The Curse ~ Your Truth von BexChan (~A Jojo's Bizarre Adventure Story~) ================================================================================ Prolog: ~Nika~ -------------- "Und warst du deinen Vater besuchen?" "Ja, war ich. Eigentlich war es sehr schön mal wieder meine Heimat zu besuchen. Vater war so überglücklich als ich am Flughafen ankam und die Jacke getragen habe, die er mir vor einigen Jahren zum Geburtstag zugeschickt hatte." "Das freut mich sehr zu hören! Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Zeit zusammen?! Ihr hattet euch jetzt schließlich einige Jahre nicht gesehen." "Ja, das ist wahr. Es tat sehr gut meinen Vater nach so langer Zeit mal wiederzusehen. Wir haben auf Jamaika viel unternommen, sind hier und da schwimmen gewesen und haben Abends gerne mal an einer Bar ein paar Cocktails getrunken. Es ist immer noch amüsant mit anzusehen, wie die Leute uns anstarren weil mir vom Aussehen vollkommen unterschiedlich sind und nicht wie Vater und Tochter aussehen. Er dunkel mit schwarzen Rastazöpfen und Bart und ich schneeweiß mit knallroten Haaren! Eigentlich...hat er sich über die Jahre kaum verändert. Er ist immer noch der Gleiche wie früher." "Und...wenn ich mir die Frage erlauben darf...wie sieht es bei ihm mit der Liebe aus?" "..." "Entschuldige, ich wollte nicht taktlos sein." "Schon gut, Billy. Du weißt, dass es viel mehr braucht, um mich aus der Fassung zu bringen. Er scheint hier und da ein paar Liebschaften zu haben beziehungsweise gehabt zu haben. Diverse Bettgeschichten aber nichts ernstes. Wenn wir zusammen sind ist er immer so glücklich aber...ich denke, er macht das nur, damit ich mich nicht sorge. Ich denke, dass er nach wie vor über Mutters Tod noch nicht hinweg ist, er ist wahrscheinlich noch nicht bereit für eine feste Beziehung aber er soll sein Leben leben. Wenn er glücklich ist, dann bin ich das auch." "Ich bin froh, dass du so denkst. Und vor allem bin ich froh, dass du ab und an was von dir hören lässt. Seit deiner Abreise von vor zwei Wochen macht mich Jared fast täglich wahnsinnig, so besorgt ist er um seine kleine Nika!" "Typisch Jared, das sieht ihm ähnlich! Geb ihm einen Kuss von mir wenn er Zuhause ist. Hält sich in den Ferien sicher wieder stundenlang in der Musikschule auf." "Ja...manchmal habe ich das Gefühl, er liebt diese Schule mehr als mich aber ich sehe es ihm nicht nach. Ich weiß ja, wie wichtig ihm die Violine und die Musik ist, gerade für seine mentale Gesundheit." "Du bist der beste Freund, den man sich vorstellen kann, Billy und ich bin mir sicher, dass Jared das sehr zu schätzen weiß. Du bist ein guter Mensch." "Danke, Nika. Aber wo wir gerade davon sprechen, Jared wollte davon ja nichts hören aber..." "Aber was?" "Ich wünschte mir ja, dass du auch endlich mal jemanden finden würdest." "Billy, das Thema hatten wir doch schon tausend Mal!" "Ich weiß aber vielleicht würde es dir auch mal gut tun jemanden zu finden, der mit dir auf einer Wellenlänge ist. Naja, ich meine...du bist immer alleine und...gerade nach allem, was du in der Vergangenheit erlebt hast wäre es doch mal schön jemanden an deiner Seite zu wissen." "Danke, Billy. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dich um mich sorgst aber ich komme schon klar. Manchmal...ja, manchmal ist es besser alleine zu sein. Und du kennst mich, ich bin ja nicht aus Holz, ich komme schon klar!" "Na gut, wie du meinst! Ich hoffe einfach nur, dass du eines Tages jemanden triffst, der dir von der ersten Sekunde den Kopf verdreht!" "Billy!" "Schon gut, ich bin ja schon ruhig! Und bist du wenigstens gut in Japan angekommen?" "Ja, bin ich! Der Flug zog sich zwar ein wenig aber nach meiner Ankunft in Tokyo war das alles vergessen!" "Wie ist es so da?" "Unbeschreiblich, Billy! Diese Stadt...diese Welt...sie ist so anders als bei uns. Das Leben auf diesen Straßen ist laut und pulsiert aber...so faszinierend! Ich bin gespannt, was mich hier alles erwartet." "Wie sieht denn dein Plan aus?" "Ich werde in zwei Tagen mit einem Schnellzug nach Morio fahren. Man sagt, dass diese Stadt magisch sein soll. Eine wundervolle Stadt umgeben mit dichten Wäldern und Tempelanlagen. Ich hoffe, dass ich dort ein wenig Ruhe und Zeit für Sport finde. Ich freue mich auf die wilde Natur, die mich dort erwartet." "Dann wünsche ich dir viel Spaß beim Erkunden! Bitte melde dich nach deiner Ankunft dort und schick uns mal ein paar Fotos von Toyko!" "Mach ich, Billy. Ich schicke euch auch gerne eine Postkarte aus Morio!" "Morio, von der Stadt habe ich mal gehört. Dort soll über 15 Jahre ein Serienmörder die Stadt in Atem gehalten haben. Eine Gruppe von Menschen soll diesen Mann damals aufgehalten haben aber letzten Endes soll er bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen sein." "Das ist aber nun auch schon sieben Jahre her, Billy. Bestimmt ist dort sicher wieder Ruhe eingekehrt." "Ich hoffe es. Pass trotzdem auf dich auf, Nika. Ich kenne deine Schlagfertigkeit aber sei trotzdem vorsichtig! Man weiß nie, wem man über dem Weg läuft." "Keine Sorge, ich passe auf mich auf! Und hör jetzt auf, zuerst sprichst du davon, dass ich meinen Traummann finde und dann, dass ich einem Serienmörder in die Arme laufen könnte. Entscheide dich mal!" "Ich hab dich lieb, Nika." "Ich hab euch auch lieb, Billy. Ich melde mich. Grüß Jared von mir und sag ihm, er soll sich keine Sorgen machen." "Das werde ich. Bis dann, Nika!" "Sayonara, Billy!" Lächelnd drückte Nika die Taste zum Beenden des Videochats auf ihrem Netbook bevor sie den Blick auf die hiesigen Wolkenkratzer Tokyos richtete. Die köstliche Matcha Latte, die sie während ihres Chats mit Billy in dem Coffeeshop bestellt hatte, hatte sie mittlerweile ausgetrunken und so rückte sie ihre Umhängetasche zurecht nachdem sie ihr Netbook verstaut hatte, verabschiedete sich von dem Inhaber mit einer Verbeugung als Dankeschön und vermischte sich mit der Menge als wieder auf die belebten Straßen dieser Stadt trat. Die Nacht hatte sich zwischenzeitlich wie eine dunkle Decke über Tokyo gelegt. Zielsicher rückte sie die olivgrüne Bomberjacke mit Fellbesatz and Kapuze und Ärmeln zurecht, die sie von ihrem Vater einst zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte sowie die passende olivfarbene Beanie aus Strick, die sie locker sitzend auf ihrer roten Mähne trug. Für einen Moment stand sie inmitteln der riesigen Kreuzung Shibuyas und schaute hoch auf die grellen Leuchtreklamen, deren Farben sich trotz der dunklen Nacht gen Himmel erstreckten. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen als sie ihren Weg zum Hostel fortsetzte, ihr Abenteuer hatte begonnen! Kapitel 1: ~Scetch 1~ --------------------- Sein Herz raste in seiner Brust während diese sich gleichmäßig im Takt hob und senkte. Schweißperlen liefen langsam über seine Stirn und Schläfen, er konnte das Blut in seinen Ohren pulsieren hören und spürte, wie seine Kehle nach Feuchtigkeit verlangte. Erschöpft aber dennoch erleichtert setzte sich Rohan Kishibe auf den Felsvorsprung, auf dem er eine kurze Pause einlegen wollte bevor er seinen Lauf durch den Wald fortsetzte. Der angenehme Sommertag bot sich perfekt an um neue Motive für Rohan's Manga zu sammeln. Warme Sonnenstrahlen erstreckten sich an diesem Tag über Morio und bedeckten das grüne Tal, welches sich vor Rohan erstreckte. Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Wasserflasche und tupfte sich mit dem Schweißband, welches er um sein Handgelenk trug die Schweißperlen von der Stirn bevor er den Skizzenblock sowie seinen Bleistift aus seiner Tasche holte und beides sorgfältig auf seinen Knien bettete. Mit Daumen und Zeigefingern formte Rohan ein Quadrat, welches einem Foto ähnelte und versuchte sich das Bild, welches sich ihm erschloss einzufangen. "Großartig! Ein perfekter Tag um eine Landschaft zu zeichnen! Ich werde für einen Moment hier ausruhen und die Zeit nutzen, dieses einzigartige Bild einzufangen!" Der Bleistift glitt mit ruhigen aber gezielten Bewegungen über das Papier. Nur das Rauschen des Windes, welches an den Blättern der Bäume wiederhallte und in ein angenehmes Rascheln endete war zu hören. Vollkommen konzentriert und in seiner eigenen Welt gefangen schaute der junge Mangazeichner auf das Papier und hob den Blick nur wenige Male wenn er die Tallandschaft vor sich mit seiner Skizze verglich. Doch dann zerriss die Stille und Rohan nahm etwas wahr. Etwas, was aus der Ferne zu ihm drang und anscheinend immer näher zu kommen schien. Schritte. Schnelle Schritte und sie wurden immer lauter. Nur wenige Sekunden waren die Schritte von Rohan entfernt, er hob den Kopf und...die Schritte verklangen. Stille fiel über ihn hinein, genauso wie der Schatten, der sich über ihn erstreckte und Rohan für einen kurzen Moment das Sonnenlicht raubte. Seine Augen weiteten sich. Es war nur ein kurzer Augenblick, nur eine Millisekunde, in denen sich ihre Blicke trafen, doch die giftgrünen Augen waren für Rohan deutlich zu erkennen wie das blutrote Haar, das im Licht der Sonne wie Flammen tanzte. Sie schien für einen Moment genauso überrascht zu sein in den Tiefen der Wälder Morio's jemand Fremdes zu sehen, blieb aber nicht stehen als ihre Füße nach der perfekten Landung wieder Boden unter den Füßen spürten und sie ihren Weg durch das Dickicht fortsetzte. Ein perfekter Sprung, anmutig bis ins letzte Detail! Auf einmal war jeglicher Gedanke an die Skizze, die Rohan von der Waldlandschaft angefertigt hatte verflogen und seine Gedanken richteten sich auf dieses Wesen, welches ihm vollkommen fremd erschien. "Wer...war das? Diese Frau...habe ich hier in Morio noch nie gesehen. Ihr Haar...so rot wie Blut. Ihre Haut weiß wie Schnee. Wer war sie? Wer auch immer sie war, ich muss sie wiedersehen!" *~* Sorgfältig wusch sich Nika das nassgeschwitzte Gesicht als sie im Tal angekommen einen Fluss erreichte. Die Mittagssonne stand mittlerweile hoch am Himmel und Nika war sich bewusst, dass es Zeit für eine kleine Pause war statt in der Hitze der Sonnenstrahlen weiterzulaufen. Nachdem sie vor zwei Tagen in Morio angekommen war hatte sie in einem relativ günstigen Hotel eingecheckt und sich nach dem Trubel in Tokyo etwas Ruhe gegönnt, doch wie immer, wenn es zu ruhig um sie wurde, verlangte ihr Körper nach Bewegung und so erkundete sie die nähere Waldgegend rund um Morio, die sich um die Stadt herum erstreckte. Hier würde sie tatsächlich etwas Ruhe finden, die Stadt war klein und gemütlich, bot jede Menge Cafés und Restaurants, vor allem ein italienisches Restaurant hatte sie ins Auge gefasst, welches sie die Tage gerne mal ausprobieren wollte. Sie führte an einem Baum ein paar Dehnübungen durch um ihre Beinmuskeln zu entspannen, der schwarze Sport BH sowie die kurze schwarze Trainingshose lag eng an ihrem Körper und war mittlerweile nur so von Schweiß durchnässt. Gott sei Dank hatte sie daran gedacht atmungsaktive Kleidung mitzunehmen, vor allem bei der hämmernden Mittagssonne. Als sie ihre Arme ein paar Mal streckte und dehnte, schaute sie an den Punkt zurück, wo sie den jungen Mann sitzen gesehen hatte. "Wer das wohl gewesen ist? Er war sicher genauso verwundert wie ich. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich es richtig erkannt habe aber er schien einen Block in der Hand zu halten. Vielleicht ein Künstler?" Nika bemerkte nicht, wie sich ihr langsam jemand aus dem Dickicht heraus näherte und sie beobachtete. Er war vielleicht zehn Meter von ihr entfernt und stand im Schutz der Bäume, so dass die Rothaarige ihn nicht direkt sehen konnte. Eine Weile beobachtete Rohan die junge Frau einfach nur und während er sie so ansah und analysierte wuchs in ihm das stetige Verlangen mit der jungen Frau zu reden. Er trat zwischen den Bäumen hervor, die sein Erscheinen mit einem Rascheln ankündigten und die Frau drehte sich abrupt aufmerksam um, woraufhin Rohan beschwichtigend die Hände hob. "Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht erschrecken." "Ah, der junge Mann vom Felsvorsprung! Keine Sorge, Sie haben mich nicht erschrocken. Ich hatte eher das Gefühl, dass ich eher Sie sehr überrascht habe." Die junge Frau trat Rohan direkt mit einem Lächeln gegenüber, worauf er sie mit seinen grünen Augen eingehend studierte. Sie war gut trainiert aber nicht zu sehr, dass es ihre Weiblichkeit in Mitleidenschaft ziehen würde. Ihre Haut war durchaus weiß wie Schnee während sich die Farbe ihres blutroten Haares im Kontrast zu dieser spiegelte. Aus den Höhlen schauten ihn zwei giftgrüne Augen an, die aber keinesfalls feindseelig gesinnt waren. Sie wirkten eher aufgeweckt und voller Leben. Rohan musste schmunzeln. "Ja, das haben Sie allerdings. Es gibt nicht viele, die von dort oben einen Sprung ins Ungewisse wagen. Verzeihen Sie mir die Frage aber sind Sie neu in Morio? Ich habe Sie hier noch nie gesehen." "Durchaus, ich bin Tourisitin auf der Durchreise. Ich habe in der Innenstadt ein kleines Hotel gemietet, Morio ist wirklich eine sehr schöne Stadt um mal ein wenig abzuschalten." "Dann hoffe ich sehr, dass Sie sich hier wohlfühlen werden, Miss..." "Nika! Nennen Sie mich Nika!" "Nika also. Ein sehr außergewöhnlicher Name. Nennen Sie mich bitte Rohan." "Rohan...auch ein sehr schöner Name. Aber dann wollen wir doch auch nicht so förmlich sein. Es freut mich sehr dich kennenzulernen, Rohan." Es war lange her, dass eine Frau den Mangazeichner so angelächelt hatte. Ihre Direktheit war für Rohan zwar etwas gewöhnungsbedürftig, alleine schon, da er ja meist Kontakt zu Fremden oder allgemein anderen Personen vermied aber sie schien in Ordnung und sehr freundlich zu sein. Sie war zwar eine Fremde für ihn, schien aber keine feindseeligen Absichten zu haben. Eine gewöhnliche Reisende halt. Er gab ihr einen festen Händedruck als sie ihm ihre Hand entgegenstreckte und lächelte. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Dann wünsche ich dir viel Spaß in Morio und einen angenehmen Aufenthalt und ich bitte nochmals um Entschuldigung, dass ich mich eben so angeschlichen habe." "Schon in Ordnung. Nun denn, vielleicht sehen wir uns nochmal! Auf Wiedersehen, Rohan!" Damit setzte sie ihren Weg durch das endlose Grün fort bis Rohan nur noch die vage Silhouette ihres roten Haares in der Ferne ausmachen konnte. "Auf Wiedersehen...Nika. Eine sehr außergewöhnliche junge Frau." Einen Moment dachte Rohan nach. Dann dämmerte es ihm. "Ihr Aussehen würde sich perfekt als Modell für meinen Manga anbieten! Aber...mich würde auch interessieren, was sich unter der Fassade verbirgt. Ich frage mich, was ich mit Heaven's Door über sie herausfinden könnte. Ich muss sie wiedersehen, unbedingt!" *~* "Hey Nika! Schön von dir zu hören! Bist du gut in Morio angekommen?" "Hi Billy! Oh ja, sehr gut sogar!" Nika hatte ihr Netbook lässig auf den Schoß gelegt während sie auf der Fensterbank ihres Hotelzimmers mit einer Tasse Kaffee Platz genommen hatte. Nach einer guten Dusche hatte ihr Körper nach frischen sowie gemütlichen Klamotten verlangt. "Und schon irgendetwas interessantes entdeckt?" "Ich habe die ersten zwei Tage zum Ausruhen genutzt und habe heute mal die nähere Waldgegend erforscht. Du müsstest diese Bäume sehen, Billy. Es ist traumhaft schön hier!" "Und...irgendwelche...hübschen Männer?" "Billy..." "Hey, man darf doch mal fragen!" "Um ehrlich zu sein...ich habe tatsächlich heute jemanden kennengelernt." "Ach, wirklich? Erzähl, wie sieht er aus? Ist er groß, schmächtig? Ein Ladyboy?" "Bist du behindert?" "Entschuldige, ich ärgere dich doch nur. Liegt einfach daran, dass viele Japaner einfach sehr androgyn aussehen." "Nunja, ich bin ihm beim Joggen im Wald begegnet. Er saß auf einem Felsvorsprung und hat anscheinend gezeichnet. Ich vermute, dass er ein Künstler war. Sehr ausgefallenes Aussehen." "Oh, habt ihr miteinander gesprochen?" "Tatsächlich ja aber nur kurz. Sein Name war Rohan. Ich habe ihn nicht weiter nach seinem Zeichenblock hinterfragt aber er schien sehr freundlich, wenn auch etwas zurückhaltend zu sein. "Rohan...Rohan, warum kommt mir der Name so bekannt vor?" "Vielleicht ein Schriftsteller?" "Moment, jetzt fällt es mir ein! Ich habe zwar noch nichts von ihm gelesen aber ich habe gehört, dass es in Morio einen berühmten Mangazeichner namens Rohan Kishibe geben soll. Er hatte bereits mit 17 Jahren seine Karriere als angehender Mangaka, also Mangazeichner bekommen. Hier bei uns ist er eher unbekannt aber in Japan ist er durchaus berühmt!" "Rohan Kishibe? Noch nie von gehört. Vielleicht sehe ich ihn ja wieder." "IST DAS MEINE NIKA? IST ALLES IN ORDNUNG BEI DIR, SÜSSE?" Mit einem Lächeln verdrehte Nika die Augen. "Ja, Jared. Mir geht es gut." "Jared, entspann dich! Unsere Nika genießt gerade einen leckeren Kaffee! Hier, schau!" Der junge Mann mit den schwarzen Wuselhaaren und den Tattoos am linken Arm, die wie die Saiten einer Violine aussahen drängte sich ins Bild um seine gute Freundin besser in Augenschein nehmen zu können. "Meine Nika, ich freue mich, dass es dir gut geht! Pass weiterhin auf dich auf!" "Danke Jared, das werde ich. Ich werde morgen in die Stadt gehen und eine schöne Postkarte besorgen, die ich euch zuschicke. Wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja durchaus so gut hier, dass ich hier bleibe." "Was? Nein!" Nika musste lachen als sie die Empörung in Jared's Stimme vernahm, außerdem entging ihr Billy's verzweifelter Gesichtsausdruck nicht. "Billy, kümmere dich mal um deinen Freund, er braucht mehr Aufmerksamkeit! Und keine Sorge, in zwei Wochen bin ich wieder Zuhause. Versprochen." "Siehst du, Jared? Alles in Ordnung. Jetzt geh zum Musikunterricht." "Hab dich lieb, Nika! Bis dann, Süße!" Als Jared sich entfernte, wandte sich Billy seiner Besten wieder zu. "Er ist nur besorgt, das ist alles. Ich kann es ihm nicht verübeln, mir geht es nämlich nicht anders." "Ich weiß aber ihr müsst euch wirklich nicht sorgen. Wenn es Probleme gäbe, würde ich mich sofort bei euch melden aber du kennst mich, ich bin unverwüstlich, Billy." "Ich weiß und ich vertraue dir. Aber...ganz unter uns. Sollte es da wirklich mal jemanden geben, den du magst oder toll findest...ergreif die Gelegenheit." "Billy..." "Ich meine es ernst. Irgendwann wird es dich auch erwischen, Nika, bis über beide Ohren und dann willst du nicht mehr gehen. Oder willst du dein Leben für immer bei zwei Tunten verbringen?" "Ich bitte dich, ihr zwei Tunten seid meine Familie! Ich würde euch nie ersetzen wollen." "Das hast du schön gesagt aber ich würde dich nicht aufhalten wenn dein Herz nach jemandem schreien würde. Ich würde es dir gönnen und wenn es nur ein kurzes Liebesabenteuer wäre." "Schauen wir mal. Aber ich danke dir für deine Fürsorge, Billy." "Immer wieder gerne, meine Liebe. Dann ruh dich mal aus." "Ich hab euch lieb, ihr zwei Süßen. Ich schicke morgen mal ein paar Fotos aus Morio." "Alles klar, wir freuen uns drauf! Gute Nacht, Nika!" "Gute Nacht, Billy." Damit endete der Videochat und Nika schaute verträumt aus dem Fenster. "Ich frage mich, was mich in dieser Stadt erwartet. Dieser Rohan...er wirkte schon sehr interessant. Ach, dieser Billy! Er tut immer so, als ob Liebe so einfach wäre...dabei weiß er nicht, dass es auch manchmal besser ist alleine zu sein. Ich bin viel zu sprunghaft um mich zu verlieben oder dass sich jemand in mich verliebt. Ich werde mich wohl niemals verlieben...oder?" Gedankenverloren legte sie sich ins Bett und starrte noch eine Weile gegen die Decke, bis sie in einen tiefen Schlaf fiel und von frischen Brötchen mit Bacon und Ei träumte. Kapitel 2: ~Scetch 2~ --------------------- Ihre Augen waren konstant auf den Reiseführer gerichtet, den sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Selbst aus der Ferne konnte Rohan erkennen, wie ihre grünen Augen leuchteten. Es hatte nicht lange gedauert sie in Morio ausfindig zu machen, allgemein wirkte die junge Frau sehr auffällig mit ihren roten Haaren. Im Moment saß sie auf der Terasse eines kleinen Cafés, wo sie sich ein Stück Kuchen und eine Matcha Latte gönnte. In ihren Ohren steckte ein paar weiße Kopfhörer, die sie mit ihrem rosafarbenen Netbook verbunden hatte. Anhand ihrer Haltung erkannte Rohan, dass sie an sich sehr entspannt war und allgemein eine sehr ruhige sowie gelassene Aura ausstrahlte. Eine Weile beobachtete er sie noch, dann setzte er sich etwas abseits an einen anderen Tisch, bestellte sich ebenfalls ein Getränk und zückte Bleistift und Skizzenblock. "Genauso sitzen bleiben. Perfekt! Ihre Gesichtszüge sind so makellos, ihre Lippen voll, ein perfekter Körper. Sie ist ein Meisterwerk! Ich werde mir mir jede Faser gut einprägen und auf das Papier übertragen." Einen Moment lang studierte er die Rothaarige, prägte sich ihre Haltung gut ein und dann...sauste der Bleistift hinab. Aus schnellem Kritzeln wurde innerhalb einer Minute eine atemberaubende Skizze. Es war als ob Rohan ein Abbild der jungen Frau geschaffen hätte. Vollkommen fasziniert von seinem Werk bemerkte er nicht, wie sich jemand von hinten anschlich und mit seiner Stimme nach an des Mangazeichners Ohr drang. "Rohan Sensei, du weißt schon, dass es unhöflich ist Fremde ohne ihre Erlaubnis zu zeichnen!" "Verdammt! Josuke Higashikata, du hast mir gerade noch gefehlt! Was mischt du dich überhaupt in meine Angelegenheiten ein?" Gefolgt wurde Josuke von Okuyasu Nijimura, einem Rüpel, mit dem sich Josuke vor einigen Jahren angefreundet hatte. Neugierig wie eh und je blickten sie Rohan über die Schulter, um sein Werk zu beäugen. "Oh, Sensei! Das ist ja ein heißer Feger! Ist das deine Traumfrau?" "Wie bitte? Nein, wie kommst du darauf, Okuyasu?" "Naja, es ist schon sehr auffällig, dass du dich seit Jahren mit keiner Frau mehr getroffen hast!" "Rede du nur! Meine Arbeit geht mir über alles! Man merkt einfach, wie kleingeistig du nach wie vor bist. Wenn man von etwas keine Ahnung hat, sollte man einfach mal ruhig se...HEY JOSUKE, WAS WIRD DAS?" Während Okuyasu für die Ablenkung gesorgt hatte, hatte sich Josuke schnell die Skizze unter den Nagel gerissen. Er begann die Skizze eingehend zu studieren bis sein Blick auf die rothaarige Dame fiel und er sich ein verschmitztes Grinsen nicht mehr verkneifen konnte. "Schon gut, Okuyasu. Anscheinend haben wir seine Traumfrau schon gefunden. Das da vorne ist sie, nicht wahr?" "Wow! Sensei, die ist ja mal echt n' heißer Feger! Wo hast du die denn aufgegriffen? Mit der würde ich gerne mal Bekanntschaft machen!" "Das geht euch überhaupt nichts an, verstanden? Josuke, dürfte ich dich höflich bitten, mir die Skizze wiederzugeben?" "Bitten darfst du aber ob ich es tue? Vielleicht solltest du der Dame mal dein Werk zeigen!" "Nein, ich warne dich!" Doch da war Josuke schon losgegangen. Er richtete kurz seine Schmalztolle und setzte sein freundlichstes Lächeln auf. Als die Rothaarige ihn bemerkte, nahm sie schmunzelnd die Kopfhörer aus den Ohren. "Guten Tag, Madame." "Guten Tag! Kann ich Ihnen helfen?" "Na, eher weniger. Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen aber ein...Freund von mir scheint reges Interesse an Ihnen zu haben! Er hat dieses wundervolle Bild von Ihnen angefertigt und traut sich nicht, es Ihnen zu zeigen!" In seinem Rücken merkte Josuke, wie Rohan vor Wut am liebsten sein Glas zertrümmern wollte. Er war sich sicher, dass die junge Frau jeden Moment auf ihn zustürmen und ihn vor den Kopf knallen würde, was ihm einfällt sie einfach so zu zeichnen. Doch...stattdessen schaute sie wie gebannt auf die fertige Skizze. Es war als ob sie für einen kurzen Moment in Trance wäre und verharrte in dieser Position. "Das...bin ich." "Durchaus, er hat Sie wirklich gut getroffen, oder?" "Es ist...wunderschön, nein...atemberaubend! Ein Meisterwerk!" Sowohl Okuyasu als auch Josuke schauten die Dame verblüfft an, keiner hatte mit dieser Reaktion gerechnet und vor allem Rohan nicht, der schon fast gerührt zu der Rothaarigen herüberschaute. "Noch nie...hat mich jemand so gezeichnet. Also eigentlich noch nie. Meistens machen Freunde Fotos aber...ich kann es nicht in Worte fassen. Dürfte ich fragen, wer dieses Bild gezeichnet hat?" Daraufhin deutete Josuke auf Rohan, der auf den Blick der jungen Dame seine Fassung wiedergewann. "Derjenige sitzt da drüben. Bedanken Sie sich bei ihm." "Ah, der Künstler, der mir beim Joggen im Wald begegnet ist." "Ach, Sie kennen sich bereits?" "Bitte nicht so förmlich. Sind Sie ein Freund von ihm?" "Mehr oder weniger. Meine Name ist Josuke Higashikata aber du kannst mich Josuke nennen." "Freut mich sehr! Mein Name ist Nika! Rohan und ich sind uns erst gestern zufällig über den Weg gelaufen und kurz ins Gespräch bekommen. Ich sollte mich bei ihm bedanken." "Das wird ihn sicher sehr freuen." Rohan blieb nach wie vor sitzen, aus der Ferne war sich Josuke sicher eine leichte Röte auf den Wangen des Mangazeichners zu erkennen. Anscheinend fühlte er sich doch einmal geschmeichelt und nahm das Lob nicht für selbstverständlich hin. Okuyasu hatte sich zwischenzeitlich zu Nika und Josuke gesellt und ließ es nicht aus, der Rothaarigen den Hof zu machen. "Darf ich vorstellen? Mein Kumpel Okuyasu." "Es freut mich sehr die Bekanntschaft einer solch hübschen jungen Frau zu machen!" "Es freut mich ebenfalls, Okuyasu!" "Sag, bist du noch Single?" "Nein, ich bin Touristin!" Jedenfalls wusste Nika, wie man konterte. Der arme Okuyasu hatte einfach kein Glück. "Überlass mir das Sprechen lieber, Okuyasu. Er ist immer so." "Alles in Ordnung, ich kenne sowas schon von Zuhause aus New York." "Ah, New York also. Mein Vater lebt dort. Du bist also auf Reisen?" "Ja, ein Trip rund um die Welt. Japan war mein letztes Ziel auf meiner Reise, insbesondere Morio. Ich hatte mitbekommen, dass es hier sehr schön sein soll und da ich meine letzten Tage vom Urlaub eher ruhig angehen wollte, dachte ich, dass es der perfekte Ort zum Entspannen sei." "Wenn du möchtest könnten wir dir gerne bei Zeiten die schönsten Stellen der Stadt zeigen! Morio ist sehr schön." "Das würde mich sehr freuen! Ihr scheint sehr nett zu sein, ich denke, ich kann euch vertrauen." "Wie kannst du dir da so sicher sein? Mein Kumpel Okuyasu sieht sehr furchteinflößend aus, woher willst du wissen, dass zwei Fremde wie wir dir nicht einfach nur an die Wäsche wollen?" Lässig warf Nika die Beine übereinander, zog entspannt eine Augenbraue hoch und lächelte. "Nun, wenn das der Fall wäre, hättet ihr es sicher schon längst getan. Und wenn das wiederrum der Fall wäre, würdet ihr beide nun mit zertrümmerten Schädeln am Boden liegen." Die beiden Jungs merkten, dass die junge Frau es ernst meinte, ihr Blick war freundlich aber sie verzog keine Miene. "Puh, du hast echt Feuer, gefällt mir!" "Gib es auf, Okuyasu! Sie ist nichts für dich!" "Josuke, meinst du...sie ist ein Standuser?" "Ach Quatsch, das hätten wir doch bemerkt!" "Hey, jetzt hört auf die Dame zu belästigen!" "Ach, der Held der Stunde! Nun gut, ich denke, es wird Zeit, dass dein Verehrer sich mal persönlich vorstellt. Wir müssen weiter! Mach es gut, Nika! Sag einfach Bescheid wenn du eine Führung durch die Stadt haben möchtest." "Vielen Dank, Josuke! Ach, warte mal!" "Hm? Was ist denn?" "Entschuldige bitte, dass ich eben so direkt war. Ich bin halt ein sehr ehrlicher Mensch." "Ach, mach dir keinen Kopf, ich schätze deine Ehrlichkeit sehr." "Übrigens, deine Haare..." In jenem Moment fuhren Rohan als auch Okuyasu zitternd zusammen und gingen einen Schritt zurück. "Oh nein, sie wird doch nicht..." "Deine Haare...finde ich echt stylisch!" "Eh...wirklich? Du findest sie echt stylisch?" "Auf jeden Fall! Solche Frisuren sieht man heute eher seltener! Wirkt so oldschool! Wie Elvis! Passt sehr gut zu deinen blauen Augen! Betont sie sehr schön!" "Klasse! Du bist einfach klasse, Nika!" Im Hintergrund hörte man Rohan sowie Okuyasu erleichtert aufatmen während Josuke sich des Lebens freute. Die Euphorie Josuke's hielt noch eine Weile an bis er Zuhause ankam. *~* "Entschuldige bitte, dass ich dich ohne deine Erlaubnis gezeichnet habe. Ich habe es bei unserer ersten Begegnung gestern nicht erwähnt aber ich bin Mangazeichner. Mein vollständiger Name lautet Rohan Kishibe." Nachdem Josuke und Okuyasu sich verzogen hatten, hatte Rohan Nika gegenüber am Tisch Platz genommen und sie in ein Gespräch verwickelt. Im Gegensatz zu sonst, und das wunderte ihn schon fast selbst, war er nicht so von sich selbst eingenommen als er sich ihr vorstellte. "Rohan Kishibe, mein Kumpel Billy hatte mir von einem Mangazeichner erzählt, der so heißt und hier in Morio lebt." "Hat er oder du schon mal einen Manga von mir gelesen?" "Hmm...also ich jedenfalls nicht. Ich habe als Kind gerne mal Comics gelesen aber keine Mangas. Aber...ich kann nicht leugnen, dass ich durchaus beeindruckt von deinen Fähigkeiten bin." Erneut fiel ihr Blick auf die fertige Skizze, das Glitzern in ihren Augen war nicht zu übersehen. "Es gefällt dir?" "Es ist unbeschreiblich schön. Die Pose, die ganze Art...das bin ich. Das ist wirklich ein außergewöhnliches Talent, Rohan. Du siehst die Menschen." "Vielen Dank. Es freut mich, dass sie dir gefällt." "Und...würdest du mir denn verraten, warum du gerade mich gezeichnet hast?" Ihr Lächeln war voller Neugier aber auch reges Interesse spiegelte sich in ihren Augen wider, deswegen wollte Rohan es ihr nicht vorenthalten. "Nun, ich sammle tagtäglich Ideen für meinen Manga aber mir ist es besonders wichtig, dass meine Ideen realistisch bleiben, deswegen schaue ich mich jeden Tag in der Stadt und Umgebung nach Dingen und Personen um, die mich inspirieren. Ich bin halt, was meine Manga angeht, sehr professionel." "Also...bin ich eine Inspiration für dich? Das ehrt mich wenn ich ehrlich bin und schmeichelt mir." "Du scheinst eine durchaus interessante Person zu sein." "...findest du?" "Durchaus." "Du kennst mich nicht." "Das stimmt." "Woher willst du also wissen, dass ich interessant bin?" Darauf wusste Rohan durchaus nicht zu antworten. Er war sonst immer schlagfertig aber die junge Frau brachte ihn aus der Fassung und seine Fassade zum bröckeln. Der Blick Nika's verhärtete sich als sie ihm tief in die Augen schaute. Anschließend lehnte sie sich zurück und schob die Skizze wieder Rohan zu. "Ich weiß deine Mühe sehr zu schätzen und freue mich durchaus, dass du an meinem Aussehen so fasziniert bist aber...ich bin ich. An mir gibt es nichts interessantes, ich bin ein einfacher Mensch mit einem einfachen Leben." "Nun, vielleicht bin ich nicht nur an deinem Aussehen interessiert!" "Versuchst du mich gerade anzumachen? Du bist nicht gerade gut im Flirten und wenn doch, dann bist du sehr schamlos!" "Ehm...nein! So war das nicht gemeint! Ich meinte eigentlich eher, dass ich die Menschen, die ich zeichne, gerne näher kennenlernen möchte, um ihre Persönlichkeiten besser zu verstehen und diese anschließend besser in meinem Manga verarbeiten kann." Einen Moment lag Stille zwischen den beiden. Dann erhob sich Nika und legte dem Ober Geld für ihre zweite Matcha Latte auf den Tisch. "Es war schön mit dir gesprochen zu haben aber ich werde nun besser ins Hotel zurückgehen." "Eh...bitte was? Nein, bitte warte! Du verstehst das falsch!" Eigentlich hätte es Rohan egal sein können aber aus irgendeinem Grund war es das nicht. Er folgte Nika ein kleines Stück bis sie tatsächlich genau in der Straße ankamen, wo sein Haus stand. Anscheinend führte ihr Weg zum Hotel an seiner Straße vorbei. Als sie bemerkte, dass er ihr immer noch hinterlief, blieb Nika abrupt stehen und drehte sich um. Auf einmal war ihr Blick kalt. "Bist du irgendwie pervers?" "Bitte?" "Was gehen dich die Geschichten anderer oder fremder Leute an? Du kennst sie gar nicht und es geht dich auch überhaupt nichts an! Wie dreist muss man sein, um so tief in die Privatsphäre anderer Leute einzudringen? Das ist abartig und genauer gesagt widerst du mich an!" Ihre Ehrlichkeit war mit jedem Wort ein Schlag ins Gesicht. Einerseits war er kurz davor und beinahe dazu verleitet Heaven's Door einzusetzen um ihre Vergangenheit zu durchforsten, andererseits respektierte er ihre Ehrlichkeit ihm gegenüber. Noch nie hatte jemand so über seine Art geredet, wie er seine Ideen sammelte. Selbst Koichi hatte ihn nie darauf angesprochen als er bei seiner ersten Begegnung mit dem Jungen Heaven's Door an ihm ausprobiert hatte. Er ging einen Schritt auf Abstand und schloß die Augen. "Es war nicht meine Absicht dich zu verärgern. Wirklich nicht. Du hast recht, meine Art, Ideen für meinen Manga zu sammeln, ist speziell und greift tief in die Privatsphäre anderer Leute aber...ich wollte ehrlich zu dir sein. Vor allem nachdem du dieses Glänzen in den Augen hattest als du die Skizze gesehen hattest." Fragend blickte Nika den jungen Künstler an. "Die meisten Menschen, die mich kennen und meine Manga gelesen haben, loben mich in den höchsten Tönen wie Groupies oder Fangirls in den Himmel...es wirkt...so aufgesetzt. Aber du...du wirktest eben...so ehrlich und deine Faszination war deutlich zu spüren. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Gerade persönliche Erfahrungen und Erlebnisse der Menschen sind jene, aus denen man die besten Ideen für Geschichten schöpfen kann. Deswegen sind meine Manga auch so beliebt. Glaub mir bitte, wenn ich dir sage, dass es mir nicht ums Geld geht, Geld und Reichtum interessieren mich nicht und ich mache mich auch keinesfalls über Erlebtes der Personen lustig. Für mich ist es wichtig, meinen Manga Realität zu verleihen, deswegen bin ich jeden Tag auf der Suche nach interessanten Personen und Dingen. Aber ich verstehe deine Skepsis und würde es dir nicht verübeln wenn du mich hiernach nicht mehr wiedersehen möchtest." Einen Moment lang blieb Nika noch stehen und ließ die Worte Rohan's auf sich wirken. "Nun denn, hier ist mein Haus. Entschuldige bitte noch einmal, ich hatte wirklich keine bösen Absichten. Ich wünsche dir noch einen schönen Aufenthalt in Morio." Er wollte gerade sein Haus betreten, da erklang noch einmal ihre Stimme in seinem Rücken. "Rohan!" "Ja?" "Ich werde mir deine Worte durch den Kopf gehen lassen und eine Nacht darüber schlafen. Ich werde noch für ca. zwei Wochen in Morio sein. Vielleicht habe ich es mir bis dahin anders überlegt." Tatsächlich hellte sich ihre Miene auf, sie meinte es tatsächlich ernst. "Gut. Ich bin hier falls du mich suchst." Sie entschuldigte sich nicht für ihre Worte von vorhin bevor sie ihren Weg weiter ging aber das war auch nicht nötig. Es war selten, dass jemand so ehrlich zu Rohan war und ihre Art war mehr als bemerkenswert. Er würde warten. Vielleicht käme sie wirklich auf ihn zu und öffnete sich ihm und...vielleicht war es auch gar nicht nötig Heaven's Door einzusetzen. Kapitel 3: ~Scetch 3~ --------------------- Tatsächlich suchte Nika den Mangazeichner am Folgeabend erneut auf. Die Neugier hatte sie am Ende doch zu sehr gepackt. Eine ganze Weile hatte sie noch mit sich gehadert aber am Ende konnte sie dem Drang nicht mehr wiederstehen. Es ging nicht darum als eine Mangafigur mit ihren persönlichen Eigenschaften sowie ihrer Vergangenheit in einem Manga zu enden und dadurch ein Teil dieses Buches zu werden. Sie hatte auf eine gewisse, sehr konfuse Weise das Gefühl, dass dieser Mann jemand war, dem sie sich nach vielen Jahren öffnen könnte. Er war schon speziell aber welcher Künstler war das nicht? Selbst Jared und Billy wussten nicht alles über Nika's Vergangenheit aber sie respektierten das und außerdem war die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sie Rohan nach ihrem Urlaub jemals wiedersehen würde. Einen Moment lang stand sie noch vor seiner Haustüre, dann klopfte sie zielsicher und wartete, bis sich die Türe einen spaltbreit öffnete. "Ja?" "Guten Abend, Rohan. Ich hoffe, ich störe nicht." "Oh, Nika! Das überrascht mich aber jetzt." "Entschuldige, ich weiß, es ist schon spät am Abend aber...ich habe mir deine Worte von gestern nochmal durch den Kopf gehen lassen und ich denke, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre." "Verzeihung, dass was nicht so schlecht wäre?" "Mich dir zu öffnen." *~* Nika hatte in seinem Arbeitszimmer auf einem Stuhl neben seinem Arbeitstisch Platz genommen. Im Gegensatz zu manch anderen schaute sie sich zwar im Raum um, schien seine Arbeit aber eher als normal hinzunehmen anstatt laut loszubrüllen, wie toll sein Arbeitsplatz ja wäre. Das brachte ihr bei Rohan schon enorm viele Punkte ein. Sie war wirklich anders als die anderen und das gefiel ihm. Eine Tasse Tee ruhte in ihrer Hand während Rohan Skizzen und Bleistifte vorbereitete und auf seinem Arbeitsplatz anordnete. "Vielen Dank, dass du mich so spät noch empfängst." "Ach, nicht dafür. Ich empfange nur selten, meist aber gar keine Besucher." "Verstehe, du lebst also alleine in diesem großen Haus?" "Genau. Ist mir sowieso viel lieber, da ich im Allgemeinen lieber alleine und für mich bin. Außerdem kann ich mich so am besten auf meine Arbeit konzentrieren." "Also sprich, du hast noch nicht mal einen Assistenten, der dir hilft?" "Nein. Benötige ich auch nicht. Alles, was ich anfertige, mache ich selbst." "Wahnsinn. Du bist wirklich ein Talent." "Es reicht um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen aber wie schon gesagt bin ich nicht auf Geld und Reichtum aus." Rohan bemerkte, wie Nika nickte. Sie konnte das Papier auf dem Schreibtisch rascheln hören als Rohan sich alles zurechtlegte. "Rohan?" "Ja?" "Wegen meines Verhalten gestern wollte ich mich noch entschuldigen." "Nein, nein, das musst du nicht! Ich fand es ehrlich gesagt sehr beeindruckend, dass mal jemand so frei raus seine Meinung äußert. Es gibt nicht viele Menschen, die so ehrlich sind wie du, das schätze ich sehr." "Schon aber ich hätte dich nicht direkt verurteilen sollen. Ich habe voreilig und überstürzt gehandelt, das ist nur leider meine Art. Ich schieße gerne mal über das Ziel hinaus und hatte schon immer die Angewohnheit, den Menschen die Meinung ehrlich ins Gesicht zu sagen." "Wie bereits gesagt, vergeben und vergessen. Ich denke, dass es viele Menschen gibt, die im ersten Moment geschockt darauf reagieren würden, diese Reaktion ist nur natürlich. Nur die meisten sagen es nicht weil sie mich nicht beleidigen wollen. Sie sehen in mir das Idol, sie trauen sich nicht ihre Meinung frei zu äußern. Du bist die Erste." Ein Lächeln huschte sowohl über Nika's als auch über Rohan's Lippen. Eigentlich war er wirklich lieber für sich aber dieses Frau war anders als sonst. Ihre Nähe war sehr angenehm und er hatte das Gefühl, dass sie sich in gewissen Dingen gar nicht so unähnlich waren. Von draußen schien die untergehende Sonne durch die halb heruntergezogenen Fensterläden und tauchte den Arbeitsraum in schummriges Licht. "Nun denn, bist du soweit?" "Was möchtest du denn hören?" "Erzähl mir etwas über dich. Ganz egal was. Wenn es etwas gibt, worüber du nicht reden möchtest, ist das vollkommen in Ordnung." Etwas nachdenklich aber mit einem Lächeln auf den Lippen stellte Nika die Tasse Tee beiseite, warf die Beine übereinander und ließ die weiche Bomberjacke mit Fellbesatz bis auf die Armbeugen runterrutschen. Ihre Finger bettete sie verschränkt im Schoß. "Eigentlich gibt es da nicht so viel zu erzählen. Ich bin ein ganz normaler Mensch mit ganz normalen Problemen. Ich wurde auf Jamaika geboren, meine Mutter war Amerikanerin, mein Vater Jamaikaner. Von meinem Vater habe ich die schwarze Naturhaarfarbe, von meiner Mutter die grünen Augen geerbt. Meine Eltern waren glücklich, selbst als meine Mutter beschloß mit mir nach Amerika aufgrund ihres Jobs zu gehen. Ich war damals acht Jahre alt und wäre lieber bei meinem Vater geblieben. Ich hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihm, von ihm habe ich auch diese feurige Art geerbt. Meine Eltern waren trotz der Entfernung glücklich. Sie sahen sich nicht oft aber sie liebten sich. Nun...bis zu jenem Tag als..." Es entging Rohan nicht, wie Nika den Blick senkte und eine kurze Pause einlegte. "Darf ich fragen, was passiert ist?" "An jenem Tag hatte es geregnet, ein sehr starker Platzregen. Meine Mutter wollte mich einfach nur von der Schule abholen...sie hatte den anderen Fahrer, der ins Schleudern gekommen ist kaum kommen sehen, bevor er ihren Wagen erwischte. Er kam mit einigen Prellungen und einem Schleudertrauma davon. Meine Mutter...sie hatte es nicht geschafft. Der plötzliche Aufprall brach ihr das Genick." Rohan schwieg, er wollte Nika sein Beileid ausdrücken aber ihr Blick mahnte ihn, es nicht zu tun. Sie sprach ruhig und bedächtigt weiter. "Nach dem Tod meiner Mutter lebte ich einige Jahre mit meinem Vater zusammen, der sich bereit erklärt hatte für die Zeit bis ich erwachsen war nach New York zu ziehen. Ich dachte, ich wäre schnell über den Tod meiner Mutter hinweg aber...dass ich es eher verdrängt als verarbeitet hatte, bekam ich dann im Alter von 12 Jahren zu spüren." Als sie ihren Blick hob, lächelte sie fast verzweifelt. "In meiner linken Brust wurde Brustkrebs diagnostiziert. Frühes Stadium aber es reichte, um mich anfangs ziemlich aus der Bahn zu werfen. Die Ärzte meinten, dass der Tod meiner Mutter der Auslöser gewesen sei und dass ich über all die Jahre ihren Tod nie richtig verarbeitet hätte. Mein Vater unterstützte mich, indem er mir die Medikamente und die anschließende OP finanzierte, die ich mit 15 Jahren durchzog." "Und...war sie erfolgreich?" "War sie. Ich war geheilt und der Krebs besiegt. Ich kann wirklich von Glück sprechen. Der Eingriff war riskant weil ich noch so jung war aber mein Vater hatte recht gehabt. Ich hatte sowohl von ihm als auch von meiner Mutter dieses Kämpfergen geerbt. Das einzige, was zurückblieb, war eine kleine OP Narbe unterhalb meiner Brust. Sie brauchte Gott sei Dank nicht abgenommen werden. In der Zwischenzeit habe ich auch meine besten Freunde Billy und Jared kennengelernt. Ein homosexuelles Paar, mit dem ich mir seit einigen Jahren eine WG teile. Wir gehen auf dasselbe College und unterstützen uns gegenseitig. Man könnte sagen, dass sie meine zweite Familie geworden sind. Ohne die beiden könnte ich nicht. Nach der OP habe ich mein Leben ziemlich auf den Kopf geworfen, ich begann mich wieder intensiv musikalisch als auch tänzerisch zu engagieren, sparte regelmäßig Geld zusammen, damit ich meinen Vater einmal im Jahr auf Jamaika besuchen fliegen konnte und lebe mein Leben mittlerweile jeden Tag, als ob es mein letzter wäre." Rohan kam kaum dazu sich Notizen zu machen, er hing zu sehr an Nika's Lippen, deren Stimme mittlerweile wieder gefasster klang. "Du...ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt bin. Du hast sehr viel durchgemacht und bist trotz allem so ein lebensfroher Mensch." Vorsichtig lehnte Nika sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Was hätte ich sonst tun sollen, Rohan? Mich hinzusetzen und mich selbst zu bemitleiden war nie meine Art. Seit den Ereignissen bin ich erst der Mensch geworden, der ich heute bin. Stark, ehrlich zu anderen und ehrlich zu mir selbst. Ich bin jetzt 25 Jahre alt, ich hatte nie großartige Wünsche weil ich alles hatte, was ich brauchte. Sprich meine Freunde, das Tanzen..." "Du tanzt?" "Oh ja, sogar sehr gut! Ich unterrichte sogar seit einigen Jahren in einer Tanzschule Hip Hop und Streetdance, um mir das Geld für das College und die WG zu finanzieren. Es gibt für mich nichts schöneres als zu tanzen. Wenn ich tanze...dann fühle ich mich federleicht und frei. Es ist als ob alle negativen Gedanken aus meinem Kopf gespühlt werden würden. Ich kann es dir gerne mal zeigen." Wie glücklich sie auf einmal war, Rohan konnte ihre Euphorie regelrecht spüren. Vielleicht war es wirklich nicht notwendig Heaven's Door einzusetzen. "Ich lebe mittlerweile mein Leben auf der Überholspur, gerade der Brustkrebs hat mir gezeigt, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Deswegen habe ich danach angefangen, mein Leben so zu strukturieren, dass ich damit glücklich bin und so viel vom Leben mitnehme, wie nur eben möglich. Ich treibe Sport, mache Kickboxen, tanze gerne und spiele zwischendurch auch mal Schlagzeug und E-Gitarre. Außerdem liebe ich es mit meinem geliebten Skateboard zum College oder zur Arbeit zu fahren. Ich lebe mein Leben." Rohan legte den Stift beiseite. "Um ehrlich zu sein, ich bin gerade ziemlich baff. Ich habe selten einen Menschen erlebt, der solche Tiefschläge erlitten hat und trotzdem...sein Leben weiterlebt." "Kannst du etwas davon gut gebrauchen?" "Nun...die Realität der Menschen und Dinge begeistert mich aber...nein. Ich freue mich sehr, dass du dich mir so öffnest und dich mir so anvertraust. So gesehen...kennen wir uns gar nicht. Aber du scheinst ein guter und ehrlicher Mensch zu sein. Ich möchte deine Vergangenheit nicht ausnutzen, um damit eine gute Story zu schreiben." Als der Mangazeichner wieder aufblickte, war Nika's Blick ausdruckslos auf ihn gerichtet. "Warum hast du dich mir so geöffnet? Allgemein, wie kam der Sinneswandel doch mit mir zu sprechen?" Ein leichtes Schulterzucken war zu erkennen bevor die Rothaarige weitersprach. "Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht so genau. Vielleicht...weil du mich...gesehen hast und weil ich dachte, dass es vielleicht gut täte mit jemandem über diese Erfahrungen zu sprechen, der sich noch kein Urteil über mich erlaubt hat beziehungsweise vollkommen unbeteiligt war. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich mit dir reden kann." Rohan's Blick wirkte erst kühl, dann wurden seine Gesichtszüge weich. Es war das erste Mal, dass sich ihm jemand so öffnete. Meist war es, der die Menschen mit seinem Stand Heaven's Door dazu zwang sich ihm zu öffnen. Aus seinen Erfahrungen der letzten Jahre hatte er gelernt aber nichtsdestotrotz war er sich nach wie vor selbst der Nächste gewesen. "Weißt du, was ich glaube?" "Was?" "Dass du dich sehr einsam fühlst." "Bitte? Nein, ich bin keinesfalls einsam! Ich habe Billy und Jared." "Aber hast du jemals mit ihnen so geredet, so wie du gerade zu mir gesprochen hast?" "...nein. Tatsächlich nicht. Die beiden...sind irgendwie auch sowas wie große Brüder für mich, die dauernd Angst um mich haben und sich Sorgen machen. Auch jetzt während des Urlaubs wollen sie dauernd, dass ich mich melde. Aber ich bin nicht schwach! Ich brauche keinen Beschützer!" "Darum geht es auch denke ich nicht. Sie sind deine Freunde, keine Frage aber...vielleicht fehlt dir auch einfach mal die Schulter zum anlehnen." "Worauf willst du hinaus?" "Hast du einen besonderen Jemand, der dich auffängt wenn du ihn brauchst?" Darauf gab Nika keine Antwort. Sie hatte urplötzlich das Gefühl als ob Billy wieder zu ihr sprechen würde. "Ich war immer alleine. Ich brauche keinen...festen Freund oder diese Schulter zum anlehnen. Er würde eh nicht mit mir und meinem Lebensstil mithalten können. Außerdem...ist es manchmal einfach besser alleine zu sein." "Wie meinst du das?" Keine Antwort. Sie verharrte einen Moment in ihrer Position und fixierte einen Punkt in einer Ecke des Raumes an, die Rohan nicht deuten konnte. "Es ist nicht schlimm Schwäche zu zeigen. Das ist menschlich." "Verzeih, Rohan aber das würdest du nicht verstehen. Ich bin alleine besser dran und verlieben möchte ich mich nicht. Bei dir ist es doch nicht anders!" "Was meinst du?" "Naja, du lebst seit Jahren in diesem riesigen Haus ganz alleine, hast kaum Kontakt zur Außenwelt und lebst vollkommen in deiner eigenen Welt. Warum...erzählst du mir nicht auch etwas über dich?" Da hatte sie ihn. Rohan bemerkte, dass sie sich tatsächlich gar nicht so unähnlich waren. Er stützte sich lässig mit dem Arm auf der Stuhllehne ab und blickte Nika mit einem Lächeln an. "Ich habe noch nie mit Fremden über meine Vergangenheit gesprochen aber du hast dich mir geöffnet, also möchte ich dir auch nichts vorenthalten. Du hast recht, ich war bisher immer alleine gewesen. Als ich 17 Jahre alt war, begann ich meine ersten Entwürfe für Verläge zu zeichnen. Die Jahre darauf begann meine Karriere als Mangaka und bald war ich in Japan überall bekannt. Ich weiß, dass ich auf andere abweisend und unnahbar wirke, das ist meine Art und ja, mir ist es auch lieber alleine zu sein. Während meiner Zeichnerkarriere habe ich...viele Dinge gesehen. Dinge, die mich weiter zum Zeichnen motiviert haben. Geprägt hat mich unter anderem ein Ereignis, was erst kürzlich stattgefunden hatte. Im Louvre in Paris. Die Kunst und meine Arbeit ist halt das, was mir am besten liegt. Alles andere ist eher nebensächlich." "Der Louvre in Paris, wie interessant. Du kommst anscheinend viel rum als Zeichner. Aber da kannst du mal sehen, wie klein die Welt ist. Wir beide...wir sind uns gar nicht so unähnlich. Wir leben unser Leben...und tun das, was uns gefällt. Erst dann...sind wir wirklich glücklich." Beinahe verträumt schaute Nika in Rohan's Richtung, dann fasste sie sich wieder. "Kann ich dich noch etwas fragen?" "Natürlich." "Stimmt es, dass hier vor einigen Jahren ein Serienmörder sein Unwesen getrieben hat?" "Das stimmt. Dieser Vorfall ist nun genau sieben Jahre her. Damals war ich 20 Jahre alt. Dieser Mörder hieß Kira Yoshikage. Über 15 Jahre hat er Frauen ermordert und nie Hinweise hinterlassen. Tatsächlich waren Josuke, Okuyasu, ich und einige andere daran beteiligt gewesen, dass er am Ende seine gerechte Strafe erhalten hatte. Er starb durch einen Unfall aber davor konnten wir ihn dingfest machen. Wieseo fragst du?" "Nur reines Interesse. Mein Kumpel Billy sprach darüber, er hatte wohl Angst, dass mir etwas zustoßen könnte. Er muss wirklich sehr gewieft gewesen sein wenn ihm über einen so langen Zeitraum niemand auf die Schliche gekommen ist." Rohan schwieg. Er war sich bewusst, dass Nika nichts mit dem Begriff Standuser anfangen würde, deswegen würde es auch keinen Sinn machen, das Thema anzureißen. Schließlich erhob sie sich, leerte die Tasse Tee mit einem tiefen Schluck und warf ihre Tasche über. "Nun denn, ich danke dir sehr für deine Zeit. Irgendwie fühle ich mich tatsächlich viel besser, wo ich mit dir über all das geredet habe. Irgendwie befreiend. aber ich sollte nun langsam zum Hotel zurückgehen. Solltest du eventuell etwas von meiner Geschichte nutzen wollen, mach es ruhig. Es ist gewöhnlich." "Nein, es ist interessant. Du bist interessant, Nika. Eine außergewöhnliche Person." "Nun hör schon auf. So interessant bin ich nun auch wieder nicht." "Darf ich dich wiedersehen?" "Bitte?" "Also nur wenn du möchtest. Vielleicht...gibt es ja doch noch weitere Dinge, über die du sprechen möchtest." Mehr als irritiert blickte Nika ihren Gegenüber an. Rohan merkte, dass ihr Blick Unsicherheit wiederspiegelte. Sie schien tatsächlich noch etwas zu verbergen. "Da gibt es nichts, Rohan. Wirklich nicht. Jedenfalls...danke für deine Zeit, dass du mich empfangen hast und für deine Gastfreundschaft. Den Weg zur Türe finde ich schon selbst." Sie wandte sich ab, wollte einfach nur durch die Türe ins Treppenhaus und plötzlich...fühlte Nika nur noch etwas, was sich wie ein dumpfer Schlag auf den Kopf anfühlte und dann war da für einen Moment nur noch Leere. Rohan hingegen umkreiste die Rothaarige einen Moment und bemerkte, sie sich in ihrem Gesicht Seiten, wie die Seiten eines Buches bildeten. Sein Stand Heaven's Door hatte sich aktiviert und Nika in eine Art Trance versetzt. Für eine Moment waren seine Finger vor Neugierde am zittern, er wollte wissen, was sie verbarg. Es musste tief in ihrem Inneren einfach noch etwas geben. Doch gerade als er anfangen wollte, in ihrem Herzen zu blättern bemerkte er den machtlosen als auch verurteilenden Ausdruck in ihrem Gesicht. "Nein, so nicht. Ich sollte das nicht tun. Nicht so. Nicht wenn sie es nicht erlaubt. Sie soll sich mir selbst öffnen...wenn sie es möchte." Und als er die Kraft seines Stand wieder auflöste und das Leuchten in Nika's Augen zurückkam, schaute sie einen Moment vollkommen verwirrt drein. "Ist alles in Ordnung?" Das nächste, was Rohan spürte, war die Handfläche Nika's, die schallernd auf seiner Wange landete. Beinahe erschrocken schaute er Nika an als sich ihre Blicke trafen und er ihre Wut mit Blicken zu spüren bekam. "Was...war das gerade? Was hast du mit mir gemacht? Ich kann mich...an die letzten paar Sekunden nicht mehr erinnern. Als ob...ich einen Filmriss hätte!" "Nika, ich...es tut mir leid, ich..." "Bleib weg von mir! Geh mir aus dem Weg! Ich muss dumm gewesen sein, es war ein Fehler herzukommen!" Vollkommen aufgelöst stürmte sie zur Haustüre und riss diese ruckartig auf bevor sie auf die Straße stürmte. "Nika! Bitte, es tut mir leid!" "Weißt du was? Lass mich einfach in Ruhe! Ich weiß nicht, was es war, was du gerade mit mir vorhattest aber das war das letzte Mal, dass du mich gesehen hast! Du bist arrogant, egoistisch und rücksichtslos! Du setzt dich darüber hinweg wenn dir Menschen eine Grenze setzen weil du einfach immer weiter graben möchtest! Wie krank bist du eigentlich? Ich kann verstehen, warum niemand etwas mit dir zu tun haben will! Am besten bleibst du für immer alleine! Das hast du verdient!" Selbst als sie schon auf der Straße und Rohan im Türrahmen stand konnte er die Angst in ihren Augen sehen. Seine Lippen blieben versiegelt, jedes weitere Wort würde alles wohl nur schlimmer machen. Er wunderte sich immer mehr, warum es ihm nicht einfach egal war aber eins wusste er als er wieder das Haus betrat und die Türe hinter sich schloß, und zwar, dass er sich ein weiteres Mal dafür verurteilte, gegen den Willen einer Person in ihr Herz eingedrungen zu sein. Kapitel 4: ~Scetch 4~ --------------------- Die Rollen des Skateboards rollten gemächlich über die glatten Straßen Morio's während Nika hin und wieder mit dem rechten Bein Anlauf nahm um Gas zu geben. Seit des vergangenen Tages konnte sie kaum klar denken, versuchte sich immer wieder einzureden, dass es ja vielleicht doch nichts zu bedeuten hatte als sie für einen kurzen Moment die Kontrolle über ihren Körper verloren hatte und doch wurde sie den Gedanken nicht los dass Rohan in jenem Moment mehr getan hatte, um in ihr Unterbewusstsein einzudringen als er eigentlich sollte. Es war ein zur Abwechslung ein milder Sommertag in Morio und Nika beschloß sich in der Stadt einen Reiseführer zu organisieren, da sie sich für den Folgetag vorgenommen hatte, die Gegend zu erforschen, insbesondere die nähere Waldgegend, wo sich diverse sowie ältere Tempelanlagen befinden sollten. Auf dem Weg in die Stadt fuhr sie langsam an Rohan's Haus vorbei und konnte es irgendwie nicht vermeiden, einen schnellen Blick auf die oberen Fensterläden zu werfen. Trotz allem, was passiert ist, hatte sie das Gefühl dass sie Rohan auf eine gewisse Weise Unrecht getan hatte. Natürlich hatte sie sich erschrocken aber sie im Anschluss wirklich sehr aus der Haut gefahren und mittlerweile dachte sie tatsächlich darüber nach, sich bei dem Mangazeichner zu entschuldigen, insbesondere für die Ohrfeige. Sie bemerkte nicht mehr dass Rohan in jenem Moment, wo Nika an seinem Haus vorbeifuhr ebenfalls auf die Straße trat um einige Besorgungen in der Stadt zu erledigen und natürlich entging es ihm nicht als die Rothaarige die Straße kreuzte. In einem kleinen Souvenirladen in der Innenstadt besorgte Nika eine hübsche Postkarte, die sie an Billy und Jared schicken wollte sowie einen Reiseführer, um die nähere Umgebung besser zu erforschen. Sie hatte noch 12 Tage, um sich eine schöne Zeit in Morio zu machen, es konnte daher nicht schaden, sich etwas mit ihrer Umgebung vertraut zu machen. Nach erfolgtem Einkauf ging sie rüber auf die andere Straßenseite und nahm in einen gemütlichen Eiscafé Platz, wo sie sich einen dicken Erdbeereisbecher bestellte und dazu eine Tasse schwarzen Kaffee. Sie war gerade dabei sich in den Reiseführer zu vertiefen als ihr jemand mit seinem Schatten die Sonne nahm. "Hallöchen junge Frau! Ist neben dir noch ein Plätzchen frei?" Verwundert schaute Nika auf, bis sie bei näherem Hinsehen Josuke erkannte. "Ach, du bist es! Hallo! Natürlich, nehm ruhig Platz! Ein wenig Gesellschaft kann nicht schaden." "Dank dir. Okuyasu muss nachsitzen, deswegen bin ich schon mal gegangen. Ich hoffe, ich störe nicht." "Nein, keinesfalls! Ich war nur gerade in dem Reiseführer vertieft. Ich wollte morgen mal die nähere Umgebung, gerade die Waldgegend erforschen." "Verstehe. In den Wäldern Morio's gibt es hier und da einige alte Tempelanlagen falls dich das interessiert." "Vielen Dank, die wollte ich mir sowieso gerne mal anschauen." Josuke fiel auf, dass aus Nika's Stimme ein trauriger Unterton drang. "Ich weiß, wir kennen uns so gesehen erst seit zwei Tagen aber...ist irgendetwas nicht in Ordnung? Du siehst aus als ob dich etwas bedrücken würde." "Ehm...nunja...in gewisser Weise schon. Da belastet mich tatsächlich was." "Möchtest du darüber sprechen?" "Es geht um Rohan." "Oh nein, was hat er getan?" Leicht erstaunt blickte die Rothaarige Josuke an als dessen Blick feste auf ihr ruhte. Dabei bemerkten die beiden nicht, wie Rohan zwischenzeitlich ebenfalls das Eiscafé betreten hatte und aus sicherer Entfernung lauschte. "Wieso denkst du, dass er was gemacht haben könnte? Kennst du ihn?" "Leider etwas zu gut. Er ist kein schlechter Kerl, nur etwas eigenbrötlerisch. Manchmal ein bisschen arrogant und einfach zu sehr auf seine Arbeit fixiert." "Irgendwie scheinst du nicht sehr gut auf ihn zu sprechen zu sein, Josuke." "Naja, sagen wir mal, dass vor sieben Jahren etwas passiert ist, was ich bis heute nicht gutheißen kann. Ich mag ihn vielleicht nicht sonderlich, nichtsdestotrotz hat er ein gutes Herz." "Wirklich?" "Durchaus. Wieso? Hat er dir etwas getan?" "Nein! Nein, er hat mir nichts getan. Im Gegenteil, er war...sehr freundlich zu mir." "Ach, wirklich? Er ist zu Fremden sonst immer so abweisend und kühl. Habt ihr euch etwa getroffen?" "Ich habe ihn gestern in seinem Haus aufgesucht. Wir haben über vieles geredet. Viele persönliche Dinge...und es tat mir gut mit ihm über diese Dinge zu sprechen." "Er...hat dich also nicht gezwungen oder...dich irgendwie betäubt?" Rohan fiel auf, dass Josuke das Thema Stand umschrieb, damit er Nika nicht ängstigte. Die meisten Menschen wurden ohnmächtig sobald Rohan Heaven's Door einsetzte. Standuser hingegen konnten seine Fähigkeit teilweise bei vollem Bewusstsein miterleben wenn er ihr Leben wie Seiten eines Buches durchblätterte. Gespannt wartete er auf Nika's Antwort und war überrascht als er sie hörte. "Nein. Nein, das hat er nicht. Er hat mir zugehört und war sehr offen zu mir. Ich denke auch, dass er ein guter Kerl ist aber...ich glaube, dass ich es mir bei ihm seit gestern wohl verscherzt habe." "Wie kommst du darauf?" "Als ich gehen wollte, habe ich für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt als ob ich mich nicht mehr bewegen könnte und mein Kopf taub werden würde. Es waren nur wenige Sekunden aber ich hatte solche Sorge, dass er mich tatsächlich betäubt haben könnte, dass ich ihm eine Ohrfeige gegeben und ihm die schlimmsten Dinge an den Kopf geworfen habe." Josuke schwieg und verdammte Rohan unterbewusst. Er konnte es einfach nicht lassen. "Aber...im Nachhinein tut es mir leid, dass ich ihn so behandelt habe. Ich habe mich einfach nur so erschrocken. Ich wünschte, ich könnte mich bei ihm entschuldigen." Rohan, der während des Gesprächs angefangen hatte eine neue Szene für seinen Manga zu skizzieren, ließ die Bleistiftspitze auf auf dem Papier ruhen als er Nika's Stimme hörte. "Er scheint durchaus kein böser Mensch zu sein, er machte auf mich auch nicht den Eindruck aber...ich war einfach so erschrocken über dieses...plötzliche Gefühl. Es war so...übermannend. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich habe überreagiert und jetzt möchte ich mich einfach nur noch entschuldigen." Josuke blickte sie einen Moment lang überrascht an, auch Rohan entging ihr plötzlicher trauriger Blick nicht. Am liebsten wäre er aufgestanden und zu ihr gegangen. Es lag nicht nur an ihm, sie verbarg etwas tief in ihrem Herzen. Irgendetwas, was diese Trauer in ihr auslöste. Aber solange Josuke bei ihr saß wollte Rohan sich nicht nähern. Der Kerl würde alles noch kaputt machen. "Hör zu, Nika. Ich bin vielleicht nicht sonderlich gut auf Rohan zu sprechen weil wir uns untereinander nicht verstehen und wir haben unsere Differenzen aber er ist ein guter Kerl. Wenn es dich so sehr danach verlangt dich bei ihm zu entschuldigen, dann tu das. Ich bin mir sicher, er wird dir verzeihen." Ein erleichterndes Lächeln machte sich auf Nika's Lippen breit. "Vielen Dank...Josuke. Ich werde ihn später noch einmal aufsuchen und mit ihm reden. Bitte entschuldige mich aber ich hab noch etwas zu erledigen." "Du gehst schon? Wie schade aber kein Problem! Ich bin froh wenn ich helfen konnte." "Du hast das Herz am rechten Fleck, Josuke. Vielen Dank nochmal!" Sie bezahlte ihren Eisbecher und die Tasse Kaffee bevor sie das Café verließ und ihres Weges ging. Sie war nicht ganz um die Ecke, da drehte sich Josuke zu Rohan um. "Denk nicht, dass ich dich nicht bemerkt hätte!" "Daran habe ich keine Sekunde lang gezweifelt aber ich war dennoch überrascht, dass du mich vor ihr in den höchsten Tönen gut redest." "Eigentlich hast du es nicht verdient!" "Trotzdem danke." "Hast du wirklich Heaven's Door an ihr angewandt? Rohan, warum tust du das? Sie ist ein nettes Mädel und sie scheint dich zu mögen. Wieso bist du so egoistisch?" "Es war keine böse Absicht, okay? Sie war...so offen und so freundlich, hatte sich bereit erklärt, dass ich ihre persönlichen Erfahrungen für meinen Manga nutzen dürfte. Ich weiß nicht warum aber als sie gehen wollte...da wollte ich sie nicht gehen lassen. Es hat nicht mal fünf Sekunden gedauert, da habe ich Heaven's Door wieder aufgelöst." Josuke musterte den Mangazeichner eindringend. "Rohan Sensei...ich hätte es ja gerade bei dir nie erwartet aber wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist dabei dich in sie zu verlieben!" "Halt die Klappe, Josuke! Wieso denkst du sowas? Sie ist eine junge, hübsche und sehr ambitionierte Frau aber wir sind uns noch nicht mal ähnlich! Wir haben nur geredet, das war alles!" "Mal ganz unter uns, Sensei. Seit ich dich kenne habe ich dich weder mit einer Frau, noch mit einem Mann gesehen. Ich weiß, dass du deinen Kopf dauernd in deine Arbeit steckst aber...ist dieses Leben nicht manchmal sehr einsam?" "Ich habe mich für dieses Leben entschieden und so bleibt es auch. Alleine komme ich am besten zurecht. Und wieso denkst du, dass ich auf Männer stehen könnte? Sehe ich für dich homosexuell aus?" "War nur eine Vermutung. Hätte ja sein können. Oder du bist wirklich einfach nur speziell." "Halt die Klappe, Josuke! Du weißt rein gar nichts über mich." "Ja, meinst du aber wenn du nicht mit mir reden willst, dann rede wenigstens mit ihr. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist aber auch wenn ihr euch gerade mal wenige Tage kennt, ihr scheint euch in vielen Dingen gar nicht so unähnlich zu sein. Vielleicht tut es dir ja mal gut jemanden zu treffen, der ein wenig mit dir auf derselben Wellenlänge ist." Rohan schwieg, dieser Josuke schien es durchaus ernst zu meinen. Klar, er konnte manchmal eine echte Nervensäge sein aber vielleicht hatte er gar nicht mal so unrecht. "Nunja, es könnte sicher nicht schaden, wenn ich sie nochmal aufsuche und..." Doch ihr Gespräch wurde plötzlich unterbrochen als beide die Stimme Nika's in der Ferne ausmachen konnten. Sie standen auf und rannten um die Ecke, wo sie feststellen mussten, dass die junge Frau von drei Männern einer anderen Schule eingekreist worden war. "Hey Süße, dich habe ich ja hier noch nie gesehen. Nette Kurven hast du da, wieso gesellst du dich nicht zu uns?" Nika antwortete nicht. Als der erste Kerl ihr einen Arm um die Schulter legte, verfinsterte sich nur ihr Blick. "Oh, die Kleine hat Feuer! Seht euch mal diesen Blick an, wie ein wildes Tier! Komm Schätzchen, sei ein bisschen nett zu uns." "Nimm...deine...Finger...da weg...oder du wirst es bereuen..." "Oh, drohst du mir, Kleine?" "Ich habe dich gewarnt!" "Was willst du, du Miststück?" Und in dem Moment traf Nika's Faust genau gezielt die Nase des Typen und zu hören war nur noch ein ohrenbetäubendes Knacken, bevor dem Kerl das Blut regelrecht aus der Nase schoß. Wild mit den Armen fuchtelnd versuchte der Kerl Nika zu treffen, doch da rammte sie ihm mit gezielten Bewegungen das Knie in die Magengrube, packte daraufhin seinen Arm bevor sie ihn mit voller Wucht über ihre Schulter hinweg zu Boden schleuderte. Als der Mistkerl blutüberstromt am Boden lag, rammte Nika ihm noch den Fuß ins Brustbein und blieb auf ihm stehen während ihr Blick zu den anderen beiden Handlangern wanderte. "So, wer will als nächstes? Wollt ihr genauso enden wie euer Freund hier unten? Dann los, traut euch! Ich nehme es locker mit euch schwanzlosen Wichsern auf!" Doch die beiden anderen gingen wimmernd einen Schritt zurück. Nika ließ von dem Kerl ab und warf ihm ein Taschentuch auf das Gesicht bevor sie sich wieder auf ihr Skateboard schwang und ihres Weges ging. "Hier hast du was zum abwischen. Du blutest." Sowohl Josuke als auch Rohan konnten ihren Augen nicht glauben als sie das Szenario beobachtet hatten. Rohan schluckte hart aber nun war er faszinierter von dieser Frau als vorher. Sein Weg trennte sich von Josuke und er folgte Nika in den Sonnenuntergang. *~* Die Sonne ging bereits am Horizont im Meer unter als Rohan Nika am Hafen von Morio fand aber nicht einfach nur so. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren stecken und...tanzte. Ja, sie tanzte als ob es um ihr Leben ging. Sie verlor sich gänzlich im Klang der Musik, ihre Beine bewegten sich als ob sie in ihrem Leben nie etwas anderes getan hätte. Federleicht bewegte sich ihr schmaler Körper durch die Luft, jede Bewegung gezielt und durchdacht und Rohan stand wenige Meter von ihr entfernt mit offenem Mund und sah ihr zu. Er zückte seinen Block und den Bleistift, er musste sie zeichnen, so wie sie jetzt war. So frei und unbekümmert und wie ihr rotes Haar im Licht der Sonne wie Feuer glänzte. Ein weiteres kleines Meisterwerk, was er auf Papier brachte bevor der Song zu Ende spielte und die junge Frau Rohan bemerkte. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen als sie bemerkte, wie unsicher er sie ansah. "Das war...einfach unglaublich!" "Oh, du hast mich gesehen?" "Ja. Atemberaubend wie du dich bewegst. Gänzlich verloren im Klang der Musik und unbeschreiblich schön!" Nika spürte durchaus, wie ihre Wangen leicht erröteten aber sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. "Naja, tanzen ist ja auch irgendwie eine Art Kunst, oder nicht?" "Stimmt, da ist etwas dran. Das wäre doch eine sehr schöne Bildidee. Du tanzt während ich dich zeichne!" Nun mussten sie beide lächeln, dann wurde Nika's Gesichtsausdruck aber wieder ernster. "Ich bin froh, dass du mich gefunden hast. Ich hätte dich ehrlich gesagt heute eh nochmal aufgesucht. Ich...ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für das, was gestern passiert ist. Ich weiß nicht, was in jenem Moment mit mir passiert ist, vielleicht...vielleicht war es auch nur ein kleiner Schwächeanfall weil es einfach sehr viel gestern war. Dinge, über die ich halt lange nicht mehr gesprochen habe aber...dich direkt dafür so anzubrüllen und...dich zu ohrfeigen. Es tut mir sehr leid, Rohan. Bitte entschuldige mein Verhalten." "Eins muss man dir durchaus lassen, du kannst ganz schön zuschlagen." Als Nika aufsah sah sie Rohan liebevoll lächeln. Er hatte ihr anscheinend verziehen. "Ja, das...ist wohl der Verdienst vom Kickboxen." "Das habe ich durchaus gesehen." "Wie meinst du das?" "Als du diesen Kerl vor dem Eiscafé fertiggemacht hast. Oder warst das nicht du gewesen?" "Oje, du hast es gesehen?" "Um ehrlich zu sein...ich war auch in dem Café. Ich weiß, das muss ganz schrecklich für dich klingen aber als ich dich heute Vormittag mit dem Skateboard an meinem Haus vorbeifahren sehen habe, musste ich dich wiedersehen. Ja, ich bin dir vielleicht ein bisschen gefolgt und ja, ich habe auch mitbekommen, wie du und Josuke über mich geredet habt." "Oh Gott...du hast uns belauscht?" "Ja." "Du bist wirklich merkwürdig, weißt du das?" "Ja und ich stehe dazu." "Besser als normal zu sein, oder? Wir sind halt die Freaks in der Gesellschaft!" Darauf zwinkerte Nika. "Du bist mir also nicht böse, dass ich euch belauscht habe?" "Nein, ich bin sogar ehrlich gesagt erleichtert. Das zeigt mir, dass du mich noch nicht aufgegeben hast wie andere Menschen." "Du kannst Menschen genauso gut lesen wie ich." "Ich habe einfach sehr viel Erfahrung mit Menschen gehabt, da lernt man halt zum Leben dazu. Aber nur, damit du es weißt. Alles, was ich vor Josuke gesagt habe, ist wahr. Es war nicht gelogen." "Also...hälst du mich wirklich nicht für einen schlechten Kerl?" "Nicht wirklich. Du bist schwer in Ordnung. Ein bisschen verrückt aber in Ordnung." "Sagte die feurig rote Flamme, die soeben einen Mann zur Maus gemacht hat." "Er hatte es verdient. Viele Männer sind einfach alle gleich." "Du scheinst nicht gerade viel Vertrauen in Männer zu haben, oder? Wieso vertraust du mir?" "Weil..." "Weil?" "Weil du...einfach anders bist. Du bist nicht wie die anderen. Das habe ich direkt gespürt. Ich habe unser Gespräch wirklich sehr genossen, Rohan." "Das...freut mich wirklich sehr zu hören." Es war nur ein kurzer Augenblick und vielleicht täuschte sich Nika auch aber sein Lächeln berührte sie irgendwo ganz tief im Inneren. Sie musste schnell das Thema wechseln, bevor die Situation peinlich wurde. "Nun, ich gehe wohl besser zurück zum Hotel. Ich muss mich für morgen noch vorbereiten, ich habe vor, eine längere Tour durch den Wald zu machen." "Oh, im Wald gibt es viele alte Tempel, die man besichtigen kann. Das wäre sicher sehr interessant für dich. Aber...nichtsdestotrotz sei bitte vorsichtig." "Keine Sorge, ich passe schon auf mich auf. Ich denke ja mal nicht, dass ich dort auf irgendwelche Geister oder rachsüchtige Dämonen treffen werde." "Sag das besser nicht zu laut. In Morio kann man nie wissen, was einen erwartet." "Ach, hör auf! Geister? Dämonen? Sowas gibt es doch gar nicht! Bist du es nicht, der seine Manga nah der Realität zeichnet? Da hätte ich von dir eher erwartet, dass gerade du nicht an übernatürliche Wesen glaubt." Er ließ Nika unwissend ziehen. Hätte er ihr von dem Bild im Louvre oder den Standusern erzählen sollen? Es verlangte ihn danach aber andererseits hatte er auch Sorge, sie verschrecken zu können. Er wusste, dass es sich nicht gehörte wenn er ihr folgen würde aber für den nächsten Tag nahm er sich vor, Nika im Wald zu verfolgen. Sie kannte den Wald nicht so gut wie er und wenn ihr etwas zustoßen würde, könnte er es sich nie verzeihen. Außerdem...nach dem, was er in dem Millionärsdorf sowie in den Katakomben des Louvre erlebt hatte und vor allem wie er die Stadt Morio kannte, war sich Rohan sicher, dass diese Stadt gar nicht so ruhig war, wie sie anderen erschien. Es könnte jedenfalls nicht schaden ein wenig auf Nika Acht zu geben. Einfach aus Sicherheit und reiner Vorsorge. Am Ende machte er sich hoffentlich umsonst Sorgen, was sollte ihr schon auf einer Erkundungstour durch den Wald passieren? Kapitel 5: ~Scetch 5~ --------------------- Die Sonne stand mittlerweile am höchsten Punkt um die Mittagszeit. Seit ihrem Aufbrauch hatte Nika einige Kilometer zurückgelegt und sich letzten Endes statt auf den Reiseführer auf ihre Instinkte und ihr Gespür verlassen. Es war nicht das erste Mal, dass sie längere Touren durch dichte Wälder über Stock und Stein unternahm, bei solche Unternehmungen empfand sie Ruhe und Gelassenheit und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn sie sich doch mal verlaufen hatte. Sie hatte sich für den Weg für eine Jeans uns schwarze Stiefel entschieden, damit sich Felsvorsprünge besser erklimmen und Hindernisse besser überwinden konnte. Mittlerweile war Nika knapp drei Stunden unterwegs gewesen aber für sie fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Wenn sie die Natur um sich hatte, vergaß sie sehr schnell die Zeit und ließ die Seele baummeln. Dabei bemerkte sie nicht, wie ein gewisser Jemand sie schon seit einiger Zeit oder besser gesagt die ganze Tour über im Auge behielt und verfolgte. Rohan war seit Nika losgezogen war nicht mehr von der Seite gewichen und heftete sich regelrecht an ihre Fersen. Er wusste nach wie vor nicht, warum es ihm so wichtig erschien auf diese Frau aufzupassen, eigentlich war er ihr gegenüber zu nichts verpflichtet aber er konnte es auch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, sollte ihr etwas zustoßen. Er hatte nun schon die unzähligen Kilometer auf sich genommen, nun blieb er auch an ihr dran. Nika bemerkte nicht, dass Rohan schon eine gefühlte Ewigkeit durch den dichten Wald folgte. Sie war viel zu sehr mit sich selbst und der nicht enden wollenden Natur beschäftigt. Die japanischen Wälder hatten eindeutig etwas für sich. Ihr Weg hatte sie bereits an kleineren Tempelanlagen vorbeigeführt sowie alten Wegweisern, die zum Teil aus Skulpturen aus alter Zeit bestanden. Ihre Umgebung war durchaus beeindruckend und sie verlor sich regelrecht in der Magie des Waldes, vor allem als sie urplötzlich das Gefühl bekam, der Wind würde zu ihr sprechen. Und es war tatsächlich keine Einbildung. Der Wind...er sprach tatsächlich. "Komm zu mir!" "Was? Wer spricht da?" "Komm! Komm zu mir!" "Habe...habe ich mir das gerade eingebildet oder hat der Wind gerade wirklich zu mir gesprochen? Der Wind...spricht doch nicht...oder doch?" Doch sie spürte, wie der Wind regelrecht an ihrer Kleidung zerrte, als ob er ihr zeigen wollte, in welche Richtung sie zu gehen habe und instinktiv und vor allem auch aus reiner Neugier folgte sie seinem Klang. Sie durchquerte dichtes Unterholz und stolperte über kantige Felsen, nachdem sich der Weg verlor. Einen Moment wirkte es als ob Nika vollkommen verloren sei, doch als sie sich mit den Händen den Weg durch dicht beieinanderstehenden Bäume durchgeschlagen hatte, kam sie auf einer Lichtung zum stehen und schaute, nachdem sich ihre Augen wieder an das Licht der Sonne gewöhnt hatten nach oben und sie erstarrte. Ein Zittern erfasste ihren Körper und sie fragte sich, ob das, was vor ihr lag, echt oder nur ein Trugbild war. Vor ihr lag eine gefühlt unendliche Treppe, die einen steilen Weg aufwärts zu einem alten maroden Tempel ebneten, dessen Eingang in einen Berg führte. Nika kannte sich nicht sehr gut mit den Tempeln dieses Ortes aus aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass es sich hier um eine Grabstätte handeln könnte. Am liebsten hätte sie sich wieder umgedreht und wäre gegangen, doch erneut sprach die Stimme zu ihr und am Ende war die Neugierde größer als der Verstand. "Komm zu mir!" "Wer...wer spricht da? Wer bist du?" Es folgte keine weitere Antwort aber der Wind sauste sanft durch ihr rotes Haar und vorsichtig begann Nika ihren Aufstieg, wenn auch ein wenig nervös. Sie glaubte nicht an übernatürliche Fähigkeiten oder sowas wie Geister aber irgendwie fand sie die Situation, in der sie sich gerade befand, sehr aufregend. Je höher sie allerdings kam und je mehr Stufen sie erklomm, desto kälter wurde es um sie herum und sie spürte für einen Moment, wie ihre Zähne sogar anfingen zu klappern. "Das ist merkwürdig. Es ist Hochsommer, warum friere ich auf einmal so sehr?" Das nervöse Gefühl in ihrer Brust wurde nicht weniger und mittlerweile hatte sie so sehr das Verlangen sich umzudrehen und wieder zu gehen. Als sie endlich vor dem hiesigen, schier unendlichen Eingang stand, starrte sie in den tiefen Schlund dieses Monsters, was sich vor ihr erstreckte. Das kühle Pfeifen des Windes, das aus der Höhle nach draußen an ihr Ohr drang, ließ Nika einen Schauer über den Rücken laufen. Einen Moment lang bließ Nika noch auf der Stelle und vor dem Eingang stehen und begutachtete ihre Umgebung. Der Eingang dieser Tempelhöhle wurde von einer typisch japanischen Überdachung abgeschirmt. Im Inneren konnte Nika Kerzen und diverse Fackeln ausmachen, die die kalten Wände der Höhle schmückten. Obwohl es ein Berg war schien hier einst vor langer Zeit ein Tempel gebaut worden zu sein. So etwas hatte sie noch nie gesehen und auf einmal musste sie hart schlucken. "Es ist...eigentlich nicht richtig. Wenn hier wirklich so etwas wie eine Grabstätte liegen sollte, sollte ich demjenigen besser seine Ruhe lassen. Ich sollte das nicht tun...aber..." Und dann schritt sie weiter voran und begab sich in das tiefe Gewölbe der Höhle einen Moment lang schien es als ob der Weg tiefer in den Berg hineingehen würde. Wenige Stufen ließen sie hinabsteigen bis sie sich in einem riesigen Raum befand, der wie das Innere eines alten Tempels aussah und direkt bemerkte Nika, dass es hier gar nicht mehr so kalt war. Die Fackeln an den Wänden, bei denen sich Nika schon beim Betreten wunderte, wer diese wohl angezündet hatte, hüllten den Raum in sanftes Licht und spendeten dieses gerade so viel, dass man gerade so alles in der Stätte ausmachen konnte. Vor sich erblickte sie diverse alte Fransenteppiche aus rotem Stoff, die den Boden schmückten. Etwas weiter entfernt konnte sie diverse Schalen ausmachen, anscheinend gefüllt mit Opfergaben oder Weihrauch. Sie war sich den Geflogenheiten der japanischen Traditionen wenn eine Person starb nicht bewusst aber sie war sich sicher, dass es sich hier eindeutig um eine Grabstätte handeln musste. Sie trat noch einen Schritt näher und beugte sich auf den Boden. Ein alter Grabstein, der hinter all den Gegenständen im Schatten lauerte, zierte die eingemeißelten Worte desjenigen, der hier seine Ruhe fand und Nika wunderte sich auf einmal, warum sie die japanischen Zeichen so gut lesen konnte. "Nizaemon Yamamura. Ist das...der Name der Person, die hier begraben liegt?" Einen Moment lang glitten ihre Augen von Gegenstand zu Gegenstand aber irgendetwas passte nicht so richtig ins Bild. "Das...ist merkwürdig. Wieso liegt hier ein Pinsel?" Diese Art von Pinsel kam Nika bekannt vor, es war genau die Art, die viele japanische Künstler vor ewigen Zeiten für die Kunst der Kalligraphie benutzt hatten aber das war nicht das Merkwürdigste an diesem Gegenstand. "Was...was ist das?" Nur ein Augenblick. Ein Augenblick verging als sie den Pinsel zwischen Daumen und Zeigefinger nahm, um ihn eigehender zu betrachten und ihr etwas auffiel, was eigentlich gar nicht hätte da sein sollen. Sachte berührte sie mit der anderen Hand die Spitze, wo die Pinselborsten zusammenliefen und zuckte zusammen als sie merkte, um was für eine Flüssigkeit es sich handelte, die die Pinselspitze bedeckte. Etwas, was eigentlich gerade an so einem Ort keinesfalls frisch aufgetragen sein konnte. "Das ist...Tinte! Schwarze Tinte! Aber wie..." Und dann spürte sie einen Ruck durch ihren Körper gehen als die Kälte den Raum erneut einhüllte und der Wind ihr eisig das Gesicht streifte, bevor sie den Pinsel zu Boden gleiten ließ. Am Boden bewegte sich der Teppich. Nein, es war nicht der Teppich, es waren Spinnen! Unzählige Spinnen, die Nika erstarren ließen und die selbst schwärzer als das tiefste Schwarz waren. Sie wollte laufen...konnte sich aber nicht bewegen. "Endlich! Endlich, nach so vielen Jahren des Wartens! Ich habe so viele Jahre auf jemanden gewartet, der mich befreit und endlich bist du da! Du gutes Kind, du hast einen starken Willen! Habe keine Furcht, dein Körper wird mir als Gefäß dienen! Bring mich an den Ort zurück, wo alles angefangen und alles endete! Dann werde ich dein Leben verschonen!" "Was?" Das Wort ging Nika eher wie ein leises Flüstern über die Lippen aber sie hatte keine Zeit mehr über die düstere Stimme nachzudenken, die wie ein unheimliches Echo an den kalten Wänden der Tempelhöhle wiederhallte. In jenem Moment bemerkte sie nur noch, wie das Licht der Kerzen und Fackeln erlosch, ein schwarzer Schatten, der aus dem Pinsel drang hüllte sie ein und dann war um sie herum nur noch die Dunkelheit. *~* "Wo mag sie nur hingegangen sein? Sie ist schnell. Ich kann nicht glauben, dass ich sie tatsächlich aus den Augen verloren habe." Rohan ärgerte sich über sich selbst. Nachdem er Nika im Dickicht der Bäume verloren hatte, war er auf eine Lichtung getreten, die den Weg zu einem wunderschönen alten Tempel am Fuße eines Berges ebnete. Dieser wurde umgeben von einer traumhaften Überdachung und Böden aus Holz. Der Aufstieg war für Rohan nichts besonderes mehr. So wie Nika trainierte er regelmäßig und mar demgemäß in topform. Als er den Tempel am oberen Ende der Treppenstufen erreichte, schaute er sich einen Moment um. Irgendetwas war merkwürdig. "Das ist komisch. Obwohl das Wetter traumhaft ist, werde ich das Gefühl nicht los, dass hier oben eine Eiseskälte herrscht. Irgendwie...fühlt sich das ganze Szenario hier oben nicht richtig an." Er schritt einen Stück voran, zeugte den Verstorbenen sein Mitgefühl als er den Tempel betrat und blickte sich um. Durch die hölzerne Überdachung des weitläufigen Tempels drangen vereinzelnd Sonnenstrahlen durch die Decke und erhellten diverse Stellen am Boden. Die alten Dielen knarzten bei jedem Schritt als Rohan weiter voranschritt. Je weiter er in die heilige Stätte vordrang, desto mulmiger fühlte er sich. Irgendetwas war hier ganz eindeutig nicht in Ordnung. "Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass hier eigentliche eine ganz andere Atmosphähre herrscht als wie mir die Realität weißmachen möchte? Irgendetwas an diesem ganzen Szenario hier schein absolut nicht richtig zu sein. Aber was..oh nein! Nika!" Er hatte sie gefunden und hoffte in jenem Moment, dass er nicht zu spät war. Als Rohan zu der jungen Frau stoß, lag sie regungslos am Boden. Ihre olivfarbene Strickbeanie lag neben ihr am Boden, es wirkte beinahe so, als ob sie angegriffen worden sei. Vorsichtig fühlte Rohan ihre Wange. "Sie ist ganz kalt. Nika! Hey, Nika! Bitte wach auf! Gott, was ist hier geschehen?" Sachte fühlte er ihren Puls, der zu seiner Erleichterung regelmäßig ging. Sie war also am leben und das war für den Anfang ein gutes Zeichen. Er griff nach seiner Wasserflasche, die er in seiner Tasche verstaut hatte, ließ etwas davon in seine Hand laufen und träufelte dieses vorsichtig auf Nika's Stirn und Wangen. "Vielleicht hat sie einen Hitzeschlag erlitten aber...warum ist sie dann so eiskalt? Ihre Haut...es fühlt sich an als ob eine hauchdünne Eisschicht auf ihr ruhen würde." Er wusste, dass er Nika nicht alleine lassen konnte, deswegen blieb Rohan bei ihr bis sie Augen öffnen würde und wartete. *~* "Nika? Nika, kannst du mich hören?" "Hmmm...was..." Ihre Augen öffneten sich nur schwerlich, ihr Blick war getrübt und sie sah alles verschwommen als sie endlich zu sich kam. Als ihr Blick sich langsam klärte und die Umrisse desjenigen ausmachte, in dessen Arm sie sanft ruhte, war sie einerseits verwirrt und irgendwie instinktiv erleichtert. "Rohan? Was...was ist geschehen? Wo bin ich?" "Nika, Gott sei Dank, du bist wach! Ich bin dir gefolgt. Ich habe mir Sorgen gemacht als du in den Wald gehen wolltest." Nika war nicht in der Lage zu hinterfragen, warum Rohan ihr auf den Fersen war und für den Moment war es auch egal, denn ihr gingen ganz andere Dinge durch den Kopf. "Was ist passiert? Wurdest du angegriffen?" Einen Moment lang schaute sich Nika um als sie ihre Umgebung wieder richtig klar sehen konnte. "Ich...ich weiß nicht. Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich weiß nur, dass ich ohnmächtig geworden bin. Vielleicht ein Schwächeanfall? Davor...war alles um mich herum schwarz. Gott, mein Kopf tut so weh." "Komm, ich bringe dich zurück zum Hotel. Der Weg ist ziemlich lang, kannst du gehen?" "Ich denke schon. Eigenartig..." "Was denn?" "Dieser Raum...ich habe das Gefühl...dass er als ich hier ankam nicht so schön aussah. Mehr...verfallen...kalt und trist. Und hier...hier war...ich glaube, hier stand ein Grabstein...und noch irgendetwas. Was...was war es nur?" Sachte half Rohan der jungen Frau auf die Beine, die sich stetig den Kopf hielt. Als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie etwas in ihrer Handfläche. "Hm? Was ist das denn?" "Was meinst du?" "Ach...ach gar nichts, lass uns gehen, Rohan." Sie war sich nicht mehr sicher, woher dieser schwarze Fleck an ihrer Handfläche herrührte. Ihre Erinnerung war immer noch sehr verschwommen und getrübt aber aus irgendeinem Grund wurde sie das Gefühl nicht los, dass es sich um eine Substanz handelte, die zum Zeichnen verwendet wurde. Vielleicht schwarze Tinte. So sehr sie sich auch anstrengte, ihre Erinnerung wollte die Fäden nicht zusammenziehen, die fehlten, um die Scherben in ihrem Kopf wieder zusammen zu setzen. Als sie beide den Tempel verließen, wurde Nika das Gefühl nicht los, dass ihre gesamte Umgebung sich irgendwie falsch anfühlte. Die Sonne schien und eine warme Brise glitt über ihre Wangen. Sie war real und doch wieder nicht. Vielleicht hatte Nika sich auch alles eingebildet und nur geträumt und doch fühlte sie sich komisch. Irgendwie kalt und auf einmal wünschte sie sich, dass sie sich den schwarzen Tintenfleck auf ihrer Hand nur eingebildet hatte. Kapitel 6: ~Ink 6~ ------------------ "Ist wirklich alles in Ordnung? Geht es dir wirklich gut?" Die Tasse Tee ruhte in Nika's Hand aber sie hatte sie bis dato noch keinen Schluck zu sich genommen. Nachdem Rohan und sie wieder in Morio angekommen waren, hatte er sie für den Anfang bei sich im Haus untergebracht. Nun saß sie auf einem seiner Sessel in Wohnzimmer, eingekuschelt in einer Decke, damit sie sich aufwärmen konnte, denn trotz der Sommerhitze was sie nach Eintreffen immer noch eiskalt gewesen. Nachdenklich hielt die Rothaarige die Tasse mit beiden Händen feste, ihre beiden Zeigefinger rieben unaufhaltsam über die glatte Keramikfläche. "Ich...ich bin immer noch nicht so ganz sicher. Es ist, als ob ich einen Blackout gehabt hätte. Nachdem ich den Wald durchquert hatte...ab da ist alles verschwommen in meinem Kopf." "Was machen die Kopfschmerzen?" "Sind so gut wie weg aber mir ist immer noch etwas kalt." "Behalt die Decke, so lange du sie brauchst." "Danke, Rohan. Unter anderen Umständen hätte ich dich wohl angeschrien und dir vorgeworfen, ob du ein Stalker bist aber...in dem Moment war ich einfach nur froh dich zu sehen." "Ich habe mir wirklich nur Sorgen gemacht. Die Wälder um Morio herum sind manchmal nicht ohne. Man kann sich leicht verlaufen. Sonst wäre ich dir sicher nicht gefolgt." "Ich bin dir jedenfalls sehr dankbar. Wer weiß, was passiert wäre wenn ich da liegen geblieben wäre." "Du sagtest, dass der Raum irgendwie anders aussah als du wieder wach wurdest." "Ja. Ich bin mir sicher, dass das, was ich vorher sah, eher wie ein Tempel in einer Höhle in einem Berg gestaltet war und nicht...wie eine eigentliche Tempelanlage in so einem prachtvollen Haus. Die Höhle...sie wurde konstant von einer furchtbaren Kälte umgeben, die sich regelrecht in die Haut fraß und...ich bin mir nicht sicher aber...da waren Gegenstände aufgebarrt. Als ob dort eine Grabstätte von einer bestimmten Person gewesen wäre aber ihr Name war mir so fremd." "Kannst du dich erinnern?" "Ich versuche es aber sobald ich mich anstrenge, tut mir der Kopf wieder weh." "Dann zwinge dich nicht. Das war sicher alles sehr viel heute." "Ich weiß nicht, was heute mit mir passiert ist, Rohan aber...ich werde das Gefühl nicht los, dass seitdem ich dort war irgendetwas anders mit mir ist. Ich...kann nur nicht beschreiben, was es ist. Weißt du, was merkwürdig war? Ich kann mich nicht genau an die Einzelheiten erinnern oder an den Namen, der in diesen Grabstein gemeißelt war aber..." "Aber was?" "Rohan, ich habe nie japanisch sprechen gelernt und doch konnte ich die Schrift, die in den Stein gemeißelt war, klar und deutlich lesen. Es war ein Name aber an diesen kann ich mich nicht erinnern." "Das ist wirklich merkwürdig. Selbst wir sprechen die ganze Zeit in englischer Sprache. Wie kann es sein, dass du...Moment!" "Was ist denn?" "Ob diese Gegend...von einem Stand beherrscht wurde?" "Wovon redest du?" "Vergiss, was ich gesagt habe, Nika. Das kann wirklich nicht sein. Wenn du möchtest, kannst du gerne das Badezimmer für ein heißes Bad oder eine Dusche benutzen, um dich etwas aufzuwärmen. Ich werde ein paar Telefonate führen, ich habe vielleicht eine Ahnung." Nika blickte Rohan fragend hinterher, hinterfragte aber nicht. Sie nahm das Angebot, ein warmes Bad zu nehmen nur zu gerne an, denn sie war nach wie vor am frieren und wollte sich keine Erkältung zuziehen. Dankend nahm sie die Handtücher entgegen und begab sich ins Badezimmer, wo sie die Türe hinter sich schloß und eine Weile einfach nur in den Spiegel starrte. Sie wurde das Gefühl nicht los irgendwie beobachtet zu werden. Nicht durch den Spiegel, sondern aus ihrem Inneren heraus. *~* "Bist du dir sicher, Sensei? Es könnte auch wirklich nur ein Schwächeanfall oder ein Hitzeschlag gewesen sein!" "Daran hatte ich auch zuerst gedacht, Josuke aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Die ganze Umgebung dort oben...du weißt, wie heiß es zu dieser Jahreszeit ist...eine Eiseskälte umgab diesen Tempel. Das war nicht normal. Ich konnte auch keine Anwesenheit eines anderen Standusers ausmachen aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich hier um ein übernatürliches Phänomen handeln könnte." "Und du möchtest jetzt herausfinden, ob Nika von einem Stand oder eher einem Fluch besessen ist, oder wie?" "So ungefähr. Sie ist zurzeit bei mir. Ich wollte sie nicht zurück ins Hotel lassen." "Oh, Sensei, du sorgst dich tatsächlich mal mehr um jemand anderen als um dich selbst? Fortschritt!" Rohan konnte Josuke nach wie vor absolut nicht ausstehen aber da er die meiste Erfahrung auf dem Gebiet der Standuser hatte, wandte sich Rohan in solchen Situationen besser an ihn. "Diese Frau braucht Hilfe, mit mehr hat das nichts zu tun. Sie wird bald wieder nach Amerika reisen, bis dahin muss ich herausgefunden haben, was mit ihr nicht stimmt." "Nun gut, ich komme morgen vorbei und schaue sie mir an. Vielleicht kann ich ihr mit meinem Stand helfen. Wenn es sich hier um einen Schwächeanfall oder Fieber handelt, kann ich sie leicht mit Crazy Diamond heilen." "Danke, Josuke." "Nicht dafür, Sensei. Ich glaube allerdings immer noch, dass sie dir schon etwas bedeutet." "Sie...bedeutet mir nichts." "Klar...du hast dich über die letzten Jahre verändert, Rohan. Ich glaube, dass du deine Mitmenschen nicht mehr so sehr als was Niederes ansiehst und sie nur ausnutzt. Aber das ist nur meine Meinung. Ich glaube, du siehst einfach nicht, was du für ein gutes Herz manchmal hast." "Sei still, Josuke! Das sagt mir derjenige, der mich seinerzeit windelweich geprügelt hatte aber es war ja auch meine eigene Schuld." "Ja, du hattest es verdient aber genug davon. Kümmere dich bitte gut um Nika." "Das werde ich. Danke nochmal für deine Hilfe." Damit legte Rohan den Hörer auf. Nachdenklich schaute er aus dem Fenster und hoffte, dass sich seine Vermutung mit dem Stand oder einem Fluch nicht bestätigen würde. Er hatte in seinen Jahren als Mangazeichner schon viel gesehen und kannste sich durchaus mit dem Übernatürlichen aus aber er konnte es auch nicht mit ansehen, wenn jemand Fremdes einem Fluch anheim fallen würde. Er würde sich am Folgetag zusammen mit Josuke schlau machen, was mit Nika passiert ist aber zuerst wollte er bei ihr nach dem Rechten sehen. "Ich hoffe, sie ist nicht in der Badewanne ohnmächtig geworden. Ich sollte sie nicht beim Baden stören aber ich mache mir schon Sorgen um sie. Es schadet sicher nicht, wenn ich kurz klopfe." *~* Ihr Blick war wie gebannt auf den Spiegel gerichtet, die grünen Augen weit aufgerissen. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper als sie die Stimme des Mannes wiedererkannte, der bereits in diesem maroden Tempel zu Nika gesprochen hatte. "Wer...wer bist du?" "Mein Name ist Nizaemon Yamamura." "Das...war keine Illusion. Das ist wirklich passiert! Mir wirklich passiert! Wer oder was bist du? Was möchtest du von mir?" "Dir wird nichts geschehen wenn du mir meinen letzten Wunsch erfüllst. Bringe mich einfach an den Ort zurück, wo alles angefangen und geendet hat. Bringe mich...zurück. Zurück an den Ort, wo ich meine Ruhe finden werde." "Und wenn ich mich weigere?" "Dann werde ich mich an deinem Leid und deinem Schmerz ergötzen und an den Dingen, die du am meisten fürchtest. Wegzulaufen ist zwecklos. Du hast keine andere Wahl mehr. Als du die Heiligtümer dieser Stätte berührt hast, hast mich befreit. Du dienst mir als Gefäß. Bring mich zurück zu meiner letzten Ruhestätte und du kannst wieder in dein normales Leben zurückkehren!" "Warum sollte ich tun, was du von mir verlangst? Ich habe keine Angst vor dir!" "Und ob du die hast. Ich merke es an deinem Blick! Wie deine Lippen zittern und ich das Weiße in deinen Augen sehen kann! Du bist jemand mit einem starken und eisernen Willen! Ein Mensch, der im Leben schon viel durchgemacht hat. Du bist würdig mich, den Künstler Nizaemon Yamamura zu seiner letzten Ruhestätte zu begleiten. Ich weiß, dass du dich fürchtest. Furcht ist die Frucht allen Übels und führt am Ende ins Grab. Deswegen war ich mutig bis zu jenem Tag bevor ich für meine Taten büßen musste und enthauptet wurde. Deine Furcht ist meine Nahrung. Je mehr du dich fürchtest, desto mehr werde ich mich an dir und deinen Ängsten laben. Hilf mir, meine letzte Ruhestätte zu finden...und ich verspreche dir im Gegenzug dich auf deiner Reise zu beschützen. Wenn nicht...wirst du sterben." "Du drohst mir? Daraus wird nichts! Ich fürchte mich nicht! Ich habe mich nie gefürchtet und werde es auch nie! RAUS AUS MEINEM KÖRPER!" "Ich habe dich gewarnt! Vielleicht sollte ich auf Nummer sicher gehen, ob du wirklich würdig bist. Wenn du so stark bist...dann solltest du diesen...meinen Fluch...überleben. Denke über meine Worte nach. Einen anderen Weg gibt es für dich nicht mehr." In jenem Moment legte sich eine unheimliche Stille über das Badezimmer, die düstere Aura, die für diesen Moment im Raum lag, war verschwunden und Nika bekam das Gefühl, als ob sie von einer Blase umgeben sei, die jegliches Geräusch der Außenwelt abschirmte. Dann...spürte sie etwas. Etwas, was aus ihrer Magengegend herandrang. Sie schaute an sich runter. "Was...was ist das? Mein Körper...mein Magen...ah! Oh Gott, was passiert mit mir? Mir ist...so schlecht!" Sie hielt sich reflexartig den Bauch, ein krampfartiges Gefühl nahm ihren Bauch ein und kroch langsam durch ihre Speiseröhre nach oben. Dann ein einzelnes Husten und als Nika in das Waschbecken schaute, bahnte sich ein einzelner schwarzer Fleck durch die weiße Keramik seinen Weg zum Waschbeckenausguss. Erschrocken starrte Nika in das Becken bevor sie ein weiteres Mal husten musste, sich aber diesmal die Hand vor den Mund hielt. Als sie wieder hinschaute, wollte sich vor Schreck fast vergehen. "Dieser Geschmack. Das ist...Tinte! Schwarze Tinte!" Und in jenem Augenblick durchfuhr ihr Körper ein furchtbarer Schmerz, der sie zusammenkrampfen ließ. Schreiend beugte sie sich über das Becken, griff sich mit einer Hand an den Hals und begann zu würgen. "Was passiert mit mir? Was passiert mit meinem Körper? Rohan! Rohan, hilf mir! HILFE!" Dieser stürmte in diesem Moment das Badezimmer und konnte nur noch mit Schrecken zusehen, wie sich eine dunkle, dickflüssige Masse ihren Weg aus Nika's Mund bahnte und schubweise im Waschbecken landete. "Um Gottes Willen! Nika!" Vorsichtig hielt er sie an der Schulter feste während sie immer und immer wieder die schwarze Flüssigkeit hervorwürgte. Ihr weißes Top war mittlerweile an vielen Stellen durchtränkt. Als Nika nach einem weiteren Schub ächzend nach Luft rang, hätte es nicht konfuser werden können als ihr plötzlich auch noch eine Spinne über die Zunge lief und Nika's Wange entlangkrabbelte. Diese bekam es schon gar nicht mehr vor lauter Erschöpfung mit aber Rohan konnte die Spinne klar und deutlich sehen und auf einmal erinnerte er sich. "Nein...das kann nicht sein! Es ist nur wenige Monate her! Es ist vorbei! Es muss vorbei sehen!" Langsam dämmerte es Rohan, was hier passierte. Die Spinnen und diese Flüssigkeit...das war schwarze Tinte! Jene Tinte, von der er eigentlich gehofft hatte nie wieder zu hören oder etwas zu sehen. Sie riefen beides Erinnerungen hervor an eine Geschichte, die erst kürzlich ihr Ende gefunden hatte aber anscheinend hatte sie ihr endgültiges Ende noch nicht gefunden. Es war noch nicht vorbei. Die Spinne sprang in das Becken und verschwand in der tiefen Schwärze, die das Becken komplett ausfüllte. Weitere Würgereize folgten is Nika nur noch erschöpft husten musste und nach Luft rang. Ihre Augen hatten in den wenigen Momenten jeglichen Glanz verloren und als sich ihr Blick ein letztes Mal mit dem von Rohan traf und sie mit ihren Augen einen stummen Hilfeschrei ausrief, verlor sie das Bewusstsein und fiel Rohan in die Arme, bevor ihre Welt erneut von der Dunkelheit eingeholt wurde. *~* Als Nika erwachte, lag sie in einem Bett. Rohan saß neben ihr auf einem Stuhl und war die ganze Zeit bei ihr gewesen. "Ro...Rohan..." "Nika...wie geht es dir?" "Ich fühle mich furchtbar. Mein Mund und mein Hals...alles fühlt sich so furchtbar trocken an." "Hier, trink etwas Tee." Sie nahm nur sehr vorsichtig einige Schlücke aus der Tasse bevor sie diese wieder Rohan reichte. "Rohan...ich glaube, etwas stimmt mit mir nicht. Irgendetwas...ist da oben in diesem Tempel mit mir passiert." "Der Meinung bin ich mittlerweile auch. Das, was du da erbrochen hattest...das war Tinte." "Was ist mit mir geschehen? Ich höre dauernd die Stimme einer Person in meinem Kopf. Sie sagt, dass sie meinen Körper nun als Gefäß benötige, um ihre letzte Ruhestätte zu finden." "Heißt diese Person zufällig...Nizaemon Yamamura?" "Woher...woher weißt du das?" Einen Moment lang schloß Rohan die Augen und antwortete nicht. Dann blickte er Nika ernst an. "Nika...ich glaube, du bist in Gefahr." "Woher weißt du das? Kennst du diese Person?" "Nicht persönlich aber sie war der Grund, warum ich ebenfalls erst kürzlich in Gefahr geraten bin. Es ist nicht allzu lange her. Ich dachte eigentlich, dass die Geschichte nach den vergangenen Ereignissen ihr Ende gefunden hätte aber anscheinend tat sie das nicht." "Rohan, du sprichst in Rätseln. Was ist mit mir passiert?" "Nika, ich denke, dass du verflucht worden bist. Ich werde dir alles erzählen, was ich weiß." Kapitel 7: ~Ink 7~ ------------------ "Nizaemon Yamamura war ein japanischer Künstler, der vor ca. 310 Jahren gelebt hat. Der Legende nach soll er nach dem tiefesten Schwarz dieser Welt gesucht haben, um damit sein dunkelstes Werk zu schaffen. Er fand diese Pigmentierung, die für dieses Schwarz notwendig war in einem alten Baum, den er niederschlug und extrahierte die Pigmentierung, um damit sein heute berühmtestes Werk fertigzustellen. Was Nizaemon Yamamura allerdings nicht wusste, war dass dieser Baum heilig war. So wurde er kurz nach der Hochzeit mit seiner Frau für seine Tat exekutiert. Nizaemon Yamamura war tot, doch sein Hass hatte sich so sehr gefestigt und auf das Gemälde übertragen. Nicht umsonst wird dieses Gemälde heute noch das dunkelste und bösartigste Werk genannt." Nika saß einfach nur da und hörte sich die Geschichte Rohan's am Folgemorgen an. Sie hatte sich mittlerweile wieder gut erholt und auch wieder etwas gesunde Gesichtsfarbe zurückerlangt, dennoch kam ihr die ganze Situation immer noch unwirklich vor. "Wie wurde dieses Werk genannt?" "Unter dem Mond. Das Bild zeigte deutlich das tiefste Schwarz, das ich je gesehen habe. Zusammen mit seiner Frau, die nach seinem Tod der Trauer erlag und erkrankte, bevor sie ihm folgte." "Das...klingt alles sehr traurig...und furchtbar. Dass die beiden ihr Glück nicht genießen durften. Hast du...hast du dieses Werk schon einmal gesehen?" Rohan schloß für einen Moment die Augen bevor er antwortete. "Ja, das habe ich. Ein einziges Mal. Es ist vielleicht wenige Monate her. Tief begraben in den Katakomben des Louvre in Paris. Ich musste das Bild einfach sehen. Es war...wie eine Erinnerung an eine alte Liebe. Eine Sehnsucht, der ich folgen musste." "Rohan..." "Die Sache ist, irgendwie hatte die ganze Geschichte auch etwas mit mir zu tun. Meine erste Begegnung mit dem Bild war als ich 17 Jahre war. Damals...sind einige sehr merkwürdige Dinge passiert...und wenige Monate zuvor wurde ich wieder an damals erinnert. Deswegen...musste ich nach Paris. Was hatte ich schon zu verlieren?" "Wie war es? Das Bild?" "Unbeschreiblich, Nika. Was dort unten passiert ist, ich kann es kaum in Worte fassen. Es ist fast unaussprechlich, wieviel Hass dieses Bild beherbergt haben muss, dass es sogar in der Lage war, die Menschen zu töten, die mich dort unten hin begleitet haben." "Sie...sie sind tot?" "Nizaemon Yamamura bezog seine Kraft aus seinem eigenen Gemälde, welches von Hass geprägt war. Der Hass des Künstlers war so groß, dass es Menschen tötete, in sich aufnahm und es seine Opfer sowie deren Erinnerungen benutzte, um weitere Opfer zu erlangen, sprich Nachfahren oder Bekannte tötete, die irgendwie mit dem Tod ihrer Vorfahren oder ihren Bekannten in Verbindung standen. Der Kurator sowie seine Bodyguards und eine weitere Mitarbeiterin wurden bei der Sichtung des Gemäldes von ihren Vorfahren beziehungsweise durch die Menschen getötet, für deren Tod sie verantwortlich waren. Die Mitarbeiterin zum Beispiel hatte ihren Sohn aus den Augen gelassen, der in einem See ertrunken war. Er erschien ihr und nahm ihr Leben, indem er sie auf die gleiche Weise sterben ließ, wie sie ihn sterben ließ. Durch Ertrinken. Es war ein furchtbarer Anblick. Und mich...hätten sie beinahe auch getötet." "Was ist geschehen? War unter seinen Opfern...etwa auch ein Vorfahre von dir?" Es wunderte Rohan, dass Nika noch nicht laut gelacht hatte. Für andere hörte sich die Story vollkommen ungläubig an aber sie war durchaus interessiert. "Ja, war es. Sie war die Frau des verstorbenen Künstlers...Nanase Kishibe." "BITTE WAS?" "Ja. Ich weiß, das klingt alles sehr merkwürdig aber es ist die Wahrheit. Nanase tauchte vor knapp 10 Jahren in der Herberge meiner Großmutter auf, wo ich ihr das erste Mal begegnete. Ich fand erst vor ca. drei Monaten heraus, dass sie ihr Nachleben dafür einsetzte, jemanden zu finden, der den Hass des Künstlers für immer wegsperrte, so dass er nie wieder ausbrechen könnte. Dafür hatte sie mich in Betracht gezogen. Alles, was Nanase wollte, war endlich frei zu sein. Sich von der Schwärze des Hasses zu befreien." "Aber wie...wie hast du es überlebt? Ich meine...du warst dort, oder? Du hast das Bild gesehen!" Vorsichtig erhob sich Rohan und stellte sich genau vor Nika. Der Zeitpunkt war da, um herauszufinden, ob sie es sehen konnte. "Ich habe eine verborgene Fähigkeit, die es mir ermöglicht, die Geschichten anderer Menschen so wie meiner eigenen umzuschreiben. Indem ich meine eigenen Erinnerungen auslöschte, war es mir möglich mich selbst zu retten und meinen Vorfahren nicht zum Opfer zu fallen. Danach stellte ich meine Erinnerungen wieder her und alles ergab einen Sinn." Verwirrt und gleichzeitig etwas schockiert über diese Fähigkeit rückte Nika ein Stück im Sessel zurück und in jenem Moment erschien eine Silhouette neben Rohan, die einem Geist ähnelte. Dieser Geist trug einen Hut und hatte verschiedene leuchtende Verzierrungen am Körper. Mit aufgerissenen Augen schaute Nika zu dem Wesen hoch. "Was...was ist das?" "Du kannst ihn also sehen? Meinen Stand?" "Stand? Was soll das sein? Rohan, was geht hier vor?" Nachdem er Nika etwas beruhigt hatte, erklärte Rohan ihr, was Standuser und Stands waren und setzte sie unter anderem darüber in Kenntnis, was in den letzten Jahren auch in Morio geschehen war und dass der seinerzeit gesuchte Serienmörder selbst ein Standuser war, der seinen Stand dafür nutzte, Menschen in die Luft zu sprengen, ohne einen Hinweis zu hinterlassen, wo sie geblieben waren. Sie waren einfach fort. Sie waren tot aber für normale Menschen verschwunden. Nach manchen von ihnen wurde sogar heute noch sieben Jahre später gesucht. "Du sagst also, dass diese Stand die Persönlichkeit des Users repräsentieren? Und dein Stand erlaubt es dir, die Erfahrungen und Geschichten anderer Menschen zu lesen?" "Ja...genauso ist es. Dieser Fluch scheint zwar kein Stand zu sein, er scheint aber solche Auswirkung auf deine Sinne und deinen Körper zu haben, dass die Stands durchaus für dich sichtbar sind. Normale Menschen können diese nämlich eigentlich nicht sehen." "Dann hast du also vor drei Tagen wirklich versucht meine Geschichte zu lesen, oder? An dem Abend, wo ich dein Haus verlassen wollte." Rohan schwieg und das sagte Nika alles. Ihr Blick verfinsterte sich einen Moment. "Entschuldige. Weißt du, ich wurde Mangazeichner, da ich nicht besonders gut mit Menschen kann und lieber alleine lebte. Ich habe die Menschen immer verurteilt, mich über sie gestellt als ob ich jemand Besseres als sie wäre. Ich habe es geliebt wenn ich ihnen meine Fähigkeit aufdrängen und so an ihre Geschichte gelangen konnte, um daraus meine Figuren in meinen Manga zu prägen. Auch bei dir wollte ich diese Fähigkeit einsetzen, da ich der Meinung war, du würdest mir trotz unserem offenen Gespräch noch etwas verbergen aber...ich habe von dir abgelassen weil du anders als die anderen Menschen warst. Weil du ehrlich warst und nicht aufgesetzt. Ich wollte, dass selbst wenn es etwas noch Schlimmeres war als was du allgemein schon erlebt hattest, du dich mir von dir aus öffnest und nicht durch meine Fähigkeit. Deswegen habe ich von dir abgelassen. Es tut mir leid." Für einen Moment ruhte Nika's Blick ruhig aber kühl auf Rohan. Dieser erwiderte ihren Blick fragend. "Du bist ein arrogantes Arschloch und egoistischer Mistkerl...aber du hast ein gutes Herz. Alleine schon weil du mir geholfen hast und mir gefolgt bist. Du hättest das nicht tun müssen und hast es trotzdem getan. Wobei ich mich immer noch frage, was ich an mir habe, was mich für dich so interessant macht. Ich habe eher das Gefühl, dass ich unnahbar wirke." "Genauso wie ich, Nika. Deswegen bin ich meistens auch viel lieber alleine. So wie du." "Ich bin nicht alleine, Rohan. Ich habe meine Freunde Zuhause." "Und doch kämpfst du dich alleine durch das Leben." "Ich hatte halt nie eine Wahl und aufgeben liegt mir einfach nicht. Niemand kann oder wird mich jemals brechen. Auch dieser Fluch nicht!" Ein Lächeln huschte über Rohan's Lippen als er sich wieder erhob. "Wir haben wirklich viel Ähnlichkeit miteinander. Wichtig ist jetzt auf jeden Fall, dass wir schauen, wie du den Fluch am besten loswirst." "Du würdest...mir also helfen?" Das zuversichtliche Lächeln auf Rohan's Lippen war Nika Antwort genug und irgendwie fühlte sie eine gewisse Wärme in sich aufsteigen als sie seinen Blick erwiderte. "Danke. Vielen Dank, Rohan." "Hey hey hey, bedank dich nicht zu früh. Noch bist du den Fluch nicht los. Du sagtest, dass Nizaemon seine letzte Ruhestätte finden wollte, nicht wahr? Vielleicht...vielleicht ist ja gerade das genannte Gemälde gemeint." "Du meinst, dass wir ihn zum genannten Gemälde nach Paris bringen sollten? Das wäre eine Möglichkeit." "Wäre es...wenn das Bild nicht verbrannt worden werde. Zumindest wurde es mir so zugetragen einige Tage später, nachdem der Kurator sowie die anderen dem Gemälde zum Opfer gefallen sind." "Oh...dann...müssen wir uns wohl etwas anderes einfallen lassen. Gibt es noch andere Gemälde von ihm?" "Nein, bedauerlicherweise nicht. Nach seinem Tod wurden alle anderen Gemälde verbrannt. Unter dem Mond war sein einziges Werk, das an den Louvre weiterverkauft und dort in einem verlassenen Areal, wo niemand mehr hinkam, gelagert wurde." Es klopfte an der Türe, doch bevor Rohan die Treppe nach unten ging drehte er sich noch einmal zu Nika um. Ihm entging nicht, dass sie doch für einen Moment der Mut verließ. "Nika...ich weiß, die Lage sieht sehr hoffnungslos aus aber...versuche nicht den Mut zu verlieren. Ich werde dir helfen bis wir eine Lösung gefunden haben." Als er den traurigen Blick in ihren Augen sah, die grünen Augen, die wie zwei Smaragde im Sonnenlicht schimmerten, welches durch die Fensterläden fiel, überkam ihm das plötzliche Verlangen, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass alles gut werden würde und er für sie da wäre. Doch bevor es so weit kommen konnte, rang sich Nika ein Lächeln ab und erhob sich. "Danke. Ich möchte an deine Worte glauben und...ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du mir helfen möchtest. Obwohl du es eigentlich nicht tun müsstest. Ich bin immerhin...eine vollkommen fremde Person für dich." Doch bevor Rohan noch etwas sagen konnte klopfte es erneut und er wandte sich ab. Nika folgte ihm, trotz erhobenen Hauptes mit Zweifel in der Brust. *~* "Hatte ich dir nicht gesagt, dass du alleine kommen sollst?" "Schon aber Okuyasu hatte nicht aufgehört zu drängen, deswegen habe ich ihn mitgenommen. Er wird schon nichts anstellen und außerdem verstehen er und Nika sich doch auch sehr gut." Rohan nickte nur auf Josuke's Worte. Der Japaner merkte deutlich, dass mit Rohan etwas nicht stimmte, ja sein Blick sogar voller Sorge war. "Rohan Sensei, hast du etwas rausfinden können?" "Nur so viel, die Lage scheint ernster zu sein als angenommen. Dieser Fluch ist schon mal kein Stand aber...Nika kann sie sehen." "Was? Sie kann unsere Stands sehen?" "Ja. Ich habe es erst vor wenigen Minuten ausprobiert." "Nun, das ist ja im ersten Moment nichts Schlechtes. Ich könnte mit Crazy Diamond versuchen, sie von dem Fluch zu heilen, deswegen hast du mich doch hergebeten." "Schon aber ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es nicht so einfach ist." Rohan weihte Josuke in die meisten Details ein, unter anderem, was Nika in diesem Trugbild passiert ist und was sie jetzt zu tun vermochten. "Also sprich, eure Chancen, diesen Künstler wieder zur Ruhe zu legen, sind gleich null." "So ungefähr." "Weißt du, was ich mich frage? Warum hat Nika dort oben etwas anderes gesehen auf dem Berg als du? Und vor allem...warum gerade sie?" "Nizaemon meinte, dass sie einen starken Willen gehabt und es nur ausgereicht hätte, die Gegenstände, die dort lagen zu berühren. Daraufhin hat er sich Zugang in ihren Körper verschafft. Sie sagte, es wäre ein Tempel gewesen, der im Inneren eines Berges ruhte. Als ich dort ankam, war es ein ganz normaler Tempel ohne die Anzeichen eines Berges. Ich kann es mir nur so erklären, dass Nizaemon seine verbliebene Kraft nutzte, um einen Menschen mit starken Willen zu ihm zu locken und da Nika natürlich keine Ahnung hatte, ist sie dorthin und ihm zum Opfer gefallen." "Aber irgendwie müssen seine Gebeine ja dort hingelangt sein. Einfach so legt dort niemand einen Pinsel hin oder einen Grabstein mit der Namensgravur des Künstlers." "Vielleicht...vielleicht war es auch nur ein Trugbild aus alter Zeit. Vielleicht war an diesem Ort ja vor Jahren mal ein Tempel im Berg gewesen, der sich über die Jahre zu einer Tempelanlage weiterentwickelt hat. Ich meine, die Ereignisses von Nizaemon's Tod liegen nun knapp 310 Jahre zurück. Vielleicht ist sie für einen kurzen Moment...in die Vergangenheit geraten." "Denkst du das wirklich? Das wäre sehr weit hergeholt." "Möglich wäre es, Josuke. Aber wie auch immer es passiert ist, wichtig is nun, dass wir Nika von diesem Fluch befreien. Nizaemon hatte ihr bereits gedroht sie zu töten, sollte sie versuchen zu flüchten oder sich weigern ihm zu helfen. Uns bleibt also keine andere Möglichkeit als ihn zu seiner letzten Ruhestätte zu bringen." Einen Moment lang schaute Josuke rüber in den Raum, wo Nika sich angeregt mit Okuyasu unterhielt. Der grobe Klotz war zwar nicht die hellste Kerze auf der Torte, hatte aber ein gutes Herz und Nika lachen zu sehen war selbst für Rohan in jenem Moment eine Erleichterung. "Sie ist unglaublich stark aber sie trägt Narben im Herzen. Es ist bemerkenswert, dass sie nach so vielen Tiefschlägen immer noch weitermacht...mit dem Leben." "Rohan Sensei, tun wir das nicht alle? Irgendwie...scheint es mir, dass Morio die Menschen zu sich ruft, die gebrochene oder verletzte Seelen haben. Als ob sie hier die Heilung finden würden. Aber weißt du was? Ich freue mich ehrlich gesagt sehr, dass du ihr hilfst." "Ich denke, das hätte jeder andere auch getan." "Aber du tust es, obwohl du es eigentlich nicht müsstest. Sie ist eine Fremde und doch hilfst du ihr." "Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass diese Geschichte auch etwas mit mir zu tun hat und ich nicht möchte, dass jemand Drittes unter dieser Geschichte leidet!" "Das nehme ich dir nicht ab! Du magst ein egoistisches Arschloch in vielerlei Hinsicht sein aber wenn du jemanden nicht helfen wollen würdest, lässt du es denjenigen spüren. Du magst sie." Der Mangazeichner warf Josuke einen eher zerknirschten Gesichtsausdruck zu aber er hatte recht. Als Rohan wieder zu Nika guckte, die gerade aus vollem Herzen über einen Witz von Okuyasu lachte, wurden seine Gesichtszüge weich. "Als ich sie das erste Mal sah, hatte ich schon das Gefühl, dass wir uns ähnlich seien. Dieser kurze Moment, wo sich unsere Blicke trafen...damals im Wald...sie sah...so atemberaubend schön aus mit ihrem feuerroten Haar und den smaragdgrünen Augen." "Rohan Sensei, du verliebst dich doch nicht etwa, oder? Du weißt, dass sie nicht bleiben kann. Sie hat Familie in Amerika." "Und genau deswegen möchte ich, dass wir das schnell hinter uns bringen und sie von diesem Fluch befreien! Damit sie wieder ihr normales Leben leben und zu ihrer Familie zurückgehen kann und all das hier...vergisst." Die letzten Worte schienen ihm nur schmerzhaft über die Lippen zu gehen und Josuke wusste sofort Bescheid. Er erhob sich und stellte sich neben Rohan bevor sie zusammen ins Wohnzimmer gingen. "Die Liebe kann einen treffen wie aus dem Nichts und am Ende...kann man nichts dagegen tun." Mit diesen Worten ließ Josuke Rohan stehen und zum ersten Mal seit langer Zeit spürte der Mangazeichner eine ungewollte Wut in sich aufsteigen, woraufhin er nur verzweifelt die Fäuste ballte. *~* "Was zum...?" Die drei Männer konnten nur mit aufgerissenen Augen zusehen als sich vor Nika wie eine Art schwarze Wand materialisierte. Nachdem Josuke und die anderen ihr erneut erklärt hatten, was Stands tun und was er mit seinem Stand Crazy Diamond vorgehabt hatte, hatte sich wie eine Art Selbstschutz vor Nika aktiviert. In jenem Moment, als Crazy Diamond versuchte sie zu heilen und ihr den Fluch zu nehmen, ströhmten Tropfen aus schwarzer Tinte wie Schweiß oder Wassertropfen über ihren Körper, die sich sammelten und Fontänen bildeten, die jegliche Art eines Standangriffs blockten und anschließend eine Wand bildeten, die Nika von den anderen abschirmte. "Es scheint, als ob Nizaemon gar nicht zulassen wolle, dass irgendetwas an Nika herankäme. Sie scheint unnahbar für unsere Stands zu sein." "Aber wie soll ich ihr dann helfen, Sensei?" "Oi Josuke! Ich könnte versuchen mit The Hand ein Stück der Mauer einzureißen. Vielleicht kommst du dann an sie ran!" "Das ist eine gute Idee, Okuyasu! Lass es uns versuchen!" Doch auch jener Versuch scheiterte. In jenem Moment, als Okuyasu mit The Hand zuschlug, formte die schwarze Masse die Bewegung von The Hand nach und wich somit geschickt dem Angriff des Stands aus. Nika stand hinter der Wand schaute nur nervöser zu. Als Josuke versuchte näherzukommen, ging eine der Fontänen zum Angriff über und schleuderten den Japaner gegen die gegenüberliegende Wand. "JOSUKE! Es tut mir leid, das wollte ich nicht!" "N-nein, du kannst nichts dafür, Nika! Das ist der Fluch! Er ist wie ein Schutzschild, er lässt nicht zu, dass dir etwas oder jemand zu nahe kommt." Einen Moment lang war es ruhig im Zimmer, keiner sagte ein Wort bis Nika den Kopf hob und schon beinahe wütend direkt in Rohan's Augen schaute. "Hey...Nizaemon. Du hast gesagt, wenn ich dir helfe, würdest du mich am Leben lassen. Du lässt mir anscheinend keine andere Wahl und einen anderen Weg gibt es nicht. Ich werde dir helfen. Ich helfe dir, deine letzte Ruhestätte zu finden. Aber im Gegenzug...lässt du meine Freunde in Ruhe und...leihst mir deine Kräfte. Gib mir Kontrolle über deine Kraft. Ich werde sie nicht für schändliche Dinge einsetzen, so wie du es tatest aber...ich denke, um unser Ziel zu erreichen könnten mir deine Fähigkeiten sicher zum Vorteil gereichen. Ich werde nicht davonlaufen, das ist einfach nicht mein Stil! Wenn du mir vertraust, dann leih mir deine Kräfte." Ihr Blick hatte sich in ein sanftes Lächeln verwandelt und wieder musste Rohan über ihren Mut staunen. Niemand anderes konnte es hören aber sie hörte die Stimme in ihrem Unterbewusstsein. "Du bist durchaus eine sehr bemerkenswerte junge Frau. Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, müssen wir einander vertrauen, da hast du recht. Nun gut, ich leihe dir meine Kräfte. Es scheint, dass dieser Weg nicht leicht sein wird aber ich helfe dir. Wie du diese Kraft allerdings steuern musst, wirst du selbst für dich herausfinden müssen." "Also sind wir im Geschäft...Nizaemon Yamamura?" Und in jenem Moment spürte Nika, wie etwas durch ihren Körper floss, sie sich für einen Moment aufbäumte und dann erneut Ruhe einkehrte. Die Kälte, die ihren Körper bisher eingenommen hatte, war verflogen. Der Fluch war immer noch in ihrem Körper aber es fühlte sich anders an. Sie schaute auf ihre Hände und lächelte. Sie hatte die Kontrolle. "Nika, ist alles in Ordnung?" Vorsichtig schaute sie zu Rohan und den anderen, die etwas besorgt dreinschauten als sie anfing zu lächeln und sich die Stirn rieb. "Nun, ich denke, dass das noch ein sehr spannender und aufregender Urlaub wird." Kapitel 8: ~Ink 8~ ------------------ "Wie, du musst deinen Urlaub um zwei Wochen verlängern?" "Mir ist leider mein Gepäck mit meinem ganzen Hab und Gut gestohlen worden und die Polizei sagte, dass sie mich hier so lange nicht weggehen lassen würden, solange ich meine Sachen nicht wieder habe." "Ehrlich jetzt, Nika? Findest du nicht selbst, dass das sehr weit hergeholt ist? Du bist keine gute Lügnerin." "..." "Nika?" "Tut mir leid, Billy. Du hast recht, es sind andere Gründe. Ich...ich kann dir leider nicht sagen, was passiert ist. Wahrscheinlich...würdest du mir eh nicht glauben." "Nika...bist du in Gefahr? Was ist geschehen?" "Vertraust du mir, Billy?" "Natürlich vertraue ich dir aber bitte sag mir, was los ist. Ich mache mir solche Sorgen und wenn Jared das erfährt, er wird ausflippen!" "Wenn du mir vertraust, dann hinterfrage nicht weiter und geb bitte in der Tanzschule Bescheid, dass sich meine Rückkehr etwas verzögert." "Bist du krank? Oder in Gefahr? Sag es mir, Nika! Bitte!" "...ich werde wieder nach Hause kommen, Billy. Ich verspreche es. Aber für den Moment...musst du mir bitte einfach vertrauen." "...nun gut. Mir bleibt wohl keine andere Wahl. Aber Nika...egal, was es ist...ich stehe hinter dir." "Danke." "Ich hoffe nur inständig, dass du dich nicht in irgendeine Lage hineinmanövriert hast, aus der du nicht mehr rauskommst." "Glaub mir, das hoffe ich auch. Ich versuche mich zwischendurch nochmal zu melden." "Bitte...bitte pass auf dich auf, Nika." "Das werde ich. Und drück Jared von mir wenn er nach Hause kommt." "Was soll ich ihm sagen? Er fragt jeden Abend nach dir." "Sag ihm, dass ich hier jemanden kennengelernt und bei diesem Jemand für eine Weile bleiben werde. Oder ich bin weiter nach Europa geflogen. Wollte mir Paris anschauen oder ähnliches. Ein kleines Abenteuer...was meine Situation so gesehen schon beinahe ist." "Er wird durchdrehen wenn er das hört aber gut, ich werde es tun." "Danke, Billy. Ich schulde dir was." "Du schuldest mir nur, dass du heil wieder nach Hause kommst. Pass auf dich auf." "Billy?" "Ja?" "Ich hab dich und Jared unheimlich lieb. Ihr seid die besten Freunde, die man sich vorstellen kann...und meine ganze Familie." "Hör auf, das klingt ja beinahe so, als ob du sterben und nicht mehr nach Hause kommen würdest. Hau rein, Nika! Egal, was passiert ist, du packst das schon!" "Danke. Bis dann, Billy." Während er bereits Nachforschungen anstellte, bekam Rohan deutlich das Gespräch zwischen Nika und ihrem Kumpel mit. Als er ihren Gesichtsausdruck sah, war Rohan sofort bewusst, dass es ihr eindeutig unangenehm war, ihren besten Freund so anzulügen. Kurze Zeit später betrat sie Rohan's Arbeitszimmer wieder und setzte sich auf die Fensterbank. Ihr Blick war voller Sorge. "Fandest du es die richtige Entscheidung ihn anzulügen?" "Wäre es besser gewesen wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte? Ich liebe Billy und Jared wie eine Familie aber wenn sie hören, dass ich in Schwierigkeiten bin, drehen bei ihnen die Sicherungen durch. Außerdem...wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte, wäre die Wahrscheinlichkeit sicher höher gewesen, dass er mich für durchgeknallt hält als mir zu glauben. Die beiden sind dauernd besorgt um mich, wie Eltern, die ständig ein Auge auf ihr Kind werfen wollen. Aber ich brauche keine Beschützer. Ich habe mich nun für diesen Weg entschieden, dann gehe ich ihn auch!" "Du bist sehr mutig dafür, dass du auch Angst hast." "Ich habe keine Angst, Rohan. Ich habe vor nichts mehr Angst." Bei ihrem zweiten Satz hatte Nika den Blick abgewendet. Egal, was es war, neben dem Tod ihrer Mutter als auch dem Brustkrebs muss sie eine weitere, sehr schmerzhafte Erfahrung gemacht haben, die sie ihm keinesfalls preisgeben wollte, doch so neugierig wie Rohan auch war, er beließ es für den Moment dabei. Er hatte gerade Nika's Vertrauen gewonnen, nun wollte er es nicht wieder verlieren. "Ich habe in der Zwischenzeit nach Hinweisen im Internet gesucht. Also das genannte Gemälde ist vor drei Monaten nach dem Vorfall im Louvre tatsächlich verbrannt worden, deswegen werden wir dieses wohl nicht mehr als letzte Ruhestätte für Nizaemon Yamamura nutzen können. Was allerdings mit der Asche passiert ist kann ich dir nicht sagen." "Was spielt die Asche noch für eine Rolle?" "Wenn wir die Asche finden könnten, könnte Josuke sie mit der Fähigkeit von Crazy Diamond wieder in das ursprüngliche Gemälde zurückverwandeln und Nizaemon dort zur Ruhe betten." "Wäre das nicht ein wenig zu riskant? Was passiert, wenn der Fluch wieder zum Leben erwacht mit seiner Seele und das Morden von Menschen und Angehörigen wieder von vorne losgeht?" "Auch wieder wahr." "Rohan, sagtest du nicht, dass Nizaemon die Pigmentierung dieses Schwarz aus einem heiligen Baum gewonnen hätte? 310 Jahre ist eine Menge Zeit. Vielleicht ist der Baum seit damals wieder gewachsen. Was ist wenn wir ihn dort zur Ruhe betten würden? Es wäre jedenfalls eine Möglichkeit." "Die Idee wäre gar nicht mal so schlecht. Lass mich einige Recherchen anstellen, vielleicht kann ich herausfinden, wo dieser Baum sich befindet." "Rohan?" "Ja?" "Danke nochmal. Danke, dass du mir hilfst." "Nun hör schon endlich auf dich dauernd zu bedanken!" "Es ist aber so, Rohan. Du müsstest das nicht tun, um mir zu helfen. Letzten Endes habe ich mich selbst in diese heikle Situation gebracht. Glaub mir, ich nehme deine Hilfe nicht als selbstverständlich hin, eigentlich bin ich nach wie vor eine Fremde für dich. Dass du mir hilfst...das bedeutet mir wirklich sehr viel." Ihr Lächeln war aufrichtig und wunderschön. Ihre grünen Augen schimmerten im Licht der Abendsonne und ihre volle Lippen...ja, ihre Lippen verleiteten ihn beinahe etwas zu tun, was er im Nachhinein sicher bereuen und sie sich sicher nicht gefallen lassen würde. Er verstand nicht, warum er sich Nika auf einmal so nahe fühlte. Es war, als ob ein verschwundener Seelenverwandter nach Jahren wieder aufgetaucht wäre. Er fand keine Worte auf ihre Dankbarkeit, doch die peinliche Stille zerriss als Nika das Wort erneut erhob. "Kann ich mich...vielleicht irgendwann dafür erkenntlich zeigen?" "Ehm...nun...es gäbe vielleicht etwas, was du tun könntest." "Was denn?" "Wenn du mir erlauben würdest, dich zu zeichnen...also nur, wenn du es möchtest und es mir erlaubst, das würde mir schon reichen." "Sehr gerne." Wieso lächelte sie so sehr? Wie konnte sie nach all diesen Ereignissen noch die Kraft aufbringen und so unbekümmert lächeln als ob nichts wäre? Rohan bewunderte sie und das nicht wie ein Kunstobjekt. Es war mehr als er sich je zu träumen erhoffte und es machte ihm auf eine gewisse Weise Angst, denn diese Art von Zuneigung und Verlangen, die in ihm wuchs, diese hatte er das letzte Mal vor 10 Jahren empfunden...doch es war ihm nicht vergönnt gewesen und hätte ihm am Ende beinahe das Leben gekostet. "Sag, wäre es okay wenn ich mich ein wenig frisch machen und eine Dusche nehmen könnte?" "Eh...natürlich, sehr gerne! Deine Handtücher liegen zum Trocknen auf der Heizung im Badezimmer." "Danke. Ach, Rohan? Vielen Dank, dass ich erst mal hier bleiben darf." "Nicht dafür, Nika. Ich bin es zwar nicht gewohnt Besucher für längere Zeit in meinem Haus zu haben, da ich immer alleine bin aber solange wir nicht wissen, was der Fluch eventuell noch mit dir anstellen könnte, möchte ich lieber auf Nummer sicher gehen und dich im Auge behalten." Nika's Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Grinsen. "Oder es ist einfach mal eine willkommene Abwechslung! Kommt wenigstens mal ein wenig Leben ins Haus!" Rohan erwiderte nichts auf ihre Worte, er schaute Nika einfach nur an und verlor sich für einen kurzen Moment im Glitzern ihrer Augen, bevor sie sich abwandt und ins Badezimmer ging. Als sie fort war fuhr er sich mit dem Handrücken über die Stirn und warf sich diese anschließend vor den Mund. "Du kennst sie überhaupt nicht, sie bedeutet dir nichts! Sie ist nur eine Fremde, nichts weiter! Sie wird wieder nach Hause gehen wenn all das wieder vorbei ist. Dann kannst du dein alltägliches Leben wieder führen. Alleine. Ich bin es doch gewohnt alleine zu sein und zu arbeiten. Ja, so ist es wohl besser." *~* Das warme Wasser fühlte sich unglaublich entspannend auf ihrer Haut an. Durch die ganzen Ereignisse der letzten Tage hatte Nika mittlerweile das Gefühl, dass sie gar nicht mehr duschen gegangen war und fühlte sich unglaublich dreckig. Vielleicht lag es auch nur an dem konstanten Gefühl, dass jeden Moment wieder die dichflüssige schwarze Tinte aus ihrer Haut laufen würde aber der Künstler schien sie seit ihrer Abmachung wohl in Ruhe zu lassen. Obwohl das Wasser half, ihren Kopf freizukriegen, drückte ein leichter Kopfschmerz gegen ihre Schläfe. Sie drehte sich mit dem Gesicht zur Duschwand und stützte sich ab. "Die ganzen Dinge, die die letzten Tage passiert sind...natürlich nimmt es mich mit! Aber...ich fange bestimmt nicht an, wie ein kleines Kind rumzuheulen! Ich muss unbedingt den Kopf etwas frei kriegen. Vielleicht..." Für einen Moment dachte sie tatsächlich daran, sich hier und jetzt unter der Dusche selbst zu befriedigen. Es würde sicher keiner mitbekommen, doch ihre unzüchtigen Gedanken verflüchtigten sich als sie spürte, wie dicke schwarze Tränen über ihre Wangen liefen. Ihre Finger wanderten zu ihren Augen und sie stellte mit Schrecken feste, dass es ihre Tränen waren. Langsam verschwamm ihre Sicht als die Tinte ihre Iris bedeckte und sie sich ruckartig dem Spiegel zuwandte, um ihr Gesicht zu sehen. "Wieso...wieso tust du das? Ich möchte nicht weinen! Ich will es nicht! Bitte, hör auf!" Es war als ob der Fluch merken würde, dass Nika Trauer verspürte aber nie rausließ. Als die dunkle Flüssigkeit endgültig ihre Sicht nahm, taumelte sie blind nach hinten, bemerkte die Leiste der Dusche nicht, verlor das Gleichgewicht und knallte mit dem Kopf gegen die Wand bis sie am Boden liegen blieb und nicht mehr aufwachte. *~* "Nika ist schon ziemlich lange im Bad. Ob ich mal nach ihr sehen sollte? Seit einer Stunde ist es ziemlich ruhig bei ihr." Rohan erhob sich und ging Richtung Badezimmer. Bevor er klopfte lauschte er an der Türe und vernahm das stetige Prasseln des Wassers, das aus der Dusche kam. Anschließend klopfte er sanft, bekam aber keine Antwort. "Nika? Nika, ist bei dir da drin alles in Ordnung?" Keine Antwort. Langsam machte er sich Sorgen. "Nika, ich komme rein!" Die Situation würde für beide sehr unangenehm ausfallen wenn er reinkommen und sie ganz normal beim duschen erwischen würde, ihn aber wegen des laufenden Wassers nicht gehört hätte. Er spielte mit dem Gedanken, sich die Augen zuzuhalten bevor er eintrat, als er allerdings das Bild sah, was sich im Badezimmer vor ihm bot, geriet er mehr in Panik als in Verlegenheit. "Nika!" Ohne nachzudenken rannte Rohan in voller Bekleidung unter die Dusche als er die bewusstlose Frau dort liegen sah. Ihr Unterkörper war leicht auf die Seite gedreht, während ihr Oberkörper zur Decke gerichtet war und nichts von ihrer Weiblichkeit verdeckte. Selbst unter der Dusche merkte Rohan, wie er leicht errötete und ihm die Hitze ins Gesicht stieg als sein Blick auf die wohlgeformten Brüste der jungen Frau fiel. Gleichmäßig floss das warme Wasser über ihren Busen und ließ ihre weiße Haut wie Alabaster glänzen. Ihm fiel auf, dass sie durchaus durchtrainiert war, dies aber keinesfalls ihre Weiblichkeit in Mitleidenschaft gezogen hatte. Im Gegenteil, jeder Teil ihres Körpers war wohlgeformt und makellos. Als seine Augen allerdings etwas tiefer glitten und er das zarte Rose ihres Intimbereichs zwischen ihren zusammengepressten Beinen ausmachen konnte, schaute er vor Scham weg und versuchte jeglichen, unzüchtigen Gedanken aus dem Kopf zu verbannen. Stattdessen stellte er die Dusche aus und nahm Nika vorsichtig in den Arm. Er konnte zum Glück keine Verletzungen an ihrem Kopf feststellen und auch keinen Eingriff des Fluches. Er resultierte, dass sie ausgerutscht sein muss, denn er bemerkte eine Schürfwunde an ihrem Fuß, mit dem sie wohl an der Kante der Dusche hängen geblieben war. Falls der Fluch Einfluss auf sie genommen hatte, war er so schnell wie möglich wieder verflogen, wie er über sie hereingekommen war. Als Rohan Nika näher betrachtete, viel ihm etwas an ihrem makellosen Körper auf. Ein wenig unterhalb ihrer linken Brust erkannte er eine kleine Narbe, die einer Welle ähnlich sah. Um diese herum war ein Tattoo zu sehen, welches wie eine Verschnörkelung aussah. "Das muss die Narbe sein, die von ihrer OP zurückgeblieben ist." Als sein Blick wieder auf ihr Gesicht fiel und Nika aussehen ließ, als ob sie schlafen würde, kam Rohan ein Gedanke. "Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Entschuldige bitte aber..." Und dann setzte er Heaven's Door ein und Seiten wie aus einem Buch erschienen in Nika's Gesicht, doch Rohan's Hoffnungen, mehr über Nika's Vergangenheit zu erfahren, zerplatzten als er die vollkommen in tiefster Schwärze gefüllten Seiten sah. Keine Buchstaben waren zu erkennen, nur leere schwarze Seiten. Rohan blätterte und blätterte, doch vergebens. "Das gibt es doch nicht! Entweder kann sie den Fluch nun schon bereits unterbewusst so steuern, dass sie verhindert, dass ich ihre Vergangenheit lese oder Nizaemon beschützt sie in ihren schwachen Momenten vor Eindringlingen!" In jenem Moment, wo er diese Worte aussprach, bildeten sich Buchstaben auf den schwarzen Seiten, wie als ob man umgekehrt schwarze Tinte auf weißes Papier träufeln würde und Rohan erschrak als er die Worte las. "Du wirst die Geschichte des Mädchens niemals lesen! Ich lasse nicht zu, dass du mehr über ihre Trauer erfährst!" Es klang beinahe wie eine Drohung und Rohan wollte es nicht provozieren. Er verschloss die Seiten wieder und die Stimme, die zu ihm sprach verklang. Ein Moment der Stille kehrte ein bis Nika sich langsam regte und sie verwirrt zu Rohan hochsah. "Nika...ist alles in Ordnung?" Für wenige Sekunden sagte sie nichts, sie bemerkte allerdings, wie Rohan sie festhielt während sie ihm vollkommen ihre Blöße preisgab und nicht wusste, ob sie schreien oder einfach gelassen reagieren sollte. Sie entschied sich für zweiteres und lächelte. "Rohan...das geht mir aber jetzt etwas zu schnell." "W-was? N-nein, du...ich habe nicht...ich wollte nicht..." "Schon okay, ich muss ohnmächtig geworden sein. Hab mir ganz schön den Kopf an der Duschwand gestoßen." "Was ist passiert?" "Die Tinte...sie war für einen Moment wieder da. Ich bin wohl ein wenig in Panik geraten." "Soll ich dir aufhelfen?" "Danke, ich schaffe es schon alleine." Dass sie so gar keine Hemmungen hatte wunderte Rohan trotzdem. Entweder war es der Schock, dass sie ihn nicht wütend aus dem Bad warf oder sie hatte wirklich kein Problem damit, dass ein Mann sie nackt sah. Es wirkte schon fast elegant, wie sie sich erhob und das Handtuch ergriff. Dabei konnte Rohan den Blick nicht abwenden als dieser auf ihren hübschen Po fiel sowie er auch den Anblick ihrer leicht wippenden Brüste nicht ignorieren konnte. Als sie bemerkte, wie er sie anschaute, lächelte sie. "Möchtest du mir vielleicht beim Abtrocknen helfen?" "N-nein, danke! Ich denke, dass kannst du alleine! Es scheint dir ja soweit ganz gut zu gehen. Ich...warte im Arbeitszimmer auf dich." Verlegen warf Rohan die Türe hinter sich zu und als er so hinter der Tür