Die geheimnisvolle Insel von night-blue-dragon ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 „Kaiba geht es wohl doch noch nicht so gut“, meinte Yugi gerade. „Es ist kurz vor acht und er ist noch nicht hier.“ „Und wenn schon...“, zuckte Joey die Schultern. „... vielleicht hat er auch nur ein Meeting und kommt später... wäre ja nichts neues.“ „Das wäre aber ganz schlecht für deine Laune“, stichelte Tristan, der es einfach nicht lassen konnte. „Und wenn... eure Wette ist eh nichtig, oder etwa nicht?“, konterte der Blondschopf ironisch. „Wer weiß, wer weiß...“, grinste Bakura, dem es einfach Spaß machte seinen blonden Mitschüler zu ärgern. „Es ist amüsant zu sehen, wie deine Laune sinkt, nur weil sich ein gewisser Firmenchef nicht sehen lässt. Man könnte glatt meinen, du wärst in ihn verknallt.“ „Spinnst du?“, echauffierte sich Joey. „Mit dem Eisklotz würde ich nie was anfangen wollen, da würde ich mir ja Gefrierbrand holen.“ Seine braunen Augen funkelten ärgerlich, dann fing er an fies zu grinsen. „Vielleicht willst du dich an ihn ran machen“, meinte er lapidar, ehe Bakuras Blick fixierte und zum Gegenschlag ausholte. „Immerhin sabberst du ihm ständig hinterher, wenn du denkst, dass dich keiner beobachtet.“ Augenblicklich verdunkelte sich Bakuras Blick vor Wut und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Drohend ging er auf Joey zu, da schob sich Tristan zwischen die beiden und hob beschwichtigend die Hände. „Immer mit der Ruhe Bakura... jetzt ist kein guter Zeitpunkt für eine Prügelei.“ „Genau... schön ruhig bleiben, Bakuralein“, stachelte Joey das erhitzte Gemüt seines Mitschülers an. „Joey, halte dich bitte auch zurück“, mischte sich Tea ein, die schon eine wilde Prügelei ihrer Freunde sah. „Ich muss hier raus“, zischte der Weißhaarige bedrohlich, bedachte Tristan und Joey mit einem vernichtenden Blick, ehe er sich in Bewegung setzte um das Klassenzimmer zu verlassen. An der Tür prallte er mit Kaiba zusammen, der in das Zimmer hastete. „Pass doch auf“, knurrte dieser und schubste den Weißhaarigen beiseite. Dieser taumelte einige Meter zurück und starrte Kaiba verblüfft an. Ihm war nie bewusst gewesen, das dieser so kräftig war. Nur eine kleine Handbewegung und er, Bakura, hätte fast das Gleichgewicht verloren. Die Wut von eben war verraucht, mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er den Brünetten, wie er sich an seinen Platz setzte. „Hey, Kaiba“, erklang Joeys fröhliche Stimme. „Hast du deinen Kamm vergessen?“ Tatsächlich wirkte der Jungunternehmer nicht so ordentlich wie sonst, obwohl die Schuluniform wie immer perfekt saß, ebenso waren die Schuhe geputzt. Allerdings lagen die Haare nicht gewohnt akkurat in Position, vielmehr wirkten sie irgendwie aufgeplustert, nicht viel, aber es fiel auf. „Kümmere dich um deinen eigenen Kram“, kam es mürrisch von dem Brünetten, der sich mit seinen Fingern durch die Haare fuhr, was die Sache nicht wirklich besser machte. „Hast wohl die ganze Nacht durchgearbeitet“, stichelte Joey weiter, der es einfach nicht lassen konnte, viel zu lange hatte er auf dieses Vergnügen verzichtet. Den eisigen Blick, den er für diese Worte erntete, gepaart mit dem tiefen kehligen Knurren, erweckte in ihm den Eindruck, dass er einem, zum Angriff bereiten Wolf - oder besser Drachen - gegenüber saß. In diesem Moment betrat ihr Lehrer das Klassenzimmer. 'Wie öde ist das denn?', murrte die Stimme in seinem Kopf. 'Das machst du freiwillig mit? Da war letzte Nacht doch spaßiger, oder?' Augenblicklich verfinsterte sich Kaibas Blick und ein unwilliges Knurren entwich seinen Lippen. 