Du bist kein Monster von Feuchen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war bereits dunkle Nacht, aber er wusste, dass es die beste Zeit war, um ihn zu finden. Sein schwarzer Mantel verschmolz fast komplett mit der Nacht und sorgte dafür, dass er in der Nacht kaum zu erkennen war. Auch, wenn er sich sicher war, dass dieser Tiger ihn erspähen würde, wenn sie aufeinandertrafen. „Denk daran, ich will ihn lebend, Akutagawa.“ Akutagawa grummelte, als er daran dachte, was sein Vorgesetzter ihm gesagt hatte. Warum sollte er diesen Tiger am Leben lassen, wenn er die Menschen in der Stadt angriff, verletzte oder sogar tötete? Hinter ihm hörte er seine Bestie die Zähne fletschen. Rashoumon war genauso unzufrieden, wie er es war, aber er wusste, dass es besser war, nicht zu töten. Ganz egal, wie gefährlich eine Kreatur war. „Beruhig dich“, flüsterte er ihr zu, während er langsam weiterging, auf jede Bewegung achtend. Dieser Tiger würde hier auftauchen, da war er sich sicher. Er hatte genau erfasst, wo er als Nächstes auftauchen sollte und er hatte sich nie geirrt. Erneut hörte er seine Bestie knurren, allerdings richteten sich diesmal Akutagawas Augen auf einen weißen Tiger, der in einem blauen Licht leuchtete. Seine Zähne fletschten und seine Krallen waren ausgefahren, während er ihn genau musterte. Akutagawa grinste und machte ein, zwei weitere Schritte auf den Tiger zu. Er würde ihn heute besiegen und fangen. „Wie nett, dass du vorbeikommst, Jinko.“ Der Tiger knurrte lauter und schwenkte seinen Schweif in die Luft, machte ebenfalls Schritte auf Akutagawa zu. Er ließ seine Hände in den Taschen seines Mantels versinken und brachte seine schwarze Bestie dazu, den Tiger anzugreifen und damit aufzuhalten. Akutagawa schmunzelte, als der Tiger seinem Angriff auswich und an Rashoumon vorbei auf ihn zusprang. Mit einem schnellen Sprung zurück, ließ er die Bestie vor sich erscheinen und nutzte Rashoumon als Schild, um den Angriff zusätzlich abzufangen. „Du bist nicht schlecht, Tigerjunge“, murmelte er, „aber es geht hier um den Frieden in dieser Stadt!“ Mit dem Satz schoß seine Bestie erneut auf den Tiger zu und traf ihn an einem Bein, worauf er ein Jaulen hörte. Akutagawa machte ein missmutiges Geräusch und ging auf ihn zu. „Schon alles, Jinko?“ Der Tiger brüllte und schlug seinen Schweif auf den Boden, richtete sich trotz der Verletzung auf und sprang auf ihn zu, riss ihn überraschend zu Boden. Dennoch schaffte es Akutagawa, ihn nach einem kurzen Moment der Pause mit Rashoumon von sich zu stoßen, so dass er zurückspringen konnte. „Interessant, interessant“, sagte er grinsend. Seine Augen spiegelten ein regelrechtes Feuer wider, was er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Der Tiger brüllte erneut laut und streckte seinen Kopf in die Luft, peitschte mit seinem Schweif und kratzte auf dem Boden herum. „Komm schon“, sagte Akutagawa und grinste ihn an, ließ Rashoumon vor sich aufbauen, „ich bin bereit für dich, um diese Stadt zu retten, Jinko!“ Der Tiger knurrte ihm entgegen, bevor er wieder auf ihn zusprang. Akutagawa konnte in dem Moment wirklich nicht anders, als zu lächeln. Wann hatte er mal so viel Spaß an einem Kampf gehabt? Er spürte, dass es nicht leicht war, den Tiger zu treffen, weil er bemerkte, dass dieser gewisse Heilungsfähigkeiten hatte, auch, wenn sie nicht direkt funktionierten, sondern ein paar Sekunden brauchten. Irgendwie erstaunte es Akutagawa. Wer war dieser Tiger? Konnte er mit ein wenig Hilfe sich ihnen anschließen? Hatte er ihm deswegen gesagt, dass er ihn nicht töten durfte, weil er wusste, dass er eine gute Unterstützung war? Erschrocken sprang Akutagawa zurück, als er einen Angriff auf sich zukommen sah, der nur knapp von Rashoumon aufgehalten werden konnte. Er sah direkt vor sich in die Augen des Tigers, die ihn bläulich anfunkelten. „Jinko ...?“, fragte er ein wenig leiser nach, allerdings setzte der Tiger nur erneut zu einem Krallenschlag an, worauf er zu seiner Bestie sah. „Rashoumon!“ Bevor er von dem Tiger getroffen wurde, konnte Rashoumon ihn so treffen, dass er bewegungslos auf dem Boden liegen blieb. Akutagawa entspannte sich und trat auf den Tiger zu, blinzelte, als statt diesem plötzlich ein Junge mit schneeweißen Haaren und zerfetzter Kleidung vor ihm lag. Das Einzige, was er noch erkannte, war der Tigerschweif, den er besaß, der aber inzwischen schlaff auf dem Boden lag. „Uh ... ich schätze, ich muss dich zum Hauptquartier tragen, was?“ Er grummelte und hievte ihn auf seinen Rücken, seufzte, lächelte dann aber. Es hatte dennoch Spaß gemacht und er fragte sich, wer dieser Tiger war und was sie tun konnten, damit er nicht länger als Monster in Yokohama randalierte.   –*–   Aus den Schatten eines Gebäudes blickten hellleuchtende Augen zu dem Jäger, während aus seinem Rücken zwei lange, spinnenartige Arme und zwei dünne, aber etwa gleichlange, Flügel ragten. Seine schwarze Kleidung verschmolz mit der Umgebung ziemlich gut und das einzige, was man wirklich erkennen konnte, waren die Augen, die einen hellen, blauen Schimmer besaßen, auch wenn sie ansonsten eher dunkelrot bis schwarz waren. Die Kreatur hatte den Kampf, der sich vor ihm zugetragen hatte, beobachtet, aber er wusste, dass er nicht hatte eingreifen dürfen. Es war nicht sein Kampf, sondern Atsushis. Er drehte sich um und versenkte seine Hände in den Taschen seines Mantels, ließ seine langen Arme und Flügel aus seinem Rücken in der Luft hängen. Er wusste sehr genau, wer dieser Jäger war. Er hatte ihn einmal gesehen, als er mit jemandem von ihnen zusammengetroffen war. Nur damals war dieser Junge noch unerfahren und jung gewesen, hatte gelernt, wie er kämpfen musste. Heute war er um einiges geschickter. Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Er würde ihnen Atsushi bestimmt nicht einfach so überlassen. Er blieb stehen und zuckte mit einem seiner längeren Arme nach vorne. Dort war jemand. Er grinste und ging langsam weiter, ließ seine Hände in den Taschen seines Mantels, während er um die nächste Ecke trat. Seine Augen richteten sich auf den Menschen, der zu ihm sah, eine Pistole in der Hand haltend und diese nun auf ihn richtend. „Du–! Komm nicht näher!“ Er kicherte vor sich hin und legte den Kopf zur Seite. „Was bist du für eine erbärmliche Jägergestalt?“ Er ließ einen seiner langen Arme vorschnellen und schlug diesem Menschen die Pistole aus der Hand, der daraufhin erschrocken zur Seite sah, allerdings direkt wieder zu ihm. „Pff ... du solltest laufen, wenn du leben willst.“ Der Jäger weitete seine Augen, schüttelte den Kopf, bewegte sich allerdings rückwärts. „Ich laufe nicht davon. Es ist meine Aufgabe, dich zu töten.“ Er gab ein Lachen zurück, legte den Kopf in den Nacken. Was dachte dieser Mensch eigentlich, dass er ihn so einfach töten konnte? „Ich warne dich nur noch einmal, du solltest laufen.“ Seine Augen leuchteten inzwischen eher rot, als blau, während er seine spinnenartigen Arme und Flügel zur Seite streckte. Was dachte dieser Jäger eigentlich, wer er war, dass er sich von ihm töten ließ? „Nein!“, erwiderte er erneut, allerdings bemerkte die Kreatur, wie er zitterte und nur halb nach dem Griff eines Schwertes griff, was er ebenfalls bei sich trug. Wie erbärmlich. Er grummelte und zuckte mit den Schultern. „Hör zu, ich habe keine Lust auf deine Spielchen“, sagte er schließlich und ging einfach an ihm vorbei, ließ einen seiner Arme ausschnellen und traf diesen Menschen damit heftig am Oberarm, so dass er aufschrie. Das Blut quoll aus der Wunde, die er ihm zugefügt hatte. „Schwächling.“ „Was– du bist kein normales Monster! Wer bist du?“ Er drehte seinen Kopf zur Seite, schwenkte seine Flügel etwas und grinste ihn an, seine Augen waren immer noch dunkelrot und zeigten keine andere Farbe, außer ein wenig schwarz außen rum. „Sagt dir denn der Name ‚Chuuya Nakahara‘ etwas?“ Langsam drehte er sich doch wieder zu ihm, seine Hände immer noch in den Taschen seines Mantels vergraben. Nicht viele wussten, wer sich hinter diesem Namen wirklich versteckte. Und es gab nur einen Jäger, der ihn forderte. „Was? Du bist eindeutig eine höhere– wieso kenne ich deinen Namen nicht?“, fing er mit geweiteten Augen an. Chuuya zuckte mit den Schultern, sein Grinsen vergrößerte sich. „Vielleicht sagt dir der Name ‚Arahabaki‘ mehr, huh?“ Er streckte seine Monsterarme und Flügel weiter aus und leckte sich über die Lippen. „Du hättest wirklich laufen sollen, als du noch die Chance dazu hattest. Aber weißt du ... ich glaube, ich töte dich lieber.“ Er hatte durchaus gemerkt, wie sich die Augen dieses Jägers immer mehr geweitet hatten, als er ‚Arahabaki‘ erwähnt hatte. Es war nicht so, als wenn dieser Name so unbekannt in der Stadt oder überhaupt in ganz Japan war. „Du kannst nicht– bitte– wieso–“, brachte dieser Jäger stotternd heraus, umklammerte zitternd den Griff seines Schwertes, „– wie kann es sein, dass du Arahabaki bist?“ Chuuya lachte und schleuderte den Jäger mit einer kurzen Druckwelle zu Boden, bevor er einen seiner Monsterarme ihm entgegenschlug und dafür sorgte, dass seine Verletzung noch mehr aufriss. Der Schrei dieses Jägers hallte an seine Ohren und er schmunzelte. Sollte er ruhig vor Schmerzen schreien und sich krümmen. Es war eine Genugtuung, sie so schreien und sich winden zu sehen. Er liebte es, wenn sie sich vor ihm wanden. Seine nächste Attacke ging zu einem der Beine dieses Jägers, traf so, dass er es abschlug und das Blut nur so spritzte. „Bereust du es, nicht davon gerannt zu sein?“ „Bitte ... ich–“, murmelte er leise, keuchend. Chuuya sah, wie er litt, aber es störte ihn keineswegs. Er wusste, was diese Jäger mit ihnen taten. Er hatte schon gesehen, was sie mit anderen Monstern gemacht hatten, also tat er nur das Gleiche. Er ließ sie genauso leiden. „Beantworte mir eine Frage. Vielleicht erlöse ich dich dann von den Schmerzen.“ „Welche?“, brachte er erstickt hustend von sich, während er sich mit dem anderen Arm seinen verletzten Arm hielt und ihn panisch ansah. Chuuyas Blick wurde ernster, während sich innerhalb des rot-schwarzen wieder ein blauer Schimmer in seinen Augen zeigte. „Wen hast du eigentlich gesucht? Oder wolltest du einfach nur nach Monstern Ausschau halten?“ Der Körper des Jägers zuckte heftig und er sah panischer aus. „Ein ... Tiger ... der hier ...“, „Gehörst du zur Allianz?“, fragte Chuuya nach, ohne ihn ausreden zu lassen. Ein Kopfschütteln war die Antwort, worauf Chuuya seufzte und mit den Schultern zuckte. „Jemand von der Allianz war schneller als du. Aber so, wie du aussiehst, hättest du eh keine Chance gegen den Tiger gehabt.“ Vermutlich hätte Atsushi ihn in Stücke gerissen, wenn dieser Jäger von ihnen ihn nicht vorher gefunden hätte. Er drehte sich, ohne einen weiteren Blick auf den anderen zu werfen, ab und ging davon. Sollte dieser Kerl doch vor sich hin leiden und verbluten, bis er starb. Er hatte keine Lust mehr, sich um ihn zu kümmern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)