Die geheimnisvolle Insel von night-blue-dragon ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Die geheimnisvolle Insel Kaiba war auf einer kurzfristig angesetzten Geschäftsreise, auf der ein vielversprechender Vertrag zustande kam. Für seine Verhältnisse gut gelaunt fuhr er zum Flugplatz und bekam direkt einen Dämpfer. Sein Jet hatte einen technischen Defekt, der nicht so schnell repariert werden konnte. Roland hatte ihm daher schon einen Flug in einer kleinen Linienmaschine gebucht, Roland selbst wollte die Reparatur des Firmenjets überwachen. Mit denkbar schlechter Laune trat Kaiba den Rückflug an, seine Stimmung hob sich etwas als er bemerkte, dass das Flugzeug nicht ausgebucht war. So konnte er sich wenigstens in Ruhe auf seine Unterlagen konzentrieren. Vertieft in seine Bilanzen, fiel ihm gar nicht auf, dass der Flug immer unruhiger wurde, erst als die Maschine deutlich absackte und die Flugbegleitung verlangte, dass sich jeder anschnallen und alle losen Gegenstände sicher verstaut werden sollten wurde er darauf aufmerksam. Es war nicht das erste Unwetter, das er im Flugzeug erlebte und war darum auch nicht sonderlich beunruhigt. Das änderte sich, als ein heftiger Ruck durch die Maschine ging, gerade so, als wäre sie gerammt worden. Das Material der Hülle ächzte und knarrte, zudem schüttelte sich das Flugzeug immer heftiger. Ein weiterer Ruck schüttelte das Flugzeug heftiger als zuvor, was die Maschine aus ihrer Flugbahn warf und es nun ziemlich steil nach unten ging. Das war der Moment an dem auch er sehr nervös wurde – was er niemals zugeben würde - seine Finger krallten sich an den Armlehnen fest, so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Die Piloten konnte die Maschine abfangen und verlangsamten ihren unvermeidlichen Absturz. Ihr einziges Bestreben lag nun darin, einen geeigneten Platz für eine Notlandung zu finden. Kaibas – nicht vorhandene - Nervosität wurde zur Angst, als auch die Flugbegleiter ihre Fassung verloren, angespannt und mit viel zu hoher Stimme versuchten die Fluggäste beruhigen. Hektisch und mit deutlicher Panik im Blick, setzten sie sich auf ihre Plätze und schnallten sich mit zitternden Fingern an. Er fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, es war doch nicht wahr, dass dieses Flugzeug abstürzte. Verdammt, es konnte nicht wahr sein, es ging nicht, dass er hier sein Leben verlor. Was sollte aus seinem Bruder werden? Mokuba brauchte ihn doch, es gab niemanden mehr, der sich um ihn kümmern konnte.... niemand der vertrauenswürdig war. Was auch immer hier geschehen würde, er musste am Leben bleiben, für Mokuba musste er am Leben bleiben... unbedingt wollte er sein Versprechen halten ihn nicht allein auf dieser Welt zurück zu lassen. Erneut fühlte es sich an, als würde das Flugzeug gerammt, jetzt lösten sich Stücke der Außenhaut und wurden teilweise in den Innenraum gedrückt, wo sie wie Geschosse herumflogen. Das Heulen des Flugwindes, das Jaulen der Turbinen vermischte sich mit den panischen Schreien der Passagiere und ließ keine Zweifel mehr daran, dass dieses Flugzeug unkontrolliert abstürzte. Instinktiv kauerte sich Kaiba zusammen und versuchte seinen Kopf und Hals zu schützen. Sein Gesicht war zu einer starren Maske geworden, die Augen zu schmalen Schlitzen geschlossen, wiederholte immer wieder, dass er nicht sterben durfte, dass er irgendwie überleben musste. Die Geräusche um sich blendete er aus, konzentrierte sich auf seinen Bruder und weigerte sich einfach zu glauben, dass er in kurzer Zeit sein Leben verlieren würde. Bevor die Maschine auf den Boden aufschlug, traf ihn etwas am Kopf und er verlor die Besinnung. Beständiges leises Piepen drang langsam in sein Bewusstsein, dazu gesellten sich irgendwelche Stimmen, die er nicht zuordnen konnte. Wahrscheinlich lag das daran, dass sich sein Kopf wie Watte anfühlte, bevor er jedoch richtig wach wurde, driftete er wieder in die Bewusstlosigkeit ab. Als sich dieses Piepen das nächste Mal in sein Bewusstsein arbeitete, öffnete er zögerlich seine Augen. Blinzelnd versuchte er seinen trüben Blick zu schärfen. Wo war er hier? Bedächtig wandte er den Kopf zur Seite und erblickte einige medizinische Geräte. Er war also im Krankenhaus. Grübelnd zog er die Stirn in Falten. Wenn er in der Klinik war, bedeutete es, dass er noch am Leben war. Grenzenlose Erleichterung durchflutete Kaiba, er hatte überlebt... für seinen Bruder überlebt. Wie es Mokuba wohl ging? Der Absturz musste ein Schock für seinen kleinen Bruder gewesen sein. Mühsam versuchte er sich aufzurichten, stöhnend sank er wieder zurück. Sein Körper schien ein einziger Schmerz zu sein. Gab man ihm hier keine Schmerzmittel? Erneut versuchte er sich aufzurichten, er musste schnellstmöglich zu seinem Bruder, damit dieser wusste, dass es ihm gut ging. In diesem Moment betrat ein Arzt das Zimmer. „Um Himmelswillen, bleiben Sie ruhig liegen“, rief er gleichermaßen entsetzt wie auch überrascht und eilte zu seinem Patienten, der erneut in die tiefe Schwärze der Bewusstlosigkeit sank. Einige Stunden später stand der Arzt Roland gegenüber und berichtete diesem von dem Vorfall. „Was bedeutet das für Herrn Kaibas Genesung?“, wollte Roland wissen. „Das können wir nicht sagen...“, räumte der Mediziner ein. „... der Patient muss über große Willensstärke verfügen, sonst hätte er sich nicht auch nur einen Millimeter bewegen können. Fakt ist allerdings, dass er nach diesem Vorfall ins Koma gefallen ist, wann und ob er wieder aufwacht entzieht sich jeder Kenntnis... im Augenblick sind wir froh, dass der Patient einigermaßen stabil ist.“ „Darf sein Bruder ihn besuchen?“ „Im Grunde spricht nichts dagegen, es könnte sich positiv auf den Patienten auswirken, wenn er eine bekannte Stimme hört“, antwortete der Arzt zögernd. „Die Frage ist eher, wollen Sie dem Jungen diesen Anblick zumuten?“ „Nicht nur Herr Kaiba verfügt über einen starken Willen“, lächelte Roland schwach. „Ich werde Mokuba darauf vorbereiten, denn ich werde ihn nicht abhalten können, seinen Bruder zu besuchen.“ „Verstehe“, nickte der Mediziner. „Wenn der Patient die nächsten 24 Stunden stabil bleibt, erlaube ich einen kurzen Besuch.“ ******* Vor ihnen tauchte eine Insel aus dem immerwährenden Blau des Ozeans auf. „So klein ist die gar nicht“, stellte der Pilot ihres Hubschraubers fest. „Wundert mich, dass sie auf keiner Karte verzeichnet ist.“ „Ich geb die Koordinaten mal durch“, meinte der Copilot. „Dann kehren wir um, sieht nicht so aus, als ob man da landen könnte.“ „Sollen wir auch nicht“, erwiderte der Pilot. „Wir sollen sie nur finden und die genauen Koordinaten ermitteln.“ Einige Stunden später landete ein Boot – mit einem Trupp Männer an Bord - am weißen Strand der Insel. Nachdem sie sich orientiert hatten, begaben sie sich ins Innere der Insel. Vorsichtig schlichen die Männer durch das scheinbar undurchdringliche Dickicht. Wäre die Bezahlung nicht so unverschämt gut, würden sie sich diesen Strapazen nicht aussetzen. Abgesehen davon bezweifelten sie ernsthaft, dass es das Tier überhaupt gab, welches sie fangen sollten. Ihr Auftraggeber faselte etwas von einem prähistorischen Tier. Als ob es Dinosaurier noch geben würde. Gleichzeitig brechendes Gehölz und tiefes Brummen, ließ die Männer erstarren. Da war etwas großes.... sehr großes vor ihnen. „Ich geh nachsehen“, flüsterte Alister. „Wartet hier.“ Kaum das er ausgesprochen hatte, verschwand er im Unterholz. Mit aller gebotener Vorsicht schlich er dem Geräusch entgegen, je näher er diesem kam desto unbehaglicher wurde ihm. Eine schemenhafte Bewegung, etwa hundert Meter vor ihm, ließ ihn innehalten. „Verflucht“, hauchte er. „Der Mistkerl hatte recht.“ Er beglückwünschte sich, dass er einen Sender dabei hatte, den er nun an diesem Tier platzieren wollte. Behutsam näherte er sich, darauf bedacht kein einziges Geräusch zu machen, selbst seine Atmung senkte er herab. Schließlich war er nah genug und nahm sein Gewehr hoch. Es war eine Spezialanfertigung, die sehr leicht und präzise war, darüber hinaus verfügte sie über eine große Durchschlagskraft, um den Sender beim ersten Schuss zu setzen. Mit bedacht visierte er sein Ziel an, atmete aus und drückte ab. „Wir haben das Tier“, teilte er einige Stunden später seinem Auftraggeber mit. „Es wird gerade transportfertig gemacht. Wenn alles gut läuft sind wir in zwei Tagen am vereinbarten Zielpunkt.... ja, ich melde mich rechtzeitig.... haben Sie nur das Geld dabei.....aber natürlich vertraue ich Ihnen... na also.... ich hab jetzt zu tun.... bis später.“ Nachdenklich tippte sich Alister mit dem Telefon gegen sein Kinn. Sein Gefühl sagte ihm, dass er seinem Auftraggeber nicht wirklich trauen konnte. Er würde wohl einige Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen, damit er auch wirklich an sein Geld kam. Nachdem Alister mit seinen Männern und ihrer Beute die Insel verlassen hatten, senkte sich eine beängstigende Stille auf diese. Nur langsam traute sich die Tierwelt wieder aus ihren Verstecken, noch bevor sich alles normalisierte glitt ein großer Schatten über den undurchdringlich wirkenden Wald. Wieder und wieder streifte das ungewöhnliche Tier über diesen Abschnitt der Insel, weithin hallten seine dunklen Rufe, doch niemand antwortete. Als ihm klar wurde, was hier geschehen war, brüllte er seine Wut heraus. Noch im selben Moment machte es sich auf den Weg um seine Partnerin zu suchen. Kapitel 1: ----------- Kapitel 1 „Habt ihr das auch gehört?“, fragte Joey neugierig, als er seine Freunde am Montagmorgen vor der Schule traf. „Was denn?“, gähnte Tristan. „Was denn?.....“, äffte der Blondschopf, verständnislos den Kopf schüttelnd, nach. „.... ich rede von dem Flugzeugabsturz.... Kaiba ist mit an Bord gewesen.“ „Armer Mokuba“, kam es von Tea. „Es muss sehr hart für ihn sein, er hat doch niemanden mehr außer seinem Bruder.“ „Das klingt so, als wäre Kaiba tot“, bemerkte Bakura trocken. „Was mich allerdings nicht wundern würde. So einen Absturz kann man nicht überleben.“ „Ist er nicht“, widersprach Yugi sofort. „Ich hab mit Mokuba telefoniert. Kaiba ist zwar schwer verletzt, aber er ist am Leben.“ „Mag jetzt herzlos klingen...“, räumte Joey ein, wurde dann ziemlich ironisch. „... aber das wird ohne den großen Seto Kaiba eine ruhige Zeit.“ „Ha... wetten das du nach mindestens einer Woche jammerst, weil dir die Zankerei mit ihm fehlt?“, lachte Tristan gemein. „Spinnst du....“, empörte sich Joey. „.... ich werde seine ständigen Beleidigungen sicher nicht vermissen.“ „Die Wette halte ich“, grinste Bakura. „Du sagst eine Woche....“, dabei sah er Tristan an, der bestätigend nickte. „.... ich sage, dass unser lieber Joey deswegen schon nach drei Tagen schlechte Laune kriegt.“ „Spinnt ihr jetzt total?“, empörte sich der Blondschopf und blies sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Nö....“, kam es von Tristan und Bakura gleichzeitig, die ihn breit grinsend ansahen. „Ich brauch unbedingt mehr Freundinnen“, stöhnte Tea, griff sich an ihre Stirn und rieb sich diese, als würde sie das eben gehörte einfach beiseite wischen können. „Um was wetten wir?“, fragte Tristan unbeeindruckt seinen weißhaarigen Klassenkameraden. „Um Hausaufgaben.... gewinnst du, machst du für zwei Wochen meine und umgekehrt“, schlug dieser vor. „Als ob du Hausaufgaben machen würdest“, kam es trocken von Joey. „Einverstanden...“, stimmte Tristan zu und beide Schüler besiegelten ihre Wette mit einem Handschlag. „Wer solche Freunde hat braucht keine Feinde“, murrte der Blondschopf, nahm seine Schultasche und verzog sich ins Schulgebäude. ******** Spät am Montagabend im Krankenhaus... „Komm Mokuba, ich bring dich nach Hause“, forderte Roland sanft den Bruder seines Chefs auf. „Nein... ich bleibe hier“, weigerte sich der Teenager sofort. „Seto braucht mich, ich lasse ihn nicht im Stich.“ Trotz der rotgeweinten Augen, war deren Blick fest entschlossen. Die Nachricht von Setos Absturz war ein Schock für ihn gewesen, aber der Anblick seines, an Maschinen angeschlossenen Bruders, riss ihm den Boden unter den Füßen weg. Seto war immer stark, hatte sich immer um alles gekümmert und dafür gesorgt, dass es seinem kleinen Bruder an nichts mangelte. Ihn jetzt so auf der Intensivstation zu sehen war fast zu viel für ihn. Die Ärzte sagten, dass Seto ohne die vielen Gerätschaften nicht überleben würde und dass es unklar sei, ob er jemals wieder vollkommen gesund werden würde. Das war jetzt fast eine Woche her, jeden Tag hoffte Mokuba, dass sein Bruder die Augen öffnete und alles wieder gut wurde, aber dem war nicht so. Nur widerstrebend ließ er sich Abends nach Hause bringen, in ein Zuhause welches jetzt so kalt und leer war. Zur Zeit brauchte er nicht zur Schule, wegen des Unglücks, aber in einer Woche musste er sich wieder dem Alltag stellen. Inständig hoffte er, dass Seto bis dahin aus dem Koma erwachte... überhaupt wieder aufwachte. Ob sein Bruder von seinen Mitschülern vermisst wurde? Wohl eher nicht, seufzte Mokuba innerlich. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie nicht mal sein fehlen bemerkten. Keiner von ihnen hatte sich je die Mühe gemacht hinter die kalte, arrogante Fassade Setos zu blicken. Das war nicht ganz richtig, korrigierte sich Mokuba. Es gab da schon eine handvoll Mitschüler, die sich immer wieder bemühten Setos Freundschaft zu erringen, was zugegebener weise nicht einfach war, aber sie gaben nicht auf. Yugi hatte ihn angerufen, als er von dem Unglück hörte, seitdem hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Vielleicht sollte er das heute Abend ändern... vielleicht würde es ihm selbst dann auch etwas besser gehen. Roland stand immer noch abwartend neben Mokuba, der sich jeden Abend schwer tat seinen Bruder in der Klinik zurückzulassen. Schließlich erhob sich der Teenager, trat an das Krankenbett, strich seinem Bruder sacht über den Handrücken. „Ich geh jetzt, großer Bruder“, sagte er leise. „Morgen komme ich wieder, versprochen“ Schweren Herzens, verließ er – nach einem letzten Blick auf seinen Bruder – dessen Krankenzimmer und ließ sich von Roland nach Hause bringen. Nach dem Abendessen griff er sich sein Telefon und wählte Yugis Nummer. ******* Es fiel Joey unerwartet schwer seine gute Laune beizubehalten, vermisste er doch tatsächlich die täglichen Streitereien mit seinem erklärten Erzfeind. Aber er wollte seinen sogenannten 'guten' Freunden beweisen, dass sie unrecht hatten. Am dritten Tag nach Wettbeginn saßen alle schon in ihrem Klassenzimmer, plauderten noch ein wenig während sie auf die Lehrkraft warteten. „Schon schlechte Laune, Joey?“, stichelte Bakura, schon allein um die Wette zu gewinnen, wollte er den Blondschopf reizen. „Nein... ich bin in ausgesprochen guter Stimmung“, gab dieser flapsig zurück und streckte dem Weißhaarigen frech die Zunge heraus. „Hm.... das kann sich schlagartig ändern....“, Bakura grinste böse. „.... Köter.“ Kurz verdunkelten sich die braunen Augen Wheelers vor Ärger, doch beherrschte er sich. Dennoch reichte es Bakura, um zu wissen, wie er seinen blonden Mitschüler aus der Reserve locken konnte und am Ende des Tages würde er es erreicht haben. „Haben deine Freunde endlich erkannt was du bist?“, erklang die gewohnt kühle Stimme ihres Mitschülers, mit dem sie so überhaupt nicht rechneten. Joey fuhr herum und starrte die schlanke Gestalt seines Erzrivalen entgeistert an. Halluzinierte er jetzt schon? Sollten ihm die Streitereien dermaßen fehlen? Aber wieso sah er Kaiba so real als würde er vor ihm stehen? „Scheinbar hast du das Sprechen inzwischen verlernt“, spottete Kaiba. „Aber.... wie.... warum bist du hier?“, stotterte Joey, der sich immer noch fragte ob er träumte oder nicht. „So ungern ich es zugebe, aber ich gehe hier zur Schule“, schüttelte Kaiba den Kopf, zeigte damit deutlich, dass er erheblich an der Zurechnungsfähigkeit des Chaoten zweifelte. „Das weiß ich, du Blödmann“, knurrte Joey. „Tatsächlich?“ „Argh.... was ich damit sagen wollte....“, murrte der Blondschopf ärgerlich. „.... wieso liegst du nicht halbtot im Krankenhaus?.... So wie es die Presse versprochen hat.“ „Genau...“, mischte sich Yugi mit ein. „... Mokuba war völlig aufgelöst, als ich ihn anrief.“ „Das muss ich euch nicht beantworten...“, erwiderte Kaiba kühl, er wollte die Frage wirklich nicht beantworten, wusste aber auch, dass dieser 'Kindergarten' keine Ruhe geben würde, bis er eine befriedigende Antwort hatte. „... aber ich will mal nicht so sein. Ein übereifriger.... Mensch …. gab Informationen an die Presse weiter, die noch nicht verifiziert waren.“ „Dann geht es dir gut?“, wagte Tea eine persönliche Frage zu stellen. Sogleich wanderte eine Augenbraue höher, während Kaiba sie ansah, das Augenrollen konnte er gerade noch verhindern. Tatsächlich war er noch etwas angeschlagen, aber das würde er vor niemandem zugeben, schon gar nicht vor diesen Nervensägen. „Mir geht es blendend, Gardner“, ließ er sich herab ihre Frage zu beantworten, begab sich dann zu seinem Platz und ließ sich nieder. „Kaiba, auf dich ist echt kein Verlass“, grollte Bakura düster, der sich nun selbst um seine Hausaufgaben kümmern musste. Dass er für seine Bemerkung einen der gefürchteten 'Eisblicke' erntete störte ihn keine Spur. Insgeheim bereute es Kaiba schon, so kurz nach dem Absturz die Arbeit wieder aufgenommen zu haben, aber ein Rückzieher kam für ihn jetzt nicht mehr in Frage. Es war völlig indiskutabel, dass er hier Schwäche zeigte. Aus diesem Grund war er auch nicht länger als nötig im Krankenhaus geblieben, obwohl die Ärzte ihm bis zur letzten Sekunde nahelegten noch ein paar Tage in der Klinik zu bleiben.... selbst Mokuba biss in diesem Punkt bei ihm auf Granit. Hier im stickigen Klassenzimmer wurde sein eiserner Wille, sich nichts anmerken zu lassen, auf eine verdammt harte Probe gestellt. Ein Ärgernis waren auch die ständigen musternden Blicke seiner Mitschüler, vor allem die seines sehr speziellen 'Fanclubs'. Gut, das taten sie so gut wie jeden Tag, aber diesmal lag etwas in ihren Blicken, gerade so als würden sie jeden Moment erwarten, dass er einfach umfiel. Dabei sollten sie ihn besser kennen. Genau deswegen warfen sie ihm – unabhängig voneinander – prüfende Blicke zu. Keiner von ihnen glaubte Kaiba dessen Geschichte. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder Kaiba saß gar nicht in dem abgestürzten Flugzeug und der Pressebericht war nur ein mieser PR-Trick, um die Verkaufszahlen anzukurbeln oder besagter Jungunternehmer verheimlichte etwas und das sogar vor seinem Bruder. Nach der letzten Stunde, raffte Kaiba seine Sachen zusammen und eilte aus der Klasse und wenig später aus der Schule. „Der hat das aber eilig“, wunderte sich Joey, der sich innerlich schon für eine verbale Auseinandersetzung gewappnet hatte. „Doch noch schlechte Laune?“, grinste Bakura ihn provozierend an. „Warum?“, tat Joey unwissend. „Weil es keinen Streit mit deinem Lieblingsfeind gab“, meldete sich Tristan auch wieder zu Wort. „Mir geht es so blendend wie diesem Eisklotz“, grinste Joey breit. „Wir sehen uns morgen.“ So blendend ging es Kaiba gar nicht. Für gewöhnlich fuhr er nach der Schule in die Firma, diesmal nicht. Sein Weg führte direkt nach Hause, kaum dass er seine Villa betrat, schickte er seine Angestellten nach Hause. In seinem Schlafzimmer pellte er sich aus seiner Schuluniform, schlüpfte in eine bequeme Jeans und ein einfaches T-Shirt. Unschlüssig stand er vor seinem Bett, eigentlich müsste er arbeiten und Hausaufgaben machen, aber seine äußerst bequeme Liegestatt hatte gerade eine riesengroße Anziehungskraft. Der Länge nach fiel er auf diese und beschloss einfach liegen zu bleiben. Zum Glück konnte er Mokuba davon überzeugen, dass er sich keine Sorgen um ihn machen musste und er mit ruhigen Gewissen die vierzehntägige Klassenfahrt antreten sollte, auf die er sich so sehr gefreut hatte. Langsam sank die Stille des Hauses auf ihn herab, nicht unangenehm, vielmehr wie eine leichte kühlende und irgendwie tröstende Decke. Seufzend drehte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Der Absturz steckte ihm noch ziemlich in den Knochen, die Angst, die er in dieser Situation empfand, raubte ihm den Atem. Er wusste immer noch nicht, wie es überhaupt zu diesem Unglück kam. Fragen hatten sie ihm gestellt, kaum dass er wieder bei Bewusstsein war, aber wirklich erinnern konnte er sich an dieses einschneidende Ereignis nur sehr, sehr verschwommen. Unruhig wälzte sich Kaiba im Bett hin und her, die Erinnerung an den Absturz quälte ihn. 'Zeit zum Aufwachen', wehte eine dunkle Stimme durch seinen Geist, auf die er allerdings nicht reagierte. 'Steh auf!', bellte die Stimme nun klar und deutlich. Panisch riss Kaiba die Augen auf und schoss wie von der Tarantel gestochen in die Höhe. Taumelnd sah er sich in seinem Zimmer um, sein Herz schlug ihm schwer und hart gegen die Rippen. In jedem Zentimeter seines Körpers konnte er dessen Schlag spüren. Die Stimme war so real, dass er dachte, es wäre jemand in seinem Zimmer.... doch konnte er nichts sehen. Mit zittrigen Fingern fuhr er sich durch die Haare. Obwohl er lange geschlafen hatte, wie ihm ein Blick auf die Uhr verriet, fühlte er sich wie erschlagen. Was war nur los mit ihm? Waren das die Nachwehen des Absturzes und würden bald vergehen? Sicher war das so, es konnte nur der Grund sein. Mit diesen Worten beruhigte er sich und fand langsam seine Gelassenheit wieder. Ins Bad gehend schälte er sich aus seinen Klamotten, stieg unter die Dusche und genoss das heiße Wasser auf seiner Haut. Mit den Händen stützte er sich an den kühlen Kacheln ab und ließ das angenehme Nass über seinen Rücken laufen. Beim Absturz musste er eine Armee aus Schutzengeln gehabt haben, sonst hätte er diesen nicht überleben können. 'Kein Schutzengel', tönte diese raue dunkle Stimme erneut durch seinen Geist. 'Das war ich.' Unwillig schüttelte Kaiba den Kopf, versuchte auf diese Weise die unbekannte Stimme loszuwerden. Diese Situation erinnerte ihn an die Zeit, in der sein Körper von einer fremden 'Macht' übernommen wurde und das nicht nur einmal. Er dachte, dass er diesen Blödsinn endlich hinter sich hatte, offenbar ein Irrtum oder es lag wirklich an dieser Katastrophe, die seinen Geist vermutlich ziemlich durcheinander gebracht hatte. 'Quatsch', murrte die Stimme. 'Reiß dich zusammen, wir müssen arbeiten.' „Arbeiten...“, wiederholte Kaiba leise, als wüsste er mit dem Wort nichts anzufangen, doch dann straffte sich seine Haltung. „Das macht Sinn.“ Alle störenden Gedanken in den hintersten Winkel seines Geistes verbannend, beendete er das Duschen. In den letzten Tagen hatte er seine Firma sträflich vernachlässigt, dass würde sich jetzt ändern. Keinen Gedanken an die Uhrzeit verschwendend, zog er sich an, wie von selbst wählte er einen Anzug, verzichtete allerdings auf die Krawatte, vielmehr ließ er die obersten Knöpfe seines Hemdes offen. So spät am Abend würde sich wohl kaum ein Geschäftspartner bei ihm blicken lassen, da konnte er ruhig etwas legerer sein. Eine dreiviertel Stunde später parkte er seinen Wagen in der Tiefgarage seiner Firma. Der Fahrstuhl brachte ihn direkt auf seine Büroetage. Ruhig und friedlich breitete sich die Etage vor ihm aus, als er den Lift verließ. „Ich sollte öfter Nachts arbeiten, dann hab ich wenigstens meine Ruhe“, seufzte er und genoss diese Stille. Die Notbeleuchtung sorgte für genügend Licht, um problemlos sein Büro zu erreichen. Bevor er dieses betrat, machte er sich noch eine Kanne Kaffee. Die Kanne, samt Tasse, auf seinem Aktenkoffer balancierend betrat er sein Büro. „Licht!“, befahl er, um die Beleuchtung einzuschalten. 'Dir gehorcht das Licht?' ertönte die, inzwischen nicht mehr so fremde, Stimme verwundert. „Ist praktisch, wenn man die Hände nicht frei hat, um den Lichtschalter zu betätigen“, erklärte Seto mürrisch. Irritiert blieb er stehen. Redete er jetzt schon mit sich selbst? „Kaiba, hör auf Selbstgespräche zu führen, das ist doch nicht normal“, kritisierte er sich und setzte seinen Weg fort. 'Das ist kein Selbstgespräch', kicherte die Stimme. „Ach nein?“, hakte Kaiba ironisch nach. „Was ist es dann?“ Auf seinem Schreibtisch lag ein Stapel Akten, der förmlich nach Bearbeitung schrie. Sonst lagen nie welche auf dem Schreibtisch, er arbeitete sie immer alle ab, ehe er nach Hause fuhr. Das zeigte ihm, dass er viel zu lange nicht präsent war. 'Das ist eine Unterhaltung', brachte sich die Stimme wieder in Erinnerung. „Ja, klar...“, rollte Seto genervt die Augen. „... eine Unterhaltung zwischen mir und mir.... wirklich sehr aufschlussreich.... und jetzt reiß dich zusammen Kaiba, konzentriere dich auf deine Arbeit.“ Er goss sich Kaffee ein, nahm entschlossen die erste Akte und schlug sie auf. Nur nebenbei bemerkte er eine gewisse Neugier, der er keine weitere Beachtung schenkte. Immerhin war es nicht die erste Akte, der er sich widmete. Mit der Zeit verschwand dieses neugierige Interesse und machte unendlicher Langeweile platz. 'Wie kannst du so was nur machen?' fragte die Stimme gelangweilt. 'Das ist ja zum Einschlafen und wir haben keine Zeit.' Beim Klang dieser Worte zuckte Kaiba etwas zusammen, seufzend rieb er sich die Schläfen. „Das ist meine Arbeit“, murrte er. 'Das ist egal.... wir müssen endlich anfangen', widersprach die immer präsenter werdende Stimme. „Was glaubst du wohl, was ich hier tue?“, fragte der Brünette genervt. Wie schlecht musste es ihm gehen, wenn er schon mit sich selber stritt? Dafür war dieser blonde Chaot Wheeler zuständig, mit ihm konnte er sich immer prima streiten und somit seinen Frust abbauen. 'Ich bin nicht du', hallte es ungehalten durch seinen Kopf. 'Merk dir das.' „Ach nein?“, giftete Seto zurück. „Ich sehe aber niemand anderen hier.“ So langsam wurde es wirklich absonderlich was er hier tat. Wenn das jemand mitbekam, wurde er schneller in die Psychiatrie eingewiesen, als er verhindern könnte. Saß er dort erst mal fest, würde es ewig dauern, bis er wieder rauskam. 'Sieh zum Fenster', forderte sein anderes ich. Unwillkürlich wandte Kaiba den Kopf und erblickte sich. Die Verwirrung und Verärgerung waren ihm deutlich anzusehen, was seine Laune nicht gerade hob. Energisch stand er auf und schritt auf das Panoramafenster zu, auf den Weg dahin geriet er ins Stocken. Jetzt spielten ihm seine Augen auch noch einen Streich, denn das was er sah konnte nur seiner gerade ziemlich desolaten Fantasie entspringen. „Ich bin eindeutig überarbeitet“, seufzte er, schloss die Augen und rieb sich die Schläfen, in der Hoffnung, dass gleich alles wieder normal sein würde. Langsam hoben sich seine Lider wieder, nur um sich gleich wieder zu schließen. Es war nicht von der Hand zu weisen, er wurde langsam verrückt. 'Mach endlich die Augen auf', wurde er angefahren. 'Wie kann man nur so stur sein?' Unwillkürlich riss er die Augen wieder auf und starrte das Spiegelbild an. „Ich bin nicht stur“, konterte Seto aufgebracht. „Ich glaube nur nicht, was mir mein übermüdetes Gehirn vorgaukelt.“ 'Es reicht', fauchte die Stimme, gleichzeitig sah das Spiegelbild sehr wütend aus. 'Ich werde es dir beweisen, dass ich sehr real bin.' Das war schon faszinierend, wie Seto feststellte. Sich mit sich zu streiten und das auch noch bildlich dargestellt war bestimmt nicht so verbreitet. 'Auf das Dach!... Sofort!' Ohne sein Zutun setzten sich seine Füße in Bewegung, es kostete viel Kraft sich dagegen zu stemmen. „Was soll ich da?“, giftete Kaiba. „Außerdem lass ich mich nicht herumkommandieren.“ 'Ich zeige dir, dass ich keine Einbildung bin.' Jetzt wurde es wirklich skurril. Es war für ihn schon befremdlich mit sich selbst zu streiten, aber sich jetzt gegen seinen eigenen Körper zu wehren, setzte dem ganzen die Krone auf. „Auf dem Dach?“ 'Ja', war die kurze und knappe Antwort. 'Aber ich kann auch hier die Scheibe zerschlagen, nur würde ich gern wissen, wie du das deinen Leuten erklären willst.' Während des Wortwechsel setzte sich Kaiba gegen seinen Willen in Bewegung, an der Tür hielt er sich fest, während seine Beine in die andere Richtung strebten. Weil er das nun doch ziemlich kindisch fand, gab er nach, verschränkte seine Arme vor der Brust und schwieg beharrlich. Im Fahrstuhl hielt er den Blick gesenkt, er wollte weder mit sich reden noch sich oder das was seine Fantasie ihm vorgaukelte sehen. 'Warum denn nicht gleich so', tönte es zufrieden in seinem Kopf. „ ...“ 'Wieso schmollst du jetzt?' „ ....“ 'Bist du nicht neugierig?' „ …“ 'Dann eben nicht', erklang es beleidigt. 'Ich hätte dir erzählt, was gleich auf dich zukommt, aber wenn du nicht willst, dann eben auf die harte Tour.' Der Fahrstuhl hielt und die Tür öffnete sich mit einem leisen Pling. Kaiba straffte seine Haltung und trat auf das Dach hinaus. Sofort zerrte der kühle Nachtwind an ihm und ließ ihn frösteln. „Ich bin auf dem Dach, wie sieht dein Beweis aus?“ Keine Ahnung warum er hier war, da er doch nur beweisen konnte, dass er verrückt wurde, sonst nichts. Das war allerdings sehr schlimm, wenn das amtlich wurde, würde ihm das Sorgerecht für seinen Bruder entzogen und das war das schlimmste was ihm passieren konnte... von seinem Bruder getrennt werden. 'Magst du fliegen?' „Nein, sie nerven nur“, knurrte Seto zurück. 'Du bist so ein ….' „... Sturkopf, eingebildeter Fatzke, Mistkerl, Großkotz oder Blödmann?“, bot Kaiba einige Bezeichnungen an, die ihm Wheeler immer an den Kopf warf. 'Ja.... das trifft es genau', wurde ihm ironisch geantwortet. 'Ich hoffe du fliegst gern, wenn nicht hast du Pech gehabt.' Kaiba setzte sich in Bewegung.... gegen seinen Willen. Als er auf den Rand des Daches zusteuerte, geriet er langsam in Panik. „Was wird das jetzt?“, fragte er argwöhnisch. 'Der Beweis, den ich dir schuldig bin', bekam er zur Antwort und deutlich konnte er das breite Grinsen aus den Worten heraus hören. Verzweifelt krallte er sich an den Aufbauten fest. „Indem du mich vom Dach wirfst?“ 'Ich werfe dich doch nicht', kam es süffisant zurück. 'Du springst.' Mit dem letzten Wort erreichte er den Dachrand und sah in die Tiefe. „Nein, nein... nein... das geht nicht.... mein Bruder“, wehrte sich Kaiba verzweifelt. Ein Schritt trennte ihn noch von der unendlich erscheinenden Tiefe... ein Schritt und alles wäre vorbei. 'Keine Sorge... vertrau mir', lockte diese Stimme. „Dir vertrauen?“, ereiferte sich Kaiba. „Du zwingst mich hier an den Rand und verlangst, dass ich springe. Entschuldige, wenn ich dir gerade nicht vertrauen kann.“ 'Dann lerne es', tönte es großzügig durch seinen Geist. Zu genau fühlte er wie sich sein Fuß hob und den letzten Schritt machen wollte, mit allem Willen versuchte er das unvermeidliche zu verhindern.... vergebens. ******* Das regelmäßige Piepen des Überwachungsmonitors beschleunigte sich, was sofort einen Alarm auslöste. Nur wenig später tauchte die Krankenschwester auf und überprüfte den Sitz des Sensors, der korrekt saß. Der Herzschlag des Patienten erhöhte sich noch mehr, ebenso begann der Körper zu krampfen. In diesem Moment betrat der benachrichtigte Mediziner das Zimmer, kurz darauf kämpfte er um das Leben des Jungunternehmers. Immer wieder drohte er seinen Patienten zu verlieren, bis er ihn nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder stabilisieren konnte. Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 „Kaiba geht es wohl doch noch nicht so gut“, meinte Yugi gerade. „Es ist kurz vor acht und er ist noch nicht hier.“ „Und wenn schon...“, zuckte Joey die Schultern. „... vielleicht hat er auch nur ein Meeting und kommt später... wäre ja nichts neues.“ „Das wäre aber ganz schlecht für deine Laune“, stichelte Tristan, der es einfach nicht lassen konnte. „Und wenn... eure Wette ist eh nichtig, oder etwa nicht?“, konterte der Blondschopf ironisch. „Wer weiß, wer weiß...“, grinste Bakura, dem es einfach Spaß machte seinen blonden Mitschüler zu ärgern. „Es ist amüsant zu sehen, wie deine Laune sinkt, nur weil sich ein gewisser Firmenchef nicht sehen lässt. Man könnte glatt meinen, du wärst in ihn verknallt.“ „Spinnst du?“, echauffierte sich Joey. „Mit dem Eisklotz würde ich nie was anfangen wollen, da würde ich mir ja Gefrierbrand holen.“ Seine braunen Augen funkelten ärgerlich, dann fing er an fies zu grinsen. „Vielleicht willst du dich an ihn ran machen“, meinte er lapidar, ehe Bakuras Blick fixierte und zum Gegenschlag ausholte. „Immerhin sabberst du ihm ständig hinterher, wenn du denkst, dass dich keiner beobachtet.“ Augenblicklich verdunkelte sich Bakuras Blick vor Wut und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Drohend ging er auf Joey zu, da schob sich Tristan zwischen die beiden und hob beschwichtigend die Hände. „Immer mit der Ruhe Bakura... jetzt ist kein guter Zeitpunkt für eine Prügelei.“ „Genau... schön ruhig bleiben, Bakuralein“, stachelte Joey das erhitzte Gemüt seines Mitschülers an. „Joey, halte dich bitte auch zurück“, mischte sich Tea ein, die schon eine wilde Prügelei ihrer Freunde sah. „Ich muss hier raus“, zischte der Weißhaarige bedrohlich, bedachte Tristan und Joey mit einem vernichtenden Blick, ehe er sich in Bewegung setzte um das Klassenzimmer zu verlassen. An der Tür prallte er mit Kaiba zusammen, der in das Zimmer hastete. „Pass doch auf“, knurrte dieser und schubste den Weißhaarigen beiseite. Dieser taumelte einige Meter zurück und starrte Kaiba verblüfft an. Ihm war nie bewusst gewesen, das dieser so kräftig war. Nur eine kleine Handbewegung und er, Bakura, hätte fast das Gleichgewicht verloren. Die Wut von eben war verraucht, mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er den Brünetten, wie er sich an seinen Platz setzte. „Hey, Kaiba“, erklang Joeys fröhliche Stimme. „Hast du deinen Kamm vergessen?“ Tatsächlich wirkte der Jungunternehmer nicht so ordentlich wie sonst, obwohl die Schuluniform wie immer perfekt saß, ebenso waren die Schuhe geputzt. Allerdings lagen die Haare nicht gewohnt akkurat in Position, vielmehr wirkten sie irgendwie aufgeplustert, nicht viel, aber es fiel auf. „Kümmere dich um deinen eigenen Kram“, kam es mürrisch von dem Brünetten, der sich mit seinen Fingern durch die Haare fuhr, was die Sache nicht wirklich besser machte. „Hast wohl die ganze Nacht durchgearbeitet“, stichelte Joey weiter, der es einfach nicht lassen konnte, viel zu lange hatte er auf dieses Vergnügen verzichtet. Den eisigen Blick, den er für diese Worte erntete, gepaart mit dem tiefen kehligen Knurren, erweckte in ihm den Eindruck, dass er einem, zum Angriff bereiten Wolf - oder besser Drachen - gegenüber saß. In diesem Moment betrat ihr Lehrer das Klassenzimmer. 'Wie öde ist das denn?', murrte die Stimme in seinem Kopf. 'Das machst du freiwillig mit? Da war letzte Nacht doch spaßiger, oder?' Augenblicklich verfinsterte sich Kaibas Blick und ein unwilliges Knurren entwich seinen Lippen. 'Meinetwegen langweile dich hier, aber nach dieser... Schule... kümmern wir uns um mein Problem, verstanden?' Kaiba war erleichtert, als er die Worte vernahm und entspannte sich ein wenig. Eigentlich müsste er wirklich nicht seine Zeit in der Schule verschwenden, aber hier hatte er die Möglichkeit sich mit dem zu befassen, was letzte Nacht geschehen war. Er war sich ziemlich sicher, dass keiner der Lehrer es wagen würde ihn anzusprechen, schon gar nicht, wenn er so schlecht gelaunt war wie jetzt. Kopfschmerz machte sich langsam breit, genervt rieb er sich die Nasenwurzel, das half manchmal. Ein Schatten fiel auf ihn, finster sah er auf. Ihre junge Lehrerin stand vor ihm und sah ihn besorgt an. Sie war neu an der Schule, kannte zwar Setos Sonderstatus, kümmerte sich aber nicht sonderlich darum. Bislang waren sie trotzdem recht gut miteinander ausgekommen, das drohte jetzt zu kippen. „Geht es dir nicht gut, Seto?“, erkundigte sie sich besorgt. Sie wusste natürlich von dem Flugzeugunglück und schob dessen Aussehen dem Absturz zu. „Du bist so blass und scheinst nicht geschlafen zu haben.“ Das letzte was er gebrauchen konnte, war, dass man ihm seine Schwächen vor Augen führte. Sehr genau spürte er, wie eine unkontrollierbare Wut in seinem Inneren heranwuchs. „Mir geht es blendend“, antwortete er mühsam beherrscht. „Bei allem Respekt, lassen Sie mich einfach in Ruhe. Kümmern Sie sich lieber um die anderen Schwa....Mitschüler, die benötigen Ihre Aufmerksamkeit dringender als ich.“ Ein kurzer, aber sehr intensiver Blickwechsel folgte, ehe die junge Frau nickte und sich von ihm abwandte. Langsam entspannte er sich wieder, ignorierte die neugierigen Blicke seiner Mitschüler, schlug sein Buch auf und tat zumindest so, als würde er dem Unterricht folgen. Tatsächlich wanderten seine Gedanken zu den letzten Stunden zurück, als er am Rande seines Daches stand und den letzten Schritt machte.... den Schritt, der sein Leben auf den Kopf stellte... den Schritt, der ihn in den Abgrund führte. Rückblick.... Er konnte es nicht verhindern, sein Fuß hob sich, sein Körper verlagerte sein Gewicht, dann ging es sehr schnell, auch wenn es ihm vorkam, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Kaiba hatte den Halt verloren und fiel und.... dessen war er sich deutlich Bewusst.... es gab nichts, was ihn halten würde. Hatte er bei dem Absturz schon sterben sollen? Hatte er den Tod um seine Seele betrogen? Forderte sich dieser sie jetzt ein? Noch während er fiel, wurde sein Sturz abgebremst... seine Sichtweise änderte sich. 'Sieh hin', forderte ihn diese so unfassbar nervende Stimme auf. 'Du kannst mir vertrauen.' Als ob er die Augen geschlossen hätte, wenn er schon sterben musste, dann wollte er es auch sehen, selbst wenn es ihm nur panische Angst einbrachte. Dennoch hatte er nur auf den rasend schnell näher kommenden Boden geachtet, nun löste er sich von diesem Anblick und hielt überrascht die Luft an. Wie war das möglich? Was ging hier vor? 'Endlich stellst du Fragen, die ich auch beantworten kann', klang es erfreut in seinen Gedanken. 'Schau zu den verspiegelten Fenstern und glaube was du siehst.' Wie gefordert wandte er den Kopf und erstarrte. Im Büro konnte er die Spiegelung nicht glauben, viel zu eng hing sie mit seinen Duell Monster Spiel zusammen, glaubte an einen Streich seiner überreizten Nerven. Aber das was er jetzt sah und fühlte war real, es musste real sein, auch wenn sein Verstand sich weigerte das zu begreifen, aber seine Augen belogen ihn nicht... seine Gefühle, zumindest der Teil, der noch in der Realität haftete, belogen ihn nicht... die Spiegelung in den Fenstern zeigte ihm schemenhaft, aber doch auch deutlich erkennbar – immerhin war es noch mitten in der Nacht - einen …. Drachen.... einen weißen Drachen. Wie auch immer das zusammenhing.... im Moment schien er dieser Drache zu sein. Die Verwunderung über dieses Umstand, die gleichzeitig empfundene Angst und die Tatsache, dass er wieder einmal um seinen Körper kämpfen musste, rissen ihn in eine innere Taubheit, die nicht erklärbar war... nicht für ihn. „Hör auf“, flüsterte er tonlos. 'Noch nicht... es ist so schön zu fliegen', weigerte sich der Drache. „HÖR AUF UND LASS MICH ZUFRIEDEN“, schrie er unbeherrscht. Deutlich konnte er das Zusammenzucken des großen Tieres spüren, was er mit gewisser Genugtuung zur Kenntnis nahm. Wortlos flog der Drache einen großen Bogen, landete wieder auf dem Dach der Kaiba Corporation und zog sich in den Geist seines Wirtes zurück. Ebenso wortlos brach Kaiba zusammen, das war alles zu viel für seinen Verstand, der sich jetzt in die schützende Bewusstlosigkeit rettete. Leichtes Rütteln an der Schulter und das wiederholte Nennen seines Namens ließen ihn die Augen wieder öffnen. „Mr. Kaiba, Gott sei dank“, seufzte sein Mitarbeiter erleichtert. „Sie sind ja völlig ausgekühlt. Kommen Sie, ich bringe Sie ins Büro, dort können Sie sich aufwärmen.“ Kaiba sah den Mann einfach nur an, sein Verstand suchte nach einer glaubhaften Erklärung, warum er hier oben auf dem Dach lag... schutzlos. Widerstandslos ließ er sich aufhelfen und in sein Büro geleiten. Was war nur geschehen? „Danke“, nuschelte er. „Rufen Sie bitte Roland an, er soll mich abholen.“ „Selbstverständlich“, nickte der Mann, der zu seinem Wachdienst gehörte. Nachdem dieser seinem Chef eine Decke um die Schultern gelegt hatte, machte er sich daran seinen Auftrag auszuführen. Kaiba konnte sich sicher sein, dass von dem eben passierten nichts nach draußen dringen würde, keiner seiner Mitarbeiter würden je etwas über die internen Vorgänge in dieser Firma ausplaudern. Nach einer dreiviertel Stunde kam Roland ins Büro und fand seinen zitternden, in sich gekehrten Chef vor. Er fragte nicht was geschehen war, wenn es sein Chef für wichtig hielt, würde er es ihm schon anvertrauen, daher legte er ihm sacht die Hand auf die Schulter. Seto zuckte unter der Berührung zusammen, sah verwirrt auf, ehe er nickte und aufstand. Schweigend führte Roland den jungen Mann aus dem Büro in den Fahrstuhl, der in der Tiefgarage hielt. Den Wagen hatte er direkt vor dem Eingangsbereich des Fahrstuhls geparkt, sodass Kaiba schnell einsteigen konnte und vor eventuellen neugierigen Blicken sicher war. Auch während der Fahrt, sagte Kaiba kein Wort, er wusste einfach nicht was er hätte sagen sollen. Mit erreichen der Villa hatte sich Seto soweit wieder gefangen, dass er ohne Hilfe gehen konnte. Mit einem leisen Dank entließ er Roland vorerst, wohl wissend, dass dieser ihn bald abholen und zur Schule fahren würde. Sein Weg führte ihn direkt in sein Schlafzimmer, bzw. sein Badezimmer, wo er sich Wasser in die Wanne einließ. Er war so durchgefroren, dass ihm eine Dusche nicht reichen würde, um wieder warm zu werden. Während seine Wanne voll lief, streifte er sich seine Kleidung vom Körper, seufzend stieg er wenig später in das – gefühlt – kochende Wasser. Es dauerte sehr lange, bis auch die letzte Kälte aufgab und der angenehmen Wärme wich. Aber noch immer weigerte sich sein Verstand sich mit dem zu befassen, was letzte Nacht geschah. Natürlich fühlte er, wie die ungebetene Präsenz in ihm an die Oberfläche kam, aber mit eisernen Willen sperrte er sie vorerst aus. Rückblick ende... Noch immer schwieg diese Stimme, sodass er sich tatsächlich mehr mit dem Unterricht befassen konnte. Inzwischen waren sie mitten in der dritten Doppelstunde.... Geschichte. Kein Unterricht, der die Schüler fesselte, vielmehr sahen die meisten aus, als würden sie am liebsten die Augen schließen. Nur einer gab sich diesem Bedürfnis hin... Wheeler. Im Normalfall hätte Kaiba diesen Umstand genutzt um ihn zu ärgern, aber ihm war nicht danach. Abgesehen davon machte sich der Schlafmangel langsam bemerkbar, seine Augen wurden schwer. Ein Gähnen unterdrückend stützte er seinen Kopf auf seiner Hand ab. Immer mehr entspannte er sich, bis... 'Ich hab Hunger', peitschte die raue Stimme des Drachens durch seinen Kopf. Kaiba zuckte so heftig zusammen, dass es ihn fast vom Stuhl riss und er dabei sein Buch vom Tisch schleuderte. „Nicht jetzt“, zischte er, während er besagtes Buch wieder aufsammelte. Geräusche die normalerweise nicht ins Gewicht fielen, da immer einer seiner Mitschüler redete, aber in diesem Geschichtsunterricht, indem alle dem eintönigen Monolog des Lehrers lauschten, wäre auch eine gefallene Stecknadel übernatürlich laut gewesen. So kam es, dass sich aller Aufmerksamkeit auf ihn richtete. „Hast du uns etwas mitzuteilen?“, richtete der Lehrer seine Aufmerksamkeit auf seinen, sonst unauffälligen Schüler. „Nein, habe ich nicht“, antwortete der Gefragte reserviert. 'Doch... ich habe Hunger', widersprach der Drache energisch. „Nicht jetzt“, knurrte Kaiba genervt. 'Soviel Beute', sinnierte der Drache. 'Lass mich den da vorn fressen, dann bin ich zufrieden.' Trotz seiner eisernen Selbstbeherrschung, entglitten ihm die Gesichtszüge, ob des Vorschlags. „Es wird keiner gefressen“, fauchte er aufgebracht. Alle in seiner Nähe befindlichen Mitschüler, wandten sich ihm zu. Kaibas Verhalten war gerade bei weitem besser, als der langweilige Vortrag des Lehrers. 'Jetzt hab dich nicht so', murrte sein … Gast. 'Das riecht hier so verlockend, schnupper doch mal... ich kann sogar Blut riechen. Der Mensch da vorn, mit dem du schon gesprochen hast....wirklich lecker.' Unwillkürlich richtete er sein Augenmerk auf Tea, im gleichen Moment konnte er riechen, was er mit Sicherheit nicht riechen.... nicht mal im Ansatz wissen wollte. 'Toll, nicht wahr?', freute sich der Drache, dass sein Wirt seinen Geruchssinn ausprobierte. 'Lass mich sie fressen.' Der Gedanke Tea fressen zu lassen, war tatsächlich verlockend, er zauberte ihm sogar ein winziges Lächeln ins Gesicht, was allerdings sofort wieder verschwand. „Nochmals nein, es wird kein Mensch gefressen“, betonte Kaiba erneut. „Wie soll das überhaupt funktionieren?“ „Wie soll was funktionieren?“, wiederholte der Lehrer die Frage, es ärgerte ihn, dass Kaiba so gar kein Interesse an seinem Unterricht hatte. „Wie bitte?“, fragte Kaiba verwirrt nach, war ihm doch glatt entgangen, dass der Lehrer vor ihm stand. „Du hast gefragt, wie das funktionieren soll“, erklärte der Lehrer mehr oder weniger geduldig. „Jetzt erklär mir bitte was du meinst.“ Zum wiederholten mal wandten sich ihm ausnahmslos alle Mitschüler zu. Keiner von ihnen hatte je erlebt, dass Mr. Perfekt so neben der Spur war. 'Ganz einfach... du frisst und ich werde satt', klärte der Drache seinen Wirt verblüfft auf. 'Oder ich fresse und du wirst satt.... was ist so schwer daran?' Kaibas Mundwinkel zuckten verräterisch, fast schon verzweifelt versuchte er Haltung zu wahren. Die letzten Worte in seinem Kopf brachten das Fass zum überlaufen, so dass er spürte wie er die Kontrolle über sich verlor. Hastig schlug er sich die Hand vor dem Mund, um nicht – für seinen Lehrer – grundlos loszuprusten. „T´schuldigung...“, nuschelte er. „... mir ist schlecht.“ Sofort sprang er auf und eilte aus dem Klassenraum, direkt auf das nächste Schülerklo. Verblüfft sahen ihm alle nach. „Nun... es muss ihm ziemlich schlecht gehen“, stellte der Lehrer sich räuspernd fest. „Einer von euch sollte ihm folgen, falls er Hilfe braucht.“ Sofort meldeten sich fast alle Mädchen, die sich sehr gern um den jungen, verdammt gut aussehenden Firmenchef kümmern wollten. „Diese Hilfe braucht er nicht“, bemerkte Bakura trocken. „Darum wirst du ihm auch nachgehen“, bestimmte der Lehrer, den enttäuschten Protest seiner weiblichen Schüler ignorierend. „Wenn es sein muss“, zierte sich der Weißhaarige, der so gar nichts dagegen hatte, sich um Kaiba zu kümmern. „Sabber... sabber“, erreichten ihn die leisen Worte des grinsenden Blondschopfs. Auch diese Worte ignorierte er und verließ hocherhobenen Hauptes und angemessenen Schrittes den Klassenraum. Vor der Tür blieb er kurz stehen um sich zu sammeln. Schon seit geraumer Zeit hatte er ein Auge auf Kaiba geworfen, der eiskalte Geschäftsmann faszinierte ihn und machte ihn neugierig auf den privaten Seto Kaiba. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, dessen war er sich sicher. So verpeilt war der Brünette noch nie gewesen, in keiner Situation, vielleicht schon, als dieser in seinem Oberstübchen nicht ganz allein war, aber das zählte nicht. Grübelnd zog er die Augen zusammen, sollte das schon wieder passiert sein? Die Anzeichen sprachen dafür, nun, er würde dem mal auf den Grund gehen. In der Zwischenzeit hatte sich Seto wieder einigermaßen im Griff. Er tauchte sein Gesicht gerade in kaltes Wasser, welches er in seinen Händen hatte. Danach trocknete er seine Hände und sein Gesicht mit den Papierhandtüchern ab. 'Krieg ich jetzt was zu fressen?', meldete sich der Drache genervt wieder zu Wort. „Nein... du wirst dich bis heute Abend gedulden müssen“, verweigerte Seto eine Mahlzeit. Bevor sich sein Untermieter beschweren konnte, stellte Kaiba ihm eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. „Wieso ich? Da waren noch genug andere im Flugzeug. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich keine Einladung auf meiner Stirn stehen habe.“ 'Wenn ich mich nicht für dich entschieden hätte, wärst du jetzt tot... du solltest mir dankbar sein.' „Das würde mich in dem Fall wohl kaum stören, oder?“, meinte Kaiba ironisch. „Also... warum ich? Und was hast du mit dem Absturz zu tun?“ Er sah in den Spiegel, doch statt seines Spiegelbildes sah er in das Gesicht des weißen Drachen, ein sehr gewöhnungsbedürftiger Umstand. Allerdings konnte er seinem Gesprächspartner wenigstens ein bisschen anhand der Mimik einschätzen. 'Also gut....', gab sich der Drache geschlagen. '…. in dem Unwetter stieß ich wirklich mit dem Flugzeug zusammen und verletzte mich.... um zu überleben musste ich mir jemanden suchen der mir helfen konnte. In dir habe ich den Mensch gefunden... starker Wille, starker Körper, darum du.' „Da waren sicher noch andere, die genauso stark waren“, gab sich Kaiba noch nicht zufrieden. 'Ja... waren sie, aber nur du hattest den eisernen Willen diesen Absturz zu überleben und das nicht um deinetwillen sondern weil du dich gesorgt hast...weil du für deinen Bruder leben wolltest... darum habe ich das Flugzeug erneut gerammt.... es gab keinen anderen Weg, als es endgültig zum Absturz zu bringen.' „Du hast es absichtlich abstürzen lassen?“, hakte Kaiba entsetzt nach. „Was ist mit den anderen Menschen?“ 'Die haben mich nicht interessiert... sie hatten Pech', antwortete das Spiegelbild gefühllos. „Pech? Sie hatten nur Pech?“, wiederholte Kaiba erbost und fuhr mit beißendem Sarkasmus fort. „Klasse... jetzt fühle ich mich gleich viel besser.“ Finster starrte er in den Spiegel, er konnte kaum glauben, was er eben erfahren hatte, aber auf der anderen Seite, was erwartete er schon von einem Tier? 'Ich bin kein Tier... ich bin ein Drache, ein weißer Drache', stellte dieser klar. „Entschuldige...“, konterte Seto ironisch. „Selbstverständlich hat ein Drache das Recht einfach Menschenleben auszulöschen, weil er gerade Lust dazu hat.“ 'Das ist unfair', verteidigte sich der Drache. „Frag mal die Toten oder die Hinterbliebenen ob das fair war“, knurrte der Brünette. Er rieb sich die Schläfen.„Wieso warst du überhaupt da?“, wollte er etwas ruhiger wissen. 'Meine Gefährtin wurde entführt, ich will sie suchen', antwortete der Drache leise. 'Darum brauche ich deine Hilfe.' Anscheinend war der Drache doch nicht so gefühllos, wie er dachte, er maß lediglich den Menschen nicht das gleiche Recht zu leben zu. Nun.... wenn Seto ehrlich zu sich war, würde seine eigene Spezies nicht anders handeln. Alles was eine Bedrohung war, wurde unweigerlich ausgelöscht, der Gedanke versöhnte ihn ein bisschen mit der Tat des Drachen. „Weißt du von wem?“, fragte Kaiba schließlich nach. 'Leider nicht, aber ich habe eine Art Zeichen auf den Sachen gesehen, die sie zurückgelassen haben', bedauerte er. „Immerhin etwas“, nickte Kaiba. Der Drache im Spiegel sah zur Tür. 'Wir werden belauscht', warnte er. „Wir ist gut...“, murmelte er und sah ebenfalls zur Tür, „... zu hören bin doch nur ich.“ Als er wieder in den Spiegel sah, blickte er sich entgegen. Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, straffte seine Gestalt und schritt leise auf die Tür zu, die er mit einem Ruck öffnete. Überraschte braune Augen sahen ihn an. „Genug gehört, Bakura?“, fragte Kaiba lapidar und sah ihn kühl an. „Es reicht um zu wissen, dass du Hilfe brauchst“, antwortete der Weißhaarige. „Von dir?“, spottete der Brünette. „Vergiss es... und alles was du zu hören glaubtest ebenfalls.“ Bakura war zur Zeit sehr reizbar, darum ärgerte ihn die Art Kaibas gewaltig und lähmte daher auch seine Vernunft. Er packte Kaiba am Kragen, stieß ihn wieder in den Waschraum zurück, folgte ihm und schlug die Tür heftig hinter sich zu. Irritiert sahen ihn diese unwahrscheinlichen blauen Augen an. Herrgott, warum musste er ihn so angucken? Bakura atmete einmal tief durch. „Jetzt hör mal genau zu, Mr-Ich-Kann-Alles-Allein, du hast ein gewaltiges Problem, mit dem du eben nicht allein fertig werden kannst“, ging er drohend auf Kaiba zu. „Du hast dir irgendwas eingefangen... im besten Fall einen Parasiten.... im schlechtesten Fall jemand der dich zerstören will... damit kann niemand allein klar kommen.“ 'Ich bin kein Parasit', empörte sich der Drache. „Kein Parasit“, wiederholte Kaiba automatisch, sah sein Gegenüber dabei finster an. „Was bildest du dir eigentlich ein?“ zischte er. „Wenn ich mich recht erinnere, bist du sehr gerne in die Seele anderer geschlüpft um sie für deine Zwecke zu missbrauchen. Warum sollte ich ausgerechnet von dir Hilfe annehmen wollen?“ Inzwischen war die Stunde beendet und der Lärm auf dem Flur nahm zu, die Tür wurde aufgestoßen. Seto und Bakura sahen gleichzeitig zur Tür und schleuderten dem Eindringling ein „Raus!“ entgegen. Hastig wurde die Tür sofort wieder geschlossen. „Weil ich weiß, wie man in einem Geist agiert und den Wirt manipuliert“, begründete Bakura sein Hilfsangebot. Kurz lachte Kaiba, kein herzliches Lachen, es war kalt und erreichte nicht annähernd seine Augen. „Ich weiß, wie es ist jemanden in seinem Kopf zu haben... ich weiß, was passieren kann, wenn ich nicht aufpasse... und eins kann ich dir sagen“, nun packte er Bakura am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran. „In diesem Fall sind deine … Erfahrungen... wertlos. Es gibt nichts, womit du mir helfen könntest, sollte ich tatsächlich Hilfe benötigen.“ Dunkles Blau bohrte sich in dunkles Braun, keiner von beiden gab nach, doch dann weiteten sich Bakuras Augen leicht, er sah in den unwahrscheinlichen Saphiren etwas, dass er sich nicht erklären konnte, dennoch verstand er und senkte den Blick. „Trotzdem brauchst du Hilfe“, beharrte er. „Früher oder später benötigst du sie.“ „Das glaubst auch nur du“, knurrte der Brünette drohend. Von diesem aufgeplusterten Grabräuber brauchte er mit Sicherheit keine Hilfe. Energisch befreite sich Bakura aus Kaibas Griff, grinste ihn dann provozierend an, ehe er ihm leicht auf die Schulter klopfte. „Wir werden sehen, mein Freund, wir werden sehen“, entgegnete er wissend und beendete das Gespräch indem er ging. ******* „Hast du rausgekriegt, warum Kaiba so … so anders war?“, wollte Joey nach Schulschluss von Bakura wissen. Es konnte ihm egal sein, warum dieser Großkotz so durch den Wind war, dennoch machte er sich Sorgen, auch wenn er nicht verstand warum. „Vielleicht...vielleicht auch nicht“, antwortete dieser vage und sah dem Brünetten nach, der es wieder sehr eilig hatte. „Geht das auch genauer?“, murrte Joey. „Lange genug warst du ja mit ihm auf dem Schulklo.“ „Willst du mir etwas unterstellen?“ hakte Bakura lauernd nach und sah Joey drohend an. „Du kannst nicht abstreiten, dass du scharf auf ihn bist“, wich der Blondschopf einer direkten Antwort aus. „Und wenn es so wäre, was würde es dich stören?“, konterte Bakura. „Oder bist du selbst hinter ihm her? Streitest du deswegen immer mit ihm?“ Beide standen sich gegenüber und starrten sich mit funkelnden Augen an, gleichzeitig hatten sie ihre Hände zu Fäusten geballt. „Wie es aussieht sucht sich unser Joey gerade einen neuen Streitpartner“, bemerkte Tristan trocken. „Aber ob Bakura der richtige für diesen Job ist?“ „Scheint so“, stimmte Yugi kopfschüttelnd zu. „Unabhängig davon wüsste ich allerdings auch gern, warum sich Kaiba so untypisch verhalten hat.“ Offenbar wusste Bakura etwas, daher schob sich Yugi zwischen die Streithähne. „Jungs... immer ruhig, bevor ihr euch die Köpfe einschlagt, solltet ihr erst mal in Erfahrung bringen, ob Kaiba überhaupt auf Jungs steht, findet ihr nicht?“, versuchte er sie zu beruhigen, beschwörend sah er von einem zum anderen. „Als ob ich was von ihm will“, empörten sich beide gleichzeitig. „Darin seid ihr euch wenigstens einig“, bemerkte Yugi trocken. „Nun sag schon, Bakura“, mischte sich Tristan ein. „Hast du was raus finden können?“ Der Angesprochene atmete tief durch um sich zu beruhigen. „Ich bin mir nicht sicher“, setzte er zur Antwort an. „Ich bin ihm gefolgt, ich wollte gerade die Tür öffnen, da hörte ich ihn reden... aber nur ihn, allerdings schien er eine Unterhaltung geführt zu haben. So wie ich es verstanden habe ist bei dem Absturz etwas passiert, was ihm das Leben rettete... was aber wirklich komisch war... ich hab ihn zur Rede gestellt, wie üblich hat er alles abgestritten, aber da war was in seinen Augen... ich denke, dass er ein großes Problem hat, auch wenn er es nicht wahrhaben will.“ „Klingt nicht gut“, meinte Yugi besorgt. „Wir sollten ihn am Montag darauf ansprechen. Ich habe am Wochenende leider keine Zeit“ „Geht mir auch so“, stimmte Joey zu. „Ich muss unbedingt lernen, um mit den Zensuren nicht völlig in den Keller zu gehen.“ Wheeler war nicht dumm, er könnte wesentlich bessere Noten haben, er war einfach nur zu bequem um zu lernen und ließ sich daher sehr leicht ablenken. Auch Tristan hatte an diesem Wochenende etwas vor, das sich nicht aufschieben ließ. Bakura würde am liebsten heute noch zu Kaiba gehen um ihn auf den Zahn zu fühlen, aber allein hatte es wohl nicht viel Sinn. „Am besten gleich vor dem Unterricht“, erklärte sich der Weißhaarige bereit solange zu warten. Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Unterdessen erreichte Kaiba seine Villa, erneut schickte er seine Angestellten nach Hause, diesmal für zwei Wochen. Den einzigen Dienst den er forderte war das auffüllen der Vorräte, des weiteren beauftragte er Roland mit der Beaufsichtigung der Firma. Es war nicht das erste Mal, dass Roland das machte und versprach sich sofort zu melden, sollte es Probleme geben, die er nicht bewältigen könnte. Nun war Kaiba allein in der Villa, aber es war besser so, wie sollte er seinen Angestellten sonst sein Verhalten erklären? Im Schlafzimmer zog er sich bequeme Sachen an, ging in sein Arbeitszimmer und fuhr seine Rechner hoch. Gerade als er sich setzen wollte, brachte sich jemand in Erinnerung, den er fast vergessen hatte. 'Ich habe immer noch Hunger', teilte ihm der Drache übellaunig mit. „Du nervst, Drache“, knurrte Seto. „Du bist genauso verfressen wie Wheeler.“ 'Das ist der blonde Typ, den du immer beobachtest?' „Ich hab ihn nicht beobachtet“, empörte sich der Jungunternehmer. 'Wenn du das sagst.' Darauf erwiderte Kaiba nichts mehr, schweigend ging er in die Küche. Das fehlte ihm auch noch, dass er womöglich 'Beziehungsratschläge' von einem Drachen bekam. „Hast du eigentlich einen Namen?“, wechselte Seto das Thema. „Oder soll ich dich weiter Drache nennen?“ 'Sicher hab ich einen Namen', gab der Drache empört zurück. 'Ich bezweifel allerdings, dass du ihn aussprechen kannst.' „Versuchs“, forderte Kaiba. „Ich hab mich durch dich schon dermaßen blamiert, da fällt ein weiteres mal nicht wirklich ins Gewicht.“ 'Na schön..', gab der Drache nach. 'Wobei ich das mit dem blamieren nicht verstehe.... Aisukōrudoraitoappu... das ist mein Name.' „Aisukö.. Asuko...“ 'Aisukōrudoraitoappu', wiederholte der Drache. „Aisukru... Okay... du hast recht, da krieg ich einen Knoten in der Zunge“, meine Seto unwirsch, nachdem er mehrmals versuchte den Namen korrekt auszusprechen. „Ich kürze das mal auf Raito zusammen, einverstanden?“ 'Raito?', hakte der Drache nach und lauschte dem Klang des Wortes. 'Doch … ja, du darfst mich so nennen.' „Sehr großzügig von dir“, spottete Kaiba. Inzwischen erreichte er die Küche und öffnete den Kühlschrank um zu sehen, was er jetzt zubereiten könnte. Bevor er es auch nur im Ansatz verhindern konnte, schoss seine rechte Hand zu den Steaks – nur nebenbei wunderte er sich darüber, wie schnell er sie gefunden hatte, da sie nicht offen lagen – und griff sie sich. 'Fleisch.... endlich', kam es zufrieden von Raito, dem Drachen. „So nicht“, wehrte sich Kaiba dagegen, das Fleisch roh zu vertilgen. Nur Millimeter vor seinem Mund konnte er seinen Arm – der ihm zur Zeit nicht gehorchte – mit seiner linken Hand bremsen. 'Ich hab aber Hunger', jammerte Raito. 'Ich bin schon ganz schwach.' „Davon merke ich nichts“, japste Kaiba, der sich anstrengte seine Steak haltende Hand zu bändigen. „Du kriegst ja was, aber auf meine Art.“ Nach kurzem hin und her, gab der Drache schließlich auf. 'Na schön... dann auf deine Art, aber beeil dich.' Eine halbe Stunde später saß Kaiba am Tisch und verspeiste genüsslich sein Steak samt Salat. 'Wie umständlich', bemerkte Raito trocken. 'Das dauert viel zu lange, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich schon längst satt.' „Sicher und mir wäre schlecht, weil ich das Fleisch hätte roh runter würgen müssen“, hielt Kaiba dagegen. „Du steckst in meinem Körper also gelten meine Regeln und meine Gewohnheiten, ist das klar?“ 'Hab dich nicht so... ich hätte auch übernehmen können', kam es unwirsch von dem Drachen. „Sicher...“, spottete Kaiba. „... und ich hätte renovieren können. Du kostest mich eh schon viel Zeit und Geld, da brauch ich nicht noch zusätzliche Ausgaben.“ 'Davon dass du schneller gesund geworden bist, mehr Kraft und Ausdauer hast sagst du nichts' maulte Raito beleidigt. „Das ist auch mehr Eigennutz, oder nicht?“ 'Du hast ja keine Ahnung', murrte Raito und schwieg anschließend. Nachdem Seto fertig gegessen und die Küche soweit wieder aufgeräumt hatte – wenn er es nicht täte würde er richtig Ärger mit seiner Köchin bekommen, die es nicht leiden konnte, wenn jemand in ihrem Reich herumhantierte. Es war der resoluten Dame dann auch egal, wenn sie ihren Chef maßregeln musste – gönnte er sich noch von dem Nachtisch. 'Was ist das?', erkundigte sich Raito neugierig. 'Es schmeckt lecker.' „Das ist Mousse au Chocolat, extra für mich nicht so süß, eher ein bisschen herb“, antwortete Seto und genoss einen weiteren Löffel voll. 'Davon will ich mehr', forderte Raito. „Sorry... aber das ist der Rest“, bedauerte Kaiba und stellte das leere Schüsselchen in den Geschirrspüler. 'Dann mach neue... ich warte auch so lange', verlangte der Drache. „Geht nicht... ich kann zwar ein Steak in die Pfanne hauen und mir einen Salat machen, aber mehr kann ich nicht“, erklärte Kaiba ihm. „Hab ich auch nicht nötig.“ 'Du bist so ein Spielverderber', tadelte Raito mürrisch. 'Alles was Spaß macht lehnst du ab.' „Hättest dir ja einen anderen aussuchen können“, konterte Kaiba schlecht gelaunt. Er machte viele Dinge die ihm Spaß machten, nur eben jetzt nicht. 'Wie befreien wir Kisara eigentlich?', war es nun am Drachen das Thema zu wechseln. „Kisara?“ 'Ja... Kisara, meine Gefährtin', klärte Raito auf. „Sie hat einen einfacheren Namen als du“, stellte Kaiba trocken fest. „Und schöner klingt er auch noch.“ 'Entschuldige... aber ich hab mir meinen Namen nicht ausgesucht', kam es pikiert von Raito. Inzwischen hatte Kaiba sein Arbeitszimmer erreicht, sich an seinen Schreibtisch gesetzt und starrte auf den Bildschirm. Wie sollte er etwas suchen, von dem er nicht mal wusste wie es aussah? „Raito... du hast gesagt, dass du ein Abzeichen gesehen hast“, fragte er den Drachen. „Kannst du es beschreiben?“ 'Ich kann es dir zeigen, wenn du deinen Geist noch mehr für mich öffnest', bot der Drache an. „Noch mehr?“, hakte Kaiba unbehaglich nach. „Ich finde du hast schon einen ziemlich großen Raum in meinem Kopf.“ 'Wenn ich das hätte, würdest du nichts mitbekommen... du hättest eine riesige Gedächtnislücke, aber ich brauche deinen Verstand', erklärte Raito. Natürlich hätte er sich auch jeden anderen Menschen nehmen können, aber Kaibas Wille zu Leben war so präsent, dass er nicht lange zögerte und ihn als Wirt aussuchte. Das dieser auch noch über einen scharfen Verstand und eine schnelle Auffassungsgabe hatte, war ein Glücksfall. „Also gut“, seufzte Kaiba. „Zeig mir dieses Abzeichen oder das was du gesehen hast.“ 'Gut... schließe deine Augen und ich zeige dir, was ich gesehen habe', forderte der Drache. Eher widerwillig senkten sich seine Lider über seine Iriden, zudem lehnte er sich zurück und versuchte sich zu entspannen. Es dauerte nicht lange und er sah eine Insel, durch die Perspektive – er sah sie von oben – wusste er, dass er sie so sah wie es Raito tat. Offenbar kam er vom offenen Meer, umkreiste die Insel ehe er gezielt einen Bereich anflog und landete. Suchend sah er sich um, mit tiefen Grollen rief er nach seiner Gefährtin, doch erhielt er keine Antwort. Beunruhigt stieß er sich vom Boden ab und flog über die Insel. Dann sah er es.. aufgewühlten Boden, umgefallene Bäume und etwas, dass es in der Natur definitiv nicht gab. Raito landete dort, nahm den Geruch der Menschen wahr... sah sich die Sachen an, die diese zurückließen. Aber er roch nicht nur die Menschen, sondern auch Kisara, deren Geruch fast völlig von dem der Menschen überlagert wurde. Als ihm klar wurde, was geschehen war, manifestierte sich eine ungeheure Wut in ihm, die sich durch ohrenbetäubendes Gebrüll ihre Bahn suchte. Kaiba riss erschreckt die Augen auf, sein Herz raste, viel zu präsent waren Raitos Gefühle, um gerade klar denken zu können. 'Hast du es gesehen?', fragte Raito gepresst, der gerade selbst mit seiner Wut zu kämpfen hatte. „Gib mir noch einen Moment“, bat Kaiba, er stand auf, wanderte in seinem Zimmer auf und ab, um sich zu beruhigen. Nach etlichen Minuten setzte er sich wieder, nahm Stift und Papier zur Hand. Er ließ das Gesehene Revue passieren, wobei er sich ganz auf das Material und das schemenhafte Emblem konzentrierte. Kurz darauf zeichnete er einen stilisierten Flügel, vor dem eine Rose und ein Gewehr gekreuzt waren, das wurde von einem, auf der Spitze stehenden Quadrat gerahmt. Die Farben waren schlicht schwarz/weiß lediglich die Rose hatte eine blutrote Blüte. „Sah es so aus?“, fragte Kaiba, der es zwar gesehen hatte, wenn man so wollte, aber durch Raitos Augen, dieser hatte die Sachen unverfälscht gesehen. 'Ja... das ist es', nickte Raito, der sich auch wieder beruhigt hatte. 'Du hattest mir vorhin nicht geantwortet... wie geht es jetzt weiter und wie befreien wir Kisara?' „Ich weiß es nicht“, antwortete Kaiba ehrlich. „Wir müssen erst mal die finden, die Kisara gefangen haben, durch diese Leute kommen wir vielleicht an den Auftraggeber heran und erst wenn wir den haben, können wir einen Plan zu Kisaras Befreiung schmieden. Ich kann nur hoffen, dass, wenn wir sie finden, sie auch begreift, was wir wollen.“ Vor allem musste sie noch leben und bei Bewusstsein sein, sonst wäre ihr – egal wie gearteter Plan – völlig sinnlos. Zum Glück verfügte er über Kontakte, die ihm bei der Suche nach dem Emblem helfen konnten. Entschlossen scannte er seine Zeichnung ein, schrieb eine Mail, die das Bild als Anhang bekam und schickte diese ab. „Mehr kann ich im Augenblick nicht tun“, bedauerte er. „Was hältst du davon, wenn ich jetzt teste wie ausdauernd ich durch dich bin?“ Deutlich konnte er spüren, dass es Raito nicht passte, dass er, Seto, nicht weiter suchen wollte, aber der Drache musste es hinnehmen, da er sich in dieser Welt nun mal nicht auskannte, sein Wirt hingegen schon. 'Meinetwegen', grummelte Raito. „Fein“, freute sich Kaiba, der sich nun in sein Schlafzimmer begab und sich zum Laufen umzog. „Ich dachte mir, dass ich vor die Stadt fahre, um im Wald zu laufen, da ist die Luft bei weitem besser als hier und weniger Leute sind dort auch unterwegs.“ 'Wir können auch fliegen', schlug der Drache hoffnungsvoll vor. „Vergiss es...“, lehnte Kaiba sofort ab. „... erstens ist es taghell und zweitens weiß ich nicht, ob ich das noch mal will.“ Der letzte Flug steckte ihm noch in den Knochen, der ihm wahrlich nicht gefallen hatte. Vielleicht änderte er seine Meinung noch mal, aber im Moment nicht. 'Spielverderber', murrte der Drache und schwieg bis sie den Wald – nach einer gefühlten Ewigkeit – erreichten. 'Sieht interessant aus', ließ er sich vernehmen, als Seto den Wagen parkte und ausstieg. „Ich komme oft her zum Laufen“, erzählte Seto. „Hier kriege ich den Kopf frei und kann durchatmen.“ 'Du kommst öfter her?', hakte Raito verblüfft nach. „Ja...“, antwortete Seto schlicht. „... nach dem ganzen sitzen im Büro, der Schule und den aufreibenden Meetings brauche ich diese Bewegung einfach.“ Er lief nicht nur, sondern schwamm auch und machte Kampfsport. Gelegentlich fragte er sich selbst, wie er das alles schaffte, aber er brauchte den Sport als Ausgleich, um im Alltag seinen Mann stehen zu können. Wenn er hier war, hatte er in der Regel auch kein Handy dabei, nur in ganz seltenen Ausnahmefällen... wenn es, zum Beispiel um seinen Bruder ging.... nahm er es mit. Inzwischen war er schon neugierig, inwieweit sich Raitos Anwesenheit auf ihn auswirkte. Nicht weiter zögernd joggte er um sich aufzuwärmen. 'Anspruchsvoll ist es ja nicht gerade', bemerkte der Drache trocken. 'Soll ich eingreifen?' „Untersteh dich... ich wärm mich nur auf“, murrte Kaiba, der den Beginn seiner Laufstrecke erreichte. Es war nur ein schmaler Pfad, der wenig genutzt und daher auch nicht großartig gepflegt wurde. Seto kannte die Strecke in- und auswendig, er lief diese Strecke sehr gern, da sie so gut wie nie benutzt wurde. Nicht lange und er steigerte das Tempo mehr und mehr. Ihm fiel auf, dass er mühelos über Wurzeln springen konnte und den Weg besser sah, wie es sich auf seine Ausdauer auswirkte, würde am Ende des Laufes wissen. 'Schneller... du kannst schneller rennen', feuerte der Drache ihn an. Wortlos zog Kaiba das Tempo an, es machte ihm Spaß so zu rennen. Es hatte wirklich Vorteile einen Drachen zu beherbergen. Vielleicht sollte er das doch auch in der Stadt ausprobieren, er hatte vor längerer Zeit mit Parcouring angefangen, eine amüsante Art sich körperlich auszupowern. Sorgen, dass man ihn erkannte musste er sich nicht machen, denn wenn er sich wie ein ganz normaler Teenager kleidete war er nicht zu erkennen.... das gab ihm eine Menge Freiheiten. Niemand wusste es und das war auch gut so. ****** „Oh mein Gott“, flüsterte Joey entsetzt, als er mit Mokuba und Yugi, Kaibas Krankenzimmer betrat. Er hatte sich zwar schon auf das Schlimmste eingestellt, aber seinen sonst so starken, selbstsicheren Mitschüler an den unzähligen Geräten angeschlossen zu sehen, war doch fast zu viel für ihn. Kaibas schlanke Gestalt war unter den weißen Verbänden kaum zu sehen. Über die Haut, die noch zu sehen war, zogen sich dunkle Schrammen. „Es ist ein Wunder, dass er den Absturz überlebte“, kam es leise von Joey. „Er hat wirklich Glück gehabt“, erzählte Mokuba. „Teile des Flugzeugdaches hatten sich gelöst, kurz vor dem Aufprall riss sein Sitz von der Halterung ab und wurde mit ihm rausgeschleudert.“ Mokuba hatte dem behandelnden Arzt die Erlaubnis abgerungen, dass er zwei von Setos Freunden mit zu ihm nehmen durfte. Seine Hoffnung lag darin, dass die vertrauten Stimmen von Setos Mitschülern diesen halfen wieder zurückzufinden. „Was sagen die Ärzte?“, wollte Yugi wissen. „Nicht viel... keiner traut sich eine Prognose abzugeben“, seufzte Mokuba, trat an das Bett seines Bruder und strich ihm über den Handrücken. „Hallo Seto, ich hab dir Besuch mitgebracht.“ „Du redest mit ihm?“, wunderte sich Joey. „Ja... sie haben gesagt, dass er das eventuell hören kann“, nickte der Gefragte. „Ich erzähle ihm von meinem Tag oder lese ihm was vor. Ich will einfach, dass er weiß, dass er nicht allein ist.“ Spontan nahm Joey Setos kleinen Bruder in den Arm, der erst überrascht war, sich dann aber anklammerte und weinte... er konnte einfach nicht mehr. Etwas hilflos sah Joey zu Yugi, der auch nicht wusste, was er nun tun sollte. Behutsam strich er dem Schwarzhaarigen über den Rücken, während Joey diesen fester umarmte. „Dein Bruder wird schon wieder, du wirst sehen“, versuchte Wheeler ihn aufzumuntern. „Niemals wird er dich allein lassen.“ „Ich hoffe es“, schluchzte der knapp dreizehnjährige. „Letzte Nacht wäre er beinahe... er wäre... ich habe Angst ihn zu verlieren.“ „Er lebt und er wird auch wieder aufwachen“, erwiderte Yugi so überzeugend, wie er es in dieser Situation konnte. ****** In einer gut gesicherten Anlage in den Bergen... Zufrieden betrachtete Maximilian Pegasus seine jüngste Errungenschaft. Es war verdammtes Glück gewesen, dass er von ihrer Existenz erfuhr, aber es kostete ihn einige Jahre bis er am Ziel war. Jetzt gehörte ihm ein wunderbares Exemplar eines weißen Drachen. Allerdings gab es ein Problem. Das Tier wollte nicht fressen und bei dem Versuch auszubrechen verletzte es sich, sodass er gezwungen war den Drachen zu sedieren. Wie lange er das so handhaben konnte, wagte er nicht zu spekulieren. Zwar wäre es bedauerlich wenn diese schöne Rarität starb, aber ausgestopft sah sie bestimmt auch spektakulär aus. Es war sicher moralisch nicht vertretbar, noch weniger als die Möglichkeit den Drachen auszustopfen, aber es gab jemanden, den er seiner 'Sammlung' zu gern hinzufügen würde – Seto Kaiba. Als er ihn das erste Mal sah, war er von dessen Erscheinung – vor allem den unfassbar blauen Augen – fasziniert. Diese kühle Aura die den jungen Mann umgab übte eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Leider war er mit der Suche nach dieser verlorenen Insel und dem Drachen befasst, dass er für Kaiba schlichtweg keine Zeit hatte. Nun hatte er den Drachen in seinem Besitz und konnte sich seinem nächsten Ziel zuwenden – dem Besitzer der faszinierendsten Augen, denen er je begegnet war. Entschlossen wandte sich Pegasus von seinem Drachen ab und begab sich in sein Büro. Von dort gab er Alister den Auftrag alles über Seto Kaiba und dessen Gewohnheiten herauszufinden, mehr nicht... noch nicht. Kapitel 4: ----------- Kapitel 4 'Was machst du da?', wollte Raito neugierig wissen. „Ich versuche etwas zu bauen, dass uns bei der Befreiung deiner Freundin helfen soll“, antwortete Kaiba abwesend, da er sich auf die kleinen Bauteile vor sich konzentrierte. 'Aha... aber was soll es denn werden?', bohrte der Drache nach. Seufzend lehnte sich Kaiba zurück und rieb sich seine steife Nackenmuskulatur. Seit Stunden puzzelte er schon an den Komponenten herum, dabei war er so konzentriert, dass Raito nicht zu ihm durchgedrungen war, erst jetzt, als Kaiba langsam müde wurde, konnte er sich bemerkbar machen. Sein Wirt war nach ihrer Rückkehr duschen gegangen – seiner Meinung nach eine nervende, Zeit verschwendende Tätigkeit – und war auf einmal ganz aufgekratzt gewesen. Ohne ein Wort der Erklärung waren sie nach einem flüchtigen Abendessen - Raito war inzwischen überzeugt, dass er verhungerte, wenn er weiterhin so wenig zu Fressen bekam – in die Firma gefahren. Dort war Kaiba zielstrebig zu den, im Untergeschoss liegenden Laboratorien gegangen. Seit der Entwicklung seiner holografischen Duell Monster war er nicht mehr hier gewesen. Erst jetzt merkte er wie sehr ihm das Entwickeln fehlte. 'Hallo.... antwortest du mir mal?', kam es ungeduldig von Raito. „Ich habe mir gedacht, dass wir mit einem Hologramm, das den Platz deiner Freundin einnehmen soll, genug Zeit schinden können, um schnell verschwinden zu können. Dazu muss ich lediglich ein handliches Gerät entwickeln, mit dem ich das Hologramm generieren kann“, erklärte Kaiba müde. 'Ein was?...', hakte Raito nach. '… was ist das?... Ein Hologramm?' „Hm... ich versuche es dir zu erklären“, erwiderte Kaiba. „Ein Hologramm ist eine dreidimensionale Abbildung – in unserem Fall eines Drachens. Vor einiger Zeit habe ich für ein Spiel holografische Monster entwickelt... ich zeigs dir.“ Er ging in den Nebenraum, in dem sich der Prototyp für eine Duell-Arena, befand, betätigte einige Schalter und legte eine Monsterkarte auf das entsprechende Feld. Deutlich spürte Kaiba das Erstaunen, als Koriboh erschien, was ihn leicht lächeln ließ. „Ich habe eine Karte 'Weißer Drache mit eiskaltem Blick', meine Lieblingskarte, die habe ich allerdings nicht hier, sonst hätte ich sie dir gezeigt“, schmunzelte Seto, ehe er weiter erklärte. „Wie du siehst ist das Monster durchscheinend, ich brauche aber eine Projektion die täuschend echt ist und das Gerät muss sehr klein sein.... nicht so einfach, wie ich dachte.“ Er schaltete die Geräte wieder aus, kehrte in den anderen Raum zurück, wo er sich an seinen Tisch setzte und seine Arbeit fortsetzte. 'Wie willst du eine Abbildung Kisaras bekommen?', wollte Raito wissen. „Ich nehme dich als Grundlage, wenn ich nah genug an sie herankomme, hoffe ich, sie unauffällig scannen zu können, mit ihren Daten werden deine angepasst, so dass ich ihr Abbild generieren kann... das ist zumindest mein Plan“, führte er weiter aus. 'Das klingt sehr kompliziert', meinte der Drache. „Ist es für mich eigentlich nicht“, zuckte Kaiba mit den Schultern. „Die grundlegende Technik ist vorhanden, ich muss sie lediglich soweit schrumpfen, dass ich ein unauffälliges Gerät mit mir führen kann. Das Problem ist lediglich, dass die Leistungen des Akkus und des Rechenchips sehr groß sein müssen.“ 'Kannst du das nicht so wie ich machen?', schlug Raito vor, der zwar nicht viel verstanden hatte, aber glaubte das Grundproblem erkannt zu haben. „Wie meinst du das?“, war es nun an Kaiba neugierig zu fragen. 'Nun... ich war verletzt und habe mir einen Wirt gesucht', erinnerte Raito an das Geschehene. „Hm... du meinst, ich sollte den vorhandenen Computer nutzen, um die Berechnungen durchzuführen?“, hakte er nach. 'Genau...', bestätigte Raito. „Es gibt da nur ein Problem... sobald ich auf den fremden Rechner zugreife, wird es auffallen“, sinnierte Kaiba. „Denn eines ist sicher, deine Freundin wurde nicht von einem armen Schlucker entführt. Wer auch immer das war, wird Geld haben und seine Daten zu schützen wissen...“ Wenn er das so machen wollte, müsste er jemanden vor Ort haben, der ihm quasi zuarbeitete und so jemanden kannte er leider nicht. „... aber solange wir nicht wissen, wer dahinter steckt, ist eh alles spekulativ“, seufzte er. 'Wie lange wird es noch dauern, bis wir wissen, wer es ist?' wollte Raito wissen. „Keines Ahnung...“, zuckte Kaiba die Schultern. „... es wird nicht leicht sein, immerhin war es kein öffentliches Ereignis, kann sein, dass es Wochen oder Monate dauert, bis wir ein Ergebnis haben.“ 'So lange?', kam es entsetzt vom Drachen. 'Soviel Zeit haben wir nicht.' „Glaub mir, jeder Tag an dem ich dich früher los bin würde mich sehr freuen“, erwiderte Kaiba aufrichtig. „Aber ohne handfeste Hinweise sind mir die Hände gebunden.“ 'Du verstehst nicht...', setzte Raito zur Erklärung an. '… Kisara und ich gehören nicht in diese Welt, wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort... die Insel wird zum nächsten Vollmond wieder in meine Dimension verschwinden.' Kaiba konnte nicht glauben, was er hörte. Ihm war schon bewusst, dass die Drachen nicht hier her gehörten, allerdings hatte er nicht weiter hinterfragt, warum sie es dennoch waren. Die Aussicht den Drachens bis an sein Lebensende in sich zu haben, löste alles andere als Begeisterung in ihm aus. „Das sagst du mir erst jetzt?“, beschwerte er sich aufgebracht. 'Mir war es entfallen', antwortete der Weiße kleinlaut. 'Ist ziemlich viel passiert und ich dachte, dass es schneller geht sie zu finden.' „Entfallen...“, wiederholte der Jungunternehmer ungläubig, sah dann kurz auf den Kalender. „...es sind keine zwei Wochen mehr bis zum nächsten Vollmond.“ Gerade türmten sich die Probleme zu einem riesigen Berg vor ihm auf und er hatte ausnahmsweise keine Ahnung, wie er sie lösen sollte. „Wann taucht die Insel das nächste Mal wieder auf?“, fragte er müde nach. 'Ähm....insiebzigjahrenvielleicht', nuschelte Raito zerknirscht. „Wie bitte? Sag das nochmal, ich konnte dich gerade nicht verstehen.“ 'In...siebzig Jahren... wahrscheinlich', wiederholte Raito unwillig aber deutlich. Kaiba entgleisten die Gesichtszüge. Siebzig Jahre... er würde diesen Drachen tatsächlich siebzig Jahre mit sich rumschleppen müssen? Niemals würde er eine Beziehung führen können, sollte er jemals jemanden finden, der sich an seiner Art nicht störte. Das war so schon so gut wie unmöglich, dass diese Person sich zusätzlich noch mit dem Drachen herumschlagen wollte, wagte er stark zu bezweifeln. „Wenn wir bis zum Vollmond keinen Erfolg haben, verdonnerst du mich zu einem einsamen Leben... danke auch“, knurrte er. 'Nicht direkt', meinte Raito etwas verlegen. 'Da gäbe es noch ein klitzekleines Problemchen.' „Noch eins?“, fuhr Seto auf. „Ich finde, dich womöglich siebzig Jahre zu ertragen ist schon ziemlich heftig... falls ich überhaupt so alt werden sollte....“, kurz rechnete er nach. „... ich wäre dann fast neunzig... keine berauschende Aussicht, diese Jahre mit dir zu verbringen.“ 'Ja... ein kleines, aber es ist auch ein Ansporn sich anzustrengen', versuchte Raito sich selbst zu ermutigen, denn auch für ihn war diese Aussicht nicht erstrebenswert. „Nun sag schon“, seufzte Kaiba ergeben und rieb sich seine Schläfen, so schlimm konnte es immerhin nicht sein. 'Kisara und ich können auf Dauer hier nicht leben', rückte Raito langsam mit der Wahrheit heraus. 'Früher oder später würden wir sterben.' „Das muss jeder ….“, beeindruckte Kaiba die Aussage nicht. „... wieviel Zeit hättet ihr dann noch? Keine siebzig Jahre, nehme ich an.“ 'Schwer zu sagen, aber du hast recht, es würde wesentlich eher passieren', rang der Drache immer noch mit sich, die ganze Wahrheit zu sagen. 'Vielleicht hätten wir noch zwei Jahre oder so.' „Zwei Jahre...“, wiederholte Kaiba langsam. „... ich müsste dich dann noch ca. zwei Jahre aushalten?“ Das klang schon wesentlich besser als siebzig Jahre, auch wenn es hart klang, aber diese zwei Jahre würde er noch irgendwie überstehen und sich dann voll und ganz auf seine Zukunft konzentrieren. 'Ja... zwei Jahre in denen ich von dir nehme was ich brauche', bestätigte Raito. 'In dieser Zeitspanne würde unsere Symbiose so eng werden, dass keiner von uns ohne den anderen mehr lebensfähig wäre. Selbstverständlich würde ich dich in der Zeit schützen so gut ich es vermag... ich hab dich echt gern.' „Wie bitte?“, hakte Kaiba nach, der gerade versuchte das gehörte zu begreifen. 'Ich hab dich gern', gab Raito seine letzten Worte wieder. „So gern, dass du mich kaltherzig tötest?“, explodierte Seto und sprang auf. 'Kaltherzig nicht', wagte der Drache einen Einwand, der die Wut seines Wirtes sehr deutlich spüren konnte. 'Ich sagte ja, dass es ein Ansporn ist.' „Ansporn?“, fauchte Kaiba zornig. 'Genau... jetzt strengst du dich wenigstens an', bestätigte Raito lapidar. Wenn er könnte würde er dem Drachen jetzt eigenhändig den Hals umdrehen. Bebend vor verhaltenen Zorn, ballte er seine Hände zu Fäusten... wäre er bei dem Absturz doch nur verreckt, dann wäre ihm das hier alles erspart geblieben. Blitzartig tauchte Mokuba vor seinem inneren Auge auf und strahlte ihn an. Augenblicklich verrauchte ein Teil seiner Wut. Für seinen Bruder hatte er überlebt und im schlimmsten Fall hatte er noch zwei Jahre, die er mit ihm verbringen durfte... er würde sich wenigstens von ihm verabschieden können. „Hast du dir eigentlich jemals Gedanken über die Konsequenzen deines Handelns gemacht?“, fragte er mühsam beherrscht. „Hast du überhaupt nachgedacht oder könnt ihr Drachen das nicht? Ist dir deine Freundin so egal, dass du sie so einem Risiko aussetzt?“ 'Wäre sie mir egal, wäre ich jetzt nicht hier', verteidigte sich Raito empört. „Falsch...“, konterte Kaiba kalt, der seine Wut langsam wieder in dem Griff bekam. „.... wäre sie dir nicht egal, wäret ihr gar nicht in dieser Welt.... Ich will die nächsten 24 Stunden kein Wort von dir hören, verstanden? Nicht ein einziges Wort.“ Kaiba packte alle Komponenten und Unterlagen seiner Arbeit in seinen Koffer, verschloss diesen gewissenhaft und verließ seine Firma. Denn an seinem Projekt konnte er auch zu Hause arbeiten, dort hatte er wesentlich mehr Ruhe, als hier. Dass sich Raito an seine Forderung hielt, nahm er mit gewisser Genugtuung wahr. Dessen Informationen musste er erst mal verdauen, was nicht leicht war. Kapitel 5: ----------- Kapitel 5 Nachdenklich sah Raphael auf die Skizze in seiner Hand. Dieses Emblem hatte er schon mal gesehen, nur konnte er sich nicht erinnern wann und wo. Unzufrieden mit sich erhob er sich und begab sich raus zu seinen Leuten. „Prägt euch dieses Symbol gut ein“, wies er sie an und hielt das Blatt mit der entsprechende Skizze hoch. „Wir haben den Auftrag bekommen, schnellstmöglich alles über die Gruppierung herauszubekommen, die dieses Symbol als Zeichen der Einheit trägt. Ihr informiert mich sofort, wenn ihr die Leute gefunden habt, dann beobachtet ihr nur noch, bis ihr von mir neue Befehle bekommt. Seid vorsichtig und lasst euch nicht erwischen.“ Nach einem leichten bestätigenden Nicken schwärmten seine Leute aus und machten sich auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Knappe sechsundreißig Stunden später gab er seinem Auftraggeber einen ausführlichen Bericht ab. „.... mir ist noch etwas aufgefallen“, beendete er seinen Rapport. „... Sie werden von diesen Leuten beschattet, den Grund konnte ich leider noch nicht ausfindig machen, melde mich aber sofort, wenn ich es weiß.“ „Danke, Raphael... das wird nicht nötig sein“, erwiderte der Jungunternehmer. „Es ist Ihre Entscheidung“, fügte sich dieser. „Passen Sie auf sich auf.“ „Keine Sorge“, lächelte Kaiba leicht. „Das werde ich.“ Die Wege der Männer trennte sich wieder, wer es nicht wusste, hätte nicht vermutet, dass sie sich kannten. Nachdenklich ging Seto zu seinem Wagen und stieg ein, er wusste nun, wer Kisara hatte und dass dieser – warum auch immer – Interesse an ihm hatte. Wenn er es geschickt anstellte, sollte er diesen Umstand für seine, bzw. ihre Zwecke nutzen können. 'Sind das da vorn nicht deine Mitschüler?', fragte Raito leise, als sie in die Straße einbogen, in der Kaiba wohnte. „Natürlich sind sie das“, seufzte dieser schwer. „Ich hätte wissen müssen, dass sie mir unbedingt ihre Hilfe aufdrängen wollen... als ob ich die nötig hätte.“ 'Zumindest wäre es nicht falsch sie mal anzuhören', schlug Raito vor. 'Rauswerfen können wir sie dann immer noch.' Unentschlossen standen Wheeler und seine Freunde vor dem Tor der Kaiba Villa. Bis eben waren alle festen Willens gewesen Kaiba zur Rede zu stellen, doch je länger sie vor dem schmiedeeisernen Tor standen, desto unsicherer wurden sie. Erschrocken zuckten sie zusammen, als die Flügel des Tores aufschwangen und hinter ihnen gehupt wurde. Eilig traten sie beiseite, um den Wagen passieren zu lassen. „Kaiba ist das nicht“, bemerkte Tristan trocken. „Dafür ist der Wagen viel zu heruntergekommen... und schaut mal, wie schlecht die Verdunklungsfolien angebracht sind.“ „Wundert mich, dass er so eine Rostschleuder überhaupt auf sein Grundstück lässt“, stimmte Joey seinem Freund zu. „Ist vielleicht der Poolboy.“ „Zumindest war der Madzda RX 7 mal einer der angesagtesten Sportwagen Japans“, gab nun auch Bakura seinen Senf dazu. „Zu seiner Zeit konnte er einer Corvette echte Konkurrenz machen.“ „Seit wann kennst du dich denn mit Autos aus?“, wollte Tea verblüfft wissen. „Allgemeinbildung“, zuckte Bakura gleichgültig mit den Schultern. „Leute... wenn wir noch zu Kaiba wollen, sollten wir uns beeilen, das Tor schließt sich gerade wieder“, brachte Yugi in Erinnerung. Zügig liefen sie durch das Tor, welches sich kurz darauf scheppernd schloss. Zielstrebig setzte sich Bakura in Bewegung, er hatte keine Lust noch länger zu warten. Es interessierte ihn auch nicht die Schönheit der Anlage und schon gar nicht achtete er darauf, ob seine Freunde Schritt halten konnten oder nicht. „Man hast du das eilig“, beschwerte sich Joey. „Bist du auf Entzug oder was?“ „Oder was“, knurrte Bakura, der den Haupteingang der Villa wenig später erreichte und den Klingelknopf drückte. Atemlos holten ihn seine Klassenkameraden ein. „Hättest ruhig warten können“, japste Tristan nach Luft. „Die Auffahrt ist ganz schön lang.“ „Du könntest ja auch mehr trainieren, anstatt nur faul auf dem Sofa zu liegen“, konterte der Weißhaarige unbeeindruckt und drückte erneut den Klingelknopf. „Hat der kein Personal oder warum dauert das so lange?“, murrte Bakura und betätigte erneut die Klingel. Yugi, Tea und Tristan sahen durch die kleinen Fenster ins innere des Hauses, während sich Joey an die Wand lehnte und sich auf das Beobachten seiner Freunde beschränkte. Langsam bekam er allerdings das Gefühl selbst beobachtet zu werden und wandte suchend seinen Kopf. „Ähm.... Bakura... du brauchst nicht mehr zu klingeln“, räusperte er sich und richtete sich auf. „Halt die Klappe... ich geh hier erst weg, wenn ich mit Kaiba gesprochen habe“, knurrte Bakura und ging zum Dauerklingeln über. „Mag ja sein und kannst du auch, dennoch wird dir keiner die Tür aufmachen“, grinste der Blondschopf. „Kannst du hellsehen, oder was?“, bellte Bakura ungehalten. Kopfschüttelnd setzte sich Joey in Bewegung und blieb erst vor Kaiba stehen, der schon eine geraume Zeit im Schatten seiner Garage das Schauspiel an seiner Haustür betrachtete. „Hallo Kaiba“, grüßte Joey seinen Mitschüler, als er ihn erreichte und musterte diesen von oben bis unten. „Du siehst so anders aus.“ Er kannte den Jungunternehmer nur in akkurat sitzender Schuluniform oder in maßgeschneiderten Anzügen, aber nur mit Freizeithose und Shirt hatte er ihn noch nie gesehen. „Steht dir aber.“ „Bist du jetzt unter die Modeexperten gegangen?“, spottete der Blauäugige. Inzwischen hatte Bakura – gefolgt von Yugi, Tea und Tristan – Joey erreicht. Seine Laune war nicht die beste, aber noch beherrschte er sich, da er von Kaiba nicht gleich rausgeworfen werden wollte. Abgesehen davon hatte er sich doch wirklich Sorgen um den Jungunternehmer gemacht, da das – was auch immer mit diesem los war – sicher nicht spurlos an ihm vorüberging. „Hast du uns was zu sagen?“, kam Bakura gleich auf den Punkt. 'Das wird interessant', meinte Raito und war neugierig auf das kommende. „Nein... hab ich nicht“, antwortete Kaiba kühl wie immer. „Doch... ich habe eine Frage an euch...“ Kühl sah er einen nach den anderen an. Es war ja nett von ihnen, dass sie sich Sorgen um ihn machten, aber er legte darauf nun wirklich keinen Wert. „Raus mit der Sprache“, forderte Joey den Brünetten großzügig auf. „Was macht ihr hier auf meinem Grundstück? Ich habe euch nicht eingeladen, also verschwindet wieder.“ „Wir gehen erst, wenn du uns gesagt hast, was mit dir los ist“, beharrte Bakura. „Genau... irgendetwas stimmt mit dir nicht“, bekräftigte Joey. Auch er machte sich Sorgen um den Brünetten, auch wenn er nicht ganz verstand warum das so war. Immerhin konnte er gut auf die ständigen Beleidigungen verzichten. „Mit mir ist alles in bester Ordnung“, versicherte der Jungunternehmer seinen Mitschülern in gewohnter Manier. „Also verschwindet.“ Er hatte keine Lust sich länger mit ihnen auseinanderzusetzen, drehte sich daher um und ging zurück zu seiner Terrasse. 'Sie gehen nicht', informierte Raito ihn. 'Vielmehr folgen sie dir.' „Dachte ich mir schon“, murmelte er. „Sie geben einfach nicht auf.“ 'Freu dich doch, dass du Freunde hast, die sich um dich sorgen', erwiderte Raito. „Ich habe keine Zeit für Freunde“, kam es düster von Kaiba. In einem anderen Leben hätte er Freunde haben können, aber nicht in diesem. Seine Firma nahm fast seine ganze Zeit in Anspruch, die restliche gehörte seinem Bruder. Wie sollte er da Freundschaften pflegen? Von den möglichen Gefahren für sie und ihn ganz zu schweigen. Inzwischen hatte er seinen Pool erreicht und legte Shirt und Freizeithose ab. Ohne sich um seine ungebetenen Gäste zu kümmern, sprang er ins Wasser und zog kontinuierlich seine Bahnen. „Habt ihr die ganzen Blutergüsse gesehen?“, fragte Tea erschüttert. „Ja... schlimm, nicht wahr?“, erwiderte Yugi betroffen. „Bakura hat recht. Kaiba braucht dringend unsere Hilfe.“ „Er will sie aber wohl nicht, zwingen kannst du ihn nicht“, meinte Tristan nüchtern. „Aber er ist unser Freund“, erinnerte Yugi ihn. „Und Freunden hilft man.“ Während Kaiba in aller Ruhe seine Bahnen schwamm, stand Bakura am Beckenrand und starrte ihn ungläubig an. Wie konnte man nur so dumm sein? Warum wollte Kaiba nicht begreifen, dass er in Lebensgefahr schwebte? Joey trat neben Bakura und sah zu Kaiba, der weiterhin seine Bahnen schwamm. „Wie kann ein Mensch das nur überleben“, war Joey, ob der vielen Hämatome, ziemlich erschüttert. „Das ist das Problem...“, antwortete Bakura düster. „....es kann niemand überleben. Etwas stimmt mit ihm nicht und er will es nicht wahr haben.“ Inzwischen hatte Kaiba den Pool verlassen und trocknete sich ab. „Seid ihr immer noch da“, knurrte er ungehalten. „Wenn ihr nicht gleich verschwindet rufe ich die Polizei.“ Bakura ballte seine Hände zu Fäusten und sah Kaiba finster an. Auch Joey sah Kaiba an, allerdings ganz anders als Bakura. Ihm wurden bei dem Anblick des durchtrainierten Körpers des Brünetten direkt die Knie weich. Wieso war ihm vorher nie aufgefallen wie gut Kaiba aussah? Fasziniert beobachtete der Blondschopf die Wassertropfen, die an der makellosen Haut – dabei 'übersah' er geflissentlich die vielen blauen Flecken - herunterrannen Während sich Joey in der Betrachtung Kaibas verlor, wurde die Stimmung zwischen diesem und Bakura immer schlechter. Kaiba hatte sich sein Handtuch um den Nacken gelegt und stand kurz vor einem unkontrolliertem Wutausbruch. Bakura krallte seine Hände in das Handtuch, zog sein Gegenüber noch dichter zu sich heran und funkelte diesen angriffslustig an. Joey konnte die explosive Atmosphäre direkt spüren, es wurde höchste Zeit einzuschreiten, bevor alles zu spät war. Mit zwei Schritten erreichte er die beiden, legte jedem eine Hand beruhigend auf den Arm. „Es reicht, Bakura“, sagte er leise. „Lass uns gehen.“ Bakuras Kopf ruckte herum. „Warum sollte ich?“, fauchte er. „Dieser Sturkopf braucht Hilfe.“ „Ich brauche keine Hilfe“, zischte Kaiba, schloss seine Hände eisern um die Handgelenke des Weißhaarigen, um ihn dazu zu bringen ihn loszulassen. „Vielleicht braucht Kaiba Hilfe.“, redete Joey beruhigend auf Bakura ein. „Aber nicht jetzt und nicht hier.“ Überrascht sah nun auch Kaiba zu Joey. Diese Schützenhilfe hätte er nicht von ihm erwartet, sein Blick senkte sich auf die Hand des Blonden, die immer noch auf seinem Arm ruhte und eine ungewohnte Wärme ausstrahlte. Eine Wärme die nicht oberflächlich blieb, sondern tief eindrang und sich langsam ausbreitete. So etwas hatte er noch nie empfunden, dieses Gefühl irritierte und verunsicherte ihn. Abrupt wandte er sich um und ging. „Verschwindet endlich oder ich lasse euch entfernen“, knurrte er abschließend, betrat sein Haus und schloss die Terrassentür hinter sich. „Was war das denn jetzt?“, wunderte sich Tristan, der gar nichts mitgekriegt hatte. „Wir gehen“, antwortete Joey schlicht ohne auf die Frage einzugehen, die sowieso völlig unnötig war. „Das versteh ich nicht“, meldete sich Yugi zu Wort. „Ich auch nicht“, schloss sich Tea an. „Braucht er keine Hilfe?“ „Doch, braucht er“, lächelte Joey. „Aber nicht jetzt... wir setzen ihn nur unnötig unter Druck und schaden ihm mehr, als das es ihm hilft.“ Er nahm Bakura am Arm, der immer noch so aussah, als würde er Kaiba am liebsten ins Haus folgen. „Gib ihm noch ein oder zwei Tage“, schlug Joey diesem vor. Unwillig folgte er dem Blonden. In seinen Augen gaben sie zu schnell auf, da Kaiba allerdings im Haus verschwunden war, blieb ihm nichts anderes übrig als seinen Freunden zu folgen. ****** Zwei Tage später.... Das Schicksal war Kaiba hold und schickte ihm eine Einladung zu einem abendlichen Empfang des Industrieellen Maximilian Pegasus. Normalerweise ging er nicht gern auf solche Veranstaltungen, doch diesmal freute es ihn. Mit ein bisschen Glück kam er seinem Ziel ein großes Stück näher. Die Tage bis zu diesem Termin verbrachte er mit der Recherche über die Immobilien Pegasus´, mit Raphaels Hilfe kam er auf die Anlage in den Bergen. Jener besorgte ihm auch sämtliche Bauunterlagen, die Kaiba quasi auswendig lernte. Ihm war schon bewusst, dass sich in dieser Anlage sicher einiges geändert hatte, dennoch konnte er in etwa darauf schließen wo sich ein ausgewachsener Drache verstecken ließ. 'Werden wir Kisara heute noch befreien?', fragte Raito hibbelig. „Nein... dieser Empfang findet in einem Hotel statt“, verneinte Kaiba sofort. „Ich glaube kaum, dass er deine Freundin mitbringt.“ 'Warum gehen wir dann hin?', wunderte sich der Drache. „Zum wiederholtem Male“, seufzte Kaiba und rieb sich die Nasenwurzel. „Ich will versuchen Pegasus einen Besuch in dieser gesicherten Anlage aus den Rippen zu leiern. Aus irgendeinem Grund ist er an mir interessiert und das muss ich einfach ausnutzen.“ 'Du willst ihn mit dir ködern?', schlussfolgerte Raito. 'Warum?' „Dumme Frage“, schüttelte der Brünette verständnislos den Kopf. „Natürlich um deine Freundin zu befreien.“ 'Und wenn das ganze eine Falle ist, um dich in die Finger zu bekommen?' gab Raito zu bedenken. „Sicher ist das ein Katz und Maus Spiel, dabei muss man nur wissen wer die Katze und wer die Maus ist und ich habe nicht vor, die Rolle der Maus zu übernehmen“, erwiderte Kaiba gelassen. 'Und wenn dein Plan nicht funktioniert?', fragte der Drache skeptisch. „Dann überlege ich mir einen anderen“, erwiderte der Brünette schlicht. Am besagten Abend nahm sich Kaiba aus zwei Gründen besonders viel Zeit für sein Aussehen. Zum einen würde es sein erster öffentlicher Auftritt in der Gesellschaft nach seinem Absturz sein und zum zweiten wollte er besonders bei Pegasus Eindruck schinden. Darum wählte er einen dunkelroten Anzug mit Weste, ein schwarzes Hemd und die passende Kravatte. 'Putzt du dich immer so raus?' wollte Raito wissen. „Eigentlich nicht“, erwiderte Kaiba der sich gerade frisierte. „Heute kann ich aber nichts dem Zufall überlassen, das wäre schlecht für deine Freundin.“ 'Hm... verstehe zwar immer noch nicht den ganzen Aufwand, aber du wirst schon wissen was du tust', schüttelte der Drache verständnislos den Kopf. „Ist doch ganz einfach“, seufzte Kaiba. „Wenn du Kisara beeindrucken willst zeigst du ihr doch bestimmt was du alles zu bieten hast, oder nicht?“ 'Sicher... ich zeige ihr, dass ich sie beschützen kann', nickte Raito. „Na also.... hier ist es ähnlich“, erklärte Kaiba zum wiederholten Male. „Ich präsentiere mich... zeige was ich zu bieten habe.“ 'Ach so...', verstand Raito nun endlich, fügte dann allerdings deprimiert hinzu. '… aber Kisara lässt sich nicht nur durch das äußere beeindrucken und in diesem Punkt habe ich gänzlich versagt.' Dieses Eingeständnis fiel dem Drachen nicht leicht, aber in den letzten Wochen hatte er viel Zeit zum nachdenken und hatte endlich begriffen, was Kisara ihm immer wieder versuchte zu sagen. Es war das erste Mal, dass Kaiba seinen Drachen so niedergeschlagen sah. „Kopf hoch...“, meinte er mit einem warmen Lächeln. „... wenn wir sie befreit haben und ihr wieder in Sicherheit seid, wird sie erkennen, dass du dich zum positiven verändert hast.“ Kapitel 6: ----------- Kapitel 6 Der Abend würde ein voller Erfolg werden, selbst wenn die Person, für die er diesen ganzen Aufwand betrieb nicht kam. Gut gelaunt plauderte Pegasus mit seinen Gästen, teils private Themen, oft geschäftliche oder er flirtete mit den Ehepartnern seiner Geschäftsfreunde. Veranstaltungen dieser Art wurden schon immer dazu genutzt geschäftliche Verbindungen zu vertiefen und neue zu knüpfen. Pegasus machte darin keine Ausnahme, vertieft in diese Gespräche entging ihm völlig, dass seine Zielperson inzwischen eingetroffen war. „.... entschuldigen Sie, Mr. Pegasus...“, unterbrach sein Gegenüber ihr Gespräch. „... wie ich sehe ist Mr. Kaiba auch hier, ich muss ihn unbedingt begrüßen.“ Verblüfft sah Pegasus dem Mann hinterher, der auf Kaiba zueilte und ihn fast schon überschwänglich begrüßte. Dieser erwiderte den Gruß mit einem minimalen Lächeln und einem kühlen distanzierten Blick. Eigentlich müsste Pegasus ihm folgen und seinen Gast begrüßen, doch blieb er noch erst im Hintergrund und beobachtete den faszinierenden Jungunternehmer. Es war erstaunlich, obwohl es Pegasus Veranstaltung war, bildete Kaiba innerhalb kürzester Zeit den Mittelpunkt der Gesellschaft, gerade so, als würde ein König Hof halten. Dabei war sich der Amerikaner sicher, dass es noch nicht mal bewusst von diesem angesteuert wurde. Seto Kaiba gehörte zu den Menschen, die eine sehr einnehmende Präsenz hatten und somit sofort die Aufmerksamkeit auf sich zogen wo auch immer sie auftauchten. Pegasus würde sogar soweit gehen zu sagen, dass dieser junge Unternehmer eine charismatische Ausstrahlung hatte, die durch die fast schon hypnotischen Saphire unterstrichen wurde. In diesem Moment beschloss Maximilian Pegasus, dass es für ihn nur von Vorteil sein konnte, wenn er Kaiba als Geschäftsfreund gewann... fürs erste. Hatte er das geschafft, konnte Kaiba ihm nicht mehr entkommen. Vorerst begnügte er sich damit seinen überraschenden Gast zu begrüßen. „Guten Abend, Mr. Kaiba“, reichte Pegasus diesem die Hand. „Es freut mich sehr, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind und das so kurz nach Ihrem Absturz.“ „Guten Abend, Mr. Pegasus“, erwiderte der Angesprochene gewohnt distanziert kühl, aber höflich und ergriff die dargebotene Hand. „Es war nicht so schlimm, wie es berichtet wurde.“ 'Der ist gefährlich', hauchte Raito. Zwar hatte sein Wirt ihm gesagt, dass er sich zurückhalten sollte, aber diese Warnung musste er einfach von sich geben, auch wenn er keine Antwort bekam. Kaiba war bewusst, dass Pegasus ein gefährlicher Mann war. Selbst dieser kurze, feste Händedruck schickte ihm eine eisige Kälte durch die Nervenbahnen die nur sehr langsam wieder abklang. Sehr gern würde er auf dessen Gesellschaft verzichten, aber um sein Ziel zu erreichen blieb ihm nichts anderes übrig als sich in dessen Nähe zu begeben. „Da sieht man mal wieder, dass man nicht alles glauben kann, was man so hört“, entgegnete Pegasus lächelnd. „Sie sind ein faszinierender Mann, Mr. Kaiba.“ „Sie übertreiben“, wiegelte Kaiba ab. „Nein, nein....“, widersprach der Amerikaner. „... obwohl Sie so jung sind, gehört Ihnen der Respekt der Geschäftsleute – zumindest von den Anwesenden. Bei Ihrem guten Aussehen ist es auch kein Wunder.“ „Den Respekt habe ich mir hart erarbeitet“, antwortete Seto kühl. „Glauben Sie nicht, dass mir irgendetwas geschenkt wird.“ „Sicher nicht“, versicherte Pegasus. „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Verzeihen Sie mir meine unbedacht gewählten Worte, aber Sie müssen wissen, dass es in meinem Land normal ist, sich mit guten Aussehen Vorteile zu verschaffen. Bei Ihrer charismatischen Ausstrahlung würde Ihnen in meiner Heimat Tür und Tor offen stehen.“ „Bei allem Respekt, aber das scheint mir doch ziemlich oberflächlich zu sein“, urteilte Kaiba. „Was nutzt gutes Aussehen, wenn die Intelligenz nicht mithalten kann? Gar nichts.“ „Gutes Aussehen und ein scharfer Verstand sind eine unschlagbare Kombination...“, erwiderte Pegasus zwinkernd. „.... und das nicht nur in meiner Heimat.“ „Wenn Sie es sagen“, entgegnete Kaiba mit einem minimalen Lächeln, da ihm nicht an einem Streitgespräch lag, ging er jetzt nicht weiter auf das Thema ein. „Es ist die Wahrheit und das wissen Sie auch“, lächelte der Amerikaner unverbindlich. „Aber genug davon... Amüsieren Sie sich, ich werde mich mal um die anderen Gäste kümmern, nicht dass sie sich vernachlässigt fühlen.“ „Ich geb mein bestes“, lächelte Kaiba. „Es hat mich gefreut Sie kennen zu lernen.“ „Ganz meinerseits“, eine leichte Verbeugung andeutend überließ er Kaiba sich selbst. 'Lass uns gehen', drängte Raito leise, aber nachdrücklich. „Nein... noch nicht“, weigerte sich Kaiba beharrlich. Er hatte noch nicht annähernd das erreicht was er wollte. „Erst wenn wir diese Anlage besuchen dürfen werden wir gehen.“ In der folgenden Zeit sprach er mit Geschäftsleuten die er kannte oder die ihm vorgestellt wurden. Unauffällig erkundigte er sich über den Gastgeber hoffte auf diese Weise mehr über diesen zu erfahren. Viel mehr als das was er schon wusste erfuhr er allerdings nicht. Wäre auch zu schön gewesen. Zu fortgeschrittener Stunde entschloss er sich zu gehen, er würde einen anderen Weg in diese Anlage finden müssen. Von dem Gastgeber war gerade nichts zu sehen, also verabschiedete er sich lediglich von seinem derzeitigen Gesprächspartner und zog sich dezent zurück. Im Foyer des Hotels, in das geladen wurde, traf er unvermittelt auf Pegasus. „Mr. Kaiba... Sie wollen schon gehen?“, hielt dieser das Ziel seiner Begierde auf. „Es ist schon spät“, bestätigte der Jungunternehmer. „Ach was.... kommen Sie, machen Sie mir die Freude und trinken noch etwas mit mir“, lächelte Pegasus entwaffnend und berührte Kaiba leicht am Ellenbogen um ihn wieder zurück zu dirigieren. Nahezu sofort breitete sich eine unangenehme Kälte in seinem Arm aus, der sogleich eine beängstigende Taubheit folgte. Instinktiv wich er der Berührung aus, was Pegasus natürlich nicht entging. Spontan entschied er sich um. „Wissen Sie was... gehen wir hoch in meine Suite, dort können wir uns ungestört unterhalten“, schlug er vor, legte seine Hand an Kaibas Oberarm und machte mit der freien Hand eine einladende Geste. Da Kaiba dieser Aufforderung nicht gleich nachkam, platzierte Pegasus seine Hand auf den Rücken des Brünetten, der sofort diese unangenehme, lähmende Kälte wahrnahm, die sich von der fremden Hand ausbreitete. Instinktiv wusste er, dass es ein Fehler sein würde den Amerikaner zu begleiten, aber es war – in seinen Augen – die einzige Möglichkeit, das zu erreichen was er wollte …. eine Einladung in die Anlage in den Bergen. 'Tu es nicht... bitte geh nicht mit', flehte Raito fast schon. 'Das überleben wir nicht.' „Ein sehr verlockendes Angebot...“, setzte Kaiba an, wurde aber von unerwarteter Seite unterbrochen. „... aber Sie werden auf eine andere Gelegenheit warten müssen“, ertönte Bakuras Stimme neben Pegasus. Während er sprach schob er sich zwischen Kaiba und Pegasus, was diesen zwang seine Hand von dem Jungunternehmer zu nehmen. Irritiert sah Kaiba seinen Mitschüler an. Wo kam der denn her? Vor allem, woher wusste dieser, dass er, Seto, hier zu finden sein würde? „Wer sind Sie denn?“, wollte Pegasus entrüstet wissen, der durch den Verlust des körperlichen Kontakts, die Kontrolle über Kaiba verlor. „Ich habe Sie mit Sicherheit nicht eingeladen, also sollten Sie sofort gehen oder ich lasse Sie rauswerfen.“ „Wir sind Kaibas Mitschüler“, erklang eine weitere bekannte Stimme, die Kaiba überraschte. „Und rauswerfen können Sie uns nicht, da wir uns im Foyer des Hotels befinden, also ein öffentlicher Ort.“ Wheeler trat an Kaibas Seite und hakte sich kurzerhand bei ihm ein. Kaiba war wie paralysiert, die lähmende Kälte hinderte ihn daran sich von Wheeler zu befreien. Doch kaum hatte Joey ihn berührt, ging von diesem eine unbeschreibliche Wärme aus. Das war ihm schon mal aufgefallen, konnte das aber erneut nicht einordnen. Pegasus war alles andere als erfreut, dass er gerade jetzt davon abgehalten wurde sich mit Kaiba zu befassen. „Das sehe ich nicht so“, drohte der Amerikaner und wollte nach Kaiba greifen, doch Bakura ließ diesen Versuch scheitern, indem er Pegasus Handgelenk festhielt. „Immer mit der Ruhe“, meinte Bakura gelassen. „Sie müssen uns nicht rauswerfen.... wir gehen freiwillig... gemeinsam mit Kaiba.“ Sofort wandte sich Joey um und strebte dem Ausgang entgegen, Kaiba zog er dabei mit sich, dem immer noch diese unnatürliche Kälte in seinem Inneren zu schaffen machte. Rückwärtsgehend folgte Bakura beiden, erst als er sich sicher war, dass Pegasus sie nicht am Verlassen des Hotels hindern würde, drehte er sich um und verließ dieses mit Kaiba und Wheeler. 'Deine Freunde sind gerade noch rechtzeitig aufgetaucht', vernahm Kaiba die erleichterte Stimme seines Drachens. ****** Müde und erschöpft stand Kaiba unter der Dusche. Mit den Händen stützte er sich an der Wand ab und ließ die vergangenen Stunden Revue passieren, während das warme Wasser auf ihn prasselte. Was für ein Abend. Die Begegnung mit Pegasus machte deutlich wie gefährlich dieser Mann war. Ohne das Eingreifen seiner Mitschüler gäbe es ihn und Raito wahrscheinlich nicht mehr. Nachdem sie das Hotel verließen und er langsam wieder die Kontrolle über sich gewann, wurde ihm bewusst, dass er ohne Hilfe nicht mehr weiterkam. Sein Stolz begehrte auf, doch dieses mal hörte er nicht auf ihn. Rückblick.... Bakura und Wheeler begleiteten ihn in seine Villa. Im Wohnzimmer ließ sich Kaiba auf das Sofa fallen und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Er konnte es nicht länger aufschieben, dessen war er sich sehr bewusst, dennoch gefiel ihm dieser Gedanke nicht. Allerdings wollte er es auch vermeiden in zwei Jahren zu sterben. „Setzt euch bitte“, forderte er die beiden auf, die sich gerade noch im Raum umsahen. Schweigend kamen seine Mitschüler der Aufforderung nach. Abwartend ruhte ihr Blick auf dem Brünetten, dem es anzusehen war, dass er mit sich rang. „Woher wusstet ihr eigentlich wo ich mich heute aufhielt?“, durchbrach Kaiba schließlich die Stille. Das war zwar nicht ganz das was er sagen wollte, aber es war schon mal ein Anfang – abgesehen davon war er schon neugierig. „Naja...“, räusperte sich Bakura. „.... ich hab mir Sorgen gemacht und dich deswegen beobachtet. Gefolgt bin ich dir, weil ich wissen wollte, warum du dich so aufgebrezelt hast.“ Eine Unmutsfalte bildete sich zwischen Kaibas Augen. „Als Bakura wusste wo du warst, hat er mich angerufen“, warf Joey ein. „Hm...“, brummte Kaiba, der es nicht leiden konnte, wenn man ihn stalkte, aber wer mochte das schon. „... warum investiert ihr soviel Zeit in mich?“ „Du bist unser Freund“, antwortete Wheeler schlicht. „Genau...“, nickte Bakura zustimmend. „... du hast ein Problem... wir wollen helfen.“ Seufzend lehnte sich Kaiba zurück und schloss seine Augen. 'Du hast tolle Freunde', meldete sich Raito zu Wort. „Ich weiß“, murmelte Kaiba. „Was weißt du?“, fragte Bakura irritiert. „Ihr habt mich vorhin... gerettet“, erwiderte Kaiba, öffnete seine Augen und richtete sich entschlossen auf. „Dafür danke ich euch.“ Überrascht sahen ihn zwei braune Augenpaare an. 'Du hast dich nicht oft bedankt, oder?' vermutete der Drache. „Das habe ich in der Tat nicht“, gab Kaiba leise zu. „Kaiba... ich denke, es wird Zeit, dass du uns sagst was mit dir ist“, räusperte sich Joey, dem das Verhalten des Jungunternehmers immer unheimlicher wurde. „Das sollte ich wohl...“, begann Kaiba zögerlich, richtete seinen durchdringenden Blick auf Bakura. „Du hast recht, ich habe ein – im wahrsten Sinne des Wortes – großes Problem. Bevor ich euch erzähle, wie es dazu kam, werde ich es euch zeigen.... folgt mir bitte.“ Schon stand er auf und begab sich durch die Terrassentür in den Garten. Irritiert sahen sich Bakura und Joey an, ehe sie dem Brünetten hinaus folgten. 'Raito.... ich hoffe, du lässt mich jetzt nicht als Volltrottel dastehen....“, wandte sich Kaiba an 'seinen' Drachen. „.... und zeigst dich auch.“ 'Keine Sorge', versicherte ihm dieser. 'Es hilft uns doch auch Kisara schneller zu befreien.' „Was willst du uns zeigen?“, wollte Wheeler neugierig wissen, als sie Kaiba folgten. „Bleibt auf der Terrasse“, wies der Jungunternehmer seine Mitschüler an ohne die Frage zu beantworten und schritt weiter in seinen Garten hinein. „Was hat er nur vor?“, wunderte sich Joey. „Keine Ahnung“, zuckte Bakura die Schultern. „Wir werden es gleich erf....“ Mitten im Wort brach er ab und starrte seinen Mitschüler an. Er hatte es in Kaibas Augen gesehen und wusste dass dieser ein großes Problem hatte, aber dass es so groß war, das hatte er nicht vermutet. „....oh, verdammt.... wie ich es hasse Recht zu behalten“, fluchte er verhalten. Joey taumelte vor Schreck ein paar Schritte zurück. Er hatte mit vielem gerechnet aber nicht damit. Ja.... er hatte es sich oft vorgestellt, wie es sein würde einem leibhaftigen weißen Drachen gegenüber zu stehen, aber niemals rechnete er damit es zu erleben. „Ich wusste nicht, dass Kaibas Problem so groß ist“, flüsterte er bestürzt und doch auch ergriffen. Raito streckte seine Flügel genüsslich in den Nachthimmel, gleichzeitig bohrten sich seine scharfen Krallen in den weichen Rasen. Zu voller Größe aufgerichtet bot der weiße Drache ein sehr imposantes und auch gefährliches Bild. „Mmmhhh... das tut so gut“, brummte der weiße Drache zufrieden, dann fixierten seine eisblauen Augen die Mitschüler seines Wirtes. Einen Wimpernschlag später roch er an Joey, der vor Schreck den Atem anhielt und nicht wagte sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. „Du riechst wirklich lecker“, stellte Raito fest, dessen Stimme übernatürlich laut in Joeys Ohren hallte. „Hier wird niemand gefressen“, kam es bestimmt von Bakura, der Joey hinter sich zog. „Das sagt Seto auch immer“, kam es unwirsch von dem Drachen. „Seht mich an....“, erneut zeigte sich der Drache in seiner ganzen Pracht. „... ich bin nur noch Haut und Knochen.“ „Das sehe ich nicht so“, räusperte sich Joey, der den Schreck überwunden hatte und nun selbstsicher neben Bakura stand. „Du kannst locker noch ein paar Wochen Diät machen, bevor man auch nur ansatzweise deine Rippen sehen kann.“ „Sagt ausgerechnet der, der nur ans Essen denkt“, höhnte Raito. „Ich bin auch noch im Wachstum“, konterte der Blonde. Ganz dicht kam der Drache heran und fixierte Joey mit einem eiskaltem Blick. „Es ist besser für dich, wenn ich nicht hungern muss“, warnte Raito. 'Hör auf', ging Kaiba dazwischen. 'Das reicht... wir brauchen seine Hilfe.' „Es ist nicht abzustreiten, dass du in Kaiba steckst“, murrte Joey und schob den Drachenkopf unbeeindruckt zur Seite. Wenig später war der Drache verschwunden und Kaiba stand wieder vor Joey und Bakura. Es war für Kaiba das zweite Mal, dass er mit Raito die Erscheinung gewechselt hatte, was ihn selbst viel Kraft kostete, darum gaben seine Beine auch gleich nach, nachdem sich der Drache zurück zog. Sogleich waren Bakura und Joey bei ihm und halfen ihn wieder auf die Beine. „Lasst das...“, wehrte er schwach ab. „Jetzt brech dir mal keinen Zacken aus der Krone“, brummte Bakura, der sich – ebenso wenig wie Joey – abwehren lies. Sie brachten Kaiba wieder ins Wohnzimmer und ließen erst von ihm ab, als dieser auf dem Sofa saß. „Hier.... trink was“, reichte Joey Kaiba ein Glas Wasser. „Macht ihr das öfter?“ „Was meinst du?“, fragte der Brünette nach, während er das Glas, mit leicht zitternden Fingern, entgegen nahm und trank. „Na... diesen Körpertausch“, präzisierte Joey seine Frage. „Nein... es war das zweite Mal“, beantwortete Seto nun die Frage. „Ich lege auch keinen Wert auf ein weiteres Mal.“ 'Darüber reden wir noch', murrte Raito, dem diese Aussage natürlich nicht gefiel. „Was, wann und warum ist dieser Drache überhaupt hier?“, lenkte Bakura die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Was genau passiert ist, weiß ich nicht“, antwortete Kaiba. „Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass das Flugzeug abgestürzt ist, vor dem Aufprall hat mich was am Kopf getroffen und ich verlor die Besinnung. Das 'warum' kann ich hingegen beantworten. Raitos Gefährtin, Kisara, wurde entführt. Wie wir jetzt wissen hat Pegasus sie, darum war ich heute dort, ich wollte Zugang zu dessen … hm, naja... Sammlung, die er in den Bergen deponiert hat... leider hatte ich keinen Erfolg. Aber ich muss da irgendwie rein... ich muss.“ „Hm... verstehe“, nickte Bakura, erkannte aber nicht die Dringlichkeit. „Das klingt so als hättest du keine Zeit“, sprach Joey das Thema an. „Das will geplant sein, so wie ich das sehe, kann man das sicher nicht übers Knie brechen.“ „Ich.... Raito und ich haben keine Zeit“, erklärte Kaiba müde. „In nicht ganz zwei Wochen verschwindet ihre Insel in ihre Dimension.... sie taucht wahrscheinlich erst in siebzig Jahren wieder auf....“ „Siebzig Jahre?!“, unterbrach Joey den Jungunternehmer entsetzt. „In deiner Haut möchte ich ehrlich nicht stecken.“ 'Ist der immer so direkt?', wollte Raito etwas genervt wissen. „Mhm... ist er“, bestätigte Kaiba, ehe er sich wieder Joey zuwandte. „Wie mir mein herzallerliebster Drache.....“, es war kein Versehen, dass er dabei sehr ironisch klang. „... mitteilte, würden Kisara und er höchstens zwei Jahre hier überleben können. In dieser Zeit würde unsere Symbiose so eng werden, dass wir getrennt nicht mehr leben können.“ Kaiba konnte nicht abstreiten, dass er deswegen immer noch etwas böse mit Raito war, weil dieser ihm das erst so spät mitgeteilt hatte. „Moment“, mischte sich Bakura wieder ein. „Habe ich das richtig verstanden, dass du nur noch zwei Jahre hast, ehe der Drache dich umbringt?“ „Das trifft es genau“, nickte Kaiba bestätigend. „Ich wusste, dass es dich umbringen wird“, rieb er dem Brünetten unter die Nase. „Ihr geht jetzt besser“, forderte Kaiba mit gewohnt eisiger Stimme, dem die letzte Bemerkung nicht gefiel. Besserwisserei konnte er jetzt so gar nicht gebrauchen. „Aber wie....“, wollte Joey widersprechen, wurde aber von Kaiba mit einer unwirschen Handbewegung zum Schweigen gebracht. „Nicht mehr heute.“ Rückblick ende..... Kapitel 7: ----------- Kapitel 7 Am nächsten Tag.... „Ist das öde“, murrte Raito gelangweilt. 'Mag sein, aber es ist zwingend nötg', antwortete Kaiba. „Ich würd mich viel lieber bewegen, als hier nur rumzuliegen“, maulte der Drache übellaunig. „Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass Kaiba dich darüber aufgeklärt hat, wie wichtig es ist, dass wir dich abscannen, damit er seinen Plan umsetzen kann“, erklärte Bakura mühsam beherrscht, da ihm der zappelnde Drache reichlich auf die Nerven ging. „Genau...“, stimmte Joey den Worten zu. „... ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass sie völlig fertig und am Boden zerstört ist... da gibt man nicht an und präsentiert sich, als wäre das alles nichts....“, kurz unterbrach er sich, ehe er mit einem frechen Grinsen fortfuhr. „... es sei denn man ist Seto Kaiba.“ Mit leicht geneigten Kopf sah der Drache ihn an, ehe er sein gefährliches Gebiss zeigte und ein leises Grollen seiner Kehle entfloh. „Das verstehe ich vollkommen...“, kam es amüsiert von Raito. „... war gar nicht so einfach ihn zur Mitarbeit zu bewegen.“ 'Konzentriert euch auf eure Aufgabe, sonst kannst du dich gleich von deiner Freundin verabschieden', mischte sich Kaiba erbost ein. „Ist ja gut“, seufzte Raito ergeben und tat nun brav was man von ihm verlangte. Eine halbe Stunde später saß Kaiba an seiner Rechneranlage und bearbeitete die Scannerdaten für das künftige Hologramm. „Dir ist schon bewusst, dass es eine Falle ist, oder Kaiba?“, fragte Bakura nach einer Weile. Es war kaum zu glauben, dass aus seiner Schule drei Abschlussklassen eingeladen wurden, ausgerechnet Pegasus gehütete 'Schatzkammer' zu besichtigen. Für Kaiba war es gleich klar, dass es sich um eine Falle handelte, aber es hinderte ihn nicht daran, sein Vorhaben umzusetzen. Das war auch der Grund, warum er schon wieder die Gestalt mit Raito tauschte, um dessen Maße nehmen zu können. „Glaubst du wirklich?“, mischte sich Tea ein, die erst vor fünfzehn Minuten eingetroffen war. „Ich finde auch, dass es nur ein großartiger Zufall ist“, gab auch Tristan seinen Senf dazu. „Natürlich ist es eine Falle“, stimmte Kaiba der These abwesend zu. „Es ist ein Spiel... Pegasus will mich und ich will Kisara... ich habe nicht vor zu verlieren.“ „Kaiba, das ist kein Spiel“, warnte Bakura eindringlich. „Wenn er dich kriegt ist es aus mit dir.“ Kaiba drehte sich zu dem Sprecher um und sah ihn ernst an. „Das ist mir bewusst, aber ich bin bereit diesen Preis zu bezahlen.“ „Aber das ist Irrsinn“, kam es leise von Yugi. „Du kannst nicht ernsthaft in Betracht ziehen, dein Leben für einen Drachen zu riskieren.“ „Raito ist ein Freund und Freunden hilft man“, erwiderte Seto ruhig. „Es sind doch deine Worte nicht wahr?“ „Schon, aber....“ „Nichts aber...“, unterbrach Kaiba ihn harsch. „... es ist ein kalkuliertes Risiko... entweder ihr helft mir oder nicht... wenn nicht, dann sagt es jetzt.“ Schweigen senkte sich über die jungen Leute. „Wir helfen dir, wie wir es versprochen haben“, verkündete Joey mit fester Stimme, nachdem er sich mit einem kurzem Blickwechsel mit seinen Freunden deren Zustimmung holte. „Und wir sorgen dafür, dass du da auch lebend rauskommst“, bestätigte Bakura, entschlossen Kaiba nicht seinem Schicksal zu überlassen. „Gut... dann ist alles geklärt“, nickte Kaiba. „Geht jetzt... ich muss noch arbeiten, wir sehen uns übermorgen.“ Am Morgen des Schulausfluges.... 'Bist du sicher, dass das funktionieren wird?', fragte Raito bevor sie losfuhren. „Es muss... es ist die einzige Möglichkeit“, erwiderte Kaiba. „Und jetzt schweig bitte, ich muss mich konzentrieren.“ 'Hast du deshalb diese weiße Schuluniform angezogen?', war Raito neugierig. „Natürlich... ich will schließlich sichergehen, dass ich auch gesehen werde.“ 'Wenn du Kisara wirklich befreien kannst, dann erfülle ich dir einen Wunsch, was auch immer das sein mag', stellte Raito spontan in Aussicht. „Du schuldest mir nichts“, schüttelte Kaiba den Kopf. „Mir reicht es schon, wenn ich nicht in zwei Jahren, wegen dir, sterben muss.“ Nur die Hilfe seiner Klassenkameraden reichte nicht, er hatte mit Rafael einen Plan ausgetüfftelt, der alle Eventualitäten berücksichtigte. Kaiba hatte bei der Schulleitung erreicht, dass er mit seinem privaten Wagen hinter dem Schulbus herfuhr, da er sich noch immer nicht in der Lage sah, so viele Menschen um sich herum zu ertragen. Natürlich wollte der Direktor mithelfen, dass Kaiba wieder in sein normales Leben zurückfand und erlaubte diese Ausnahme. ****** „Sind Sie sicher, dass er kommen wird?“, fragte Alister zweifelnd. „Er wird wissen, dass es eine Falle ist.“ „Mag sein, aber seine Neugierde wird größer sein, als die Vorsicht“, schmunzelte Pegasus. „Er wird an diesem Schulausflug teilnehmen, dessen bin ich mir sicher und wenn ich ihn erst mal hier habe, wird er mir nicht mehr entkommen.“ Zuerst wollte er wirklich eine geschäftliche Beziehung zu Kaiba aufbauen, doch entschied er sich wieder um. Er wollte diesen faszinierenden jungen Mann in seinen Besitz bringen und das heute, nur deswegen gab er sich als Gönner und erlaubte der Schule ihre Schüler hier her zu bringen. „Was ist mit seinen Freunden? Werden die nicht alles versuchen um ihn zu schützen?“, hakte Alister nach. „Ach was... das sind Kinder“, winkte Pegasus geringschätzig ab. „Was sollen die schon ausrichten?“ ****** „Hallo Mokuba“, grüßte Joey Setos Bruder, als er das Krankenzimmer betrat. „Wie geht es Kaiba?“ Seit Mokuba ihn das erste Mal mit her brachte, war er fast täglich mitgekommen. Warum genau konnte er nicht sagen, aber es war ihm ein Bedürfnis beiden Kaiba's zur Seite stehen. Vor allem konnte sich Mokuba ein bisschen erholen, wenn er auf dessen Bruder aufpasste. „Eigentlich ganz gut“, erwiderte Mokuba müde und lächelte leicht. „Er war die letzten Stunden stabil, das ist ein gutes Zeichen haben die Ärzte gesagt.“ „Siehst du... Seto ist viel zu stur, um einfach zu sterben“, grinste Joey den Jungen aufmunternd an. „Mach Pause, ich bleib bis heute Abend bei ihm.“ „Ich weiß nicht“, weigerte sich Mokuba. „Was ist, wenn er aufwacht und ich nicht da bin?“ „Dann ruf ich dich sofort an und halte deinen Bruder solange wach, bis du da bist“, versicherte ihm der Blondschopf. „Du musst mal wieder richtig schlafen oder besser, unternimm was mit deinen Freunden, Seto kriegt sonst gleich nen Herzkasper, wenn er dich sieht, so blass wie du bist.“ Lange sah Mokuba seinen Bruder und dann Joey an. „Du rufst mich gleich an, wenn etwas ist?“, hakte er noch mal nach. Mal einen Nachmittag nicht im Krankenhaus sein, war eine verlockende Aussicht. „Großes Indianerehrenwort“, nickte Joey und hob drei Finger zum Schwur. „Na gut... es wird mir sicher gut tun“, gab Mokuba schließlich nach. „Das sehe ich auch so“, lächelte Joey aufmunternd. „Und jetzt geh... ich will dich hier vor morgen nicht mehr sehen.“ „Danke, Joey“, umarmte Mokuba diesen. „Du hast echt was gut bei mir.“ „Schon gut, Kleiner“, erwiderte Joey die Umarmung. Wenig später verließ Mokuba das Krankenzimmer, nicht ohne sich auch von seinem Bruder zu verabschieden. Eine Weile stand Joey nachdenklich am Krankenbett und starrte auf Kaiba, der äußerlich keine Anzeichen einer Besserung zeigte. „Wehe du gibst auf“, drohte er ihm leise. „Du kriegst dann richtig Ärger mit mir, Eisklotz.“ Bevor er Mokubas Platz einnahm, strich er ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und ergriff die Hand seines einzigen 'Feindes'. „Mir fehlen die Streitereien mit dir“, kam es leise über Joeys Lippen. „Ich weiß nicht warum, aber ich will wieder in deine eiskalten Augen blicken... ich will deine arrogante Stimme hören... vielleicht bin ich masochistisch …. aber solange du die Augen wieder aufmachst und gesund wirst, bin ich das gerne.“ Kapitel 8: ----------- Kapitel 8 Drei Schulbusse standen auf dem großen Parkplatz vor dem drei Meter hohen Zaun, der den direkten Zugang vor nicht autorisierten Besuchern schützte. Die Schüler fanden sich alle vor dem einzigen Tor ein und warteten darauf eingelassen zu werden. Neugierig betrachteten sie das Gebäude, welches nach hinten hin im Fels verschwand. Die Front sah allerdings wie ein modernes Bürogebäude aus... viel Stahl und noch mehr Glas, dennoch schmiegte sich dieser Teil an den Berg, als wäre es schon immer hier gewesen. „Das ist ja blöd“, murrte Joey. „Warum dürfen wir nicht direkt auf das Gelände fahren?“ Es war heiß und das schon so früh am Tag. Der Eingang zu dieser ominösen Ausstellung lag sich noch gute fünfhundert Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt... in seinen Augen ein unzumutbarer Weg für einen armen Schüler wie ihn … und seine Freunde. „Stimmt... vor allem der Rückweg könnte ziemlich lang werden“, bemerkte Tristan. „Wieso ist Bakura eigentlich nicht dabei?“, wollte Joey wissen. „Erst kriegt er sich gar nicht ein, weil er Kaiba unbedingt helfen will und nun glänzt er durch Abwesenheit.“ „Er hat mich heute morgen angerufen und klang fürchterlich“, berichtete Yugi. „Er hat sich eine ordentliche Grippe eingefangen und hat hohes Fieber, er kann beim besten Willen nicht helfen.“ „Wahh... was für ein beschissenes Timing hat der denn?“, stöhnte Joey. „Hoffentlich kriegt Kaiba keinen Ausraster.“ „Es muss eben auch ohne Bakura gehen“, meldete sich Tea ebenfalls zu Wort. „Hauptsache ist doch, dass auch Kaiba hier ist und bisher habe ich ihn nicht ausmachen können.“ „Tatsächlich“, meinte Tristan, der sich kurz umsah. „Naja... seht es mal so... wir kriegen echt seltene Kunst zu sehen.“ „Ich glaube es geht los“, wies Tea auf ein Fahrzeug hin, welches in ihre Richtung fuhr und vor dem Tor anhielt. Es stiegen ein Mann und eine Frau aus, die beide Klemmbretter in der Hand hielten. Die Frau, welche einen dunkelblauen Hosenanzug mit weißer Bluse trug, steuerte auf das Pförtnerhaus zu und sprach dem dem 'Wächter'. Dieser nickte, ging in die Hütte und hantierte in ihr. Kurz darauf öffnete sich das Eisentor. Inzwischen war die blonde Frau zu ihrem Begleiter, der einen mäßig gut sitzenden schwarzen Anzug, weißes Hemd und schwarze Krawatte trug, zurückgekehrt und steuerte nun mit diesem die Schüler an, bzw. deren Lehrkräfte. „Guten Tag“, grüßte die Frau. „Ich bin Harper Jackson...“, dann deutete sie auf ihren Begleiter, der nur knapp nickte. „... und das ist mein Kollege Tyron Hobbs, wir sind für die Führungen zuständig.“ „Guten Tag“, grüßten die Lehrer zurück. „Ich bin Nagisa Kobayashi und das sind meine Kollegen Shiori Watanabi....“, sie deutete auf die jeweiligen Personen, die sie vorstellte. „... Yuri Tanaka und Kogori Nakamura.“ „Sehr erfreut..“, lächelte Harper Jackson. „... wir haben uns erlaubt, die Schüler und Schülerinnen in zwei Gruppen aufzuteilen und Mr. Hobbs und mir zuzuteilen. Da wir lediglich fünf Stunden Zeit haben, wird es ein strammes Programm geben....“ Es folgten noch weitere Anweisungen und Hinweise, denen Joey und Tristan allerdings nicht mehr zuhörten. Sie wollten endlich hinein und sehen, was es so geheimnisvolles alles gab. „... um nicht noch mehr wertvolle Zeit zu verlieren, starten wir jetzt“, beendete Mrs. Jackson ihren Monolog. Auf einen Wink von Tyron Hobbs hin, fuhren zwei große Lastkraftwagen des amerikanischen Millitärs vor. Natürlich gehörten sie diesem nicht mehr, was auch die weiße Lackierung bewies, zudem war auf den Seitenflächen das Firmenlogo des amerikanischen Industrieellen prangte... sinniger Weise … ein schwarzes geflügeltes Pferd. „Wir teilen euch gleich in zwei Gruppen und so bleibt ihr die ganze Zeit zusammen“, meldete sich Hobbs das erste Mal zu Wort. „Gott sei dank“, flüsterte Wheeler. „Wir müssen nicht hoch laufen.“ „Zurück werden wir das wohl doch müssen“, erinnerte Tristan seinen Freund. Trotz der drei Klassen blieb der 'Kindergarten' zusammen, was ihren Plänen natürlich sehr entgegen kam. Die Verteilung der Schüler und Schülerinnen verlief recht zügig und recht schweigsam, erst als sich die LKW's sich wieder in Bewegung setzten, brandeten Gespräche auf. Nach knappen zwei Minuten Fahrt hielten die Gefährte wieder. Der LKW, in dem Joey und seine Freunde saßen, musste warten, doch nicht lange, dann fuhr auch dieser vor den Eingang ihres Zieles und alle stiegen aus. Von der Gruppe vor ihnen konnten sie schon nichts mehr sehen. Joeys Gruppe wurde von Mrs. Jackson geführt. Schweigend stand sie vor der Tür und wartete darauf, dass sich die Schüler brav aufstellten. Selbstredend sorgten ihre Lehrer Kobayashi und Tanaka dass sie diszipliniert den Anforderungen folge leisteten. „Das sollte alles schneller von statten gehen“, bemerkte Mrs. Jackson kühl. „Nur so könnt ihr wirklich etwas von der atemberaubenden Ausstellung sehen. Die erste Gruppe besichtigt die zweite Etage zuerst, wir bleiben auf dieser Ebene und nun folgt mir, bitte.“ Offen sahen sich die Schüler sich um, als sie endlich das ungewöhnliche Gebäude betraten. In dem langen Flur hingen einige Gemälde, die aber wohl nicht so wichtig waren um groß erklärt zu werden. Sie bogen noch einige Male ab, dann standen sie vor einer großen Metalltür, die ineinander verzahnt schloss. Mrs. Jackson zog eine Karte hervor, ehe sie sie benutzte wandte sie sich noch einmal an die Schüler und Lehrer. „Ich weise euch noch einmal eindringlich darauf hin, dass es absolut verboten ist Fotos von den Ausstellungsstücken zu machen. Sollte ich jemanden dabei erwischen, wird diese Führung sofort abgebrochen“, ernst sah sie von einem zum anderen und erntete zustimmendes Nicken. Zufrieden mit der Reaktion wandte sie sich wieder der Tür zu, an deren Seite sich ein elektronisches Schloss befand, durch das sie die Karte zog. Die roten Lichter sprangen auf grün um, sofort war zu hören, wie sich ein Mechanismus in Bewegung setzte und somit die Tür öffnete. Jetzt war erst zu sehen, dass diese Türen gute vierzig Zentimeter dick waren. „Da möchte ich wirklich nicht zwischen geraten“, murmelte Joey. „Das wäre auch sehr ungesund“, kam es von ihrer Führerin. „Die Türen haben keine Sicherung, wenn sie sich schließen, hält sie nichts auf.“ „Ist das nicht gefährlich?“, fragte Tea entsetzt. „Nur für Diebe oder anderes Gesindel, welches sich hier einschleichen will“, erwiderte Mrs. Jackson unbeeindruckt. Einige Schüler bekamen direkt eine Gänsehaut, als sie das hörten und nahmen sich vor diesmal absolut gehorsam zu sein. Staunend sahen sich Joey und seine Freunde um, als sie den weiter in den Raum gingen. Dieser war sehr hoch, bestimmt vier Meter, an der Decke, die deutlich sichtbar in den Fels gehauen zu identifizieren war, führten viele Versorgungsleitungen entlang. Zudem hingen an dieser Decke diverse Lampen, die den Raum erhellten. An den Wänden reihte sich Kammer an Kammer aus Glas in denen sich die Exponate befanden..... wie Schaufenster. Nun wurden die Schüler in kleinere Gruppen eingeteilt und bekamen die Aufgabe, sich die Exponate anzusehen und sich darüber Notizen... noch mal wurde betont, dass keine Fotos gemacht werden durften, auch keine Zeichnungen … schriftlich festgehaltene Eindrücke waren erlaubt. Die daraus resultierenden Aufsätze würden selbstverständlich noch mal überprüft. Wenig später schwärmten die Gruppen aus und machten sich daran ihre Aufgaben zu erledigen. „Yugi... Yugi... komm her“, winkte Tea ihren Freund heran. „Guck mal.... dieser Pharao sieht aus wie du.“ „Du meinst Atemu?“, wollte Yugi wissen und trat an die Seite seines Freundes. „Oh nein... er sieht wirklich aus wie er.“ Sprachlos starrte er auf die Ausstellungsstücke. Es war alles da... die Milleniumsgegenstände – außer dem Puzzel - der Hohepriester Seth, Ishizu, ihr Bruder und Odin... sie sahen alle aus, wie er es in Erinnerung hatte. „Das ist beängstigend“, hauchte er betroffen. „Krieg dich wieder ein“, meinte Tristan nach einem flüchtigen Blick. „Das sind sicher Wachsfiguren, die sehen doch immer wie echt aus. Guck dir die Chinesen im nächsten Schaufenster an oder die Indianer.“ Sie gingen von Raum zu Raum. Sie fanden auch Leonardo da Vinci mit einigen seiner Erfindungen, wie das Fluggerät und sogar einer sehr, sehr frühen Form eines Panzers. Nicht nur Herrscher und Erfinder waren ausgestellt, auch die großen Maler ihrer Zeit wurden präsentiert. Den jungen Leuten wurde klar, dass sie heute nur einen Bruchteil dieser Sammlung würden sehen können. ****** „Welcher Teufel hat mich geritten, dass ich auf diese dämliche Idee mit den Schülern gekommen bin“, stöhnte Pegasus angesichts der vielen – wenn auch begeisterten – jungen Leute, die sich zwischen seinen Exponaten herumtrieben. „Das kann ich Ihnen sagen“, grinste Alister amüsiert. „Seto Kaiba ist in diesem Fall der Teufel, nicht wahr?“ „Hmpf... ich weiß“, brummte der Amerikaner. „Dann ist er noch nicht mal hier.“ „Ich hätte ja nie gedacht, dass ich Ihnen das mal sage, aber ….“, grinste Alister breit. „... ich habs Ihnen gesagt.“ Unablässig glitt Pegasus' Blick über die Überwachungsmonitore, damit ihm die erwartete Ankunft seines Zieles auch nicht entging. „Da...“, freute er sich und deutete auf einen der Monitore, auf dem deutlich die Gestalt Seto Kaibas zu sehen war. „... von wegen, er kommt nicht. Die Neugierde war letztlich doch zu groß. Ich werde meinen besonderen Gast mal begrüßen gehen.“ Heute würde dieser faszinierende junge Mann sein Eigentum werden …. heute würde er ihm nicht wieder entkommen. Unterdessen erreichte Kaiba seine Klassenlehrerin, bei der er sich meldete und sich bedankte, dass er trotz seiner Krankschreibung an diesem Ausflug teilnehmen durfte. Nachdem diese Formalität erledigt war, schlenderte er umher und sah sich unauffällig nach den Türen um, die noch von diesem Raum wegführten. Jede Tür war durch einen elektronischen Code gesichert, wie ihm die kleinen Tastenfelder an den Schlössern verrieten, aber das hatte er sich schon gedacht. Zudem versuchte er herauszufinden, ob diese Räumlichkeit mit der des Planes übereinstimmte, um weitere Rückschlüsse auf andere Ebenen ziehen zu können. Während sein Blick hin und her huschte, fiel dieser auf Yugi und dessen Freunde, die sich voller Begeisterung ägyptische Kostbarkeiten ansahen. Er selbst betrachtete eine uralte Samurairüstung, samt dazugehöriger Waffen. Neben dieser japanischen 'Ausstellung' befand sich ein Schaukasten, in dem sich chinesische Raritäten befanden. Kaiba konnte hier in dieser riesigen, aus dem Fels gehauenen Halle keine Strukturierung in den Exponaten erkennen. Vielmehr schien es so, als wären diese in der Reihenfolge ihrer Erwerbung angeordnet. Wenn dem so war, dann müssten die neueren Anschaffungen ganz woanders sein, vor allem wenn es sich dabei um einen lebenden Drachen handelte. „Nun, Mr. Kaiba... wie ich sehe konnten Sie nicht widerstehen, an diesen Ausflug Ihrer Schule teilzunehmen“, erklang neben ihm die süffisante Stimme Pegasus'. Leicht zuckte Kaiba zusammen. Wo war der Amerikaner so plötzlich her gekommen? „Wer könnte schon widerstehen, wenn Maximilian Pegasus die Tore seiner Schatzkammer öffnet?“, entgegnete er höflich distanziert, einhergehend mit einer leichten Verbeugung. „Auch wieder wahr“, lachte Pegasus. „Noch einmal wird es auch nicht geschehen.... ist mir zu viel Unruhe, wenn Sie verstehen.“ „Da stellt sich die Frage, warum Sie es überhaupt gemacht haben“, erwiderte Kaiba gelassen. „Und dann noch für uns Schüler. Wären Erwachsene, die den Wert Ihrer Kunstsammlung zu schätzen wissen, nicht besser gewesen?“ Während sie sprachen schlenderten sie weiter. Pegasus blieb stehen und musterte sein Gegenüber. „Ich denke, dass zumindest Sie den Wert meiner Sammlung erkennen“, blieb er dem Jungunternehmer eine direkte Antwort schuldig. „Abgesehen davon werden Kinder nicht gierig oder neidisch auf das was ich besitze.“ „Das mag sein“, schmunzelte Kaiba leicht. „Mich haben Sie zumindest sehr neugierig gemacht. Man munkelt, dass sich sogar das legendäre Bernsteinzimmer in Ihrem Besitz befinden soll.“ „Munkelt man das, ja?“, lachte Pegasus amüsiert. Verschwörerisch neigte er sich zu ihm und flüsterte. „Das stimmt... ich konnte einfach nicht widerstehen, es mir in den Wirren des Krieges unter den Nagel zu reißen.“ Sich wieder aufrichtend sah er Kaiba nachdenklich an, vielleicht könnte er ihn auf diesem Weg von den anderen weg lotsen. „Würden Sie es gerne sehen?“, fragte er daher beiläufig. Überrascht sah Kaiba sein Gegenüber an. Damit hatte er nicht gerechnet, allerdings.... wenn Pegasus ihm dieses geheimnisvolle Zimmer zeigte, dann vielleicht auch den Drachen. „Gern“, stimmte er daher knapp zu. Von beiden unbemerkt hatten sich Joey, Tristan, Yugi und Tea den beiden genähert. Ihr Ziel war es unbedingt in der Nähe Kaibas zu bleiben. Nur so würde ihr Plan überhaupt funktionieren. „Gut... kommen Sie“, freute sich Pegasus. „Wir müssen zwei Ebenen tiefer, dort befinden sich wirkliche Kostbarkeiten, die nur mich erfreuen und niemand anderes je zu Gesicht bekommen wird.“ „Und warum machen Sie ausgerechnet bei mir eine Ausnahme?“, wollte Kaiba misstrauisch wissen, obwohl sein Herz vor Aufregung etwas schneller schlug. Er kam seinem Ziel näher und wollte jetzt keinen Fehler begehen. „Sie sind ein faszinierender Mann“, gab Pegasus zurück. „Sie werden in jedem Fall zu schätzen wissen, was sie zu sehen bekommen.“ Pegasus hatte nicht vor, Kaiba heute wieder gehen zu lassen. Er hatte ihn da, wo er ihn haben wollte, besser hätte es gar nicht laufen können. Sie erreichten eine gesicherte Seitentür, die Pegasus mit einer Schlüsselkarte öffnete und sich als Zugang zu einem Fahrstuhl entpuppte. „Bitte... nach Ihnen“, hielt er Kaiba die Tür auf. Nach kurzem Zögern folgte er den Worten und betrat den Fahrstuhl, noch bevor Pegasus ihm folgen konnte, schlüpften Joey und seine Freunde an dem Industrieellen vorbei. „Was soll das?“, empörte sich dieser. „Euch habe ich nicht eingeladen.“ „Das mag sein“, grinste Tristan. „Aber da wo sich Kaiba aufhält ist es immer am interessantesten und wir wollen schließlich eine gute Note bekommen.“ „Genau... Sie werden unsere Aufsätze doch sowieso überprüfen und können das streichen, was Ihnen nicht gefällt“, ergänzte Tea und sah Pegasus offen an. „Nun gut...“, gab sich dieser unwillig geschlagen. „... ihr dürft mit, allerdings geht ihr sofort, wenn ich es anordne.“ „Selbstverständlich“, wurde ihm im Chor geantwortet. Sich die Erleichterung über die Worte Pegasus nicht anmerken lassend, lehnte sich Kaiba relativ entspannt an die Wand des Fahrstuhls. Neben ihm stand Joey, der ihn immer mal wieder unbeabsichtigt berührte. Jedes mal verspürte er diese unglaubliche Wärme, die sich mühelos in seinem Körper ausbreitete, was er sich immer noch nicht erklären konnte. Tristan befand sich an seiner anderen Seite und Tea und Yugi standen vor ihm. Auf diese Weise schirmten sie Kaiba vor Pegasus ab, was diesem sichtlich missfiel. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, als dieser wieder hielt verließ Pegasus als erster den Fahrstuhl, nach ihm folgten Tea und ihre Freunde. „Wir sind drei Ebenen tiefer gefahren“, bemerkte Kaiba, der sich umsah und viele leere Glaszimmer sah. „Sagten Sie nicht, wir würden nur zwei Ebenen tiefer müssen?“ „Das sagte ich“, zuckte er leicht mit den Schultern. „Aber da wir jetzt Begleitung haben, habe ich meine Pläne geändert.“ 'Sie ist hier', flüsterte Raito aufgeregt. „Also bekomme ich das Bernsteinzimmer nicht zu Gesicht?“, stellte er mehr fest, als das er fragte. „Richtig... vielleicht zeige ich Ihnen etwas anderes... größeres... bedeutenderes“, grinste Pegasus überlegen. „Da wir nun mehr oder weniger unter uns sind... warum legen Sie soviel Wert darauf mich hier zu besuchen?“ Die Frage kam nicht unerwartet. Wenn Pegasus ihn überwachen ließ, war ihm sicher auch aufgefallen, dass Kaiba nicht untätig war. Jetzt wurde es heikel, er durfte sich jetzt keinen noch so kleinen Fehler erlauben. „Ist das nicht offensichtlich?