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Der Waldläufer Nousagi

von

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Flucht

Kapitel 23 Flucht
 


 

Shijukara stolperte hinter mir her, als ich sie eilig durch die Gänge des Schlosses zog. „Nosuagi?“, bettelte sie abermals und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Doch ich war wütend. Mehr als das. Wie konnte sie nur so mit Baku reden. Er war ein starker Krieger und unberechenbar. Sollte er sie jemals angreifen oder sonst noch etwas, dann würde ich mich gegen meinen General stellen und dann wäre ich ein Verräter. Ob Taisho das dann verstehen konnte, zählte nicht. Ich würde alles verlieren. Allerdings wäre sie es mir Wert. Zum Glück konnte ich ihn abwimmeln. Er hatte sowieso gelacht, weil er meine Gedanken durchschauen konnte. Zumindest dachte er das.
 

In meinem Gemach angekommen, zog ich sie hinein und knallte die Tür zu. „Sag mal, weißt du überhaupt was du da getan hast?“, knurrte ich etwas grob und sie sah mich mit großen Augen an. Sie rieb sich das Handgelenk und es tat mir sofort leid, sie so umhergeschleift zu haben. „Ich… Entschuldige, aber er hat nicht so mit dir zu reden“, murmelte sie zaghaft und ich schnaubte abfällig. „Du hast doch keine Ahnung von dem hier! Baku ist mein General. Es liegt ihm frei, mit mir zu reden, wie er es will“, klärte ich sie auf und ging zu meinem Tisch. Dort setze ich mich hin und sah zum Fenster hinaus. Der Sturm zog wieder auf und das Glas klapperte wieder schnell in seinem Rahmen.
 

Ich hörte wie sie sich bewegte und sich neben mir niederkniete. „Nousagi?“, fragte sie leise und legte ihre Hände an die Tischplatte, auf der mein Ellenbogen ruhte. Ich war mehr wie sauer, doch ihrer Nähe konnte ich einfach nicht widerstehen und so sah ich ihr in die Augen. Dieses blau würde mich noch umbringen, aber es besänftigte mich ungemein. „Bitte. Erziehung mir“, hauchte sie leise. Eine Gänsehaut überzog meine Haut, als sie meine Hand nahm und sie in ihren Händen heilt. Ihre Haut war so unglaublich kalt, obwohl es hier im Raum warm genug war.
 

Wie sie so da saß und ich ihr Gesicht so nah bei mir betrachten konnte, ebenso wie in den Nächten in denen ich sie beobachtet hatte, schlug mein Herz bis zum Hals. Ich will sie, sprach das Biest erneut und ich wollte sie auch. Aber ich konnte sie niemals dazu zwingen mich zu mögen, oder gar mehr. Zudem ich mir meinen Gefühlen, erst seit einigen Stunden sicher war. Vielleicht irrte mein Biest ja auch einfach, oder ich. Es war alles so verwirrend.
 

Als Zeichen das ich ihre Entschuldigung annahm, entzog ich ihr meine Hand und umschloss ihre beiden zierlichen Hände mit dieser. Ihre Wangen wurden rot und sie sah hilfesuchend zu unseren Händen und dann wieder zu mir. Ich lächelte sie nur schweigend an und so blieb es für den Moment.
 

~
 

„Morgen kann ich wieder abreisen, sagt Yukara“, erklärte Shijukara mir am Abend beim Essen. Wir saßen zusammen, auf einem der Flure die vom Sturm geschützt waren. Den Nachmittag über war sie mit Yukara zusammen gewesen, denn diese packte alles für die Abreise zusammen. Taisho hatte es angeordnet. Er schätzte Shijukara als seine Zulieferin und wollte sie sicher auf die Reise schicken. Mich allerdings machte es nervös.
 

Letzte Nacht war sie in ihr Gemach gegangen, denn anscheinend war es ihr peinlich, direkt bei mir zu schlafen, wenn ich noch im Raum war, wenn sie einschlafen wollte. Und das war die reine Hölle gewesen. Zwar hatte ich mein Bett für mich alleine, aber meinem Biest war es zu einsam. Es quälte mich mit ihrem Gesicht und lies mein Herz rasen, sodass ich kein Auge Zutat. Als Yokai brauchte ich nicht so viel Schlaf, aber nicht mal ein bisschen Erholung zu haben, schlauchte auch mich.
 

„Nousagi? Hörst du mir zu?“, fragte ihre Stimme mich und ich schreckte aus meinen Gedanken. „Ja entschuldige. Ich freue mich für dich“, sagte ich lächelnd und sie wendete den Blick zur Seite ab. „Hat Yukara dir alles gegeben was du brauchen könntest?“, fragte ich und sah zu ihren Händen, die nervös mit einander spielten. „Ja. So viel kann ich gar nicht tragen“, antwortete sie und ich setze mich gerade auf. „Achja?“, fragte ich schnell und sie sah wieder zu mir. Vorsichtig nickte sie. Freudig sprang ich auf und grinste. Sie musste mich sicher für verrückt halten, doch mir kam diese Aussage mehr wie recht. Vielleicht würde Taisho mir erlauben, sie zu begleiten und ich könnte sie sicher in ihrem Zuhause abliefern. Auch wenn ich mich jetzt schon davor fürchtete. Wie sollte ich nur ohne das Wissen leben, nicht zu wissen, wann ich wieder zu ihr Reisen durfte.
 

„Bitte entschuldige mich“, bat ich und wollte los. Doch ihre kalten Finger berührten meine Hand. Erstarrt blieb ich stehen und sah zu ihr. Sie lächelte und wie automatisch kniete ich mich vor ihr hin. „Ich weiß was du da planst. Du solltest es nicht tun“, begann sie zu sprechen und ich stutze. Warum sagte sie so etwas. Wenn sie wusste das ich sie begleiten wollte, warum wollte sie es dann nicht? War ich etwa doch zu aufdringlich? Quoll mein komisches Verhalten etwa schon aus mir heraus?
 

Prüfend löste ich meine Hand aus ihren, doch sie ließ nicht locker. Was wollte sie dann also von mir? War da etwas und ich konnte es nicht sehen? Konnte es etwa sein, das sie das selbe fühlte? Mein Herz schlug wild und ich hätte sie gerne an mich gerissen. „Wieso?“, fragte ich leise. Schmunzelnd schnaubte sie und schloss dabei ihre wunderschönen Augen. „Das frage ich dich“, begann sie ruhig und rieb meine Hand mit ihrem Daume. „Warum willst du das tun?“
 

Erstarrt sah ich sie an, spürte nur ihre kühle Haut und das laute pochen in meinen Ohren. Warum? Ich wusste es nun, doch das konnte ich ihr doch nicht einfach sagen. Oder? Hart schluckte ich den Klos in meinem Hals herunter und starrte in ihre Augen. Was sollte ich ihr nun sagen und vor allem wie? Was würde sie von mir halten, wenn sie es wusste?
 

„Nousagi?!“, rief es durch den Flur und ich löste mich aus meiner starre. Ayaka stand am Ende des Flures und kam auf mich zu. Ich zog meine Hände zurück und stand schnell auf. Shijukara sah verwirrt zu mir und dann zu Ayaka die leicht erbost wirkte. „Was treibst du denn hier? Solltest du nicht zurück zum Training gehen?“, schimpfte sie. „Ich weiß, doch ich habe mich gerade unterhalten“, antwortete ich entschuldigend. Aber das war nicht genug. Ayaka schien es sehr zu stören, das ich so viel Zeit mit Shijukara verbrachte. Zumindest war ihre Laune seit unserem Gespräch am Boden.
 

„Baku wird sauer werden, außerdem wird Shijukara-sama sicher noch zu packen haben“, sprach sie für sie und beschwor damit dessen Verteidigung hervor. Shijukara stellte sich auf und funkelte Ayaka an. „Was geht es dich an, was ich noch zu tun habe?“, spie sie wütend. Ayaka plusterte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es geht mich nichts an, aber du solltest Nousagi nicht mit deinen Gesprächen belästigen. Er vernachlässigt seine Pflichten“, beschuldigte sie sie und ich ging dazwischen. „Ayaka hör auf! Baku wird es überleben, wenn sein schwächstes Mitglied ein paar Minuten später kommt“, bat ich und erntete einen bösen Blick. Ayaka knurrte und drehte sich weg. „Warum sorge ich mich überhaupt noch um dich!?“, blaffte sie und ging.
 

Ich fühlte mich schuldig. Sie sorgte sich um mich und ich speiste sie so ab. Sie meinte es ja nur gut, doch warum musste sie so auf Shijukara losgehen? Natürlich hatte sie auch recht, denn Shijukara verdrehte mir den Kopf. Doch mein Training lies deswegen nicht nach. Hatte sie sich vielleicht nur einen Vorwand gesucht, um mich anzusprechen?
 

„Du solltest nun zu deinem Training“, hauchte die braunhaarige neben mir und drehte sich schnell weg. Mit schnellen Schritten lief sie den Gang entlang und ich war nun allein.
 


 

Am Abend ging ich meiner Nase nach. Ich hatte Shijukara den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Ich musste sie sehen. Mein Herz sehnte sich nach ihr und als ich an unser letztes Gespräch dachte, musste ich ihr die Wahrheit sagen. Ich mochte sie, und darum wollte ich sie beschützen. Und das für immer. Auch wenn ich mich davor fürchtete, das sie es nicht annehmen würde oder die Gefühle nicht erwiderte, so wollte ich es ihr nun endlich sagen.
 

An ihrem Zimmer angekommen klopfte ich an und horchte auf Geräusche aus dem inneren. Doch es rührte sich nichts. Fragend klopfte ich noch einmal und wieder war dort nichts. Nervös sah ich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Als ich das Innere erkannte, schlug ich sie in einem Ruck auf. Ihr Umhang und auch der Hut, war verschwunden. Ihr ganzer Proviant von Yukara war fort. Ihr Geruch war nirgends frisch und so schloss ich daraus, das sie abgereist war. Und das bei dem noch wüteten Sturm. Ohne nachzudenken lief ich los, über die Gänge, auf denen dicker Schnee lag, in mein Zimmer. Dort packte ich meine Rüstung und zog sie im Laufen an. Auch mein Schwert hatte ich mitgenommen. Draußen angekommen sprang ich über die Mauer und versuchte mich gegen die dicken Schneeflocken zu wehren. Der Sturm war erbarmungslos und es fiel schwer, überhaupt zu sehen wohin man lief. Wie konnte sie einfach so abreisen!? Wusste sie denn nicht, was ihr alles passieren konnte?
 


 

Stundenlang lief ich durch den immer dichteren Wind und war schon komplett mit Schnee bedeckt. Als ich kurz an einem Baum hielt und mein Gesicht schützte, indem ich mich an einen Baumstamm lehnte und die Arme über meinem Kopf überkreuzte. Keuchend dämpfte mein Atem vor mir empor. Wütend kratze ich mit meinen Krallen in der Rinde. Ich war nervös, meine Nerven zum Zerreißen gespannt. Wo sollte ich sie nur suchen, wenn ich kaum etwas sehen konnte? Reichen war auch keine Option, denn der Wind drehte sich ständig. Seufzend lehnte ich meine Stirn ebenfalls an die Rinde und schloss kurz die Augen. Mir war kalt, meine Glieder steif und die Haut die den Schnee stand halten musste, brannte wie Feuer. Wenn ich schon so fühlte, wie war es dann bei ihr? Ich musste weitersuchen! Sie durfte nicht in Gefahr geraten.
 

Ich löste mich also vom Baum und rannte los. Die Bewegung wärmte mich wenigstens etwas und ich versuchte einfach nicht aufzuhören. Zum Glück kannte ich ihren Weg einigermaßen und hoffte das sie ihn auch nahm und nicht durch den Sturm verwirrt wurde. Als ich gerade an einen gefrorenen Fluss kam, der eine große Lichtung um sich herum, sein Eigen nannte, flog mir kurz ihr Geruch entgegen. Ich stoppte augenblicklich und versuchte die Fährte aufzunehmen. Ganz leicht, aber unglaublich verwaschen, nahm ich ihn war und versuchte über die Lichtung zu sehen. Der Wind hatte sich leicht beruhigt, dennoch flogen dicke Flocken vom Himmel.
 

Am Ende meiner Sichtweite, erkannte ich etwas, was aussah wie ein Tier. Es lag am Boden und das Fell bewegte sich nicht mehr, denn der Schnee hatte es steifgefrohren. Schlagartig lief ich los und war nur einige Sekunden später bei dem Haufen Fell. Natürlich war es kein Tier. Es war Shijukara.



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