatte. Ich musste zugeben, seine Art gefiel mir. Er war anders als die Yokai mit denen ich Kontakt gehabt hatte. Eher schüchtern und vorsichtig, darüber hinaus aber sehr zuvorkommend und Gut. Er bezahlte und verriet mir dann auch endlich seinen Namen. Nousagi. Ein wilder Hase also. Etwas ungewöhnlich für einen Yokainamen. Die meisten bedeuteten etwas mit stärke oder Ausdauer. Aber ich glaubte, dass seine Eltern weise entschieden hatten. Er war mit Sicherheit stark und ausdauernd, aber sein Gemüt verriet mir, das er ein sanftes Wesen hatte.

Er verließ mich und ich ging weiter meiner Arbeit nach, bis es einige Zeit später meine Tür aufgeschlagen wurde und drei Männer hereinkamen. Sie schrien mich an. Wollten wissen warum ich neuerdings Yokai ins Dorf lockte und beschimpften mich als Hure. Die Angst ergriff mich und ich versuchte mich in meinem eigenen Heim irgendwie zu verteidigen. Aber was sollte eine Frau schon gegen drei Männer tun? Sie schnappten mich und schlugen auf mich ein. Ich hielt mich standhaft, doch sie führten noch widerlichere Gedanken im Schilde. Zwei der Männer warfen mich auf meinen Tisch auf dem ich für gewöhnlich aß und der dritte legte seine Waffe zur Seite. Er grinste und redete abscheulich ekelige Dinge. Nebenbei wollte er sich seiner Kleidung entledigen und die beiden Männer, die mich festhielten zogen an meinem Rock. Ich fürchtete das schlimmste und bemerkte dann, das ein weiterer Mann dazu gekommen war. Aber dieser war nicht hier, um mir ein Leid zuzufügen. Mit großen Augen sah er auf die Szenerie und ich schämte mich so sehr dafür, drehte meinen Kopf weg und hoffte das er mir helfen würde oder einfach verschwand.

Mein Gefühl hatte mir allerdings richtig geraten, indem ich ihn als gut bezeichnete. Er zog die Männer von mir, schmiss sie aus meinem Haus und verteidigte mich, als wäre ich seine Familie. Warum tat er das? Wollte er einfach nur nett sein? Ich wusste es nicht und krabbelte unter Schmerzen nach draußen. Dort griff ihn der Mann mit seinem Schwert gerade an und Nousagi fing das Schwert mit seiner bloßen Hand ab. Erschrocken wollte ich aufjapsen doch es tat sich nichts in meinem Hals. Nousagis Aura veränderte sich immer mehr und bald schlug er die Angreifer in die Flucht. Dankend wollte ich seine blutige Hand verarzten und staunte über die unglaublichen Heilungskräfte die er hatte. Warum er also diese Maske trug, war jetzt noch rätselhafter. Sicher versteckte er keine Narbe darunter.

Ich schickte ihn mit meinem großen dank für die Rettung fort. Er hatte allerdings andere Pläne und dachte, ich würde es nicht merken, wenn er eine Woche in einem der Bäume saß die einige Meter weit im Wald stand. Er beobachtete mich und sicher tat er das, um sicher zu gehen, das es mir gut ging. Nach einer Woche allerdings ließ ich ihn auffliegen und schickte ihn endgültig nach Hause.

Nun war er zwar fort, doch in meinem Herzen hatte er sich eingenistet. Wie ein Parasit durchbrach er meine Gedanken, brachte mein Herz zum Schlagen und eröffnete Gefühlen eine Chance in mir heranzureifen, für die ich lange gebraucht hatte um sie zu verschließen.

Ich beschloss mein Versprechen, ihn zu kontaktieren, wenn der Parier fertig war, zu brechen und das Stück selbst zum Taisho zu bringen. So konnte ich sicher gehen, das ich Nousagi wieder sehen würde. Außerdem könnte ich Taisho so noch einmal selbst von meiner Gestalt überzeugen. Dummerweise suchte ich mir die ungünstigste Zeit für meine Reise aus. Ich würde zwei Tage brauchen und über mir tobte der stärkste Schneesturm, den ich je miterlebt hatte. Zum Glück hatte ich Seki zuhause gelassen und ihm eine riesige Schüssel Gemüse bereitgestellt. Sicher lag er gewärmt und zufrieden inmitten der leckeren Dinge. Und ich lief hier draußen im Schnee herum. Meine Hände waren zu Eis geworden und mein dicker Fellumhang schütze mich nur mäßig, was einfach daran lag, das ich ohnehin immer fror.

Als ich endlich am Schloss des Westens ankam stand ich vor dem nächsten Problem. Wie sollte ich nur hereinkommen? Ich hatte kein offizielles schreiben dabei, worin stand das der Taisho meine Hilfe beanspruchte. Zudem fand ich keine Wache vor dem Tor vor und vermutete, das sie sich eher im inneren aufhielten. Durch ihre guten Sinne würden Yokai sicher schnell bemerken, wenn Gefahr drohte und die strahlte ich mit Sicherheit nicht aus.

Zum Glück erkannte ich aber, an einem Teil der Mauer, eine junge Yokai. Eilig lief ich zu ihr und bat sie um Hilfe. Sie war allerdings eine dieser zicken, die darauf überhaupt keine Lust hatten. Sicher auch eine kleine Menschenhasserin. Warum verfolgte mich das Pech nur so?

Nachdem ich ihr noch einmal erklärt hatte, das ich zum Taisho musste, trat jemand zu ihr und als sich unsere Blicke trafen, erkannte ich ihn sofort wieder. Ebenso mein Herz welches mir bis zum Hals schlug. Nousagi bat mich sofort hinein. Er führte mich in die Küche und die kleine Zicke, dessen Name Ayaka war, verfolgte uns. Sie war aus unerfindlichem Grund gegen mich und so bat ich Nousagi darum mich schnell zu seinem Herrn zu bringen. Auf dem Weg, kamen wir an seinem Gemach vorbei und ich musste wirklich staunen. Es war fast so groß wie meine Hütte und sehr geräumig. Er hatte alles, was man so brauchte als Krieger, sowie als junger Mann. Da kam mir zum ersten Mal die Frage wie alt er wohl in Wirklichkeit war. Schließlich lief die Uhr für Yokai ganz anders. Aber fragen konnte und wollte ich dann doch nicht und sprach mit Taisho, überreichte ihm sein Parier und wollte dann wieder aufbrechen. Allerdings verbot er es, denn der Sturm würde noch wüten und er wollte mich nicht hinausjagen. Kurzerhand befahl er Nousagi mir ein Zimmer richten zu lassen und eine gewisse Yukara übernahm das.

Sie schien eine stolze Yokai zu sein, auch wenn ich etwas Trauriges in ihren Augen wahrnahm. Zusammen mit ihrer Tochter steckten sie mich in eine warme Wanne und wuschen mich gründlich. Es war mir echt unangenehm, doch manchmal war es sicherer andere machen zu lassen, als sich zu wehren. Das warme Bad war natürlich auch sehr schön und so genoss ich es einfach. Aber die beiden Damen begannen beim ankleiden damit, mich mit Fragen zu löchern. Sie hatten bemerkt das ich Nousagi kannte und erklärten mir, das er sich seit seinem letzten Auftrag komisch verhielt. Sie rätselten ob das vielleicht mit mir zu tun haben könnte und das weckte dieses eigenartige Gefühl in mir. Ob er mich etwa mochte? Ich glaubte, das ich es sehr wohl tat und schlich mich nach meinem Kreuzverhör in sein Zimmer. Er empfing mich mit einem essen und ich verschlang es fast schon zu gierig. Wir begannen ein Gespräch was irgendwie in die falsche Richtung verlief. Ich setze ihn unter Druck und fragte dann noch nach dem, was er verbarg. Ich hatte einen wunden Punkt getroffen und er verließ das Zimmer. Nun war ich allein und traute mich nicht durch das Schloss in mein Zimmer zu gehen. Hier, in dem Raum wo er lebte, wo seine Sachen waren fühlte ich mich sicher und er würde in der Nacht wieder zurückkommen. Er würde mich schützen und nicht verurteilen. Also schlief ich in seinem Bett.

Am nächsten Tag passierte mir leider wieder ein Missgeschick. Ich legte mich mit dem General an, weil er mit Nousagi sprach, als wäre er ein nutzloses Tier. Die Wut kochte so schnell in mir hoch, das ich einfach nicht darüber nachdachte. Nousagi zog mich dann vom Trainingsfeld und verfrachtete mich in sein Gemach. Er war wirklich sehr sauer und doch schien die Wut schnell zu verrauchen, nachdem ich mich entschuldigt hatte. Ich nahm seine Hand vorsichtig in meine. Die Krallen schreckten mich nicht ab und ich stellte fest, das seine Hände sehr weich waren. Kaum zu glauben das diese Hände einem Krieger gehörten. Als er mir dann vergab, umschlang seine Hand meine beiden und sie wirkten winzig in seiner Klaue. Er lächelte und meine Gefühle spielten verrückt. Das erste Mal nach so langer Zeit, lies ich eine Berührung zu und bekam eine zurück.

Yukara teilte mir am nächsten Tag mit, das ich gehen durfte. Einerseits freudig, denn Seki sorgte sich sicher schon, andererseits traurig darüber, das ich Nousagi nicht mehr sehen würde, lief ich zu ihm und erzählte es. Ich tat so als ob ich mich sehr freuen würde, um zu ergründen wie er darüber fühlte. Er schien sich ein lächeln herauszuquälen und das brachte mein Herz zum Schlagen. Er würde mich also vermissen. Sein Beschützerinstinkt oder sein Wille mich nicht gehen zu lassen, veranlassten ihn dazu, sogar los zu sprinten um Taisho zu fragen mit mir zu kommen. Dies wollte ich verhindern, denn es würde den Schmerz nur verlängern, oder noch größer machen, wenn wir uns noch näherkamen. Ayaka störte unser Gespräch, als ich ihn direkt fragte, warum er das alles für mich tat. Sie befehligte Nousagi herum und geschuldigte mich, das ich seine Pflichten beeinträchtigen würde. Das war zu viel für meine kurze Geduldslinie und ich schimpfte sie zurück. Was ging sie das alles eigentlich an? Hatte sie etwa Gefühle für ihn? Eifersucht kochte in mir hoch. Ich war so wütend das ich Nousagi bat zu seinem Training zu gehen.

In diesem Moment beschloss ich abzureisen. Sofort! Ich würde keinen Tag mehr warten, egal was für ein Sturm draußen herrschte. Ich wollte ihm keine last sein und dieser Ayaka nicht noch mehr die Stirn bieten. Wenn seine Gefühle sprunghafter Natur waren, dann würde er sich bald zu ihr hingezogen fühlen und mich vergessen. Dieser Gedanke versetze mir einen heftigen Stich, aber so war es besser. Wir konnten keine gemeinsame Zukunft haben.



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