'Meinetwegen langweile dich hier, aber nach dieser... Schule... kümmern wir uns um mein Problem, verstanden?' Kaiba war erleichtert, als er die Worte vernahm und entspannte sich ein wenig. Eigentlich müsste er wirklich nicht seine Zeit in der Schule verschwenden, aber hier hatte er die Möglichkeit sich mit dem zu befassen, was letzte Nacht geschehen war. Er war sich ziemlich sicher, dass keiner der Lehrer es wagen würde ihn anzusprechen, schon gar nicht, wenn er so schlecht gelaunt war wie jetzt. Kopfschmerz machte sich langsam breit, genervt rieb er sich die Nasenwurzel, das half manchmal. Ein Schatten fiel auf ihn, finster sah er auf. Ihre junge Lehrerin stand vor ihm und sah ihn besorgt an. Sie war neu an der Schule, kannte zwar Setos Sonderstatus, kümmerte sich aber nicht sonderlich darum. Bislang waren sie trotzdem recht gut miteinander ausgekommen, das drohte jetzt zu kippen. „Geht es dir nicht gut, Seto?“, erkundigte sie sich besorgt. Sie wusste natürlich von dem Flugzeugunglück und schob dessen Aussehen dem Absturz zu. „Du bist so blass und scheinst nicht geschlafen zu haben.“ Das letzte was er gebrauchen konnte, war, dass man ihm seine Schwächen vor Augen führte. Sehr genau spürte er, wie eine unkontrollierbare Wut in seinem Inneren heranwuchs. „Mir geht es blendend“, antwortete er mühsam beherrscht. „Bei allem Respekt, lassen Sie mich einfach in Ruhe. Kümmern Sie sich lieber um die anderen Schwa....Mitschüler, die benötigen Ihre Aufmerksamkeit dringender als ich.“ Ein kurzer, aber sehr intensiver Blickwechsel folgte, ehe die junge Frau nickte und sich von ihm abwandte. Langsam entspannte er sich wieder, ignorierte die neugierigen Blicke seiner Mitschüler, schlug sein Buch auf und tat zumindest so, als würde er dem Unterricht folgen. Tatsächlich wanderten seine Gedanken zu den letzten Stunden zurück, als er am Rande seines Daches stand und den letzten Schritt machte.... den Schritt, der sein Leben auf den Kopf stellte... den Schritt, der ihn in den Abgrund führte. Rückblick.... Er konnte es nicht verhindern, sein Fuß hob sich, sein Körper verlagerte sein Gewicht, dann ging es sehr schnell, auch wenn es ihm vorkam, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Kaiba hatte den Halt verloren und fiel und.... dessen war er sich deutlich Bewusst.... es gab nichts, was ihn halten würde. Hatte er bei dem Absturz schon sterben sollen? Hatte er den Tod um seine Seele betrogen? Forderte sich dieser sie jetzt ein? Noch während er fiel, wurde sein Sturz abgebremst... seine Sichtweise änderte sich. 'Sieh hin', forderte ihn diese so unfassbar nervende Stimme auf. 'Du kannst mir vertrauen.' Als ob er die Augen geschlossen hätte, wenn er schon sterben musste, dann wollte er es auch sehen, selbst wenn es ihm nur panische Angst einbrachte. Dennoch hatte er nur auf den rasend schnell näher kommenden Boden geachtet, nun löste er sich von diesem Anblick und hielt überrascht die Luft an. Wie war das möglich? Was ging hier vor? 'Endlich stellst du Fragen, die ich auch beantworten kann', klang es erfreut in seinen Gedanken. 'Schau zu den verspiegelten Fenstern und glaube was du siehst.' Wie gefordert wandte er den Kopf und erstarrte. Im Büro konnte er die Spiegelung nicht glauben, viel zu eng hing sie mit seinen Duell Monster Spiel zusammen, glaubte an einen Streich seiner überreizten Nerven. Aber das was er jetzt sah und fühlte war real, es musste real sein, auch wenn sein Verstand sich weigerte das zu begreifen, aber seine Augen belogen ihn nicht... seine Gefühle, zumindest der Teil, der noch in der Realität haftete, belogen ihn nicht... die Spiegelung in den Fenstern zeigte ihm schemenhaft, aber doch auch deutlich erkennbar – immerhin war es noch mitten in der Nacht - einen …. Drachen.... einen weißen Drachen. Wie auch immer das zusammenhing.... im Moment schien er dieser Drache zu sein. Die Verwunderung über dieses Umstand, die gleichzeitig empfundene Angst und die Tatsache, dass er wieder einmal um seinen Körper kämpfen musste, rissen ihn in eine innere Taubheit, die nicht erklärbar war... nicht für ihn. „Hör auf“, flüsterte er tonlos. 