Zum Inhalt der Seite

Im Fluss der Zeit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Neuigkeit

Am nächsten Morgen trat ich mit einem herzhaften Gähnen aus dem Zelt heraus. Der dicke Mantel reichte nicht ganz, um mich vor der morgendlichen Kälte zu schützen. Es war feucht, die Gegend von dichtem Nebel bedeckt. In der Ferne hörte ich das Klirren metallischer Gegenstände, die auf Stein geschlagen wurden, sonst war es angenehm still.

„Die sind ja schon früh bei der Arbeit“, murmelte ich und beschloss, mir das einmal genauer anzusehen.

Die Goronenarbeiter machten ihrem Ruf alle Ehre. Stets mit vollem Einsatz bei der Arbeit, von den frühen Morgenstunden bis spät in die Nacht hinein. Aber der ganze gestrige Arbeitstag und auch Tage davor hatten sie kaum vorangebracht, lohnte es sich also für sie weiterhin so zu verfahren?

„Guten Morgen, Dakehro“, sagte ich, um den Anführer der Truppe auf mich aufmerksam zu machen. Er war größer und älter als der Rest, hatte aber mindestens so viel Temperament.

Er drehte sich um und sagte: „Ah, Thefa. Guten Morgen! Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nacht!“

„So angenehm es in einem Zelt eben sein kann. Wie ich sehe, seid ihr bereits fleißig?“

Dakehro betrachtete den Felsen und sagte: „Natürlich. Sobald das Zwitschern der Vögel uns geweckt hat, haben wir uns an die Arbeit gemacht. Auch, wenn wir gestern nicht viele Fortschritte gemacht haben, geben wir nicht auf. Kein Fels ist stärker als ein Gorone!“

Er lachte lautstark in Richtung Himmel. Ich pflichtete ihm mit einem verhaltenen Kichern bei.

„Dakehro, hör mal“, sagte ich. „Ich denke, ihr habt euch eine kleine Auszeit verdient. Ihr verschwendet hier nur eure Zeit, bis wir nicht genau wissen, um welches Material es sich hier handelt.“

„Aber Thefa, also bitte. Diesen Felsen kriegen wir schon klein, du musst keine Rücksicht auf uns nehmen.“

„Ich sage dir nur, dass es am vernünftigsten wäre auf die Ergebnisse der Gesteinsprobe zu warten. Dann können wir bessere Methoden abwägen, um hier voranzukommen. Ich habe da so eine Vermutung und wenn ich richtig liege, könnt ihr hier so viel hämmern wie ihr wollt und seid in zehn Jahren noch nicht fertig.“

Dakehro wollte erneut widersprechen, zögerte allerdings. Dann sagte er: „Na schön, du bist der Chef. Aber was sollen meine Leute so lange machen? Lange Pausen stehen uns einfach nicht, weißt du? Wir brauchen eine Beschäftigung, die den Körper beansprucht, dafür leben wir, jawohl!“

„Ich habe mir schon etwas überlegt“, sagte ich und konnte nicht anders, als erneut zu kichern. „Ich bin unsere derzeitige Situation noch einmal durchgegangen und habe erkannt, dass uns Ausrüstung fehlt, die wir auf jeden Fall brauchen werden. Ich werde dir eine Liste mitgeben. Das kannst du alles in Hateno beim Institut beschaffen.“

„Hm. Zu Fuß ist Hateno etwa einen Tagesmarsch entfernt, wenn wir uns beeilen. Aber wir kriegen das auf jeden Fall in der Hälfte der Zeit hin, verlass dich auf uns!“

„Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Ach, und… es ist immer offensichtlicher, dass es sich hierbei um eine ziemlich spezielle Shiekah-Stätte handeln dürfte. Frag also bitte nach, ob das Institut einen Experten entbehren kann, der uns unterstützt. Derjenige würde natürlich entsprechend entlohnt werden.“

 

Nachdem Dakehro sich umgedreht hatte, um seine Mannschaft zu versammeln und ihnen den neuen Auftrag zu erläutern, trat Manori an meine Seite.

„Kaffee gefällig?“, fragte er mich und hielt mir, exakt wie am Vortag, die Tasse vor das Gesicht.

Ich seufzte erleichtert und nahm sie dankend an. „Du weißt immer genau, wann ich einen Kaffee brauche“, sagte ich. „Wie machst du das? Hexerei?“

„Ich teile einfach gerne meinen Genuss. Außerdem weiß ich als langjähriger Kaffeetrinker einfach, wie jemand aussieht, der gerade dringenden Bedarf hat.“

„Jahrelange Recherche und Forschung also, ich verstehe. Dann kann ich mich wohl auch in Zukunft auf deine Kompetenzen verlassen.“

Er grinste. „Ich stehe gerne zu Diensten.

 

Also, wie lief das Schreiben des Berichts?“, fragte er, nachdem wir uns ins Speisezelt zum Frühstücken zurückgezogen hatten.

„Ach, weißt du“, sagte ich, während ich mit dem Löffel mein Müsli umrührte, „der Bericht ging schnell vorbei. Bis auf die Entdeckung der Nische ist gestern ja nicht viel Erwähnenswertes passiert. Aber ich habe nochmal ein wenig nachgeforscht und geschaut, was ich zur Nayru Temporis finden konnte. Leider war da nicht viel. Ich habe ja erwartet, dass wir hier etwas finden, das Nayru gewidmet ist. Wir sind in Ranelle, der Name steckt ja schon darin. Aber das ist so speziell, darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich habe einfach nicht die richtigen Materialien dabei. Tja, und so ist die Zeit verflogen.“

„Nicht sonderlich viel Schlaf also, verstehe. Hast du wenigstens etwas gefunden?“

„Ja, schon. Eine Erwähnung am Rande. Die Shiekah, die der Nayru Temporis huldigten, hatten vor selbst die Fähigkeit zu erlangen, die Zeit zu manipulieren. Wer weiß, ob sie es geschafft haben, aber die übrigen Stämme waren strikt dagegen. Da sie ihre Versuchungen aber nicht unterbanden, wurden sie aus den Shiekah-Kreisen verbannt.“

Manori blieb still und biss etwas von seinem Brot ab. Sein Blick wurde so nachdenklich, dass ich mich fragte, ob ich irgendwas gesagt hatte, was ihn verletzte.

„Jedenfalls“, fuhr ich fort, „weiß man nicht, was aus den Abtrünnigen letztlich geworden ist. Ich habe nach einem Experten für die Geschichte der Shiekah schicken lassen, mal schauen, ob dieser irgendwas weiß. Es würde schon reichen, wenn er Zugang zu Materialen hätte, die uns weiterbringen.“

 

Endlich sagte er: „Sollten wir es hier wirklich mit jenem Shiekah-Stamm zu tun haben, werden wir mehr erfahren, sobald dieser dämliche Fels endlich beseitigt wurde.“ Seine Worte wirkten angespannt, so als müsste er sich alle Mühe geben, um nicht loszuschreien.

Ich wollte ihn fragen, ob ihn etwas belaste, doch in dem Moment gesellte sich Zeria zu uns. Die Biowissenschaftlerin, die im Moment damit beschäftigt war, unsere Probe des Felsens zu identifizieren. Sie sah schrecklich erschöpft aus, sprühte aber dennoch über vor lauter Aufregung.

 

„Also, ich war die ganze Nacht wach und habe diese Probe analysiert, die du mir gegeben hast, Thefa, und-“

„Verdammt, Zeria“, fiel ich ihr ins Wort. „Das kannst du nicht machen, ich brauche jeden einzelnen so ausgeruht wie möglich!“

„Ja, schon klar“, sagte sie. „Aber ich konnte nicht schlafen, hab mich noch nicht an die Schlafbedingungen hier draußen gewöhnt. Ich brauche immer ein bisschen, um mich an eine neue Umgebung zu gewöhnen, wisst ihr, und da kann es passieren, dass-“

Diesmal war es Manori, der ihr ins Wort fiel und sagte: „Du konntest nicht schlafen, schon verstanden. Also, was ist? Hast du ein Ergebnis?“

„Oh ja, hab ich.“ Ihre Augen funkelten ein wenig. „Ich bin zwar noch nicht alle Tests durchgegangen, aber ich kann bereits mit Sicherheit sagen, dass sich eure Vermutungen als wahr herausstellen. Die Bestandteile gleichen bisher haargenau den Vergleichswerten, die ich von dir habe, Thefa.“

 

„Also hatten wir Recht“, sagte Manori strahlend.

Ich konnte das Strahlen nur imitieren. Die Information erschlug mich wie ein einen Berg herunterrollender Gorone. Ich konnte nicht fassen, auf was wir hier gestoßen waren.

„Die Shiekah-Felsen“, sagte ich. „Dann benötigen wir antikes Werkzeug. Gut, dass ich das Goronen-Team bereits zur Besorgung losgeschickt habe. Wenn alles gut läuft, sollten sie spätestens Morgen Mittag wieder hier sein.

Vielen Dank, Zeria“, sagte ich. „Und jetzt geh dich bitte ausruhen. Mach das nicht noch einmal, verstanden? Ich kann keine übermüdeten Mitarbeiter während der Arbeitszeit gebrauchen.“

„Schon verstanden“, sagte sie und gähnte.

 

Nachdem Zeria das Zelt verlassen hatte, erhob Manori das Wort und sagte: „Bis Morgen Mittag also, dann ist es soweit. Ich bin schon so gespannt.“

Ich grinste in mich hinein, mein Herz raste wie verrückt. „Und ich erst“, sagte ich. „Sobald wir den Fels beseitigt haben, müssen wir mit dem gesamten Team anstoßen. Wie wäre es mit Grill zum Mittag?“

„Du bist ja richtig in Feierlaune.“

„Dazu habe ich allen Grund!“

Manori lachte und sagte: „Du hast natürlich Recht, das ist wirklich ein Grund zum Feiern.  Wenn du willst, kannst du die Organisation mir überlassen. Ich weiß, wo man in der Gegend einen tollen Sekt herbekommt.“

„Das klingt verlockend, gerne. Vernachlässige aber bloß nicht deine Dissertation.“

„Glaub mir, ich arbeite jede freie Minute daran. Ein bisschen Abstand tut mir dann ohnehin ganz gut.

Also, was machen wir, bis die Goronen zurück sind?“

„Ich würde vorschlagen, wir erkunden die Umgebung noch einmal genau. Vielleicht finden wir doch noch etwas außerhalb. Ich werde gleich, sobald alle fertig gefrühstückt haben, die Aufgaben für heute verteilen. Ich schätze, der Felsen wird dann in spätestens drei Tagen Geschichte sein. Mit den antiken Werkzeugen dürfte das ein Kinderspiel werden. Und bis dahin finde ich schon etwas Sinnvolles, womit ich alle auf Trab halten kann.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück