Zum Inhalt der Seite

Der Waldläufer Nousagi

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Strafe

Kapitel 26 Strafe
 


 

Auf meinem Heimweg fühlte es sich an, als wenn ich mein Herz zurücklassen würde. Es gefiel mir nicht, das sie allein dort war. Allerdings musste ich zurück. Es reichte jetzt schon die Strafe, die ich erhalten würde.
 

Als ich also am Schloss ankam, sprang ich über die Mauer und wurde sogleich von Ayaka in Empfang genommen. „Nousagi! Wo warst du denn nur die letzten Tage?“, rief sie mir entgegen und kam bei mir zum Stehen. Ihr Blick veränderte sich augenblicklich, als sie meinem Geruch bemerkte. „Du hast..“, stotterte sie. Ich wollte mich gerade erklären, als ich schon Bakus Stimme vernahm die über den ganzen Hof zu mir schallte. „Nousagi. Sofort auf den Trainingsplatz“, brüllte er und schien vor Wut zu kochen. Ob es nur wegen meiner Abwesenheit war oder ihn zuvor etwas anderes geärgert hatte, konnte mir nun egal sein. Ich sah kurz zu Ayaka, deren Augen schockgeweitet auf mich gerichtet waren. Auch sie wusste, was nun folgen würde. Schweigend ging ich an ihr vorbei, vorbei an Baku und kam bald auf dem Trainingsfeld an.
 

Mein General folgte mir und seine Bande kam dazu. Ich ging an den gewohnten Platz, an dem Baku gerne seine Strafen austeilte und blieb stehen. Schweigend sah ich ihn an und er begann zu grinsen. „Du hast die Menschenfrau also gefunden was? Und zum Mann hat sie dich auch noch gemacht", verkündete er hämisch und seine Leute pfiffen aufreizend. Mir war das alles egal. Sollte er sich nun abreagieren und ich konnte zu Taisho gehen und ihn um Rat bitten.
 

Baku fiel mein Desinteresse auf und das machte ihn zornig. „Leg deine Rüstung und deine Waffen ab", befahl er und ich tat es. Wehren brachte dabei nicht viel, denn Baku hatte seine Komplizen dabei, die nur zu gerne mithalfen, wenn es um die Wiederherstellung des Rufes unseres Generalen ging. Ich hatte den Ruf Bakus mit meiner Aktion geschadet. Man würde ihn dafür verurteilen, uns nicht im Griff zu haben und das er schwach wäre. Mit einer kleinen Lektion, zeigte er das es anders war und Log einfach nur alle an.
 

„Stell dich an den Pfosten", war der nächste Befehl und wieder tat ich es. Zeno kam auf ein Zeichen Bakus zu mir und Band meine Hände an den Holzpfosten, an dem wir mit den Schwestern trainieren konnten. Dabei grinste er so finster und voller Freude, das einem fast schlecht werden konnte.
 

Nun war ich also bereit meine Strafe zu empfangen und sah zu Baku. Was es wohl werden würde? Geduldig wartete ich bis er endlich sprach. „30 Schwerthiebe", verkündete er und einige meiner Kameraden zogen die Luft ein, andere freuten sich und feuerten nden General an. Ich schluckte nur hart und hoffte das er schnell fertig war. Baku zog also sein Schwert und ich schloss meine Augen. Die Schläge waren der kleinste Schmerz. Baku legte Wert auf scharfe Klingen und so spürte man sie kaum, wenn sie durch die Haut glitten. Schmerzhaft waren nur seine Kommentare und das brennen welches die Wunden hinterließen. „Ob sie es wert war, dass du nun so eine Strafe erhälst?“, fragte er und schlug zum 15. Mal zu. Nur noch die Hälfte. „Sicher war sie sehr gut darin, es dir zu besorgen was?“, brüllte er beim 20. Hieb und brachte seine Bande zum Lachen. „Hast du sie überhaupt zum Höhepunkt gekriegt? Kleiner Hasenjunge?!“, lachte er beim 29. Hieb und vollzog schnell noch den letzten. Erschöpft und schmerzerfüllt ließ ich mich fallen und hing an meinen Handgelenken. Keuchend versuchte ich die Schmerzen zu unterdrücken, doch es gelang mir nur schwer. Baku war ein Dreckskerl und hatte auf die Teile meines Körpers gezielt, die besonders lange brauchten um zu heilen. Sehnen waren gekappt und Muskeln angeritzt oder durchtrennt.
 

Der General schob sein Schwert weg und drehte sich weg. „Ich hoffe wirklich sie war es wert“, rief er mir noch zu, bevor er das Trainingsfeld mit meinen Kameraden verließ. Erleichtert versuchte ich zu atmen und meine Füße wieder stabil aufzustellen. Ayaka kam auf mich zugerannt und Umschlag mich mit ihren Armen. „Nicht", krächzte ich, denn das Blut würde sie nur besudeln. Außerdem wusste ich nun auch, das sie mehr empfand als nur Freundschaft. „Er hat dich fürchterlich zugerichtet", schluchzte sie und Schnitt meine Fesseln los. Ich Sacke in mich zusammen und begrub sie fast mit. „Nousagi", flehte sie zitternd und ich verlor das Bewusstsein.
 


 

Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich in meinem Gemach auf dem Bett. Meine Wunden schmerzten schon weniger und als ich meinen Arm begutachtete, stellte ich fest das er verbunden war. Meine Nase verriet mir gleich, wer meine kleine Helferin gewesen sein musste, denn sie lag neben mir am Bett abgelehnt und schlief. Ein kurzer Blick zum Fenster sagte mir das es Nacht war. Hoffentlich hatte ich nicht zu lange geschlafen.
 

Unter Schmerzen richtete ich mich auf und ging an meine Kommode, auf der immer etwas zu trinken bereitstand. Meine Beine brannten wie Feuer, aber sie hielten mich aufrecht und so nahm ich einen Schluck direkt aus der Tonkanne. Erfrischend legte sich das nass auf meinen trockenen Mund und rann dann kühlend in meinen Magen. Nachdem das geschafft war, ging ich zum Fenster und pfiff meinen geheimen Ton mit Taisho. Mit der unverletzten Hand öffnete ich meine Verandatür und trat hinaus in die Kälte.
 

Als ich zur Bank ging erschien Taisho vor mir und sah mich mit ruhigen Augen an. „Da hat Baku seinen Dienst ja wohl getan", begrüßte er mich und nickte, bevor ich mich leicht verbeugte. Zu mehr anstand war mein Körper nicht in der Lage. Taisho genügte dies und nachdem er sich gesetzt hatte, gab er mir das zeichen, das ich es auch tun sollte.
 

„Konntest du sie finden?“, fragte er in die Nacht hinein. „Ja ich fand sie bewusstlos in der Nähe des Tempels, der im Wald steht", erklärte ich. „Gut das du ihr nach bist. Bei dem Sturm wäre sie sicher umgekommen“, sprach er erleichtert und schenkte mir einen Blick seiner goldenen Augen. „Hast du es mit ihr klären können?“, fragte er weiter und ich nickte. Meine Wangen begannen zu brennen, wenn ich daran zurückdachte. Die vielen Male die wir uns unsere liebe gezeigt hatten und am Ende konnten wir es uns sogar sagen. Mein Herz schlug sofort schneller, wenn ich an sie dachte. Meine Shiju.
 

„Wie soll es nun also weiter gehen? Hier im Schloss wird sie sicher nicht leben wollen, wenn sie sich vor Yokai so fürchtet“, dachte Taisho nach. „Ich hatte sie darum gebeten, doch sie lehnte ab. Taisho-sama, ich kann sie nicht allein dort lassen“, stellte ich fest und er nickte wissend. Ich konnte mir an dieser Stelle kaum vorstellen, das dieser Mann noch keine Gefährtin hatte. Er wies so viel Verständnis dafür auf, wie ich wohl fühlen musste. Ob unser letztes Gespräch etwas in ihm ausgelöst hatte?
 

„Ich wollte dich ohnehin bald wieder zu ihr schicken. Ich benötige noch einige Dinge, denn ihre Arbeit ist ausgezeichnet“, erklärte er und verschränkte die Arme. „So könnt ihr euch regelmäßig treffen. Ich werde Baku berichten, das diese Aufgaben längere Zeit in Anspruch nehmen. Circa eine Woche vielleicht. Doch ihr solltet euch einen Plan überlegen, wenn ihr es ernst miteinander meint. Vor allem wenn du gedenkst sie zu markieren, sollte sie in deiner Nähe sein“, sprach er weiter und mein Herz schlug immer wilder. Natürlich wollte ich Shiju mehr als alles andere zu der meinen machen. Jetzt da ich wusste, das sie mich ebenso wollte. Aber das könnte ich nicht überstürzen und musste sie einweihen. Ich wusste außerdem nicht wie es sich verhielt, wenn nicht beide Partner Yokai waren. Sicher müsste man da Vorsicht walten lassen.
 

Ich werde dir dabei helfen, bot mein Biest an und ich drängte es vorerst zurück.
 

„Ich danke euch Herr. Ich werde sicher eine Lösung finden“, gab ich ihm eine Antwort auf seinen Vorschlag und er lächelte mir zu. Auch wenn es komisch klang. Er strahlte eine Art väterlichen Stolz aus, der mich in seinen Bann zog und beruhigte.
 