'Noch nicht... es ist so schön zu fliegen', weigerte sich der Drache. „HÖR AUF UND LASS MICH ZUFRIEDEN“, schrie er unbeherrscht. Deutlich konnte er das Zusammenzucken des großen Tieres spüren, was er mit gewisser Genugtuung zur Kenntnis nahm. Wortlos flog der Drache einen großen Bogen, landete wieder auf dem Dach der Kaiba Corporation und zog sich in den Geist seines Wirtes zurück. Ebenso wortlos brach Kaiba zusammen, das war alles zu viel für seinen Verstand, der sich jetzt in die schützende Bewusstlosigkeit rettete. Leichtes Rütteln an der Schulter und das wiederholte Nennen seines Namens ließen ihn die Augen wieder öffnen. „Mr. Kaiba, Gott sei dank“, seufzte sein Mitarbeiter erleichtert. „Sie sind ja völlig ausgekühlt. Kommen Sie, ich bringe Sie ins Büro, dort können Sie sich aufwärmen.“ Kaiba sah den Mann einfach nur an, sein Verstand suchte nach einer glaubhaften Erklärung, warum er hier oben auf dem Dach lag... schutzlos. Widerstandslos ließ er sich aufhelfen und in sein Büro geleiten. Was war nur geschehen? „Danke“, nuschelte er. „Rufen Sie bitte Roland an, er soll mich abholen.“ „Selbstverständlich“, nickte der Mann, der zu seinem Wachdienst gehörte. Nachdem dieser seinem Chef eine Decke um die Schultern gelegt hatte, machte er sich daran seinen Auftrag auszuführen. Kaiba konnte sich sicher sein, dass von dem eben passierten nichts nach draußen dringen würde, keiner seiner Mitarbeiter würden je etwas über die internen Vorgänge in dieser Firma ausplaudern. Nach einer dreiviertel Stunde kam Roland ins Büro und fand seinen zitternden, in sich gekehrten Chef vor. Er fragte nicht was geschehen war, wenn es sein Chef für wichtig hielt, würde er es ihm schon anvertrauen, daher legte er ihm sacht die Hand auf die Schulter. Seto zuckte unter der Berührung zusammen, sah verwirrt auf, ehe er nickte und aufstand. Schweigend führte Roland den jungen Mann aus dem Büro in den Fahrstuhl, der in der Tiefgarage hielt. Den Wagen hatte er direkt vor dem Eingangsbereich des Fahrstuhls geparkt, sodass Kaiba schnell einsteigen konnte und vor eventuellen neugierigen Blicken sicher war. Auch während der Fahrt, sagte Kaiba kein Wort, er wusste einfach nicht was er hätte sagen sollen. Mit erreichen der Villa hatte sich Seto soweit wieder gefangen, dass er ohne Hilfe gehen konnte. Mit einem leisen Dank entließ er Roland vorerst, wohl wissend, dass dieser ihn bald abholen und zur Schule fahren würde. Sein Weg führte ihn direkt in sein Schlafzimmer, bzw. sein Badezimmer, wo er sich Wasser in die Wanne einließ. Er war so durchgefroren, dass ihm eine Dusche nicht reichen würde, um wieder warm zu werden. Während seine Wanne voll lief, streifte er sich seine Kleidung vom Körper, seufzend stieg er wenig später in das – gefühlt – kochende Wasser. Es dauerte sehr lange, bis auch die letzte Kälte aufgab und der angenehmen Wärme wich. Aber noch immer weigerte sich sein Verstand sich mit dem zu befassen, was letzte Nacht geschah. Natürlich fühlte er, wie die ungebetene Präsenz in ihm an die Oberfläche kam, aber mit eisernen Willen sperrte er sie vorerst aus. Rückblick ende... Noch immer schwieg diese Stimme, sodass er sich tatsächlich mehr mit dem Unterricht befassen konnte. Inzwischen waren sie mitten in der dritten Doppelstunde.... Geschichte. Kein Unterricht, der die Schüler fesselte, vielmehr sahen die meisten aus, als würden sie am liebsten die Augen schließen. Nur einer gab sich diesem Bedürfnis hin... Wheeler. Im Normalfall hätte Kaiba diesen Umstand genutzt um ihn zu ärgern, aber ihm war nicht danach. Abgesehen davon machte sich der Schlafmangel langsam bemerkbar, seine Augen wurden schwer. Ein Gähnen unterdrückend stützte er seinen Kopf auf seiner Hand ab. Immer mehr entspannte er sich, bis... 'Ich hab Hunger', peitschte die raue Stimme des Drachens durch seinen Kopf. Kaiba zuckte so heftig zusammen, dass es ihn fast vom Stuhl riss und er dabei sein Buch vom Tisch schleuderte. „Nicht jetzt“, zischte er, während er besagtes Buch wieder aufsammelte. Geräusche die normalerweise nicht ins Gewicht fielen, da immer einer seiner Mitschüler redete, aber in diesem Geschichtsunterricht, indem alle dem eintönigen Monolog des Lehrers lauschten, wäre auch eine gefallene Stecknadel übernatürlich laut gewesen. So kam es, dass sich aller Aufmerksamkeit auf ihn richtete. „Hast du uns etwas mitzuteilen?“, richtete der Lehrer seine Aufmerksamkeit auf seinen, sonst unauffälligen Schüler. „Nein, habe ich nicht“, antwortete der Gefragte reserviert. 'Doch... ich habe Hunger', widersprach der Drache energisch. „Nicht jetzt“, knurrte Kaiba genervt. 'Soviel Beute', sinnierte der Drache. 'Lass mich den da vorn fressen, dann bin ich zufrieden.' Trotz seiner eisernen Selbstbeherrschung, entglitten ihm die Gesichtszüge, ob des Vorschlags. „Es wird keiner gefressen“, fauchte er aufgebracht. Alle in seiner Nähe befindlichen Mitschüler, wandten sich ihm zu. Kaibas Verhalten war gerade bei weitem besser, als der langweilige Vortrag des Lehrers. 'Jetzt hab dich nicht so', murrte sein … Gast. 'Das riecht hier so verlockend, schnupper doch mal... ich kann sogar Blut riechen. Der Mensch da vorn, mit dem du schon gesprochen hast....wirklich lecker.' Unwillkürlich richtete er sein Augenmerk auf Tea, im gleichen Moment konnte er riechen, was er mit Sicherheit nicht riechen.... nicht mal im Ansatz wissen wollte. 'Toll, nicht wahr?', freute sich der Drache, dass sein Wirt seinen Geruchssinn ausprobierte. 'Lass mich sie fressen.' Der Gedanke Tea fressen zu lassen, war tatsächlich verlockend, er zauberte ihm sogar ein winziges Lächeln ins Gesicht, was allerdings sofort wieder verschwand. „Nochmals nein, es wird kein Mensch gefressen“, betonte Kaiba erneut. „Wie soll das überhaupt funktionieren?“ „Wie soll was funktionieren?“, wiederholte der Lehrer die Frage, es ärgerte ihn, dass Kaiba so gar kein Interesse an seinem Unterricht hatte. „Wie bitte?“, fragte Kaiba verwirrt nach, war ihm doch glatt entgangen, dass der Lehrer vor ihm stand. „Du hast gefragt, wie das funktionieren soll“, erklärte der Lehrer mehr oder weniger geduldig. „Jetzt erklär mir bitte was du meinst.“ Zum wiederholten mal wandten sich ihm ausnahmslos alle Mitschüler zu. Keiner von ihnen hatte je erlebt, dass Mr. Perfekt so neben der Spur war. 'Ganz einfach... du frisst und ich werde satt', klärte der Drache seinen Wirt verblüfft auf. 'Oder ich fresse und du wirst satt.... was ist so schwer daran?' Kaibas Mundwinkel zuckten verräterisch, fast schon verzweifelt versuchte er Haltung zu wahren. Die letzten Worte in seinem Kopf brachten das Fass zum überlaufen, so dass er spürte wie er die Kontrolle über sich verlor. Hastig schlug er sich die Hand vor dem Mund, um nicht – für seinen Lehrer – grundlos loszuprusten. „T´schuldigung...“, nuschelte er. „... mir ist schlecht.“ Sofort sprang er auf und eilte aus dem Klassenraum, direkt auf das nächste Schülerklo. Verblüfft sahen ihm alle nach. „Nun... es muss ihm ziemlich schlecht gehen“, stellte der Lehrer sich räuspernd fest. „Einer von euch sollte ihm folgen, falls er Hilfe braucht.