zusammensackte, die Hitze auf den Wangen liegend, warf er sich bei den Vorstellungen, die er von Nika im Kopf hatte, die Hand vor den Mund. Es war lange her gewesen aber er konnte es nicht leugnen, dass für einen kurzen Augenblick Verlangen seine Lende eingenommen hatte. Kapitel 9: ~Ink 9~ ------------------ "Nun denn, ich habe herausgefunden, wo sich dieser heilige Baum befindet. Dementsprechend sollte er unsere erste Anlaufstelle sein aber der Weg wird lang und führt durch unendliche Wälder. Es wird nicht leicht ihn dort ausfindig zu machen aber es wäre ein erster Versuch, dich von dem Fluch zu befreien, Nika. Nika?" Doch die junge Frau hatte kaum zugehört, denn ihr Blick war gerade auf etwas völlig anderes gerichtet als auf die Suche nach diesem Baum. Rohan bemerkte nur, wie ihre Augen glänzten und diese sich immer mehr weiteten als sie nach draußen auf die Straße schaute und Josuke sehr, der anscheinend einen kleinen Hund an der Leine führte. "Nika, alles in Ordnung?" "Oh...mein...GOTT, WIE NIEDLICH!" Und da war sie auch schon los auf die Straße gestürmt. Rohan, leicht irritiert und erschrocken über ihren plötzlichen Aufbruch, folgte im ruhigen Abstand bis er in der Eingangstüre seines Hauses stand und beobachtete, wie Nika die..."Wolke auf Beinen" tätschelte und kuschelte. "Du magst Pomeranian Hunde, Nika?" "Ich liebe diese Hunde! Das ist meine Lieblingsrasse! Wir können uns leider in der WG keine Hunde halten weil wir selbst zwei Katzen haben und Hunde in dem Haus leider nicht erlaubt sind aber ich würde alles dafür geben, wenn ich eines Tages selbst einen hätte! Gott, bist du süß!" "Nun, meine Mutter dachte, es wäre schön wenn ich mal den Hund der Nachbarin ausführe. Sie hätte sich einen neuen Hund gekauft." "Bist du nicht die süßeste Wolke auf Beinen, die man je gesehen hat? Gott, ich will ihn gar nicht mehr loslassen! So flauschig, so weich!" "Möchtest du eine Weile mit ihm spielen? Er scheint dich gerne zu haben." "Gerne, wenn ich darf!" Während Nika mit dem kleinen Hund beschäftigt war, gesellte sich Josuke zu Rohan, dessen Blick fasziniert auf der jungen Frau ruhte. Dem Japaner entging nicht, welche Blicke der Mangazeichner Nika zuwarf. "Und was habt ihr jetzt vor?" "Ich habe einen Plan aber der wird nicht leicht. Wenn es klappt, dann wird es nicht lange dauern und Nika kann in ihr altes, unbeschwertes Leben zurückkehren." "Möchtest du das denn, Sensei?" "..." "Du möchtest sie nicht gehen lassen, nicht wahr?" "Ich kann sie aber auch nicht zwingen hier zu bleiben. Sie lebt in einer anderen Welt, die ihr Zuhause ist, Josuke. Selbst in ihrer Situation weist sie solche Stärke und Mut auf, dass ich Hochachtung vor ihr habe. Wie sie so unbeschwert lächelt. Ich möchte, dass sie dieses Lächeln beibehält. Ich möchte sie nicht gehen lassen aber...es ist besser wenn sie wieder ihr altes Leben lebt, sobald das hier vorbei ist und...sie mich vergisst." "...du bist in sie verliebt." Rohan antwortete nicht. Stattdessen beobachtete er, wie Nika voller Freude mit der kleinen "Wolke auf Beinen" spielte und dabei glücklich lachte. *~* "Ziehst du deine grüne Jacke nicht an wenn wir fahren?" "Oh nein, die habe ich von meinem Vater geschenkt bekommen, sie ist mein ganzer Stolz! Ich könnte es nicht ertragen wenn sie auf unserer Reise kaputtgehen sollte. Außerdem tut es diese schwarze Jacke auch." Nika hatte sich für ihr Abenteuer für eine blaue Jeans mit schwarzen Schnürstiefeletten entschieden, die eine dicke Sohle trugen. Statt der grünen Bomberjacke, die sie von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte, trug sie eine schwarze Lederjacke mit braunem Fellbesatz sowie einem weißen Top und der üblichen olivgrünen Strickbeanie auf dem Kopf. Um den Hals trug sie ein olivgrünes Palituch. Sie ging auf Nummer sicher, auch wenn es mitten im Hochsommer war aber durch die heißen Temperaturen auf Jamaika war sie die Hitze gewöhnt. Rohan gesellte sich zu ihr, auch er hatte einen Rucksack bei sich mit Verpflegung und Wasser sowie sein Skizzenbuch. "Nicht in jeder Region von Japan wird es warm sein, wir könnten durchaus in kalte Gebiete geraten. Laut meiner Recherchen ist dieser Baum in der Nähe des Waldes von Aokigahara, gerne auch der Wald der Selbstmörder genannt." "Eh...wirklich?" "Ja. Legenden nach soll es in dem Wald spuken und Geister sollen viele Menschen in den Wahnsinn getrieben haben. Die Zahl der Selbstmörder steigt von Jahr zu Jahr stetig an. Man kann sich dort leicht verlaufen. Dieser Wald wird auch gerne Aokigahara-fuji genannt, da er aus einem regelrechten Meer aus Bäumen besteht." "Naja, wenn es sonst keine andere Möglichkeit gibt, um zu diesem Baum zu kommen, warum eigentlich nicht? Hängen wir einfach ein bischen mit den Geistern ab!" Rohan brauchte einen Moment, um Nika's Wortwitz zu verstehen. Als er es endlich gepeilt hatte, schaute er die Rothaarige beinahe schockiert an und Nika sog schuldbewusst aber mit einem Grinsen auf den Lippen die Luft stark ein. "Wir werden den ersten Teil der Strecke mit meinem Motorrad zurücklegen. So sind wir schneller unterwegs und können einen Großteil der Strecke schneller hinter uns bringen." "Du hast ein Motorrad?" "Durchaus. Dieses Auto da vorne, das gehört auch mir." "Ein 1991 Nissan 300ZX, nicht schlecht!" "Du kennst dich mit Autos aus?" "Mein Vater hat mir als Kind viel über Autos beigebracht als er mal in einer Werkstatt gearbeitet hat. Ich selbst besitze allerdings keinen Führerschein. Nachdem ich nach New York gezogen bin habe ich ihn später nicht mehr benötigt. Aber dafür, dass du nicht so viel Wert auf Geld legst, lässt du es dir ganz schön gut gehen." "Man hat schon gewisse Standards, selbst als Mangazeichner." "Josuke hat mir erzählt, dass dein Haus beinahe mal abgebrannt wäre und es hätte dir nichts ausgemacht. Ein klarer Fall, dass du du einfach zu viel Geld hast, sonst wäre es dir nicht so egal gewesen. Dein Mobilar war jedenfalls auch vom Feinsten!" "D-das geht dich ja wohl nichts an, wofür ich mein Geld einsetze!" "Hey, ich möchte nicht mit dir streiten. Ich finde es einfach nur widersprüchlich." "Geld ist für mich wirklich nicht alles aber...ach, warum rechtfertige ich mich überhaupt vor dir?" "Genau, warum tust du es, Rohan? Ich dachte, du siehst auf andere Menschen herab und diese sind unter deinem Niveau!" "Gehst du eigentlich jedem Menschen so auf die Nerven?" "Nein, momentan nur dir! Ist ja sonst keiner hier!" "Was ist auf einmal dein Problem?" "Mein Problem ist, dass ich deine Einstellung für'n Arsch finde! Man muss echt schon ein abgebrühter und ziemlich abgestumpfter Scheisskerl sein, wenn man behauptet, dass Geld nicht alles ist und einem Reichtum egal ist, aber sich in Geld baden kann. Man merkt, dass du viel zu lange und zu sehr in deiner Vakuumblase gelebt hast!" "Deine Ehrlichkeit ist durchaus erschütterlich, Nika oder wie dein Name sonst nochmal war!" "Wieso? Kommst du mit dieser Art von Ehrlichkeit nicht zurecht wenn dir mal jemand die Meinung sagt?" "Ich will damit sagen, dass du besser aufpassen solltest, was du sagst, sonst könnte ich es mir ganz schnell überlegen, ob ich dir weiterhin helfe oder nicht." Mittlerweile hatte sich Rohan vor Nika aufgebaut und schaute ihr tief in die giftgrünen Augen. Eine Weile sagte keiner von beiden ein Wort, dann lächelte sie. "Ich mag dich, Rohan. Du bist in vielerlei Hinsicht wie ich." Nun war er vollkommen irritiert aber er hinterfragte nicht weiter. Als Nika sich hinter ihn auf das Motorrad setzte und ihre Arme um seine Brust legte, war ihm auf einmal wieder ganz anders zumute. Irgendwie warm und ein angenehmes Gefühl durchfuhr ihn als er den Motor startete und die beiden Morio und den wunderschönen Sonnenuntergang hinter sich ließen. *~* Ihr Blick glitt stetig aus dem Fenster während sie durstig mit dem Löffel in ihrem Kaffee rumrührte. Seit ihrer Abfahrt waren zwei Tage vergangen und wahrscheinlich hätten sie den genannten Wald schon längst erreicht, hätte Rohan's Maschine nicht mitten auf der Strecke den Geist aufgegeben. Sie befanden sich irgendwo auf einer Landstraße, die kilometerweit durch Wälder führte und wo es weit und breit keine Tankstelle oder Werkstatt gab bevor der Motor anfing zu knattern und Benzin verlor. So blieb Rohan nichts anderes übrig als die Maschine am Straßenrand stehen zu lassen und wünschte sich in jenem Moment, dass Josuke da wäre, um sein Motorrad mit Crazy Diamond wieder zu reparieren, wobei er sich im nächsten Moment für diesen Gedanken wieder ohrfeigen wollte. Nika empfand es als gar nicht so schlimm zu Fuß zu gehen, schließlich genoss sie auf eine gewisse Weise die ganze Gegend und immerhin befand sie sich immer noch im Urlaub trotz der ganzen Situation. Das im amerikanischen Stil eingerichtete Diner hatte immerhin sehr guten Kaffee als sie nach stundenlangem Laufen dieses endlich erreichten und sich eine Pause gönnten und was Nika am meisten Freude bereitete war, dass dieses japanisch amerikanische Diner tatsächlich ihre Lieblingsspeise zubereitete. Rohan hatte sich ihr gegenübergesetzt und angefangen, ein paar einfache Skizzen zu zeichnen. Eigentlich hatten sie seit ihrer Abfahrt kaum ein Wort miteinander gewechselt und so verliefen auch die Stunden im Diner eher ruhig. Nika hob den Löffel und leckte diesen sauber bevor sie ihn fein säuberlich neben ihrer Tasse auf dem Tellerrand legte. "Es tut mir leid, dass du dein Motorrad zurücklassen musstest." "Schon in Ordnung, ich kaufe Zuhause ein Neues." "Lockert es die Situation etwas auf wenn ich mich entschuldige?" "Wofür denn?" "Naja, dich scheinen meine Worte ziemlich hart getroffen zu haben. Wenn es dich tröstet, dann..." "Du musst dich nicht entschuldigen und ich will es auch gar nicht! Du hast nur lauthals deine Meinung über mich kundgetan, das war dein gutes Recht! Was mich eher stört ist, trittst du dich Menschen immer mit Füßen, selbst wenn sie nett zu dir sind?" "Das hat nichts mit Nettigkeit zu tun, Rohan. Ob freundlich oder nicht, ich bin der Meinung, dass wir Menschen untereinander viel zu wenig reden und viel zu unehrlich zueinander sind. Gerade dann wenn man ehrlich zueinander ist kann man sich kennenlernen und seinen Gegenüber besser einschätzen." "Und du denkst, dass du mich besser kennenlernen kannst, indem du mich beschimpfst?" "Du hast nichts darauf gesagt, also muss an der Sache mit dem Alleinsein und der Vakuumblase etwas dran sein. Ich glaube, dass du viel zu lange ohne Gesellschaft warst, dich viel zu lange in deinen Skizzen und Zeichnungen verkrochen hast und es vielleicht sogar ein bisschen genießt wieder jemanden um dich zu haben, der ein wenig...Farbe in dein Leben bringt." "Ach ja, und dieser Jemand sollst du sein oder wie?" "Genau das meine ich!" "Wow, du bist ganz schön von dir selbst eingenommen!" "Nein, ich glaube einfach, dass du mich magst." Rohan schaute auf, tatsächlich lächelte Nika sanft und Rohan konnte es nicht verhindern als er auch anfangen musste zu lachen. "Du bist wirklich speziell, Nika." "Genau wie du." "Erzähl mir ein bisschen mehr über dich." "Was möchtest du denn wissen?" "Nichts trauriges, erzähl mir...von deinen schönen Erlebnissen in deinem Leben. Was mich zum Beispiel interessieren würde...wie bist du zu dem Namen Nika gekommen? Ich meine, es ist ein Spitzname aber er hat kein bisschen mit deinem eigentlichen Namen zu tun." "Stimmt, da hast du gut aufgepasst. Naja, dir ist sicher aufgefallen, dass ich ab und an einen ziemlich starken Akzent an den Tag lege. Meine Mutter mag zwar Amerikanerin gewesen sein, im Herzen war ich jedoch schon seit meiner Kindheit durch und durch Jamaikanerin. Der Name Trinidad rührt eigentlich von einem Ort in Kuba her, wird aber auch als Name verwendet. Eigentlich...ist die Herkunft meines Spitznamens so banal, dass es noch nicht mal lustig ist." "Muss etwas lustig sein, damit es interessant ist? Mich interessiert es." "Naja, als ich nach dem Tod meiner Mutter wieder nach New York zog, nachdem ich so lange bei meinem Vater auf Jamaika gelebt habe, konnte ich nur sehr gebrochenes Englisch mit sehr herben Akzent sprechen. Als ich mit der Tanzschule in New York anfing, bekam ich von meinem Vater mein ersten Sportschuhe geschenkt. Ein paar damals sehr teure Nike Schuhe. Einige aus der Tanzschule fragten mich hin und wieder, was das für coole Schuhe seien, die ich da trage und da ich damals den Namen noch nicht richtig aussprechen konnte, habe ich statt Nike immer Nika gesagt. Dies hatte sich später bei meinen Freunden als auch bei Jared und Billy durchgesetzt und so...wurde Nika geboren." "Ehrlich gesagt...finde ich das ziemlich schön. Es ist einfach...aber realistisch und schön." "Ich mag den Namen. Er ist ein Teil von mir geworden und irgendwie auch zu meinem richtigen Namen. Ich meine, Trinidad Zambrano ist auch ein ausgefallener Name aber Nika...das bin einfach ich...oder eher mit den Jahren geworden. Genauso wie diese Strickbeanie ein Teil von mir ist. Ich würde sie am liebsten niemals abnehmen." "Auch ein Geschenk deines Vaters?" "Nein...ein Erbe meiner Mutter. Mein Vater hatte ihr diese Mütze geschenkt als sie ihr erstes Date zusammen hatten. Meine Mutter war keine Jamaikanerin aber sie hatte diese olivgrüne Beanie immer mit dem schönsten Tag ihres Lebens verbunden. Nach ihrem Tod...wollte ich sie unbedingt haben als Andenken und tragen, damit ich meine Mutter in Ehren halte. Ich nehme sie ungerne ab. Wenn ich sie trage, habe ich immer wieder das Gefühl, dass sie noch bei mir ist und mich begleitet. Das Romantische an dieser Beanie ist nicht nur, dass mein Vater ihr diese geschenkt hat...er hat sie sogar selbst gestrickt!" "Wahnsinn. Die ganze Zeit denke ich, ich kenne dich mittlerweile und doch weiß ich so wenig über dich." "Genauso wie ich über dich, Rohan. Und damit eine Sache klar ist, du bist kein schlechter Typ. Als ich meinte, dass wir uns sehr ähneln, meinte ich, dass wir beide zu lange in einer Art Vakuum gelebt haben und uns auf Dinge beschränken, sprich Geld oder materielle Sachen, die uns am Ende nie das wahre Glück bescherren werden. Hier prallen zwei Welten aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten und sich doch in vielen Dingen ähnlich sind." "Also ist es dir egal, ob ich mir von meinem Geld ein neues Motorrad kaufe?" "Mir war Geld immer egal. Geld macht nur bis zu einem bestimmten Punkt glücklich aber kann man sich mit Geld Freunde oder Gefühle kaufen? Nein." "Nika, was denkst du über mich?" "Ich denke, dass du ein herausragendes Talent hast, Dinge siehst, die niemand anderes so sieht wie du. Du hast ein gutes Herz und magst Komplimente, kannst mit diesen aber nicht umgehen weil du immer alleine bist oder warst." "Ich war und bin immer schon gerne für mich alleine gewesen. Als ich noch in Tokyo mit meiner Familie gelebt habe, konnte ich mich nicht richtig frei entfalten für meine Arbeit, deswegen bin ich nach Morio gezogen. Es ist ruhig, abgeschieden und ich kann mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Manga und Zeichnen waren schon immer mein Leben, eine Berufung, der ich schon folge, seit ich ein Kind war. Ich lebe für meine Arbeit, es gibt für mich keine vergleichbare Euphorie als wenn ich zeichne!" "Du scheinst das Alleinsein wirklich zu lieben, oder?" "Genießt du es nicht manchmal alleine zu sein, Nika?" "Doch...wie ich schon sagte, manchmal ist es besser alleine zu sein weil man dann niemandem weh tun kann und ich...ich tue Menschen sehr oft mit meiner Ehrlichkeit weh aber ich kann nicht anders." Rohan bemerkte den zerknirschten Gesichtsausdruck Nika's und er war bereit auf's Ganze zu gehen. "Ohne dass ich deine Vergangenheit gelesen habe werde ich das Gefühl nicht los, dass dich jemand mal ziemlich bösartig verletzt oder dir weh getan hat." Nun blickte Nika beinahe erschrocken rein, er hatte sie ertappt, doch Rohan's Blick blieb hart bis Nika die Augen schloß. "Du hast recht. Ich bin verletzt worden...das ist lange her und ich erinnere mich nur sehr ungerne daran. Hör zu, Rohan. Ich erzähle dir sehr gerne von mir, alles, was du über mich wissen möchtest aber das...zwing mich nicht darüber zu reden." "War es...so schmerzhaft?" "Es war mir eine Lehre. Eine sehr Schmerzhafte, die bis heute Wunden hinterlassen hat. Es war eine Lektion für's Leben und sie hat mich schlauer gemacht. Ich bin mittlerweile darüber hinweg aber...ich kann einfach nicht darüber sprechen. Es tut mir leid." Er hinterfragte nicht weiter und sah zu, wie Nika einen tiefen Schluck Kaffee zu sich nahm. "Warst du schon einmal verliebt, Rohan?" Beinahe hätte der Mangazeichner sich an seiner Tasse Tee verschluckt. "Wie kommst du da jetzt drauf?" "Eine einfach Frage. Eine einfache Antwort. Es interessiert mich." "...es ist lange her. Da gab es tatsächlich mal jemanden. Eine Frau, die ich traf. Ihr Name war Nanase." "Wie war sie so?" "Geheimnisvoll, undurchschaubar aber wunderschön. Langes braunes Haar, ein perfekter Körper. Sie weckte in mir Gefühle und Gelüste, dich ich nur über meine Bilder auszudrücken vermochte. Sie verschwand aus meinem Leben so schnell, wie sie auch gekommen ist." "Wie poetisch. Hast du sie nochmal wiedergesehen?" "Ja, einmal. Vor drei Monaten im Louvre...als ich beinahe mein Leben gelassen hatte." "Moment! Willst du damit sagen, Nanase war der Geist, der dich vor 10 Jahren gewarnt hat und...die Frau dieses Künstlers?" "Genau die." "Rohan...das ist...ich weiß nicht, was ich sagen soll..." "Es ist besser so gewesen, wie es am Ende gelaufen ist. Dass sie aus meinem Leben verschwunden ist...es war das Beste. Für sie, für mich, für uns alle. Und selbst wenn ich die Chance auf eine Zukunft mit ihr in diesem Leben gehabt hätte, wäre es nicht gegangen, denn Nanase Kishibe war einer meiner Vorfahren, die vor 310 Jahren gelebt hatte." Nika saß einfach nur da mit offenem Mund während Rohan einen weiteren Schluck aus seiner Tasse nahm. "Ich verstehe wenn du sagst, dass man die Vergangenheit ruhen lassen sollte und dass es manchmal besser ist alleine zu sein. Man verletzt niemanden, noch wird man verletzt. Nach den Vorfällen vor 10 Jahren widmete ich meinem Leben der Kunst und schenkte dieser meine ganze Aufmerksamkeit und meine Liebe. Ich weiß, dass ich auf viele Menschen abgestumpft und kalt wirke aber das ist meine Art, Nika. Meine Leben und damit kam ich bislang am besten zurecht. Ich plane nicht irgendetwas an diesem Leben zu ändern, ich komme damit zurecht alleine zu sein. Es gab Zeiten, da war ich wirklich noch unausstehlicher und ich glaube nicht, dass du da hättest mit mir reden wollen. Ich meine, wer will schon mit jemandem reden, der tote Spinnen ableckt um sie besser zu studieren und sie anschließend somit besser in seinen Manga verarbeiten kann?" Nika zuckte mit einem Grinsen auf den Lippen mit den Schultern. "Och, es gibt auch andere Dinge, die man sehr gut lecken kann, Rohan." Dabei bemerkte dieser, wie sie verschmitzt die Augenbrauen hochzog und als er registrierte, was sie meinte, schoß ihm die Röte ins Gesicht. "Was?" "Was?" "Okay, Themenwechsel. Gott, du bist wirklich außergewöhnlich...und so sprunghaft." "Außergewöhnlich bist du auch, Rohan. Ich verurteile dich nicht für deine Vergangenheit, sie ist ein Teil von dir, so wie meine ein Teil von mir ist. Aber du faszinierst mich. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der mit solcher Leidenschaft an seinen Bildern arbeitet." Damit griff sie sanft nach seiner Hand und führte diese, während er noch den Stift in der Hand hielt, über das Papier. "Jede Bewegung, jeder Strich, alles perfekt abgestimmt. Sinnlich, hingebungsvoll. Eine einzelne Linie, verbunden mit dem Ganzen, ein Meisterwerk. Dein Talent ist faszinierend und...ich kann nicht leugnen, dass es mich in seinen Bann zieht." Als sich ihre Blicke trafen, konnten beide nicht leugnen, dass da mehr zu sein schien. Für einen kurzen Moment spürten sie ein furchtbares Verlangen zueinander, einen innigen Moment der Geister, bevor die Bedienung den kurzen mentalen Austausch unterbrach und ihnen endlich ihr Frühstück servierte. "Nun denn, lass es dir schmecken, Nika!" "Gott sei gelobt, mein Tag ist gerettet! Danke, Japan, dass du mir mein Lieblingsessen in einem japanischen Diner servierst!" "Bacon und Egg? Das ist deine Lieblingsspeise?" "Glaub mir, es gibt nichts Vergleichbares zum Frühstück! Der knusprige Bacon in Kombination mit Eiern...einfach unbezahlbar! Ein Mundorgasmus, der Seinesgleichen sucht!" Und damit musste Rohan beinahe lachen bevor er Nika schon fast erleichtert beim Verdrücken ihres Frühstücks zusah. Für den Rest der Zeit, die sie im Diner verbrachten, lachten sie und es schien, als ob das Eis zwischen den beiden endlich gebrochen war. Das würde ihre Reise sicher um einiges erleichtern und zum ersten Mal fühlte Rohan eine gewisse Wärme zu einem Menschen, der ihm so ähnlich war, so nahe stand und von dem er wiederrum doch viel zu wenig bishin rein gar nichts wusste. Kapitel 10: ~Ink 10~ -------------------- Nachdem sie das Diner verlassen hatten waren sie lange Zeit durch endlosen Wald gelaufen. Der Weg zu diesem heiligen Baum und zu dem genannten Selbstmordwald, den Rohan gemeint hatte, führte selbst schon durch ein dichtes Meer von Bäumen, vorbei an wunderschönen Seen. In der Ferne konnte man den Fuji sehen, der bei aufgehender Sonne Nika's Meinung nach einfach nur prachtvoll aussah. Sie kamen auf einer kleinen Lichtung im Wald an, wo ein weiterer See zu sehen war und da sie nun gefühlt viele Stunden unterwegs gewesen waren, schadete es nicht eine kurze Rast einzulegen. "Wie lange meinst du, werden wir noch unterwegs sein? Wir haben zwischenzeitlich eine ordentliche Strecke zurückgelegt." "Das wird wohl noch eine Weile so weitergehen denke ich. Der Aokigahara ist direkt in der Nähe des Fuji's, allerdings leider auf der anderen Seite des Berges, wo wir hin müssen. Wenn das so weitergeht werden wir sicher noch zwei bis drei Tage zu Fuß unterwegs sein." "Ach, das macht mir nichts!" "Stört es dich nicht?" "Ganz und gar nicht oder habe ich mich bisher beschwert, Rohan?" Zielsicher kletterte Nika auf einen Felsvorsprung, wo sie eine Weile drauf stehen blieb und die Aussicht auf den Berg in der Ferne bewunderte. "Diese wilde, ungebändigte Natur...seit langem habe ich mal wieder das Gefühl frei atmen zu können. In der Stadt...ist alles so laut und vollgestopft mit Menschen. Dagegen ist dieses Paradies hier ein Traum." "Magst du New York nicht?" "Auf eine gewisse Weise schon, du hast dort sehr viele Möglichkeiten dich zu entwickeln aber...es wird nie mein richtiges Zuhause sein. Meine Mutter war zwar Amerikanerin aber im Herzen bin ich durch und durch Jamaikanerin wie mein Vater. Wenn ich das College abgeschlossen habe, möchte ich mich irgendwo auf Jamaika mit einer eigenen, kleinen Tanzschule selbstständig machen." "Es ist schön, dass du durchaus Ziele hast." "Es ist aber auch mein Weg, den ich bestreiten will um irgendwann aus meiner Komfortzone zu kommen und mich von Billy und Jared abzunabeln. Ich kann nicht ewig bei ihnen sein, ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen." "Eins muss man dir lassen, du bist sehr zielstrebig." "Es ist gut Ziele zu haben. So lebt man weiter und bleibt nicht stehen. Ich gebe mich halt nicht auf wie viele andere Menschen." Ein Lächeln glitt über Rohan's Lippen. Er gesellte sich neben Nika und zückte seinen Bleistift. "Der Fuji sieht in der Sonne ganz besonders schön aus, findest du nicht?" Darauf nahm auch Nika Platz und schaute Rohan zu, wie er die Linien zu einem Bild zusammenführte. "Ja, da hast du recht. Er sieht wirklich wunderschön aus." Abgelenkt schaute Rohan vom Papier auf und blickte Nika einen Moment lang ziemlich lange in die Augen. Vielleicht ein bisschen zu lange, denn sie wich seinem Blick nach kurzer Zeit aus und richtete ihn wieder auf den Berg. "Deine Zeichnungen...sind wunderschön." "Du bist wunderschön." "Was?" "Was? Ich habe nichts gesagt!" Doch Rohan konnte die geröteten Wangen der Rothaarigen kaum ignorieren und wie sich eine peinliche Stille zwischen sie gesellte. "Darf ich dich etwas fragen, Rohan?" "Natürlich." "Hast du für deine Manga auch schon mal einen Akt gezeichnet?" "Eh...nun..." "Hast du schon mal eine Frau nackt gezeichnet?" "W-wieso fragst du mich das?" "Beantworte doch einfach mal die Frage! Du bist Mangazeichner und sonst so schlagfertig! Lass dich von mir doch nicht so aus der Fassung bringen!" Sie merkte, wie er einmal tief ein- und wieder ausatmete und Nika ernst anblickte. "Ich habe schon Frauen nackt gezeichnet. Es ist relevant für die Ausbildung eines angehenden Mangaka. Als ich mit 17 bei einem Verlag meine ersten Entwürfe präsentieren wollte, hat der Verleger sich darüber beschwert, dass ich zu wenig Frauen und Titten zeichnen würde." "Du hast sehr früh damit angefangen, oder?" "Zeichnen war schon immer mein Leben." "Würdest...du mich nackt zeichnen wollen?" "Wieso fragst du das? Möchtest du, dass ich dich..." "Es ist eine einfache Frage, Rohan. Für deine Hilfe schulde ich dir schließlich noch etwas. Du kannst es dir aussuchen, wie du mich haben willst." Sie bemerkte es nicht aber Rohan verstand den Satz eindeutig zweideutig und musste hart schlucken. "Du scheinst sehr wenig Hemmungen vor Männern zu haben, was deine Reize angehen." "Wir kamen alle mal nackt auf die Welt. So bin ich geboren und so sterbe ich. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich seit Jahren mit zwei Homos auf engem Raum lebe und diese eigentliche schon fast jede Pore meines Körpers kennen." "Nun, wenn du so leicht über dieses Thema von Sexualität sprechen kannst, frage ich dich das hier. Hattest du denn schon mal Sex?" Und dann verfiel Nika in kurzes Schweigen als sich ihre Blicke trafen. Sie wollte den Mund aufmachen, doch kamen keine Wörter heraus. "Ist es das, worüber du nicht reden möchtest?" "...tut mir leid." Sie saßen lange schweigend nebeneinander, in der Ferne ging bereits die Sonne unter aber es war trotzdem noch angenehm warm. Zufrieden legte Rohan den Stift beiseite als er sein fertiges Werk des Fuji's betrachtete. "Ich hatte ein einziges Mal Sex. Es war mein erstes Mal gewesen." Es waren mittlerweile wenige Stunden nach ihrem Gespräch vergangen und Rohan hatte schon nicht mehr mit einer Antwort gerechnet. "Ist dir das Antwort genug?" "Nun, wenn ich ehrlich bin, dachte ich eigentlich, dass du aufgrund deiner Offenheit zu diesem Thema schon sehr häufig Sex gehabt hättest." "Ich springe nicht durch die Betten, Rohan." "Das...meinte ich damit auch nicht." "Wenn ich liebe...dann liebe ich ehrlich. Ich habe einmal geliebt, Rohan. So wie du." "Und?" "Das weißt du doch. Es hat mir am Ende nur Schmerzen bereitet. Versteh mich nicht falsch, es war nicht der Sex an sich, der mich verletzt hat. Eigentlich habe ich auch keinen gesteigerten Wert darauf gelegt, dass mein erstes Mal etwas besonderes wird. Es war auch nichts besonders, ich wollte es einfach um zu wissen, wie es ist. Aber...was danach passiert ist...hat sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt." Rohan stellte keine weiteren unangenehmen Fragen. Wenn Nika ihm eines Tages die Wahrheit sagen würde, dann würde sie es und dann auch von sich aus aber für den Moment beließ er es dabei. Irgendwann jedoch erhob und streckte sie sich. Als sie allerdings anfing, sich ihrer Kleidung zu entledigen, konnte Rohan es gar nicht vermeiden sie anzuschauen. "Nika, was tust du?" "Ich fühle mich dreckig, ich werde ein Bad im See nehmen." "Jetzt?" "Ja, jetzt. Die Wassertemperatur ist gerade perfekt angenehm." Vorsichtig fuhr sie mit der Hand über die Wasseroberfläche bevor sie sich auch noch dem Rest ihrer Kleidung entledigte und diese unsanft neben Rohan auf den Felsen warf. Als sie nun so nackt vor ihm stand, war sein Blick konstant auf ihre weiße Haut gerichtet. Mit ihnen analysierte er jede Faser und jede Kurve ihres Körpers, um ihn sich perfekt einzuprägen. Für ein Bild dachte er sich...aber je länger er sie so anstarrte, desto mehr merkte er, wie sein Herz schneller raste und sein Puls beschleunigte. Als sie sich dann auch noch zu ihm drehte und ihn so anlächelte, musste er hart schlucken. "Möchtest du mich nicht begleiten? Es ist bestimmt eine willkommene Abkühlung bei den Temperaturen." "N-nein, d-danke. Ich komme schon klar. Ich werde einfach weiterzeichnen." "Spielverderber. Na gut, dann geh ich eben alleine." Und dann nahm sie Anlauf und sprang gezielt wie ein Pfeil in den See. In den darauffolgenden Augenblicken war Rohan's Blick komplett auf Nika gerichtet, die elegant und auch anmutig ihre Bahnen durch das kühle Nass zog. Dabei entging ihm nicht, wie Wassertropfen wie Perlen von ihrer Haut abperlten, sobald sie an die Oberfläche kam. Für einen kurzen Augenblick war er sich sogar sicher, einen Blick auf ihr nacktes Zentrum erhascht zu haben. Ihr Körper wirkte so leicht, so unbeschwert im Wasser, klare Tropfen liefen über ihre wohlgeformten Brüste und durch ihr blutrotes Haar und ließen sie beinahe wie eine Nixe aussehen, die aus den Tiefen des Sees emporgestiegen war. "Wie...eine Göttin. Bleib...genauso stehen. Ich werde dein Bild einfangen." Sie fuhr sich durch die wassergetränkten Haare während ihr Blick sinnlich gen Himmel gerichtet war und sie hörbar die klare Luft einsog. Ihr Mund war leicht geöffnet, die Lippen voll und glänzend. Einzelne rote Haarsträhnen fielen auf ihre Brüste, kleine, kaum sichtbare Wassertropfen lösten sich aus ihnen und liefen über die rosefarbenen Knospen, die in der kühlen Abendluft leicht anzuschwellen schienen. Vielleicht hatte sie wirklich keine Hintergedanken und genoss einfach diesen Moment aber dabei bemerkte sie nicht, wie sie den Mangazeichner beinahe aus seiner Fassung brachte und eigentlich ließ sich Rohan nie so leicht ablenken. Als er mit dem Bleistift ihren Busen auf das Papier brachte, bemerkte er, wie er sich selbst auf die Unterlippe biss und seine Haut erhitzte. Sein Blick war so sehr auf das Papier gerichtet, dass er beinahe vom Felsen fiel als er Nika direkt vor sich bemerkte und sie ihn verschmitzt anlächelte. "Na los, komm mit rein! Ich möchte nicht alleine baden! Das Wasser ist so angenehm!" "Nein, hör auf! Du machst meine Skizzen ganz nass!" Achtsam legte Rohan seinen Block beiseite. Zum Glück hatte er diesen rechtzeitig zugeklappt und in seine Tasche verfrachtet. Nicht aus Angst, dass seine Zeichnungen nass werden könnten, sondern weil Nika sehen würde, wieviele Skizzen er mittlerweile von ihr gezeichnet hatte. Im Anschluss spritzte sie ihm etwas Wasser ins Gesicht und er blickte sie entrüstet an. "Hey, hör auf damit, Nika!" "Komm schon! Sei kein Spielverderber, Rohan! Kommt mit rein! Sonst schwimme ich dir davon!" Und damit stürzte sie sich wieder in den See, worauf Rohan sie einen Moment lang verwundert anschaute. Doch dann...legte auch er seine Kleidung ab. Im ersten Moment noch etwas unsicher, schließlich hatte er sich seit Jahren vor keiner Frau mehr nackt gezeigt. Er war schon durchtrainiert wie Nika, wenn auch etwas dünn aber keinesfalls unterernährt und als er Anlauf nahm und ins Wasser sprang, schloss er die Augen und ließ das Wasser über seinen Kopf zusammenlaufen als er sich hineinstürzte. Eine Weile hielt er seine Augen noch geschlossen, dann öffnete er sie langsam und bemerkte, wie Nika vor ihm herschwamm und ihn anlächelte. Sie umkreiste ihn ein paar Mal und hatte eindeutig ihren Spaß ihn zu triezen. Es dauerte nicht lange, da tat er es ihr gleich und irgendwann war jegliche Hemmung verflogen. Selbst Gefühle wie Verlangen oder Lust waren auf einmal nicht mehr wichtig, sie tobten durch das Wasser und irgendwann war es ihnen egal, ob sie nackt waren. Sie fühlten sich frei und genossen für diesen intimen Moment der Zweisamkeit mit einem Lächeln auf den Lippen. *~* Sie sammelten ein paar Stöcke und machten neben dem See ein kleines Lagerfeuer zwischen ein paar Bäumen. Es war zu dunkel, um weiterzugehen und sie mussten sich ausruhen. Nach dem angenehmen Bad haben sie lange Zeit nackt nebeneinander im Gras gelegen und sich den Himmel angeschaut und nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Rohan endlich mal wieder das Gefühl Freude an etwas anderem als nur dem Zeichnen zu empfinden. Eingekuschelt in ihren eigenen Jacken und Marshmallows, die Nika vor ihrer Abreise gekauft hatte über dem Lagerfeuer grillend saßen sie da und schauten in die wärmespendende Flamme, deren leises Knistern sehr beruhigend wirkte. "Das war wirklich sehr erfrischend." "Es war schön zu sehen, wie du aus dir rausgekommen bist." "Es ist lange her, dass ich sowas hatte." "Was meinst du?" "Naja...Freude mit anderen Menschen. Es tat irgendwie gut." "Das glaube ich dir. Du hast ein sehr schönes Lächeln wenn du lachst." Wieder ein Kompliment und wieder konnte Rohan nichts damit anfangen. Stattdessen schaute er einen Moment lang verlegen auf seine Knie. "Du hast eine bemerkenswerte Gabe, Nika. Etwas, was nicht viele Menschen haben. Du nimmst die Menschen, wie sie sind. Du bist offenherzig und klug." "Wenn ich damals so klug gewesen wäre, dann wäre ich sicher nicht so dumm und naiv gewesen." "Sag das nicht." "Es ist aber so und das kann mir keiner abnehmen und vor allem nicht schön reden." Rohan schwieg. Er bemerkte, wie Nika konstant, ja schon beinahe abwesend in die Flamme schaute als sie ihre Beine anzog und ihre Arme um diese schlung. "Ich war damals 18 Jahre alt. Jung und naiv und noch keine Ahnung von der Liebe. Und trotzdem hatte es mich wie aus dem Nichts erwischt. Er war damals Schüler in der Tanzschule gewesen, in der ich arbeitete. Er machte mir den Hof, war immer nett und freundlich, ging mit mir Essen und ins Kino. Was verliebte Menschen halt so tun und ich hatte die rosa Brille auf der Nase und irgendwann eines Abends...da wollte ich nicht mehr warten. Ich war neugierig, wollte mehr über meinen aber auch über seinen Körper erfahren. All diese Gefühle waren so neu für mich. Er war vorsichtig weil es mein erstes Mal war und wir haben auch verhütet. Wie schon gesagt, es war nicht der Sex, der mich verletzt hat." Gespannt blickte Rohan sie an. Er brauchte nicht fragen, was passiert war. Sie war bereit sich ihm zu öffnen und er ließ sie reden. "Ich und mein von der Jugend getriebener Leichtsinn. Er war...naja, einfach schon zu nett, verstehst du? Er hat mit Engelszungen auf mich eingeredet, die nettesten Worte mir in den Mund gelegt....er verschwand noch in derselben Nacht während ich tief und fest und erschöpft am schlafen war. Aber er ging nicht, ohne ein Andenken an mich mitzunehmen." Darauf schloss sie ganz feste die Augen, ihre Lippen sowie ihr Körper zitterten als sie die Erinnerung im Geiste wieder hochholte. "Ich war auf dem Weg in die Umkleidekabine der Tanzschule als ich lautes Gelächter aus der Männerumkleide hörte. Ich habe mir nichts dabei gedacht, es waren halt Jungs aber...dann hörte ich seine Stimme...und wie er prahlte. Und dann konnte ich es nicht mehr ignorieren und stellte mich in den Türrahmen. Weißt du...ich hatte mich am Morgen schon gewundert, wo mein Slip abgeblieben war, den ich die Nacht davor getragen hatte. Ein hübscher Slip in Rosa mit einem kleinen Herzchen vorne drauf." Und plötzlich dämmerte es Rohan und der Schock fuhr im wie ein kalter Schauer durch die Glieder. "Nein...Nika, sag nicht, er hat..." "Doch. Wie eine Trophäe hat er seinen Jungs meinen Slip präsentiert, an dem noch der Geruch meiner Lust der letzten Nacht haftete. Ich wollte einfach nur weg aber mein Körper war wie gelähmt. Alle anderen Geräusche hatte ich aus meinem Kopf ausgeblendet und ich hörte nur ihr stetiges Gelächter, ihre Rufe und wie sie ihn bewunderten als er damit prahlte, dass er wieder eine Jungfrau geknackt hatte. Er hat sich meinen Slip als Andenken mitgenommen. Am Ende...war mir klar, dass ich für ihn auch nur ein Fick gewesen bin. Ich bin mir sicher, dass er mich in jenem Moment, bevor ich panisch die Flucht ergriff noch in der Türe stehen gesehen hatte aber er kam mir nicht nach. Ich ertrug es nicht mehr, ich habe mich geschämt und fühlte mich gedemütigt. Ich wollte einfach nur noch im Boden versinken. An dem Abend...habe ich stundenlang geweint. Ich habe so lange geweint bis jeglicher Schmerz aus meinem Körper geflossen war und ich nicht mehr weinen musste. Danach...versprach ich mir selber stark zu sein...damit ich nie wieder weinen müsste." "Nika..." "Ich kam mit dem Tod meiner Mutter und dem Brustkrebs zurecht. Aber dieser Schmerz...diese Enttäuschung...ist kein Vergleich. Es hat mich gebranntmarkt, Rohan. Seitdem...habe ich Dates gemieden und bin meinen eigenen Weg gegangen weil ich der Meinung war, alleine besser dran zu sein. Für eine Weile war es auch ganz schön aber...weißt du, so sehr, wie ich meine Freiheit auch liebe...irgendwann kommt dann doch der Moment, wo du dich fragst, ob es wirklich das ist, was du möchtest. Ob du wirklich für immer dieses rastlose Leben führen möchtest. Aber die Angst...diese Furcht in mir, die ich mit jedem Lächeln übertünche, die geht einfach nicht weg und ich bin mir sicher, dass wenn ich mal jemanden kennenlerne, dem ich all meine Liebe geben würde...ich könnte ihn nicht richtig lieben." "Das glaube ich dir nicht. Du hast heute noch zu mir gesagt, dass wenn du liebst, dann liebst du ehrlich und du hast diesen Mann geliebt, der dir am Ende dein Herz rausgerissen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich das für dich gewesen ist aber...sieh dich an! Du hast dein Leben in die Hand genommen, du gehst deinen Weg und selbst jetzt mit dem Fluch gibst du nicht auf! Du bist kein Mensch, der aufgibt, Nika. Deswegen...gib auch die Liebe nicht auf." "Und das sagst gerade du mir?" "Ich habe auch vor langer Zeit geliebt und danach nie wieder. Ich habe selbstsüchtig und egoistisch in den Tag hineingelebt und die Menschen nach meinen Bedürfnissen ausgenutzt. Auch mich haben die Ereignisse der Vergangenheit geprägt. Deswegen waren die Zeichnungen immer meine besten Freunde. Und doch...merke ich auch hin und wieder, dass ich diese Vollidioten aus Morio brauche...auch wenn ich es nie zugeben würde." "Das solltest du aber irgendwann mal tun, Rohan. Vielleicht würdest du dich dann besser fühlen." "Vielleicht...vielleicht aber auch nicht. Hast du...dich jemals dafür gerächt für das, was dir dieser Mann angetan hat?" "Nein. Die ersten Tage hatte ich nicht den Mut wieder zurück in die Tanzschule zu gehen. Ich befürchtete mich zum Gespött der Schule gemacht zu haben. Es kostete mich jede Menge Kraft wieder dorthin zu gehen aber als ich wieder dort anfing, muss es sich rumgesprochen haben, was er getan hatte, denn er kam nicht mehr weil sie ihn rausgeworfen hatte. Anscheinend war das Glück doch mal auf meiner Seite und die anderen mochten mich mehr als ihn." "Verstehe." "Du hast ein gutes Herz, Rohan. Wenn es anders wäre, würdest du nicht diesen Weg auf dich nehmen und vor allem würdest du mir nicht helfen. Aber so bist du nicht." "Dann bist du die Einzige, die das so sieht." "Glaube ich nicht. Ich glaube, dass auch Josuke und die anderen es wissen. Du musst es ihnen ab und an auch mal zeigen...und es zulassen." "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Nika?" "Ja?" "Danke, dass du dich mir so geöffnet hast. Ich schätze deine Ehrlichkeit sehr und...ich hoffe, dass dieser Kerl irgendwann seine Lektion gelernt hat. Du hast so viel mehr als das verdient und wenn ich ihn sehen würde, dann würde ich ihm das sagen. Jemand, der deine Gutmütigkeit und deine Art nicht zu schätzen weiß und nur ausnutzt, der hat dich nicht verdient." "Rohan...danke. Irgendwie...fühle ich mich auch erleichtert. Ja, sogar irgendwie befreit...weil ich endlich den Mut hatte, mich jemandem zu öffnen. Selbst Billy und Jared wissen nichts davon. Es war mir zu peinlich. Vielleicht hast du ja recht...und ich kann...eines Tages...wirklich wieder von ganzem Herzen lieben und wieder vertrauen." "Dessen bin ich mir sicher und...ich bin mir ebenfalls sicher, dass du diesen Jemand sehr glücklich machen wirst." Im Licht der Flamme konnte Rohan ein paar Tränen in Nika's Augen glitzern sehen. Keine Tränen der Trauer, es waren Freudentränen und Tränen der Erleichterung. Als ob nach so langer Zeit endlich diese Last von ihren Schultern gefallen wäre und sie sich von den Ketten gelöst habe, die sie so lange festhielten. Nach ihrem Gespräch machten sie sich über die Marshmallows her, die eh schon viel zu lange über dem Feuer hingen und legten sich kurze Zeit später schlafen. Sie hatten noch einen langen Weg vor sich, doch in dieser Nacht lag Rohan noch lange wach und wünschte sich auf einmal, dass diese Zeit an Nika's Seite noch nicht so schnell vorübergehen würde. Kapitel 11: ~Brush 11~ ---------------------- "ROHAN!" Hätte Nika doch besser mal auf ihren Begleiter gehört. Es wäre so leicht gewesen aber sie musste wieder ihren Kopf durchsetzen und nun schwebte das Leben ihres Begleiters in Gefahr. Nachdem sie ihren Rastplatz am See am Folgetag verlassen und ihren Weg zum Aokigahara Wald fortgesetzt hatten, waren sie auf dem Weg dorthin an einer Schlucht vorbeigekommen, die einfach viel zu breit war, um sie zu überqueren. Rohan schlug vor einen anderen Weg zu wählen aber die Schlucht wäre noch viele Meter weiter gegangen und so langsam musste Nika zugeben, dass der Fluch an ihren Kräften zerrte. Sie hatte schließlich gemerkt, wie die Müdigkeit sie immer schneller einholte und war kurz davor gewesen, mit letzter Kraft einen riskanten Sprung zu wagen, hätte Rohan sie nicht in letzter Sekunde aufgehalten. Da sie ihre Meinung allerdings nicht ändern wollte, beschlossen sie zum Überqueren eine alte, marode Brücke zu nutzen, die wenige Meter weiter über die Schlucht über die Schlucht gespannt war und ihnen somit das Überqueren etwas erleichtern sollte. Als Nika in die Tiefe sah, wäre ihr beinahe schwindelig geworden, denn die genannte Schlucht an dieser Stelle war um einiges tiefer als an der Stelle, wo sie zuvor versucht hatte diese zu überqueren. Doch leider schien genannte Brücke nicht mehr in der besten Verfassung zu sein und so musste Nika auf der Hälfte des Weges mit Schrecken zusehen, wie Rohan nach Zerbrechen einer der Holzbretter in die Tiefe stürzte und sich gerade noch so an einer weiteren, kurz vorm Zerbrechen stehenden Platte festhielt. Nika dachte nicht nach. Er war in Gefahr und sie musste ihm helfen. Dabei rannte sie regelrecht über den wackeligen Weg und wäre beinahe selbst gestürzt bevor sie sich vor Rohan auf die Brücke warf und ihn mit einer Hand festhielt, damit er nicht fiel. "NICHT LOSLASSEN! BITTE LASS NICHT LOS! GOTT, BITTE! LASS IHN NICHT FALLEN! BITTE LASS IHN NICHT FALLEN!" Mit aller Macht versuchte Nika Rohan wieder nach oben zu ziehen, doch vergebens. Sie hörte, wie die Holzplatten knackten und an diversen Stellen brachen, lange würden sie ihr beider Gewicht nicht mehr halten können. "Rohan, bitte halt durch! Ich ziehe dich hoch!" "Sei nicht dumm, Nika! Die Brücke wird uns nicht beide halten!" "Nein, ich werde dich nicht loslassen!" Doch bevor sie es überhaupt schaffte, Rohan bloß ein Stück hochzuziehen, rissen die Seile zu ihrer Rechten, die die Brücke am einen und am anderen Ende der Schlucht auf Spannung hielten und Nika registrierte mit Schrecken, wie sie mit der Brücke zur Seite kippte. Es war ein Wunder, dass sie Rohan im Fall selbst immer noch festhielt und sich nun mit einer Hand an einem losen Seil festhielt. Mit aller Kraft krallte sie sich feste, sie wusste, dass das Seil sie nicht beide halten würde aber sie musste es versuchen. "Rohan, ich lasse dich nicht los. Bitte...halt durch, ich bring uns hier raus!" Sie konnte in seinem Gesicht sehen, dass es gelogen war. Sie würden nicht beide lebend hier rauskommen, doch Nika dachte gar nicht daran loszulassen. Sie schloss einen Moment lang die Augen und biss die Zähne zusammen. ~"Bitte...du hast mir versprochen, dass du mir deine Kraft leihst! Ich könnte deine Hilfe gebrauchen! Den Fall werden wir nicht überleben! Ich habe dir versprochen, dich zu deiner letzten Ruhestätte zu bringen, jetzt lass mich nicht hängen!"~ Es war nur ein Wimpernschlag als das Seil riss und sie beide zusammen in die Tiefe stürzten. Nika ließ Rohan's Hand nicht los, sie fielen und fielen...und im nächsten Moment schwangen sie sich gemeinsam durch die Luft. Rohan traute seinen Augen nicht und er war wie gebannt. Es war kein Seil, was aus Nika's Hand ragte. Es war Tinte! Die Tinte des Künstlers! Sie hatte sich zu einer Masse durch Nika's Haut verbunden und sich in jenem Moment durch ihre Hand an die Oberfläche gebahnt. Nun spannte sie sich wie ein Seil zur anderen Seite der Schlucht und sowohl Rohan als auch Nika wurden wie an einer Liane rumgeschleudert, bis sie wieder sicheren Boden unter den Füßen spürten. Die Tinte löste sich in Nika's Hand so schnell wieder auf, so wie sie erschienen ist. Einen Moment lang begutachtete sie ihre Handfläche und staunte. "Nika...das war die Tinte, nicht wahr?" "Er hat uns das Leben gerettet, Rohan." "Ohne diese Fähigkeit wären wir wohl nicht mehr am Leben. Aber...trotzdem, das nächste Mal hörst du bitte auf mich!" "Es war der schnellste Weg!" "Der Weg in den Tod wohl eher? Denkst du eigentlich auch mal nach bevor du dir etwas vornimmst? Oder entscheidest du immer so aus dem Bauch heraus?" "Hey, es tut mir leid aber ich kann auch langsam nicht mehr! Seine Kraft zerrt an mir und seit letzter Nacht schmerzt es mich vereinzelt unterhalb der Brust! Ich bin erschöpft, Rohan. Bitte lass uns einfach weitergehen. Es war keine böse Absicht." "Aber eine, die uns fast das Leben gekostet hätte!" "Können wir jetzt bitte weitergehen?" "...ja." Sie sprachen kein Wort miteinander als sie das nächste Waldstück betraten. Die Stimmung war mächtig gesunken und Nika war schon bewusst, dass sie beinahe einen gewaltigen Fehler gemacht hätte. Es brachte nichts Trübsaal zu blasen, deswegen versuchte sie diese neue Technik zu verinnerlichen. Während Rohan mit ein wenig Abstand vor ihr herging, schaute sie auf ihre Hände. Dann streckte sie diese einem Ast entgegen und kurze Zeit späte schoss eine gewaltige Fontäne aus schwarzer Tinte aus ihrer Hand und schaffte eine Verbindung zwischen ihr und dem Ast. Dann nahm Nika Anlauf...und schwang sich in die Luft. Als sie über Rohan's Kopf hinwegjagte, zuckte dieser überrascht zusammen. "WOHOOOOOO!" Er beobachtete, wie Nika sich von einem Ast zum anderen hangelte und sie immer wieder Verbindungen wie Seile mit der Tinte schaffte, um sich weiter fort zu bewegen. Als Rohan sie dabei so beobachtete, musste er lächeln, denn für einen Moment schien sie so befreit von allem Schmerz als sie so durch die Luft flog, lachte und schrie. *~* "Ist er das?" "Ja, das ist er. Wir haben ihn erreicht, den Aokigahara...der Wald der Selbstmörder." Ein kalter Schauer rannte Nika über den Rücken als sie die dicht beieinanderstehenden Bäume passierten. In jenem Moment war es eisig um sie herum, Nika wurde das Gefühl nicht los, als ob der Wald atmen würde und eine dichte Nebeldecke hatte sich vor den beiden ausgebreitet. "Nika, bleib in meiner Nähe! Hier ist es nicht sicher, das spüre ich." "Rohan, bist du wirklich davon überzeugt, dass es hier spukt? Ich meine...Geister gibt es doch nicht wirklich. Oder doch?" "Viele Menschen kamen her um Selbstmord zu begehen, Nika. Den Gerüchten nach wurden sie von ruhelosen Geistern in den Wahnsinn getrieben. Es würde mich nicht wundern, wenn sie uns folgen." "Sag sowas nicht! Die ganze Situation ist schon unheimlich genug und wir sollten..." Doch Nika kam nicht dazu weiter zu sprechen. Im nächsten Moment spürte sie, wie sich etwas kaltes, totes auf ihre Wangen legte und sie festhielt. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sie hörte nur noch ihren eigenen Atem, der schwerer ging. Der Boden knackte, Wurzeln wurden beiseite gedrückt und Nika spürte, wie etwas sie an den Beinen berührte. "R-Rohan!" Ihre Stimme war zu einem verängstigten Wimmern geworden, ihre Lippen zitterten als sie die kalte Hand des Todes im Gesicht spürte oder eher das, was anfing an ihr zu zerren. Da waren Hände aber sie hatten keinen Körper und vermischten sich mit den dichten Nebelschwaden. Ihre Augen glitten panisch von links nach rechts, doch sie konnte Rohan nicht ausmachen. Etwas kratzte sie im Gesicht. Etwas, was sich wie Nägel anfühte. Atem so kalt wie Eis glitt ihr über den Nacken und im nächsten Moment fühlte es sich so an, als ob etwas über ihren Nacken lecken würde. Nika war starr vor Angst, sie konnte sich nicht bewegen und ihr Körper zitterte wie Espenlaub. In dem Moment, wo sie fühlte, wie allem Anschein nach Finger in ihren Mund eindringen wollten begann sie zu schreien. "ROHAN!" Und dann fühlte sie, wie jemand ihre Hand packte uns sie regelrecht von den Füßen riss bevor sie sich selbst endlich wieder in Bewegung setzte und mit ihrem Begleiter, der sie in der Nebelwand gefunden hatte, durch den Wald hetzte. "KOMM SCHON, WIR MÜSSEN HIER WEG, NIKA! BEWEGUNG, BEWEGUNG!" Wurzeln waren ihnen im Weg, doch sie rannten weiter. Beinahe wäre Nika erneut hängen geblieben aber sie sprang geschickt über sie hinweg. Während sie rannten ließ Rohan nicht von ihr ab und krallte sich so sehr in ihrer Hand feste, dass es schmerzte. Kurz warf Nika einen Blick in ihren Rücken und ihre Augen weiteten sich als sie die Leichen diverser Menschen ausmachen konnte, die an Seilen von den Bäumen hängten. Sie vernahm das morsche Knirschen der Seile, sah die leeren Augen der Toten, wie ihre Körper in der Luft langsam aber stetig baumelten. Atemlos blieb sie Rohan auf den Fersen, ihre Lunge schmerzte von der kalten Luft, jeder Atemzug fühlte sich wie ein Messerstich an aber sie mussten durchhalten. Hinter ihnen im Nebel brach der Boden auf und immer wieder versuchte etwas nach ihren Beinen zu greifen. Rohan bemerkte die Angst in Nika's Augen, blanke Panik hatte sich in ihnen breit gemacht und er wünschte sich, dass er etwas hätte tun können. Die Schreie der Toten, das laute Seufzen und Wehklagen hallte hinter ihren Köpfen aber sie liefen blind weiter und ließen sich nicht aufhalten. Irgendwann hielten sie auf einer Lichtung und Rohan spürte die Anwesenheit der Geister um sich. Ein weiterer See erstreckte sich vor ihnen, daneben eine Lichtung, die sich aus dem Nebel hervorhob. "Nika, wir müssen dorthin! Komm schon!" Es waren nur wenige Meter, nur ein paar Meter und doch...machte ihr der plötzliche Schmerz in ihrer Brust einen Strich durch die Rechnung. Sie krampfte sich zusammen und warf sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden, wo ihr Blick in die Ferne glitt. "NIKA, WAS IST MIT DIR? OH GOTT, WAS HAST DU?" "HILF MIR! HILF MIR BITTE! ES TUT SO WEH!" Unwissend und besorgt kniete sich Rohan neben sie und hielt sie feste. Er sah, wie die Geister der Toten näher kamen. Warum waren sie so darauf aus, die beiden in die Hände zu bekommen? Rohan konnte sich keinen Reim darauf machen, doch diese Gedanken wurden gerade viel zu sehr von der Sorge um Nika übertüncht und er wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte nur zusehen, wie sie sich unter Schmerzen die Zähne zusammenbiss. "Nika! Um Himmels Willen, bitte..." Ihre Augen färbten sich erneut schwarz. Nizaemon Yamamura hatte wieder die Kontrolle über ihren Körper übernommen und schwarze dicke Tropfen liefen Nika über das Gesicht sowie aus dem Mund. Sie keuchte und hustete und hielt sich die Brust. Rohan wusste, dass es nicht taktvoll war aber er ignorierte für einen Moment jegliche Scham und riss Nika das Top hoch. "Oh...mein Gott..." Und dann sah er es. Die Verschnörkelung unter ihrer linken Brust. Sie war die ganze Zeit normal gewesen. Jetzt pulsierte sie und zog winzigkleine Adern durch Nika's Haut unterhalb der Brust. "Was...was passiert mit mir? Bitte, ich...ich will nicht sterben! Du hast...versprochen mich am leben zu lassen...wenn ich dir helfe! Bitte!" Es war zu spät, Rohan sah, wie die Schatten näher kamen. Es machte keinen Sinn Heaven's Door einzusetzen, sie hatten es hier durchaus mit Geistern der Toten zu tun, die in diesem Wald ihr Leben gelassen hatten und nun waren sie hinter Nika her. Die Kraft, die in ihr schlummerte, die Kraft eines Toten ruhte in ihr und nun störte sie den Frieden der Wesen, die hier ihr Ende fanden. Sie streckten ihre Arme nach Nika aus, Rohan beugte sich schützend über sie... "HEAVEN'S DOOR!" Doch Rohan wollte es nicht so enden lassen. Er öffnete der fast bewusstlosen Nika mithilfe seines Stand die Seiten ihrer Persönlichkeit und es war ihm egal, ob sie momentan tief schwarz waren. Er griff seinen Füller...und schrieb die Wörter hinein. "Nika wird nicht für den Angriff der Toten anfällig sein. Sie werden ihr nichts tun und Nizaemon Yamamura wird sie mit seiner Kraft schützen und Nika nicht sterben lassen!" Die Seiten fielen zusammen, verschwanden und Nika keuchte sowie ächzte einige schwarze Tintentropfen hervor. Sie klang als wäre sie kurz vor dem Ertrinken, als ob sie an der Tinte ersticken würde...und dann bildete sich eine hiesige schwarze Kuppel um die beiden, die sie vor den Geistern schützten. Rohan sah, wie die Schwärze ihre Feinde in die Flucht schlug, die schwarze Masse, die Nika's Körper verlassen hatte, peitschte um sich und hielt die Toten von ihren Begleitern fern. Wenn sie auf eine verlorene Seele stieß, wurde diese für einen Moment lang sichtbar und Rohan konnte es sehen. Ihre Gesichter, ihre von Maden zerfressenden Fratzen sowie ihre von verkrustetem Blut abgerissenen Fingernägel. Die Schwärze schlug ihre Feinde in die Schlucht und als Ruhe einkehrte und Nika wieder anfing normal zu atmen, lichtete sich der Nebel und die Sonne warf wenige aber dafür warme Strahlen durch die Nebelwand. "Nika...Nika, alles okay?" "Ich...mir geht es gut. Was war das gerade?" "Ich vermute, die Geister haben gespürt, dass etwas mit dir nicht stimmte. Sie haben die Macht und den Hass Nizaemon Yamamura's gespürt und wollten dir dafür das Leben nehmen. Kannst du aufstehen?" "Ich denke schon. Gott, ich fühle mich als ob es mir nie schlecht gegangen wäre aber der Schmerz eben...er kam unterhalb meiner Brust her. Verzeih, dass ich eben nicht weitergegangen bin. Ich war wie gelähmt als ich die Anwesenheit der Geister gespürt habe. Irgendwie war es...furchteinflößend und doch überwältigend. Hättest du mich nicht weggezogen...wer weiß, was sie getan hätten." Rohan war in gewisser Weise froh, dass sie nicht hinterfragte, warum die Toten sie letzten Endes doch nicht mehr angegriffen hatten. Tatsächlich war es ihm sehr unangenehm Heaven's Door an ihr einzusetzen aber er war erleichtert, dass er trotz der schwarzen Seiten die Macht besaß sie trotzdem zu beeinflussen und den Ausgang der Geschichte für Nika positiv beeinflussen konnte. Andernfalls wäre sie jetzt sicher tot gewesen, hätten die Geister sie in ihre Finger bekommen. "Denk jetzt bitte nicht mehr dran, ich bin einfach nur froh, dass wir es lebend von den Toten wegeschafft haben! Nika, ich will keine alten Narben aufreißen aber war das nicht die Stelle, wo die OP-Narbe zurückgeblieben ist?" "Ja. Wieso?" "Die Verschnörkelung...sie war umgeben von kleinen Adern. Als ob...als ob Nizaemon Yamamura sich von dir und deiner Kraft ernähren würde. Er hat uns gerettet aber...ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung falsch liege aber nicht...dass er dich von innen heraus auffrisst." Verwundert schaute Nika auf ihre Hände, die Tinte hatte sich nach ihrem Kampf gegen die Toten durch Nika's Fingerkuppen zurück in ihren Körper gebahnt und ruhte nun. Trotzdem wurde Nika das Gefühl nicht los eine starke Kraft in sich zu spüren, die immer stärker wurde und sie dafür schwächer werden ließ. "Wir müssen so schnell wie möglich diese Baum finden, Nika." "Ich denke, wir müssen ihn nicht mehr suchen." "Was..." Langsam kniete Nika sich hin und fühlte die Erde. Sie spürte, wie sanfte Vibrationen durch ihre Handfläche gingen und Tinte diese bedeckte. "Er war hier aber nun ist er fort. Als ob ihn...jemand mitsamt Wurzeln ausgegraben und mitgenommen hätte. Wir sind zu spät. Der Baum...er ist nicht mehr da. Genauso wie das Gemälde. Unsere Reise...war umsonst." Kapitel 12: ~Brush 12~ ---------------------- Sie kehrten nach Morio zurück und verweilten dort erst mal in Rohan's Haus. Nachdem sie den Rest des Aokigahara durchquert hatten, kamen sie wieder unter Menschen an einer belebten Straße, wo sie mithilfe eines Reisebusses, der sie mitnahm, zurück nach Morio fahren konnten. Nachdem sie sich etwas frisch gemacht hatte, hatte Nika sich auf die Fensterbank in Rohan's Wohnzimmer gesetzt und mutlos durch die Gegend geschaut. Angestrengt dachte sie darüber nach, wie es jetzt weitergehen würde und immer wieder stellte sie sich die Frage "Warum ich?". Obwohl sie es Rohan versuchte nicht so arg zu zeigen, hatte sie Bedenken und Zweifel, ob sie den Fluch dieses Künstlers jemals loswerden würde. Damit zu leben war eine Sache aber die Tatsache, dass er sich von ihr ernährte, um bei Kräften zu bleiben könnte Nika eines Tages das Leben kosten. Rohan stellte weiterhin Nachforschungen an, der genannte Baum muss nach gründlichem Studium der kahlen Fläche im Wald riesig gewesen sein. Nach einigen Telefonaten kehrte er zu Nika ins Arbeitszimmer zurück, in der Hand zwei Tassen Tee, von der er eine der Rothaarigen reichte. "Danke." "Du siehst sehr niedergeschlagen aus." "Du solltest mich mittlerweile kennen, Rohan. Mich bringt nichts so leicht aus der Ruhe aber..." "Es ist okay. Es ist schließlich das erste Mal, dass du mit übernatürlichen Fähigkeiten zu kämpfen hast. Ich kann es dir nicht verübeln und...es ist okay." "Angst zu haben?" Ein stummes Nicken. Nika hob unsicher die Schultern. "Die Tatsache, der er von meinem Körper Besitz ergriffen hat, ist ja die eine Seite der Medaille. Ich helfe ihm gerne, er schien ja im Grunde seines Herzens kein schlechter Mensch gewesen zu sein. Aber dass es vielleicht mein Leben kosten könnte, sollten ich ihn nicht mehr loswerden..." "Das wird nicht passieren! Das werde ich nicht zulassen!" "Und wer...wer klaut eigentlich einen Baum? Dieser heilige Baum muss riesig gewesen sein! Die Leute im Reisebus waren ja selbst total verwundert. Nach ihren Aussagen muss dieser Baum gigantisch gewesen sein! Wer also tut so etwas?" Ungläubig und fassungslos blickte Nika Rohan an, als ob er die Antwort wüsste, doch auch er musste das Handtuch werfen. "Ich weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll. Können wir überhaupt noch etwas tun, Rohan? Ich verliere ja sonst nicht so schnell den Mut aber...ich weiß nicht, ob ich dieser Lage noch gewachsen bin." "Verliere nicht den Mut, Nika. Ich verstehe, dass es schwer ist aber wir dürfen nicht aufgeben. Eventuell...würde mir da noch jemand einfallen, der uns vielleicht helfen könnte." Fragend blickte Nika ihren Gegenüber an. Er versuchte ihr ein Lächeln abzugewinnen aber sie konnte keins aufbringen. Als sie ihren Blick wieder abwendete und hoffnungslos aus dem Fenster starrte, begab sich Rohan zum Telefon und wählte eine ganz bestimmte Nummer. Eine Weile lang war Stille in der Leitung, dann eine Rohan wohl bekannte Stimme. "Hallo? Jotaro Kujo am Apparat?" Jotaro? Hier ist Rohan Kishibe." "Rohan? Es ist lange her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Sieben Jahre um genau zu sein. Was verschafft mir die Ehre...deines Anrufs? Ist wieder etwas mit Josuke?" "Nein, das ist es tatsächlich nicht aber...nun, ich könnte deine oder besser gesagt deine sowie die Hilfe deines Großvaters gebrauchen." *~* Zwei Tage vergingen, nachdem Rohan mit Jotaro telefoniert hatte. Sein Entschluss, zusammen mit Joseph erneut nach Morio zu kommen, stand fest als Rohan ihm die Situation der jungen Frau klar erläutert hatte und nun war Nika mehr als angespannt. "Und du bist dir sicher, dass die beiden mir helfen können?" "Jotaro hat vor sieben Jahren mit uns zusammen den Serienmörder Kira Yoshikage aufgehalten. Ohne Jotaro wären wir wohl alle tot. Er ist ein ausgezeichneter Standuser...und Josuke's Neffe. Sprich Joseph Joestar, der Großvater von Jotaro, ist Josuke's leiblicher Vater." "Mo-moment! Wie kann das sein? Josuke hat seinen Vater nie erwähnt! Er hat mir beim letzten Mal nur von seiner Mutter Tomoko erzählt." "Naja, es ist nicht so, dass er ein schlechtes Verhältnis mit seinem Vater hatte aber...denk nicht, dass Joseph ein schlechter Mensch wäre, das ist er keinesfalls. Joseph selbst ist verheiratet mit einer Frau aus New York und hat mit dieser ein Kind gezeugt, die widerrum Jotaro zur Welt brachte. Doch Joseph...keiner weiß, was ihn dazu veranlasst hat. Er traf Tomoko...und sie wurde schwanger von ihm." "Soll das heißen, dass Joseph Joestar fremd gegangen ist?" "So kann man es sagen. Aber glaub mir, Nika, er ist ein guter Mensch. Er ist zwar heute ein alter Mann aber trotzdem noch ganz schön auf zack und klar im Kopf, auch wenn er im ersten Moment nicht den Eindruck macht." "Wie...wie hat Josuke reagiert als er seinen Vater das erste Mal kennengelernt hat?" "Die Stimmung war von seiner Seite aus etwas angespannt und die Situation ihm sehr unangenehm aber ich denke, dass er sich innerlich sehr grefreut hat, nach all den Jahren seinen Vater kennenzulernen." "Ich halte ehrlich gesagt nichts von Fremdgehen aber...er kann froh sein, dass er einen lieben Vater hat. Aber dass du den armen, alten Mann jetzt extra nach Japan gebeten hast...ist das nicht ein wenig zu weit hergeholt?" "Er ist ja nicht alleine. Jotaro begleitet ihn und dann werden wir zusammen schauen, wie wir dir helfen können." "Rohan..." Rohan war sich mittlerweile sicher, dass sich zwischen den beiden eine gewisse Bindung aufgebaut hat. Als Nika ihm so tief in die Augen schaute, überkam ihm für einen Moment das Verlangen sie an sich zu drücken und zu küssen. Er versuchte ihrem Blick ausszuweichen und das Thema zu wechseln. "Joseph hat durch seinen Stand die Möglichkeit, sowas wie übernatürliche Fotos zu erstellen, auf denen man Dinge sieht, die sonst keiner sieht oder diese Details zeigen, die einem nicht direkt ins Auge springen. Vielleicht findet er etwas, was uns weiterhelfen könnte auf seinen Fotos." Doch Nika hörte nicht zu. Sie blickte Rohan einfach nur verträumt an und bemerkte, wie ihr Blick in rot werden ließ. "Wieso...schaust du mich so an?" "Ich...kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin. Ich weiß, ich habe es dir jetzt schon so oft gesagt aber...ohne dich...ohne die anderen...wäre ich wohl aufgeschmissen. Ich habe meine Probleme immer selbst bewältigt aber...das ist das erste Mal, dass ich auf Hilfe angewiesen bin. Ohne dein Wissen...wäre ich bestimmt schon längst nicht mehr am leben." "Ich mag vielleicht ein egoistisches und selbstsüchtiges Arschloch manchmal sein..." "...aber das bist du gar nicht! Du hast ein wundervolles Herz, Rohan. Ich denke nur, dass du es manchmal nicht siehst und registrierst." "Vielleicht weil ich anders bin als andere. Ich könnte jetzt auch sagen, dass ich das alles tue, um Recherchen für meinen Manga anzustellen. Na gut, ich gehe zu, es ist gutes Material!" "Ich wollte gerade sagen, alles andere wäre gelogen gewesen!" Ihm entging Nika's Lächeln nicht als sie das sagte. "Aber ich meine es ernst. Ich möchte dir helfen. In erster Linie auch...weil es gerade mit meiner Vergangenheit zu tun hat. Ich habe nie gewollt, dass jemand darunter leidet. Dieses Gemälde hat bereits so viele Leben gefordert und Menschen verletzt. Das muss aufhören!" Gerührt blickte Nika ihren Gegenüber an und sagte nichts. Sie wollte ansetzten etwas zu sagen, doch da klopfte es unerwartet an seiner Haustüre. "Das könnten Josuke und Okuyasu sein. Sie sollten vorbeikommen wenn Joseph und Jotaro mit der Fähre ankommen." Er stand auf und wollte gehen, doch plötzlich...merkte er nur noch, wie Nika von hinten seine Arme um ihn legte und ihn festhielt. Diese plötzliche, für ihn sehr intime Berührung fühlte sich einerseits so fremd an. Als ob ein Fremdkörper in sein Territorium eingedrungen wäre und doch...überwältigte ihn die angehme Wärme und der süße Duft, der von der jungen Frau ausging. "Nika?" "Nicht...umdrehen! Bitte dreh dich jetzt nicht um. Ich will nicht..." Ein Schluchzen und das Verlangen sich umzudrehen wuchs. "Ich will nicht, dass du sie siehst. Meine Tränen." Einen Moment lang verharrten sie in der Position. Rohan lauschte, wie Nika weinte aber nicht vor Trauer, sondern vor Freude und Erleichterung. Dass sie nicht alleine war, dass sie sich eingestand, froh darüber zu sein, dass ihr jemand half. Sie war ehrlich zu sich selbst und zu ihm und das bedeutete ihm sehr viel. Er wollte sie nicht berühren und dich griff er nach einer Weile ganz sachte ihre Hände, die auf seiner Brust ruhten und ihn festhielten. "Danke! Ich danke dir, Rohan! Du weißt nicht...du weißt nicht, wieviel mir das bedeutet!" "Bitte...hör doch auf dich immer zu bedanken..." Es fiel ihm nach wie vor schwer, mit so viel Dankbarkeit umzugehen. Früher hätte er sich etwas darauf eingebildet und es für selbstverständlich hingenommen, dass sich jemand bedankt wenn er demjenigen geholfen hätte. Aber das hier...war anders. Auch er hatte sich verändert, in eine positive Richtung. Als sie sich von ihm löste, wollte er ihr Gesicht sehen. Wollte Nika's Tränen sehen, doch sie drehte sich ruckartig um und schaute in Richtung der Fenster. Das Klopfen an der Haustüre war mittlerweile laut und deutlich geworden und als Nika sich wieder gefasst hatte, gingen sie gemeinsam runter, als ob nicht geschehen wäre. *~* Josuke war nervös. Nicht so sehr wie beim ersten Mal als er seinen Vater das erste Mal traf aber mittlerweile waren sieben Jahre durch das Land gegangen und er fragte sich, ob der alte Mann so wie damals noch einigermaßen fit im Schuh war. Die Joestar's waren zäh, ihn würde nichts so leicht umhauen aber sieben Jahre waren nunmal sieben Jahre. Nika fiel auf, während sie im Sonnenuntergang am Hafen auf die Fähre warteten, wie der junge Japaner immer wieder nervös mit einem Fuß auf den Boden tippte, als wolle er dem Takt eines Liedes folgen. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und ihre Blicke trafen sich. "Alles in Ordnung, Josuke?" "Ja, danke. Es ist nur...ich habe ihn so lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe, es geht ihm noch einigermaßen gut, das hier durchzuziehen." "Tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich Rohan aufgehalten." "Mach dir keine Vorwürfe, er will dir nur helfen. Letzten Endes haben sich die beiden selbst für den Weg entschieden. Mein Vater war wohl nach Aussagen Jotaro's viel zu neugierig, statt nur von New York aus seine Fähigkeit einzusetzen um dir zu helfen." "Das wäre gegangen? Warum hat Rohan nicht gesagt? Wir hätten ihnen die lange Reise sparen können und ich muss es wissen, denn ich lebe ja selbst in New York!" "Ich denke....dass es für Rohan mittlerweile mehr ist." "Was...meinst du?" "Ich kenne Rohan nun schon so lange. Für viele ist er immer noch sehr undurchschaubar und mag er sein, wie er ist aber er hat ein gutes Herz. Nur...ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass du ihm etwas bedeutest. Sonst würde er das alles nicht tun." "Hör auf, Josuke. Er tut das nicht wegen mir, sondern weil es mit seiner Vergangenheit zusammenhängt. Wenn das hier vorbei ist, dann trennen sich unsere Wege, ich gehe nach New York zurück und..." In jenem Moment bemerkte Josuke Nika's Gesichtsausdruck. Ihr wurde gerade erst mal klar, dass es für sie irgendwann auch wieder nach Hause ginge aber er wusste es. Sie wollte nicht gehen...weil Rohan ihr mittlerweile auch etwas bedeutete. Nur waren die beiden einfach zu blind, um es zu sehen. "Du willst nicht gehen, oder?" Sie schwieg. Jedes weitere Wort würde nur weh tun. Es waren nur wenige Tage gewesen, seit sie in Morio angekommen war und trotzdem sind ihr all diese Menschen so ans Herz gewachsen. Nicht nur, weil sie ihr alle halfen, sondern weil sie gutmütig und offenherzig waren. Freunde, die zur Familie wurden und auf der anderen Seite der Weltkugel lebten...und die sie sobald nicht mehr wiedersehen würde wenn das alles hier vorbei wäre. Insbesondere...insbesondere Rohan nicht. Bevor sie Josuke allerdings antworten konnte, wurde ihr Gespräch von der durchdringenden sowie rauen Stimme Okuyasu's unterbrochen. "Oi, seht nur! Da ist die Fähre!" Sofort waren alle Blicke auf das Meer gerichtet und die Fähre, die näher kam. Als sie am Hafen andockte, dauerte es einen Moment bis die Personen, die sich darauf befanden, ihren Weg an Land bahnten und als Nika die beiden Männer erblickte, von denen anscheinend nun alles abhing, staunte sie nicht schlecht als sie neben dem gut gebauten Japaner den älteren Herren sah, der sich langsam aber zielstrebig seinen Weg über die Brücke bahnte, die die Fähre mit dem Steg verband. "Vater!" "J-Josuke, mein Junge! Ich freue mich so sehr dich wiederzusehen." "Ich habe dich vermisst, alter Mann! Geht es dir gut?" "Einen Joestar bringt nichts aus der Ruhe. Und um meinen Sohn zu sehen ist mir nichts zu teuer." Nika musste lächeln. Sie konnte es Josuke sehr gut nachfühlen, denn so ging es ihr immer wenn sie ihren Vater auf Jamaika wiedersah. Schließlich wandten sich der Größere von beiden sowie der ältere Herr sich ihr zu und nachdem sie sie einen Moment lang eingehend musterten, lächelten sie beide. "Junge Frau, du bist also Nika?" "Ja, die bin ich. Es freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen und...ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr diesen weiten Weg auf euch genommen habt, um mir zu helfen." "Nenn mich bitte Jotaro. Das ist mein Großvater Joseph. Wir werden schauen, was wir tun können." "Danke. Vielen Dank. Ich weiß eure Hilfe sehr zu schätzen." Während der ganzen Zeit hatte Rohan etwas abseits gestanden und Nika's Reaktionen beobachtet. Es tat gut sie wieder lächeln zu sehen. Anscheinend kam die Hoffnung in ihr wieder zurück und mit ihrem Lächeln brachte sie unbewusst Rohan's Herz zum schlagen und während sie die beiden Männer zu ihrem Hotel begleiteten, wobei Josuke seinen Vater sanft an der Hand hielt um diesen zu stützen, wurde Rohan das unangenehme Gefühl nicht los, dass all das bald vorbei sein könnte...und Nika wieder nach New York zurückkehren wird. Kapitel 13: ~Brush 13~ ---------------------- Nika fühlte sich wie auf dem Präsentierteller als alle anderen so um sie rumstanden, nachdem sie im Hotel angekommen waren, in dem Jotaro und Joseph unterkommen sollten. Etwas nervös saß sie auf dem Ohrensessel, die Finger in die olivgrüne Baggy Pants gekrallt. Jotaro hatte sich vor ihr aufgebaut und studierte Nika eingehend. "Was...passiert jetzt?" "Ich werde mir das mal einen Moment lang mit meinem Stand ansehen." Und kurz darauf erschien hinter Jotaro ein Stand, der nicht furchteinflößender hätte sein können. Tatsächlich drückte sich Nika eng gegen den Sessel und erschrak als dieser Stand, der vom Aussehen einem Menschen noch am ähnlichsten kam. Seine Hautfarbe lief aus einer Mischung aus Lila und Blau zusammen, sein durchaus muskolöser Körper geschmückt mit einem Halstuch und eine Art Diadem auf auf der Stirn. Sein Kopf zierrte eine beachtliche Mähne aus fülligem schwarzen Haar, welches zu allen Seiten wehte. Als sie dem Stand tief in die Augen schaute, war es für sie im ersten Moment sehr unangenehm, da er sie mit seinen kobaltblauen Augen regelrecht anstarrte. "Wird...er mir etwas tun?" "Keine Sorge, mein Stand Star Platinum wird nur schauen, um was es sich für einen Fluch bei dir handelt. Der alte Mann hier wird dann versuchen den Ursprung dieses Fluchs zu finden." Nika konnte nichts anderes tun als Star Platinum anzustarren aber eher voller Ehrfurcht, da er sehr erhaben wirkte. Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in beide Hände und schließlich spürte Nika, wie etwas versuchte durch ihre Augen zu kommen. Da war sie wieder, die schwarze Flüssigkeit, die ihren Körper eingenommen hatte. Schwarze Tränen rollten über ihre Wangen. Sie weinte nicht aber sie konnte es nicht verhindern. "Es ist beeindruckend. Obwohl du kein Standuser bist kannst du unsere Stands sehen. Dieser Fluch hat eindeutig starke Auswirkungen auf deine Persönlichkeit gehabt." "Bitte...sag ihm, dass er aufhören soll. Es ist unangenehm." "Halte noch einen Moment durch, es ist gleich vorbei." Josuke und Rohan, die sich zusammen mit Okuyasu am Fenster hingestellt hatten, sahen den Dreien zu. Dem jungen Japaner entging nicht, wie der Mangazeichner sich anspannte als er Nika's gequälten Gesichtsausdruck sah und war kurz davor sich einzumischen, unterband es aber. Er vertraue auf Jotaro und dessen Fähigkeiten sowie seinem Stand Star Platinum. Eine Weile verging und als Nika erneut anfing, schwarze Tinte durch ihre aufeinandergepressten Zähne zu spucken, konnte sie nicht mehr an sich halten. "ES REICHT! HÖR AUF, ES TUT WEH!" Eine schwarze Fontäne materialisierte sich durch ihre Hände und zwangen Jotaro's Stand sich zurückzuziehen. Sie atmete schwer als sie versuchte sich von dem Schwall der dickflüssigen Tinte in ihrer Kehle zu erholen, dabei glitt sie mit einer Hand an ihren Hals. Für Rohan war der Anblick nicht leicht, ihm entging durchaus nicht, wie die Schwärze das Weiße in ihren Augen füllte und nur noch die giftgrüne Iris schon beinahe irre die Personen im Raum erfasste. Das Rot ihrer Lippen wurde von einem schwarzen Rinnsal durchzogen, das über ihr Kinn glitt und auf ihre Hand tropfte. "Bitte...aufhören! Es tut weh. Ihr dürft ihn nicht provozieren!" Die Masse, die aus ihren Händen quoll, hatte sich vor ihr wie eine Art Verteidigung materialisiert, die Ähnlichkeit mit einem Enzokreis hatte. Er ließ nichts durch, was Nika schaden könnte. Am Ende verteidigte Nizaemon Yamamura anscheinend Nika immer noch, schließlich brauchten die beiden einander und er konnte nicht zulassen, dass seinem "Gefäß" etwas zustoßen könnte. Es war nur natürlich, dass er sich gegen Eindringlinge verteidigte. "Alter Mann, der Ursprung dieser schwarzen Tinte liegt hier in Japan. Rohan erzählte mir, dass dieser Künstler, der von Nika's Körper Besitz ergriffen hat, die schwarze Tinte aus einem alten heiligen Baum extrahiert hätte, der aber nicht mehr dort steht, wo er eigentlich stehen sollte. Kannst du herausfinden, wo der Baum ist?" Joseph brachte eine alte Polaroidkamera auf dem Tisch in Position, in der Zwischenzeit hatte sich die schwarze Tinte wieder in Nika zurückgezogen und Okuyasu, der mit alldem nicht wirklich was anfangen konnte, fragte sich eigentlich nur, warum dieses schwarze Zeug Nika's Klamotten nicht völlig durchtränkte. Er kannte es von seinem Füller in der Schule. Hat man den Mist einmal an den Fingern, kriegt man sie nicht mehr so schnell ab. "Ich kann mit Hermit Purple ungefähr ausmachen, wo er sein könnte. Ich brauche einen Moment." Gespannt sahen alle zu dem alten Mann rüber, dessen getrübte Augen ruhig auf der Kamera ruhten. Dann erschienen auf einmal lilafarbene, mit Dornen bespickte Tentakeln aus seinen Händen, die sich mit der Polaroidkamera verbanden. "Jotaro, wärst du so freundlich? Meine Kraft ist leider nicht mehr so, wie sie früher einmal war." Und im nächsten Moment hörte Nika nur noch einen lauten Kampfesschrei, der von Jotaro's Stand Star Platinum herrührte, bevor er die Kamera in seine Einzelteile zerlegte. "ORAAAAAA!" Für einen Moment dachte sie, die Kamera wäre nun kaputt und was es für einen Sinn machte, diese zu zerstören, doch im nächsten Moment spuckte sie ein vollkommen perfektes, unangetastetes Polaroid aus, welches langsam an Farbe gewann als sich das darauf befindliche Bild materialisierte. "Danke, Jotaro. Nun, dann wollen wir mal sehen." Mit seiner Nika's Meinung nach viel zu kleinen Brille analysierte der alte Joestar das Polaroid, welches langsam an Form gewann. "Hm? Was ist das? Es sieht wie ein alter japanischer Tempel aus." Die Umstehenden traten näher und begutachteten das Bild intensiv, doch keinem viel etwas dazu ein, bevor Rohan Joseph das Bild aus der Hand nahm und dieses durchaus schockiert anblickte. "Das...kann nicht sein! Wieso sollte er dort sein?" "Kennst du den Ort, Rohan Sensei?" "Wie keinen anderen, Josuke! Das ist die Herberge, die meine Großmutter vor ihrem Tod in Morio-Cho in der Stadt S. geführt hatte. Aber warum dort? Das ergibt keinen Sinn! Oder...vielleicht doch?" Er dachte an Nanase und ihre erste Begegnung als er 17 Jahre alt war. War es Zufall oder Schicksal? Musste er wirklich dorthin zurück, wo alles angefangen hatte? "Nun, wenn das der Fall ist und unser einziger Hinweis, dann werden wir ihm nachgehen. Wir brechen morgen auf und werden uns der Sache annehmen." "Was? Ihr wollt alle mitkommen? Aber...das braucht ihr nicht, ich..." "Oi Nika, keine Widerrede! Wir helfen dir diesen Fluch loszuwerden, du gehörst doch nun schließlich dazu! Oder nicht, Josuke?" "Durchaus! Außerdem könnte ich es nicht ertragen wenn ein so hübschen Frau etwas passieren könnte." "Tja Nika, da hörst du es. Auch mein Neffe und sein bester Kumpel setzen sich für dich ein. Du hast also gar keine andere Wahl." Die junge Frau war den Tränen nah als sie die lächelnden Gesichter der anderen sah. Wie sie ihr bereitwillig helfen wollten, dabei begaben sie sich vielleicht selbst in Gefahr. Sie warf die Hände vor das Gesicht und versuchte ihre Tränen zu verbergen, ohne Erfolg. "Ihr...ihr seid alle so lieb! Ich bin doch nur eine Fremde! Ich weiß nicht...wie kann ich euch nur dafür danken?" Josuke nahm ihr die Entscheidung ab und legte vorsichtig seine Arme um ihre zitternden Schultern. "Das hast du doch nun schon oft genug." Für einen Moment verweilte Nika in seinem Arm und weinte. Sie weinte bis sie nicht mehr konnte. Diese Selbstlosigkeit...es war lange her, dass sie solche Menschen getroffen hatte und es traf sie mitten ins Herz. "Danke! Ich danke euch! Danke vielmals!" Auch Jotaro und Joseph sowie Okuyasu lächelten, nur Rohan wirkte nach wie vor zerknirscht. Als sich sein Blick mit dem von Josuke kreuzte, wich er diesem nachdenklich aus. Er hatte seine Bedenken, wollte diese aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Als Nika sich beruhigte, sah sie zu Josuke hoch, der sie liebevoll anlächelte und ihr die Tränen aus dem Gesicht streichelte. "Danke, Josuke. Und..." Dabei wandte sie sich Joseph zu. "...auch Ihnen..." "Ich bitte dich, nenne mich bitte Joseph, meine Gute." "Joseph...vielen Dank für deine Hilfe. Jetzt hast du den ganzen Weg auf dich genommen, um mir zu helfen. Wie kann ich mich dafür erkenntlich zeigen?" "Indem du stark bleibst und den Mut nicht verlierst sowie dein wundervolles Lächeln. Außerdem ist es schon okay. Es ist viel zu lange her gewesen, seit ich meinen Sohn das letzte Mal gesehen habe, es war wirklich höchste Zeit." Sie erwiderte seine Aussage mit einem Lächeln und als sie das sanfte Schmunzeln auf Jotaro's Lippen sah, fühlte sie sich nach langer Zeit wieder geborgen und schöpfte neuen Mut. *~* Ein herrlicher Sonnenuntergang fiel über Morio ein als es Abend wurde und Nika hatte sich mit zerrissenen Jeans, roten Chucks und einem weißen Top auf die Veranda von Rohan's Haus gesetzt. Mit Kopfhörern auf den Ohren lauschte sie der Musik und verlor sich in ihr mit geschlossenen Augen. Seit sie zu Rohan's Haus zurückgegangen waren hatte dieser kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Er musste an Nanase denken und an ihre Begegnung in der Herberge vor zehn Jahren. Er konnte es Nika nicht zumuten dorthin zu gehen, es würde zu viele Erinnerungen hochholen. Er wurde allerdings aus seinen Gedanken gerissen als er sah, wie Josuke und Okuyasu die Straße entlangkamen in Shirt und lässigen Hosen und direkt auf Nika zusteuerten. "Oi Nika!" Diese bemerkte die beiden erst als ihre Schatten ihr den Blick auf die Sonne versperrten. Sie nahm die Köpfhörer aus den Ohren und blickte zu den beiden mit großen Augen hoch. "Hey ihr Zwei! Was macht ihr hier?" "Nun, wir hatten uns gedacht, dass...naja, du hast da heute einiges mitgemacht im Hotel und...nunja, Okuyasu und ich waren gerade auf dem Weg in die Stadt als wir dich sahen und wollten fragen, ob du uns begleiten möchtest." "Oh, eigentlich schon! Sehr gerne!" "Ich weiß nicht, ob Rohan es dir gesagt hat aber heute Abend ist in Morio ein typisch japanisches Festival! Es gibt japanisches Essen, du kannst Shamisen spielen, Origami basteln, Ikebana flechten...das volle Programm halt." "Wirklich? Nein, das hat er nicht erwähnt aber ich würde mir das sehr gerne anschauen!" "Na dann, worauf warten wir noch? Sagen wir unserem Künstler Bescheid, er soll auch mitkommen und sich nicht immer verkriechen!" "Ich habe dich laut und deutlich gehört, Josuke!" "Sei nicht beleidigt, du könntest auch mal ein bisschen Spaß gebrauchen und zieh mal deine Mundwinkel nach oben!" Wieder ein Moment, wo Rohan Josuke am liebsten eine reinhauen wollte aber er unterdrückte dieses Verlangen. Nika hingegen schenkte ihm ein warmes Lächeln. "Na los, Rohan! Auch wenn ich von diesem Fluch besessen bin, ihr habt es selbst gesagt, dass ich mich nicht entmutigen lassen soll und außerdem habe ich immer noch Urlaub! Ein bisschen möchte ich diesen auch genießen!" "Na gut aber...nicht so lange. Wir haben morgen früh einiges vor uns." "Wir leben aber im Jetzt. Über die Reise nach Morio-Cho werde ich mir morgen früh Gedanken machen! Lasst uns gehen!" Während Nika von Okuyasu in ein Gespräch verwickelt wurde, gesellte sich Josuke zu Rohan. "Hast du solche Bedenken? Ihr werdet nicht alleine fahren falls du dir Sorgen machst." "Nein, das ist es nicht. Dieser Ort...weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten, die ich lieber vergessen wollte. Und das Letzte, was ich wollte, war Nika zu sehr in mein Leben einzubinden." "Aber hast du das nicht schon? Du kannst es drehen und wenden wie du willst, du bist in sie..." "Und was bitte hätte ich davon? Zuzusehen, wie sie geht wie die beiden anderen, die einst geliebt habe?" "Du warst...mal verliebt, Sensei?" "Natürlich! Denkst du echt, dass ich immer so ein kaltes Arschloch war? Ganz sicher nicht! Vielleicht war es bei Reimi keine Liebe aber sie hat mir was bedeutet. Nun ist sie tot." "Und...die andere? Hatte es was mit der Herberge zu tun?" Rohan schwieg aber Josuke konnte sich die Antwort denken. "Es ist zu kompliziert, um das zu erklären. Ich will einfach damit sagen, dass...es für uns beide am besten ist wenn Nika nach alldem wieder in ihr altes Leben zurückkehrt und mich vergisst." "Hast du mal darüber nachgedacht, ob sie genauso darüber denkt oder...ob sie vielleicht gar nicht gehen will? Ihr beiden seid euch wirklich ähnlich. Ihr redet so viel und doch redet ihr gar nicht miteinander." "Es ist schön, dass du dir solche Gedanken um mein Leben machst, auch wenn ich dich nach wie vor nicht leiden kann, Josuke Higashikata. Aber das ist der richtige Weg." "Wenn du das sagst. Ich kenne mich nicht so sehr mit der Liebe aus aber ich bin mir sicher...am Ende willst du sie nicht gehen lassen." Josuke wartete Rohan's Antwort gar nicht ab, stattdessen gesellte er sich zu Nika und Okuyasu, die munter miteinander lachten, während Rohan weiterhin sehnsüchtig zusah, wie Nika's rotes Haar im Licht der untergehenden Sonne schimmerte. *~* Das Fest war in vollem Gange. Von überall her hörte man japanische Klänge und Musik, Frauen liefen in farbenfrohen Kimonos oder Yukatas durch die Gegend während Kinder verschiedene Tiermasken trugen und Leckereien wie Yakisoba, Tempura oder Onigiris vertilgten. Nika war fasziniert von dem regen Treiben auf dieser Veranstaltung, von überall her beleuchteten japanische Lampions die Straßen, einige Männer verkleidet als Samurai veranstalteten Kämpfe mit Holzschwertern und in der Ferne hörte man Trommler, die auf einer Taiko spielten. An einem Stand genoss Nika zum ersten Mal eine Schüssel Ramen, wobei sie sich hier für eine etwas schärfere Variante entschied und sich direkt verliebte. "Das schmeckt großartig! Warum gibt es sowas nicht in Amerika? Ich möchte in Japan bleiben!" "Dann bleib doch! Niemand hindert dich." "Das geht nicht, Josuke. Ich muss zurück wenn das hier vorbei ist. Meine Freunde...die Kinder der Tanzschule...sie warten auf mich. Das ist meine Familie." "Und? Ihr seid nicht aus der Welt! Du kannst die besuchen fliegen." "Josuke, das...ist nicht so einfach." "Warum bleibst du nicht für immer?" "Josuke...warum fragst du mich das?" "Vielleicht will ich gar nicht, dass du gehst." Nika hatte nicht mitbekommen, dass Okuyasu und Rohan an einem anderen Tisch standen und dort etwas zusammen tranken. Die beiden bekamen jedenfalls nicht mit, wie Josuke sie gerade schamlos anflirtete und sie beim Anblick seiner blauen Augen ganz rot wurde. "Josuke, das...du bist ganz schön direkt. Gibt es vielleicht etwas, was du mir sagen möchtest?" "Nur das, und zwar dass du wunderschön bist." Eigentlich war es nicht fair aber Josuke wollte es wissen. Er hoffte, dass Rohan bald rüberschauen und die beiden erwischen würde. Die Hoffnung, dass Rohan eventuell eifersüchtig werden könnte, blühte in ihm auf, wobei er durchaus zugeben musste, dass er Nika wirklich sehr hübsch fand. Auch wenn er Rohan nicht mochte, er wäre falsch und Josuke würde ihm Nika nicht wegnehmen, wobei der Drang schon sehr groß war. "Ich habe es dir doch gerade gesagt." "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du ganz schamlos mit mir am flirten bist." "Vielleicht. Sollen wir es ausprobieren?" Einen Moment lang schaute Nika den Japaner perplex an. Meinte er es ernst? Doch dann ging Josuke auf's Ganze und hob mit zwei Fingern ihr Kinn an bis Rohan zu den beiden rüberschaute und Nika's verträumtes Gesicht sah. Er wollte bereits einschreiten bis er sah, wie Josuke, nachdem Nika ihre Augen geschlossen hatte an ihren Lippen vorbei ging und ihr etwas ins Ohr flüsterte. "Du solltest es ihm sagen. Er wird dich gehen lassen wenn du nicht den ersten Schritt machst." Als Nika die Augen wieder öffnete, um Josuke in die Augen zu schauen, warf er ihr einen ernsten Blick zu bevor sie noch etwas sagen konnte und er sich abwandte. Es war also nur ein Test um zu sehen, wie sie reagierte und da hatte Josuke seine Antwort. "Wollen wir weiter? Wir haben noch so viel zu entdecken!" In jenem Moment schaute Nika allerdings rüber zu Rohan und die Sehnsucht, die ihr Herz eingenommen hatte, wuchs mit jeder Sekunde als sich ihre Blicke trafen. *~* Auf dem Rückweg vom Fest gingen die vier Freunde am Meer vorbei. Der Strand lag an jenem Abend ruhig da weil die meisten Bewohner noch auf dem Fest verweilten. Während Josuke und Okuyasu direkt am Wasser standen und darüber diskutierten, ob es ratsam wäre um diese Uhrzeit noch ins Wasser zu springen, saß Nika im Sand und schute auf die klare, dunkle Wasseroberfläche, auf deren leichten Wellen sich das Licht des klaren Mondes spiegelte. In der Ferne hörte sie ein ihr wohl bekanntes Lied, welches sie von einer japanischen Band kannte. Im selben Moment bemerkte sie Rohan, der sich neben sie stellte und ebenfalls das tanzende Wasser beobachtete. "Alles in Ordnung?" ~Must be something in the water, feel like I can take the world. Throw the weight up on my shoulders, 'cause I won't even feel the burn. Don't be afraid to dive! Be afraid that you didn't try! These moments remind us why we're here, we're so alive!~ "Rohan...ich möchte keine Angst haben. Ich möchte glücklich sein...und jeden einzelnen Moment genießen. Ich möchte keinen Augenblick verschwenden. Ich möchte leben...und lieben. Ich möchte hier sein! Jetzt in diesem Augenblick...möchte ich leben!" Fragend blickte Rohan sie von der Seite an als sie sich aus dem Sand erhob und Top sowie Chucks und Hose auszog und sie nur noch in Unterwäsche da stand. Dann rannte sie los, zwischen Josuke und Okuyasu hindurch, sie rannte und rannte. Dann sprang sie...und verschwand in der Tiefe des Meeres. ~Let's live like we're immortal! Maybe just for tonight! We'll think about tomorrow, yeah, when the sun comes up! 'Cause by this time tomorrow we'll be talking 'bout tonight. Keep doing what we want, we want, we want, no more wasted nights!~ "Nika!" Sie bemerkte nicht, wie die Jungs nach ihr riefen. Sie glitt in die Tiefe und hatte die Augen geschlossen. Eine Weile lauschte sie einfach nur dem Rauschen des Wassers in ihren Ohren. Dann tauchte sie auf und bemerkte die drei Männer, die schon aus Sorge das Wasser mit den Augen nach ihr abgesucht hatten. "KOMMT REIN! WORAUF WARTET IHR? NA LOS, ES IST WUNDERVOLL!" Josuke und Okuyasu blickten sich an. Dann zuckten sie mit den Schultern, rissen sich bis auf die Boxershorts alles vom Leibe und folgtend lachend Nika's Vorhaben. Nur Rohan blieb noch einen Moment stehen als er die drei beim Schwimmen beobachtete und wie sie sich gegenseitig mit Wasser bewarfen. "Diese Sehnsucht, dieses Verlangen...ich weiß, dass du nicht bei mir bleiben kannst. Deswegen...muss ich dich gehen lassen." "ROHAN, KOMM SCHON! KOMM MIT REIN!" Darauf warf er Nika einen wehmütigen Blick zu. "Ich liebe es wenn du lachst. Wenn du...so unbekümmert dein Leben lebst. Wenn du lächelst...das ist für mich...das schönste Kunstwerk auf dieser Welt. Du bist...mein schönstes Werk!" Und dann tat er es den anderen gleich, warf seine Kleider beiseite und rannte zum Wasser, wo er sich in die Fluten stürzte. Nika bemerkte, wie er auf sie zukam und tauchte lachend unter. Vorsichtig folgte er ihr und obwohl es dunkel war, reichte das Licht des Mondes aus, um doch alles sehen zu können. Sie tauchte vor ihm auf, schwamm um Rohan herum bis sie wieder genau vor ihm war und ihn unter Wasser anlächelte. Im nächsten Moment legte sie ihre Arme um ihn und er tat es ihr gleich. Sehnsüchtige Blicke wurden ausgetauscht...und trotzdem gingen sie nicht weiter. Sie wussten, was sie gegenseitig dachten und doch sprach es keiner aus. Stattdessen schwammen sie zusammen an die Wasseroberfläche und schauten hoch zum Mond. Hinter ihnen hörten sie Josuke und Okuyasu im Wasser toben. Im Licht des Mondes spiegelten sich Nika's Augen, die weit aufgerissen zum Himmel gerichtet waren. "Ich will leben...auch wenn die Situation aussichtslos scheint. Ich lebe den Moment und der Moment, wo ich wieder frei und ich selbst sein werde...auf diesen Moment werde ich geduldig abwarten." Im nächsten Augenblick fühlte Rohan, wie Nika's Finger seine streiften. Eine sehr intime und innige Geste, die sie ihm entgegenbrachte. Er sagte nichts, doch erwiderte er diese zarte Berührung. Seine Finger schlungen sich um die von Nika und als er ihr zuversichtliches Lächeln sah, lauschte er wie sie auch der Musik. ~I don't wanna wait, I don't wanna waste a night, I don't wanna wait, no more wasted nights!~ Kapitel 14: ~Brush 14~ ---------------------- Die Zugfahrt nach Morio-Cho dauerte eine gefühlte Ewigkeit aber für Nika war es mehr als interessant. Sie wusste, dass sie und die Jungs eigentlich auf einer Mission waren aber dennoch fühlte sie sich nach wie vor wie im Urlaub. Die Aussicht war einfach magisch und gerade bei dem schönen Wetter nahm sie sehr viel mit, was sie noch sehen wollten. Jotaro und Joseph teilten sich zusammen mit Josuke und Okuyasu ein Abteil. Am Anfang war es noch ein wenig anstrengend, da Okuyasu einfach nicht ruhig sein wollte und der alte Joseph dadurch nicht schlafen konnte. Irgendwann hatten sie sich aber müde geredet und waren allesamt eingeschlafen. In Okuyasu's Fall lag sein Kopf auf Josuke's Schulter und er war lauthals am schnarchen. Rohan und Nika genossen währenddessen ein Abteil für sich alleine. Rohan war total vertieft in seine Zeichnungen. Krampfhaft versuchte er jeglichen Gedanken an die Herberge zu verdrängen aber es fiel ihm dennoch nicht leicht. Er hoffte inständig, dass seine Vergangenheit ihn nicht einholen würde. "Es war wunderschön gestern Abend auf dem Fest, oder?" "Hm? Ja, das war es durchaus." "Vor allem wo wir schwimmen waren." "Du bist wirklich sehr spontan. Aber ja, es war sehr angenehm. Und vor allem, wie du danach noch zu der Musik getanzt hast." "Hör auf, das war gar nichts. Zumindest nichts im Vergleich zu dem, wie ich sonst tanze." "Aber es war atemberaubend! Trotz nasser Kleidung. Ich dachte schon, ich müsste dich zu meinem Haus zurückschleifen." "Tut mir leid, mich überkam es einfach. Wenn ich ein Lied höre, das mich packt, muss ich tanzen." Durchaus erinnerte sich Rohan an den gestrigen Abend. Auf dem Rückweg vom Meer hörte Nika auf einmal ihr ein wohl bekanntes Lied und sie begann mitten auf der Straße zu tanzen als ob es keinen Morgen gäbe. Aber sie tanzte nicht einfach so, in ihren Bewegungen steckte Feuer und Leidenschaft aber was Rohan noch viel weniger vergessen konnte war ihr Gesichtsausdruck. Wie eine Erregung, die ihren Körper gefangen hielt. Hitze, die sie erfasste, ein getanzter Höhepunkt vom Anfang bis zum Ende und Rohan konnte das Pochen in seiner Brust nicht ignorieren. "Es war sehr inspirierend. Vielleicht baue ich diese Art von Tanz mal in meinem Manga ein." "Ich würde gerne sehen, was du daraus machst." "Wenn das hier vorbei ist, dann wirst du sicher wieder zurück nach New York fliegen." Die Antwort ließ lange auf sich warten. Beinahe zu lange. "...ja. Aber darüber denke ich jetzt nicht nach. Das hier ist wichtiger." "Hast du dich zwischenzeitlich mal wieder bei deinen Freunden gemeldet?" "Heute morgen vor der Abreise. Beide waren sehr besorgt weil ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich habe ihnen gesagt, dass wir eine Möglichkeit gefunden hätten, wie ich aus meiner Lage herauskäme, dies aber noch etwas Zeit in Anspruch nehmen würde. Ich hasse es die beiden anzulügen aber momentan bleibt mir nichts anderes übrig." "Du solltest auf jeden Fall hiernach wieder nach Hause fliegen. Sie brauchen und vermissen dich. Sie sind deine Familie." "Was hast du denn, Rohan? Warum bist du auf einmal so darauf aus mich nach Hause zu schicken? Willst du mich loswerden?" "Das ist es nicht! Ich hatte für einige Momente das Gefühl, dass du nicht mehr fliegen wolltest wenn das hier vorbei ist." "Wie kommst du darauf? Was lässt dich auf so einen Gedanken kommen?" "Vergiss es bitte einfach, in Ordnung? Ich bin gerade mit den Gedanken ganz woanders!" "Ach, wo denn? Bei Nanase?" "Wie...woher weißt du das?" "Ich bin nicht dumm, Rohan! Du hast es mir erzählt und deine erste Liebe von vor 20 Jahren! Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen, dass mich das irgendwie belasten oder beeinflussen könnte." "Ich habe es dir gesagt, selbst wenn ich könnte, ich hätte mich nicht in sie verlieben können weil sie eine Vorfahrin von mir war. Ich habe...nur Sorge, dass dieser Ort Auswirkungen auf dich haben und...dir eventuell schaden könnte. Das möchte ich auf keinen Fall riskieren." Da war er wieder, dieser Riss in ihrer Brust. Sie musste aus dem Abteil und zwar sofort. "Du machst dir zu viele Gedanken! Ich geh mir etwas zu trinken holen." "Nika..." Doch da war sie schon raus, doch statt zum Speisewagen zu gehen sperrte sie sich auf der Toilette ein, stütze sich mit beiden Händen am Waschbecken ab und atmete tief ein und wieder aus. Der Schmerz in ihrer Brust wurde langsam aber sicher unerträglich, doch sie mussten ihn einsperren sonst könnte sie niemals gehen. *~* Da Joseph lange Strecken nicht mehr zu Fuß gehen konnte waren alle sechs Reisende mit einem Reisebus ab dem Bahnhof weitergefahren. Rohan hatte bereits angekündigt, dass der Weg ein ziemlich langer Fußmarsch zu der Herberge wäre und alleine deswegen hatten sie sich schnell noch die letzten Plätze im Bus gesichert. Sie fuhren knapp 20 Minuten bis sie dort ankamen und Rohan musste feststellen, dass die Herberge sich seit der Übernahme durch einen neuen Inhaber nicht verändert hatte. "Es ist wirklich sehr schön hier!" "Nichtsdestotrotz sind wir nicht zum Spaß hier. Seid achtsam! Wer weiß, was aufgrund des Fluches hier lauern könnte." "Wenn der Fluch mir schon hätte was antun wollen, hätte er das schon längst getan, Jotaro! Und so gesehen hat er es auf niemand anderen außer mir abgesehen. Außerdem war das Bild mit der Herberge nur ein Hinweis auf den Aufenthaltsort des Baumes. Die Herberge muss also nicht grundsätzlich was mit dem Baum zu tun haben." Jotaro war mit ihrer Aussage nicht hundertprozentig einer Meinung aber er ließ sie gewähren. Als sie in Richtung Eingang gingen, öffnete sich langsam das Shoji, durch das kurze Zeit später eine junge Frau heraustrat. "Guten Tag, werte Dame und Herren. Treten Sie bitte in. Wir haben Sie bereits erwartet. Meine Name ist Kazumi. Wenn Sie etwas während Ihres Aufenthalts benötigen, zögern Sie bitte nicht mich zu fragen. Ich werde Ihnen ihren Aufhenthalt so angenehm wie möglich gestalten." Reflexartig verbeugten sich alle zur Begrüßung. Rohan trat vor und kündigte sie alle nochmals unter seinem Namen an, bevor sie die Herberge betraten. Nika staunte nicht schlecht. Die Einrichtung war typisch im alten japanischen Stil gehalten. Traditionell mussten sie auch ihre Schuhe am Eingang ausziehen. Sie bemerkte, wie wehmütig Rohan das Etablissement analysierte. "Es hat sich gar nichts verändert seit meine Großmutter gestorben ist. Eigentlich...ist es noch so wie immer." "Ist das nicht schön? Du solltest dich freuen! Dann hat sie das hier wenigstens als Vermächtnis zurückgelassen." Nika bekam keine Antwort, der Mangazeichner warf ihr einen schnellen Blick zu, den sie nicht einordnen konnte bevor die junge Japanerin sie bat ihr zu folgen, damit sie ihnen ihre Zimmer zeigen kann. "Oi Josuke, das Mädel ist richtig hübsch! Ob ich mal..." "Nein, Okuyasu! Sie arbeitet hier, wir sind hier nur zu Gast." "Ach, wie schade!" Aus irgendeinem Grund wurde Nika das Gefühl nicht los, dass sich die junge Dame irgendwie merkwürdig verhielt. Eigentlich kannte sie die meisten japanischen Frauen sehr aufgeschlossen, gerade wenn es um Hotels und Restaurants ging aber diese hier...sie war irgendwie schon fast zu vornehm aber vielleicht bildete sie es sich auch nur ein. Sie verteilte Okuyasu und Josuke sowie Jotaro und Joseph auf zwei Zimmer. Als sie an einem dritten Zimmer ankamen, wurde Rohan stutzig. "Moment, ich hatte eigentlich vier Zimmer reserviert. Eines für die Dame alleine." "Entschuldigen Sie bitte, wir haben kurzfristig einige Gäste bekommen, die für eine Nacht eine Bleibe gesucht haben. Wenn es Ihnen nichts ausmachen sollte...das Zimmer ist groß genug und reicht für zwei Personen. Andernfalls könnte ich auch schauen, ob ich noch irgendwo ein Einzelzi..." "Wir nehmen es! Mir macht es nichts aus!" Ohne zu zögern trat Nika ein und legte ihre Sachen ab, wobei ihr die aufkommende Röte in Rohan's Gesicht nicht entging. "Nun gut, Sie hatten eine lange Reise vor sich. Ich werde die Köche anweisen das Abendessen vorzubereiten. Werde Sie lange bleiben?" "Nein. Wie angekündigt wohl nur für eine Nacht. Vielen Dank." "Gerne. Wenn Sie etwas brauchen, geben Sie mir bitte Bescheid. Ich bin vorne am Empfang. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt." Damit verließ Kazumi das Zimmer, wobei Rohan auffiel, dass Nika ihr irgendwie sehnsüchtig hinterher schaute. "Stimmt was nicht?" "Ihr Kimono...sah so wunderschön aus. Dieses Blau mit Silber und den goldenen Stickereien, die aussehen wie..." "Kraniche. Kraniche sind in Japan ein Symbol des Glücks und der Langlebigkeit. Du hast sicher bei dem Stand, wo man Origami falten konnte einige gesehen." "Stimmt!" "Was ist so interessant an ihrem Kimono?" "Nun, ich habe einige Frauen auf dem Fest gesehen, die in Kimonos gekleidet das Fest besucht hatten aber...jetzt wird mir erst einmal richtig bewusst, wie gerne ich auch einmal so eine Tracht tragen würde." Vor Rohan's geistigem Auge materialisierte sich ein Bild von Nika in einem wunderschönen roten Kimono mit goldenen Stickereien, der ihre grünen Augen und die roten Haare untermalte. Er musste den Blick abwenden weil er dieses Bild auf einmal nicht mehr weiterspinnen wollte. "Nun denn, ich werde die junge Frau fragen, ob ich ein Bad nehmen kann. Es war eine lange Fahrt." "Hinter dem Haus gibt es heißen Quellen, auch Onsen genannt." "Eh...danke für den Tipp." Eine weitere Antwort von Rohan blieb aus, er hatte sich mit dem Gesicht zu Nika gedreht und schaute sie nicht an. "Nun, dann...gehe ich mal." Sie verkniff sich die Frage, ob er sie begleiten wollte. Ohne ein weiteres Wort ließ Nika Rohan stehen und blickte sich nicht um als dieser sich die Hand vor den Mund warf weil er schon beinahe erahnen konnte, was sie ihm noch sagen wollte. *~* Der Onsen war weitesgehend leer und Nika konnte ganz entspannt ein Bad nehmen. Es war eine sehr interessante Erfahrung für sie in diesen heißen Quellen zu baden und um sich ein wenig mehr zu entspannen genehmigte sie sich einen schönen heißen Grüntee dazu. Sie vergaß alles um sich herum, außer... Beinahe wütend haute sie mit der Faust ins Wasser. "VERDAMMT! Wieso kann ich nicht mal einen Moment lang aufhören an ihn zu denken? Er bedeutet mir nichts! Ich mag ihn doch gar nicht! Verschwinde...doch einfach aus meinem Kopf!" Die Türe öffnete sich zu den heißen Quellen und Rohan betrat den Onsen, obwohl er in jenem Moment, wo er Nika im Wasser sitzen sah, nicht mit dieser gerechnet hätte. Das Haus hatte mehrere Onsen, deswegen hatte er eigentlich gehofft sie nicht hier zu treffen. Als er sie bemerkte und sie ihn ebenfalls auch sah, konnte er den Blick nicht von ihr lösen. "Eh...entschuldige, ich wusste nicht, dass du hier bist. Ich wollte eigentlich..." "Warum setzt du dich nicht einfach zu mir statt da rumzustehen und dich rauszureden?" Geschlagen setzte sich Rohan ihr gegenüber. Es war das erste Mal, dass Nika ihn ohne sein Haarband sah, welches er sonst unermütlich trug. Irgendwie sah es cool aus, unter der schwarzen Haarpracht, die leicht Grün schimmerte, hatte er einen Undercut, der ihm sehr gut stand. Eine Weile sagte keiner ein Wort. "Ist es dir immer noch unangenehm mich anzusehen?" "Nein, nicht wirklich." "Warum siehst du mich dann nicht an?" Vorsichtig hob Rohan den Blick, doch diesmal wirkte er eher gefasster als sonst. Als er Nika so im Wasser betrachtete, lockerte die Situation sich ein wenig. "Da ist nichts, was du nicht schon mindestens einmal gesehen hast." "Deine Direktheit ist immer wieder erstaunlich für mich, Nika. Manchmal bekomme ich das Gefühl, dass..." "Ja?" "..." "Sag, was du sagen möchtest." "...dass du das mit Absicht machst." ~"Vielleicht tue ich das ja auch! Vielleicht will ich ja, dass du endlich herkommst! Dass du endlich das mit mir tust, woran du und ich die ganze Zeit denken müssen! Wieso kommst du nicht einfach her? Bitte...erlöse uns doch endlich beide! Ich hab dauernd so eine große Fresse und jetzt...kriege ich den Mund nicht auf weil ich so feige bin, weil ich...solche Angst habe! Bitte...komm doch einfach her! Uns trennen nur wenige Meter, noch nicht mal! Du bist jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde in meinem Kopf! Bitte..."~ "Das bildest du dir nur ein." Nika spürte, wie ihre Worte ihr entgegen ihrer Gedanken im Hals stecken blieben. Sie schaute in eine andere Richtung und ihre Augenlider bebten. Sie war nervös. Doch dann...tat sich da tatsächlich etwas. Sie hatte nicht damit gerechnet, doch als sie wieder nach vorne schaute, hatte sich Rohan über sie gebeugt und schaute ihr tief in die Augen. "R-Rohan...?" "Ich bilde es mir also nur ein?" Keine Antwort. Nika war wie gefesselt von ihm als er sie ansah. Sie konnten den Blick nicht abwenden als sie ihm tief in die grünen Augen schaute. "Deine Augen sind glasig, deine Wangen gerötet, deine Lippen leicht geöffnet. Was ist es also, was du willst? Warum sagst du mir nicht, was du willst? Seit Tagen machst du dauernd solche Anspielungen." "Rohan, bitte...hör auf." "Nein, ich werde nicht aufhören. Sag mir, was du möchtest." Er kam näher, bis sich beinahe ihre Lippen berührten. Das erste Mal nahm Nika ganz intensiv seinen angenehmen Körpergeruch wahr. Sie wollte ihn anfassen, wollte seine Haut auf ihrer fühlen und bevor sie die Initiative ergreifen konnte, hörten sie beide, wie die Türe zum Bad aufging und sprangen auseinander. Nika gab ein langgezogenes aber erleichtertes Seufzen von sich und es war ihr sogar egal, dass es Josuke war, der gerade das Bad betreten hatte, sie war einfach nur froh, dass jemand diesen Moment unterbrach. "Oh, entschuldigt bitte. Ich dachte, hier wäre es leer oder zumindest leerer. Die anderen Onsen sind alle besetzt." Rohan stieg aus der Quelle, ergriff seine Sachen und zog sie sich über, bevor er schweigend das Bad verließ. "Was ist denn mit dem los?" "Alles gut, wir haben nur...eine kleine Dikussion gehabt. Setz dich ruhig." "Es macht dir nichts aus?" "Setz dich einfach! Ich bin nicht so verklemmt! Du bist nicht der erste Mann, den ich nackt sehe." Josuke schien etwas besser mit ihrer Offenheit umzugehen, so entledigte er sich seiner Kleidung und nahm gegenüber von Nika Platz. "Hast du es ihm gesagt?" "Nein..." "Das solltest du aber langsam, bevor es zu spät ist." "Wie denn, Josuke? Wenn ich es ihm sage, würde ich damit uns nur beide verletzen! Ich werde Rohan nie wiedersehen wenn ich wieder nach Hause fliege und das alles hier vorbei ist. Wenn ich ihm sage, was ich fühle...dann kann ich nie wieder nach Hause gehen!" "Es tut mir leid, dass ich an dem Abend vom Fest so auf's Ganze gegangen bin. Es war wirklich keine böse Absicht." "Ich bin dir auch nicht böse, Josuke. Ich weiß, dass du nur versucht hast, bei Rohan eine Reaktion herauszukitzeln. Aber mittlerweile kenne ich ihn gut genug. Er wird es mir genauso wenig sagen, so wie ich ihm. Wir sind uns da sehr ähnlich. Wir sind...einfach beide zu lange alleine gewesen." "Aber du leidest und wenn du gehst, ohne ihm die Wahrheit gesagt zu haben, dann wirst du mit einem gebrochenen Herzen nach Hause fliegen." "Mein Herz...bleibt hier, Josuke. Es gehört ihm bereits. Es tut...tierisch weh. Der Gedanke, dass ich ihn nie wiedersehen werde...diesen verkorksten Mangazeichner. Ich muss...ihn vergessen...sonst wird der Schmerz irgendwann unerträglich." "Ist das der einzige Grund oder hast du Angst ihm zu vertrauen?" "Nein, das habe ich eine ganze Weile schon abgelegt. Ich vertraue Rohan! Ich weiß, dass er mich niemals verletzen würde aber wenn ich ihm sage, was ich fühle...dann würde ich mich mehr verletzen als wenn ich es ihm nicht sage. So mache ich uns den Abschied auf beiden Seiten leichter. Ich denke, so ist es besser." "Du liebst ihn. In den wenigen Tagen...hast du dich in ihn verliebt." "Ich will...dass es aufhört. Mein Herz...es tut so weh, dass ich schreien möchte, dass ich...nicht atmen kann...wenn ich neben ihm stehe." "Die Liebe geht manchmal merkwürdige Wege aber wenn du so fühlst...Nika, ob ihr euch wiedersehen werdet oder nicht...sag es ihm. Bitte sag es ihm. Du wirst dich besser fühlen, glaub mir. Besser als wenn er es nie erfahren wird." Sie wollte antworten, doch der Kloß im Hals schnürrte ihr die Luft ab. Zum Glück wurde ihr die Entscheidung abgenommen als sich die Türe zum Bad ein weiteres Mal öffnete und die junge Japanerin vom Empfang eintrat und ihre Hüllen fallen ließ. "Junger Herr, ich hörte, dass Sie eine Massage bestellt hatten?" "W-was? Wer zur Hölle war das?" Nun musste Nika kichern, das konnte ja nur Okuyasu gewesen sein oder Jotaro! Vorsichtig kniete sie sich hinter Josuke und schaute ihm schon fast sinnlich in die Augen. "Keine Angst, Sie können sich ganz entspannen und fallen lassen." Nika beobachtete, wie Josuke seinen Blick kaum von ihren Augen losreißen konnte. Er war durchaus kein Typ, der den Frauen direkt auf die Brüste schaute. Er war wie gebannt von ihren kobaltblauen Augen. Wenn man die beiden so sah, hätte man meinen können, dass sie alleine vom Aussehen her gut zusammenpassen könnten. Schließlich rutschte sein Blick aber doch mal kurz auf ihre wohlgeformten Brüste und schaute augenblicklich verlegen weg. Als sie anfing ihn zu massieren, sank er etwas tiefer in den Onsen und genoss diesen Moment. "Madame, ich möchte nicht unhöflich erscheinen aber beim Verlassen Ihres Zimmers habe ich mitbekommen, wie Sie über meinen Kimono gesprochen haben. Ich hätte noch einen sehr schönen Kimono in Rot mit einem grünen Obi, den ich Ihnen für den heutigen Abend leihen könnte wenn Sie möchten." "Eh...wirklich? Das ist nicht nötig, ich meine..." "Das Rot würde sicher sehr schön zu ihren Haaren und den grünen Augen passen." Nika warf Josuke einen hilflosen Blick zu, doch der nickte nur mit einem Lächeln als ob er sagen wollte, dass sie ihn anziehen soll, um Rohan zu gefallen. Sie seufzte und erhob sich. "Nun, wenn es keine Umstände macht...dann würde ich Ihr Angebot gerne annehmen." "Gut, dann folgen Sie mir bitte gleich wenn wir hier fertig sind." *~* Nika war nervös. Nachdem sie den entspannten Josuke im Onsen zurückgelassen hatten, war Nika Kazumi in ein Zimmer gefolgt, wo diese eine diverse Auswahl an Kimonos hängen hatten. Beinahe verzaubert blickte Nika auf die verschiedenen Farben und Stoffe, die sich ihr hier preisgaben. "Wunderschön. Einfach magisch!" "Kimonos haben bis heute eine lange Tradition in der japanischen Geschichte. Es gibt auch heute noch viele Geishas, die Kimonos tragen, um die Traditionen zu wahren. Heute ist leider die Geishakultur von vor vielen Jahren nicht mehr dieselbe wie damals aber sie hält sich." "Geishas...sie sind so wunderschöne Frauen..." "Nur, dass wir im Gegensatz zu den Geishas frei entscheiden können, ob wir lieben dürfen. Geishas war es nicht gestattet zu lieben. Sie waren wie Kurtisanen, nur ohne den Sex. Sie sollten den Männern durch ihre Begleitung zu Aufführungen, Teezeremonien oder durch Musikstücke und Fächertänze Vergnügen bereiten. Am Ende wurden sie bezahlt wie eine Kurtisane." "Das ist aber ein sehr trauriges Schicksal." Kazumi antwortete nicht. Sie begann Nika von ihrer Kleidung zu befreien, die gar nicht damit rechnete, dass dieses junge Frau von sich aus ihre Gegenüber entkleidete und holte einen sorgfältig gefalteten Kimono aus ihrem Schrank. Als Nika ihn sah war sie schon wie gebannt. Er war komplett aus rotem Stoff, bestickt mit goldenen Kirschblüten. Dazu holte Kazumi einen passenden grünen Obi heraus, den sie beim Ankleiden von Nika um ihre Hüfte band, damit der Kimono sich nicht löste. Danach kämmte sie Nika vorsichtig das Haar durch, bevor sie eine goldene Haarnadel nahm und diese in Nika's Haar steckte, wo sie vorher ihre Haare zu einer Hochsteckfrisur gebunden hatte. Auf ihre Lippen trag sie einen sanften roten Lippenstift traditionell mit einem Pinsel auf. Als Nika mit ihrer Transformation fertig war und in den großen Wandspiegel schaute, erkannte sie sich selbst kaum wieder. "Bin...ich das? Diese Frau..." "Das sind Sie und ich muss sagen, dass der Kimono wirklich perfekt zu Ihnen passt." "Ich...das sieht...wunderschön aus." "Sie sehen wunderschön aus. Nennen Sie die Dinge doch beim Namen!" "Tut mir leid, ich wollte nicht eingebildet klingen. Das ist nicht meine Art." "Mit Verlaub aber es gibt nicht viele, die einen roten Kimono tragen können. Zu Ihnen passt er perfekt. Seien Sie nur vorsichtig wenn Sie sich hinsetzen nachher. Wenn es möglich ist knien Sie sich beim Abendessen hin." "Das sollte kein Problem sein. Vielen Dank für Ihre Mühe! Es sieht atemberaubend aus!" "Es freut mich, dass Ihnen der Kimono so zusagt. Mir ist nicht entgangen, wie Sie den Mann angeschaut haben." "Bitte was?" "Viele Frauen ziehen sich gerne einen Kimono an, um ihren Männern zu zeigen, was sie an ihnen haben und wie wunderschön sie darin wirken. Es hat beinahe eine magische Wirkung, eine starke Anziehungskraft auf ihre männlichen Begleiter." Noch einmal musterte sich Nika im Spiegel, zuerst etwas unsicher, dann lächelte sie. Als sie später zum Abendessen in den dafür vorgesehen Raum trat und alle am Tisch Sitzenden den Blick auf Sie richteten, bemerkte sie, wie insbesondere Rohan bei ihrem Anblick die Tasse Tee beinahe aus der Hand fiel. Josuke bemerkte, wie er sie anstarrte und regelrecht mit seinen Blicken aufsog und musste grinsen. Er zwinkerte Nika zu als sie kurz in Josuke's Richtung guckte und setze sich anschließend neben Rohan, der seinen Blick nicht von ihr abwenden konnte. Nach mehreren Komplimenten der anderen Anwesenden, insbesondere Okuyasu, der sie ganz besonders für ihr Aussehen in den Himmel lobte, wandte sich Rohan ihr zu, ohne dass sich ihre Blicke trafen. "Du siehst...wunderschön aus." Ihr Herz raste. Als sie ihn von der Seite anschaute, blickte er sie nicht an. Sie schaute wieder auf ihre Speisen, die sie vor sich auf ihrem Teller hatte und merkte nur die leichte Röte auf ihren Wangen. "Danke." Auf Dauer würde sie das nicht ertragen. Sie war sich sicher, sie musste so schnell wie möglich wieder nach Hause. Wie sie sich gegenseitig quälten und dabei schlug ihr Herz so laut...sie musste fort, diese Folter würde sie nicht durchhalten. Kapitel 15: ~Brush 15~ ---------------------- "Das war...wirklich ein sehr schöner Abend, findest du nicht?" Nach dem Essen hatten sich Rohan und Nika in ihr Zimmer zurückgezogen. Während des Essens sowie des anschließenden Nachttrunks mit Sake haben die beiden kaum ein Wort miteinander gewechselt, bis sie wieder auf ihrem Zimmer waren und Nika sich auf den Boden kniete, wo sie langsam anfing die Haarklammer aus ihrem Haar zu lösen. Rohan saß daneben, er hatte Skizzenblock und Bleistift auf seinen Knien gebettet nachdem er den Shoji, der nach draußen gerichtet war, ein Stück öffnete, damit frische Luft ins Zimmer kam. Nika blickte zum Himmel, der Mond war heute vollkommen und scheinte mystisch auf die Herberge hinab. "Ja, das war es. Bitte..." "Hm?" "Nimm die Haarnadel bitte noch nicht raus." Langsam drehte sich Nika zu ihm um und blickte Rohan fragend an. "Nika...wenn es...für dich in Ordnung wäre, würde ich gerne von deinem Angebot jetzt Gebrauch machen." "Ich verstehe nicht..." "Würdest du es mir erlauben, wenn ich dich so zeichnen dürfte?" Eine leichte Röte legte sich auf Nika's Wangen, ein Moment des Schweigens verging, dann nickte sie. "Ja. Natürlich." Rohan bereitete sich vor, entflammte eine nahestehende Öllampe, um dem Moment die richtige Atmosphäre zu verleihen und etwas Licht in das Zimmer zu bringen. "Wie...wie willst du mich denn?" Seine Stimme war sanft, beinahe ein Flüstern. "Dreh dich...mit dem Rücken zu mir. Stütz dich auf deinem linken Arm am Boden ab. Lass deine Lippen leicht geöffnet und schließe deine Augen." Er beobachtete, wie Nika in die Pose ging. Es war perfekt, nur lag ihm noch etwas auf der Zunge. "Kannst...kannst du vielleicht...den Kimono ein Stück von deiner linken Schulter ziehen?" Nika zögerte einen Moment, doch dann kam sie seiner Bitte nach. Sie war froh, dass sie die Augen schließen sollte, so musste sie nicht stetig daran denken, wie er hinter ihr saß und sie mit seinen Blicken auszog. Dann war es still im Zimmer. Nicht einmal den Wind konnte man hören, nur das leise Flackern und Knistern der Flamme in der Öllampe. Nika hörte, wie einige Striche über Papier geführt wurden...dann war es still. "Rohan? Was...was ist los? Bist du...bist du etwa schon fertig?" Durchaus war er fertig, es hatte mit seiner Fähigkeit noch nicht mal zwei Minuten gedauert um ihr Bild einzufangen. Nika blieb sitzen, sie traute sich nicht sich umzudrehen. Es war still, viel zu still im Zimmer aber sie wagte es sich nicht nach hinten zu schauen. Und dann...spürte sie etwas. Etwas, was ihre Schulter berührte. Sie zuckte kurz zusammen weil sie mit solch einer sanften Berührung nicht gerechnet hatte. Ihre Stimme versagte als ihr bewusst wurde, dass es Rohan's Fingerspitzen waren, die ganz sanft, fast zögerlich die weiße Haut dort berührten. "Halt die Augen geschlossen." Ihr Körper zitterte. Sie wusste nicht, was Rohan vorhatte aber es ließ sie schaudern. Als Nika spürte, wie er sich gegen ihren Rücken lehnte, wurde das Zittern stärker aber Kälte wurde von einer angenehmen Wärme überlagert und ihr Herz wollte ihr geradewegs aus der Brust springen. Es dauerte einen Moment bis Rohan sich wieder regte. Wieder fühlte sie seine Finger auf ihrer Haut, langsam fuhren sie über ihr Schulterblatt. Eine Gänsehaut erfasste Nika's Haut, ihre Unterlippe zitterte vor Anspannung. Dann war da eine weitere Berührung, die sie zusammenfahren ließ und die von Rohan's Lippen herrührte. Sanft berührten sie die zarte Haut auf ihrer Schulter und Rohan entging nicht, wie Nika's Atem schneller ging. Die Luft pulsierte regelrecht, eine unheimliche Anspannung lag im Raum. Einen Moment später löste Rohan die Haarnadel aus Nika's rotem Haar und beobachtete, wie es sanft auf ihre Schultern fiel. Beinahe übervorsichtig, als ob er etwas Zerbrechliches berühren wollte, ließ er seine Fingerspitzen durch ihre rote Haarpracht fahren und bemerkte, wie Nika's Haut anfing zu vibrieren. Ein Schauer jagte den nächsten und ihr Atem wurde mit jeder sensiblen Geste schneller. Ihre Augen blieben geschlossen. Auch wenn sie nervös war, sie war neugierig, wie Rohan weitermachen würde. Im nächsten Augenblick fühlte sie seine Lippen an ihrem Hals, worauf sie sich ihm zaghaft entgegenstreckte. Während seine linke Hand ihr Handgelenk ergriff und sanft festhielt, schob er ihren Kimono mit der rechten Hand ebenfalls von ihrer rechten Schulter und sah zu, wie ihre makellosen Brüste aus dem Stoff hervorhüpften. Ihm entging nicht, wie ihre Brustwarzen an der Luft begangen anzuschwellen und wie sie heiße Luft aus ihrer Lunge hervorpresste. Vorsichtig glitt seine Rechte zu ihrem Schlüsselbein und zeichnete mit der Fingerspitze seines Zeigefingers die Konturen dieses nach. Langsam glitt seine Hand nach oben zu ihrem Hals, legte sich sanft um diesen während seine Lippen sich immer wieder sensibel auf ihren Hals legten und sie mit warmen Küssen verwöhnte. Dann fuhr seine Hand hinab bis er ihren Busen erreichte und seine rechte Hand sich übervorsichtig um ihre Brust legte. Überrascht zuckte Nika stark zusammen, sie war auf diese unerwartete und ebenso überwältigende Berührung nicht vorbereitet gewesen und als Rohan mit dem Mittelfinger ihre die hart gewordene Knospe stimulierte, konnte sie sich ein befreiendes Stöhnen nicht verkneifen, welches er ihr wie eine süße Melodie entlockte. Doch im nächsten Augenblick...sah er das Bild einer anderen Frau vor seinem geistigen Auge...er wusste genau, wer sie war...und stoppte. Seine Finger ließen von Nika ab, deren erhitzter Körper überhaupt nicht auf den plötzlichen Abbruch eingestellt war und sie öffnete verwirrt ihre Augen. "Warum...warum hörst du auf?" "Es tut mir leid. Es war falsch." Erschrocken schaute Nika zu ihm hoch und auf einmal spürte sie, wie eine bisher unbekannte Wut in ihr hochkam. Mit noch geöffnetem Kimono stand sie auf, drehte Rohan in ihre Richtung und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Das einzige, was er tat, war Nika überrascht sowie fassungslos anzusehen. "DU BLÖDES ARSCHLOCH! WAS DENKST DU EIGENTLICH, WER DU BIST? BIN ICH ETWA NUR EIN KUNSTOBJEKT FÜR DICH, WAS DU EINFACH WIE EINEN GEGENSTAND ODER EIN BILD ANFASSEN UND DANN WIEDER WEGSTELLEN KANNST?" "Nika, so war das nicht gemeint." "NEIN, DU HAST ES NIE SO GEMEINT! WAS IST ES, ROHAN? WEIL ICH NICHT SIE BIN? WEIL ICH NICHT DIE FRAU BIN, DIE DU EINST GELIEBT HAST? UND JETZT KOMM MIR NICHT WIEDER MIT DEM ARGUMENT, DASS SIE DEINE VORFAHRIN GEWESEN IST! SIEHST DU IHR GESICHT WENN DU MICH ANSIEHST?" Jetzt wurde es auch Rohan zu viel. Er ging auf sie zu bis er genau auf Augenhöhe mit ihr war und starrte sie wütend an. " JETZT REICHT ES MIR ABER, NIKA! SCHAU DICH DOCH MAL SELBST AN! DIE GANZE ZEIT MUSS ICH DEINE VERDAMMTEN ANSPIELUNGEN, DEINE VERSUCHE, MICH ZU VERFÜHREN ERTRAGEN ABER NIE HAST DU DEN MUT ES MIR ZU ZEIGEN! WER VON UNS IST HIER FEIGE? DAUERND REISST DU SO WEIT DEN MUND AUF ABER NIE LÄSST DU TATEN SPRECHEN! DU BIST EINFACH NUR FEIGE UND FALSCH UND HAST EINE SCHEISS ANGST UND LANGSAM...BEREUE ICH ES WIRKLICH, DASS ICH MICH BEREIT ERKLÄRT HABE DIR ZU HELFEN! WARUM BIST DU NUR HIERHER GEKOMMEN? WARUM KONNTEST DU MICH MEIN LEBEN NICHT WEITERLEBEN LASSEN WIE BISHER?" Er hatte gar nicht mitbekommen, wie ihr die Tränen bei seinen Worten in die Augen gestiegen sind und nun stand sie vor ihm, verletzt und mit einem furchtbaren Druck auf der Brust. Sie zog sich den Kimono über die Schultern, ihre Haare lagen in alle Richtungen verteilt in ihrem Gesicht und ihren Schultern, unter denen sie ihr tränenerfülltes Gesicht verbarg. Ihr Schluchzen war das einzige, was den Raum erfüllte und als Rohan merkte, wie sie zitterte, wurde ihm erst einmal bewusst, was er in seiner Wut gerade gesagt hat. "Du hast recht. Ich bin feige. Ich habe immer so eine große Klappe und dennoch bin ich so schwach. Es stimmt, wieso musste ich dir begegnen? Warum musste ich mich...ausgerechnet in dich..." Sie schaffte es nicht, den Satz zu beenden bevor sie sich die Hände auf das Gesicht warf. "Nika, ich..." Doch sie schlug seine Hand weg. "FASS MICH NICHT AN!" Doch er griff sie an den Schultern und hielt sie feste. "Nika, bitte hör mir zu!" "LASS MICH! LASS MICH EINFACH IN RUHE! Du...du bist ein egoistisches und selbstsüchtiges Arschloch! Du denkst überhaupt nicht an mich, du denkst nur an sie! Alles hier erinnert dich an sie und helfen willst du mir doch gar nicht! Wenn du so sehr bei ihr sein willst...WARUM GEHST DU NICHT EINFACH ZU IHR UND LÄSST MICH IN RUHE? ICH BRAUCHE DEINE HILFE NICHT, ALL DAS HIER HABE ICH MIR SELBST ZUZUSCHREIBEN! WARUM VERSCHWINDEST DU NICHT EINFACH? VERSCHWINDE!" Und damit ließ Nika Rohan stehen und stürmte an ihm vorbei auf den Flur, wo man nur noch ihr gequältes Schluchzen hören konnte. Die Jungs waren noch an Trinken, deswegen bekamen sie den Streit der beiden nicht mit. Rohan blieb zurück, das Gesicht auf die Hände gestützt während Nika sich außerhalb der Herberge auf die ersten Stufen setzte und die Beine angezogen und den Kopf in ihnen vergraben leise weinte. *~* Langsam wurde es kühl und während Nika draußen saß hatte sich vollkommen die Zeit vergessen. Gott sei Dank hatte sie sich vor dem Essen ihren Mp3-Player in den Obi gesteckt, so konnte sie draußen ein wenig Musik hören, um sich zu beruhigen und kam ins Grübeln als sie ein spezielles Lied hörte, was sie wach rüttelte. ~Do I wanna know? If this feeling flows both ways? Sad to see you go was sorta hoping that you'd stay. Baby, we both know that the nights were mainly made for saying things that you can't say tomorrow day. Crawling back to you, ever thought of calling when you've had a few? Cause I always do. Maybe I'm too busy being yours to fall for somebody new, now I've thought it through. Crawling back to you.~ Langsam hob Nika den Kopf. Innerhalb der Herberge war es mittlerweile ruhig. Wahrscheinlich hatten sich die anderen schon schlafen gelegt. Sie rieb sich die verweinten Augen und erhob sich bevor sie ihren Weg zurück in ihr Zimmer antrat und dort überraschenderweise Rohan vorfand, der entgegen ihrer Worte geblieben war. "Du bist...ja noch da." "Ich habe nur auf dich gewartet. Ich habe mir Sorgen gemacht, ich wollte nicht gehen...bevor du sicher wieder hier bist." Sie schaute ihm nicht in die Augen, ihr Blick war leer und trüb. "Nun, ich werde heute Nacht in einem anderen Zimmer übernachten. Gute Nacht, Nika." Doch dann hielt sie ihm am Ärmel feste. Ohne ein Wort drehte sich Rohan zu ihr. "Bitte...bitte bleib. Ich...möchte nicht, dass du gehst. Bleib bei mir. Ich will heute Nacht...nicht alleine sein." Sie entschuldigte sich nicht für ihre Worte aber das war auch nicht nötig. Sie kämpfte mit den Tränen als sie ihn losließ und er widererwarten seine Sachen ablegte. "Gut, ich bleibe. Du solltest langsam schlafen gehen. Es ist spät und wir haben morgen einen langen Tag vor uns." Sie sah, wie Rohan das Licht der Öllampe löschte und sich auf seine Seite des Futons legte, wo er ihr den Rücken zudrehte. Eine Weile setzte sich Nika noch an den leicht geöffneten Shoji, der Blick auf den Garten preisgab und lange schaute sie hoch zum Vollmond, der wenig Licht spendete. Kurze Zeit später legte sie sich ebenfalls auf den Futon, so dass sie Rücken an Rücken mit Rohan lag, doch sie fand keinen Schlaf. Nervös lag sie wach. Unsicher, was sie tun sollte richtete sie sich auf und bemerkte, dass Rohan sich im Schlaf auf den Rücken gedreht hatte. Sie beugte sich leicht über ihn, ihre Augen studierten die Züge und die Form seiner Lippen, an denen sie hängen blieb und erneut zitterten der Ihrigen. "Ich habe Angst. Solche Angst. Natürlich will ich dir nahe sein. Die ganze Zeit schon! Mein Herz...es schreit nach dir! Aber...was passiert wenn ich dir zu nahe komme? Wenn ich dir so nahe komme...dass ich nicht mehr gehen kann? Ich will bei dir bleiben! Ich will für immer bleiben aber ich kann nicht! Wenn ich nur...etwas mutiger wäre. Wenn ich nur...stark wäre und dir sagen könnte, wie ich fühle..." Doch dann fasste sie sich. Sie wartete, ob Rohan sich bewegte. Als alles still im Raum war, beugte sie sich über ihn...und zaghaft...legten sich ihre Lippen auf seine. Zuerst zögerte sie aus Angst, sie könnte ihn wecken. Doch dann...ließ sie nicht mehr von ihm ab. "Seine Lippen...wie weich sie sind. So zart. Ich weiß, ich sollte das nicht tun. Wenn er aufwacht, wird er sicher sauer auf mich sein. Aber...wenn ich es jetzt nicht tue...dann werde ich es ihm nie wieder zeigen können! Nur noch ein bisschen...nur noch...ein kleines bisschen." Sie registrierte zu spät wie der Druck nach einer kurzen Weile auf ihre Lippen erwidert wurde. Im schummrigen Licht des Mondes konnte Nika nur erahnen, dass Rohan wach geworden war und sie gerade anschaute. Er sagte nichts, kein Wort fiel. Sie überlegte kurz, ob sie sich zurückziehen sollte...und entschied sich dagegen, bevor sie ihre Lippen wieder auf seine legte und ihre Hände sich auf seine Wangen legten. "Hör nicht auf! Ich darf nicht aufhören! Zieh dich nicht zurück, Nika! Ich muss...mutig sein! Ich will...keine Angst mehr vor meinen Gefühlen haben!" Sie verlor sich in seinem Kuss, immer wieder suchte sie nach Rohan's Lippen, der ihre Küsse erwiderte. Ein weiteres Mal trafen sich ihre Blicke. Verträumt schaute sie auf ihn herab bevor er sie wieder zu sich zog und ihre Lippen erneut verschloss. Nika bemerkte, wie Rohan's Hände über ihre Taille runter zu ihrer Hüfte wanderten und sie dort festhielten und als er spürte, wie ihre Zunge über seine Lippen fuhr und sanft in seinen Mund eindrang, packte er sie an den Hüften und legte sie geschickt unter sich auf den Futon. Schwer atmend und überrascht blickte sie zu ihm hoch, die grünen Augen stets auf ihn gerichtet. Keiner sagte ein Wort, die Luft war zum Zerreissen angespannt. Eine Weile blickte Rohan nur auf ihre Silhouette und wie ihre grünen Augen im fahlen Licht des Mondes schimmerten. Er wusste es, sie wollte ihn...und er wollte sich auch nicht mehr länger verstecken. Jedes Wort war gesprochen. Erneut sausten seine Lippen herab und verschlossen ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Zungenkuss. Schwer atmete sie gegen seine Lippen, versuchte ihre Stimme zu dämpfen als Rohan ungeduldig an ihrem Obi zerrte und diesen soweit lockerte, dass er ihren Kimono über der Brust sowie darunter auseinanderziehen und ihren Busen sowie ihr Zentrum freilegte. Ihre Arme befreiten sich aus den schweren Ärmeln, schlangen sich um ihn während Rohan ihren Slip zu greifen bekam und diesen grob herunterzog. Er konnte es bereits fühlen, die Hitze und die Lust, die zwischen ihren Beinen ruhte, doch auch Nika zerrte an seiner Kleidung. Er half nach als sie seine Jacke öffnete und diese herunterzog, bevor er sie unsanft in die Ecke des Raumes warf und sich ebenfalls aus seiner Hose befreite. Immer wieder suchten seine Lippen sehnsüchtig nach ihren, ihre Haut vibrierte als sie sich ihren Weg zu ihren Brüsten arbeiteten und sich gierig an ihren Brustwarzen vergingen bevor seine Zunge hervorschnellte und diese weiter stimulierten. Rohan spürte, wie sie sich ihm entgegenpresste und sie ihn zu sich hochzog. Er atmete schwer in ihr Gesicht, spürte, wie ihre Hände durch seine Haare fuhren und sich anschließend auf seinen Rücken legten. Langsam spreizte sie ihre Beine und gab ihm eindeutige Zeichen. Er ging ihrer Einladung nach, seine Erregung drückte er sanft gegen ihren Kitzler und horchte, wie sie erregt aufstöhnte. Ihre Stimme...er wollte sie hören. Wie sie sich in der Erregung verlor. Rohan wusste, wenn er jetzt eins mit ihr werden würde, gab es kein Zurück mehr aber er dachte gar nicht daran, sich zurückzuziehen. Mit ihren Beinen presste sie Rohan gegen sich, er fühlte, wie feucht sie war und wie sie sich ihm entgegenbäumte. Seine Errektion drückte sich gegen ihren Eingang, langsam ließ er sich in sie gleiten, damit er ihr nicht weh tat...und als er in ihr war, die Hitze ihres Innersten fühlte, genoss er den befreiten Gesichtsausdruck, den sie ihm schenkte. Wie ihre Lippen einen stummen Schrei formten und sie ihm ihre Lust entgegenkeuchte. Dann legte sie ihre Arme um Rohan und rhythmisch begann er sich in ihr zu bewegen. Keiner sagte ein Wort. Das einzige, was sie hörten, war ihr gegenseitiges Keuchen. Er stieß in sie, erst langsam, dann immer schneller, bis er sich nicht mehr zurückhielt. Ihre Arme krallten sich in seinen Rücken, hinterließen Spuren ihrer Lust. Immer wieder drang seine Zunge tief in ihren Mund während sie ihm heiß entgegenstöhnte. Sie musste leise sein, ansonsten würden die anderen sie hören. Er merkte, wie sehr sie versuchte ihre Stimme zu unterdrücken und reizte ihn somit noch schneller in sie zu stoßen. Er raubte ihr die Luft als erneut Küsse auf sie einprasselten. Ihr Innerstes pulsierte, immer wieder zog sie ihn in sich, verkrampfte sich, damit Rohan sie noch intensiver spüren konnte. Die Hitze ihrer feuchten Spalte raubten ihm den Verstand. Wie von Sinnen gab er sich ihr hin, alles andere um sie herum existierte nicht mehr. Nika schlung ihre Beine um ihn, als ob sie Rohan in die Zange nehmen würde und hielt ihn feste. Sie hob die Arme über den Kopf und ließ sie dort ruhen während Rohan zusah, wie ihre Brüste im Takt wippten. Vorsichtig drückte er ihren Unterkörper etwas nach vorne und legte sich ihre Beine über die Schulter, wobei er merkte, wie sie überraschend die Augen aufriss und einen weiteren Schrei unterdrückte. Wie gut es sich anfühlte. Irgendwann krallte sich Nika links und rechts von ihr in den Futon, sie verdrehte erregt die Augen und ihre Stimme wurde eine sinnliche Melodie. Sie war in Extase, spürte, wie mit jedem Stoß ihr Körper reagierte. Sie kündigte ihn nicht an aber Rohan spürte, wie sie sich um ihn zusammenzog. Er zog das Tempo an, lauschte wie sich ihre Stimme hob und dann kam sie unter einem unterdrückten Schrei. Ihr Körper bäumte sich auf, ihre Finger krallten sich zuerst in den Stoff des Futon, dann in Rohan's Nackenpartie als er zu ihr kam und sie sanft küsste. Er genoss wie sie um seine Erregung zuckte und ließ sie einen Moment gewähren. Ihr Atem war ein fiebriges Zittern, seine Zunge leckte ihr sanft den Schweiß von Hals und ihren Brüsten. Dann zog er sie zu sich...und setzte sie sich auf seinen Schoß, wo seine Länge so tief wie nur eben möglich in ihr Innerstes vordrang. Sofort krallte Nika sich mit den Händen in seinem Hals und Rücken feste, während ihre Beine sich erneut um seine Hüften schlangen. Instinktiv stieß er wieder zu, hielt sie an Hüfte und Po feste, während er sie immer wieder auf seine Erregung zog und tief, so tief wie möglich in sie stieß, um ihr Lust zu verschaffen. Sie hielt ihn umschlungen, nahm den Duft seines Körpers in sich auf, genoss es, wie seine Hand ihren Po umfasste und sie sich einfach fallen lassen konnte. Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen als die Lust unerträglich wurde und spürte, wie Rohan seine Zunge um ihre Brustwarzen kreisen ließ. Sie war der Erschöpfung nahe, doch er wollte sie erneut zum Höhepunkt bringen. Auch Rohan merkte, wie seine Lende anfing zu vibrieren, wie etwas raus, sich befreien wollte. So hob er Nika hoch und legte sie erneut ganz auf den Boden, wo er erneut wild in sie stieß. Er spürte, wie sein Höhepunkt näher kam und wollte sich aus ihr zurückziehen, doch Nika wusste, was er vorhatte und hielt ihn mit ihren Beinen fest umklammert. Als er in ihren Augen sah, dass sie es wollte, legte er ebenfalls seine Arme um sie, stieß feste, immer wieder feste in sie und als sie kam, ihre Beine unruhig zuckten und sie sich erneut um ihn verkrampfte, ergoss sich Rohan in ihr und unterdrückte einen befreienden Aufschrei. Blitze zuckten vor seinem inneren Auge, der Moment mit ihr zusammen einen Orgasmus zu haben war solch ein berauschendes Gefühl, was er sonst bisher nur beim Zeichnen erlebt hatte. Als die Stille einkehrte, ruhte sein Kopf auf ihrer Brust während Nika ihre Arme um seinen Nacken legte. Schwer atmend lagen sie da, genossen die letzten Züge des Gipfels der Lust, den sie zusammen erklommen haben. Rohan lauschte ihrem pochendem Herzen und gab ihr einen letzten Kuss, bevor er sich aus ihr zurückzog und sich anschließend hinter sie legte. Eine Weile beobachte er sie noch bis sie eingeschlafen war. Seine Finger spielten mit ein paar vereinzelten Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht fielen und als sie sanft eingeschlafen war, folgte er ihr schweigend, so wie sie den gesamten Akt über geschwiegen haben, denn sie wussten, was sie sagen wollten, nur war es nicht mehr möglich gewesen, diese Gefühle nur mit Worten auszudrücken. Sie sagten nichts...und doch sagten sie sich in dieser sternenklaren Nacht mehr als sie für möglich gehalten hatten. Kapitel 16: ~Canvas 16~ ----------------------- Sie hatte ein Bad genommen und nachdem sie sich wieder ihre normale Kleidung angezogen hatte, war Nika in den Garten der Herberge gegangen, um dort den Kopf ein wenig freizukriegen. Obwohl es früher Morgen war stand die Sonne schon grell am Himmel, so dass sie gar keine andere Möglichkeit hatte als im Schutz der hohen Dächer Platz zu nehmen und Schutz zu suchen. Rohan hatte noch geschlafen als sie den Futon am Morgen verlassen hatte und ins Bad gegangen war. Sie hatte sich von Kazumi einen starken Grüntee zubereiten lassen und war anschließend rausgegangen. Nachdenklich senkten sich ihre Augenlider, während sie verträumt auf das heiße Gebräu schaute und sich fragte, ob alles, was letzte Nacht passiert war, überhaupt Realität gewesen ist. "Ist das...ist das letzte Nacht wirklich passiert? Oder habe ich das nur geträumt? Ich kann...ich kann seinen Kuss immer noch spüren. Auf meinen Lippen." Sie fuhr sich sodann mit dem Zeigefinger die Lippe entlang bis sich jemand unerwartet neben sie gesellte. "Guten Morgen, Nika." Als sie Rohan erblickte, spürte sie eine leichte Röte auf ihren Wangen. "Guten Morgen." "Ist alles in Ordnung mit dir?" "J-ja. Mir geht es gut." "So wie es aussieht, wird unsere Suche heute weitergehen." "Ja. Ich bin vorbereitet." Vorsichtig nahm Nika einen Schluck des Grüntees zu sich und merkte nicht, wie Rohan sie eindringlich von der Seite anschaute. "Nur, dass du nichts falsches denkst...ich fand das letzte Nacht...wunderschön." Langsam schaute Nika auf und erwiderte Rohan's Blick. Als sie das ehrliche Lächeln auf seinen Lippen sah, fiel ihr der Gedanke, dass sie bald wieder abreisen müsste, direkt wieder schwerer. "Ja, das war es...wirklich. Ich habe mich sehr wohl bei dir gefühlt." "Willst du darüber reden?" "Nein. Es ist passiert und es hat sehr gut getan. Ich denke, es hat uns beide sehr gut getan. Es war eine einmalige Sache." Nika wusste selbst, dass sie sich selbst belog und spürte in jenem Moment wie das Damocles Schwert ihr eigenes Herz durchstoß. Falls ihre Worte Rohan nun getroffen hatten ließ er es sich nicht anmerken. Sofort schüttelte Nika langsam den Kopf und schaute in Rohan's Richtung. "Rohan, ich..." "Hey, guten Morgen ihr Zwei!" Doch bevor sie weitersprechen konnte versammelte sich der Rest der Sechsertruppe auf dem Hof. Josuke, der anscheinend nicht zu viel letzte Nacht getrunken hatte, wahr noch einigermaßen fit. Die anderen sahen alle etwas mitgenmmen aus. "Ah, guten Morgen zusammen!" "Nanu, alles in Ordnung? Wir haben doch nicht gerade euch bei etwas gestört?" "Nein, alles in Ordnung. Macht euch keine Gedanken!" Rohan schaute ihr nicht in die Augen als sie sich erhob und ihm noch einen letzten Blick zuwarf. Sie wusste, dass es nicht fair war und sie sich wie das letzte Miststück präsentierte aber...diese Gefühle würden sie beide in Schwierigkeiten bringen. Es würde nur weh tun...deswegen unterband sie es. "Verdammt!" "Was ist, Nika?" "Ich hab meinen Mp3-Player auf dem Zimmer vergessen! Bin sofort wieder da!" Die anderen schauten ihr nach als sie nochmal durch die Türe verschwand und in das Zimmer gehen wollte. Rohan ging ihr nicht nach und dementsprechend bekam er nicht mit als Nika abrupt stehen blieb als plötzlich eine eisige Kälte ihren Körper mitten im Flur einnahm und sie wie gelähmt war. "Was...was ist das? Ich...ich kann mich nicht...bewegen!" In jenem Moment hörte sie das leise Klackern von Zoris hinter sich...und als eine ihr wohl bekannte Stimme hinter Nika erklang, wusste sie, dass sie in eine Falle geraten war. "Endlich! Ich habe so lange auf dich gewartet! Dich und dass du mit ihm wiederkehrst!" "Ich...wusste es! Ich habe es geahnt! Du bist nicht...Kazumi! Du hast sie besessen! Wer bist du? Was hast du mit diesem Mädchen gemacht?" Nika konnte nur um wenige Millimeter ihren Kopf nach hinten drehen, doch sah sie aus dem Augenwinkel wie die Augen Kazumi's bis an den Rand schwarz anliefen und Nika stockte der Atem. "Wer ich bin oder wie es dem Mädchen geht tut nichts mehr zur Sache. Wichtig ist, dass du jetzt hier bist. Du erfüllst das Schicksal meines Ehemannes!" "Nein...du bist...du bist...Na..." Doch bevor Nika weitersprechen konnte füllten sich ihre Augen mit schwarze Tinte. Verzweifelt versuchte sie durch den dunklen Schleier hindurchzuschauen, doch vergebens. Sie spürte, wie die dunkle Flüssigkeit durch ihre Finger hindurchlief und ein Band bildete, was sich eng um ihre Handgelenke schlung. "Ich frage mich, wer von euch so blind war nicht die Wahrheit zu erkennen. Dabei hattet ihr sie die ganze Zeit vor euch...und doch...hast du Rohan blind vor Liebe gemacht. Selbst er, der sonst so klug und einfallsreich ist, hat sich von dir beeinflussen lassen. Du wirst nie wieder zu ihm zurückgehen! Warum musste Nizaemon gerade zu dir eine Verbindung ins Totenreich herstellen? Nur weil du für einen kurzen Moment mit Rohan Kishibe, meinem Nachfahren in Berührung gekommen warst. In jenem Moment, wo er dich das erste Mal gezeichnet hatte, hattest du dein Schicksal besiegelt." "Was? Dieses Trugbild...dieser Tempel im Berg...das war nicht die Vergangenheit? Das war...das Totenreich? Das kann nicht sein!" "Es brauchte nicht viel um Nizaemon wieder zurück ins Leben zu rufen. Lediglich einen Katalysator, der in Berührung mit Rohan Kishibe kam. Jeder hätte der Auserwählte sein können. Da ich schon seit Jahren tot war, aber durch Nizaemon immer noch sehr viel Macht besaß, um mit den Toten zu kommunizieren, baute ich eine Treppe zu ihm ins Totenreich. Nun musste nur noch eine starke Seele auftauchen, die Nizaemon aus seinem Schlaf befreite." "Warum? Warum hast du das getan? Rohan, er hat..." "Rohan war bereits vor drei Monaten meine Verbindung, um Nizaemon's Hass zu verbreiten und seine Macht zu schürren, doch mein Nachfahre besitzt ungeahnte Fähigkeiten, die meinen Plan vereitelten. Bevor ich ihn töten konnte löschte er mit seiner Fähigkeit seine kompletten Erinnerungen aus und so verschwanden alle Toten, die in dem Gemälde lebten und an denen stetig die Macht und der Hass Nizaemon's wuchs. Auch auf mich hatte er solche Macht. Ich brachte ihm immer wieder neue Menschen, um seine Macht zu schürren...auch wenn ich mich letzten Endes immer von dieser Macht befreien wollte. Ja, ich wollte frei sein...aber er ließ mich nicht gehen! Rohan wusste nicht, wer ich war, doch entfachte ich in ihm ein Verlangen geprägt von Lust und Liebe. Er zeichnete mich in seinen Manga seinerzeit, doch ich zerstörte sie...aus Angst, dass Nizaemon ihm etwas antun könnte. Ich mochte meinen Nachfahren. Ich konnte nicht zulassen, dass Nizaemon so früh seinen Hass durch mich an ihm auslässt. So ergriff er die Gelegenheit als Rohan vor drei Monaten den Louvre besuchte." "Aber...ich verstehe nicht! Wie kannst du noch existieren wenn Rohan alles ausgelöscht hatte? Seine Erinnerungen, alles, was euch verband? Das Bild...es wurde verbrannt oder nicht?" "Ja, das wurde es. Aber erst nachdem Rohan den Louvre wieder verlassen hatte. Ich musste mich beeilen, doch Nizaemon gab mir genug Zeit, um mich wieder zu vervollständigen. So machte ich mir den Körper dieses Mädchens zu nutze, deren Mutter die Kunst meines Ehemannes anbetete. Sie war eine Hohepriesterin, die in einem alten Schrein hier in Japan Menschen durch die Kraft des Mondes zur Heilung verhalf aber sie war zu besessen von der Kunst meines Mannes. Als sie hörte, dass das letzte Bild von Nizaemon verbrannt worden war, ließ sie ihre Tochter sowie den Schrein zurück und flog nach Paris, um die Urne mit der Asche des Gemäldes an sich zu bringen. In jenem Moment ergriff ich meine Chance, aus der Asche und restlichen Partikeln dieses unendlich tiefen Schwarz übernahm ich die Kontrolle über ihren Körper und flog zurück nach Japan. Ich hatte nicht die Kraft wieder meinen eigenen Körper zu benutzen, nun wo das Gemälde zerstört war. Kazumi's Mutter, Tsuki Kuraki war ihr Name, versteckte die Asche im Schrein und ließ sie dort die letzten zwei Monate im Verborgenen. Doch dann...raffte ihre Krankheit sie dahin. Kazumi's Mutter litt an Krebs, der ihr letzten Endes das Leben kostete. Ihr letzter Wunsch auf ihren Knien war es Nizaemon bis in ihren Tod zu dienen. Sie vergötterte meinen Ehemann und starb kurz bevor ich ihren Körper verließ und in den Körper von Kazumi überging, kurz nachdem diese ihre Mutter tot aufgefunden hatte." Nika's Lippe zitterte. Die ganze Vorstellung...sie sah es beinahe vor ihrem geistigen Auge. "Das ist grausam! Du hast sie benutzt, um dein grausames Werk fortzusetzen und sowohl du als auch dein Mann habt ihre Mutter auf dem Gewissen! Erzähl mir nicht, dass sie an Krebs gestorben sei." "Es ist die Wahrheit, nur diese Kraft hat den Vorgang wohl etwas zu sehr beschleunigt." Wenn sie gekonnt hätte, hätte Nika sich rumgedreht und Nanase eine reingehauen, doch sie war sich im klaren, dass es immer noch Kazumi's Körper war, der hinter ihr stand. "Was hast du jetzt vor?" "Ganz einfach...ich werde dich zu besagtem Schrein bringen. Dort, wo nun auch der Baum steht...mit der Asche. Ich werde deine Freunde zwingen, das Gemälde wieder zusammenzusetzen, damit Nizaemon und ich wieder unsere Kraft zurückerlangen und wieder zu Menschen werden. Dann kann ich...endlich wieder mit meinem Mann Seite an Seite glücklich nehmen...ohne seine Hass. Wir können erneut heiraten...und uns ein Leben in dieser Welt aufbauen!" "Nein! Ich werde das nicht zulassen und vor allem...werde ich nicht zulassen, dass du Rohan nochmal etwas antust!" "Was möchtest du dagegen tun? Ist es dir nicht schwer gefallen, dass er dich genau in dem Zimmer geliebt hat, wo er vor 10 Jahren meine Tränen trocknete?" Darauf zuckte Nika zusammen. Langsam ertrug sie diese Frau nicht mehr. "Du kannst es nicht ertragen, auch wenn du weißt, dass ich seine Vorfahrin bin. Bis zu einem gewissen Punkt...hat er mich geliebt...und daran hielt er bis heute feste. Tut das nicht weh?" "HALT...die Klappe! Mir ist mittlerweile egal, was du mit mir anstellst aber lass Rohan aus dem Spiel! Nizaemon hat von meinem Körper Besitz ergriffen. Du hast, was du wolltest! Jetzt lass Rohan in Ruhe!" "Hmmm...er scheint dir wirklich wichtig zu sein! Nun, wenn er dir so wichtig ist, dann soll er auch zusehen, wie Nizaemon dir deine letzten Kraftreserven nimmt und sie für sich nutzt, um wieder vollständig zu werden. Oder hast du es nicht bemerkt, wie er genau an dem Punkt sich deiner Kraft bemächtigte, wo du einst diese dunkle Geschwulst hattest und darauf wartete, dir den Atem zu nehmen? Krebs, meine liebe Nika, ist ein unsichtbares aber schweres Laster. Und nun geh! Es ist nicht weit von hier." Nika schwieg und ging ohne Wiederrede voraus. Sie folgte Nanase, die in Kazumi's Körper steckte, durch den Garten der Herberge, bis sie auf der anderen Seite wieder herauskamen, die sich Nika noch nicht angesehen hatte. In der Ferne sah sie ein dichtes Waldgebiet mit einem hiesigen Schrein, der inmitten über einer Schlucht auf einem Felsen errichtet worden war. Dort sollte wohl alles zu Ende gehen...und dorthin folgten ihnen auch die Gruppe. Nika dachte wohl, dass die Gruppe sie zurückgelassen hatte, vor allem Rohan, nachdem sie ihm diese Worte zugeworfen hatte aber da lag sie falsch. Kurz nach ihrem Verschwinden hatte sich Rohan ebenfalls ins Haus geschlichen und ihrem Gespräch gelauscht. Die Erkenntnis über die Wahrheit schmerzte aber er musste sich zusammenreißen. Nika's Leben war in Gefahr und nun lag es an ihm und den anderen sie zu retten. Es war Zeit dem Ganzen endlich ein Ende zu machen! Kapitel 17: ~Canvas 17~ ----------------------- Als Nika den Schrein betrat, fühlte sie die gleiche Kälte, die sie gespürt hatte, als sie seinerzeit das Totenreich betrat, wo sie Nizaemon Yamamura befreite. Nur, dass dieser hier durchaus real war. Als sie die Brücke zum Schrein über der hiesigen Schlucht überquerte, musste sie hart schlucken als sie in den tiefen Abgrund blickte, der kein Ende zu nehmen schien. Der Schrein selbst wirkte wie ein alter verlassener Tempel...nur, dass eine Sache anders war und dies ließ Nika wiederrum staunen. "Wie hast du es nur geschafft, diesen gewaltigen Baum hierher zu bringen? Er ist...größer als wie ich es mir vorgestellt habe. So erhaben." "Wenn man Menschen lange genug manipuliert und sie mit der Macht der Toten in Angst versetzt, tun sie alles, um nicht zu sterben. Du warst doch selbst im Aokigahara Wald. Viele Menschen haben dort ihr Leben gelassen weil sie vom Pfad abkamen und sich auf die Toten einließen." "Wozu überhaupt der ganze Aufwand? Wieso musste der Baum überhaupt hierher? Kann er überhaupt hier leben? Der Schrein steht mitten auf einem Felsen!" "Momentan zieht er sich seine Kraft aus der Tinte, die durch seine Rinde fließt. Auch die Kraft des zerstörten Gemäldes trägt ihren Sold dazu bei und...natürlich die Lebenskraft Kazumi's sowie deine Kraft." "Was wird jetzt geschehen? Wirst du mich umbringen?" "Ich werde dich nicht töten aber...eventuell wird Nizaemon das tun. Er brauchte dich als Gefäß, wie eine Hülle, um zu überleben. Deine Lebenskraft wird ihm helfen, wieder aufzuerstehen!" "Tss, aber erst mal brauchst du jemanden, der das Gemälde wieder zusammensetzt und diesen Jemand...hast du nicht..." Inständig hoffte Nika, dass Josuke und die anderen sie nicht suchen würden. So zu sterben und ihr Leben zu lassen war ein angenehmerer Gedanke als die Tatsache, dass Nanase Josuke dazu benutzt, um das Bild zu reparieren und sie alle im Anschluss töten. "Hör zu, Nanase. Ich verstehe dich. Jemanden zu verlieren der einem alles bedeutet...muss furchtbar weh tun. Ich habe einst meine Mutter verloren und es hat lange gedauert, bis diese Wunden wieder verheilt sind. Aber selbst wenn ich am Anfang auch Rachegelüste selbst als Kind gehegt hatte gegenüber dem Fahrer, der das Leben meiner Mutter auf dem Gewissen hatte an jenem Tag...wusste ich, dass ich es am Ende nicht ändern konnte und das Leben doch weitergeht. Vielleicht magst du den Tod überwunden haben und wünscht dir deinen Mann zurück. Aber ist es das wert, so viele Menschenleben auf das Spiel zu setzen? Willst du wirklich weitere Unschuldige hier mit reinziehen? Sag mir, grob über den Daumen gepeilt, wieviele Menschenleben hat Nizaemon oder das Gemälde gefordert über all die Jahre, um seinen Hass zu schürren? War es das wirklich wert? Wurde nicht bereits genug Blut vergossen? Du kannst gerade hier mir eiskalt gegenüberstehen aber ich weiß ganz genau, dass du es nicht ertragen könntest, wenn Rohan etwas zustößt." Für einen Moment hatte Nika das Gefühl eine menschliche Regung im verfälschten Gesicht von Nanase zu sehen. Dann lächelte sie. "Wenn ich meinen Mann endlich wieder bei mir weiß, dann werde ich endlich wieder glücklich sein. Bis dahin soll es mir egal sein, ob du oder Rohan oder irgendeiner der anderen stirbt! Aber wir haben schon genug Zeit vergeudet! Nizaemon, mein Liebster! Es ist Zeit, komm zu mir!" "DAS WIRST DU SCHÖN SEIN LASSEN, NANASE!" Beide Frauen blickten hinter sich und Nika war über alles erleichtert als sie Rohan erkannte, gefolgt von Josuke, Okuyasu, Jotaro und Joseph. "Wie kann das sein? Ich habe euch von Nika und mir abgeschirmt bevor wir zum Schrein aufgebrochen waren!" "Tja, du weißt auch, dass ich besondere Fähigkeiten habe und du mich besser nicht unterschätzen solltest! Das Spiel ist aus, Nanase! Nika hat recht, willst du wirklich weiter morden?" "Rohan, du verstehst das nicht! Dieser Mann...war alles, was ich jemals wollte!" "Das verstehe ich...und ich weiß auch, dass du mich nicht mit böswilligen Gedanken in die Sache mit reingezogen hattest. Ich habe dir bereits verziehen, Nanase. Nun bitte ich dich, lass Nika frei. Du und dein Mann, ihr könnt eure letzte Ruhe im Baum finden. Ihr habt doch euch. Ist es nicht das, worauf es ankommt? Dass ihr wieder zusammen seid? Nika hat all ihren Mut aufgebracht, um deinen Ehemann hierher an diesen Punkt zu bringen. Eine eigentlich vollkommen unbeteiligte Person, die nichts damit zu tun hatte! Sie hatte sich sogar freiwillig bereit erklärt, Nizaemon seiner letzten Ruhestätte darzubringen und hat dabei ihr Leben riskiert. Reicht das denn nicht? Ist sein Hass mittlerweile so stark auf dich abgefärbt bist, dass du blind geworden bist?" Nika bemerkte, wie Nanase bei seinen Worten zuckte und sie ins Straucheln brachte. "Sei still, Rohan! Du hättest vor drei Monaten sterben sollen! So wie alle dein Vorfahren und ein Teil von Nizaemon's Werk werden sollen! Du hast alles zu nicht gemacht! Nochmal werde ich nicht versagen!" In jenem Moment sahen die sechs Männer nur noch mit Schrecken zu, wie Nika's Körper unnatürlich anfing zu zucken. Dann erfüllte ein schmerzerfüllter Schrei den Schrein und Rohan wollte sogleich auf Nika zustürmen, doch sie hielt ihn zurück. "NIKA!" "NEIN, ROHAN! KOMM NICHT NÄHER! ER WIRD...ER WIRD MICH..." "NIKA!" "Rohan...es tut mir leid..." Und dann schoß eine gewaltige Fontäne aus schwarzer Tinte aus ihrem Mund, die sich über den Steinboden des Schreins erstreckte. Die Stelle unterhalb von Nika's Brust platzte regelrecht auf und färbte ihre Kleidung schwarz. Rohan und die anderen konnten nur mit Schrecken zusehen, wie Nika's Augen von der Schwärze heimgesucht wurden, bis von dem Weißen und der Iris ihrer Augen nichts mehr übrig war. Tiefe Abgründe erfüllt von endloser Dunkelheit erstreckten sich durch ihre Augen. So schwarz, dass man ihr bis auf die Seele hätte blicken können...wenn sie in jenem Augenblick noch eine gehabt hätte, denn in diesem Moment war sie nicht mehr Nika...sondern Nizaemon Yamamura, der Künstler, der durch ihre Hülle sprach. "Rohan Kishibe...endlich begegnen wir uns." "Nizaemon Yamamura..." "Das ist richtig. Diese junge Frau hat mir wirklich gute Dienste erwiesen." "Lass sie gehen, Nizaemon. Sie hat getan, was du von ihr verlangt hast. Sie muss nicht sterben!" "Bedauere, dafür ist es wohl etwas zu spät. Ich habe dem Mädchen bereits soeben das Leben ausgehaucht. Der Gedanke, dass sie durch meinen Fluch erneut diese furchtbare Krankheit erlangen könnte, hat ihr letzten Endes so eine Angst gemacht, dass es sie zerfressen hat." "Ich glaube dir nicht! Nika ist nicht so schwach, wie du denkst! Du hast selbst gesagt, dass sie einen starken Willen hat! Wenn du sie hättest töten wollen, dann hättest du es schon längst getan!" "Du bist wirklich gar nicht mal so dumm! Kein Wunder, dass Nanase dich vor zehn Jahren als Katalysator einsetzte, um die Dinge ins Rollen zu bringen. Du hast recht, Nika ist nicht tot. Noch nicht. Aber sobald ich ihren Körper verlasse, werde ich mich ihrer letzten Kraftreserven bemächtigen. Sie wird es nicht überleben, Rohan Kishibe! Aber sieh es so...ein Leben für ein Leben. Dann sind wir quitt." Seine Stimme klang verzerrt, als ob er durch zwei verschiedene Stimmen zu Rohan sprechen würde. Untermalt wurde das Ganze noch durch den stetigen Schwall an Tinte, den Nika hervorwürgte und der Tatsache, dass irgendwo hinter dieser dunklen Stimme immer noch Nika's eigene Stimme herauszuhören war. "Nein, das ist nicht wahr. Du...du hast deine Liebste wieder an deiner Seite. Du hast alles, was du möchtest wenn du wieder in das Gemälde zurückkehrst, wenn nicht sogar als Menschen. Aber ich...bin nicht vollkommen ohne Nika an meiner Seite." Als er das sagte, bemerkte er nicht, wie alle Blicke der anderen auf ihn fielen. "Bitte...ich flehe nicht um mein Leben, ich flehe um das von der Frau, in die ich mich verliebt habe! Bitte lass sie gehen!" "Du scheinst es wirklich ernst zu meinen. Selbst wenn ich ihr ihre Lebenskraft lasse, sie wird es nicht schaffen. Die Tinte hat ihren Körper von innen vollkommen zerfressen, wenn du Glück hast, werden ihre von Tinte verklebten Aterien sowie ihre Aorta noch einen kurzen Moment schlagen. Sie wird sterben, Rohan Kishibe!" Jotaro und die anderen bemerkten, wie Rohan die Fäuste ballte. Er biss sich wütend auf die Unterlippe. "Es ist meine Schuld! Sie wollte nur einen schönen Urlaub in Morio verbringen, nichts weiter. Sie war so ein lebensfroher Mensch und hat all das in dem Moment aufgeben müssen als sie dich in ihren Körper gelassen hat. Sie ist stärker als du denkst! Aber ich war erst der Auslöser, dass es so weit gekommen ist. Wenn sie mich nicht getroffen hätte...wenn ich sie an jenem Tag in diesem Café nicht gezeichnet und die Verbindung geschaffen hätte..." "Dir scheint dieses Mädchen allerdings sehr wichtig zu sein! Wenn du sie noch einmal sehen möchtest...dann erfülle ich dir diesen Wunsch. Aber erst...repariert ihr das Gemälde!" Rohan blickte missmutig zu Josuke und auch wenn es diesem nicht gefiel als Rohan ihm zunickte, beschwor er Crazy Diamond, der bevor er die Urne mit der Asche erreichte und mit seiner Fähigkeit Taten sprechen ließ. "CRAZY DIAMOND! SETZE DAS GEMÄLDE WIEDER ZUSAMMEN!" Rohan konnte nur mit Schrecken in den Gliedern zusehen, wie das Bild sich aus tausenden von Aschepartikeln wieder zusammensetzte, bis es wieder zu dem wurde, was einst so vielen Menschen das Leben kostete. "Sehr gut, ich bin euch wirklich zu Dank verpflichtet! Dann möchte ich dir deinen Wunsch auch nicht mehr verwehren. Beeile dich, Rohan Kishibe! Ihre Zeit endet bald." Und dann ließ Nizaemon ein letztes Mal von Nika ab als diese wieder zu sich kam und erst einmal schwarze Tinte hochwürgte, bevor sie diese vor sich auf dem Boden verteilte. Fast panisch rannte Rohan auf sie zu und legte ihre Arme um sie bevor sie zu Boden gehen konnte. "NIKA! Nika, hörst du mich?" "Ro-Rohan...du bist hier...du bist...bei mir." "Nika, es wird alles gut. Bald ist es vorbei. Wir haben unser Ziel erreicht! Bald kannst du wieder dein normales Leben führen und zu deiner Familie nach New York zurückkehren!" "Aber Rohan...vielleicht...will ich das ja gar nicht..." "Was...was meinst du?" "Du...du hattest recht als du sagtest, dass...ich feige bin und keinen Mut besäße...dass ich Angst habe zu meinen Gefühlen zu stehen. Dabei...habe ich dich...die ganze Zeit schon...geliebt!" Seine Augen weiteten sich, er bekam kaum mit, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. "Ich liebe dich, Rohan Kishibe. Du...du hast mir mein Herz gestohlen...ich wollte...dir das noch sagen...bevor..." "NEIN! NEIN, NIKA! DU WIRST LEBEN! WIR WERDEN WIEDER ZUSAMMEN NACH HAUSE GEHEN, ICH HABE DIR MEIN VERSPRECHEN GEGEBEN!" "Wenn du bei mir bist...dann habe ich keine Angst mehr. Auch nicht vor dem Tod. Rohan, bitte sag Billy und Jared, dass sie die beste Familie waren, die man sich wünschen konnte. Und sag...sag...sag meinem Vater, dass ich ihn liebe." "Nein, Nika! Das kannst du ihnen schön selbst sagen wenn wir nach Hause kommen!" "Ich bin so froh...dass ich dir begegnet bin. Dieses Abenteuer...mein Abenteuer...dafür zu sterben...das ist es mir wert..." "NIKA! NIKA, BLEIB WACH! VERDAMMT, MACH DIE AUGEN AUF! DU STIRBST MIR JETZT NICHT WEG! NIKA!" Rohan war zu sehr geblendet davon, dass Nika in jenem Moment tatsächlich die Augen schloss, dass er nicht bemerkte, wie Nizaemon erneut ihren Körper einnahm und aus seiner Tinte eine Klinge formte. Rohan schaute auf...und starrte genau in die tiefschwarzen Höhlen, die ihn irre anfunkelten. "Liebe ist schon ein furchtbares menschliches Laster, nicht wahr, Rohan Kishibe? Keine Sorge, du wirst bald wieder mit deiner Liebsten vereint sein!" Zu spät registrierte Rohan die schwarze Klinge, die auf ihn heraubsauste und genau auf sein Auge zusteuerte. Sein Schicksal war besiegelt. "STAR PLATINUM, THE WORLD!" Das Geräusch, als ob eine Uhr stehenbleiben würde gefolgt von einem vibrierenden Beben ließ die Zeit anhalten und Jotaro schritt rüber zu Rohan und Nika während sie nur still da standen und Rohan's Augen geschockt in die Richtung des Messers blickten. "Meine Güte, was ein Stress. Der Kerl mag zwar ein selbstgefälliges Arschloch sein...aber das hat er nicht verdient, Nizaemon. Ich kann dich das nicht tun lassen." Und so entriss Star Platinum Nizaemon die Klinge aus der Hand und zog Rohan von ihm ein Stück weg. "Die Zeit...läuft weiter." "WAS ZUM? WAS IST GESCHEHEN? WO IST DIE KLINGE? WAS FÜR EIN TRICK IST DAS?" "Ein genialer Trick, Nizaemon. Und ich werde ihn so oft wie eben nur nötig einsetzen, um dich aufzuhalten! Ich lasse nicht zu, dass du den beiden etwas antust! Und nun...VERSCHWINDE GEFÄLLIGST AUS NIKA'S KÖRPER!" Jotaro's Stimme dröhnte durch den Schrein, das ließ sich Nizaemon nicht zweimal sagen. Rohan, der erst jetzt bemerkte, dass Jotaro ihm gerade das Leben gerettet hatte, sah zu, wie Nizaemon tatsächlich Nika's Körper verließ und auf den Körper von Kazumi zusteuerte, der immer noch unter Nanase's Kontrolle stand. "Meine Liebste, lass uns gehen! Das Gemälde ist ganz! Wir können wieder zusammen sein!" "Mein Liebster, nichts mehr auf der Welt habe ich mir gewünscht als wieder an deiner Seite sein zu dürfen. Ich bleibe für immer bei dir und folge dir bis ans Ende der Zeit! Rohan...entschuldige. Bitte verzeih mir. Ich hoffe, du verstehst mich nun." Nun verließ auch Nanase die Hülle Kazumi's, die erschöpft zu Boden ging. Beide flüchteten sich in das Gemälde, worauf dieses regelrecht anfing zu schimmern. Tausende von Spinnen, die in jenem Moment aus der Rinde des Baumens hervorkamen, drängten sich in die tiefe Schwärze des Gemäldes und stetig sah Rohan, wie das Gemälde mit jeder neuen Spinne mehr an Dunkelheit begann. Es hätte ihr Ende sein können...aber das würde Rohan nicht zulassen. "Nein, Nanase. Mir tut es leid." Und dann warf er den Männern hinter sich einen ernsten Blick zu. "Jotaro, Josuke, Okuyasu...ihr wisst, was zu tun ist." Und in jenem Moment erschienen Crazy Diamond und Star Platinum und zerrissen es in in zwei Teile. Rohan hörte ihre Schreie, denn sowohl Nanase als auch Nizaemon waren immer noch in dem Bild gefangen. Die Stands ließen ihnen keine Möglichkeit zu entkommen und in jenem Moment, als ihre Schmerzensschreie, die aus dem zerstörten Gemälde an die Oberfläche drangen, unerträglich wurde, hörte man nur noch ein lautes, ohrenbetäubendes Geräusch. "THE HAND!" Ein kurzer Lichtschimmer war zu sehen, dort, wo Okuyasu mit seinem Stand zuschlug. Im nächsten Moment...waren jegliche Teile des Gemäldes verschwunden. Sie waren einfach nicht mehr da. Wie ausgelöscht. Ruhe kehrte in den Schrein ein und die Männer atmeten erleichtert auf. "Mein Gott, hat dieser Kerl genervt! Was bin ich froh, dass ich diese Fähigkeit mit The Hand habe, sonst hätte ich mir sein dämliches Tintengebrabbel noch länger anhören müssen!" Josuke musste lachen. "Wenigstens ist deine Fähigkeit für etwas gut, mein Freund! Wenn du deine Gerhirnzellen mal mehr anstrengen würdest, würdest du merken, wie stark The Hand eigentlich ist." "Hmmm...ja, mag sein aber vom Nachdenken tut mir immer der Kopf weh." "Du liebevoller Vollidiot!" Die Jungs lachten bis sich Rohan zu Nika hinunterkniete. "Was ist mit Nika?" Keine Antwort. Der Mangazeichner bemerkte, wie Nika's Augen flackerten als sie sie öffnete. Ihre Stimme klang schwach und durch die ewige Würgerei war ihr Hals mit der Tinte verklebt worden. "Ro-Rohan..." "Nika..." "Ist es...ist es vorbei?" "Ja, Nika. Wir haben es geschafft." "Gott sei Dank." "Es tut mir so leid...es ist alles meine Schuld." "Nein, Rohan...das ist es nicht." "Du wirst sterben!" "Nein, wir werden zusammen sein!" "All das hätte nicht passieren müssen." "Rohan?" Vorsichtig presste er sie an sich und weinte in ihr rotes Haar, welches von Tinte durchtränkt war. "Ich liebe dich, Nika! Auch ich...bin so froh, dass ich dir begegnet bin!" "Rohan..." "Aber es darf nicht sein. Du sollst nicht...meinetwegen dein Leben lassen. Du musst in dein altes Leben zurückkehren, wo deine richtige Familie auf dich wartet...und mich vergessen." "Rohan, was hast du vor?" "Nika...bitte verzeih mir..." "ROHAN, NEIN! ROHAAAAN!" "HEAVEN'S DOOR!" Sie oder die anderen konnten gar nicht so schnell reagieren wie Rohan die Seiten in ihrem Gesicht öffnete und hineinschrieb. "Vergiss mich! Vergiss alle Erinnerungen! VERGISS ALLES!" Ihre Seiten waren leer. Alles, was sie beinhielten, war weiß. Da war nichts mehr. Kein Leben, keine Seele. Ihre Augen waren mindestens so leer wie die Seiten ihrer Persönlichkeit und als die anderen registrierten, was Rohan getan hatte, hätte er ihre Wut nicht noch mehr auf sich ziehen können. "ROHAN, WIESO HAST DU DAS GETAN? DAS WÄRE NICHT NÖTIG GEWESEN! WIR HÄTTEN SIE HEILEN KÖNNEN!" "Aber nicht die Dunkelheit, die auf ihrem Herz lastete. Die Tinte hatte ihren Körper und ihre Seele zerfressen sowie die Erinnerungen an ihre meistgefürchteste Angst wieder hochgeholt. Indem ich ihre Erinnerungen auslöschte konnte ich sie endgültig von Nizaemon's Fluch befreien." "WARUM? SIE HAT DAS NICHT GEWOLLT! BIST DU SO EGOISTISCH? WAR IHRE LIEBE DENN NICHTS WERT?" "JOSUKE, RAFFST DU ES NICHT? GERADE WEIL ICH SIE LIEBE WOLLTE ICH SIE RETTEN! ES GAB SONST KEINE ANDERE MÖGLICHKEIT!" Sofort schwieg Josuke als er die Tränen in Rohan's Augen sah. Das war das erste Mal seit Remi sich seinerzeit nach Kira's Tod verabschiedet hatte, dass er Tränen in den Augen des Mangazeichners gesehen hatte. "Ich habe bereits zwei Menschen verloren, die mir einst wichtig waren. Noch einen möchte ich nicht riskieren. Um ehrlich zu sein...hätte ich sie die ganze Zeit so retten können...so dass es zu dem Fluch gar nicht erst gekommen wäre. Aber...sie hat mich so fasziniert. Ihre Art, ihre Persönlichkeit. Ich weiß, es war nicht fair. Sie hat gelitten obwohl sie gelacht hat. So eine starke Frau, ich habe wirklich Hochachtung vor ihr! Ich hätte jeden Augenblick nutzen können, um ihre Erinnerungen komplett auszulöschen. Nur ein Satz hätte genügt. Aber...ich wollte dieser Frau, die ich von Anfang an so faszinierend fand wenigstens einmal sagen, dass ich sie liebe, ohne dass sie mich vergisst!" "Rohan Sensei..." "Bitte, Josuke und Jotaro...es gibt nur noch zwei Sachen, die ihr tun müsst. Bringt ihr Herz wieder zum schlagen. Ich bitte euch. Lasst sie nicht sterben! Ich weiß, dass ich eure Hilfe nicht verdient habe aber...bitte...tut mir den Gefallen...um Nika's Willen! Bitte...bringt das Leben wieder zurück in ihre Augen. In die Augen, die ich so sehr liebe." Das musste Rohan den beiden nicht zweimal sagen. Während Star Platinum's Hand in Nika's Brust verschwand und sich um ihr Herz legte, sorgte Josuke dafür, dass genug Energie durch sie floss, so dass sie wieder hellwach und gesund sein würde, sobald sie wieder zu Bewusstsein käme. Star Platinum ließ durch seinen Handgriff Nika's Herz wieder schneller schlagen und Crazy Diamond legte seine heilenden Hände auf. Jegliche Tinte verschwand, auf sowie in ihrem Körper und die Farbe kehrte wieder in ihr Leben zurück. Es dauerte einen Moment und alle standen erwartungsvoll um Rohan und Nika. Dann öffnete sie ihre Augen...doch sie sah nichts...denn die Seiten waren immer noch geöffnet. "Wer...was ist passiert? Wo bin ich? Wer bin ich?" Die Seiten spiegelten das wieder, was Nika war. Gesund aber leer. Er hatte ihr ihre Seele genommen und eine leere Hülle zurückgelassen. "Rohan Sensei...willst du das wirklich?" "...natürlich nicht. Aber was ist wenn sie sich an mich erinnert...sie wird ewig mit den negativen Erinnerungen leben und mich mit ihnen in Verbindung bringen. Wäre es nicht besser wenn sie mich vergisst anstatt dass sie mich hasst?" "Sie wird dich nicht hassen! Dafür liebt sie dich viel zu sehr. Rohan...so kalt bist du nicht...oder erträgst du den Gedanken nicht, dass sie bald nicht mehr da sein wird?" Darauf zuckte Rohan zusammen, doch nickte er. "Das...ist genau...das Schlimmste. Sie wird gehen...ich kann sie nicht aufhalten. Ich liebe sie aber...ich kann sie auch nicht zwingen bei mir zu bleiben." "Sag ihr, dass sie bleiben soll. Quält euch nicht länger! Habt ihr nicht schon lange genug gelitten?" "Bist du sicher, Josuke? Ich bin vieles. Egoistisch, selbstsüchtig und selbstgefällig. Denkst du wirklich, dass ich dieser Frau die Liebe geben kann, die sie verdient?" "Du bist zwar alles das, was du gerade aufgezählt hast aber...du bist kein Monster, sondern immer noch ein Mensch und du hast dich verliebt. Geb dir selbst eine Chance. Ich denke, Nika würde das auch wollen. Oder meinst du nicht?" Er sah, wie Josuke lächelte und es gab ihm neuen Mut. "Ich hasse dich nach wie vor, Josuke Higashikata. Aber ich möchte an deine Worte glauben." Darauf öffnete Rohan mithilfe von Heaven's Door die Seiten auf ihrem Handrücken...und schrieb folgende Worte hinein. "Reib diese Erinnerungen an deine Stirn...und du wirst dich wieder an alles erinnern. Auch an mich." Und dann tat Nika wie geheißen und im nächsten Moment...schloßen sich sowohl die Seiten auf ihrer Stirn sowie jene auf ihrem Handrücken und sie gab ein langgezogenes Seufzen von sich, als ob sie gerade wieder zu Atem gekommen war. Als sie aufrecht saß, erblickte sie zuerst die Männer, dann schaute sie zu Rohan. "Rohan, ich lebe!" "Ja, Nika. Du lebst. Willkommen zurück!" "Haben wir...es geschafft? Ist es wirklich vorbei?" "Ja, wir haben es geschafft." "Ich...ich bin so froh!" Und dann fiel sie Rohan erleichtert um den Hals, der sie behutsam in den Arm nahm. Er warf einen Blick zu Josuke und den anderen, die Rohan erleichtert anlächelten und während Josuke und Jotaro sich endlich um die immer noch ohnmächtige Kazumi kümmerten, lief Rohan vor Erleichterung eine Träne über die Wange. "Ich bin so froh, dass du lebst." Kapitel 18: ~Canvas 18~ ----------------------- "Wie geht es ihr?" "Sie hat nach wie vor leichte Kopfschmerzen aber sonst keine weiteren Verletzungen." "Das ist gut. Das arme Mädchen." "Nunja, wir haben nachdem sie wieder zu sich gekommen ist ihre privaten Sachen in der Herberge gefunden. Kazumi ist tatsächlich ihr richtiger Name. Sie kommt eigentlich aus Deutschland, ist aber von der Herkunft her Japanerin." "Hatte sie...außer ihrer Mutter noch andere Verwandte?" "Ja, ihren Vater aber der hat sich wohl seit Jahren einen Dreck um sie und ihre Mutter gescherrt. Laut Kazumi hat er zwar regelmäßig Unterhalt für sie bezahlt, sich aber nie blicken lassen, da er viel zu sehr mit seiner aufsteigenden Karriere in Tokyo beschäftigt war." "Sie ist also...ganz allein." "Nicht ganz. Anscheinend wurde sie vor zwei Monaten nach ihrer Übernahme durch Nanase als vermisst gemeldet. Sie hat zwei sehr gute Freunde in Deutschland, die damals eine Vermisstenanzeige herausgegeben haben, Kazumi wurde aber nie gefunden. Anscheinend ein homosexuelles Paar." "Ich glaube, ich habe gerade ein Deja Vu! Erinnert mich irgendwie an meine Beziehung zu meinen Freunden Billy und Jared." "Ja, ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass ihr euch sehr ähnlich seid. Ich habe mit einem der beiden, sein Name war Brad Wilberg, telefoniert. Kazumi war eigentlich von ein auf den anderen Tag nach Japan aufgebrochen, da es ihrer Mutter aufgrund der Krebserkrankung so schlecht ging. Sie wollte eigentlich nur zwei Wochen weg sein, doch sie kam nie wieder..." "Das muss eine schreckliche Erfahrung für sie gewesen sein...zuerst verliert sie die eigene Mutter und dann übernimmt Nanase die Kontrolle über sie." "Sie hat sich soweit wieder gefasst und wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen nach Deutschland zurückfliegen wenn sie sich von dem Schock erholt hat. Da sie ja direkt nach dem Auffinden ihrer Mutter von Nanase Kishibe besessen wurde, hatte sie bisher keine Gelegenheit gehabt ihre Trauer vernünftig zu verarbeiten. Momentan befindet sie sich noch im Krankenhaus von Morio, wo sie betreut wird. Aber sie scheint eine starke junge Frau zu sein, sie wird es schaffen." Zwei Tage waren bereits vergangen, seit Nika und die Jungs wieder zurück nach Morio gekommen waren und nun saß sie, einen Tag vor ihrer Abreise mit Josuke auf der Veranda von Rohan's Haus bei einer starken Tasse Kaffee. "Gott, ich kann immer noch nicht glauben, dass es endlich vorbei ist." "Geht es dir denn soweit gut?" "Ich bin erschöpft, Josuke. Ich meine, ich habe irgendwie tatsächlich gegen böse Geister und Flüche gekämpft und wäre fast gestorben...okay, irgendwo dazwischen bin ich es sogar. Ich kann euch gar nicht genug danken und ich weiß nicht, wie ich es euch jemals zurückzahlen soll, dass ihr mir das Leben gerettet habt." "Bleib bei uns." "Josuke..." "Was hält dich in New York?" "Meine Freunde, meine Familie, mein Leben. So einfach ist das halt nicht. Wenn alles glatt geht, wollte ich nach dem College meine eigene Tanzschule auf Jamaika eröffnen." "Mach das doch hier." Als Nika aufschaute, schenkte sie Josuke einen skeptischen Blick. "Josuke, ich weiß, was du mir damit andeuten möchtest...aber ich kann meine Familie nicht alleine lassen." "Aber du liebst Rohan. Hast du wirklich solche Sorge, dass eure Beziehung zum Scheitern verurteilt ist?" "Das ist es nicht...ein oder zwei Jahre...ist eine lange Zeit. In dieser Zeit könnte sich einiges verändern und...vielleicht...vielleicht hat er mich bis dahin...längst vergessen." "Du bist dumm, Nika. Mag Rohan sein wie er ist aber er hat bisher nie etwas vergessen oder jemanden. Ist vielleicht ein blödes Beispiel in deiner Situation aber du hast es doch an Nanase gesehen. Selbst zehn Jahre später ist Rohan nach Paris geflogen, um sich das Bild anzusehen, von dem Nanase gesprochen hatte. Er hat sie also nie vergessen und ich bin mir sicher, dass er dich erst recht nicht vergessen wird." Mit einem verzweifelten Grinsen raufte sich Nika die Haare. "Ach, ich hasse Abschiede! Sie sind immer so schwer und auch, wenn ich die beiden nicht so gut kannte, ging es mir echt nah als ich gestern Joseph und Jotaro auf wiedersehen sagen musste. Ich meine, Joseph wohnt in New York, ich könnte ihn besuchen gehen und Jotaro...er lebt halt auch hier irgendwo in Japan, den werde ich auch nicht so schnell wiedersehen." "Niemand ist aus der Welt, Nika. Du kannst jederzeit hierher zurückkommen." "Du bist ein wundervoller Mensch, Josuke. Deine Worte haben mir sehr geholfen die letzten Tage. Ich hoffe, dass du eines Tages auch dein Glück finden wirst." "Ach, ich bin noch zu jung um mich zu binden. Na gut, 26 Jahre mittlerweile. Außerdem habe ich meine Freunde, denen ich schon den größten Teil meiner Zeit schenken muss, siehe Okuyasu. Da wird für eine Beziehung nicht viel Zeit bleiben. Außerdem...bin ich mir persönlich gar nicht so sicher, ob ich ein guter Beziehungsparter oder fester Freund wäre." "Ach, das denke ich schon. Flirten kannst du schon mal, wenn auch nur schamlos." "Das auf dem Fest tut mir immer noch leid." "Ach, vergiss das doch jetzt bitte. Du hast mir die Augen geöffnet und das hat mir sehr gut getan. Eines Tages wirst du eine junge Frau sicher mal sehr glücklich machen...oder einen Mann? Je nachdem..." "Denkst du etwa, dass ich schwul bin?" "Um ganz ehrlich zu sein, ich habe es einige Momente lang gedacht und selbst wenn, was wäre so schlimm daran?" "Ehrlich gesagt habe ich darüber noch nie so richtig nachgedacht aber...ich glaube, dass ich doch mehr auf Frauen stehe. Obwohl ich ehrlich gesagt jedes Mal überfordert bin wenn mich die Mädchen auf meiner Schule ansprechen." "Lass die Zeit für dich arbeiten, Josuke. Es kommt alles so, wie es kommen soll." "Dasselbe gilt aber auch für dich, Nika." "Ich...werde Morio...euch alle...sehr vermissen. Ich würde so gerne bleiben, Josuke...aber ich habe Zuhause Verpflichtungen. Ich...kann mein Leben nicht von ein auf den anderen Tag aufgeben. Auch...wenn mein Herz etwas anderes sagt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal so sehr..." Doch Josuke sah, wie ihr beinahe Tränen in die Augen stiegen. In jenem Moment erhob sie sich und nahm Nika feste in den Arm. "Komm wieder irgendwann, Nika. Damit du glücklich wirst. Ich bin mir sicher, dass Rohan auf dich warten wird." "Danke...Josuke." Sie schenkte dem jungen Japaner ein sanftes Lächeln. "Du bist wirklich unbeschreiblich herzensgut, Josuke. Ich wünsche dir alles Glück der Welt." Verlegen fasste sich Josuke in den Nacken als schließlich jemand sich zu den beiden gesellte. "Stör ich euch zwei?" "Rohan! Nein, keinesfalls." "Ah Sensei, ich wollte eh gerade gehen. Nika, Okuyasu und ich kommen morgen früh nochmal vorbei, um uns zu verabschieden." "Danke, das...würde mich sehr freuen." "Lass dich nicht unterkriegen, Rotschopf." "Du aber auch nicht, Schmalztolle." "Einmal lasse ich es dir durchgehen!" Darauf zwinkerte Josuke und ging. Nika sah ihm einen Moment lang nach bevor er hinter den gemütlichen Einfamilienhäusern Morio's verschwunden war. *~* "Alles in Ordnung, Nika?" "Ja, ich denke schon. Es war eine lange, sehr anstrengende Reise." "Aber am Ende haben wir es doch geschafft." "Ja, da hast du recht." Ein aufgesetztes Lächeln legte sich auf Nika's Lippen. "Wer hätte gedacht, dass alles so schnell wieder vorbei sein würde? Morgen...morgen fliege ich schon wieder nach Hause." Rohan schwieg und antwortete nicht. Stattdessen ging Nika langsam an ihm vorbei. "Ich...ich sollte meine Tasche packen, damit...damit ich morgen nichts vergesse." In jenem Moment begann ihr Herz schneller zu rasen als wie sie wollte und ein furchtbarer Schmerz legte sich auf ihre Brust. Sie war nicht ganz durch die Türe durch, da spürte sie, wie heiße Tränen sich in ihren Augen ankündigten, doch sie hielt sie zurück. Langsam wollte sie die Treppe hinaufgehen und sich für die Abreise vorbereiten als... "Nika!" Die Stimme Rohan's hallte in ihren Ohren wie ein weit entferntes Echo und am liebsten hätte sie sich nicht umgedreht, vom Fleck bewegen konnte sie sich aber auch nicht. Sie war wie gelähmt und eine furchtbare Kälte durchfuhr ihren Körper. ~"Nein...dreh dich jetzt nicht um. Dreh dich bitte nicht um! Sieh ihn nicht an! Sieh ihm nicht in die Augen!"~ Doch in jenem Moment hörte sie, wie Rohan's Schritte beschleunigten, er ihr Handgelenk sanft ergriff uns sie zu sich drehte. Sie konnte es nicht verhindern und sah ihm tief in die Augen. "Nika..." Ihre Stimme war ein Flüstern, ihre Unterlippe bebte. "Nein, Rohan...bitte..." "Bitte geh nicht." "Nein..." "Bitte...geh nicht weg! Bleib bei mir!" Nika's Herz raste mit tausend Sachen als er ihre Handgelenke ergriff und sie sich auf die Brust legte. Langsam wanderten seine Hände in ihr Gesicht. Darauf hob nun Nika ihre Hände...und legte sie sanft auf die von Rohan bevor sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, ihr Blick vor Schmerz verzerrt. Sie sagte kein Wort und doch wusste Rohan, was sie ihm sagen wollte. Es war als ob er ihre Gedanken hören könnte, er brauchte Heaven's Door nicht um zu verstehen, was sie ihm mit ihrem gequälten Blick mitteilen wollte. ~"Ich will doch gar nicht gehen! Ich will nicht gehen! Ich...will bei dir bleiben! Ich wünschte...ich könnte für immer...bei dir bleiben! Ich liebe dich, Rohan! Ich liebe dich so sehr! Ich liebe dich, ich liebe dich! Aber ich kann nicht bleiben. Ich wünschte, ich könnte alles aufgeben...aber es geht nicht. Mein Herz...schreit nach dir, es...tut so weh, Rohan. Es tut so furchtbar weh! Darum...bitte...mach es mir nicht schwerer als wie es schon ist. Sieh mich nicht so an...es tut...so weh. Bitte...zwing mich nicht es dir zu sagen. Wenn ich dir sage was ich fühle...dann kann ich nie wieder gehen. Dann will ich bleiben! Aber ich muss gehen! Nach Hause...zu meiner Familie. Aber...ich kann dich nicht vergessen! Bitte...versteh mich doch!"~ Vorsichtig streichelte Rohan Nika die Tränen aus dem Gesicht, ihre Hände festgekrallt in seinen Handgelenken. Als sie die Augen öffnete und sich ihre Blicke trafen konnte sie es nicht länger zurückhalten. Sie fiel ihm um den Hals...und ihre Lippen verschmolzen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Sofort umfasste Rohan ihre Hüfte und presste sie gegen die Wand. Sein Kuss raubte ihr den Atem, seine Zunge berührte ihren Hals und als sie sich atemlos in die Augen schauten, wusste er, was sie ihm sagen wollte. ~"Ich liebe dich! Ich liebe dich über alles! Mein Herz schreit. Bitte, Rohan...halt mich! Liebe mich! Ich will dich! Ich will dich so sehr! Halt mich...ich gehöre dir! Lass mich den Schmerz vergessen...in deinen Armen. Ich will mich nicht mehr verstecken, ich lasse sie zu...meine Gefühle zu dir. Ich will sie dir zeigen. Dir zeigen, wie sehr ich dich liebe...und begehre. Morgen werde ich nicht mehr hier sein aber...mein Herz...wird für immer bleiben. Es gehört dir. Für immer."~ Bereits auf dem Weg ins Schlafzimmer konnten sie die Hände nicht voneinander lassen. Rohan riss Nika regelrecht die Kleider vom Körper bevor sie das Bett erreichten und er sie vollkommen entkleidet auf das Bett legte. Auch sie hatte ihn auf dem Weg von seiner Kleidung befreit, wollte ihn fühlen, seine Haut, seine Wärme. Sie sah zu ihm hoch als er über sie gebeugt lag. Wie ihre Blicke sich trafen und dieser Augenblick für sie vollkommen unwirklich zu sein schien. Ihr Kopf drehte sich, dabei klammerten sich ihre Gedanken an ihn als sie das Glänzen in seinen grünen Augen sah. Ja, er würde sie vergessen lassen und sie lieben...so sehr lieben, dass sie ihn niemals vergessen und ihr die bittersüße Erinnerung dieser Nacht hinterlassen würde. Er presste sich auf sie, küsste sie sanft auf den Mund während ihre Hände sich um seinen Nacken legten. Er fühlte ihre Haut, fühlte sie ganz als sich ihre Körper berührten. Immer wieder drang er tief mit der Zunge in ihren Mund, spürte, wie ihre Hände sich in sein Haar gruben. Er fühlte ihre Hände über seinen Rücken fahren als er sich auf sie drückte, wie sie mit den Fingern die Kurven seiner Hüften und seinem Po nachzeichnete. Langsam glitt er tiefer, seine Lippen kostant gegen ihre Haut gepresst. Ihre Hände wanderten hinter ihren Kopf bis sich ihre Finger dort in das Bettlaken krallten und heiße Luft durch ihre Zähne presste als Rohan mit der Zunge ihre Brustwarzen verwöhnte und seine Hände diese sanft umfassten. Jede Berührung ließ Nika erschaudern, auch als er nur zaghaft ihre Knospen mit den Fingerspitzen berührte. ~"Nicht so zärtlich! Fass mich fester an!"~ Seine Zähne knabberten an ihren Brustwarzen während seine Hände ihre Brüste feste umfassten und massierten. Rohan spürte, wie sich Nika's Körper aufbäumte und sie laut stöhnte. Wie sinnlich ihre Stimme klang, wie ein Schrei erfüllt von Wonne. Als seine Lippen sanft die kleine Narbe liebkoste, die von ihrem Tattoo umschlossen wurde, zuckte sie verzückt zusammen und blickte ihn verlegen an. Einen Moment lang hing ihr Blick sehnsüchtig an seinen Lippen bevor sein Kopf weiter in die Tiefe glitt. Dann packte er grob ihre Schenkel, spreizte sie und als sein Kopf sich zwischen ihren Beinen verlor und sie plötzlich Hitze an ihrem Kitzler spürte, schrie sie befreiend auf. "ROHAN!" ~"Ja, schrei meinen Namen! Ich will ihn hören! Die Worte, die aus deinem Mund dringen! Ich will, dass du jede meiner Berührungen spürst, mich mit jeder Faser deines Körpers fühlst! Ich werde dir solche Lust verschaffen! Lust, die du niemals vergessen wirst wenn du fortgehst! Damit du mich niemals vergisst! Schrei für mich, lass alles raus! Ich will dich schmecken, kosten, jeden einzelnen deiner sensiblen Punkte stimulieren! Ich brauche Heaven's Door nicht, um zu lesen, was du fühlst! Die Hitze, jede Regung deines Körpers sagt mehr als tausend Worte! Ich werde dich lieben damit du mich nie vergisst!"~ Immer wieder ließ er seine Zunge hervorschnellen, wild und ungezügelt über ihre empfindlichsten Punkte. Rohan spürte, wie Nika sich unter ihm wandt, wie sich ihre Hüften ihm entgegenstreckten und sie so verdeutlichte, dass sie mehr wollte. Wild drückte er ihre Beine nach vorne, ließ seine Finger in sie gleiten und brachte sie zum schreien als sowohl Zunge und seine Finger das Sprechen übernahmen. Ihre Beine zitterten, die er sich über die Schultern legte, ihre Hände krallten sich links und rechts in das weiche Laken. Immer schneller pumpte er in ihr, fühlte die Hitze und Feuchtigkeit, die sie über seine Finger ergossen und fühlte ihren pulsierenden Schwachpunkt, bis sie vom Höhepunkt hart erschüttert wurde und ihr Körper unter der plötzlichen Anspannung erregt zuckte. Er ließ sie gewähren als Nika schwer atmend unter ihm lag, küsste ihre Stirn und ihre Lippen als sie ihn erschöpft anblickte, bis sie die Führung übernahm als Rohan sich an ihrer Stelle auf das Bett legte und sie ihn sanft mit der Zunge an Brust und zwischen den Beinen verwöhnte. Ihre Lippen, ihre Zunge, alles fühlte sich großartig an als sie geschickt seine Erregung stimulierte. Sie fühlte ihn pulsieren, wie er sich anspannte und härter in ihrem Mund wurde und lauschte seinen erregten Seufzern während Rohan ihr immer und immer wieder durch das schweißnasse, rote Haar fuhr. Ihm entging nicht der verträumte Blick in ihren Augen als sie erregt zu ihm aufschaute. Ihre Zunge löste sich von ihm, zog einen heißen Faden mit sich, den sie aufnahm bevor sie sich verspielt die Lippen leckte. Er wollte nicht mehr warten, er wollte sie ganz! Grob drückte er sie wieder unter sich und betrachtete sie. Sie war so wunderschön und sie beiden wussten, dass sie sich nicht wiedersehen würden. Rohan war sich sicher, sie würde nicht zurückkommen. Deswegen wollte er ihr es zeigen. Seine Sehnsucht, sein Verlangen und seine Liebe zu ihr und als er ruckartig in sie stieß ohne jegliche Vorwarnung, sog Nika überrascht die Luft stark ein und stöhnte ihm ihre Lust entgegen. Sie vergaßen die Zeit, den Raum um sich herum während sie sich innig liebten. Rohan lauschte ihrer Stimme wenn sie vor Lust schrie, genoss das Beben ihres Körpers als sie unter ihm lag und er sie anschließend auf seinen Schoß zu. Sie wussten nicht, wie oft und wie lange sie sich an diesem Tag liebten, Zeit war bedeutungslos. Sie waren vollkommen gefangen in ihrem eigenen Verlangen, das Gefühl von Extase schloss jegliche andere Wahrnehmungen aus und als sie zusammen den Gipfel der Lust erreichten, immer und immer wieder, krallte sich Nika in seine Haut und ließ Rohan nicht los bis jegliches Lustgefühl verklungen war. Vor Rohan's Augen zuckten Blitze, seine Hände hielten sie umschlungen bis das Zittern ihres Körpers nachließ. Sie ruhte in ihrer letzten gemeinsamen Nacht erschöpft in Rohan's Arme, doch fand sie keinen Schlaf. Ihre Hände lagen ruhig auf seiner Brust während Rohan sie fest umschlungen hielt. Nur wenige Tränen verließen ihre Augen als sie letztlich doch einschlief aber nicht, ohne einmal die Worte zu sagen, die ihr auf der Seele brannten. Sie konnte nicht gehen ohne es ihn wissen zu lassen...auch wenn es sie in jener Nacht fast zerriss. "Ich liebe dich." Kapitel 19: ~Canvas 19~ ----------------------- Er streichelte ihr ein letztes Mal über den Rücken, den sie Rohan präsentierte. Als Rohan am Folgemorgen erwachte, lag Nika mit dem Gesicht zu ihm gedreht, der Oberkörper frei und einzelne rote Haarsträhnen fielen ihr in die Stirn. Es war lange her, dass er so etwas gefühlt hatte. Sein Leben hatte sich bislang nur ihm selbst gedreht und nun, wo er das erste Mal Gefühle von Liebe und Geborgenheit empfand für einen Menschen, der ihm in vielen Dingen nicht ähnlicher hätte sein können, musste er sie wieder gehen lassen. Es war nicht fair und er wusste, dass er sie vergessen musste. In den wenigen Tagen, die sie miteinander verbracht hatten, war Rohan klar geworden, dass Nika viel zu pflichtbewusst war und ihr die Familie, ihre Freunde über alles ging. Doch wieder einmal ließ ihn jemand mit gebrochenem Herz zurück. Sanft küsste er ihre Stirn als sie noch im Tiefschlaf war, dann erhob er sich und als er nach einer erfrischenden Dusche angezogen aus dem Bad kam, ging er in sein Arbeitszimmer, wo er etwas suchte. Etwas besonderes. Etwas, was er ihr mitgeben wollte, damit sie ihn am Ende nicht vergaß. Auch er wollte sie nicht vergessen. Rohan wollte, dass er in ihrem Herzen blieb und so griff er eines der wenigen Andenken, welches er selbst von ihr angefertigt hatte an jenem Tag in dem kleinen Café in Morio, wo sie nach ihrem Treffen im Wald das erste Mal richtig miteinander gesprochen haben. Er packte dieses Andenken sorgfältig in eine Hülle und versteckte es ganz unten in ihrem Koffer, damit sie es erst sähe wenn sie Zuhause ankäme. Er wusste, dass ihr Herz in Morio bleiben würde aber in New York wäre sie nicht vollkommen ohne ihn. Deswegen legte er ihr dieses Andenken mit bei...und damit auch sein Herz. *~* "Hast du alles?" "Ich denke schon. Habe eben noch die restlichen Sachen in meinen Koffer sortiert, da dürfte jetzt nichts mehr fehlen." Die Stimmung war angeschlagen als sie draußen vor Rohan's Türe standen und Nika auf das Taxi wartete, was sie zum Bahnhof brachte. Sie musste zuerst zurück nach Tokyo, um von dort aus wieder nach New York zu fliegen. Sie versuchte sich ein Lächeln abzuringen. "Danke...für alles. Ohne dich...würde ich jetzt sicher nicht mehr leben." "Es tut mir leid, dass du so eine furchtbare Erfahrung machen musstest. Geht es dir denn wirklich gut?" "Siehst du nicht, wie ich lächle? Mir ging es nie besser." Erneut kämpfte Nika mit den Tränen und wischte sie mit dem Handrücken weg. "Ich verstehe dich. Du hast deine Verpflichtungen Zuhause. Dass du dich deiner Verantwortung stellen möchtest verstehe ich vollkommen." "Immerhin...hatte ich mein eigenes kleines Abenteuer, was nur mir gehört. Etwas, was ich die ganze Zeit wollte." Vorsichtig nahm Rohan sie in den Arm. Wortlos hielt er sie und nach wenigem Zögern erwiderte sie die Geste, wenn auch mit zitternden Händen. "Wie sagt man auf japanisch...lebe wohl?" "Sayonara." "Stimmt, dasselbe hatte ich...am Anfang meiner Reise in Japan auch zu Billy gesagt...und jetzt...muss ich es zu dir sagen." Sanft küsste Rohan ihre Stirn bevor er diese gegen seine lehnte und Nika im Nacken festhielt. "Ich werde immer bei dir sein und über dich wachen. Vielleicht werden wir uns nie wiedersehen aber...bitte vergiss mich nicht." "Wie könnte ich dich vergessen, Rohan? Ein Teil von mir wird immer hierbleiben. Hier bei dir." "Ich dachte immer, dass meine Zeichnungen mein Leben vollkommen machen würden...aber das war ein Irrtum." "Du hast...sehr viele verborgene Talente, Rohan. Bitte bleib immer so, wie du bist." "Das werde ich. Und versprich du mir, dass du dich nie für jemanden verändern wirst." Sie sah, wie das Taxi näher kam. "Rohan, warum...hast du eigentlich...mit Heaven's Door nicht schon früher meine Erinnerungen ausgelöscht?" "Du...du hast es gemerkt?" "Ich weiß auch nicht. Es war ein...unbewusstes, merkwürdiges Gefühl. Ich weiß, dass du nur so all die schlechten Erinnerungen sowie den Fluch endgültig aus meinem Körper verbannen wolltest. Wieso hast du es nicht schon früher getan?" Beinahe wehmütig blickte Rohan in ihre Augen. "Ich hatte es vor. Wirklich. Ich hatte lange mit dem Gedanken gespielt deine Erinnerungen an mich sowie an den Fluch zu löschen aber ich konnte es nicht. Als wir in dem Schrein waren tat ich es, weil ich mich schuldig und verantwortlich gefühlt habe für das, was dir wiederfahren ist...ich wollte, dass du mich vergisst und dein normales Leben wieder führst aber..." Und dann spiegelten sich Tränen in seinen Augen als er sie anblickte. "...selbst wenn Josuke mich nicht überredet hätte, hätte ich es nicht gekonnt und auch schon davor nicht. Du...hast mich von Anfang an so fasziniert mit deiner Art und deinem Wesen. In dem Moment, wo ich entschied dir deine Erinnerungen nicht zu nehmen und deine Geschichte nicht umzuschreiben habe ich zwar wieder aus eigenem Interesse gehandelt aber...ich wollte nicht die Person verändern, deren Geschichte und ihr Charakter mich so sehr fasziniert hat. Dieser Mensch, der so viel Leid erfahren hat und doch so stark geblieben ist. Weil es genau dieser Mensch war, in den ich mich verliebt habe..." "Rohan..." Es war ihr egal, ob andere Personen auf der Straße sie sahen, sie fiel ihm regelrecht um den Hals und küsste ihn wild auf den Mund. Dabei entging den beiden, wie Josuke und Okuyasu um die Ecke gerannt kamen, im Glauben, sie hätten Nika bereits verpasst aber als sie die beiden sahen, vollkommen außer Atem, hielt Josuke Okuyasu zurück und die beiden jungen Männer beobachteten den tränenreichen Abschied der zwei Liebenden. Als Nika sich von Rohan löste, lächelte sie mit Tränen in den Augen wie kleine Kristalle. "Nur, damit du es weißt, ich habe kein bisschen von all dem bereut. Das alles...war es total wert. Vielleicht...brauchte ich auch so eine kleine Wendung in meinem Leben. Diese positiven Ereignisse...werde ich mit nach Hause nehmen." "Nika...ich kann vielleicht behaupten, dass du mein schönstes Meisterwerk bist." Das Hupen des Taxis holte Nika wieder in die Realität zurück. "Ich will nicht gehen! Warum tut...dieser Abschied so furchtbar weh?" "Sei tapfer. Dreh dich nicht um. Schau nicht zurück, okay? Nicht zurückblicken." Ein stummes Nicken war ihre Antwort. So löste sie sich langsam von Rohan und schritt mit Tasche und Koffer Richtung Taxi. Sie bemerkte die beiden Jungs nicht, die immer noch hinter den letzten Häusern standen. Als sie ins Taxi stieg kam ihr die Realität in jenem Moment vollkommen fremd vor. Ihr war bewusst, dass es nach Hause ging...und ihr Herz schmerzte, doch sie drehte sich nicht um, so sehr sie es auch wollte. Sie drehte sich nicht um bis das Taxi um die Ecke war und das Haus Rohan's aus ihrem Blickfeld war und verkniff sich jegliche Träne. Rohan hingegen und Josuke und Okuyasu wollten ihren Augen nicht trauen...er unterdrückte ein Schluchzen und warf sich die Hand vor das Gesicht bevor er wieder ins Haus ging und die Türe hinter sich abschloss. *~* Ihr Zug hatte leider ein wenig Verspätung aber das war nicht schlimm, da sie in Tokyo am Flughafen eh noch genug Zeit hatte, bevor ihr Flieger ging. Sie schickte Billy vorsorglich eine Nachricht, dass sie doch früher als erst nach den angedachten weiteren zwei Wochen nach Hause käme und alles wieder gut wäre. Als sie in den verspäteten Zug Richtung Tokyo einstieg, wurde ihr das Herz zumal schwerer. Sie war froh im letzten Abteil zu sitzen, so konnte sie aus den den Fenstern noch ein wenig die Gegend von Morio genießen. Sie würde diese kleine aber laute und bizarre Stadt sehr vermissen sowie ihre Menschen. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Sie wollte sich nicht umdrehen weil es ihr den Abschied noch schwerer machen würde und sie Gefahr lief doch wieder auszusteigen. "NIKA! NIKA-CHAN!" "Was? Das ist doch..." Sie rannte zum Fenster und öffnete den oberen Teil als sie Josuke und Okuyasu sah, die neben dem Zug noch am Gleis mit entlangliefen. "NIKA, KOMM GUT WIEDER NACH HAUSE! VERGISS UNS NICHT!" "DAS WERDE ICH NICHT, NIEMALS! PASST AUF EUCH AUF, IHR ZWEI!" "DU AUCH AUF DICH, ROTSCHOPF!" "SCHMALZTOLLE, PASS AUF DIE STADT AUF, VERSTANDEN? DANKE FÜR ALLES!" Und dann konnte sie sich ein paar Tränen nicht mehr verkneifen. Sie war sich sicher, dass Josuke es nicht verstehen würde aber er sah es anhand, wie sie ihre Lippen formten. "Josuke...danke für alles. Bitte...pass für mich...auf Rohan auf." Und als der Zug schon etwas entfernt war und die kleine Stadt verließ, konnte Nika ein Nicken Josuke's nur noch erahnen. *~* "Ich bin so froh, dass du wieder Zuhause bist! Geht es dir gut? Bist du verletzt?" "Jared, jetzt reicht es aber! Ich bin doch nicht aus Zucker! Aber ich freue mich auch wieder bei euch zu sein!" Einer stürmischen Umarmung von Billy und Jared konnte Nika nicht entgehen als sie endlich wieder in in ihrem trauten Heim, die kleine WG ankam. Sie war erschöpft und müde und hatte das Verlangen sehr lange und ausgiebig zu schlafen. "Du siehst irgendwie verändert aus. Ist etwas passiert?" "Zu viel, Billy. Zu viel. Ich würde euch gerne so viel erzählen aber der Flug war sehr anstrengend. Könntet ihr mich...bitte einen Moment alleine lassen? Ich würde gerne meine Sachen aussortieren." "Nika, ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst etwas blass im Gesicht. Hast du geweint?" "Nein, wieso fragst du? Mir geht es gut, ich bin einfach nur müde." Billy war sehr skeptisch aber hinterfragte nicht weiter und ließ Nika gewähren. "Nun gut, ich verstehe. Ich werde das Abendessen vorbereiten, ich mache dir gerne dein Lieblingsessen." "Danke, das ist sehr lieb." Sie ließ die Türe hinter sich ins Schloß fallen und lehnte eine ganze Weile an dieser. Einen Moment lang ließ sie den Blick durch ihr kleines aber geräumiges Zimmer schweifen und sie bemerkte, dass es draußen angefangen hatte zu regnen. "Es kommt...mir alles so unwirklich vor. War ich überhaupt in Morio gewesen? Ist das wirklich alles passiert? Ob Rohan...überhaupt noch an mich denkt?" Sie hob ihren Koffer an und wollte ihn auf das Bett zum Auspacken legen, doch dabei registrierte sie erst einmal, wie schwer dieser war und als sie ihn nicht mehr halten konnte, rutschte er ihr aus der Hand und öffnete sich in jenem Moment als er auf dem Boden knallend aufkam. "MIST VERDAMMTER! SO EIN MIST!" Ungeduldig wühlte sie in ihren Sachen, die nun vollkommen zerstreut auf dem Boden lagen. Ihre Finger gruben sich tief unter die Wäsche bis sie etwas zu fühlen bekam, was ihr fremd vorkam oder vielleicht doch nicht? Ihre Finger zitterten als sie registrierte, dass es sich um Folie handelte. Ganz vorsichtig zog sie diese aus ihrem Koffer und als sie die Skizze sah, die sie in ihrer Hand hielt, begann ihr Körper an zu zittern und Tränen stöhmten in ihre Augen. Sie erkannte das Bild sofort. Es war jener schicksalhafte Tag im Café als sie mit Rohan das erste Mal richtig gesprochen hatte und er sie unerlaubt gezeichnet hatte. Sie wollte nicht weinen, sie wollte es nicht. Doch als sie die Skizze in der Hand hielt, die Rohan ihr wohl als Andenken untegejubelt hatte, konnte sie nicht mehr an sich halten. Ihr Herz war schwer wie Blei und als sie sich mit der Skizze auf den Boden warf, laut anfing zu schreien und zu weinen und Billy und Jared gleichzeitig das Zimmer stürmten vor lauter Sorge, registrierte Nika, welche Sehnsucht sie hatte. Sie wollte zurück. Zurück nach Morio und zurück zu Rohan und nun konnte sie es nicht mehr. Immer wieder fragten Billy und Jared, was los sei, doch sie weinte ununterbrochen weiter. Die beiden Jungs taten das, was in der Situation das einzige Richtige war was sie machen konnten, nachdem sie sich gegenseitig fragend anschauten. Sie nahmen beide ihre Nika in den Arm und hielten sie so lange, bis sie nicht mehr weinen musste. Was auch immer ihr wiederfahren ist, sie würde sich ihnen sicher irgendwann öffnen. Vielleicht nicht heute aber irgendwann und so lange würden sie warten. Jetzt war es erst einmal wichtig, dass sie wieder bei ihrer Familie war...und dass sie sie hielten. An jenem Abend weinte Nika noch sehr lange und während sie weinte mischte sich das Geräusch des Regens in den traurigen Klang ihrer Stimme. Kapitel 20: ~Canvas 20~ ----------------------- "Willst du den ganzen Tag nur in deinem Zimmer verbringen? Gerade heute an deinem Geburtstag? Das sieht dir gar nicht ähnlich, Nika." "Verzeih mir, ich bin nicht in Stimmung, Billy." "Schade, und ich dachte, du würdest dich freuen wenn ich dir sage, dass ich dir deinen Lieblingskuchen gebacken habe." Zwei Jahre waren durch das Land gezogen. Zwei Jahre, wo Nika jeden Tag ununterbrochen an Rohan gedacht hatte. Sie war nun 27 Jahre alt, hatte zwischenzeitlich das College mit einem sehr guten Durchschnitt beendet und war nun als Vollzeitkraft in der Tanzschule angestellt. Ihren Wunsch, eine eigene Tanzschule auf Jamaika oder allgemein zu eröffnen, hatte sie bisher nicht geschafft in die Tat umzusetzen, denn ihr fehlte einfach das Geld. So lebte sie nach wie vor mit ihren beiden besten Freunden zusammen und lebte jeden Tag nur in den Tag hinein. Als Billy sie an jenem Tag so musterte, wie sie gedankenverloren und voller Sehnsucht aus dem Fenster schaute, schüttelte er nur den Kopf. "Ich erkenne dich kaum wieder, Nika. Wann hast du dir das letzte Mal die Haare rot gefärbt? Es sieht dir gar nicht ähnlich, dass du mit deiner Naturhaarfarbe rumläufst." "Und? Was ist so schlimm daran?" "Du vermisst ihn...nicht wahr? Du vermisst ihn jeden Tag." Wieder glänzten Tränen in Nika's grünen Augen, die in den zwei Jahren jeglichen Glanz verloren hatten. Sie hatte noch nicht mal mehr das Bedürfnis sich zu schminken. "Einerseits lustig. Ich hätte nie gedacht, dass du dein Herz mal so sehr an einen Mann verlieren würdest. Er muss...jemand ganz Besonderes gewesen sein, dieser Rohan Kishibe." Dabei fiel sein Blick auf die Skizze, die Nika irgendwann eingerahmt und an die Wand gehangen hatte als sie die Kraft dazu hatte. "Ich denke jeden Tag an ihn und jeden Tag denke ich, warum bin ich nur fortgegangen? Ich habe immer auf mein Herz gehört, Billy und immer das getan, was ich für mich für richtig halte. Wieso habe ich das an jenem Tag nicht getan als ich noch die Gelegenheit dazu hatte? Ich wil mich nicht selbst bemitleiden, das steht mir nicht und will ich auch gar nicht. Schließlich war es meine eigene Entscheidung. Aber..." "...du bist nicht glücklich. Seit jenem Tag, wo du wieder nach New York gekommen bist habe ich dich nicht mehr so aus vollem Herzen lachen sehen wie bevor du nach Japan geflogen bist. Um ehrlich zu sein, ich frage mich bis heute, warum du wegen uns wieder nach Hause gekommen bist. Als du es uns endlich erzählt hattest, wie glücklich du mit diesem Mann warst in den wenigen Tagen, die ihr miteinander verbracht hattet, hätte ich dir am liebsten gegen den Kopf geworfen, wie bescheuert du eigentlich bist." "Ja...das weiß ich jetzt auch..." "Nika, du weißt, dass egal, wie sehr wir uns um dich sorgen, wir trotzdem immer hinter dir gestanden hätten, egal für welchen Weg du dich entschieden hättest. Glaub mir, gerade uns ist es so wichtig, dass du glücklich wirst weil gerade du es verdient hast glücklich zu sein. Ich meine klar, wir hätten sicher Tränen vergossen aber wir kennen dich. Du hättest damals auf dein Herz hören sollen." "Ich weiß, Billy. Das weiß ich doch. Ich weiß auch bis heute nicht, ob es wirklich nur mein Pflichtgefühl war und die Verantwortung, die mich wieder nach Hause gebracht hat oder die immer noch bestehende Angst jemandem zu vertrauen. Ich bin froh, dass ihr mich selbst nach der Geschichte mit meiner ersten Liebe mich nicht verurteilt habt." "Niemals, ich finde, du hast damit allgemein viel zu lange hinter dem Berg gehalten! Auch wenn es schon Jahre zurückliegt aber wir waren so unwissend! Wenn ich diesen Typen in die Finger bekommen hätte, den hätte ich windelweich geprügelt!" "Wie auch immer, das tut jetzt nichts mehr zur Sache. Es ist vorbei, ich werde Rohan nie wiedersehen und eines Tages...wird er auch nur eine von vielen schöneren Erinnerungen sein, die irgendwann verblassen. Dann werde ich auch nicht mehr trauern und mein Leben weiterleben wie bisher." "Aber du wirst nie glücklich sein, das weiß ich jetzt schon. Du weißt, dass mir dein Glück immer sehr am Herzen lag, Nika, und deswegen..." Darauf zog Billy drei Karten aus seiner Jacke, von denen er eine Nika reichte, die diese irritiert musterte. "Was ist das?" "Dein Geburtstagsgeschenk!" "Eine Eintrittskarte zur New Yorker ComicCon? Dein Ernst?" "Les doch mal, was da oben steht!" Und als Nika die Zeilen über den Lettern las, die das Wort ComicCon bildeten, zitterte die Karte in ihrer Hand. "Special Guest: Mangaka Rohan Kishibe..." "Du hast es erfasst!" "Billy, nein. Das kann ich nicht." "Doch, das musst du, Nika!" "Nein, ich werde da nicht hingehen, Billy!" "Du wirst! Ich ertrage es einfach nicht mehr, wie du dich von Tag zu Tag quälst! Wo ist die Nika, die immer so voller Lebenslust und voller Freude war? Die immer so herzlich gelacht hat? Ich will diese Nika endlich wiedersehen! Ich will, dass meine Nika glücklich ist und wenn ich dich nur so zu deinem Glück zwingen kann, dann soll es so sein! Es ist die einmalige Gelegenheit, dass du ihn wiedersehen kannst!" Zitternd und unsicher blickte sie die Karte an während sie den Blick senkte. "Würdest du nicht alles dafür geben, ihn noch einmal wiederzusehen?" "Und wenn...er mich nicht erkennt? Was ist, wenn er mich schon längst vergessen hat?" "Das wird er nicht, da bin ich mir sicher." Dann griff Billy sanft ihre Hände und blickte ihr mit einem warmen Lächeln ins Gesicht. "Billy...Rohan wiederzusehen ist alles, was ich immer wollte. Aber...ich habe furchtbare Angst." "Ich weiß, Nika. Aber ich ertrage es nicht dich jeden Tag auf's Neue mit solch einer Trauer im Herzen zu sehen. Und selbst wenn es nur ein kurzer Augenblick ist...ich möchte dich danach endlich wieder lachen sehen. Und eins soll dir sicher sein, Nika. Egal, für welchen Weg du dich entscheidest...ob hier oder Morio...wir werden immer hinter dir stehen und dich unterstützen." Einen Moment lang ruhte Nika's Blick wieder auf der Eintrittskarte, dann straffte sie sich und versuchte zu lächeln. "Ich denke...ich denke, ein kleiner Ausflug auf diese Messe könnte durchaus nicht schaden. Was habe ich schon zu verlieren?" *~* Die New Yorker ComicCon war an jenem Wochenende gut besucht. Durch die Hallen drängelten sich Massen an Besuchern, die von Halle A nach B stürmten und manchmal einfach blind durch die Gegend steuerten. Nika war nach wie vor etwas unwohl zumute. Sie hatte sich Rohan's Skizze in die Folie gewickelt, die er ihr damals auf der Rückreise mitgeben hatte und für eine etwaige Signatur gut in der Tasche verstaut. Erst im Nachhinein ist ihr aufgefallen, dass Rohan ihr Bild nie signiert hatte. Das war ihre Chance mit ihm zu sprechen wenn sie es überhaupt schaffte. Als sie nach langem Suchen die Halle erreichten, in der Rohan seinen Stand hatte, stockte Nika fast der Atem, denn vor lauter Menschenmassen konnte sie fast den Signierstand nicht sehen. Billy und Jared blieben dich bei ihr, damit sie gemeinsam besser die Gegend nach dem besagten Mangazeichner Ausschau halten konnten, doch selbst Jared, der von dem Trio der Größte unter ihnen war, konnte diesen in der unendlichen Menschenmasse nicht ausfindig machen. Billy wollte die Hoffnung nicht aufgeben, so blätterte er auf's Neue in der kleinen Informationsbroschüre, die sie nach Eintritt am Eingang erhalten hatten und wo der Ablaufplan der ComicCon verzeichnet war. "Laut Plan ist für Rohan Kishibe jetzt eine Pause von einer halben Stunde angesetzt. Es kann also gut sein, dass er hier irgendwo rumläuft." Nika hatte sich ihre olivgrüne Strickbeanie etwas zu tief in die Stirn gezogen. Sie hatte Sorge selbst wenn sie Rohan treffen würde sich ihm zu erkennen zu geben. Mit den immer noch tiefschwarzen Haaren und dem ungeschminkten Gesicht sah weniger nach der Frau aus, die einst das Feuer in Rohan entfacht hatte. Sie wollte die Hoffnung schon aufgeben, da erblickte sie jemanden in der Masse und riss die Augen auf. Das grüne Haarband war einfach unverkennbar sowie die grünen Augen, die sie so geliebt hatte. "Da...da vorne...das ist er! Das ist...Rohan!" Billy bemerkte, wie sie zu zittern begann und hielt sie an der Schulter. "Nika, ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung. Geh zu ihm. Es ist gerade keiner bei ihm. "Ich kann nicht...mir ist so schlecht." "Doch, du kannst! Nika!" "Ich habe solche Angst, Billy! Was ist wenn er mich nicht erkennt? Wenn er mich vergessen hat?" "Das wird er nicht! Verdammt, Nika! Reiß dich endlich mal zusammen! Wo ist dein Selbstbewusstsein? Bist das noch du da drin?" Nika versuchte langsam zu atmen, sie fühlte sich wie der Wolf, der zur Schlachtbank geführt wurde, doch versuchte sie sich im selben Zuge wieder zu beruhigen. "Nika, entspann dich und atme. Hör zu, Jared und ich werden die ganze Zeit in der Nähe bleiben und aufpassen. Wir sind bei dir aber wenn du jetzt nicht zu ihm gehst, dann wirst du ihn wirklich nicht mehr wiedersehen. Hab keine Angst. Geh zu ihm. Sei stark. Sei mutig." Nika schluckte ihre Angst hinunter und nickte. Vorsichtig nahm sie die Skizze aus der Tasche, in der Hoffnung, er würde sie sehen wenn sie an ihm vorbeiginge. Langsam bahnte sie sich ihren Weg durch die dichte Menge, die Augen vollkommen auf Rohan fixiert, der irgendwo in der Mitte stand. Seine Augen wirkten gelangweilt, sein Blick zeugte von Selbstgefälligkeit und Desinteresse den anderen Besuchern gegenüber. Selbst die, die ihn auf ein Autogramm anprachen würdigte er keines Blickes. Er schenkte ihnen das Autogramm in wenigen Sekunden, wie sie es von ihm kannte und wandte sich wieder anderen Dingen zu, die ihm wichtiger erschienen. Sie kam ihm näher, ihr Herz drohte in ihrer Brust zu zerspringen. Es waren nur noch wenige Meter, dann wäre sie bei ihm. Nika ingnorierte die Leute, die um sie herumstanden und meckerten, dass sie sich so rücksichtslos den Weg an ihnen vorbeidrängte aber sie hörte sie gar nicht mehr. In ihrem Kopf herrschte vollkommene Stille, je näher sie Rohan kam. Auf dem letzten Meter machte sich erneut Unsicherheit in ihr breit, so zog sie sich über ihre Beanie noch die Kapuze ihrer grünen Bomberjacke und dann war er da. Sie stand direkt neben ihm, sie hörte nichts mehr, da waren keine Menschen, nur der Duft seiner Haut, der ihr so vertraut war. Nur ein Bruchteil einer Sekunde brauchte es, um sie wieder an all die schönen Erinnerungen denken zu lassen und in jenem Moment rempelte sie ihn an, stolperte und die Skizze fiel zu Boden. Als er zu ihr herunterschaute, sah sie sein Gesicht nicht, welches ernst und kühl auf sie herabschaute. So schnell sie konnte griff sie die Skizze und stopfte sich dieser wieder unter den Arm. "Hey, passen Sie doch auf!" "Entschuldigen Sie bitte, Mr. Kishibe. Das war keine böse Absicht." "Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind doch gerade gestolpert." "Mir geht es gut, vielen Dank!" Unbewusst presste sie sich die Skizze an die Brust, ihre Lippe zitterte und sie traute sich nicht sich umzudrehen. Einen Moment ruhte Rohan's Blick auf ihr und Nika merkte, wie ihr mit jeder Sekunde mehr die Luft geraubt wurde. "Kennen wir uns? Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich Ihre Stimme schon einmal gehört habe." "Nein...ich denke, dass ist ein Missverständnis." "Wohl möglich, ich sehe schließlich tagtäglich viele Leute." "Mr. Kishibe, ich..." "Ja?" Doch ihr Mut verließ sie in genau diesen Sekunden. "Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie belästigt habe. Entschuldigen Sie bitte, ich muss weiter." Verwirrt schaute Rohan der fremden Person nach, er wurde das Gefühl nicht los, dass er ihre Stimme schon mal gehört hatte, war sich aber auch wegen der kreischenden Meute nicht sicher. So ging er an seinen Platz zurück und kümmerte sich um die nächsten Fans, die Autogramme haben und einen kurzen Plausch mit ihrem Idol halten wollten. Als Nika mit geröteten Wangen und Herzrasen zurück zu Billy und Jared kam, schaute Billy sie entgeistert an. "Was machst du denn? Das wäre die Gelegenheit gewesen! Du hast mit ihm gesprochen!" "Ich weiß!" "Du weißt es? Warum hast du dich ihm nicht zu erkennen gegeben?" "Weil ich mir erst sicher für mich selbst sein musste." "Ich verstehe nicht." "Du hast recht gehabt, Billy. Die ganze Zeit über. Es wird Zeit, dass ich wieder zu mir selbst finde und auf mein Herz höre. Ich brauche Mut, um in den Spiegel zu schauen. Was immer auch passieren wird, ich gehe meinen Weg." Damit stellte sie sich in die unendliche Schlange an Fans, die darauf warteten ein Autogramm ihres Idols zu ergattern. Mit jeder Minute, die zur Stunde wurde, schlug Nika das Herz bis zum Hals. Knapp eine Stunde verging bis sie einer der wenigen Leute war, die noch zur Autogrammstunde durch durften, denn hinter ihr wurde bereits abgesperrt. Zwischendurch warf Nika einen Blick auf die Uhr, die ihr klarmachte, dass es allgemein langsam spät wurde und entgegen des Plans, in dem stand, dass für Rohan Kishibe und 19 Uhr Feierabend wäre, dieser mittlerweile eine Stunde überzogen hatte. Noch zwei Leute, dann war sie endlich bei ihm. Ihr fiel auf, dass Rohan nicht mal zu seinen Fans hochschaute wenn er ihre Manga unterzeichnete. Er war kühl und abweisend wie in der Zeit vor Nika und ließ dies die Menschen, die ihn umgaben deutlich spüren. Rohan schenkte ihnen keine Beachtung, für ihn waren diese Menschen in jenem Augenblick nur Luft. Er war der Künstler, alle anderen waren unter seinem Niveau. Es war ihr mittlerweile egal, wie das hier ausgehen würde, Nika fasste sich ein Herz und ihr Entschluss stand feste. Egal, wie es ausgehen würde, sie schwor sich in jenem Moment wieder zu lachen so wie früher und das Feuer in ihrem Herzen neu zu entfachen, denn dafür lebte und lachte sie zu gerne und gerade ihr gemeinsames Abenteuer hatte Nika gezeigt, wie wichtig es ist zu leben und lieben und hieß zu lieben nicht auch mal etwas zu riskieren? So stand sie endlich bei ihm, ihr Blick ruhte sanft auf ihm aber er schaute nicht zu ihr hoch. Er drehte sich kurz weg, um etwas zu trinken. In der Zeit griff Nika die Skizze und legte sie mit pochendem Herzen auf den Tisch. Sie hörte nicht mehr das Kreischen der anderen Menschen und Besucher in der Halle, da war Stille und nur das Rauschen ihres eigenen Blutes in ihren Ohren. In jenem Moment befand sie sich mit Rohan wieder in dieser Vakuumblase, die sie für diesen Moment gefangen hielt als seine Stimme ertöhnte und sie antwortete. "Für wen soll ich signieren?" "Für Trinidad Zambrano. Aber...es reicht schon vollkommen aus, wenn Sie...für Nika schreiben." Und dann sah Nika nur noch, wie Rohan der Stift aus der Hand glitt. Einen Moment lang haftete sein Blick auf der Skizze, die ihm in jenem Augenblick so unwirklich vorkam. Er wusste nicht, ob das hier gerade wirklich passierte, Realität und Fiktion lagen viel zu nahe auseinander und doch waren sie so klar vor ihm wie noch nie und differenzierbar. Mit jeder Sekunde, die verging, blieb doch die Zeit stehen, in der er das Bild betrachtete. Es vergingen Sekunden, eine Minute...bis er langsam seinen Kopf hob, in der Hoffnung, das Echo in seinem Kopf, das ihm immer wieder ihren Namen entgegenbrüllte wäre nur eine Halluzination...und dann sah er sie. Ihre Blicke trafen sich...und blieben aneinander hängen. Keiner sagte etwas. Die Stille, die zwischen den beiden lag, war zum Zerreissen angespannt. In Nika's Augen spiegelten sich Tränen und doch lächelte sie als Rohan immer mehr bewusst wurde, wer da vor ihm stand und auch wenn sie nicht mehr die typisch für sie blutroten Haare mit dem passenden gleichfarbigen Lippenstift trug erkannte er sie an ihren wunderschönen giftgrünen Augen, die er so sehr geliebt und so sehr vermisst hatte. Er sagte kein Wort zu ihr, die Worte wollten nicht aus seiner Kehle wie er wollte und so blieb ihm nur die die Initiative. So erhob er sich ruckartig von seinem Stuhl, blickte Nika tief in die Augen bevor er ihre Schultern fasste und sie zu sich über den Tisch zog... Die nächsten Minuten vergingen im Hintergrund mit lautem Gekreisch als der tobenden Menge der intensive und leidenschaftliche Kuss der beiden Liebenden ins Auge fiel aber das bekamen Nika und Rohan überhaupt nicht mehr mit. Sie hatten eine Ewigkeit gewartet...und nun lag der Preis für das Warten in der gefühlten Ewigkeit genau vor ihnen. Aus weiter Entfernung stupste Billy Jared mit der Schulter an, der auch ohne Worte verstand, was Billy ihm damit sagen wollte. Es war an der Zeit, dass Nika endlich ihr Glück fand...und dieses Glück stand direkt vor ihr und hielt sie an jenem Tag der ComicCon noch lange in den Armen. Epilog: ~Masterpiece~ --------------------- Die hiesige Glaskuppel, die der Form einer Pyramide nachempfunden war, wirkte wenn man direkt unter ihr stand sehr erhaben. Die Sonne schien an jenem Tag freudig auf Paris und somit auf dem Louvre herab und nachdem Nika sich in mehreren Hallen umgesehen und dort die ausgestellten Werke näher betrachtet hatte, hatte sie sich auf einer Bank in einer Halle nähe der Glaskuppel niedergelassen und eine Pause eingelegt. Das Buch, welches sie vorher im Souvenirladen des Louvre gekauft hatte, lag aufgeklappt auf ihren Knien während sie wartete. Irgendwann vernahm sie von etwas weiter her eine vertraute Stimme und schmunzelte. "Vielen Dank, dass Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beehrt haben, Mr. Kishibe. Ihr Bild wird einen schönen Platz in unserer Sammlung erhalten." "Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Nochmal herzlichen Dank für die Einladung." Langsam klappte Nika das Buch zu und schaute in die Richtung, aus der Rohan zu ihr rübergelaufen kam. Als sich ihre Blicke aus der Entfernung trafen, mussten sie beide lächeln als sie den Anderen erblickten. Zwei weitere Monate waren nach ihrem tränenreichen Wiedersehen auf der ComicCon in New York vergangen, danach ging alles Schlag auf Schlag. Nika entschied sich kurzfristig aus der WG zu ziehen und folgte Rohan nach Japan, wo sie von dort an mit in seinem Haus lebte. Besonders Josuke und Okuyasu freuten sich wahnsinnig als sie zufällig einen Tag an Rohan's Haus vorbeikamen und den bekannten Rotschopf beim Einzug antrafen. Nika war sich sicher, dass sie seit Ewigkeiten nicht mehr so stürmisch begrüßt worden war. Ihren Wunsch, eine eigene Tanzschule zu eröffenen, hatte sie sich zwar noch nicht erfüllen können aber sie war auf einem guten Weg dahin. Für den Anfang nahm sie dort einen Job als Tanzlehrerin für Hip Hop und Street Dance in der nahegelegende Tanzschule an und verdiente sich so ihr täglich Brot. Zwar bot Rohan ihr an, sie bei ihrem Projekt zu unterstützen aber auch wenn er eine Menge Geld verdiente wollte sie sich nicht von ihm abhängig machen. "Wenn ich meine Ziele erreichen will, muss ich selbst was machen und bodenständig sein sowie selbstständig handeln. Ich weiß deine Unterstützung sehr zu schätzen aber ich möchte nicht, dass unsere Beziehung auf Geld ausgelegt wird und es so aussieht, als wäre ich nur mit dir zusammen wegen des Geldes, denn so ist es nicht und wird es auch nie sein." So waren ihre Worte als das Thema aufkam und das zeigte Rohan wiederrum, wie eigenständig seine Freundin war. Kurz darauf färbte sich Nika auch wieder die Haare rot und trug ihren roten Lippenstift, der sie so unverkennbar machte. Natürlich war es für Billy und Jared auch nicht einfach sie gehen zu lassen aber Nika hatte sich entschieden. "Ich möchte Rohan nie wieder in meinem Leben missen. Ich habe zwei Jahre verschwendet, diesen Fehler mache ich nicht nochmal. Er ist mein ganzes Glück und ich bin bereit ein neues Leben in Morio anzufangen und alles hinter mir zu lassen wenn ich mit ihm an meiner Seite weiß." Wenn sie darüber nachdachte, wie schnell nun alles ging und sie in den zwei Monaten ihr Leben umgekrempelt hatte, musste sie vor Freude lachen. In diesen zwei Monaten war mehr passiert als wie in den ganzen zwei Jahren, in denen sie nur getrauert hatte. Nun nahm sie ihr Leben wieder in die Hand und gerade jetzt saß sie gekleidet in blauer Baggy Pants mit passender Jacke, roten Chucks und ihrer olivfarbenen Strickbeanie im Louvre und wartete auf ihren Liebsten, dem der blaue Pullunder mit passendem Stirnband ganz besonders gut stand. Freudig lächelnd kam er auf sie zu bevor er sich neben Nika setzte und ihr einen sanften Kuss gab. "Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen." "Ich bitte dich, Rohan. Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass du dich nicht dauernd entschuldigen sollst. Es ist schließlich deine Arbeit und dass der neue Kurator so nett war und uns zwei Flüge sowie zwei Tickets gebucht hatte, war mehr Nettigkeit als wie ich mir wünschen könnte. Dass ich heute mit dir hier sein kann ist wie ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht." "Ich freue mich, dass du das so siehst. Hast du dir denn etwas Schönes gekauft oder dir angesehen?" "Oh ja, sehr viel sogar! Das Buch hier und ganz besonders die Mona Lisa hatte es mir angetan. Aber es gibt hier so viel zu entdecken. Ich glaube, wenn ich hier weiter rumlaufe, gibt es eine Reizüberflutung." Darauf musste Rohan lachen, der seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte. "Ja, da hast du recht. Für mich war es damals auch alles höchst beeindruckend. Man wird regelrecht erschlagen von den Massen an Bildern, die man hier zu Gesicht bekommt aber es ist wirklich ein einmaliges Erlebnis." "Fiel es dir schwer wieder hierher zu kommen nach allem, was seinerzeit passiert ist?" "Nein. Denn ich verbinde den Louvre mit etwas Schönem und nicht mit dem Bösen, was tief im Inneren einst herrschte." "Das freut mich sehr zu hören." "Na gut, ich habe dich nichtsdestrotrotz lang genug warten lassen. Komm, lass mich dich auf einen Kaffee einladen." "Oh, wie aufmerksam!" Als sie draußen auf der hiesigen Fläche standen, von der man direkt auf die große Glaspyramide schauen konnte, blieb Nika einen Moment lang stehen und betrachtete die Anordnung des Kunstmuseums voller Bewunderung. Beinahe verträumt, ja sogar sehnsüchtig blickten ihre Augen auf das umstehende Gebäude, welches früher der "Palais de Louvre" gewesen war. Ihrem Begleiter entging ihr Gesichtsausdruck nicht. "Und? Bereust du es, dass du damals aus New York weggezogen bist?" Nika wendete den Blick nicht ab, stattdessen lächelte sie. "Nein, keine einzige Sekunde. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können, nachdem ich zwei Jahre verschwendet habe." Darauf drehte sich Nika, die Hände auf dem Rücken verschränkt, zu Rohan um und schaute ernst drein. "Ich habe so lange Angst davor gehabt mich wieder zu verlieben. Angst davor wieder jemandem zu vertrauen und letzten Endes musste ich mir eigenstehen, dass es nicht nur das Pflichtgefühl war, was mich am Ende wieder nach New York gehen lassen hat, sondern auch die Angst, die mein ständiger Begleiter war. Meine Wahrheit war es, vor der ich mich fürchtete. Diesen Fehler habe ich einmal gemacht, Rohan und ich habe nicht vor diesen wieder zu begehen." "Ich hatte zuerst Sorge, als alles so schnell ging nachdem wir uns wiedergesehen haben. Ich habe es verdrängt. Habe versucht mich auf meine Arbeit zu verkriechen und am Ende war ich wieder an dem Punkt angelangt, von dem ich mich eigentlich entfernen wollte. Ich habe nie versucht Kontakt zu dir aufzunehmen und am Ende redete ich mir ein...dass du mich vergessen hättest. Ich wusste, dass du es sicher nicht getan hast aber...auch meine Furcht hat mich dazu getrieben." Vorsichtig nahm Rohan Nika in den Arm während diese ihre Arme um Rohan's Nacken legte. Zärtlich lehnte er seine Stirn gegen die von Nika und genoss ihre angenehme Wärme. "Rohan...ganz gleich, wie feige ich war und wie lange ich getrauert habe...tief im Inneren hätte ich dich nie vergessen können und am liebsten alles dafür getan, um dich wiederzusehen. Ich habe dich einmal verloren, nochmal will ich das nicht. Du hast...mein Leben verändert und mein Herz erobert. Wenn ich mich hätte entscheiden können, ich hätte es alles nochmal so zusammen mit dir erlebt wie vor zwei Jahren. Alles, was ich danach wollte, war dir wieder nahe zu sein. Es musste erst so viel Zeit vergehen, bis mir das alles bewusst wurde. Rohan...mein Leben ist nicht vollkommen ohne dich. Ich liebe dich, Rohan. Ich liebe dich so sehr." Die Freudentränen in seinen Augen verhinderten die Worte, die er ihr eigentlich sagen wollte. Stattdessen vollendete er diesen magischen Augenblick mit einem sanften Kuss. Nika wusste, dass es keiner Worte bedarf, um ihr zu zeigen, was Rohan fühlte. Er hatte seine eigene Art es ihr zu zeigen und so sollte es auch bleiben. So liebte sie diesen egoistischen, selbstgefälligen Mangazeichner, denn sie kennen und lieben gelernt hatte und als sie ihm wieder in die Augen schaute, schenkte er ihr das schönste Lächeln voller Wärme und erfüllt von Freude, was sie je an ihm gesehen hatte. "Nika...ich mag kein Mensch großer Worte sein. Ich lese die Menschen wie Bücher wenn ich es möchte aber...du hast dich mir geöffnet, mir deine Wahrheit offenbart...und mir deine wundervolle Seele gezeigt." Darauf hielt er sie feste umschlungen während sich in der Glaspyramide die untergehende Sonne spiegelte und Heaven's Door für einen kurzen Moment auf die beiden Liebenden hinabschaute und lächelte. Er musste die Seiten Nika's nicht öffnen um zu lesen, was sie dachte und fühlte, denn sie lagen offen vor ihm ausgebreitet und bereit für ein neues Abenteuer an seiner und seines Meister's Seite. "Lass uns...unsere eigene Geschichte schreiben, meine Liebste. Für mich...bist du das wunderschönste Kunstwerk auf dieser Welt." *~ Fin ~* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)