“, fragte Kaiba mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Ehrlich?... Nein, ich kann es mir nicht vorstellen“, bekam Kaiba eine aufrichtige Antwort. „Wirklich nicht?“, hakte Kaiba nach, neigte den Kopf etwas und ließ seine distanzierte Maske fallen. „Ich nahm an, dass Sie an mir interessiert sind.... habe ich mich so getäuscht?“ „Ähm....“, räusperte sich Pegasus, als er so unvermittelt in die warmen Saphire Kaibas blickte. Da steckte doch mehr hinter diesen Iriden als er annahm. „... doch, ja. Ich bin an Ihnen interessiert, aber wer sagt mir, dass Ihr Interesse ehrlich ist?“ „Das ist Ihr Risiko....“, lachte Kaiba amüsiert. „....genauso wie es meines ist, nicht wahr? Vielleicht haben Sie mich nur hergelockt um meiner habhaft zu werden... ohne dass ich eine Gegenleistung dafür bekomme. Bieten Sie mir was an, dem ich nicht widerstehen kann und ich bleibe.“ Joeys Kopf ruckte herum. Bot sich Kaiba gerade diesem Pegasus an? Irgendwie war Joey froh, dass Bakura nicht hier war, der wäre gleich ausgerastet, aber vielleicht wäre das auch gar nicht so schlecht gewesen. „Spinnst du?“, konnte sich Joey nicht zurück halten. „Du willst doch nicht etwa mit dem ins Bett steigen?“ „Und wenn?“, konterte Kaiba sofort in gewohnt kalter Manier. „Das hat dich doch nicht zu interessieren. Du und deine Freunde sollten nicht mal hier sein.“ „Das stimmt allerdings“, mischte sich Pegasus ein. „Aber da ihr nun mal hier seid und ich wirklich wissen will, ob Mr. Kaiba zu seinem Wort steht, werde ich euch etwas zeigen, dass ihr nie wieder vergessen werdet, sollte ich euch gehen lassen. Aber auch ich möchte einen Beweis...“ Direkt sah er Kaiba an, der fragend eine Augenbraue hob. „... ich will einen Kuss.“ „Ich küsse Sie sicher nicht vor diesem Kindergarten“, kam sofort die Weigerung. „Hm... kann ich verstehen“, gab sich Pegasus verständnisvoll. „Aber ich brauche eine gewisse Sicherheit.“ Joey stand mit geballten Fäusten und funkelnden Augen vor Kaiba, der ihn nun gar nicht beachtete. Das sich Kaiba diesem Pegasus anbot war nicht Teil des Plans, dessen war sich Wheeler sicher. Was zur Hölle dachte sich dieser arrogante Knilch? Sah er nicht, dass es eine Falle war? Eine, die sogar Joey erkannte? Es war Kaiba voll bewusst, dass es sich um eine Falle handelte und er bot sich nicht umsonst an. Es war ein Detail des Plans den er für sich behielt, da er nur für unnötige Diskussionen geführt hätte. „Was schwebt Ihnen vor?“ hakte Kaiba nach, seinen Mitschüler völlig ignorierend. „Wie ich schon sagte...“, erwiderte Pegasus süffisant lächelnd. „... einen Kuss, der mich überzeugt.“ Nachdenklich sah Kaiba ihn an. Wenn er diesen Mann jetzt küsste war alles vorbei, dessen war er sich sicher. Die Kälte, die Pegasus bei ihm nur durch leichte Berührungen auslöste, würde bei einem Kuss sofort seinen ganzen Körper befallen und ihm jeglichen Willen rauben. „Kaiba... das kannst du doch nicht wollen“, beschwor ihn Wheeler, der sich entschlossen an Pegasus wandte. „... ich denke, wir beenden die Führung hier und jetzt.“ 'Hör auf ihn... das ist zu riskant', mischte sich nun auch Raito ein. 'Es wird uns umbringen.' „Was erdreistest du dich für mich zu entscheiden, du dämliche Flohschleuder“, kam es eisig von Kaiba. „Ihr könnt ja gehen, ich für meinen Teil möchte sehen, was Pegasus hier verbirgt.“ Wheeler fuhr herum und funkelte Kaiba zornig an. Doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, packte Kaiba ihn am Kragen, zog ihn zu sich heran und drückte ihm seine Lippen auf den Mund. Überrascht von dieser Aktion vergaß dieser sich zu wehren. „Kaiba!“ kam es überrascht von Yugi und Tea, die von dieser Aktion ebenfalls völlig überrumpelt waren. „Kuss ist Kuss“, zuckte Tristan lediglich die Schultern. „Ja... Kuss ist Kuss“, wiederholte Pegasus langsam, der den Blick nicht von Kaiba abwandte. Joey begann sich zu wehren, doch Kaiba zog ihn noch dichter zu sich heran. Kaum das Joey den Mund öffnete, um sich verbal gegen ihn zu verteidigen, schob ihm dieser seine Zunge zwischen die Lippen. Der Blondschopf realisierte gar nicht, dass er den Kuss erwiderte und sich mit Kaiba auf dieser Ebene einen erbitterten Kampf lieferte, ebenso wenig registrierte er, das er seine Arme um den Nacken des Brünetten geschlungen hatte. „Die Demonstration reicht mir“, räusperte sich Pegasus, der sich direkt auf einen Kuss von Kaiba freute. Nur langsam trennten sich Kaiba und Wheeler voneinander und sahen sich verwirrt und auch unsicher an. Der Brünette konnte nicht abstreiten, dass ihn dieser Kuss gefiel und wieder spürte er diese unglaubliche Wärme, die seinen Körper förmlich flutete. 'Das war interessant', meldete sich Raito zu Wort. 'Ihr Menschen habt eine schöne Möglichkeit eure Gefühle auszudrücken.' Kaiba ließ diese Worte unkommentiert stehen, wandte sich vielmehr an Pegasus und beachtete Wheeler nicht mehr. Diesem war das nur recht, da er sich immer noch nicht im klaren war, warum ihm dieser Kuss so gut gefiel. Nie rechnete er damit, dass in seinem eiskalten Mitschüler so eine Leidenschaft inne wohnte. „Wenn ihr mir dann jetzt folgen wollt“, forderte Pegasus die Schüler auf. Sofort setzte sich Kaiba in Bewegung und folgte dem Amerikaner, dabei achtete er allerdings darauf, dass er diesem nicht zu nah kam. Während Pegasus über belangloses Zeug plauderte, hing Kaiba seinen Gedanken nach. Der Kuss ging ihm nicht aus dem Sinn. Er war eine Kurzschlusshandlung, um Pegasus zu zeigen, dass er keine Probleme hatte einen Mann zu küssen. Doch dieser spontane Kuss prickelte immer noch auf seinen Lippen und bescherte ihm eine unglaubliche Hitze, deren Ursache er immer noch nicht zuordnen konnte. Doch nicht nur Kaiba dachte über diesen Kuss nach, auch Wheeler war nun ungewöhnlich schweigsam. Wieso hatte der Brünette ihn geküsst? Was bezweckte er damit? Joey war es immer noch schwummrig zumute und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Fragen seiner Freunde prallten an ihm ab. Tea machte sich Sorgen um ihren sonst so ungestümen Freund, doch keine ihrer Fragen wurde beantwortet. So mit sich beschäftigt, achteten sie nicht weiter auf ihre Umwelt, daher kam das folgende völlig überraschend. „So, meine Lieben“, blieb Pegasus vor einer weiteren Tür stehen und wandte sich an die Schüler. „Was ihr gleich sehen werdet muss geheim bleiben, verstanden? Sollte auch nur ein Gerücht über die Existenz dieses Geschöpfes geben, glaubt mir, ich werde mich an euch wenden und euch meiner Sammlung hinzufügen.“ Keine Reaktion seitens der Schüler abwartend, wandte er sich wieder um und öffnete das Schloss und drückte die Tür auf. Mit einer einladende Geste lud er die Schüler ein ihm zu folgen. Ohne zu zögern folgte Kaiba ihm und sah sich gleich um. Ihm folgte der Rest der kleinen Gruppe. Kurz darauf starrten sie sprachlos auf das große Gehege in dessen Mittelpunkt ein großer weißer Drache lag. Müde hob dieser den Kopf und sah die Ankömmlinge aus trüben Augen an. Uninteressiert legte das Tier seinen Kopf wieder ab und schloss die Augen. Deutlich waren die Verletzungen des Drachens zu sehen, die wohl notdürftig versorgt wurden. 'Kisara... meine Kisara', wurde Raito unruhig, am liebsten hätte er sich gezeigt und sich um seine Gefährtin gekümmert. Es fiel ihm sehr schwer sich an die Anordnung Kaibas zu halten, der ihm stundenlang eingeschärft hatte, dass er sich zurück halten sollte, wenn er Kisara wiedersah. Überzeugt von sich tönte der Drache, dass er sich ohne Probleme beherrschen könne. Doch jetzt musste er feststellen, dass es ihm sehr, sehr schwer fiel. Dicht trat Kaiba an das Gitter heran, er war seinem Ziel so nah. „Was haben Sie mit dem Tier gemacht?“, fragte Joey erschüttert. „Gar nichts... es hat sich selbst verletzt“, antwortete Pegasus, der die Schüler sehr genau beobachtete. Er suchte nach Anzeichen der Lüge, doch ihm schien die Überraschung echt zu sein. „Dürfen wir es berühren?“, fragte Tea ergriffen. Sie hatte noch keinen Drachen gesehen, als Raito gescannt wurde, war sie nicht dabei gewesen. „Hm... ich denke es spricht nichts dagegen, ich musste es sedieren, damit es sich nicht noch mehr verletzt“, gab Pegasus seine Einwilligung. Sollten die Kids gefressen werden, war es ihm auch recht. „Seid aber vorsichtig.“ Kaiba wollte sich durch die Gitterstäbe ins Gehege drücken, wurde aber von Pegasus aufgehalten, der ihn ansprach. „Mr. Kaiba... auf ein Wort.“ Unwillig blieb Kaiba stehen, ließ sich allerdings nichts anmerken und wandte sich dem Amerikaner zu und sah ihn fragend an. Es passte ihm gar nicht, dass er sich dem Drachen nicht nähern durfte, er musste ihn unbedingt scannen, sonst würde sein Plan nicht funktionieren. In seiner Jackentasche umklammerte er sein Gerät mit den er Kisara scannen und danach das Hologramm generieren wollte, aber wenn er nicht an das Tier herankam, ging es nicht. In diesem Moment schob sich Tristan dicht an ihm vorbei und rempelte ihn an. „Sorry... aber ich muss einfach zu diesem Drachen und sehen ob der echt ist“, entschuldigte er sich bei seinem Mitschüler, griff sich dabei verstohlen das kleine Gerät und schob sich gleich darauf durch die Gitterstäbe, die einen Menschen hindurch, aber keinen Drachen hinausließen. Kapitel 9: ----------- Kapitel 9 Mürrisch beobachtete Alister die Bildschirme auf denen er den Weg Pegasus' verfolgte. Wieso nahm sein Arbeitgeber die verfluchten Gören mit, wenn er doch nur an diesem Kaiba Interesse hatte? Er verstand eh nicht was so toll an diesem arroganten Jungunternehmer war. Kopfschüttelnd wandte er sich ab, er musste sich noch um die sichere Unterbringung ihres künftigen Gastes kümmern. „Gib mir sofort Bescheid, wenn sich etwas ungewöhnliches bei Pegasus ereignet“, wies er einen Mitarbeiter an. „Wird erledigt“, bestätigte dieser die Anweisung. „Ich behalte ihn im Auge.“ „Das will ich dir auch raten“, warnte Alister noch, ehe er den Überwachungsraum verließ, um sich um seine Aufgabe zu kümmern. Was er nicht sah war das triumphierende Grinsen des Mannes, in dessen Hände er die Sicherheit seines Arbeitgebers gelegt hatte. „Und wie ich ihn im Auge behalten werde“, murmelte der junge Mann. Jetzt musste er noch den anderen im Raum loswerden, dann konnte er seinen Plan umsetzen. Während er noch darüber nachgrübelte, kam ihm das Schicksal zu Hilfe. „Ich brauch nen Kaffee und was zu Futtern“, gähnte sein Kollege gerade. Der Mittsechziger rieb sich die Augen. „Meine Augen brauchen einen Augenblick Pause.... soll ich dir was mitbringen?“ „Ein Kaffee und ein Sandwich wären super... ich kann ja nicht weg, hast ja gehört... hab Anweisung von Alister.“ „Darum frag ich ja“, grinste der Ältere. „Bin in ca. dreißig Minuten wieder da.“ „Perfekt“, schmunzelte der junge Mann und zwinkerte dem Älteren zu. „Ich schaff das hier schon, keine Sorge.“ Kaum war er allein wurde er aktiv. Er drückte sich einen Stöpsel in Ohr und hantierte am Rechner. „Ich bin bereit... hab knappe dreißig Minuten“, flüsterte er und ließ die Monitore, die Pegasus und Kaiba zeigten nicht aus den Augen. Ein kaum wahrnehmbares Nicken des Brünetten bestätigte, dass er verstanden hatte. „Sieh an, sieh an... in Taylor steckt doch mehr als vermutet“, brummte der Beobachter anerkennend, als sah, wie sich dieser dem handlichen Scanner Kaibas aneignete. Er selbst hätte es natürlich viel besser gemacht, aber es lag ja auch in Kaibas Interesse, dass der Drache gescannt wurde, von daher war von ihm auch nicht mit einer Reaktion zu rechnen gewesen. Insgesamt musste er zugeben, dass Kaiba ganz schön gerissen war. Wahrscheinlich wusste nur er selbst über das gesamte Ausmaß ihres Planes Bescheid. Kaiba schlug auch vor, dass sich Bakura nicht an der Führung beteiligen, sondern sich viel mehr in die 'Komandozentrale' schleichen und von dort den Plan unterstützen sollte. Diese Idee gefiel dem Weißhaarigen und war damit einverstanden. In dem ganzen Plan gab es nur eine Unsicherheit... Kisara. Kaiba hatte keine Ahnung, ob Raito mit ihr Kontakt aufnehmen konnte ohne sich zu zeigen. Oder war die Drachendame schlau genug, die Gelegenheit zu nutzen und sich ebenfalls einen Wirt zu suchen? Nur für wen würde sie sich entscheiden? Hoffend, dass nur Bakura sah, was sich hier ereignete, zwang Seto Pegasus dezent dazu dem Drachen den Rücken zuzuwenden, während er seine Position im Gespräch so änderte, dass er selbst das Geschehen im Gehege beobachten konnte. Zuerst wollte er den Drachen scannen und dessen Flucht vorbereiten, doch erkannte Kaiba, dass seine Rolle darin lag Pegasus abzulenken, ihn in ein Gespräch verwickeln... mit allen Mitteln. Nur kurz wandte sich Pegasus an die Schüler, die inzwischen alle im Gehege waren und die merkwürdigsten Verrenkungen machten. „Macht das Tier nicht nervös“, ermahnte er sie. „Ich halte es nicht auf, wenn es Hunger bekommt.“ Die kurze Zeitspanne genügte, um Raito mitzuteilen, dass er sich gegebenenfalls einen neuen Wirt suchen musste, um mit seiner Gefährtin entkommen zu können. 'Ich lass dich nicht allein', lehnte der Drache diese Möglichkeit ab. „Doch... du musst, sonst war alles vergebens“, erwiderte Kaiba drängend. „Sagten Sie etwas?“, wandte sich Pegasus wieder an Kaiba. „Ich sagte; Trotz der Verletzungen ist es ein schönes Tier“, lächelte der Brünette leicht. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einen weißen Drachen einmal mit eigenen Augen sehen würde. Aber es stimmt mich traurig, diese majestätische Tier in Gefangenschaft zu sehen.“ „Tatsächlich?“, wunderte sich Pegasus. „Niemals vermutete ich, dass man den großen Seto Kaiba traurig stimmen kann.“ „Sie wissen eine Menge nicht“, entgegnete Kaiba vage. „Könnte ich etwas tun, damit Sie dieses Geschöpf in die Freiheit entlassen?“ Es war ein Versuch wert, an einen Erfolg glaubte Kaiba allerdings nicht... nicht bei Pegasus. Dieser trat dicht an den jungen Mann heran, hob seine Hand strich ihm federleicht eine Strähne aus der Stirn. „Wer weiß... vielleicht gibt es eine Möglichkeit“, stellte der Amerikaner in Aussicht, während er sprach wurde seine Stimme leiser, verführender. „Wir könnten uns gleich zurückziehen um diese Möglichkeit mehr zu erörtern.“ Instinktiv wollte Kaiba zurückweichen, doch bezwang er diesen Impuls, denn noch war er nicht am Ziel. Um Pegasus noch mehr an sich zu fesseln, lächelte er diesen warmherzig an und fuhr mit seinem Zeigefinger über dessen Brust. Es war ein Risiko... ein sehr großes sogar, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. 'Kisara weiß Bescheid', hauchte Raito kaum hörbar. Ab diesem Zeitpunkt gab es für Kaiba kein zurück mehr. Er trat näher an Pegasus heran, krallte seine langen Finger in dessen Revers und zog ihn dichter zu sich. „Dann will ich die Erörterung eröffnen“, raunte er an die Lippen seines Gegenübers, ehe sich seine Lippen auf sie senkten. Sofort kroch eine gewisse Kälte in seinen Körper, dehnte sich von seinem Mund aus und versuchte den gesamten Körper zu fluten. Kaibas Finger glitten an Pegasus Körper entlang und schoben sich an dessen Seiten. Langsam löste er sich wieder von den kühlen Lippen und trat einen Schritt zurück. „Mmhh.... diese Eröffnung gefällt mir sehr gut“, räusperte sich Pegasus. „Müssen Sie mit den anderen mit zurück?“ „Nein... mein Chauffeur wartet auf mich“, antwortete er rau. Im selben Moment flackerte das Licht, was Pegasus veranlasste sich irritiert umzusehen. „Was ist das?“, wunderte er sich, sah gleich zu dem Drachen, der immer noch schlafend im Gehege lag. Er zückte sein Telefon, um sich zu erkundigen, was diese Stromschwankung ausgelöst hatte. Ihm wurde mitgeteilt dass es wohl einen Kurzschluss gegeben hatte, der gerade behoben wurde. Während Pegasus Anweisungen zur Räumung der Anlage gab, gab es im Drachengehege einen kleinen Zwischenfall. „Joey... was ist mit dir?“ ertönte Teas besorgte Stimme. „Komm... wir gehen hier besser... du bist ganz blass und musst unbedingt an die frische Luft.“ „Ich weiß nicht... mir ist so... schlecht“, japste der Blondschopf nach Atem. Sofort war Tristan bei ihm und stützte ihn beim verlassen des Geheges. Joey konnte sich kaum auf den Beinen halten, sodass sich Tea genötigt sah ihren Freund ebenfalls zu stützen. „Kaiba hilf uns“, forderte Yugi besorgt und aufgeregt. Das lief hier alles irgendwie nicht nach Plan. „Wheeler … du bist echt eine Lusche“, rollte Kaiba genervt die Augen und übernahm Tea's Part. „Mr. Pegasus... wir müssen unsere Erörterung noch etwas aufschieben... dem Köter geht es nicht gut und sollte besser an die frische Luft.“ Die Kälte, die sich in seinem Körper ausbreitete wurde von der Wärme verdrängt, die von Wheeler ausging. Wenn Kaiba Zeit hatte, musste er diesem Phänomen unbedingt auf den Grund gehen. Nur widerwillig stimmte der Amerikaner zu und ging vor um die Türen zu öffnen. ****** Rafael saß am Steuer des getunten SUV' s um die Flucht zu ermöglichen. Gerne hätte Kaiba auf Roland zurückgegriffen, doch dieser war vollauf mit der Firma beschäftigt. Aber vielleicht war das auch ganz gut so, denn von Rafael wusste er, dass dieser sehr gerne schnell fuhr und das sehr sicher, was hier von großen Vorteil war. Rafaels Aufgabe bestand einzig darin, den 'Kindergarten' zum Hafen und dort auf das Schiff zu bringen, welches ohne Verzögerung Richtung Insel ablegen soll. Auf hoher See würden sie das Schiff noch mal wechseln, denn mit der Yacht würden sie die Insel niemals rechtzeitig erreichen. Das andere Schiff, äußerlich sehr modern und schnittig, wie jede andere Yacht auch, aber niemand wusste von dessen Innenleben, vor allem wie schnell sie war ahnte keiner. Rafael hatte es sich von einem Freund ausgeliehen, der mit diesem Schiff sehr spezielle Aufträge erledigte, daher war es mit einer spezial Farbe gestrichen, auch die Form war mehr kantig und konnte daher von einem Radar nicht erfasst werden. Gerade in ihrer Situation ein großer Vorteil, da sie ihren Gegner ziemlich lange im dunkeln lassen konnten, wo genau sie hinwollten. Seufzend sah Rafael auf die Uhr. Knappe zwei Stunden noch und der Schulausflug würde offiziell enden. Ob es Kaiba wirklich gelang, was er auch immer vorhatte? Bei all der Planung hatte sein Auftraggeber nie ein Wort darüber verloren, was genau er bei Pegasus wollte, aber es musste wichtig sein, sonst würde dieser nicht so ein hohes Risiko eingehen. Für Außenstehende sah es aus, als würde Rafael, während er auf seinen Boss wartete, die Gelegenheit nutzen und ein Nickerchen machen. Das allerdings täuschte, seine Augen behielten die Umgebung im Blick und suchte nach Alternativen, sollten sie das Tor nicht mehr passieren können. Aber wie er feststellen musste gab es nur diesen einen Weg, die Schulbusse parkten auf dem Außenplatz, während Kaiba mit seinem Wagen direkt vorfahren durfte. Das konnte ein großer Vorteil, aber auch ein großer Nachteil sein, das würde sich noch zeigen. So wie er Kaiba verstanden hatte, wollte er Pegasus so lange ablenken, bis alle aus der unmittelbaren Gefahrenzone verschwunden waren. Plötzlich kam Bewegung in die Sache. Der Pförtner winkte den Schulbusfahrern und redete auf sie ein. Als er sich abwandte, eilten die Fahrer zu ihren Bussen, stiegen ein und fuhren durch das Tor hinauf zum Haupteingang. Augenblicklich setzte sich Rafael aufrecht hin und beobachtete weiter, als die ersten Schüler aus dem Gebäude liefen stieg er aus und ging einige Schritte auf den Eingang zu. Sein Blick konzentriert auf die aufgeregten Schüler gerichtet, wartete er auf die kleine Gruppe um Kaiba. Das sein Auftraggeber nicht mit dabei sein würde, hatte dieser ihm gesagt und auch darauf hingewiesen, dass sich Rafael nicht breitschlagen lassen sollte, nach ihm zu suchen. Kaiba war überzeugt, dass er irgendwie einen Weg finden würde zu entkommen. Schließlich erspähte er die Gruppe Schüler auf die er wartete. Einem schien es nicht gut zu gehen, er wurde mehr getragen, als das dieser lief. „Hier her“, machte er auf sich aufmerksam und winkte ihnen zu ihm zu kommen. Sofort steuerte die Gruppe auf ihn zu. Rafael öffnete die Türen. „Einsteigen!“, befahl er, stieg selbst ein und startete den Motor. „Wo ist Kaiba?“, fragte Bakura und sah sich um. „Er kommt nach...“, antwortete Rafael knapp. „... einsteigen, wir müssen los.“ „Nein...“, weigerte sich Bakura. „... ich gehe nur mit Kaiba von hier weg.“ Genervt rollte Rafael mit den Augen. „Kaiba hat mir versichert, dass er nachkommt, sobald ihr in Sicherheit seid.... und jetzt steig endlich ein.“ „Ich suche Kaiba und komme mit ihm nach“, blieb Bakura stur, schlug die Autotür zu, wandte sich ab und lief wieder in das Gebäude. „Verflucht... das gibt Ärger“, grummelte Rafael, legte den Gang ein und fuhr los. „Aber...“, meldete sich Tristan zu Wort. „Nichts aber....“, gab Rafael harsch zurück. „... ich habe die klare Anweisung euch sicher zum Hafen zu bringen. Betet darum, dass es uns auch gelingt.“ Zwei Schulbusse fuhren schon Richtung Tor, der dritte setzte sich gerade in Bewegung. Rafael musste mit den Bussen das Tor passieren, sonst hatte er keine Chance. Tatsächlich versuchte der Pförtner Kaibas SUV zu stoppen, doch Rafael gab Gas, kaum dass der zweite Schulbus das Tor passierte. Denkbar knapp quetschte er sich an den Schulbussen vorbei und raste die Zugangsstraße hinunter. Unterdessen verschaffte sich Bakura wieder Zugang zu der Ebene, von der er auch in die Verwaltung kam. Er musste sich beeilen, denn Pegaus würde sicher bald auffallen, dass er weder den Drachen noch seine Universalkarte hatte. 'Das wird Kaiba nicht gefallen', merkte Raito an, der nun Bakura als Wirt hatte. „Mir gefällt auch nicht, was er vorhat“, knurrte Bakura unwirsch. „Und dass ich dich am Hals hab, gefällt mir noch weniger.“ 'Mir auch nicht', murrte Raito. 'Du willst Kaiba retten, wenn ich dich richtig verstanden habe.' „Natürlich … der Dummkopf kann doch nicht auf sich aufpassen“, bestätigte Bakura und benutzte die Zugangskarte, um die Tür zu öffnen, welche auch gehorchte. 'Das sehe ich zwar nicht so, aber ich helfe dir', schloss Raito die Diskussion und stellte seinem momentanen Wirt seine Fähigkeiten zur Verfügung. „Wirklich sehr großzügig“, höhnte Bakura. Wie konnte er nur in diese Situation geraten? Warum wollte er Kaiba unbedingt helfen? Leise seufzend setzte er seinen Weg fort. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Im Grunde waren Kaiba und er ein super Team, nur deswegen konnte ihnen dieser kleine Coup gelingen. Rückblick.... Bakura hatte sich in den frühen Morgenstunden Zugang zu Pegasus Anlage verschafft, indem er den Platz eines Mitarbeiters einnahm, der – gelinde gesagt – ziemliche Kopfschmerzen haben dürfte, wenn er die Augen wieder aufschlug. Bis dahin hoffte der Weißhaarige, dass sie mit ihrem Plan Erfolg hatten. Was ihm niemand zutraute, und das war auch besser so, er kannte sich mit Computern perfekt aus. Mit Kaiba klügelte er den Plan aus, der es dem Jungunternehmer ermöglichte seine holografische Darstellungen des weißen Drachen auf ein nie dagewesenes Niveau zu heben, in dem er die Rechneranlage Pegasus nutzte, um die neuen Daten mit den alten zu bearbeiten. Aber nicht nur er überraschte mit Kenntnissen. Bakura war von Tristans Tun positiv angetan. Die ganze Zeit über, schien ihm diese Drachen – und Kaiba – Rettungsaktion nicht zu interessieren, aber als es für Kaiba schwierig wurde, den weiblichen Drachen zu scannen, hatte Tristan ihm dessen handliche Apparatur geschickt entwendet und dann auch den Drachen gründlich gescannt. In der Tat bestand Kaibas Aufgabe darin Pegasus von dem Geschehen im Gehege abzulenken, was ihm hervorragend gelang.... für seinen Geschmack viel zu gut. Küssen hätte er ihn nun wirklich nicht müssen. Überhaupt... war das ein neues Hobby von dem Brünetten? Küssen? Erst knutschte er wild mit Wheeler und nun mit Pegasus. Das beide Küsse einen bestimmten Grund hatten, ignorierte er gekonnt. Kaum das die Daten verarbeitet waren, löste Bakura einen kurzen Stromausfall aus, der Kaiba und seinen Mitschülern zeigte, dass sie die Schlussphase einleiten konnten. Bakura blieb solange an den Monitoren, bis er sicher sein konnte, dass seine Mitschüler, samt Pegasus, die Hauptebene erreichten. Erst dann machte er sich auf den Weg, dabei passte er sich dem Tempo der Mitarbeiter an, die die Gänge entlang eilten. Wie von ihm gewünscht prallte er förmlich auf die Gruppe um Wheeler, besonders rempelte er Kaiba an, der den Blondschopf loslassen musste. In diesem Augenblick, wechselte Raito den Wirt... allerdings wechselte nicht nur der Drache, sondern auch die Universalkarte Pegasus landete bei Bakura, der diese blitzschnell in seiner Tasche verschwinden ließ. „Mr. Kaiba, bitte begleiten Sie mich“, wandte Pegasus sich an den Jungunternehmer. „Mein Mitarbeiter wird Ihrem Mitschüler unterstützend zur Seite stehen.“ Nur kurz zögerte Kaiba, dann nickte er und folgte Pegasus, während seine Mitschüler dem Ausgang zustrebten. Rückblick ende …. Kurz schüttelte Bakura den Kopf um diese Gedanken los zu werden. Er musste sich jetzt voll und ganz auf die Rettung Kaibas konzentrieren. Inständig hoffte er, dass der Brünette einen Plan zur Flucht hatte, denn sonst konnte es ziemlich ungemütlich werden. Als erstes musste er Kaiba von Pegasus trennen, hoffentlich fand er ihn bald. Obwohl die Schüler inzwischen alle gegangen waren, herrschte immer noch eine gewisse Hektik. Suchend sah sich Bakura um und erspähte Pegasus, der Kaiba gerade durch eine Tür schob. Im Laufschritt eilte er den beiden nach, erreichte die Tür bevor sich diese schloss. Behutsam huschte er hindurch und folgte dem Paar, welches gerade um die nächste Ecke verschwand. Zügig legte er die Strecke bis zu dieser Ecke zurück, lugte vorsichtig um diese und sah gerade noch, wie Alister seinem Arbeitgeber flüsternd Bericht erstattete. Kaiba war einige Schritte weiter gegangen, ehe er sich abwartend an die Wand lehnte. Pegaus' Gesicht verschloss sich immer mehr, nachdem Alister geendet hatte, starrte er nachdenklich vor sich hin, schließlich straffte er seine Gestalt. „Alister... sorge bitte für die Sicherheit meines Gastes“, wies er an. „Ich werde mich vor Ort, von der Richtigkeit deiner Vermutung überzeugen.“ „Sehr wohl, Sir“, bestätigte Alister den Befehl. Während Pegasus einen anderen Weg einschlug, packte Alister Kaiba am Arm und führte diesen den Gang weiter entlang. Bakura wartete etwas, dann folgte er Kaiba. Ohne den Drachen fühlte sich Kaiba unsicher, dessen Präsenz fehlte und verunsicherte ihn. Um noch etwas Zeit zu schinden, damit er sich wieder sammeln konnte, schaute er sich noch einige Exponate in aller Ruhe an. „Ich bitte Sie“, verlor Pegasus langsam die Geduld. „Stehen Sie zu Ihrem Wort und folgen mir.“ Innerlich seufzend gab er nach, nickte und folgte dem Amerikaner, dabei versuchte er jeden körperlichen Kontakt auf das Minimum zu beschränken. Nie war ihm deutlicher als in diesem Moment bewusst, dass er hier nicht mehr rauskam. Aber das Opfer war er bereit einzugehen, auch wenn er es bedauerte sich nicht von seinem Bruder verabschieden zu können. Seine Gedankengänge wurden unterbrochen, als sie von einer rothaarigen Person aufgehalten wurden. Das musste dieser Alister sein, der anscheinend die 'Drecksarbeit' für Pegasus erledigte, wenn er den Berichten Rafaels glauben schenkte. Kaiba tat zwar unbeteiligt, aber er beobachtete die Männer sehr genau. Am Minenspiel des Industriellen konnte er ablesen, dass er eine mehr als unerfreuliche Nachricht bekommen hatte. War die Flucht des Drachens schon aufgeflogen? Würde er Pegasus jetzt noch von Sanktionen abhalten und die Flucht seiner Mitschüler decken können? Ohne ein Wort an ihn zu richten wechselte Pegasus die Richtung und verschwand hinter einer Tür, dafür kam nun dieser Alister auf ihn zu, griff seinen Arm und folgte dem Gang weiter. Wenigstens verspürte Kaiba nicht diese lähmende Kälte, die von Pegasus immer ausging, das bedeutete, dass er noch eine Chance hatte … er musste sie nur noch nutzen. Bakura folgte ihnen, als sie allein im Flur waren, war seine Chance gekommen. Geräuschlos eilte er den beiden nach und schlug Alister nieder, kaum das er ihn erreichte. Kaiba fuhr erschrocken herum. „Bakura... was machst du hier?“, fragte er empört. Wähnte er diesen doch schon in Sicherheit. „Dich retten, was sonst“, grinste Bakura breit. „Außerdem kannst du deinen Drachen wieder haben. Ich lege keinen Wert auf seine Gesellschaft.“ 'Danke... ich kann auch super auf dich verzichten', kommentierte Raito mürrisch diese Aussage. 'Und jetzt küss ihn schon, damit ich wieder wechseln kann.' Warum er Kaiba nun küssen sollte, damit der Drache wechseln konnte, verstand Bakura gerade nicht, aber dagegen hatte er auch nichts. „Ich kann mich selbst retten“, widersprach Kaiba energisch. „Du bringst den Plan in Gefahr.“ „Halt die Klappe“, forderte Bakura unbeeindruckt und pinnte Kaiba an die Wand, ehe er ihm seine Lippen aufdrückte. Überrascht von dieser Aktion erwiderte Kaiba diesen Kuss, der sich sehr schnell zu einem erbitterten Kampf um die Vorherrschaft entwickelte. Währenddessen wechselte Raito wieder zu seinem bevorzugtem Wirt. Das Zuschlagen einer Tür beendete diesen Kuss. Atemlos sahen sie sich an, dann verschloss sich Kaibas Mine wieder. „Und wie jetzt weiter?“, fragte er kühl. „Woher soll ich das wissen?“, hakte Bakura nach. „Du musst doch wissen, wie du hier raus kommen wolltest.“ „Nicht wissen wie wir rauskommen, aber mich unbedingt retten wollen“, höhnte Kaiba, rieb sich dann die Nasenwurzel, weil er wieder Kopfschmerzen bekam. „Hast du die Karte noch?“ „Sicher...“, nickte Bakura. „Dann los“, forderte Kaiba und wollte den Gang zurück gehen, doch kam ihnen jemand entgegen. „Nach oben.“ Eilig machten sie sich auf den Weg, folgten den Treppen immer weiter nach oben. „Verdammt... warum immer nach oben?“, schnaufte Bakura. „Weil es da meist einen Ausweg gibt“, erwiderte Kaiba, scheinbar völlig unbeeindruckt von der körperlichen Leistung. „Weißt du... ich wollte deinen Drachen wirklich nicht“, schnappte Bakura nach Luft. „Aber in diesem Moment beneide ich dich um ihn.“ Kaiba konnte nicht antworten, da er sich auf den Weg konzentrieren musste. Leider näherten sich die Verfolger. Alister blieb nicht sehr lange ohne Besinnung und löste einen Alarm aus, kaum dass er die Augen wieder aufschlug. „Red nicht soviel... renn lieber“, forderte Kaiba von seinem Mitschüler. „Was glaubst du, was ich mache?“, giftete Bakura zurück. „Zuviel reden“, konterte Kaiba trocken. Inzwischen kamen sie nur über die Treppen nach oben. Ein Blick hinauf brachte die Erkenntnis, dass sie sich nur noch fünf Ebenen hinter sich bringen mussten. Immer drei Stufen auf einmal nehmend hastete Kaiba unbeirrt Treppenabsatz für Treppenabsatz hinauf.... nur um vor einer verschlossenen Tür zu stehen. „Mist“, fluchte er ungehalten. „Mr. Ich-bin-König-der-Diebe beeil dich und mach diese Tür auf. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ „Wieso ich?“, beschwerte sich Bakura, der noch einen Treppenabsatz hinter sich bringen musste. „Du bist doch Mr-ich-kann-alles-allein.“ „Du hast aber diese Schlüsselkarte“, konterte Kaiba, der jetzt den Treppenflur hinunter sah. „Mach schon, die haben uns gleich eingeholt. Ich will nicht wissen, was sie dann mit uns anstellen.“ Ach ja... die Schlüsselkarte. Bakura erklomm die letzten Stufen, zog die Karte aus der Tasche und zog sie durch den Magnetstreifenleser … doch nichts passierte. Noch einmal zog er die Karte durch. „Na toll...“, murrte Kaiba. „... hast du ein Messer?“ „Selbstverständlich...“, hielt Bakura ihm ein schmales Messer, welches eher einem Dolch ähnelte, hin. „Wo hast du das denn versteckt?“, wunderte sich Kaiba, als er es entgegen nahm. „Sag ich dir nicht...“, verweigerte Bakura eine Auskunft. „... sieh lieber zu, dass die Tür aufgeht.“ Kopfschüttelnd ging Kaiba vor dem Schloss in die Hocke, löste die Abdeckung und wenig später sprang die Tür auf. „Hast du schon mal darüber nachgedacht den Job zu wechseln?“, wunderte sich Bakura, wie schnell der Brünette das Schloss knackte. Bakura eine Antwort schuldig bleibend schlüpfte Kaiba hinaus, wartete noch auf Bakura, schloss die Tür wieder und blockierte sie mit einem Keil. Nun erst sah er sich um. Verdammt! Er hoffte einen Helikopter vorzufinden, leider vergebens. Das bemerkte auch Bakura, der schon ein Stück weiter gegangen war. „Na toll... nach oben, weil es dort einen Ausweg gibt“, höhnte er. „Und wo ist der nun?“ Der hier herrschende Wind zerrte an den Haaren der jungen Männer und an deren Kleidung. Kaiba schritt an den Rand des Plateau. „Wir haben nur noch eine Möglichkeit, oder Raito?“, murmelte Kaiba. 'Ja...', antwortete dieser schlicht. Es wurde heftig an die Tür gehämmert, was ihn wieder in die Realität zurück brachte. Bakura beeilte sich zu Kaiba zu kommen. „Was machen wir jetzt?“, wollte dieser wissen. „Vertraust du mir?“, fragte der Brünette ernst. „Ja...“, antwortete Bakura verwundert, grinste dann frech. „... aber nur soweit, wie ich dich werfen kann.“ „Verstehe“, nickte Kaiba, sah direkt in die braunen Augen seines Mitschülers. „Geht mir genauso.“ Unerwartet packte er den Weißhaarigen am Kragen und drängte ihn dicht an den Abgrund. Bakura kam gar nicht dazu sich zu wehren. Kaiba packte ihn am Hosenbund. „Nur dass ich dich wirklich werfen kann“, grinste er breit und auch ein bisschen diabolisch. Ehe Bakura sich beschweren konnte, hob Kaiba ihn hoch und warf ihn schwungvoll über den Rand in die Tiefe. „KAIBA … DU GOTTVERDAMMTER ARSCH“, schrie Bakura entsetzt. „ICH MACH DIR DIE HÖLLE HEIß.“ Kaiba achtete nicht weiter auf ihn, rannte ein paar Schritte zurück, drehte sich um und hetzte dem Abgrund entgegen. Im selben Augenblick flog die Tür auf. „Raito... lass mich nicht hängen“, bat er seinen weißen Drachen mit eiskaltem Blick. Im nächsten Moment sprang er in die Tiefe. ****** Wheeler saß an dem kleinen Tisch in Kaibas Krankenzimmer und machte Hausaufgaben. Wenn das so weiterging würde er noch zu einem Musterschüler mutieren. Seit er Kaiba besuchte hatte er stets seine Hausaufgaben, wusste tatsächlich von was die Lehrer sprachen und schrieb direkt gute Noten. Wenn er etwas nicht verstand, fragte er Kaiba, der ihm zwar nicht antwortete, aber es hinderte ihn nicht daran, ihm die Problematik haarklein zu schildern und plötzlich begriff, um was es ging. Meist verliefen die Tage ruhig, wie das regelmäßige Piepen des Herzmonitors bewies. Mokuba hatte sich gemeldet, dankte Joey noch mal für den freien Nachmittag und erkundigte sich nach dem Befinden seines Bruders. Wheeler versicherte ihm glaubhaft, dass alles in Ordnung sei und Seto keinen ungewöhnlichen Mucks gemacht hätte, leider aber auch nicht die Augen aufmachte. Vertieft in einen Aufsatz über die griechische Mythologie, die er zuvor natürlich mit Kaiba 'erörterte', bemerkte er die Veränderung Kaibas nicht sofort. Erst als sich das Piepen beschleunigte, sah er verwirrt von seinen Unterlagen auf und zu Kaiba. Dessen Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken, gleichzeitig beschleunigte sich der Herzschlag. Sogleich sprang Joey auf und war mit einem Satz am Krankenbett. „Mach keinen Quatsch, Kaiba“, beschwor er seinen Mitschüler. „Das kannst du Mokuba nicht antun.“ Beruhigend – zumindest hoffte er, dass es so war – legte er seine Hand auf Kaibas und drückte diese sacht. Das Muskelzucken ließ tatsächlich nach, aber der Herzschlag blieb erhöht und beschleunigte sich noch. Nach schier endloser Zeit, tauchte eine Krankenschwester auf, die die Vitalwerte des Patienten überprüfte. „Was ist mit ihm?“, wollte Wheeler bang wissen. „Es kann sein, dass er träumt“, antwortete die Schwester. „War sonst noch etwas?“ „Seine Muskeln...er hat gezuckt“, berichtete er tonlos. „Krämpfe?“, hakte sie nach. „Nein... in keinem Fall Krämpfe... nur zucken“, versicherte Wheeler ihr. „Gut....ich werde den Arzt informieren“, nickte die Schwester. „Der Patient braucht Ruhe... du solltest jetzt gehen.“ Joey nickte, löste langsam seine Hand von der Kaibas, die er – warum auch immer – sacht gestreichelt hatte. Ruhig packte er seine Schulsachen zusammen, warf immer wieder einen prüfenden Blick auf Kaiba, der, bis auf den erhöhten Herzschlag ruhig in seinem Bett lag. Bevor er ging strich er durch das brünette Haar. „Morgen bin ich wieder da, versprochen“, verabschiedete er sich von Kaiba. „Wenn du mich überraschen willst mach die Augen auf, ich vermisse ihr Funkeln.“ Kapitel 10: ------------ Kapitel 10 Wutschnaubend stand Pegasus in dem Drachengehege und hielt ein flaches Gerät in der Hand, das nicht größer war als eine externe Powerbank und nichts anderes als eine Holobox war. Eigentlich hatte er vor gehabt Kaiba zu seinem Besitz zu machen, bzw. in seinen Besitz zu bringen, doch wie es nun aussah, hatte er weder den Drachen, noch Kaiba. Wütend feuerte er die Holobox an die nächste Wand, wo es in seine Bestandteile zerschellte. „Alister!“, fauchte er in seinen Kommunikator. „Wo ist Kaiba?“ Wenn er den gerissenen Geschäftsmann in die Finger bekam, würde dieser sein blaues Wunder erleben. Diese Schmach ließ Pegasus nicht auf sich sitzen, dessen konnte sich Kaiba sicher sein. „Der ist Geschichte“, meldete Alister atemlos. „Er ist gerade in den Abgrund gesprungen.“ „Das glaube ich nicht“, schüttelte Pegasus fassungslos den Kopf. „Vorher hat er seinen Mitschüler über die Kante geworfen“, führte Alister weiter aus. „Ich hab angewiesen, dass die Leichen der beiden geborgen werden.“ „Wo sind eigentlich diese nervigen Kinder, die Kaiba begleitet haben?“, wollte Pegasus wissen, der seinen Drachen unbedingt wieder haben wollte. „Soweit ich weiß, sind sie mit Kaibas Wagen unterwegs“, kam die Antwort von Alister. „Verfolgt den Wagen...“, ordnete er an. „... bringt mir diese Kinder.“ „Verstanden... wird erledigt“, meldete sich Alister ab. „Ich bin in meinem Büro“, informierte er noch, ehe er die Verbindung kappte. ****** Rafael achtete nicht auf die Bitten seiner Fahrgäste doch langsamer zu fahren, sein Bestreben lag darin so viel Abstand wie nur möglich zu seinen – vermuteten – Verfolgern zu bringen. Zuerst hatte er so seine Zweifel, als Kaiba ihm den SUV gab, aber da wusste er auch nicht, dass das Teil über siebenhundert PS hatte. Offenbar war es ein Hobby von Kaiba seine Fahrzeuge tunen zu lassen oder gar selbst mit Hand anzulegen. Wie auch immer. Es war heute von Vorteil, in den Bergen konnte er die vielen Pferdchen kaum bändigen, zum Glück war er ein sehr fähiger Fahrer. Sobald sie auf gerader Strecke waren, würden sie nicht mehr eingeholt werden können. Die Schulbusse hatte er gleich zu Beginn überholt, damit diese ihn nicht blockieren konnten, zudem hatte er freie Fahrt solange er sich auf der Zufahrt zu Pegasus befand. Er hoffte, dass er nicht verfolgt wurde und wenn, dass die Busse etwaige Verfolger behinderten. Leider erfüllte sich seine Hoffnung nicht, knappe acht Kilometer vor der Schnellstraße, tauchten schwarze Limousinen im Rückspiegel auf, die stetig näher kamen. „Festhalten!“, forderte er von den Schülern, die sich zwar angegurtet hatten, sich aber nun noch an den Polstern festkrallten. Yugi saß als Kleinster in der hintersten Sitzreihe, davor saßen Tristan, Joey und Tea, Bakura hätte vorne sitzen sollen, doch der wollte unbedingt den Helden spielen. Kaiba hatte sich von Beginn an nicht eingeplant. Rafael konnte nur hoffen, dass dessen Plan aufgegangen war. Solange er allerdings nichts von ihm hörte, musste er vom schlimmsten Fall ausgehen... für beide. ****** Ungehalten fluchte Bakura. Wie konnte er Kaiba nur trauen? Dieser eiskalte, skrupellose, arrogante Eisklotz. Das ganze Fluchen half nichts... er befand sich im freien Fall. Unwillkürlich drehte er sich wie eine Katze und versuchte sich mit Armen und Beinen soweit zu stabilisieren, dass er nicht wie ein Tuch im Wind herumflatterte. Sein Blick war nach unten gerichtet, allerdings sah er nicht viel, da er sich in einer Nebelwolke befand, was ihm zusätzlich eine Gänsehaut bescherte. Nichts sehend, wirkte es fast, als würde er lediglich schweben und nicht in den sicheren Tod stürzen. Der Wind ließ seine Augen tränen, was ihn zusätzlich die Sicht raubte. Siedendheiß fiel ihm ein, dass er gesehen hatte, wie Kaiba in den Abgrund sprang. War das von Beginn an sein Plan gewesen? Ein Selbstmord? Das hätte der arrogante Arsch auch erwähnen können, dann hätte er nicht versucht ihn zu retten. Unwillig schüttelte er den Kopf und schalt sich einen Lügner. Natürlich hätte er in dem Fall auch versucht Kaiba zu retten, das würde er immer wieder versuchen. Naja... auch wenn Kaiba Schuld an seinem Tod hatte, so war er wenigstens mit ihm vereint.... ein kleiner Trost, aber ein Trost. Langsam lichtete sich der Nebel, trotzdem konnte Bakura kaum etwas erkennen … so tränenblind wie er war. Plötzlich verdichtete sich der Nebel wieder... nein, kein Nebel. Verdammt, der Boden war schneller da als vermutet. Nun presste Bakura die Augen doch fest zusammen, so schön es irgendwie war diese Freiheit des Fliegens zu fühlen, sehen wie er aufprallte wollte er dann doch nicht. Doch was dann kam veranlasste ihn die Augen überrascht aufzureißen. „Festhalten“, brummte der Drache, der ihn gerade relativ sanft auffing. „Es geht gleich wieder steil nach oben.“ Festhalten... ha, wo sollte er sich festhalten? Halt suchend glitten seine Finger über die schuppige Haut, schlang seine Arme schließlich – so gut er es konnte – um den Hals des Tieres. „Es geht los“, warnte dieser nun und schlug kräftig mit seinen Schwingen. Nur verschwommen nahm Bakura die grauen Felsen wahr, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit näherten. Geschickt wich Raito diesen aus, stieß sich zusätzlich mit den Beinen kräftig ab und gewann schnell an Höhe. Krampfhaft klammerte sich Bakura an dem Tier fest, gerade als er glaubte, die Kräfte würden ihn verlassen, erreichte der Drache seine Flughöhe. „Alles klar, bei dir?“, erkundigte er sich. „Wenn ich Kaiba in die Finger kriege, bringe ich ihn um“, knurrte Bakura, der sich langsam entspannte, sich aber immer noch eisern festhielt. „Es war keine Zeit für Erklärungen“, verteidigte Raito diese Entscheidung. „Ha, ha... „ murrte Bakura. „... wie geht’s jetzt weiter?“ „Kaiba will weiterhin die Aufmerksamkeit Pegasus und seiner Männer auf sich lenken, damit die anderen sicher im Hafen ankommen“, erklärte Raito bereitwillig. Kaiba blieb still, er genoss gerade diesen Flug. Der etwas ganz anderes war, als sein erster. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich frei... frei von allen Zwängen. Ein sehr schönes Gefühl, dass er sich bewahren wollte – unbedingt. Trotz allem suchte er einen bestimmten Punkt, den sie fünf Minuten später fanden. „Halt dich noch mal fest, wir landen jetzt“, empfahl Raito und landete kurz darauf. Kaum dass Bakura von dessen Rücken kletterte, war der Drache weg und Kaiba stand mit leuchtenden Augen vor ihm. Ohne es wirklich beeinflussen zu können, verpasste Bakura dem Brünetten einen Kinnhaken, der diesen von den Beinen riss. „Das war dafür, dass du mich einfach vom Berg geworfen hast“, bellte Bakura den Jungunternehmer an. „Für diesen Quatsch haben wir keine Zeit, Idiot“, murrte Kaiba und rieb sein schmerzendes Kinn. „Mag sein“, zuckte Bakura mit den Schultern und reichte Kaiba die Hand um ihm aufzuhelfen. „Aber es war keine Zeit für Erklärungen.“ „Ja, ja... schon klar“, grummelte der Brünette, ergriff die Hand und ließ sich aufhelfen. „Und nun?“, wollte Bakura wissen. „Jetzt steigen wir ein und fahren jagen“, grinste Kaiba, dem das alles langsam Spaß machte. Bakura sah sich um und erspähte die Rostlaube, die er schon einmal bei Kaiba gesehen hatte. „Mit dem altersschwachen Madzda?“, zweifelte Bakura. „Da hättest du dir die Drachennummer auch sparen können.“ „Urteilst du immer nach dem äußeren?“, spottete Kaiba, ging zu seinem Wagen, der nur mittels einer Fernbedienung geöffnet werden konnte, da es keine Türschlösser gab. „Fahr mit oder bleibe hier, mir egal, aber entscheide dich schnell.“ Kopfschüttelnd folgte Bakura dem Brünetten und stieg auf der Beifahrerseite ein. Kaum saß Kaiba auf dem Fahrersitz, klappte in der Mittelkonsole ein kleines digitales Bedienfeld herunter, auf dem der Brünette eine Zahlenkombination eintippe, worauf hin der Motor ansprang. Der satte Klang eines Achtzylinders verursachte Bakura eine wohlige Gänsehaut. „Anschnallen“, forderte Kaiba, der sich schon gesichert hatte und nun den Rückwärtsgang einlegte, um auf die Straße fahren zu können. Ohne zu überlegen folgte der Weißhaarige der Anweisung, sein Blick schweifte durch den Innenraum. Kaiba öffnete noch einen Kommunikationskanal, um mit Rafael Kontakt aufzunehmen, zudem erschien ein Display mit einer schematischen Darstellung einer Karte, auf der ein roter Punkt zu sehen war, der sich schnell bewegte. „Rafael... hören Sie mich?“ „Mr. Kaiba... Gott sei dank.“ Deutlich konnte Kaiba die Erleichterung heraushören. „Wie läufts?“, wollte er von Rafael wissen. „Wir haben ein paar Schmeißfliegen am Heck“, informierte Rafael ihn. „Ich kann sie in den Bergen nicht abhängen.“ „Halten Sie durch... wir sind in fünf Minuten da“, erwiderte Kaiba und gab Gas. „Mir scheint in diesem Auto steckt mehr als vermutet“, meldete sich Bakura zu Wort. „Es ist ein wenig aufgepeppt“, gab Kaiba zu. „Du wirst es gleich merken.“ Wenn Bakura dachte, dass der Drachenflug schon ein Nervenkitzel war, wurde er eines besseren belehrt. Unbewusst suchte er zusätzlichen halt an seinem Sitz und der Armatur. Allerdings musste er Kaiba zugute halten, dass dieser ein hervorragender Fahrer war, der dieses PS-Monster unter Kontrolle hatte. Auf den kurzen geraden Strecken wurde er beim Beschleunigen regelrecht in den Sitz gedrückt, kurz vor den Kurven bremste Kaiba ab, driftete durch die engen Biegungen und beschleunigte sofort wieder, kaum dass der Wagen geradeaus zeigte. Bakura wagte nicht das Wort an Kaiba zu richten um dessen Konzentration nicht zu stören, er beobachtete ihn lediglich und sah dieses undefinierbare Funkeln in den dunklen Saphiren und dieses leichte Schmunzeln um die sonst immer so leblosen Lippen. Verblüfft stellte er fest, dass Kaiba diese Kamikazefahrt richtig genoss. Offenbar kannte er den Brünetten nicht... nicht ein bisschen. Was diesem kühlen, distanzierten Mann wohl noch Spaß machte? Gern würde Bakura das herausfinden, gleich nachdem diese Drachen wieder dort waren wo sie hingehörten, würde er das in Angriff nehmen. „Rafael... ich bin gleich bei Ihnen“, informierte Kaiba seinen Mitarbeiter. „Ich hoffe, dass Pegasus wütend genug auf mich ist, dass er vorerst nur mich haben will und euch in Ruhe lässt.“ „Das hoffe ich auch“, kam es gepresst von Rafael. „Es wird hier langsam eng... sobald die können, werden sie schießen.“ Noch eine Kurve, dann hatte Kaiba die Verfolger Rafaels vor sich. Nicht zögernd überholte er den ersten Wagen, gleich darauf den zweiten. Dabei sorgte er dafür, dass er gut zu sehen war. „Ich überhol euch jetzt“, informierte Kaiba Rafael und setzte in der Kurve zum überholen an und war an deren Ende schon vorbei. In einem Kilometer endete diese Zufahrt auf der Schnellstraße, dort konnten beide Fahrzeuge ihre volle Kraft entfalten. Kaiba drosselte das Tempo und sah immer wieder in den Rückspiegel. „Nun macht schon“, murmelte er. „Habe ich Pegasus nicht wütend genug gemacht?“ Bakura wandte sich um, sah aus dem Heckfenster. „Ich glaube, du hattest Erfolg“, merkte er an. „Ich wäre es zumindest...“, sich wieder richtig hinsetzend meinte er. „... wir haben jetzt diese zwei Schmeißfliegen am Heck und sie sehen nicht so aus, als würden sie Gefangene machen wollen.“ „Soll mir recht sein“, grinste Kaiba. „Ich will auch nicht in Gefangenschaft geraten... du etwa?“ „Nö... abgesehen davon finde ich langsam Gefallen an dieser Hetzjagd“, grinste Bakura ebenfalls. „Da vorn ist schon die Schnellstraße... glaubst du, die anderen sind dann in Sicherheit?“ „So schnell bestimmt nicht“, erwiderte Kaiba. „Wahrscheinlich wird bald ein Helikopter auftauchen und meinen SUV verfolgen... sofern sie es können.“ Kaiba erreichte die Abfahrt, beschleunigte beim Abbiegen und vergrößerte auf diese Weise den Abstand zu seinen Verfolgern, aber nicht zu weit, damit sie ihn auch weiterhin folgen würden. „Im Grunde müsste Pegasus wissen wo wir hinwollen“, teilte Kaiba seine Vermutung mit. „Die Frage ist nur, wer zuerst diese Insel erreicht. Aber vielleicht ist er so aufgebracht, dass er nicht gleich darauf kommt und uns so einen Vorteil gewährt, wenn auch nicht freiwillig.“ Jedesmal, wenn ihre Verfolger nahe genug waren um zu schießen, trat Kaiba das Gaspedal durch und katapultierte sie regelrecht nach vorn. „Wieviel PS hat diese Karre überhaupt“, war Bakura nun neugierig. „Fast tausend...“, antwortete Kaiba monoton. „... auf gerade Strecke schafft der Wagen leicht 400 kmh, aber da ist auch noch Luft nach oben.“ „Wow... und was bringt dir das?“ Kaiba sah kurz zu ihm und grinste breit. „Na was wohl... Fahrspaß pur.“ „Mr. Kaiba...“, meldete sich Rafael. „... wir haben die Tunnel gleich erreicht.“ „Sehr gut.... wir sehen uns auf dem Schiff“, beendete Kaiba zufrieden die Verbindung. „Dann zeig ich dir mal, was die Pferdchen alles so können.“ Nochmal sah er kurz zu Bakura, der nicht so ganz verstand, was Kaiba ihm damit sagen wollte. „Ich hoffe, dir macht es genau soviel Spaß wie mir“, grinste Kaiba wieder, was tatsächlich langsam bedrohlich auf Bakura wirkte. „Wenn nicht, dann kotz mir wenigstens nicht ins Auto.“ Zum Glück war kaum Verkehr, er hatte also genug Raum um ein wenig zu spielen. Erneut drosselte er die Geschwindigkeit, wechselte immer wieder die Spur, wenn die Verfolger ihn überholen wollten. Nachdem er wieder einen großen Abstand zwischen sich und die Anderen gebracht hatte, bremste er scharf ab, drehte dabei den Wagen, so dass er in die entgegengesetzte Richtung zeigte, schaltete in den Rückwärtsgang und gab Gas. Pegasus Männer hatten aufgeholt und 'trieben' Kaiba vor sich her, der nun rückwärts fuhr... schneller, als mancher normal fuhr. Kaibas Saphire funkelten vor purem Vergnügen, es machte ihm unbestritten sehr viel Spaß und genoss es einfach nur. Die Verfolger kamen so dicht heran, dass Bakura deren wütende Gesichtszüge deutlich erkennen konnte. „Du hast eindeutig einen Knall, Kaiba“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Willst du uns umbringen?“ „Nein... ich wollte nur ein bisschen Spaß“, lachte der Brünette, hob seine rechte Hand und zeigte seinen Gegnern den gestreckten Mittelfinger, was diese veranlasste blindwütig auf sie zu schießen. „Toll... jetzt sind sie stinksauer“, bemerkte Bakura trocken. „Nicht sauer genug“, gab Kaiba lapidar zurück. „Aber das ändere ich gleich.“ Erneut trat er das Gaspedal durch, vergrößerte den Abstand, riss das Lenkrad herum, kuppelte den Rückwärtsgang aus und den Vorwärtsgang wieder ein. Nur leicht geriet der Wagen ins Schlingern, aber sofort hatte Kaiba ihn wieder unter Kontrolle und ließ die Pferdchen laufen. In sekundenschnelle vergrößerte sich der Abstand zu den Verfolgern, die es nicht mehr schafften zu ihm aufzuschließen. Mit unvermindert hoher Geschwindigkeit rauschte der scheinbar altersschwache Madzda an den anderen Verkehrsteilnehmern vorbei. Bakura schielte auf das Tachometer – 370 km/h. Unwillkürlich hielt er den Atem an. „Und da sagen immer alle ich wäre durchgeknallt“, murmelte er. Kaiba drosselte das Tempo erst, als er die Schnellstraße wieder verließ, was sich Bakura etwas entspannen ließ. „Hier geht’s aber nicht zum Hafen“, richtete er wieder das Wort an den Fahrer. „Ich weiß“, antwortete Kaiba amüsiert. „Wir wechseln das Fortbewegungsmittel.“ „Aha...“, meinte der Weißhaarige nicht besonders intelligent. „... und was erwartet mich als nächstes? Airwolf?“ „Nicht direkt“, gab Kaiba ausweichend Antwort. „Ich hoffe, der Ritt auf dem Drachen hat dir gefallen.“ 'Juchu... wir fliegen', jubelte Raito, der es nicht zu hoffen gewagt hatte. „Nur, wenn du mich nicht wieder von einem Berg wirfst“, murrte Bakura. „Das lässt sich einrichten“, lachte der Brünette dunkel. „Ich werde schon auf dich aufpassen. Aber erst verstecken wir den Wagen.“ Kopfschüttelnd sah Bakura nach vorn, wo ein LKW auftauchte. In der Annahme sie würden diesen überholen, achtete er nicht weiter auf diesen. Erst als sich dessen Laderampe absenkte – ohne seine Fahrt zu verlangsamen – ahnte er, dass das das Versteck für den Wagen war. Diese Vermutung bestätigte sich, als Kaiba seinen Wagen behutsam in das Innere fuhr. „Ich glaube fast, du hast zu viel Fernsehen geguckt“, kommentierte Bakura ironisch. „Und wenn schon....“, zuckte Kaiba mit den Schultern. „... es ist für mich lediglich eine Spielerei, die sich jetzt mal auszahlt. Irgendwie muss auch ich mich entspannen können.“ Kopfschüttelnd stieg Bakura aus und sah sich um. Ganz so wie im Fernsehen war es dann doch nicht, da sich keine hübsche Mechanikerin gleich um das Auto kümmerte und auch keine bequeme Sitzecke vorhanden war... Schade eigentlich. „Bakura... komm schon, wir müssen weiter“, forderte Kaiba die Aufmerksamkeit seines Mitschülers und warf ihm gleichzeitig ein Seil zu, was dieser reflexartig auffing, aber nicht wusste, was er damit sollte. „Und ich hab immer gedacht nur Wheeler hat eine niedrige Intelligenz“, seufzte Kaiba. „Werd nicht gleich beleidigend“, maulte Bakura, der das Seil unschlüssig in den Händen hielt. „Du darfst es benutzen, um dir einen besseren Halt auf dem Drachen zu geben“, erklärte der Brünette übertrieben geduldig. „Hast du jetzt verstanden?“ „Ach so...“, ging ihm jetzt ein Licht auf. „... sag das doch gleich.“ Unterdessen klappte Kaiba eine Leiter herunter, kletterte an dieser hoch und öffnete eine Luke im Verdeck des Anhängers. Den Kopf raus streckend sah er sich um und kletterte vollends auf das Dach. Kurz darauf sah er wieder ins Innere. „Was ist? Brauchst du eine Extraeinladung? Oder willst du nicht mit?“ Schon war der Kopf wieder verschwunden und Bakura beeilte sich ebenfalls auf das Dach des LKW' s zu kommen. Sich aufrichtend zuckte er zusammen, da er dem Drachen gegenüber stand, der seine Flügel schon leicht abgespreizt hielt und gegen den Auftrieb ankämpfte. „Nun mach schon“, forderte Raito mit rauer Stimme. „Die Zeit drängt. Das Seil kannst du später befestigen.“ Grummelnd ging er auf den Drachen zu und kletterte – mehr oder weniger behände – auf dessen oberen Rücken, bzw. den Halsansatz. Hier konnte er wenigstens mit den Beinen etwas Halt finden. Der Drache spürte, dass Bakura richtig saß und stieß sich vorsichtig ab und brachte sich mit kräftigen Flügelschlägen so hoch in die Luft, dass die Wolken die Sicht auf ihn verdeckten. „Und ich wollte Kaiba retten“, murmelte Bakura, der nun zitternd vor Kälte versuchte das Seil um Raitos Hals zu schlingen, damit er sich an diesen binden konnte. „Hätte er mir gleich gesagt, was er vorhat, wäre ich zu Hause geblieben... der braucht keine Hilfe... wie konnte ich Blödmann das nur annehmen.“ „Hat er dir das nicht immer gesagt?“, fragte Raito amüsiert. „Dennoch hast du ihm... uns … sehr geholfen.“ Ohne Bakura hätten sie nicht auf den Rechner Pegasus' zugreifen können und Kisaras Befreiung wäre viel zu früh aufgefallen. In diesem Fall hätte nicht nur Kaiba die Folgen tragen müssen, sondern auch dessen Mitschüler, um das zu verhindern, war er bereit gewesen sich in dessen tödliche Hände zu begeben. „Dem Irren hat der ganze Zinnober auch noch Freude bereitet“, beschwerte er sich lautstark. „Dir nicht?“, kam prompt die Gegenfrage. „Du hättest jederzeit zurückbleiben können, aber du hast es genauso genossen wie Seto.“ Eine Antwort schuldig bleibend versank Bakura in seine Gedanken und musste sich am Ende eingestehen, dass der Drache recht hatte. Es hatte ihm mindestens genauso gefallen wie Kaiba, außer das Werfen vielleicht, aber ansonsten hatte er es genossen... genossen die unerschütterliche Sicherheit Kaibas zu sehen und zu spüren... zu wissen, dass dieser ihm keinem unnötigen Risiko ausgesetzt hätte... irgendwie waren sie ein Team...ein sehr gutes Team, wenn auch ein sehr verrücktes. Kapitel 11: ------------ Kapitel 11 Unterdessen hatte sich ein Helikopter an die Fersen von Kaibas SUV gehängt, aber damit hatten sie schon gerechnet. Mit hoher Geschwindigkeit schoss das schwere Gefährt die Straße entlang, sicher führte Rafael die gewagtesten Überholmanöver aus. „Wir erreichen jetzt die Tunnel“, teilte er seinem Auftraggeber und gleichzeitig seinen Fahrgästen mit. Schon fuhren sie in den ersten ein – ohne großartig die Geschwindigkeit zu verringern. Es war der erste von drei Tunneln, die sie passieren mussten, um dann auf die Stadtautobahn Dominos zu kommen. Der erste war der kürzeste, der zweite Tunnel war der längste und der dritte lag mit seiner Länge dazwischen. Vermutlich würde Pegasus die Zeit abschätzen, die sie für die Durchfahrt brauchten und bei einer zu großen Diskrepanz nicht auf das reinfallen, was sie vorhatten. „Wie sollen wir denen entkommen?“, meldete sich Joey das erste Mal wieder zu Wort. „Durch Täuschung“, grinste Rafael. „Hä... sind noch mehr Geländewagen hier die Kaiba gehören?“, verstand er nicht so ganz. „So in etwa“, nickte Rafael. „Zwei Tunnel dienen dazu, um Pegasus in Sicherheit zu wiegen, im letzten wechseln wir quasi die Autos. Haltet nur die Augen auf.“ Mehr sagte Rafael nicht zu dem Thema, er konzentrierte sich voll und ganz auf dieses Täuschungsmanöver. Inzwischen hatten sie den ersten Tunnel passiert und rasten in halsbrecherischem Tempo auf den nächsten zu. Sichtbar für ihre Gegner drosselte Rafael die Geschwindigkeit, bevor sie in den zweiten Tunnel fuhren. Nun schlossen zwei andere SUV's zu ihnen auf. Rafael wechselte die Spur und ließ sich ein wenig zurück fallen, in dieser Konstellation verließen sie den zweiten Tunnel. Nach knappen zehn Minuten erreichten sie den letzten Tunnel, erneut wechselte Rafael die Spur und wurde noch langsamer, bis er die übliche Durchschnittsgeschwindigkeit erreichte und drückte dann einen Knopf – wie von Zauberhand wechselte die Farbe des Wagen. Die 'Lockvögel' fuhren unterdessen mit unvermindert hoher Geschwindigkeit weiter und verließen den Tunnel inzwischen wieder. Rafael nahm die nächste Ausfahrt und erreichte eine halbe Stunde später den Yachthafen. Die Verfolger ließen sich nicht mehr blicken, wie er erleichtert feststellte. Joey bekam von all dem nicht sehr viel mit. Er fühlte sich müde, erschöpft und wie in dicke Watte gepackt. Natürlich sah er was passierte, registrierte auch die wilde Verfolgungsjagd, aber er konnte diese Flut an Informationen nicht verarbeiten. Als er endlich wieder richtig denken konnte, befand er sich schon auf der Yacht, die in Höchstgeschwindigkeit auf ihren Treffpunkt zusteuerte. Die Yacht legte sofort ab, als alle an Bord waren. Tristan, Yugi und Tea brachten Joey in eine der Kabinen, in der dieser sich ausruhen konnte. Der Blondschopf hatte keine Lust zu reden, er wollte nur noch einem Schlafbedürfnis nachkommen, was er auch tat, kaum dass er auf dem weichen Bett lag. „Wow... ich weiß ja, dass er gern pennt, aber das ist ja schon rekordverdächtig“, schüttelte Tristan ungläubig den Kopf. „Ob das mit Kisara geklappt hat?“, fragte Tea leise. „Ich kann nichts spüren.“ „Ich auch nicht“, antworteten Tristan und Yugi gleichzeitig. Der Blick aller richtete sich auf den Schlafenden. „Vielleicht ist Joey deswegen so müde“, vermutete der Kleinste in der Runde. „Kann sein... hatte Pegasus nicht gesagt, dass er den Drachen betäubt hat?“, war Tea geneigt, der Vermutung zuzustimmen. „Wenn Kaiba hier wäre, hätten wir Gewissheit“, seufzte Yugi. „Lasst uns nach oben gehen, damit Joey seine Ruhe hat.“ Alle drei verließen leise die Kabine und zogen sich in den Wohntrakt der Yacht zurück. „Wie kommen Kaiba und Bakura eigentlich her?“, wollte Tristan wissen. „Kommen sie überhaupt?“ „Natürlich werden sie kommen“, war Yugi überzeugt, er wollte gar nicht daran denken, dass die beiden vielleicht nicht mehr lebten. „Hoffentllich...“, murmelte Tea. „... hoffentlich hast du Recht.“ ****** Einige Zeit später tauchte Joey bei seinen Freunden auf, die inzwischen auch etwas geschlafen hatten und nun dabei waren etwas zu Essen zuzubereiten. „Hey Leute“, gähnte der Blonde und streckte sich ausgiebig. „Joey“, freute sich Tea. „Geht es dir besser?“ „Ich fühl mich gut“, versicherte er ihr. „Ich hätte gedacht, dass du noch länger pennen wirst“, meldete sich Tristan. „Hätte ich vielleicht auch, aber er ist gleich da“, zuckte Joey mit den Schultern. „Wer?“, fragten seine Freunde verblüfft. „Na... Kaiba“, schüttelte Joey verständnislos den Kopf. „Wer denn sonst?“ In diesem Moment kam Rafael zu ihnen, der sich bis dahin sehr rar gemacht hatte. „Macht euch bereit... wir müssen gleich die Schiffe wechseln“, informierte er die Freunde. „Wie? …. Was bedeutet wir wechseln die Schiffe?“, wollte Yugi wissen. „Wir steigen auf ein wesentlich schnelleres Boot um....“, erklärte Rafael gleichgültig. „.... Mr. Kaiba hat es so angeordnet, um das Ziel schnell erreichen zu können.“ „Die Insel..“, kam es ungläubig von Joey, der sich wunderte, woher dieses Wissen kam. „... er will diese Insel erreichen.“ „Das ist meine Information“, bestätigte Rafael. „Also... esst was und haltet euch bereit.“ Eindringlich sah er die Teenager an, wandte sich dann um und kümmerte sich wieder um die Vorbereitung für dieses Treffen. Während sich Tea, Yugi und Tristan noch fragten, was das wohl für eine Insel sei und vor allem warum sie unbedingt von der Yacht auf ein anderes Boot wechseln sollten, war Joey schon dabei, seinen Hunger zu stillen. „Was hat es mit dieser Insel auf sich?“, wollte Tea wissen und setzte sich zu Joey an den Tisch. „Weiß nicht genau... aber wenn ich mich recht erinnere hat Kaiba doch gesagt, dass die Drachen unbedingt dort hin müssen, um wieder in ihre Welt zu können“, erklärte der Gefragte. „Frag ihn, wenn er wieder da ist... dauert nicht mehr lange.“ „Woher willst du das so genau wissen?“, erkundigte sich Yugi neugierig. „Nicht mal Rafael weiß, ob Kaiba noch …. ähm... kommt.“ Kurz hielt Joey inne und schien zu überlegen, ehe er die Schultern zuckte und meinte, dass er keine Ahnung hätte warum er das wisse. Eine halbe Stunde später kam Rafael erneut zu ihnen und holte sie an Deck. Der Mond strahlte hell vom dunklen Nachthimmel, es fehlte nicht mehr viel und er war voll. Das kühle Mondlicht spiegelte sich auf dem Wasser, welches sich leicht unter dem Nachtwind kräuselte. Neben der Yacht lag das Boot, auf welches sie wechseln sollten. Es war genauso lang wie helle Motoryacht, aber wegen dessen dunkler Farbe wirkte es wie ein Schatten. „Auf das sollen wir jetzt klettern?“, fragte Tea unsicher. „Ist Kaiba denn schon da?“, zweifelte auch Yugi. „Nein...“, antwortete Joey überraschend, wandte sich ab und ging zum Heck der Yacht, wo sich eine Landeplattform für Helikopter befand. „... er kommt von da.“ Er streckte seinen Arm aus und deutete in eine bestimmte Richtung. Seine Freunde gesellten sich neugierig zu ihm und starrten angespannt in die gezeigte Richtung. „Ich kann nichts erkennen“, meinte Tea ein wenig enttäuscht und wollte sich schon abwenden, als Yugi und Tristan gleichzeitig ausriefen: „Da ist Raito, nicht wahr?“ „Ja.... das ist Raito“, nickte Joey freudestrahlend. Warum er sich so freute, den Drachen zu sehen, konnte er nicht sagen. Eine Mischung aus Freude, Erleichterung und auch Ärger braute sich in ihm zusammen, wobei sich der Ärger eher im Hintergrund hielt. Derweil wurde die Silhouette des Drachens immer größer. Mit leuchtenden Augen beobachtete Joey, wie Raito landete und sich noch mal reckte, ehe er jemanden vom Rücken steigen ließ. Verblüfft erkannten die Freunde Bakura. In der kurzen Zeitspanne, in der sich alle Bakura zuwandten, wechselte Raito mit Kaiba die Gestalt. Dessen Blick suchte eine ganz bestimmte Person und stand ihr Sekunden später gegenüber. 'Sie ist in ihm', hauchte Raito ergriffen. 'Was mach ich jetzt?' Diese Nervosität und Ergriffenheit entlockten Kaiba ein Schmunzeln. Aber nicht nur Raito war nervös... Kisara war noch irritiert und verunsichert, sie verstand noch nicht alles und konnte auch noch nicht wirklich mit ihrem Wirt kommunizieren. Zögerlich hob Kaiba seine Hand und strich Joey eine Strähne aus dem Gesicht. Beide sagten nichts, sie sahen sich nur an. Keiner realisierte die innige Umarmung, in der sie sich unerwartet wiederfanden. Fest zog er Joey an sich und strich ihm sacht über den Rücken. „Jetzt übertreibst du aber maßlos, Kaiba“, brummte Bakura, als er an dem Paar vorbeiging. „Mr. Kaiba... wir sollten jetzt die letzte Etappe starten“, räusperte sich Rafael. „Ja... ja natürlich“, löste sich Kaiba eher widerwillig von Joey. Fünfzehn Minuten später saßen die Freunde im – sehr funktionalen – Wohnbereich ihres neuen Fortbewegungsmittel und ließen sich von Kaiba und Bakura berichten, nach ihnen lieferten Tea, Yugi und Tristan ihren Bericht ab. „Sag mal, Kaiba.... war dein SUV nicht eigentlich schwarz?....“, fiel Tristan im Nachhinein eine Ungereimtheit auf. „... als wir ausstiegen, war der definitiv weiß.... wie hast du das gemacht?“ „Lass mal, Tristan...“, winkte Bakura ab. „.... unser eiskalter Freund hier hat ein Faible für amerikanische Fernsehserien und baut dessen technische Spielereien nach... zur Entspannung.“ „Hä?...“, kam es nicht sonderlich intelligent von Tristan, aber auch der Rest der Gruppe war verwundert, während Kaiba lediglich seufzend den Kopf schüttelte. Womit hatte er das nur verdient? „Du hast schon verstanden, Tris...“, erwiderte Bakura. „... er hats mir gesagt.“ Ehe das Thema weiter vertieft werden konnte, wandte sich Joey an Kaiba. „Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?“ Kurz, aber sehr intensiv musterte der Gefragte seinen blonden Mitschüler, ehe er knapp nickte. Kaiba spürte Raitos Nervosität und vermutete dass es wohl eher Kisara war, die ein Gespräch wünschte. „Wir verziehen uns dann mal“, erhob sich Yugi und sah die anderen auffordernd an, die mehr oder weniger schnell verstanden, dass sie mit ihm gehen sollten. „Bis später.“ Zwei Minuten später saßen Kaiba und Wheeler am Tisch und sahen sich nur an. Es war Joey der sich schließlich räusperte und die Stille durchbrach. „Ähm... ich weiß nicht... das was ich... sagen...“, versuchte Joey einen Satz zustande zu bekommen, aber er war gerade mit der Situation etwas überfordert. „Kisara hat Fragen, nicht wahr?“, vermutete Kaiba. „Raito auch.... stell einfach ihre Fragen, ich gebe Raitos Antworten weiter.“ Auf eine Art erleichtert, atmete Joey tief durch, peinlich war es ihm trotzdem. Allerdings konnte er Kaibas Verhalten in den letzten Wochen auch ein wenig besser nachvollziehen. Er öffnete den Mund, um seine, bzw. ihre Frage zu stellen, da kam ihm Kaiba, bzw. Raito zuvor. „Kisara... es tut mir furchtbar leid, dass ich dich in diese Gefahr gebracht habe“, kam es zerknirscht von Kaibas Lippen. Dieser ließ sich auf die Gefühle seines Drachens ein, damit Kisara auch die Ehrlichkeit der Worte erkennen konnte. „Und damit soll alles gut sein?“, fragte Joey spitz, der sich gar nicht gegen die Gefühle Kisraras wehren konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. „Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht“, seufzte Raito. „Leider kann ich nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Glaube mir, ich wollte dich wirklich nicht in Gefahr bringen.“ „Das hast du aber“, konterte Kisara ungehalten. „Du bist …. ich weiß gar nicht, wie ich das betiteln soll.... du bist so von dir überzeugt, dass du keine andere Meinung gelten lässt. Wenn du dich erinnerst, sagte ich dir, dass das eine dumme Idee ist. Wie soll ich dir vertrauen können, wenn du nicht an die Folgen deiner Taten denkst?“ „Du hast ja recht“, seufzte Raito niedergeschlagen. „Es war eine sehr, sehr dumme Idee, die uns beiden fast das Leben gekostet hätte und nicht nur unser....“ „Beim nächsten Vollmond muss ich mich für einen Gefährten entscheiden“, flüsterte sie. „Nenne mir einen Grund, warum du es sein sollst.“ Ihr Herz hatte sich schon längst für diesen stolzen Drachen entschieden, aber Stolz allein reichte nicht. Er musste in der Lage sein seine Familie zu beschützen, aber wenn er dazu neigte sie aus Egoismus erst in Gefahr zu bringen, musste sie eine andere Wahl treffen. Das hatte Raito befürchtet, er hatte aus Dummheit ihr Vertrauen aufs Spiel gesetzt. Er wollte keine andere Gefährtin... er wollte nur sie. So wie es aussah war er aber nicht in der Lage sie zu beschützen, einfach weil er nur an sich dachte und das hatte sie nicht verdient. „Warum bist du nicht bei mir geblieben, nachdem ich in diesem Körper war?“, wollte sie wissen, als Raito ihr keine Antwort gab. „Ich musste den Menschen retten, der mir erst möglich gemacht hat, dich zu befreien“, murmelte Raito. „Warum?“ „Der Mensch... Kaiba... ist ein Freund geworden, der sich opfern wollte, um mir zu helfen...“, antwortete Raito ohne zögern. „... das konnte ich nicht zulassen.“ „Aber du hättest dein Leben auch verlieren können“, gab sie zu bedenken. „Dann wäre es so gewesen“, zuckte Raito mit den Schultern. „Du warst in Sicherheit und nur das zählte.“ „Du hast dich ganz schön geändert“, stellte sie leise fest. „Jetzt kann ich dir mein Leben anvertrauen.“ „Überlege es dir gut“, sah Raito sie offen an. „Ich bin wie herbe Schokolade, ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder Dummheiten machen werde. Es ist besser, wenn du dir jemanden suchst auf den du dich verlassen kannst, der beständiger ist als ich.“ „Ich will niemand anderen als dich“, lächelte sie warm. „Ein bisschen Risiko und Abenteuer ist völlig in Ordnung und herbe Schokolade wird mit ein bisschen Zucker süßer.“ „Du bist unglaublich“, schmunzelte Raito. „Gut, dass du das erkennst“, erwiderte sie keck. Ein Räuspern unterbrach das Gespräch. Kaibas Blick fiel auf Rafael und sah ihn fragend an. „Sir... es gibt ein Problem“, erklärte Rafael sich kurz und knapp. „Schade....“, seufzte Kaiba müde. „... ich dachte wirklich wir hätten das hinter uns....“, sich auf den Tisch stützend erhob er sich. „.... wir reden später weiter...“, stellte er Kisara in Aussicht, ehe er sich abwandte und mit Rafael den Raum verließ. Mit einem undefinierbaren Blick sah Joey dem Brünetten hinterher. In ihm tobte ein Gefühlschaos von dem er nicht wusste, ob es seines oder das des Drachens war. „Du tust ihm nicht gut“, ertönte die kühle Stimme Bakuras, der sich nun zu seinem Mitschüler setzte und distanziert ansah. „Wie bitte?“, hakte der Blondschopf irritiert nach. „Wem tu ich nicht gut?“ „Das weißt du ganz genau“, knurrte Bakura, der das Gespräch belauschte. „Du machst aus ihm ein Weichei.“ „Das ist nicht wahr“, verteidigte sich Joey empört. „Ich helfe nur, mehr nicht, so wie du ja auch.“ „Ja, ja... und im Himmel ist Jahrmarkt“, konterte Bakura höhnisch. „Ich beschütze ihn.“ „Also mal ehrlich... Seto Kaiba braucht deinen Schutz sicher nicht“, stellte Joey klar, der nicht verstand, warum Bakura jetzt sauer auf ihn war, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Bist du etwa eifersüchtig?“ „Mach dich nicht lächerlich“, schnaubte Bakura. „Ich bin sicher nicht eifersüchtig... schon gar nicht auf dich.“ „Und warum führst du dich so auf?“, wollte Joey aufgebracht wissen. „Warum ich mich so aufführe?....“, wiederholte Bakura düster und fixierte den Blondschopf, als wolle er ihn gleich erwürgen. „... du wirst zu seiner Schwäche und machst ihn angreifbar... das ist nicht gut für ihn.“ „Ach ja?“, begehrte Joey auf. „Woher willst du das so genau wissen? Es ist immer noch seine Entscheidung, außerdem bildest du dir das alles nur ein.“ „Sicher nicht... ich hab Augen im Kopf“, konterte Bakura kalt. „Kaiba ist dabei sich in dich zu verlieben, falls er das nicht schon tut und das macht ihn schwach.“ Ungläubig sah der Blondschopf seinen Mitschüler und Freund an. Wie kam Bakura auf diese Idee? Alles was er tat war helfen, er hatte nie vor Kaiba dazu zubringen sich in ihn zu verlieben, abgesehen davon, waren das jetzt die Gefühle der Drachen die sich zeigten, sicher nicht seine eigenen. „Du willst allen Ernstes behaupten, dass Liebe ihn schwach macht?“, fragte er fassungslos. „Du gönnst ihm diese Wärme nicht? Soll er sein Leben in dieser kalten Welt allein fristen? Ich nahm an, du wärst ein Freund, aber da habe ich mich wohl geirrt.“ „Das ist immer noch besser als sich ständig mit Zweifeln und Sorgen herumschlagen zu müssen“, giftete Bakura zurück, der nun mit geballten Fäusten vor Joey stand. Dieser sprang ebenfalls auf und funkelte sein Gegenüber wütend an. „Das hast du sicher nicht zu entscheiden....“, fauchte Joey, was schon ziemlich bedrohlich klang, da Kisara ihn unterstützte. „... es ist allein Kaibas Entscheidung... seine allein. Wenn er dieses Wagnis eingehen will, werde ich ihn auch darin unterstützen und zeigen, dass Liebe keine Schwäche, sondern vielmehr eine nicht zu unterschätzende Stärke ist.“ „Was ist denn hier los?“, fragte Yugi verwundert, als er seine Freunde so wütend aufeinander vorfand. Instinktiv schob er sich zwischen die beiden und sah beschwörend von einem zum anderen. „Wir sollten jetzt zusammenhalten und uns nicht die Köpfe gegenseitig einschlagen“, meinte Yugi und legte seine Hände auf Joey' s und Bakura' s Brust, um sie zu beruhigen. „Freunde halten zusammen, nicht wahr?“ Verächtlich schnaubend wandte sich Bakura schließlich ab und verließ den Raum. Joey ließ sich kraftlos auf den Stuhl fallen und seufzte niedergeschlagen. Yugi setzte sich zu ihm und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. „Was war eigentlich los?“, fragte er behutsam. „Keine Ahnung“, zuckte Joey leicht mit den Schultern. „Sieht aber so aus, als würde Bakura den großen Beschützer rauskehren.“ „Und wen will er beschützen?“, hakte Yugi nach. „Kaiba.“ Kapitel 12: ------------ Kapitel 12 Wutschnaubend stand Pegasus in dem Drachengehege und hielt ein flaches Gerät in der Hand, das nicht größer war als eine externe Powerbank und nichts anderes als eine Holobox war. Eigentlich hatte er vor gehabt Kaiba zu seinem Besitz zu machen, bzw. in seinen Besitz zu bringen, doch wie es nun aussah, hatte er weder den Drachen, noch Kaiba. Wütend feuerte er die Holobox an die nächste Wand, wo es in seine Bestandteile zerschellte. „Alister!“, fauchte er in seinen Kommunikator. „Wo ist Kaiba?“ Wenn er den gerissenen Geschäftsmann in die Finger bekam, würde dieser sein blaues Wunder erleben. Diese Schmach ließ Pegasus nicht auf sich sitzen, dessen konnte sich Kaiba sicher sein. „Der ist Geschichte“, meldete Alister atemlos. „Er ist gerade in den Abgrund gesprungen.“ „Das glaube ich nicht“, schüttelte Pegasus fassungslos den Kopf. „Vorher hat er seinen Mitschüler über die Kante geworfen“, führte Alister weiter aus. „Ich hab angewiesen, dass die Leichen der beiden geborgen werden.“ „Wo sind eigentlich diese nervigen Kinder, die Kaiba begleitet haben?“, wollte Pegasus wissen, der seinen Drachen unbedingt wieder haben wollte. „Soweit ich weiß, sind sie mit Kaibas Wagen unterwegs“, kam die Antwort von Alister. „Verfolgt den Wagen...“, ordnete er an. „... bring mir diese Kinder.“ „Verstanden... wird erledigt“, meldete sich Alister ab. „Ich bin in meinem Büro“, informierte er noch, ehe er die Verbindung kappte. ****** Rafael achtete nicht auf die Bitten seiner Fahrgäste doch langsamer zu fahren, sein Bestreben lag darin so viel Abstand wie nur möglich zu seinen – vermuteten – Verfolgern zu bringen. Zuerst hatte er so seine Zweifel, als Kaiba ihm den SUV gab, aber da wusste er auch nicht, dass das Teil über siebenhundert PS hatte. Offenbar war es ein Hobby von Kaiba seine Fahrzeuge tunen zu lassen oder gar selbst mit Hand anzulegen. Wie auch immer. Es war heute von Vorteil, in den Bergen konnte er die vielen Pferdchen kaum bändigen, zum Glück war er ein sehr fähiger Fahrer. Sobald sie auf gerader Strecke waren, würden sie nicht mehr eingeholt werden können. Die Schulbusse hatte er gleich zu Beginn überholt, damit diese ihn nicht blockieren konnten, zudem hatte er freie Fahrt solange er sich auf der Zufahrt zu Pegasus befand. Er hoffte, dass er nicht verfolgt wurde und wenn, dass die Busse etwaige Verfolger behinderten. Leider erfüllte sich seine Hoffnung nicht, knappe acht Kilometer vor der Schnellstraße, tauchten schwarze Limousinen im Rückspiegel auf, die stetig näher kamen. „Festhalten!“, forderte er von den Schülern, die sich zwar angegurtet hatten, sich aber nun noch an den Polstern festkrallten. Yugi saß als Kleinster in der hintersten Sitzreihe, davor saßen Tristan, Joey und Tea, Bakura hätte vorne sitzen sollen, doch der wollte unbedingt den Helden spielen. Kaiba hatte sich von Beginn an nicht eingeplant. Rafael konnte nur hoffen, dass dessen Plan aufgegangen war. Solange er allerdings nichts von ihm hörte, musste er vom schlimmsten Fall ausgehen... für beide. ****** Ungehalten fluchte Bakura. Wie konnte er Kaiba nur trauen? Dieser eiskalte, skrupellose, arrogante Eisklotz. Das ganze Fluchen half nichts... er befand sich im freien Fall. Unwillkürlich drehte er sich und versuchte sich mit Armen und Beinen soweit zu stabilisieren, dass er nicht wie ein Tuch im Wind herumflatterte. Sein Blick war nach unten gerichtet, allerdings sah er nicht viel, da er sich in einer Nebelwolke befand, was ihm zusätzlich eine Gänsehaut bescherte. Nichts sehend, wirkte es fast, als würde er lediglich schweben und nicht in den sicheren Tod stürzen. Der Wind ließ seine Augen tränen, was ihn zusätzlich die Sicht raubte. Siedendheiß fiel ihm ein, dass er gesehen hatte, wie Kaiba in den Abgrund sprang. War das von Beginn an sein Plan gewesen? Ein Selbstmord? Das hätte der arrogante Arsch auch erwähnen können, dann hätte er nicht versucht ihn zu retten. Unwillig schüttelte er den Kopf und schalt sich einen Lügner. Natürlich hätte er in dem Fall auch versucht Kaiba zu retten, das würde er immer wieder versuchen. Naja... auch wenn Kaiba Schuld an seinem Tod hatte, so war er wenigstens mit ihm vereint.... ein kleiner Trost, aber ein Trost. Langsam lichtete sich der Nebel, trotzdem konnte Bakura kaum etwas erkennen … so tränenblind wie er war. Plötzlich verdichtete sich der Nebel wieder... nein, kein Nebel. Verdammt, der Boden war schneller da als vermutet. Nun presste Bakura die Augen doch fest zusammen, so schön es irgendwie war diese Freiheit des Fliegens zu fühlen, sehen wie er aufprallte wollte er dann doch nicht. Doch was dann kam veranlasste ihn die Augen überrascht aufzureißen. „Festhalten“, brummte der Drache, der ihn gerade relativ sanft auffing. „Es geht gleich wieder steil nach oben.“ Festhalten... ha, wo sollte er sich festhalten? Halt suchend glitten seine Finger über die schuppige Haut, schlang seine Arme schließlich – so gut er es konnte – um den Hals des Tieres. „Es geht los“, warnte dieser nun und schlug kräftig mit seinen Schwingen. Nur verschwommen nahm Bakura die grauen Felsen wahr, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit näherten. Geschickt wich Raito diesen aus, stieß sich zusätzlich mit den Beinen kräftig ab und gewann schnell an Höhe. Krampfhaft klammerte sich Bakura an dem Tier fest, gerade als er glaubte, die Kräfte würden ihn verlassen, erreichte der Drache seine Flughöhe. „Alles klar, bei dir?“, erkundigte er sich. „Wenn ich Kaiba in die Finger kriege, bringe ich ihn um“, knurrte Bakura, der sich langsam entspannte, sich aber immer noch eisern festhielt. „Es war keine Zeit für Erklärungen“, verteidigte Raito diese Entscheidung. „Ha, ha... „ murrte Bakura. „... wie geht’s jetzt weiter?“ „Kaiba will weiterhin die Aufmerksamkeit Pegasus und seiner Männer auf sich lenken, damit die anderen sicher im Hafen ankommen“, erklärte Raito bereitwillig. Kaiba blieb still, er genoss gerade diesen Flug. Der etwas ganz anderes war, als sein erster. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich frei... frei von allen Zwängen. Ein sehr schönes Gefühl, dass er sich bewahren wollte – unbedingt. Trotz allem suchte er einen bestimmten Punkt, den sie fünf Minuten später fanden. „Halt dich noch mal fest, wir landen jetzt“, empfahl Raito und landete kurz darauf. Kaum dass Bakura von dessen Rücken kletterte, war der Drache weg und Kaiba stand mit leuchtenden Augen vor ihm. Ohne es wirklich beeinflussen zu können, verpasste Bakura dem Brünetten einen Kinnhaken, der diesen von den Beinen riss. „Das war dafür, dass du mich einfach vom Berg geworfen hast“, bellte Bakura den Jungunternehmer an. „Für diesen Quatsch haben wir keine Zeit, Idiot“, murrte Kaiba und rieb sein schmerzendes Kinn. „Mag sein“, zuckte Bakura mit den Schultern und reichte Kaiba die Hand um ihm aufzuhelfen. „Aber es war keine Zeit für Erklärungen.“ „Ja, ja... schon klar“, grummelte der Brünette, ergriff die Hand und ließ sich aufhelfen. „Und nun?“, wollte Bakura wissen. „Jetzt steigen wir ein und fahren jagen“, grinste Kaiba, dem das alles langsam Spaß machte. Bakura sah sich um und erspähte die Rostlaube, die er schon einmal bei Kaiba gesehen hatte. „Mit dem altersschwachen Madzda?“, zweifelte Bakura. „Da hättest du dir die Drachennummer auch sparen können.“ „Urteilst du immer nach dem äußeren?“, spottete Kaiba, ging zu seinem Wagen, der nur mittels einer Fernbedienung geöffnet werden konnte, da es keine Türschlösser gab. „Fahr mit oder bleibe hier, mir egal, aber entscheide dich schnell.“ Kopfschüttelnd folgte Bakura dem Brünetten und stieg auf der Beifahrerseite ein. Kaum saß Kaiba auf dem Fahrersitz, klappte in der Mittelkonsole ein kleines digitales Bedienfeld herunter, auf dem der Brünette eine Zahlenkombination eintippe, worauf hin der Motor ansprang. Der satte Klang eines Achtzylinders verursachte Bakura eine wohlige Gänsehaut. „Anschnallen“, forderte Kaiba, der sich schon gesichert hatte und nun den Rückwärtsgang einlegte, um auf die Straße fahren zu können. Ohne zu überlegen folgte der Weißhaarige der Anweisung, sein Blick schweifte durch den Innenraum. Kaiba öffnete noch einen Kommunikationskanal, um mit Rafael Kontakt aufzunehmen, zudem erschien ein Display mit einer schematischen Darstellung einer Karte, auf der ein roter Punkt zu sehen war, der sich schnell bewegte. „Rafael... hören Sie mich?“ „Mr. Kaiba... Gott sei dank.“ Deutlich konnte Kaiba die Erleichterung heraushören. „Wie läufts?“, wollte er von Rafael wissen. „Wir haben ein paar Schmeißfliegen am Heck“, informierte Rafael ihn. „Ich kann sie in den Bergen nicht abhängen.“ „Halten Sie durch... wir sind in fünf Minuten da“, erwiderte Kaiba und gab Gas. „Mir scheint in diesem Auto steckt mehr als vermutet“, meldete sich Bakura zu Wort. „Es ist ein wenig aufgepeppt“, gab Kaiba zu. „Du wirst es gleich merken.“ Wenn Bakura dachte, dass der Drachenflug schon ein Nervenkitzel war, wurde er eines besseren belehrt. Unbewusst suchte er zusätzlichen halt an seinem Sitz und der Armatur. Allerdings musste er Kaiba zugute halten, dass dieser ein hervorragender Fahrer war, der dieses PS-Monster unter Kontrolle hatte. Auf den kurzen geraden Strecken wurde er beim Beschleunigen regelrecht in den Sitz gedrückt, kurz vor den Kurven bremste Kaiba ab, driftete durch die engen Biegungen und beschleunigte sofort wieder, kaum dass der Wagen geradeaus zeigte. Bakura wagte nicht das Wort an Kaiba zu richten um dessen Konzentration nicht zu stören, er beobachtete ihn lediglich und sah dieses undefinierbare Funkeln in den dunklen Saphiren und dieses leichte Schmunzeln um die sonst immer so leblosen Lippen. Verblüfft stellte er fest, dass Kaiba diese Kamikazefahrt richtig genoss. Offenbar kannte er den Brünetten nicht... nicht ein bisschen. Was diesem kühlen, distanzierten Mann wohl noch Spaß machte? Gern würde Bakura das herausfinden, gleich nachdem diese Drachen wieder dort waren wo sie hingehörten, würde er das in Angriff nehmen. „Rafael... ich bin gleich bei Ihnen“, informierte Kaiba seinen Mitarbeiter. „Ich hoffe, dass Pegasus wütend genug auf mich ist, dass er vorerst nur mich haben will und euch in Ruhe lässt.“ „Das hoffe ich auch“, kam es gepresst von Rafael. „Es wird hier langsam eng... sobald die können, werden sie schießen.“ Noch eine Kurve, dann hatte Kaiba die Verfolger Rafaels vor sich. Nicht zögernd überholte er den ersten Wagen, gleich darauf den zweiten. Dabei sorgte er dafür, dass er gut zu sehen war. „Ich überhol euch jetzt“, informierte Kaiba Rafael und setzte in der Kurve zum überholen an und war an deren Ende schon vorbei. In einem Kilometer endete diese Zufahrt auf der Schnellstraße, dort konnten beide Fahrzeuge ihre volle Kraft entfalten. Kaiba drosselte das Tempo und sah immer wieder in den Rückspiegel. „Nun macht schon“, murmelte er. „Habe ich Pegasus nicht wütend genug gemacht?“ Bakura wandte sich um, sah aus dem Heckfenster. „Ich glaube, du hattest Erfolg“, merkte er an. „Ich wäre es zumindest...“, sich wieder richtig hinsetzend meinte er. „... wir haben jetzt diese zwei Schmeißfliegen am Heck und sie sehen nicht so aus, als würden sie Gefangene machen wollen.“ „Soll mir recht sein“, grinste Kaiba. „Ich will auch nicht in Gefangenschaft geraten... du etwa?“ „Nö... abgesehen davon finde ich langsam Gefallen an dieser Hetzjagd“, grinste Bakura ebenfalls. „Da vorn ist schon die Schnellstraße... glaubst du, die anderen sind dann in Sicherheit?“ „So schnell bestimmt nicht“, erwiderte Kaiba. „Wahrscheinlich wird bald ein Helikopter auftauchen und meinen SUV verfolgen... sofern sie es können.“ Kaiba erreichte die Abfahrt, beschleunigte beim Abbiegen und vergrößerte auf diese Weise den Abstand zu seinen Verfolgern, aber nicht zu weit, damit sie ihn auch weiterhin folgen würden. „Im Grunde müsste Pegasus wissen wo wir hinwollen“, teilte Kaiba seine Vermutung mit. „Die Frage ist nur, wer zuerst diese Insel erreicht. Aber vielleicht ist er so aufgebracht, dass er nicht gleich darauf kommt und uns so einen Vorteil gewährt, wenn auch nicht freiwillig.“ Jedesmal, wenn ihre Verfolger nahe genug waren um zu schießen, trat Kaiba das Gaspedal durch und katapultierte sie regelrecht nach vorn. „Wieviel PS hat diese Karre überhaupt“, war Bakura nun neugierig. „Fast tausend...“, antwortete Kaiba monoton. „... auf gerade Strecke schafft der Wagen fast 400, aber da ist auch noch Luft nach oben.“ „Wow... und was bringt dir das?“ Kaiba sah kurz zu ihm und grinste breit. „Na was wohl... Fahrspaß pur.“ „Mr. Kaiba...“, meldete sich Rafael. „... wir haben die Tunnel gleich erreicht.“ „Sehr gut.... wir sehen uns auf dem Schiff“, beendete Kaiba zufrieden die Verbindung. „Dann zeig ich dir mal, was die Pferdchen alles so können.“ Nochmal sah er kurz zu Bakura, der nicht so ganz verstand, was Kaiba ihm damit sagen wollte. „Ich hoffe, dir macht es genau soviel Spaß wie mir“, grinste Kaiba wieder, was tatsächlich langsam bedrohlich auf Bakura wirkte. „Wenn nicht, dann kotz mir wenigstens nicht ins Auto.“ Zum Glück war kaum Verkehr, er hatte also genug Raum um ein wenig zu spielen. Erneut drosselte er die Geschwindigkeit, wechselte immer wieder die Spur, wenn die Verfolger ihn überholen wollten. Nachdem er wieder einen großen Abstand zwischen sich und die Anderen gebracht hatte, bremste er scharf ab, drehte dabei den Wagen, so dass er in die entgegengesetzte Richtung zeigte, schaltete in den Rückwärtsgang und gab Gas. Pegasus Männer hatten aufgeholt und 'trieben' Kaiba vor sich her, der nun rückwärts fuhr... schneller, als mancher normal fuhr. Kaibas Saphire funkelten vor purem Vergnügen, es machte ihm unbestritten sehr viel Spaß und genoss es einfach nur. Die Verfolger kamen so dicht heran, dass Bakura deren wütende Gesichtszüge deutlich erkennen konnte. „Du hast eindeutig einen Knall, Kaiba“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Willst du uns umbringen?“ „Nein... ich wollte nur ein bisschen Spaß“, lachte der Brünette, hob seine rechte Hand und zeigte seinen Gegnern den gestreckten Mittelfinger, was diese veranlasste blindwütig auf sie zu schießen. „Toll... jetzt sind sie stinksauer“, bemerkte Bakura trocken. „Nicht sauer genug“, gab Kaiba lapidar zurück. „Aber das ändere ich gleich.“ Erneut trat er das Gaspedal durch, vergrößerte den Abstand, riss das Lenkrad herum, kuppelte den Rückwärtsgang aus und den Vorwärtsgang wieder ein. Nur leicht geriet der Wagen ins Schlingern, aber sofort hatte Kaiba ihn wieder unter Kontrolle und ließ die Pferdchen laufen. In sekundenschnelle vergrößerte sich der Abstand zu den Verfolgern, die es nicht mehr schafften zu ihm aufzuschließen. Mit unvermindert hoher Geschwindigkeit rauschte der scheinbar altersschwache Madzda an den anderen Verkehrsteilnehmern vorbei. Bakura schielte auf das Tachometer – 370 km/h. Unwillkürlich hielt er den Atem an. „Und da sagen immer alle ich wäre durchgeknallt“, murmelte er. Kaiba drosselte das Tempo erst, als er die Schnellstraße wieder verließ, was sich Bakura etwas entspannen ließ. „Hier geht’s aber nicht zum Hafen“, richtete er wieder das Wort an den Fahrer. „Ich weiß“, antwortete Kaiba amüsiert. „Wir wechseln das Fortbewegungsmittel.“ „Aha...“, meinte der Weißhaarige nicht besonders intelligent. „... und was erwartet mich als nächstes? Airwolf?“ „Nicht direkt“, gab Kaiba ausweichend Antwort. „Ich hoffe, der Ritt auf dem Drachen hat dir gefallen.“ 'Juchu... wir fliegen', jubelte Raito, der es nicht zu hoffen gewagt hatte. „Nur, wenn du mich nicht wieder von einem Berg wirfst“, murrte Bakura. „Das lässt sich einrichten“, lachte der Brünette dunkel. „Ich werde schon auf dich aufpassen. Aber erst verstecken wir den Wagen.“ Kopfschüttelnd sah Bakura nach vorn, wo ein LKW auftauchte. In der Annahme sie würden diesen überholen, achtete er nicht weiter auf diesen. Erst als sich dessen Laderampe absenkte – ohne seine Fahrt zu verlangsamen – ahnte er, dass das das Versteck für den Wagen war. Diese Vermutung bestätigte sich, als Kaiba seinen Wagen behutsam in das Innere fuhr. „Ich glaube fast, du hast zu viel Fernsehen geguckt“, kommentierte Bakura ironisch. „Und wenn schon....“, zuckte Kaiba mit den Schultern. „... es ist für mich lediglich eine Spielerei, die sich jetzt mal auszahlt. Irgendwie muss auch ich mich entspannen können.“ Kopfschüttelnd stieg Bakura aus und sah sich um. Ganz so wie im Fernsehen war es dann doch nicht, da sich keine hübsche Mechanikerin gleich um das Auto kümmerte und auch keine bequeme Sitzecke vorhanden war... Schade eigentlich. „Bakura... komm schon, wir müssen weiter“, forderte Kaiba die Aufmerksamkeit seines Mitschülers und warf ihm gleichzeitig ein Seil zu, was dieser reflexartig auffing, aber nicht wusste, was er damit sollte. „Und ich hab immer gedacht nur Wheeler hat eine niedrige Intelligenz“, seufzte Kaiba. „Werd nicht gleich beleidigend“, maulte Bakura, der das Seil unschlüssig in den Händen hielt. „Du darfst es benutzen, um dir einen besseren Halt auf dem Drachen zu geben“, erklärte der Brünette übertrieben geduldig. „Hast du jetzt verstanden?“ „Ach so...“, ging ihm jetzt ein Licht auf. „... sag das doch gleich.“ Unterdessen klappte Kaiba eine Leiter herunter, kletterte an dieser hoch und öffnete eine Luke im Verdeck des Anhängers. Den Kopf raus streckend sah er sich um und kletterte vollends auf das Dach. Kurz darauf sah er wieder ins Innere. „Was ist? Brauchst du eine Extraeinladung? Oder willst du nicht mit?“ Schon war der Kopf wieder verschwunden und Bakura beeilte sich ebenfalls auf das Dach des LKW' s zu kommen. Sich aufrichtend zuckte er zusammen, da er dem Drachen gegenüber stand, der seine Flügel schon leicht abgespreizt hielt und gegen den Auftrieb ankämpfte. „Nun mach schon“, forderte Raito mit rauer Stimme. „Die Zeit drängt. Das Seil kannst du später befestigen.“ Grummelnd ging er auf den Drachen zu und kletterte – mehr oder weniger behände – auf dessen oberen Rücken, bzw. den Halsansatz. Hier konnte er wenigstens mit den Beinen etwas Halt finden. Der Drache spürte, dass Bakura richtig saß und stieß sich vorsichtig ab und brachte sich mit kräftigen Flügelschlägen so hoch in die Luft, dass die Wolken die Sicht auf ihn verdeckten. „Und ich wollte Kaiba retten“, murmelte Bakura, der nun zitternd vor Kälte versuchte das Seil um Raitos Hals zu schlingen, damit er sich an diesen binden konnte. „Hätte er mir gleich gesagt, was er vorhat, wäre ich zu Hause geblieben... der braucht keine Hilfe... wie konnte ich Blödmann das nur annehmen.“ „Hat er dir das nicht immer gesagt?“, fragte Raito amüsiert. „Dennoch hast du ihm... uns … sehr geholfen.“ Ohne Bakura hätten sie nicht auf den Rechner Pegasus' zugreifen können und Kisaras Befreiung wäre viel zu früh aufgefallen. In diesem Fall hätte nicht nur Kaiba die Folgen tragen müssen, sondern auch dessen Mitschüler, um das zu verhindern, war er bereit gewesen sich in dessen tödliche Hände zu begeben. „Dem Irren hat der ganze Zinnober auch noch Freude bereitet“, beschwerte er sich lautstark. „Dir nicht?“, kam prompt die Gegenfrage. „Du hättest jederzeit zurückbleiben können, aber du hast es genauso genossen wie Seto.“ Eine Antwort schuldig bleibend versank Bakura in seine Gedanken und musste sich am Ende eingestehen, dass der Drache recht hatte. Es hatte ihm mindestens genauso gefallen wie Kaiba, außer das Werfen vielleicht, aber ansonsten hatte er es genossen... genossen die unerschütterliche Sicherheit Kaibas zu sehen und zu spüren... zu wissen, dass dieser ihm keinem unnötigen Risiko ausgesetzt hätte... irgendwie waren sie ein Team...ein sehr gutes Team, wenn auch ein sehr verrücktes. Kapitel 13: ------------ Kapitel 13 Unterdessen hatte sich ein Helikopter an die Fersen von Kaibas SUV gehängt, aber damit hatten sie schon gerechnet. Mit hoher Geschwindigkeit schoss das schwere Gefährt die Straße entlang, sicher führte Rafael die gewagtesten Überholmanöver aus. „Wir erreichen jetzt die Tunnel“, teilte er seinen Fahrgästen mit. Schon fuhren sie in den ersten ein – ohne großartig die Geschwindigkeit zu verringern. Es war der erste von drei Tunneln, die sie passieren mussten, um dann auf die Stadtautobahn Dominos zu kommen. Der erste war der kürzeste, der zweite Tunnel war der längste und der dritte lag mit seiner Länge dazwischen. Vermutlich würde Pegasus die Zeit abschätzen, die sie für die Durchfahrt brauchten und bei einer zu großen Diskrepanz nicht auf das reinfallen, was sie vorhatten. „Wie sollen wir denen entkommen?“, meldete sich Joey das erste Mal wieder zu Wort. „Durch Täuschung“, grinste Rafael. „Hä... sind noch mehr Geländewagen hier die Kaiba gehören?“, verstand er nicht so ganz. „So in etwa“, nickte Rafael. „Zwei Tunnel dienen dazu, um Pegasus in Sicherheit zu wiegen, im letzten wechseln wir quasi die Autos. Haltet nur die Augen auf.“ Mehr sagte Rafael nicht zu dem Thema, er konzentrierte sich voll und ganz auf dieses Täuschungsmanöver. Inzwischen hatten sie den ersten Tunnel passiert und rasten in halsbrecherischem Tempo auf den nächsten zu. Sichtbar für ihre Gegner drosselte Rafael die Geschwindigkeit, bevor sie in den zweiten Tunnel fuhren. Nun schlossen zwei andere SUV's zu ihnen auf. Rafael wechselte die Spur und ließ sich ein wenig zurück fallen, in dieser Konstellation verließen sie den zweiten Tunnel. Nach knappen zehn Minuten erreichten sie den letzten Tunnel, erneut wechselte Rafael die Spur und wurde noch langsamer, bis er die übliche Durchschnittsgeschwindigkeit erreichte und drückte dann einen Knopf – wie von Zauberhand wechselte die Farbe des Wagen. Die 'Lockvögel' fuhren unterdessen mit unvermindert hoher Geschwindigkeit weiter und verließen den Tunnel inzwischen wieder. Rafael nahm die nächste Ausfahrt und erreichte eine halbe Stunde später den Yachthafen. Die Verfolger ließen sich nicht mehr blicken, wie er erleichtert feststellte. Joey bekam von all dem nicht sehr viel mit. Er fühlte sich müde, erschöpft und wie in dicke Watte gepackt. Natürlich sah er was passierte, registrierte auch die wilde Verfolgungsjagd, aber er konnte diese Flut an Informationen nicht verarbeiten. Als er endlich wieder richtig denken konnte, befand er sich schon auf der Yacht, die in Höchstgeschwindigkeit auf ihren Treffpunkt zusteuerte. Die Yacht legte sofort ab, als alle an Bord waren. Tristan, Yugi und Tea brachten Joey in eine der Kabinen, in der dieser sich ausruhen konnte. Der Blondschopf hatte keine Lust zu reden, er wollte nur noch einem Schlafbedürfnis nachkommen, was er auch tat, kaum dass er auf dem weichen Bett lag. „Wow... ich weiß ja, dass er gern pennt, aber das ist ja schon rekordverdächtig“, schüttelte Tristan ungläubig den Kopf. „Ob das mit Kisara geklappt hat?“, fragte Tea leise. „Ich kann nichts spüren.“ „Ich auch nicht“, antworteten Tristan und Yugi gleichzeitig. Der Blick aller richtete sich auf den Schlafenden. „Vielleicht ist Joey deswegen so müde“, vermutete der Kleinste in der Runde. „Kann sein... hatte Pegasus nicht gesagt, dass er den Drachen betäubt hat?“, war Tea geneigt, der Vermutung zuzustimmen. „Wenn Kaiba hier wäre, hätten wir Gewissheit“, seufzte Yugi. „Lasst uns nach oben gehen, damit Joey seine Ruhe hat.“ Alle drei verließen leise die Kabine und zogen sich in den Wohntrakt der Yacht zurück. „Wie kommen Kaiba und Bakura eigentlich her?“, wollte Tristan wissen. „Kommen sie überhaupt?“ „Natürlich werden sie kommen“, war Yugi überzeugt, er wollte gar nicht daran denken, dass die beiden vielleicht nicht mehr lebten. „Hoffentllich...“, murmelte Tea. „... hoffentlich hast du Recht.“ ****** Einige Zeit später tauchte Joey bei seinen Freunden auf, die inzwischen auch etwas geschlafen hatten und nun dabei waren etwas zu Essen zuzubereiten. „Hey Leute“, gähnte der Blonde und streckte sich ausgiebig. „Joey“, freute sich Tea. „Geht es dir besser?“ „Ich fühl mich gut“, versicherte er ihr. „Ich hätte gedacht, dass du noch länger pennen wirst“, meldete sich Tristan. „Hätte ich vielleicht auch, aber er ist gleich da“, zuckte Joey mit den Schultern. „Wer?“, fragten seine Freunde verblüfft. „Na... Kaiba“, schüttelte Joey verständnislos den Kopf. „Wer denn sonst?“ In diesem Moment kam Rafael zu ihnen, der sich bis dahin sehr rar gemacht hatte. „Macht euch bereit... wir müssen gleich die Schiffe wechseln“, informierte er die Freunde. „Wie? …. Was bedeutet wir wechseln die Schiffe?“, wollte Yugi wissen. „Wir steigen auf ein wesentlich schnelleres Boot um....“, erklärte Rafael gleichgültig. „.... Mr. Kaiba hat es so angeordnet, um das Ziel schnell erreichen zu können.“ „Die Insel..“, kam es ungläubig von Joey, der sich wunderte, woher dieses Wissen kam. „... er will diese Insel erreichen.“ „Das ist meine Information“, bestätigte Rafael. „Also... esst was und haltet euch bereit.“ Eindringlich sah er die Teenager an, wandte sich dann um und kümmerte sich wieder um die Vorbereitung für dieses Treffen. Während sich Tea, Yugi und Tristan noch fragten, was das wohl für eine Insel sei und vor allem warum sie unbedingt von der Yacht auf ein anderes Boot wechseln sollten, war Joey schon dabei, seinen Hunger zu stillen. „Was hat es mit dieser Insel auf sich?“, wollte Tea wissen und setzte sich zu Joey an den Tisch. „Weiß nicht genau... aber wenn ich mich recht erinnere hat Kaiba doch gesagt, dass die Drachen unbedingt dort hin müssen, um wieder in ihre Welt zu können“, erklärte der Gefragte. „Frag ihn, wenn er wieder da ist... dauert nicht mehr lange.“ „Woher willst du das so genau wissen?“, erkundigte sich Yugi neugierig. „Nicht mal Rafael weiß, ob Kaiba noch …. ähm... kommt.“ Kurz hielt Joey inne und schien zu überlegen, ehe er die Schultern zuckte und meinte, dass er keine Ahnung hätte warum er das wisse. Eine halbe Stunde später kam Rafael erneut zu ihnen und holte sie an Deck. Der Mond strahlte hell vom dunklen Nachthimmel, es fehlte nicht mehr viel und er war voll. Das kühle Mondlicht spiegelte sich auf dem Wasser, welches sich leicht unter dem Nachtwind kräuselte. Neben der Yacht lag das Boot, auf welches sie wechseln sollten. Es war genauso lang wie helle Motoryacht, aber wegen dessen dunkler Farbe wirkte es wie ein Schatten. „Auf das sollen wir jetzt klettern?“, fragte Tea unsicher. „Ist Kaiba denn schon da?“, zweifelte auch Yugi. „Nein...“, antwortete Joey überraschend, wandte sich ab und ging zum Heck der Yacht, wo sich eine Landeplattform für Helikopter befand. „... er kommt von da.“ Er streckte seinen Arm aus und deutete in eine bestimmte Richtung. Seine Freunde gesellten sich neugierig zu ihm und starrten angespannt in die gezeigte Richtung. „Ich kann nichts erkennen“, meinte Tea ein wenig enttäuscht und wollte sich schon abwenden, als Yugi und Tristan gleichzeitig ausriefen: „Da ist Raito, nicht wahr?“ „Ja.... das ist Raito“, nickte Joey freudestrahlend. Warum er sich so freute, den Drachen zu sehen, konnte er nicht sagen. Eine Mischung aus Freude, Erleichterung und auch Ärger braute sich in ihm zusammen, wobei sich der Ärger eher im Hintergrund hielt. Derweil wurde die Silhouette des Drachens immer größer. Mit leuchtenden Augen beobachtete Joey, wie Raito landete und sich noch mal reckte, ehe er jemanden vom Rücken steigen ließ. Verblüfft erkannten die Freunde, den Krank zurückgelassenen, Bakura. In der kurzen Zeitspanne, in der sich alle Bakura zuwandten, wechselte Raito mit Kaiba die Gestalt. Dessen Blick suchte eine ganz bestimmte Person und stand ihr Sekunden später gegenüber. 'Sie ist in ihm', hauchte Raito ergriffen. 'Was mach ich jetzt?' Diese Nervosität und Ergriffenheit entlockten Kaiba ein Schmunzeln. Aber nicht nur Raito war nervös... Kisara war noch irritiert und verunsichert, sie verstand noch nicht alles und konnte auch noch nicht wirklich mit ihrem Wirt kommunizieren. Zögerlich hob Kaiba seine Hand und strich Joey eine Strähne aus dem Gesicht. Beide sagten nichts, sie sahen sich nur an. Keiner realisierte die innige Umarmung, in der sie sich unerwartet wiederfanden. Fest zog er Joey an sich und strich ihm sacht über den Rücken. „Jetzt übertreibst du aber maßlos, Kaiba“, brummte Bakura, als er an dem Paar vorbeiging. „Mr. Kaiba... wir sollten jetzt die letzte Etappe starten“, räusperte sich Rafael. „Ja... ja natürlich“, löste sich Kaiba eher widerwillig von Joey. Fünfzehn Minuten später saßen die Freunde im – sehr funktionalen – Wohnbereich ihres neuen Fortbewegungsmittel und ließen sich von Kaiba und Bakura berichten, nach ihnen lieferten Tea, Yugi und Tristan ihren Bericht ab. „Sag mal, Kaiba.... war dein SUV nicht eigentlich schwarz?....“, fiel Tristan im Nachhinein eine Ungereimtheit auf. „... als wir ausstiegen, war der definitiv weiß.... wie hast du das gemacht?“ „Lass mal, Tristan...“, winkte Bakura ab. „.... unser eiskalter Freund hier hat ein Faible für amerikanische Fernsehserien und baut dessen technische Spielereien nach... zur Entspannung.“ „Hä?...“, kam es nicht sonderlich intelligent von Tristan, aber auch der Rest der Gruppe war verwundert, während Kaiba lediglich seufzend den Kopf schüttelte. Womit hatte er das nur verdient? „Du hast schon verstanden, Tris...“, erwiderte Bakura. „... er hats mir gesagt.“ Ehe das Thema weiter vertieft werden konnte, wandte sich Joey an Kaiba. „Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?“ Kurz, aber sehr intensiv musterte der Gefragte seinen blonden Mitschüler, ehe er knapp nickte. Kaiba spürte Raitos Nervosität und vermutete dass es wohl eher Kisara war, die ein Gespräch wünschte. „Wir verziehen uns dann mal“, erhob sich Yugi und sah die anderen auffordernd an, die mehr oder weniger schnell verstanden, dass sie mit ihm gehen sollten. „Bis später.“ Zwei Minuten später saßen Kaiba und Wheeler am Tisch und sahen sich nur an. Es war Joey der sich schließlich räusperte und die Stille durchbrach. „Ähm... ich weiß nicht... das was ich... sagen...“, versuchte Joey einen Satz zustande zu bekommen, aber er war gerade mit der Situation etwas überfordert. „Kisara hat Fragen, nicht wahr?“, vermutete Kaiba. „Raito auch.... stell einfach ihre Fragen, ich gebe Raitos Antworten weiter.“ Auf eine Art erleichtert, atmete Joey tief durch, peinlich war es ihm trotzdem. Allerdings konnte er Kaibas Verhalten in den letzten Wochen auch ein wenig besser nachvollziehen. Er öffnete den Mund, um seine, bzw. ihre Frage zu stellen, da kam ihm Kaiba, bzw. Raito zuvor. „Kisara... es tut mir furchtbar leid, dass ich dich in diese Gefahr gebracht habe“, kam es zerknirscht von Kaibas Lippen. Dieser ließ sich auf die Gefühle seines Drachens ein, damit Kisara auch die Ehrlichkeit der Worte erkennen konnte. „Und damit soll alles gut sein?“, fragte Joey spitz, der sich gar nicht gegen die Gefühle Kisraras wehren konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. „Mehr als entschuldigen kann ich mich nicht“, seufzte Raito. „Leider kann ich nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Glaube mir, ich wollte dich wirklich nicht in Gefahr bringen.“ „Das hast du aber“, konterte Kisara ungehalten. „Du bist …. ich weiß gar nicht, wie ich das betiteln soll.... du bist so von dir überzeugt, dass du keine andere Meinung gelten lässt. Wenn du dich erinnerst, sagte ich dir, dass das eine dumme Idee ist. Wie soll ich dir vertrauen können, wenn du nicht an die Folgen deiner Taten denkst?“ „Du hast ja recht“, seufzte Raito niedergeschlagen. „Es war eine sehr, sehr dumme Idee, die uns beiden fast das Leben gekostet hätte und nicht nur unser....“ „Beim nächsten Vollmond muss ich mich für einen Gefährten entscheiden“, flüsterte sie. „Nenne mir einen Grund, warum du es sein sollst.“ Ihr Herz hatte sich schon längst für diesen stolzen Drachen entschieden, aber Stolz allein reichte nicht. Er musste in der Lage sein seine Familie zu beschützen, aber wenn er dazu neigte sie aus Egoismus erst in Gefahr zu bringen, musste sie eine andere Wahl treffen. Das hatte Raito befürchtet, er hatte aus Dummheit ihr Vertrauen aufs Spiel gesetzt. Er wollte keine andere Gefährtin... er wollte nur sie. So wie es aussah war er aber nicht in der Lage sie zu beschützen, einfach weil er nur an sich dachte und das hatte sie nicht verdient. „Warum bist du nicht bei mir geblieben, nachdem ich in diesem Körper war?“, wollte sie wissen, als Raito ihr keine Antwort gab. „Ich musste den Menschen retten, der mir erst möglich gemacht hat, dich zu befreien“, murmelte Raito. „Warum?“ „Der Mensch... Kaiba... ist ein Freund geworden, der sich opfern wollte, um mir zu helfen...“, antwortete Raito ohne zögern. „... das konnte ich nicht zulassen.“ „Aber du hättest dein Leben auch verlieren können“, gab sie zu bedenken. „Dann wäre es so gewesen“, zuckte Raito mit den Schultern. „Du warst in Sicherheit und nur das zählte.“ „Du hast dich ganz schön geändert“, stellte sie leise fest. „Jetzt kann ich dir mein Leben anvertrauen.“ „Überlege es dir gut“, sah Raito sie offen an. „Ich bin wie herbe Schokolade, ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder Dummheiten machen werde. Es ist besser, wenn du dir jemanden suchst auf den du dich verlassen kannst, der beständiger ist als ich.“ „Ich will niemand anderen als dich“, lächelte sie warm. „Ein bisschen Risiko und Abenteuer ist völlig in Ordnung und herbe Schokolade wird mit ein bisschen Zucker süßer.“ „Du bist unglaublich“, schmunzelte Raito. „Gut, dass du das erkennst“, erwiderte sie keck. Ein Räuspern unterbrach das Gespräch. Kaibas Blick fiel auf Rafael und sah ihn fragend an. „Sir... es gibt ein Problem“, erklärte Rafael sich kurz und knapp. „Schade....“, seufzte Kaiba müde. „... ich dachte wirklich wir hätten das hinter uns....“, sich auf den Tisch stützend erhob er sich. „.... wir reden später weiter...“, stellte er Kisara in Aussicht, ehe er sich abwandte und mit Rafael den Raum verließ. Mit einem undefinierbaren Blick sah Joey dem Brünetten hinterher. In ihm tobte ein Gefühlschaos von dem er nicht wusste, ob es seines oder das des Drachens war. „Du tust ihm nicht gut“, ertönte die kühle Stimme Bakuras, der sich nun zu seinem Mitschüler setzte und distanziert ansah. „Wie bitte?“, hakte der Blondschopf irritiert nach. „Wem tu ich nicht gut?“ „Das weißt du ganz genau“, knurrte Bakura, der das Gespräch belauschte. „Du machst aus ihm ein Weichei.“ „Das ist nicht wahr“, verteidigte sich Joey empört. „Ich helfe nur, mehr nicht, so wie du ja auch.“ „Ja, ja... und im Himmel ist Jahrmarkt“, konterte Bakura höhnisch. „Ich beschütze ihn.“ „Also mal ehrlich... Seto Kaiba braucht deinen Schutz sicher nicht“, stellte Joey klar, der nicht verstand, warum Bakura jetzt sauer auf ihn war, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Bist du etwa eifersüchtig?“ „Mach dich nicht lächerlich“, schnaubte Bakura. „Ich bin sicher nicht eifersüchtig... schon gar nicht auf dich.“ „Und warum führst du dich so auf?“, wollte Joey aufgebracht wissen. „Warum ich mich so aufführe?....“, wiederholte Bakura düster und fixierte den Blondschopf, als wolle er ihn gleich erwürgen. „... du wirst zu seiner Schwäche und machst ihn angreifbar... das ist nicht gut für ihn.“ „Ach ja?“, gebar Joey auf. „Woher willst du das so genau wissen? Es ist immer noch seine Entscheidung, außerdem bildest du dir das alles nur ein.“ „Sicher nicht... ich hab Augen im Kopf“, konterte Bakura kalt. „Kaiba ist dabei sich in dich zu verlieben, falls er das nicht schon tut und das macht ihn schwach.“ Ungläubig sah der Blondschopf seinen Mitschüler und Freund an. Wie kam Bakura auf diese Idee? Alles was er tat war helfen, er hatte nie vor Kaiba dazu zubringen sich in ihn zu verlieben, abgesehen davon, waren das jetzt die Gefühle der Drachen die sich zeigten, sicher nicht seine eigenen. „Du willst allen Ernstes behaupten, dass Liebe ihn schwach macht?“, fragte er fassungslos. „Du gönnst ihm diese Wärme nicht? Soll er sein Leben in dieser kalten Welt allein fristen? Ich nahm an, du wärst ein Freund, aber da habe ich mich wohl geirrt.“ „Das ist immer noch besser als sich ständig mit Zweifeln und Sorgen herumschlagen zu müssen“, giftete Bakura zurück, der nun mit geballten Fäusten vor Joey stand. Dieser sprang ebenfalls auf und funkelte sein Gegenüber wütend an. „Das hast du sicher nicht zu entscheiden....“, fauchte Joey, was schon ziemlich bedrohlich klang, da Kisara ihn unterstützte. „... es ist allein Kaibas Entscheidung... seine allein. Wenn er dieses Wagnis eingehen will, werde ich ihn auch darin unterstützen und zeigen, dass Liebe keine Schwäche, sondern vielmehr eine nicht zu unterschätzende Stärke ist.“ „Was ist denn hier los?“, fragte Yugi verwundert, als er seine Freunde so wütend aufeinander vorfand. Instinktiv schob er sich zwischen die beiden und sah beschwörend von einem zum anderen. „Wir sollten jetzt zusammenhalten und uns nicht die Köpfe gegenseitig einschlagen“, meinte Yugi und legte seine Hände auf Joey' s und Bakura' s Brust, um sie zu beruhigen. „Freunde halten zusammen, nicht wahr?“ Verächtlich schnaubend wandte sich Bakura schließlich ab und verließ den Raum. Joey ließ sich kraftlos auf den Stuhl fallen und seufzte niedergeschlagen. Yugi setzte sich zu ihm und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. „Was war eigentlich los?“, fragte er behutsam. „Keine Ahnung“, zuckte Joey leicht mit den Schultern. „Sieht aber so aus, als würde Bakura den großen Beschützer rauskehren.“ „Und wen will er beschützen?“, hakte Yugi nach. „Kaiba.“ Kapitel 14: ------------ Kapitel14 Wie fast jeden Tag betrat Joey das Krankenzimmer Kaibas.... und wie fast jedes Mal blieb er am Bett stehen und betrachtete den Jungunternehmer, der seine Augen immer noch nicht geöffnet hatte. Leicht beugte er sich hinunter und strich sacht über das braune Haar. „Hallo Eisklotz“, begrüßte er ihn mit warmer Stimme. „Hast du immer noch keine Lust aus deinem Dornröschenschlaf zu erwachen? Das ist wirklich schade... es ist in der Schule viel zu ruhig ohne dich. Stell dir vor, ich liege mit meinen Noten inzwischen über dem Durchschnitt.... das ist deine Schuld... deinetwegen lerne ich viel zu viel und habe kaum noch Zeit für meine Freunde...“, er beugte sich hinab und hauchte Kaiba einen Kuss auf die Stirn. Warum er das tat wusste er nicht, er hatte einfach damit angefangen und es beibehalten. „... ich weiß, für das und auch dafür, dass ich dich so schwach und verletzlich gesehen habe, wirst du mir wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage die Hölle heiß machen, aber weißt du was... es ist mir egal, solange du wieder dazu in der Lage sein wirst...“ Auf diese Weise begrüßte er Kaiba immer, auch vergaß er nicht ihn mit Schimpfworten zu titulieren, die allerdings nicht so böse klangen, wie man annehmen könnte. Seine Sichtweise, was Kaiba betraf hatte sich grundlegend geändert. Durch Mokuba hatte er sehr viel über den eiskalten Geschäftsmann erfahren, der nicht immer so abgebrüht und gefühllos war. Vielleicht war es das, was ihn dazu bewog Kaiba immer mal wieder zu berühren... zur Begrüßung den Kuss auf die Stirn... immer wenn sich der Herzschlag erhöhte, ein Streichen über den Arm oder das Halten der Hand. Es schien Kaiba zu beruhigen, da sich dessen Herzschlag wenige Augenblicke später beruhigte. Aber nicht nur diesen beruhigte es, auch Joey fühlte sich besser, wenn er die Wärme des Brünetten spüren konnte, ein untrügliches Zeichen, dass dieser noch lebte. Seufzend wandte er sich von Seto ab, kramte seine Schulsachen aus seinem Rucksack, setzte sich an den Tisch und machte seine Hausaufgaben. Eine Stunde später betrat auch Mokuba das Krankenzimmer. Joey sah auf, grinste und winkte ihm zur Begrüßung. Setos Bruder sah erfrischt aus, offenbar taten ihm die gelegentlichen freien Tage gut. Wie Joey zuvor, begrüßte auch Mokuba seinen Bruder und erzählte ihn von seinen Erlebnissen, ehe er sich zu Joey setzte und seine Schulsachen auspackte. „Ich habe eben noch mit dem Arzt gesprochen“, teilte er Joey mit. „Sie sind jetzt vorsichtig optimistisch, es gab in den letzten Tagen wohl keine kritische Situation mehr.“ „Na bitte“, freute sich Joey. „Ich hab doch gesagt, dass dein Bruder zu stur ist um einfach aufzugeben.“ „Stimmt schon“, lächelte Mokuba leicht. „Trotzdem hoffe ich, dass Seto bald aufwacht und alles wieder gut wird.“ „Das hoffe ich auch“, nickte Joey.“Glaub mir, dass hoffe ich auch.“ Beide sahen zu Seto, in der Hoffnung, dass dieser in diesem Moment die Augen öffnen würde, doch nichts geschah. Seufzend machten sich beide wieder an ihre Aufgaben. ****** Müde stand Kaiba unter der Dusche. Langsam fiel die Anspannung der letzten Stunden von ihm ab, seine Glieder fühlten sich bleischwer an, die Augen konnte er kaum noch aufhalten, es wurde höchste Zeit dass er etwas schlief. 'Wir werden die Insel nicht rechtzeitig erreichen, nicht wahr?', fragte Raito bedrückt. „Mit dem Boot nicht“, bestätigte Kaiba müde. 'Dann war alles umsonst', stellte der Drache betroffen fest. 'Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich in so eine Situation gebracht habe.' „Noch ist nicht aller Tage Abend“, versuchte Kaiba den Drachen aufzumuntern. „Ich muss jetzt nur ein paar Stunden schlafen, dann finde ich sicher eine Lösung.“ 'Kisara hat mir verziehen', erzählte Raito, klang dabei aber sehr traurig. 'Aber ich kann mir nicht verzeihen, dass ich sie so in Gefahr gebracht habe... auch nicht, dass ich deinen Tod bedeute.“ „Kopf hoch, Kleiner... ich bereue nicht, dich kennen gelernt zu haben“, lächelte Kaiba. „Es war.... Schicksal... das wir aufeinander getroffen sind und – wenn ich Yugi glauben schenke – passiert nichts ohne Grund.“ 'Wo nimmst du deinen Optimismus her?', seufzte Raito, der sehr niedergeschlagen war. „Man erreicht mehr, wenn man positiv eingestellt ist“, zuckte Kaiba mit den Schultern. „Wenn du etwas unbedingt willst, musst du auch an den Erfolg glauben und darfst dich nicht durch Rückschläge verunsichern lassen.“ 'Hm... aber...' „Nichts aber...“, unterbrach Kaiba den Drachen. „Wir sind ein Team und haben bisher sehr viel erreicht. Zusammen schaffen wir auch noch den Rest... vertrau mir.“ 'Nun gut... ich will dir vertrauen', erwiderte Raito zögerlich, noch konnte er nicht verstehen, was Kaiba ihm damit sagen wollte, aber bisher waren dessen Ratschläge und Taten immer richtig. „Gut... und jetzt schlafen wir ein bisschen“, nickte Kaiba zufrieden. Unterdessen saß Joey allein in seiner Kabine und dachte über Bakuras Worte nach. Hatte dieser recht und er, Joey, hatte sich in Kaiba verliebt? Aber wann war das passiert? Oder waren es doch nur die Gefühle Kisaras, die sich in ihm widerspiegelten? Es war zum Haare raufen, er fand keine Antworten auf seine Fragen, er wusste im Moment nur eines, er wollte diese Nacht nicht allein verbringen. Ohne darüber nachzudenken verließ er seine Kabine und klopfte an die Tür, hinter der sich Kaiba befand. Nervös krallten sich seine Finger in den Saum seines T-Shirts. Was, wenn Kaiba ihn abwies? Was würde überhaupt passieren? Die Frage wurde ihm wenig später beantwortet, als Kaiba die Tür öffnete. Joey schluckte, offenbar kam Kaiba gerade aus der Dusche, da er nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet und das Haar noch feucht war. Sie sahen sich nur an. Deutlich konnte Kaiba die stumme Bitte in den braunen Augen lesen, die er erfüllte indem er nur kurz nickte und beiseite trat. Ohne den Blickkontakt zu lösen betrat Joey die Kabine und schlang, einen Wimpernschlag später, seine Arme um Kaibas Nacken, dessen Hand gab der Tür noch den Schwung, um ihn Schloss zufallen, ehe sich seine Arme um Joey schlossen. ****** Es fiel den beiden Schülern nicht sofort auf, dass das Piepen des Herzmonitors langsamer wurde, doch waren sie sofort bei Kaiba, als das zu ihnen durchdrang. „Hat das was zu bedeuten?“, fragte Mokuba besorgt. „Ich weiß nicht“, erwiderte Joey, der vorsichtig die schlanke Hand Kaibas ergriff. „Es ist wieder beständig...“ Aufmerksam beobachteten sie Kaiba. „Er sieht das erste Mal wirklich entspannt aus, findest du nicht auch?“, meinte Joey nach einer Weile. „Ja... vielleicht träumt er was schönes“, erwiderte Mokuba. „Kann sein... ich hoffe, dass es sich dabei nicht um Börsenberichte handelt“, scherzte Joey, um die Stimmung wieder etwas aufzulockern. „Das hoffe ich auch“, lächelte Mokuba. ****** Auf dem Flur stand Bakura, der diese Szene ungläubig beobachtete. Hatte er nicht deutlich gemacht, dass sich Joey von Kaiba fern halten sollte? Wie konnte der Chaot es wagen die Nacht bei ihm zu verbringen? „Tja, mein Freund....“, trat Tristan neben ihn und legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „...offenbar hat Joey mehr zu bieten als du. Gönn ihnen ihr Glück, wer weiß wie lange es anhalten wird.“ „Das ist doch krank“, fauchte Bakura aufgebracht. „Das ist falsch.“ „Denkst du das wirklich?“, fragte Tristan ruhig. „Ich mein... haben wir das nicht eigentlich immer gewollt?“ „Was haben wir gewollt?“, fragte Bakura unwirsch nach. „Das Kaiba Gefühle zeigt und menschlicher wird.“, erinnerte Tristan ihn. „Daran finde ich nichts krankes oder falsches... denk mal darüber nach.“ Nach diesen Worten setzte Tristan seinen Weg fort und ließ einen nachdenklichen Bakura zurück. Seto und Joey schliefen eng aneinander gekuschelt, tief und fest. Beide brauchten dringend diese Erholung, nicht nur wegen der anstrengenden Stunden zuvor, sondern auch wegen der Emotionen, die beide nicht mehr wirklich zuordnen konnten. Nach einem innigen Kuss, legten sie sich schlafen. Es reichte ihnen, die Nähe des anderen zu spüren, es waren keine Worte nötig, sie verstanden sich auch so. Nach einigen Stunden Schlaf wachte Seto abrupt auf. Sollte es so einfach sein? Ruckartig setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Müde schlug Joey die Augen auf und stützte sich auf seinen Ellenbogen. „Kannst du nicht mehr schlafen?“, fragte er gähnend. „Nein... ich hab die Lösung für unser Problem gefunden“, erklärte Seto, drehte sich etwas um Joey ansehen zu können. „Echt?“, hakte Joey schon deutlich wacher nach. „Und die wäre?“ „Fühlst du dich fit genug für einen längeren Flug?“, fragte Seto ihn grinsend. Augenblicklich waren beide Drachen Feuer und Flamme, was sich in Seto und Joey widerspiegelte. „Keine Frage... ich flieg mit dir bis ans Ende der Welt“, kam es euphorisch von Joey. „Dann hopp aus den Federn“, sprang Seto auf, zog sich eiligst an und wartete an der Tür auf Joey. „Sei leise, wir müssen die anderen nicht wecken... ich hab keine Lust auf Abschied.“ „Die hab ich auch nicht“, meinte Joey, während er sich hastig anzog. Leise schlüpften sie auf den Flur und huschten nach oben auf das Hinterdeck. Kurz informierte Kaiba Rafael über dessen weitere Vorgehensweise und legte ihm das Wohl seiner Mitstreiter noch mal ans Herz. Gerade als Kaiba Joey wieder erreichte, tauchte Bakura bei ihnen auf. „Ihr wollt fliegen“, stellte er fest. „Ja... es ist die einzige Möglichkeit rechtzeitig vor Ort zu sein“, bestätigte Kaiba, der von dem Streit zwischen Bakura und Joey nichts wusste. „Ich kann dich jetzt wohl nicht mehr beschützen“, traf Bakura eine weitere Feststellung. „Nein... das kannst du nicht“, nickte Kaiba. „Wie du weißt, kann ich auch gut allein auf mich aufpassen.“ „Ja... das kannst du“, lächelte Bakura und umarmte Kaiba spontan, ehe er ihm zuflüsterte. „Trotzdem werde ich immer zur Stelle sein, wenn du es mal nicht kannst.“ Er wandte sich an Joey, der ihn abwartend ansah. „Es tut mir leid was ich gesagt habe“, entschuldigte er sich bei diesem, ehe er auch Joey umarmte. „Beweise mir, dass die Liebe so stark ist, indem du auf Kaiba aufpasst.“ „Das werde ich“, erwiderte Joey die Umarmung und war froh, dass Bakura nicht mehr böse auf ihn war. „Komm schon, Joey... die Zeit drängt“, forderte Kaiba, der beherzt von der Reling absprang und im nächsten Moment als Drache, mit kräftigen Flügelschlägen an Höhe gewann. Joey zwinkerte Bakura noch mal zu, ehe er Kaiba folgte. Es war sein erster Flug als Drache, aber anders als Kaiba genoss er diesen von beginn an und ließ es sich nicht nehmen Raito spielerisch zu ärgern. Kopfschüttelnd sah Bakura den beiden Drachen nach, die einem ungewissen Schicksal entgegenflogen. Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Kapitel 15 Gerade hatten sie sich wieder an den Tisch gesetzt, als sich Kaibas Herzschlag wieder beschleunigte. „Heute ist er aber sehr unruhig“, stellte Joey besorgt fest, nahm erneut die Hand seines Mitschülers und hielt diese sacht fest. „Sogar die Atmung ist schneller“, meinte Mokuba, der seinem Bruder beruhigend über das Haar strich. Inzwischen wussten sie, in welchem Bereich sich der Puls befinden durfte ohne Alarm zu schlagen. Noch sah es gut aus. In Joey machte sich Sorge breit. Die Ärzte hatten gesagt, dass es Kaiba wohl überstanden hätte, aber er hatte auch gelesen, dass es Patienten oftmals besser ging, ehe es ganz schlecht wurde. Aber diesen Gedanken behielt er für sich, er wollte Mokuba nicht die Hoffnung nehmen, dass sein Bruder wieder gesund wurde. ****** Nicht nur Joey genoss diesen Flug. Für Seto war es der fünfte Flug als Drache, der letzte war schon atemberaubend, aber nun mit einem weiteren Drachen zu fliegen war das beste, was er bisher erlebte. Noch nie hatte er dieses Gefühl unbegrenzter Freiheit verspürt.. es schien, als würde alles von ihm abfallen... er könnte ewig fliegen. Keine Firma... keine Meetings... niemals wieder eine Maske tragen müssen... einfach nur er selbst sein... ein wahrlich berauschendes Gefühl. Aber da war noch Mokuba. Ihn konnte er nicht einfach zurück lassen, für ihn hatte er vieles auf sich genommen und erduldet. Nein... seinen kleinen Bruder konnte er nicht einfach zurück lassen. Ihm wurde klar, dass er sein Leben ändern müsste, um ein wenig er selbst sein zu können, doch würde er das können? Den Gedanken daran verdrängte er vorerst. Erst einmal musste er dafür sorgen, dass die Drachen sicher in ihre Dimension gelangten, danach hatte er genug Zeit um über seine Zukunft nachzudenken. „Da vorn ist die Insel“, freute er sich, dass sie diese endlich erreichten. Eine halbe Stunde später landeten sie am Strand und verwandelten sich zurück. Ihre Wirte, sanken in den weichen Sand. Während Kaiba saß, ließ sich Joey auf den Rücken fallen und streckte alle Viere von sich. „Das war wunderschön“, seufzte er erschöpft. „Ja... es wird von mal zu mal besser“, bestätigte Kaiba. „Wenn ich könnte, würde ich ewig weiterfliegen... frei von allem.“ „Mhm... ein berauschendes Gefühl“, stimmte Joey ihm träge zu. „Aber auch dieses Gefühl vergeht, wenn man nichts hat, was man hinter sich lassen kann.“ „Mag sein....“, stimmte er ihm bedingt zu und erhob sich. „... ist aber auch egal, wir müssen weiter.“ Er hielt Joey die Hand hin, um diesem auf die Füße zu helfen, welche dieser auch gern ergriff. „Wo müssen wir hin?“, fragte er, während er sich den Sand von der Hose klopfte. „Der Schneise nach... sie sind aus dem Tal hinter diesem Berg gekommen“, erklärte Kaiba. „Von dort wird die Insel in ihre Dimension wechseln.“ „Warum fliegen wir nicht?“, meinte Joey lustlos. „Weil wir nicht landen können... dichter Wald“, erklärte Kaiba und steuerte sein Ziel an. Unverdrossen einen Fuß vor den anderen setzend näherten sie sich ihrem Ziel. Es war ein schwerer Weg, dazu die Hitze und Wasser hatten sie auch keines. Für Menschen allein kaum zu bewältigen, aber Kaiba und Wheeler konnten auf die Kondition ihrer Drachen zurückgreifen, so erreichten sie schließlich auch ihr Ziel. „Und nun?“, japste Joey nach Luft. „Keine Ahnung“, musste Kaiba atemlos zugeben. Erschöpft setzten sie sich auf den Boden und versuchten sich ein wenig zu erholen. „Sag mal... kribbelt das bei dir auch?“, wunderte sich Joey, der irritiert seine Hände vom Boden nahm. Auch Seto nahm jetzt dieses Kribbeln war, es fühlte sich an, als würde er in einem Ameisenhaufen sitzen, aber dem war nicht so, wie ihm ein schneller Blick in die Runde bewies. „Ja... vielleicht hat das mit der anderen Dimension zu tun“, erwiderte Kaiba langsam. Das Kribbeln nahm mehr und mehr zu, es war fast nicht mehr auszuhalten, als es schlagartig vorbei war. Verwundert sahen sich die jungen Männer an. „Wir danken euch, für eure Hilfe“, erklang eine Stimme hinter ihnen. Überrascht drehten sie sich um und erstarrten regelrecht. Kaiba kannte den Drachen nur aus den Spiegelungen, selbst Kisara konnte er nicht wirklich mit eigenen Augen betrachten. Nun stand er diesen unglaublich erhabenen Geschöpfen gegenüber und fühlte eine Demut in sich, die er nicht kannte. Joey fing sich schneller, da er Raito schon gegenüber stand und somit nichts neues war. „Kein Problem...“, winkte er ab. „... wir haben gern geholfen.“ „Ja... haben wir...“, fand Kaiba schließlich die Sprache wieder und lächelte sogar. „... auch wenn es nicht immer vergnüglich war.“ „Aus diesem Grund gewähre ich dir einen Wunsch“, gab sich Raito großzügig und meinte es auch ehrlich. „Das musst du nicht... ich habe alles, was ich mir Wünsche“, winkte Kaiba ab. „Es genügt mir zu wissen, dass du und Kisara wieder da seid wo ihr hingehört.“ „Dennoch ermögliche ich dir mit denen zu reden, die du schmerzlich vermisst“, meinte Raito geheimnisvoll. Inzwischen hatte sich ihr Umfeld geändert, es war Nebel aufgezogen, der den Wald nach und nach verhüllte. Raito schlug leicht mit den Flügeln, aus der Verwirbelung traten zwei Personen, bei deren Anblick sich Kaibas Augen ungläubig weiteten. Neugierig trat Joey näher an den Brünetten heran. „Wer ist das?“, fragte er leise. „Meine Eltern...“, kam es tonlos von diesem. „.... Mutter, Vater... aber wie...“ Seine Knie gaben nach, zu viel Gefühl stürmte gerade auf ihn ein. Seine Eltern eilten ihm entgegen und umarmten ihn fest. „Seto... wir haben uns so sehr gewünscht dich noch einmal in den Arm nehmen zu dürfen“, flüsterte seine Mutter ergriffen und hielt ihren Sohn in einer festen Umarmung. „Wir wollten dir unbedingt sagen, dass wir unendlich stolz auf dich sind“, kam es von seinem Vater. „Du hast aus deinem Bruder einen ehrlichen, aufrechten jungen Mann gemacht... wir sind auch sehr stolz auf ihn.“ „Ihr … wisst... alles?“, fragte Kaiba erstickt, die Tränen nicht bemerkend, die ihm in dicken Tropfen über die Wangen rannen. „Ja... wir wissen auch, wie viel du aufgegeben hast“, bestätigte Setos Vater. „Ich hab euch so vermisst“, schluchzte Seto an die Schulter seiner Mutter. All seine Stärke war verflogen, es war nur noch der Junge übrig, der seine Eltern vermisste und viel zu früh, eine große Verantwortung übernehmen musste. ****** „Was ist jetzt los?“, sorgte sich Mokuba, der sich an das Bett seines Bruders gesetzt hatte, da er schon mit seinen Aufgaben schon fertig war und Joey nicht stören wollte. Dieser sah bei den Worten auf, das bestürzte Gesicht Mokubas ließ ihn gleich aufspringen. Kurz darauf sah er Seto ungläubig an. „Er weint...“, hauchte Joey fassungslos. Unablässig rannen die Tränen unter den geschlossenen Lidern hervor. Zudem schlug das Herz schneller und die Muskeln begannen zu zittern. „Kaiba... mach jetzt keinen Quatsch, hörst du?“, drohte Joey ihm und wischte ihm die Tränen immer wieder weg. Ein schluchzen von der anderen Bettseite her ließ ihn aufsehen. Sofort war er bei Mokuba und nahm diesen fest in den Arm. „Scht.... das wird schon wieder“, versuchte er ihn zu trösten, was kaum möglich war. ****** „Ich weiß, Schätzchen.... wir vermissen dich auch“, tröstete seine Mutter ihn und strich ihm sacht über den Rücken. „Aber du musst wieder zurück... Mokuba braucht dich noch.“ „Ich will nicht...“, weigerte sich Seto spontan. „... ich will bei euch bleiben.“ „Das geht nicht, mein Sohn“, bedauerte sein Vater. „Du hast noch soviel vor dir, verwehre dir das nicht.“ „Was habe ich denn?“, begehrte Seto auf. „Die Firma nimmt soviel Zeit in Anspruch, dass ich kaum welche für Mokuba erübrigen kann, geschweige davon, dass ich mal jemanden fürs Herz kennen lernen könnte.“ „Du hast einen tollen Bruder...“, antwortete seine Mutter. „... er kann noch viel von dir lernen.... du hast Freunde, auch wenn du es nicht wahrhaben willst, versuche einfach auf sie zuzugehen, dann kommt alles andere von allein.“ „Besinne dich auf das was du schon immer gern gemacht hast“, riet sein Vater. „Du hast immer viel Spaß am Entwickeln und Erfinden gehabt... Strukturiere deine Firma doch um, sodass du dich wieder damit befassen kannst.“ „Ich kann das nicht“, seufzte Seto niedergeschlagen. „Mein Stiefvater hat meine Gefühle zerstört... lediglich Mokuba kann sie mir noch etwas entlocken.“ „Ach Seto.... warum glaubst du, hast du diese Reise gemacht?“, lächelte Setos Mutter warm. Irritiert sah ihr Sohn sie an. „Ich verstehe nicht.“ „Kannst du es dir wirklich nicht denken?“, hakte sein Vater nach. Statt zu antworten schüttelte Kaiba lediglich den Kopf, er war so aufgewühlt, dass sein sonst scharfer Verstand schlicht überfordert war. „Aber dir ist klar, dass es in der Realität keine Drachen gibt?“, hakte seine Mutter nach. Zögerlich nickte Seto. „Was hat das zu bedeuten?“ „All deine Erlebnisse in den letzten Wochen, war eine Reise zu dir selbst“, erklärte sie ihrem Sohn. „Willst du sagen, ich habe mir Yugi und die anderen nur eingebildet?“, verstand Kaiba immer noch nicht. „Nein... das nicht, aber sie repräsentieren deine verschiedenen Charaktereigenschaften und Gefühle“, führte sein Vater die Erklärung weiter. „Yugi steht für Freundschaft, Tea für Mitgefühl, Tristan für Gleichgültigkeit und Bakura ist das Sinnbild für deinen Beschützerinstinkt.“ „Verstehe...“, nickte Kaiba langsam. „... ich musste also lernen mich anzunehmen.... aber für was stehen Joey, Kisara und Raito?“ Unsicher sah er zu seinem Mitschüler, der sich still im Hintergrund hielt. „Raito symbolisiert dein Ego, deine Gefühlskälte, seine Suche nach Kisara, ist mit deiner Suche nach Liebe gleichzusetzen“, antwortete sein Vater schlicht. „Und Joey?“, wagte Kaiba kaum noch zu fragen. Im nach hinein machte alles Sinn, genau betrachtet ging alles viel zu leicht, es gab im Grunde keine Schwierigkeiten. Aber wenn das hier ein Traum war, was war dann in der Realität? Würde er aufwachen und alles war wie immer? „Das findest du sicher selbst raus“, lächelte seine Mutter. „Es ist auch ganz leicht.“ Nachdenklich senkte Kaiba den Kopf. Joey und er waren nie Freunde, eher das Gegenteil, sie stritten sich fast täglich, wo auch immer sie sich sahen. Aber hier, in dieser Welt, war es immer Joey gewesen, der ihm eine nie gekannte Wärme zukommen ließ und ihn dadurch mehrfach rettete. Kisara hatte ihn als Wirt ausgewählt... Kisara, die für seine Liebe stand, die in Gefahr war getötet zu werden. Sollte es so einfach sein? „Soll das heißen, dass ich ihn... das kann nicht sein“, kam es tonlos von seinen Lippen. „Du kennst die Antwort“, erwiderte seine Mutter warm. „Wir lieben dich, Seto, wir wünschen uns nur dass du glücklich bist.“ „Es wird Zeit...“, mischte sich Raito ein. „... er ist hier.“ „Seto... wir müssen gehen...“, erhoben sich seine Eltern und umarmten ihren Sohn liebevoll. „... sag Mokuba, dass wir stolz auf ihn sind.“ „Bitte bleibt“, bat Seto seine Eltern traurig. „Ich will euch nicht noch einmal verlieren.“ „Aber Schatz... wir sind immer bei dir... hier drin, in deinem Herzen“, lächelte sein Vater und tippte seinem Sohn auf dessen Herzgegend. „Wir haben dich und deinen Bruder sehr lieb, vergiss das nicht.“ „Ich hätte mir denken können, dass ich Sie hier finde, Mr. Kaiba“, erklang die spöttische Stimme Pegasus. „Aber mir entkommen Sie nicht.“ ****** Mokuba und Joey wollten gerade gehen, sie hatten sich schon von Kaiba verabschiedet, als dessen Herzschlag in die Höhe schnellte. Sofort waren sie wieder bei ihm. Neben dem Puls beschleunigte sich auch die Atmung und die Muskeln fingen an zu zucken. Um ihn zu beruhigen nahm Joey wieder Kaibas Hand in seine. „Ganz ruhig, mein Drache“, redete er auf seinen Mitschüler ein. „Du musst uns nicht immer so einen Schrecken einjagen.“ „Genau... mach einfach deine Augen auf“, stimmte Mokuba mit ein, der immer wieder über Setos Haar und Arm strich. ****** Joey erstarrte, wie auch Seto und dessen Eltern. Die Drachen konnten nichts mehr tun, vielmehr mussten sie dafür sorgen, dass Setos Eltern wieder in ihre Welt wechselten. Ihre Zeit hier war um, mehr konnte Raito für seinen ehemaligen Wirt nicht tun. „Seto... es ist deine Entscheidung, ob er jetzt schon Erfolg hat“, mahnten seine Eltern. „Wir können dir jetzt nicht mehr beistehen, wir müssen gehen.“ Joey stellte sich schützend vor Kaiba und funkelte Pegasus kampflustig an. „Sie kriegen ihn nicht“, verkündete er selbstsicher. Nur kurz zögerte Seto, dann verabschiedete er sich von seinen Eltern. Je eher sie gingen, desto sicherer war es für sie. „Ich liebe euch“, hauchte er ihnen bei seiner letzten Umarmung ins Ohr. „Wir dich und deinen Bruder auch“, erwiderten sie, ehe sie sich widerstrebend von ihm lösten und langsam in dem wirbelnden Nebel verschwanden. Schweren Herzens wandte er sich ab und sah nun Pegasus an. Schlagartig wurde ihm klar, welche Rolle dieser spielte. „Sie kriegen mich nicht“, sprach er diesen selbstsicher an. „Noch nicht...“ „Denken Sie das wirklich?“, lachte Pegasus amüsiert. „Das sehe ich anders.“ Eine leichte Handbewegung seinerseits brachte die Erde zum Beben, welches sich rasch verstärkte. „Ich lasse nicht zu, dass Sie ihn bekommen“, verkündete Joey erneut. „Lass gut sein... an dir bin ich noch nicht interessiert“, blieb Pegasus unbeeindruckt. Noch einmal verstärkte der Amerikaner das Beben, dem der Boden nichts mehr entgegensetzen konnte und aufbrach. Kaiba schwankte und stürzte in den Spalt. Im letzten Moment fand er noch Halt an einer alten Wurzel. „KAIBA“, schrie Joey entsetzt, stürzte zu dem Spalt und packte Kaibas Hand. „Ich hab dich.“ ****** „Nein... nein... nein..... Seto... bitte“, flehte Mokuba tränenüberströmt. Sogar für ihn war ersichtlich, dass sich der Gesundheitszustand seines Bruders dramatisch verschlechterte. Joey hielt weiterhin die Hand des Jungunternehmers, in der Hoffnung diesen dadurch zu beruhigen, was diesmal wohl nicht wirklich half. Die Krankenschwester stürzte ins Zimmer und schob Mokuba einfach beiseite, um die Werte zu überprüfen. „Was ist passiert?“, fragte sie, während sie den Sitz der Elektroden überprüfte. „Keine Ahnung... er war eigentlich ruhig...“, antwortete Joey. „... er hat geweint...“ Überrascht sah die Krankenschwester ihn an, dann kümmerte sie sich wieder um ihren Patienten. Dessen Zustand sich in den letzten Minuten weiter verschlechterte. ****** „Ich kann mich nicht halten“, kam es verzweifelt von Kaiba, der immer mehr den Halt verlor. „Keine Sorge... ich lass dich nicht fallen“, appellierte Joey an das Durchhaltevermögen Kaibas. Fest umschlang er dessen Hand und versuchte ihn hoch zu ziehen. „Komm... noch ein Stückchen, dann kann ich dich auch mit der anderen Hand greifen.“ Amüsiert sah Pegasus dem Schauspiel zu. Er war sich sicher, dass er Kaiba bekommen würde, die Frage war nur der Zeitpunkt. Er machte nichts weiter, er beobachtete nur noch. Kaiba befand sich am Abgrund und nichts würde den Absturz verhindern. Verzweifelt klammerte sich Kaiba an die helfende Hand Joeys, aber er hatte keine Kraft sich hoch zuziehen, vielmehr rutschte er Stück für Stück tiefer. Dabei drohte er Joey mit in die Tiefe zu ziehen. ****** Inzwischen war der gerufene Arzt eingetroffen, erteilte knappe Anweisung, wie viel von welchen Medikament dem Patienten über den Tropf verabreicht werden sollte. Doch nichts half, der Zustand verschlechterte sich mehr und mehr. Schließlich flimmerte das Herz nur noch. „Defi sofort... und schafft die Kinder raus“, brüllte der Arzt Anweisungen. Mokuba starrte geschockt seinen Bruder an, der sichtbar gegen den Tod kämpfte, damit hatte er nicht mehr gerechnet. Er wollte das Zimmer verlassen, aber er konnte sich nicht rühren, er bemerkte auch nicht die Tränen, die ihm unablässig aus den Augen rannen. Joey stand immer noch am Bett und hielt Kaibas Hand, dessen Finger sich inzwischen um seine verkrampften. „Lass los Joey... wir können ihm sonst nicht helfen“, forderte der Arzt eindringlich. „Ich kann nicht... er lässt mich nicht“, antwortete Joey verzweifelt und versuchte seine Finger zu befreien. Das seine Hand inzwischen schmerzte störte ihn nicht, aber solange er sich nicht von Kaiba lösen konnte, waren den Ärzten die Hände gebunden. ****** „Komm schon Kaiba... noch ein bisschen, dann hab ich dich“, feuerte Joey den Brünetten an und rutschte selbst ein Stück tiefer. „Nicht... lass es... du kannst mir nicht helfen“, lehnte Kaiba ab. Das letzte was er wollte war, dass sich Joey seinetwegen so in Gefahr begab. „Du kannst mir nicht helfen.“ „Red keinen Unsinn, verdammt, für diesen ganzen Quatsch schuldest du mir ein Abendessen, mindestens... und jetzt streng dich an, du dummer, eingebildeter Egoist...“, fluchte Joey, der nicht einsehen wollte, dass alle Mühe umsonst gewesen sein sollte. 'Seto …', erklang Raitos Stimme in seinem Kopf. 'Manchmal muss man das Alte los lassen um neu Anfangen zu können.' Kaiba schloss seine Augen, er wusste was er zu tun hatte. Entschlossen öffnete er sie wieder und sah Joey lächelnd an. „Lass einfach los“, forderte er ihn sanft auf. „Nein... ich geb nicht auf“, weigerte sich Joey, den Tränen nahe. Seto gab jeden Halt auf und hing nun mit seinem ganzen Gewicht an Joeys Arm. „Es ist gut Joey... du kannst mir nicht mehr helfen“, sagte Kaiba ganz ruhig und lächelte Joey warm an. Immer mehr rutschte er aus Joeys Hand. „Danke, dass du mir geholfen hast und für mich da warst.“ „Nein... Seto, was tust du..“, rief Joey panisch. „... halt dich fest..... gib nicht auf.“ „Es ist zu spät“, schüttelte Kaiba den Kopf. In diesem Moment verlor er den letzten Halt und stürzte in den Abgrund. Das letzte was er sah, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war Joey. ****** Zu dritt versuchten sie die Finger von Joeys Hand zu lösen... ohne Erfolg. „Kaiba, du Gott verfluchter Eisblock.... lass los oder wach auf, aber zerquetsch mir meine Hand nicht nur zum Vergnügen“, fluchte Joey ungehalten. „Sie können dir nicht helfen, wenn du mich nicht los lässt.“ Unvermittelt lockerte sich der Griff Kaibas, sodass Joey seine Hand herausziehen konnte. „Raus jetzt... nimm den Kleinen mit“, forderte der Arzt und schob Joey Richtung Tür. Dieser hielt sich die schmerzende Hand, dafür würde Kaiba noch bluten. Doch jeder Gedanke daran verschwand, als er Mokuba sah, der immer noch unter Schock stand. „Komm...“, sagte Joey leise, schlang seine Arme um Mokuba und schob ihn zur Tür raus. „Seto... er darf nicht.... er kann mich doch nicht allein lassen“, brach sich die Verzweiflung ihre Bahn. Er konnte den Blick nicht von seinem Bruder lassen, dessen Körper nun unter den Elektroschocks zuckte. Bevor sich die Tür schloss fraß sich der eintönige Ton in seinen Kopf... ein Ton, der davon zeugte, dass sein Bruder den Kampf um sein Leben verlor. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)