“ Sofort meldeten sich fast alle Mädchen, die sich sehr gern um den jungen, verdammt gut aussehenden Firmenchef kümmern wollten. „Diese Hilfe braucht er nicht“, bemerkte Bakura trocken. „Darum wirst du ihm auch nachgehen“, bestimmte der Lehrer, den enttäuschten Protest seiner weiblichen Schüler ignorierend. „Wenn es sein muss“, zierte sich der Weißhaarige, der so gar nichts dagegen hatte, sich um Kaiba zu kümmern. „Sabber... sabber“, erreichten ihn die leisen Worte des grinsenden Blondschopfs. Auch diese Worte ignorierte er und verließ hocherhobenen Hauptes und angemessenen Schrittes den Klassenraum. Vor der Tür blieb er kurz stehen um sich zu sammeln. Schon seit geraumer Zeit hatte er ein Auge auf Kaiba geworfen, der eiskalte Geschäftsmann faszinierte ihn und machte ihn neugierig auf den privaten Seto Kaiba. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, dessen war er sich sicher. So verpeilt war der Brünette noch nie gewesen, in keiner Situation, vielleicht schon, als dieser in seinem Oberstübchen nicht ganz allein war, aber das zählte nicht. Grübelnd zog er die Augen zusammen, sollte das schon wieder passiert sein? Die Anzeichen sprachen dafür, nun, er würde dem mal auf den Grund gehen. In der Zwischenzeit hatte sich Seto wieder einigermaßen im Griff. Er tauchte sein Gesicht gerade in kaltes Wasser, welches er in seinen Händen hatte. Danach trocknete er seine Hände und sein Gesicht mit den Papierhandtüchern ab. 'Krieg ich jetzt was zu fressen?', meldete sich der Drache genervt wieder zu Wort. „Nein... du wirst dich bis heute Abend gedulden müssen“, verweigerte Seto eine Mahlzeit. Bevor sich sein Untermieter beschweren konnte, stellte Kaiba ihm eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. „Wieso ich? Da waren noch genug andere im Flugzeug. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich keine Einladung auf meiner Stirn stehen habe.“ 'Wenn ich mich nicht für dich entschieden hätte, wärst du jetzt tot... du solltest mir dankbar sein.' „Das würde mich in dem Fall wohl kaum stören, oder?“, meinte Kaiba ironisch. „Also... warum ich? Und was hast du mit dem Absturz zu tun?“ Er sah in den Spiegel, doch statt seines Spiegelbildes sah er in das Gesicht des weißen Drachen, ein sehr gewöhnungsbedürftiger Umstand. Allerdings konnte er seinem Gesprächspartner wenigstens ein bisschen anhand der Mimik einschätzen. 'Also gut....', gab sich der Drache geschlagen. '…. in dem Unwetter stieß ich wirklich mit dem Flugzeug zusammen und verletzte mich.... um zu überleben musste ich mir jemanden suchen der mir helfen konnte. In dir habe ich den Mensch gefunden... starker Wille, starker Körper, darum du.' „Da waren sicher noch andere, die genauso stark waren“, gab sich Kaiba noch nicht zufrieden. 'Ja... waren sie, aber nur du hattest den eisernen Willen diesen Absturz zu überleben und das nicht um deinetwillen sondern weil du dich gesorgt hast...weil du für deinen Bruder leben wolltest... darum habe ich das Flugzeug erneut gerammt.... es gab keinen anderen Weg, als es endgültig zum Absturz zu bringen.' „Du hast es absichtlich abstürzen lassen?“, hakte Kaiba entsetzt nach. „Was ist mit den anderen Menschen?“ 'Die haben mich nicht interessiert... sie hatten Pech', antwortete das Spiegelbild gefühllos. „Pech? Sie hatten nur Pech?“, wiederholte Kaiba erbost und fuhr mit beißendem Sarkasmus fort. „Klasse... jetzt fühle ich mich gleich viel besser.“ Finster starrte er in den Spiegel, er konnte kaum glauben, was er eben erfahren hatte, aber auf der anderen Seite, was erwartete er schon von einem Tier? 'Ich bin kein Tier... ich bin ein Drache, ein weißer Drache', stellte dieser klar. „Entschuldige...“, konterte Seto ironisch. „Selbstverständlich hat ein Drache das Recht einfach Menschenleben auszulöschen, weil er gerade Lust dazu hat.“ 'Das ist unfair', verteidigte sich der Drache. „Frag mal die Toten oder die Hinterbliebenen ob das fair war“, knurrte der Brünette. Er rieb sich die Schläfen.„Wieso warst du überhaupt da?“, wollte er etwas ruhiger wissen. 'Meine Gefährtin wurde entführt, ich will sie suchen', antwortete der Drache leise. 'Darum brauche ich deine Hilfe.' Anscheinend war der Drache doch nicht so gefühllos, wie er dachte, er maß lediglich den Menschen nicht das gleiche Recht zu leben zu. Nun.... wenn Seto ehrlich zu sich war, würde seine eigene Spezies nicht anders handeln. Alles was eine Bedrohung war, wurde unweigerlich ausgelöscht, der Gedanke versöhnte ihn ein bisschen mit der Tat des Drachen. „Weißt du von wem?“, fragte Kaiba schließlich nach. 'Leider nicht, aber ich habe eine Art Zeichen auf den Sachen gesehen, die sie zurückgelassen haben', bedauerte er. „Immerhin etwas“, nickte Kaiba. Der Drache im Spiegel sah zur Tür. 'Wir werden belauscht', warnte er. „Wir ist gut...“, murmelte er und sah ebenfalls zur Tür, „... zu hören bin doch nur ich.“ Als er wieder in den Spiegel sah, blickte er sich entgegen. Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, straffte seine Gestalt und schritt leise auf die Tür zu, die er mit einem Ruck öffnete. Überraschte braune Augen sahen ihn an. „Genug gehört, Bakura?“, fragte Kaiba lapidar und sah ihn kühl an. „Es reicht um zu wissen, dass du Hilfe brauchst“, antwortete der Weißhaarige. „Von dir?“, spottete der Brünette. „Vergiss es... und alles was du zu hören glaubtest ebenfalls.“ Bakura war zur Zeit sehr reizbar, darum ärgerte ihn die Art Kaibas gewaltig und lähmte daher auch seine Vernunft. Er packte Kaiba am Kragen, stieß ihn wieder in den Waschraum zurück, folgte ihm und schlug die Tür heftig hinter sich zu. Irritiert sahen ihn diese unwahrscheinlichen blauen Augen an. Herrgott, warum musste er ihn so angucken? Bakura atmete einmal tief durch. „Jetzt hör mal genau zu, Mr-Ich-Kann-Alles-Allein, du hast ein gewaltiges Problem, mit dem du eben nicht allein fertig werden kannst“, ging er drohend auf Kaiba zu. „Du hast dir irgendwas eingefangen... im besten Fall einen Parasiten.... im schlechtesten Fall jemand der dich zerstören will... damit kann niemand allein klar kommen.“ 'Ich bin kein Parasit', empörte sich der Drache. „Kein Parasit“, wiederholte Kaiba automatisch, sah sein Gegenüber dabei finster an. „Was bildest du dir eigentlich ein?“ zischte er. „Wenn ich mich recht erinnere, bist du sehr gerne in die Seele anderer geschlüpft um sie für deine Zwecke zu missbrauchen. Warum sollte ich ausgerechnet von dir Hilfe annehmen wollen?“ Inzwischen war die Stunde beendet und der Lärm auf dem Flur nahm zu, die Tür wurde aufgestoßen. Seto und Bakura sahen gleichzeitig zur Tür und schleuderten dem Eindringling ein „Raus!“ entgegen. Hastig wurde die Tür sofort wieder geschlossen. „Weil ich weiß, wie man in einem Geist agiert und den Wirt manipuliert“, begründete Bakura sein Hilfsangebot. Kurz lachte Kaiba, kein herzliches Lachen, es war kalt und erreichte nicht annähernd seine Augen. „Ich weiß, wie es ist jemanden in seinem Kopf zu haben... ich weiß, was passieren kann, wenn ich nicht aufpasse... und eins kann ich dir sagen“, nun packte er Bakura am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran. „In diesem Fall sind deine … Erfahrungen... wertlos. Es gibt nichts, womit du mir helfen könntest, sollte ich tatsächlich Hilfe benötigen.“ Dunkles Blau bohrte sich in dunkles Braun, keiner von beiden gab nach, doch dann weiteten sich Bakuras Augen leicht, er sah in den unwahrscheinlichen Saphiren etwas, dass er sich nicht erklären konnte, dennoch verstand er und senkte den Blick. „Trotzdem brauchst du Hilfe“, beharrte er. „Früher oder später benötigst du sie.“ „Das glaubst auch nur du“, knurrte der Brünette drohend. Von diesem aufgeplusterten Grabräuber brauchte er mit Sicherheit keine Hilfe. Energisch befreite sich Bakura aus Kaibas Griff, grinste ihn dann provozierend an, ehe er ihm leicht auf die Schulter klopfte. „Wir werden sehen, mein Freund, wir werden sehen“, entgegnete er wissend und beendete das Gespräch indem er ging. ******* „Hast du rausgekriegt, warum Kaiba so … so anders war?“, wollte Joey nach Schulschluss von Bakura wissen. Es konnte ihm egal sein, warum dieser Großkotz so durch den Wind war, dennoch machte er sich Sorgen, auch wenn er nicht verstand warum. „Vielleicht...vielleicht auch nicht“, antwortete dieser vage und sah dem Brünetten nach, der es wieder sehr eilig hatte. „Geht das auch genauer?“, murrte Joey. „Lange genug warst du ja mit ihm auf dem Schulklo.“ „Willst du mir etwas unterstellen?“ hakte Bakura lauernd nach und sah Joey drohend an. „Du kannst nicht abstreiten, dass du scharf auf ihn bist“, wich der Blondschopf einer direkten Antwort aus. „Und wenn es so wäre, was würde es dich stören?“, konterte Bakura. „Oder bist du selbst hinter ihm her? Streitest du deswegen immer mit ihm?“ Beide standen sich gegenüber und starrten sich mit funkelnden Augen an, gleichzeitig hatten sie ihre Hände zu Fäusten geballt. „Wie es aussieht sucht sich unser Joey gerade einen neuen Streitpartner“, bemerkte Tristan trocken. „Aber ob Bakura der richtige für diesen Job ist?“ „Scheint so“, stimmte Yugi kopfschüttelnd zu. „Unabhängig davon wüsste ich allerdings auch gern, warum sich Kaiba so untypisch verhalten hat.“ Offenbar wusste Bakura etwas, daher schob sich Yugi zwischen die Streithähne. „Jungs... immer ruhig, bevor ihr euch die Köpfe einschlagt, solltet ihr erst mal in Erfahrung bringen, ob Kaiba überhaupt auf Jungs steht, findet ihr nicht?“, versuchte er sie zu beruhigen, beschwörend sah er von einem zum anderen. „Als ob ich was von ihm will“, empörten sich beide gleichzeitig. „Darin seid ihr euch wenigstens einig“, bemerkte Yugi trocken. „Nun sag schon, Bakura“, mischte sich Tristan ein. „Hast du was raus finden können?“ Der Angesprochene atmete tief durch um sich zu beruhigen. „Ich bin mir nicht sicher“, setzte er zur Antwort an. „Ich bin ihm gefolgt, ich wollte gerade die Tür öffnen, da hörte ich ihn reden... aber nur ihn, allerdings schien er eine Unterhaltung geführt zu haben. So wie ich es verstanden habe ist bei dem Absturz etwas passiert, was ihm das Leben rettete... was aber wirklich komisch war... ich hab ihn zur Rede gestellt, wie üblich hat er alles abgestritten, aber da war was in seinen Augen... ich denke, dass er ein großes Problem hat, auch wenn er es nicht wahrhaben will.“ „Klingt nicht gut“, meinte Yugi besorgt. „Wir sollten ihn am Montag darauf ansprechen. Ich habe am Wochenende leider keine Zeit“ „Geht mir auch so“, stimmte Joey zu. „Ich muss unbedingt lernen, um mit den Zensuren nicht völlig in den Keller zu gehen.“ Wheeler war nicht dumm, er könnte wesentlich bessere Noten haben, er war einfach nur zu bequem um zu lernen und ließ sich daher sehr leicht ablenken. Auch Tristan hatte an diesem Wochenende etwas vor, das sich nicht aufschieben ließ. Bakura würde am liebsten heute noch zu Kaiba gehen um ihn auf den Zahn zu fühlen, aber allein hatte es wohl nicht viel Sinn. „Am besten gleich vor dem Unterricht“, erklärte sich der Weißhaarige bereit solange zu warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)