 

~
 


 

Nach zwei Wochen war es endlich soweit und Taisho schickte mich mit einem Auftrag los. Er wollte ein Siegel aus dem Material eines Drachens. Welchen Teil genau Shiju benutzen sollte, war ihr überlassen. Mich interessierte der Auftrag weniger, als das ich endlich zu ihr konnte. Die Distanz zu ihr war die reine Hölle für mich. So lange hatte ich mein Herz nicht mehr benutzt und nun zerbarst es schmerzhaft, in jeder Sekunde die ich nicht mehr bei ihr sein konnte. Normalerweise vergingen Tage oder Wochen für uns Yokai wie im Flug. Was war schon ein Tag, eine Stunde oder eine Minute, wenn das Leben mal locker 4000 oder mehr Jahre ging?
 

Aber nun wo ich Shiju in mein Herz geschlossen hatte, sie aber so weit weg war und ich sie nicht täglich sehen konnte, brachte meine Geduld und meine Zeitwahrnehmung durcheinander. Ein Tag fühlte sich an wie Jahre. Minuten wie Tage und so weiter. Das Biest half nicht unbedingt mit und verstärkte meine Sehnsucht nur noch mehr. Es begann sogar wieder damit, sich an die Oberfläche zu kämpfen und nicht weniger oft wurde ich von meinen Kameraden gescholten, da ich im Training meine Kraft nicht unter Kontrolle halten konnte. Baku strafte mich für meine fehlende Konzentration, doch seine Krallen taten mir schon lange nicht mehr weh.
 


 

Nun war ich endlich auf dem Weg, riss dem Schmied die Rüstung fast schon aus der Hand und sprang in einem riesigen Satz über die Mauer. Schneller wie jemals zuvor lief ich durch den Wald. Die Bäume machten mir förmlich Platz und nach nur einem halben Tag kam ich an ihrer Hütte an. “Shiju”, rief ich und Klopfte kurz an der Tür bevor ich sie öffnete und eintrat. Doch die Hütte war leer. Sofort ergriff mich eine unbändige Angst und mein Biest kämpfte sich empor.
 

Wo ist sie?, knurrte es und ich sah mich kurz noch einmal um. Nicht mal der Hase war da und so ging ich wieder hinaus und sog die Luft tief ein. Ihr Geruch war frisch, ihr ging es also gut. Ich folgte ihrem Geruch und fand bald einen Platz an dem viele Quellen waren. Einige beherbergten kühles Wasser, doch je weiter ich ging, desto heißer wurde das Wasser darin. Ob sie hier wohl badete? Fragte ich mich und nachdem ich noch einige Meter weiter gegangen war, erkannte ich einen Schatten, welcher im dichten Nebel umherging.
 

Blitzschnell spürte ich eine kleine Aura auf mich zurasen. Mein Biest knurrte kurz grimmig und ich fing das kleine Bündel gekonnt auf, welches auf mich zu gestürmt war. Seki dieser kleine Knirps strampelte wild in meinen Klauen und ich grinste fies. Dies war zumindest der beweis das dort meine Liebste im Nebel wandelte und der alberne versuch mich davon zu jagen ging gehörig daneben. Ich spürte die Feindseligkeit des Hasen. Hatte ich ihm doch seine Herrin genommen, zumindest aus seiner Sichtweise.
 

Fies grinsend setzte ich das Fellknäul auf einen dicken Ast in einem Baum und er sah ängstlich in die Tiefe. Recht so, du kleiner Angreifer. Als nächstes schlich ich weiter und stieß an einigen Steinen an. Das Quellbecken begann bereits und die Silhouette der Frau war einige Meter entfernt. “Seki?”, hörte ich die stimme, welche meine Ohren so sehr herbeigesehnt hatten. Shiju suchte wohl nach dem kleinen Hasen, welchen ich mit einem fiesen Blick bedachte.
 

“Nicht ganz”, antwortete ich und sah wie sie stillstand, bevor sie den Kopf in meine Richtung drehte. “Usa?”, flüsterte sie und blieb an Ort und Stelle. Ob sie sich fürchtete, das ich ein fremder war, der Böses im Schilde führte? Schnell schlüpfte ich aus meiner Kleidung und aus den Schuhen und trat in das warme Wasser. “Kommt nicht näher!”, bat sie und ich grinste frech. Es war gemein das ich sie so ärgerte, doch ich wollte zu ihr. Doch um es nicht noch schlimmer zu machen und sie zu erlösen antwortete ich: “Ich bin zurück Shiju” und trat zu ihr.
 

Ihre Azurblauen Augen sahen zu mir hoch und ehe ich mich versah umschlang sie meinen Hals und zog mich zu sich. Ihre Lippen legten sich auf meine und wir waren endlich wieder vereint.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück